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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950928012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895092801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895092801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-09
- Tag1895-09-28
- Monat1895-09
- Jahr1895
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Bezugs-Preis E» der Hauptexpediston oder den im Gtad>. bezirk und den Vororten errichteten NuS- gabestellen abgeholt: wrrteljährlich^!4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« HauS 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,ährlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbandiendung tu« Ausland: monatlich 7^0. Morgen-Ausgabe. Die Morgen-AuSgabe erschein» täglich mit Au», nähme nach Sonn- und Festtagen '/,7 Uhr» die Abend-Aoögabr Wochentag» 5 Uhr. Ne-action und Lkye-ition: IohanneSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbroche» qeüffurt von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Filialen: Ott« Me«« « Eortim. (Alfred Hah«>, Universitätsstratze 1, Louis Lösche. katharinenstr. 14, pari, und Aöuia»platz 7. Anzeiger. e-M,i!> P«ik, Ä-alg-IWt-, tzmdkli- Auzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Re elam »4» unter dem RedactionSstrich (4 g«. spalten) 50^, vor den Familiennachrichtra (6 gespalten) 40 Gröbere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Zifsernsatz nach höhere.» Tarif. Extra»Veilagrn (gesalzt), nur mit de, Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postdesörderung ?o.-x Ännahmeschluß für Anzeigen: (nur Wochentag») Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgrn-Ausgabe: Nachmittags 4UH'^ Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anjetgeu sind stets an di» Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^°468. Sonnabend den 28. September 1895. 89. Jahrgang. m über die Sonntagsruhe dem Gewerbebetriebe an,erlegten Beschränkungen Sw-«WN UN.' Einrichtungen in der Hcrstellu ssen. Wir freuen uns» unseren Lesern heute inittheilen zu können» aß ei? ^ srülier auch Montags eine Frühnu iakeiten m überwinden so daß wir vorn 1. Oetober d. I. ab wieder, wie früher, die bis dahin Montags früh erschienene Nummer unseres Herstellung der Zeitung ge rn m er aus geben Die durch die gesetzlichen Bestimmungen Blattes vom 1. April d. I. ab ausfallen zu lassen lungen ist» die bisher entgegenstehenden Schwierigkeiten zu überwinden, so daß können. - » - V Erlluna für das IV. Vierteljahr IMS baldgcfall.gst ver°nla>,en. Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Lcjcrtac Mi.eu« u z ^ Lt» durch die Post bezogen für das Deutsche Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 ^ 50 mit Bringerlohn für zweimalige» ag r)' Reich und Oesterreich-Ungarn v ^ In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtlicheZeitungsspeditcure, die Hauvtexpedition: Johmmesgttsse 1 , 14 Küniasolair 7 und Umversttat s 8 die Filialen: Katharirreustratze 14, Königsplatz Peterski . . . Pfaffendorfer Straße Arndtstraße 35 Herr L. 0. Littel, Colonialwaarcnhandlung, PeterSkircyyof ^ ^6. Oa88en, Colonialwaarcnhandlung, Beethovenstraße 1 Herr Hieoil. I'tzter, Colonialwaarcnhandlung» Pfaffendorfer Gtrasj ZVipdr I'!8el»6i'. Coloniallvaarenhandlung, Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr Ilki'in. Zle88ke, Colonialwaarcnhandlung» Ranftsche ISafse o - - Coloniallvaarenhandlung» Frankfurter Straße(Thomasiusstraßen-Ecke) Herr OttotraiiL, Coloniallvaarenhandlung» Ranstädter ^temweg - Coloniallvaarelihaildlung» «öhrstraße L5 Herr Lüuarü ÜetLer, Colonialwaarcnhandlung, Schützenstratze 5 Ciaarrenhandlung, Marschnerstraße O Herr 1'aul 8cI»iDlber, Drogengeschäft» LLestPlaü Straße) Herr 0. 