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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951014011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895101401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895101401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe ohne Seitenzählung
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-10
- Tag1895-10-14
- Monat1895-10
- Jahr1895
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ZS,7», Oiseovto eduu» ISS,SV, keilt, leddsktes iiotl itts lfudrtro. ikootsu ikuotso Straeed ksidt »drill n» eia lisk unk aoss 182,25 210.— 153.75 88,75 168.75 231.— 88,10 18175 103,40 135,-. 8,55 168,50 333,— 285 30 74,75 »rüder 548,— rss. loutua ctisll sm , klstre -«ck»«i >Vecks«I is - «a ikootso slxsrsn sv ans 101,60 231.50 88,30 58,85 130,10 47,67'Ir 8,54'!, 58,85 1,38-^ 115,35 337.50 Bezugs-Preis k» der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten AuS- aavestellen abgeholt: vierteljährlich ^4.50, vet zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ^l 6.—. Directe tägliche Kreozbandsrndung inS Ausland: monatlich 7.50. Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr. die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Re-action und Expedition: AohanneSgafie 8. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend- 7 Uhr. Filialen: ttts Klemm- Tortim. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 1, Loui» Lösche» Katharinenstr. 14, Part, und Königsplatz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr Aiizeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile Pfg. Reclamen unter dem Redactionsstrich i4ge» spalleu> 50/F, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40^,. Olröffere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Zifferusatz nach höherem Tarif. i-xtril-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung ^ 00.—, mit Postbesörderung ./L 70.—. Ännahmeschloß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. M argen- Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Für die Montag-Morgen-Ausgabe: Sonnabend Mittag. Bei den Filialen und An»ahinestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. a. sä. Lrx rrtNA. SLlll. -L.v.81 aol v,87 v. 1889 vebeers 30^ls i. dank ss. Lul 78'!z 63-- 88 Montag den 14. October 1895. 89. Jahrgang. axieseu 68,06 487.— 27,35 doose 144,3(l-Is sen icont 27,31 1'i. mässiß. über den uu- ss erkorderlick ipsoulstton be- 1. Soldskures . I. km. Il.km. »v.ttdl. low-ö. 10»!» 720 705 533-2 535 ioi. io.LnI drsuts msllr. r. Lol. sob-kr o.HI.0. >1. Osrt. ?nciüe i.krior. Lls.-kr. z.Sildb. «ori lleot.-8 rdostk. iaod. llooslb srdsNo >.-L.-8. N'vtll .6otd» str lsLaolc ä.8t..L loxcl visrbr. kootao ackert. 8olbr.) lartm.) Srk.-V. ieküuk sr t .8aliv ., ooos ollsvd. 8 Ke. I?' 1 Korr ts a -T-r. >oxd roc. k .0.1891 > bloten rkoos« Oolär. iu.slte neue uelüv 108,50 103,10 88,75 80.— 54,60 37,50 58,— 83,10 82,35 87,50 81.30 133,— 138,50 95,— 129,— 85.30 143.10 103.10 120,70 166,20 133,80 83,— 113,30 303.50 181.75 114.50 114,— 189,— 130,35 375,10 137.75 317.50 86,50 165.20 102,— 168.20 218.75 21680 318.50 184,80 182.75 153 50 157.75 113.75 89.40 85,00 320,50 136,— 10380 86,50 84,25 58.40 hsres: Kesser. V». ick» 0,98). erilr. kuckctt.» L; io Loutk- 7orlr: 13.16,' liludelpki»: I: 24. Octodsr; liso: 16.. 23., ruck ileia tt». Ictodsr; nack 15., 20., 31. Luslraliso: tltsorso io 1- von tteitk, von Larlstud, orto. , . 