06dU8, Coloniallvaarenhandlung, Nürnberger Stratzo 4L Herr U. L. Xlbreebt, Colonialwaarcnhandlung. B-rkstrahe SS Me Bert,nee Strago) v>rr Zeitzcr Straße S» Herr V. Lüster, CigarrenlMdlung. 8el»eit. Lis-nbahnstrasic I. in Anger-Crottendorf Herr Lodert «reiner. Zwcinaundorscr Straß- 18, >n Neustadt p nie, »e Zschochcrschc Straße 7 a, . Connewitz Frau Llsel.er, Hcrmannstraßc SS, t. Etage, - Plagw'tz Herr n. « nt/. > t «>' s ^ - Eutritzsch Herr Lodert XU»er, Buchhandlung, Tclitzschcr Straße s, - Reudnitz Herr >1.1 8 ' NjiitzenPschäft. Leipziger Straße s, . Gohlis Herr «od. 4Itner, Buchhandlung. Lindenthaler Straße 5, - - pcrr Len, . er. ^ ^ ° " ' - Lindenau Herr 4Id. I.iiuluer, Angnstenstraße IS. - Th-»b-rg Herr U- Mntved. I.crhenhamcr Straße ->». in Bolkmarsdorf Herr 6. Xaumauu, Conradstr. 55 (Ecke Elrsabethstr.). Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, die An- «nd Abfahrt für die am 28. und 29. September dieses Jahres ftattfuidendcn Rennen bctr. 1) An vorgenannten Tagen ist Nachmittags von '/,1 Uhr ab bis zum Schluß der Rennen die Carl-Tauchnitz-Straße von der Schmägrichen- bis zur Pestalozzi-Straße und der Rennbabn- weg von der Carl-Tauchnitz-Straße bis zum Kettensteg für den öffentlichen Reit-, Fahr- und Fußverkehr gesperrt. 2) Tie Ansahrt durch das Scheibenholz ist verboten. 3) Aus dem Rennbahnweg haben fämmtliche Wagen in der Reihe zu fahren. Ausbiegen und Vorfahren wird ausdrück lich untersagt. 4) Sämmtliche Wagen, auch diejenige», für welche Wagen karten gelöst find, haben links von der vor der Tribüne errichteten Einfriedigung hintereinander vorzusahren. b) Bis zum Schluß der Rennen haben alle Wagen durch das Scheibenholz abzusahren. 6) Anf Sem hinter der Tribüne befindlichen, nen ange legten Wagcnplatz dürfen nur zur Rückfahrt bestellte Wagen ansahren. Die Kutscher haben sich von dem an der Casse postirten Polizeibeamten eine Platzkarte geben zu lassen und dieselbe sichtbar am Hute zu tragen. Die Platzkarte wird kostenfrei verabfolgt. Der an der selben befindliche Abschnitt ist für die Herrschaft bestimmt und dient zum leichten Auffinden des Wagens. Die Wagen dürfen nur in die Reihe etnfahren, welche die Nummer der Platzkarte trägt. Wagen ohne Platzkarte werden auf dem bezelchneten Wagenplatz unter keinen Umständen zugelassen. 7) Das Einsteigen in die mit Platzkarten versehenen Wagen darf nnr auf dem Wagenplatz selbst erfolgen. Kein Wagen darf, bevor er seine Passagiere aus genommen, von dem Waqenplatz abfahrcn. Die Abfahrt von den Wagenplätzen hat ausschließlich auf der an dem Damm entlang führenden AbiahrtS- straße zu erfolgen. Auf derselben ist in einer Reihe zu fahren. Die die Wagenplähe verlassenden Wagen haben auf der Strecke des Rennbahnweges von der Tribüne bis zu den großen Eichen links zu fahren und sodann durch das Tcheibenholz abzusahren. 8) Das Vorfahren vor der Front der Tribüfie, sowie das Aufstellen von Wagen auf dem Rennbahnweg zwischen der Tribüne und den großen Eichen ist untersagt. 