'losssekikk. -es kraektoo- oiiix bväoäeit, ioti sie» Katts latureemssseo lütt küsst sick a verkültaiss- ,o eine Leods- lt oor veoix ske» kestskeo Oicdereo 8so- rsom kier am 2vit eins sckr cksruvxeo, <iis Video. Dann ood vo es . Vas xaors ,d kalt sick diese dakrcs- Outermeoxeo ^ekordert. lio sdsr dekestixt, sr aoxsroeeo. »ick oawlivk edonxeo oaek keo 80-63 L. , vack 1>aods- OooditioosII« io den letsteo tla^s vermag tvickslo, dis er kiir 100 kx. , dock vareo Nir Oetreids ei vorckkakrt »ckteo kadeo »Gütern nack 1 Koker, kör r «rsckvsrtvn kso »oed dis da» Oesckiikt. a» vsder im a niemals ein exeovsrtirso kt ooed mekr «io« ee«it«r» Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir be schlossen, den Preis für zum Kochen und Heizen, sowie zu gewerb lichen Zwecken aus den städtischen Leitungen bezogenes Gas vom 1. Januar 1896 ab von 15 ^ für den cdm ans 12 herabzufctzen. Auskunft über etwa gewünschte Anschlüsse an die städtischen Gas leitungen wird in der Geschäftsstelle der Gasanstalten (Kurprinz- straffe 14) während der GeschästSstunden ertheilt. Leipzig, den 2. August 1895. 2725 xxr -iaih Ttadt Leipzig. 1276. vr. Tründlin. Ass. Bts. Ic. Das Leipziger Schulwesen im Jahre 1894. iä. Das Jahr 1894 ist für unser städtisches Schulwesen ein Jahr normaler Entwickelung gewesen. Die fortschreitende Sckülerzahl machte zwar eine Vermehrung der Lehrerstellen nöthig, doch war die letztere keine gar zu bedeutende. Zu wünschen ist, daß auch ferner die Ausgaben nicht zu sehr anschwellen. Tie Gehalte der Lehrer, soweit diese hierbei in Frage kommen, haben übrigens durch die neue Schulordnung eine Regelung erfahren, die immer noch auf einige Zeit allen gerechten Ansprüchen genügen dürste. Die gesammten Kosten des Schulwesens stellen sich nun im Jahre 1894 wie folgt: L. Höh er e Schulen Thomasgymnasium . . . . Alumneum daselbst .... Nicolaigymnasium .... Realgymnasium I.—IIl. Realschule .... Höhere Mädchenschule . . . Gewerbeschule - . Einnahme 108 879 ' 4 891 54 743 55 833 126 571 58 710 16 200 Ausgabe 166 230s 66 587 s 158 453 149 169 309 390 97 096 83 543 Zuschuß 115 047 103 710 - 93 536 - 182 819 - 43:486 - 67 343 » Zusammen (L): 8. Volksschulen 42062^ 1 026 468 605841 Fortbildungsschule s. Mädchen 15952 50567 34 615 - « f. Knaben. - ' 125865 125 865 - Bürger- u. Bezirksschulen. . 1065666 3 710500 2 644 834 - Zusammen (L): I 081 618 3 886 932 2 805 314 ./i Jnsgesammt: 1 502 245 4 913 400 3411155 .OL In den vorhergegangenen Jahren war det Geiammr- adschluß für das städtische Schulbudget folgender: Einnahme AnSqade Zuschuß 1893: 1 453 455 .« 4 826 895 3 373 446 >6 1892: 1410 408 - 4 651 649 - 3 241241 - 1891: 1366 572 - 4 300 925 - 2934 353 - Es stieg somit gegen das vorhergehende Jahr der gesaminte Answand der städtische Zuschuß im Jahre 1892 um 350 724 306888 - - 1893 - 175 246 - 132199 - - - 1894 - 86 505 - 37715 - Wie ersichtlich, hat die Uebcrleitnng der Vorortsschulen aus den -stand der Schulen Alt-LeipzigS, die hauptsächlich im Jahre 1892 zn bewirken war und 1893 abgeschlossen wurde, recht erhebliche Ausgaben erfordert. Erst das Jahr 1894 ist wieder als ein normales in der Entwickelung zu betrachten. Im Interesse der städtischen Finanzlage ist zu wünschen, daß auch die kommenden Jahre sich in denselben Grenzen bewegen. Uebrigens werden dem Aufwand bezw. dem Zuschuß für daS städtische Schulwesen noch die Kosten der Schul- Expedition, der Schulgeld-Einnahme und der Schul- casse hinzuzurechncn sein. Diese stellten sich im Jahre 1894 auf zusammen 74 709 Der Aufwand erhöht sich