9) Alle nicht im voraus zur Rückfahrt bestellten und daher nicht mit Platzkarte versehenen Wagen haben auf der Carl-Tauchnitz-Straße anzufahren. Nach Beginn des vorletzten Rennens dürfen diese Wagen auf dem Rennbahnweg bis an die großen Eichen vorrücken, um alsdann nach der Carl - Tanchnitz - Strafte zu ab- znfahren. 10) Während der Rennen dürfen Wagen auf dem Schlcnßiger Weg nicht halte» bleiben. 11) Nach Beginn des vorletzten Rennens darf der Rennbohnweg in der Richtung nach der Tribüne von den großen Eichen an nicht mehr befahren werden. Herrschaften, welche sich Wagen znm Abbolen be stellen, wollen mit Rückficht aus vorstehende Bestim mung ihre Kutscher wegen rechtzeitigen AnsatzrenS mit entsprechender Weisung versehen. 12) Für Fahrten nach der Rennbahn hoben sich die Droschken kutscher das Fahrgeld im Voraus bezahlen zu lasten. 13) Für Benutzung der auf dem Rennbahnweg vom Scheiben- Holzweg bi» zur Larl-Tauchnitz-Straß» und auf der Carl- Tauchnitz-Straße von der Rennbahn bis zur Haydn^Strohe haltende» Droschken ist der in Fahrlax» H des Droschken tarifs sür den Rennplatz s»slg»se-I» Fndrpreis zu »ntrtchten. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 30 ^l> oder entsprechender Haft bestraft. Leipzig, am 24. September 1895. Der Rath «nh das P»lizeia«t der Stadt Leipzig. Bekanntmachung. 666 Mit Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung zu la^ vom 16. Februar dss. Js. bringen wir hiermit in Erinnerung, daß die Anmeldung leerstehender Wohnungen behufs Ermäßigung des Wasser- zinses innerhalb der ersten acht Tage des betreffenden Kalender- Vierteljahres bei den Geschäftsstellen unserer Wasserwerk-Verwaltung erfolgen muß. Wird eine als leerstehend angemeldete Wohnung im Laufe des Vierteljahres wieder vermirthet od» bezogen, so ist der Wasserwerks- Verwaltung sofort Anzeige zu erstatten. Die Unterlassung zieht nicht nur den Verlust einer für das betreffende Vierteljahr noch zu gewährenden Gutschrift nach sich, sondern kann auch den Ausschluß von der Vergünstigung der Gutschrift für die Zukunft zur Folge haben. Leipzig, den 17. September 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 4469. vr. George. Cichorius. Bekanntmachung. Die im Bezirke der Kirchgemeinde Lcipzig-Eonnewitz wohnenden Eltern evangelisch-lutherischen Bekenntnisses, deren Kinder vor Ostern 1896 confirmirt werden sollen, werden hierdurch ersucht, diese Kinder, soweit sie nicht schon angemeldet worden sind, zu dem demnächst beginnenden Confirmanden-Untcrricht im Geschäfts- immer der hiesigen Kirche (Königsstr. 11, I.) in den Stunden von vormittags 11 Uhr bis Nachmittags 1 Uhr, womöglich unter persönlicher Zuführung der betreffenden Kinder, bis znm 9. October dss. Js. bei den Unterzeichneten anzumelden. Leipzig-Connewitz, am 26. September 1895. K. M. Hasse. I. M. Fr. Kunad, Diak. Liebertuwlkunh. Für die im Eigenthum der hiesigen Gemeinde befindliche Restauration zum Monarchenhügel sind uns eine ganze Anzahl Gebote nach dem am 16. dss. Monats stattgefundenen VerpachtungS-Termin abgegeben worden, die uns bestimmen, eine nochmalige öffentliche Verpachtung vorzunehmen. Termin hierzu haben wir aus Freitag. Pen 4. Oetober 1895, Nachmittags 4 Uhr anberaumt und laden wir alle Pachtlnstigen unter Hinweis auf unsere Bekanntmachung vom 6. August dis. Js. ein, sich hierzu pünctlichst an hiesiger Gcmeindeamtsstelle rinzufinden. Liebertwolkwitz, am 26. September 1895. Der Gemeinderath. Dyck, Gem. - Vorstand. V.L. 4472. vr. Georgt. etschneidrr. Der städtische Bagerhof in Leipzig lagert Waaren aller Art zu billigen Tarifsätzen. Dt« Lager- scheine werden von den meisten Bankinstituten deliehen. Leipzig, den 26. April 1894. Die Deputation zum Lagerhose. Eine Gefahr sür unser südwestafrikanisches Schutzgebiet. ^ Im Reichstage ist bei der Besprechung des Etats für unser südwest afrikanisches Schutzgebiet von ver schiedenen Seiten auf die Unzuträglichkeiten bingewiesen worden, welche sich daraus ergeben, daß diese Colonie in weitem Umfang in den Besitz von einigen großen Gesell schaften übergeyangen ist. Der Umstand, daß die weitaus größere Zahl dieser von der Reichsregierung mit ungemein günstigen Concessionen bedachten Gesellschaften nickt blos englischen Ursprungs, sondern auch fast vollständig von dem englischen Capital abhängig ist» muß diese Unzutraglich- keiten zu einer Gefahr für die wirthschaftliche Entwickelung unserer südwestafrikanischen Colonie und damit zugleich zu einer empfindlichen Beeinträchtigung unserer nationalen Inter essen steigern. Das Verhallen einer der großen englischen Gesellschaften, de« KaraS-Ahoma-Syndikat«, welches statt mit einer werkthätigrn Au«fiihrung seine« BesiebrlungSprogrammS neuerdings mit einer finanziellen Schiebung voraeht, indem es durch die Umwandlung in eine neue Gesellschaft unter dem Titel The South African TerritorieS die Erlangung von Geldmitteln auf dem Wege der Subscription anstrebt, bat die alten Klagen und Warnungen auf colonialfreundlicher deutscher Seite von Neuem geweckt. In der Thal stellt sich je länger, desto mehr heraus, daß die Cvncessionirung der großen Gesellschaften, und zumal der englischen» ein schwerer Fehler gewesen ist. Unser südwestafrikanisches Schutzgebiet ist heute im Großen und Ganzen in englischen Händen, und wenn auch eungc Gesellschaften unter den Anlheithabern und Aufstiylsrathen einige auf dem Gebiete der Colonialpolitik rühmlich bekannt deutsche Namen aufweisen» so überwiegen englischer l-inslutz und englisches Capital doch in einer Weise» daß man nur mit Besorgniß auf die weitere Entwickelung blicken kann. Die aus dem KaraS-Kboma-Syndikat hervorgehende Gesell schaft Soutb African TerritorieS ist eine rein engliiche: die South West Africa Company» an der auch die Herren Woer- mann und Or. Schalter betheiligt sind, die hanseatische r.and- und Miiien-Gesellschaft, unter deren Theilhabern sich Herren wie von der Heydt» vr. Scharlach und ebenfalls Woermann befinden, die Damara- und Namagua-Handelsgesellscha t, die Kaoko-Land- und Minengesellschaft, die deutsch-englische Oranje-Gesellschaft für Land- und Minenbetrieb» m welche in jüngster Zeit auch vr. Göring eingetreten sein soll, sie alle sind mehr oder weniger dem bestimmenden Einflüsse englischen Capitals unterworfen, obwohl sie zum Theil ihren Sitz in Deutschland haben. Nur zwei rein deutsche Gesell schaften bestehen noch, die deutsche Colonialgesellschaft für Süd-West-Afrika, die ihren Besitz wesentlich verringert bat, und die westasrikanische Siedelungsgesellschaft unter dem Vorsitze des Reichslagsabgeordnctcn Professors vr. Cuny. Wir verkennen keineswegs, daß die ReichSreaierung den beiden größten englischen Gesellschaften, der South West- Africa Company und dem Karas - Khoma - Syndikat, gegen über in einer Art Zwangslage sich