hierdurch auf 4 988 109 der städtische Zuschuß auf 3 485 864 In runden Ziffern ausgedrückt: DaS städtische Schulwesen erfordert gkzeliwärtig alljährlich einen Ges am mt- anfwand von fünf Millionen Mark. Hierzu werden 1l/r Millionen Mark vereinnahmt (in der Hauptsache aus Schulgeld und Staalsbeihilfen), während 3'/, Millionen Mark durch Steuerauslagen zu decken sind. Wenden wir uns zunächst zu den Einnahmen. Das Schulgeld stellte sich auf folgende Beträge: Höhere Schulen. Aufnahme-, Schulgeld Abgangs- und "AibliolhelSgi Thomasghmnasium .... 55 002,50 ./l Nicolaigyiiinasium .... 47808,00 Realgymnasium 52 291.60 I.—UI. Realschule .... 117 494,41 Höhere Mädchenschule . . . 53 046,25 Gewerbeschule . . . . . 16 200,00 BibliolhclSgedUhren 3 906 ./t 3309 - 3 156 » 8 505 » 653 - Summa: 341 842,76 19 529 361 371,76 8. Volksschulen. Fortbildungsschule für Mädchen . . 15 886,82 Höhere Bürgerschulen 115 658,92 - Bürgerschulen 220 735,48 - Brzirksschulen 138 054,06 - Summa: 490 335,28 ./f L. Volksschulen Direktoren Fortbildungsschule für Mädchen 4 500,00 .Ä - für Knaben. 19 200,00 - Bürger- und Bezirksjchulen . . 197 350,00 - Lehrerschaft 32 959,77 ./4 88 156.50 - 2 617 018,00 - Die Gehalte Schulaufwandes. Summa: 221 050,50 .L 2 738 134,27 Jnsgesammt: 277 487,50 I« 3 417 047,55 3 694 535,05 .L erfordern genau 75 Proc. des gesammten Auf Miethzinsen (bez. Verzinsung der Schulgebäude) entfielen bei den höheren Sckulen 109 598,44 Mark, bei den Volksschulen 455 083,78 -F; das sind zusammen 564 682,22 ^ oder 11 Vr Proc. des Gesammtaufwandes. Die verbleibenden 654 182,73 oder 13»» Proc. wurden für Heizung, Beleuchtung, Besoldung der Schulhausmänner u. dlg. m. verwendet. Die Zahl der Schüler war in den letzten vier Jahren folgende: T. Höhere Schulen. i8S1 1892 18SS 189« Thoniasgymnasiuin.... 523 535 573 588 Nicolaigymnasium .... 478 447 448 466 Realgymnasium 466 478 453 479 I.—III. Realschule .... I 221 1292 1 489 1 658 Höhere Mädchenschule. . . 448 488 474 470 G-w-,AZU;: I77( 472/ 174( 677) 1721 548) 171 510 Zusammen 3 785 4 091 4 157 4 342 L. Volksschulen. Höhere Bürgerschulen . . . 2 484 3 227 3 336 3 464 Bürgerschulen Bezirksschulen 14 317 13 627 13 495 13 579 34 OM 35 3M 36 140 37 808 Cchwachsinnigenschule . . . 97 153 171 202 Zusammen 50 898 52307 53142 55 053 6. Fortbildungsschulen. Fortbildungsschule sürMädchen 323 353 467 499 - - Knaben 5 298 5 512 5193 4 894 Zusammen 5 621 5 865 5 660 5 393 Jnsgesammt 60 304 61 263 62 959 64 788 Unter den höheren Schulen haben demnach das TbomaS- ghmnasium und die drei Realschulen, unter den Volksschulen die höheren Bürgerschulen und die Bezirkssckmlen eine be deutende Zunahme der Schüler aufzuweisen. Zurückgegangen in der Schülerzahl sind dagegen die Bürgerschulen, sowie die Fortbildungsschulen für Knaben. Recht gut entwickelt hat sich die Fortbildungsschule für Mädchen, die bei dem er weiterten Lehrplane einen lebhaften Zuspruch zu ver zeichnen hak. ' .... > Die an > en städtischen Schulen wirkenden Lehrkräfte setzen sich wie folgt zusammen: Höhere Schulen Volksschulen^ . Directoren ^>ge 8 46 137 1003 H-lss lehrrr 20 145 Fach lehrer 25 45 Handarbcits- lehreriimen 1 90 54 1140 165 70 91 Jnsgesammt (X. und L.): 851 707,04 .