befand. Die Gründung der elfteren Gesellschaft erfolgte in einer Zeit, da man aus deutscher Seite an der Zukunft unserer südwestasrikanischen Colonie so ziemlich allgemein verzweifelte. Die Bewerbung der mit englischem Gelde gegründeten Gesellschaft um Land überlassung brachte erst wieder Vertrauen in unseren süd westafrikanischen Besitz zu Wege. Bei dem Karas - Khoma- Syndikat handelte es sich um Rechte, welche die englische Gesellschaft bereits erworben hatte, bevor wir in der Südost ecke von SüdwestasrikaSchutzverträge abgeschlossen hatten. Aber giebt man das zu, so bleibt immer noch das Bedauern gerecht fertigt, daß eS nickt gelungen ist, die Bedingungen, unter welchen die Concessionirung bezw. die Anerkennung dieser Gesellschaften erfolgte, für die Besiedelung unserer Colonie mit deutschen An siedlern günstiger zu gestalten. Die Gesellschaften haben es beute in der Hand, ob sie das ihnen überlassene Gebiet zu Ansiede lungszwecken hergeben wollen oder nicht. Daraus hat sich eine Landspeculation entwickelt, die ihren Ausdruck in der stetig zunehmenden Bildung von Untergesellschastcn findet, die schon wegen der an die Syndikate und Gesellschaften ge zahlten Summen zu einer Vertheueruna und Erschwerung der Ansiedelung führen muß. Thatsäcklich halten denn auch alle Gesellschaften, mit Ausnahme der deutschen, mit dem Verkauf von Ländereien sehr zurück. Daß unter diesen Um ständen die wirkliche Besiedelung de« Landes, die wirthschaft liche Entwickelung der Colonie nothleiden muß, liegt auf der Hand, und cs ist notbwendig, baß der Reichstag, welcher sich bisher diesen Dingen gegenüber aus matte Einwendungen beschrankte, ein ernstere- Wort zur Sache spricht, damit das Interesse der Gesellschaften nicht das Interesse der Colonie überwuchert, für die wir alljährlich einige hunderttausend Mark opfern, in der Erwartung, daß sie uns in der Zukunft Gewinn bringt. ' d'e ^ai-rung es versäumt, den englischen Gesellschaften in Südwestafnka die gleiche Bedingung bei der Concesiionirung aufzuerlegen die sie z. B. der deutschen Ulambarabahn-Geselllchaft in Ostafrika gemacht hat, nämlich, daß die Gesellschaft ieder Zeit verpflichtet ist, Anträgen der Regierung auf Ueberlassung von Land zur sofortigen Be- siedelung zu entsprechen. Mr Südwestafrika läßt sich auch wohl kaum noch in ausgedehnterem Umfange auf die An wendung der Bestimmungen rechnen, die Herr von Bennigsen ^ng de« Reichstages zum Schutze geg rme mögliche Uehermacht der Gesellschaften bei Land»! concessionen empfabl. Die „Normen", welche nach Anaabe ist, daß die Regierung den begonnenen, aber bald — wie es heißt, auf Reclamationen der Gesellschaften — wieder ein gestellten Verkauf des ihr zur Verfügung gebliebenen Land gebietes an deutsche Ansiedler unverzüglich wieder aufnimmt. Der Besiedelung des Schutzgebietes durch deutsche Ansiedler ist jeder nur mögliche Vorschub zu leisten. Seit mehr als einem halben Jahre beschäftigt sich ein Ausschuß des Colonialraths mit der Berathung der Landsrage im südwesi- afrikanischen Schutzgebiete, mit Ausarbeitung von Vor schriften, wie mit dem Regierungslande verfahren werden soll. Hoffentlich kommt die Sache recht bald zum gedeih lichen Ende. Deutsches Reich. Berlin, 27. September. Immer wenn das Quartal seinem Ende sich nähert, ist das Vaterland in Gefahr — in der „Freisinnigen Zeitung" nämlich. DieAbonnenten- bedürftigkeit deS Blattes erfüllt da regelmäßig den großen Scher Eugen Richter mit schrecklichen Gesichten. Alle Freiheiten und Interessen aller Bürger sind dann bedroht und es giebt nur einen Rath: die bei allen Post ämtern des Reichs gegen ein geringes Geldopfer zu bewerkstelligende Bestellung des Organs der Actiengesellschaft „Fortschritt". Wir verfehlen nicht, die Leser auf diese billige Bezugsquelle von dräuenden öffentlichen Gefahren und des Schutzes gegen sie aufmerksam zu machen. Freilich das gräulichste Ungeheuer, das die „Freist Zlg." vorführt, die Dabaksabrikalsteuer, ist schon erschlagen oder vielmehr es war sür die nächste Reichstagssession gar nicht lebendig geworden. Das hindert aber nicht, daß Herr Richter Tag für Tag eine nach seinem Ebenbild gestaltete Pappfigur durch die Spalten der „Freist Ztg." schleift und auf das gemalte Feuer, das aus ihrem lliachen steigt, hinweisend, von der Morithat singt, die demnächst an dem Tabak begangen werden wird. Damit das Lied nicht zu langweilig wird, legt er die Strophe von einem Gegensatz zwischen dem Minister vr. Miguel und dem Staatssecretair Grafen PosadowSky ein. Diese Erfindung ist der Mühe einer Widerlegung Werth. Es besteht zwischen den beiden Ressortleitern volle Ueberein- stimmung darüber, daß in der nächsten Tagung an den Reichslag die Forderung, neue Einnahmeguellen zu erschließen, nicht herantreten soll. Diese Uebereinstimmung erstreckt sich aber auch auf die Finanzminister der übrigen Bundesstaaten und insbesondere Freiherr von Riedel macht keine Ausnahme. Wenn gesagt wird: Graf Posadowsky hat mit den süddeutschen Finanzministern conferirt, folglich muß auch die Frage einer Tabaksteuervorlage erörtert worden sein, so ist dieser Schluß aerade so viel Werth, wie die Behauptung, Jemand, der in Rom gewesen sei, müsse den Papst gesehen haben. Die Sache mit der Tabaksteuervorlage liegt so, daß aus einem Irrthum und einem Mißverständlich ein Schwindel sich entwickelt hat, bestimmt, Unruhe und Unzufriedenheit ru er zeugen. Wir waren unseres Wissens in der deutschen Presse die Ersten, die mit dem Wunsche hervortraten, die Meldung der „Post" möge amtlich dementirt werden. Wir glauben aber nunmehr, daß Herr Richter und seine journalistischen Adepten aus der CentrumSpartei infolge ihrer Alarmirungs bedürftigkcit sich auch durch eine Unterzeichnete Erklärung un „Reichsanzeiger" nicht abhalten lassen würden, mit der I Tabakvorlage de« nächsten Winters zu angeln. 6. H. Berlin, 27. September. Vor wenigen Jahren noch hatten die Sociatdemokraten mit Genossenschafts gründ ungen hochfligende Pläne) die socialdemokratijchcn genossenschaftlichen Unternehmungen in Belgien florirten ganz außerordentlich und regten die deutschen „Genoffen" an. socialdemokratische genossenschaftliche Bäckereien, Schuhfabriken, Cigarrenfabriken und Brauereien ins Leben zu rufen. Bon dieser Vorliebe für genossenschaftliche Gründungen ist man aber bald zurückgekommen) jebt ist man froh, wenn man die vorhandenen sechs bis sieben Gründungen über Wasser halten kann, und auch dies hält schwer. Eine Tabakarbeiter- Genossenschaft eristirt in Hamburg; sie ist die einzige in Deutschland und wurde seinerzeit nach dem verunglückten großen Tabakarbeiterstreik ins Leben gerufen, um für die Ausgeschlossenen Unterkunft zu finden. Obgleich nun diese
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