« (Autzerdem 7116 Schulgeld — Buchrinnahme — für die Alumnen des Thomasgymiiasiums.) An anderweiten Einnahmen sind bei den Volksschulen hauptsächlich die Sta atsbeihilfen zu verzeichnen. Dieselben fallen ganz außerordentlich ins Gewicht, denn eS betrug die Grundsteuer-Dotation 341 502 ^, vie Beihilfe zu den Diensteinkommen der Lehrer und Lehrerinnen 205 050 Das sind zusammen 546 552 also 56 000 Mark mehr als der Ertrag des gesammten Schulgeldes in den Volksschulen. Betrachten wir nunmehr die Ausgaben. Von diesen entfiel der größte Theil auf Gehalte und sonstiae Unter richtShonorare (Ausgaben für Hilf-- und Mehrunter richt). Die sich ergebenden Beträge waren folgende: L. -»Here Schulen Dirtclorea Sehnrschast ThomaSgymnasium 8 550,00 122 332,41 Nirolaigymnasium 7 950,00 - 118 269,91 Realgymnasium 7 950,00 - 111385,55 I.—III. Realschule 18 757.50 - 226185,41 Höhere Mädchenschule . . . . 6 150,00 - 66:432,50 ««Werbeschule. . . . . . . 7 050,00 - 34 407,50 Summa: 56 437,50 678 913,28 1520 Die Tüchtigkeit der Leipziger Lehrerschaft ist so all gemein anerkannt, daß es an dieser Stelle eines besonderen Ausdruckes hierfür nicht bedarf. Auch der unter unserer Lehrerschaft vorhandene sittliche Geist — und auf diesen ist ein großes Gewicht zu legen — ist als ein vortrefflicher zu bezeichnen. Ist so die gesaminte organische Gliederung des Leipziger Schulwesens als eine sehr zufriedenstellende zu betrachten, so soll damit nicht gesagt fern, daß damit bereits das Voll kommenste erreicht ist. Jede Zeitepoche stellt andere Anforde rungen und Diejenigen, welche berufen sind, über die Fort entwickelung des Schulwesens zu wachen, werden auch zu erwägen haben, inwieweit die gegenwärtigen modernen An forderungen aus wirklichen Bedürfnissen hervorgegangen sind und deßhalb Beachtung heischen. Das gilt nicht nur für das rein pädagogische Gebiet, sondern auch für eine Reihe von Einrichtungen, die mit dem Schulwesen in Verbindung ge bracht werden können und die der allgemeinen Wohlfahrt der Kinder, sowie einer erweiterten Fürsorge für dieselben dienen. Daß es in manchem Puncte noch an der Einheitlich keit in der Organisation fehlt, hat sich in diesem Sommer in einer Angelegenheit gezeigt, die an sich untergeordneter Natur sein mag, aber doch nicht in eine solche Verworrenheit ausarten darf» wie eS Heuer der Fall war. Wir meinen die Gewährung von freien Nachmittagen an sehr beißen Tagen. Es wäre sehr wünschenswertb, wenn sich der gemischte Sch ul aus schuß mit dieser Angelegenheit beschäftigte und für die Aufstellung einheitlicher Normen sorgte. Von den Berichten, die über unser Schulwesen erstattet werden, sei der Directoren berichte anerkennend gedacht. Wenn der eben erwähnte gemischte Schulausschuß auch alljährlich über seine Thätigkeit etwas verlauten ließe, so würve das sicherlich, besonders bei wichtigen Fragen, in mancher Beziehung aufklärend wirken. Schließlich sei noch der Institution der Schulärzte Erwähnung gethan, doch nur, um zu sagen, daß die an diese Einrichtung ge knüpften Erwartungen bisher nur in geringem Maße in Er füllung gegangen sind. Daß es die Sladtgemeinde an nichts fehlen läßt, um unser Schulwesen auf seiner Höhe dauernd zu erhalten, steht außer Zweifel. Mögen bei dem Zusammenwirken aller Kräfte vie erziehlichen Resultate in demselben Maße zufriedenstellend sein. Staatliche Fürsorge für das vorschulpflichtige Älter. Unzweifelhaft sind die Kinder glücklich zu preisen, welcke in der Familienstube unter dem wachenden Äuge einer verständigen und liebenden Mutter sich entwickeln können. Aber eine solche Familienstube ist vielfach gar nicht mehr vor handen, nnd leider nur zu oft hat die Mutter gar nicht Zeit, ihre Kleinen rationell und fürsorglich zu führen und zu ver sehen. DaS liegt aber in den modernen Erwerbs- und WohnungSverhältnissen speciell in den Industriestädten. Die Mutter gebt, den Verdienst des Mannes ergänzend, dem Brod- erwerb nach; dieser hält sie oft den ganzen Tag von Hause fern. Aber auch der gemeinsame Verdienst reicht gewöhnlich nicht zu, eine richtige, echte Familienstude für sich allein zu haben Die Verhältnisse auf dem Lande sind natürlich der Familienerziehung günstiger. Für das kleine Kind ist er fahrungsgemäß das Spiel von größter Bedeutung; dasselbe ist nicht nur eine Kurzweil, nur dem Bedürfniß nach Unterhaltung entsprungen, sondern es bildet die Grundlage der geistigen Entwickelung des Kindes; das Spiel ist für das Kind, was die schöpferische Arbeit für den Erwachsenen. Nun ist auf dem Lande bei der Landwirthschaft gewöhnlich die ganze Familie bei der gleichen Arbeit beschäftigt, so daß also auch hierbei das Mutterauge über den Kindern wacht. Die Arbeit, welche meistens im Freien stattfindet, bietet den Kindern schon an und für sich genug Gelegenheit zu anregender Beobachtung; auch das kleinste sieht den Bach, das Würmchen im Wege, den Schmetterling in der Luft, die seltsam geformten Steine, die Erve; da kann es leicht alle möglichen Phantasiegebilde aus- führen, Teiche und Brücken anlegen, Häuser und Thürme bauen und Baumalleen, krumme und gerade, pflanzen. Dies Alles fehlt den Kindern in der Stadl sehr oft. Darum ist die Jugend der Städte, besonders der großen Städte, viel weniger kindlich als auf dem Lande. Die Erfahrung wird Jeder gemacht haben, der Großstadt und Dorf in längerem Aufenthalte kennen zu lernen Gelegenheit Halle. In vielen tausenden Familien gibt es, wie angedeutet, weder die behagliche Familienstube, noch die nöthige Zeit, die Kleinen richtig zu beschäftigen. Deshalb mußte Ersatz geschafft werden, nnd es entstanden Kleinkinderschulen, Kindergärten, Kleinkinderbewahranstalten, Oberlinschulen. Die Stadt Berlin zählte im Jahre 1893 in 36 Kleinkinderbewahranstallen 3100 Zöglinge, in 7 Oberlinschulen 611 und in 45 Fröbel'schen Kindergärten 1570 Kinder. Dies sind ausschließlich Privat- einrichlungen. Die Schweiz, welche in einzelnen Cantonen bereits die staatlicke Fürsorge für das vorsckulpflichtige Alter eingeführt hat, besaß vor 3 Jahren bereits 638 derartige Anstalten mit 768 Lehrerinnen und 28 000 Kindern. Paris gab im Jahre 1893 gegen 3 Millionen Francs für Klein kinderschulen (cooles mnternolles, Muttcrschulen) aus und batte deren 127, wo circa 27 000 Kinder der Leitung von 430 Lehrerinnen anvertraut waren. In Frankreich wurden durch Gesetz von 1881 allgemeine unentgeltliche Erziehungsstätten für das vorschulpflichtige Alter errichtet, die als Basis des ganzen Elementar-Unterrichts- Systcms betrachtet werden sollten. Die Anstalten zerfielen in zwei Classen, in Muttcrschulen und Kleinkinderclassen (6ooIos mntoruollos und olnssos eut'nutinos) und ibre unterrichtliche Aufgabe erstreckte sich auf Spiele und Bewegungsübungen mit Gesangsbegleilung, Hebungen der Handfertigkeit, erste Grund sätze der moralischen Erziehung, Kenntniß der gebräuchlichsten! Tinge uttd'Verhältnisse, Uebungen im Sprechen, Ausjagen und Erzählen, auch auf die Elemente des Zeichnens, Lesens, Schreibens und Rechnens. Der Minister hat aber in seinem hieraufbezüglichen Erlaß diese Elemente gar nicht berührt, sondern als obersten Grundsatz des Unterrichts dieser Anstalten aus gestellt, daß die Kinder jo vorbereitet werden, daß sie mit Erfolg am Unterricht der Volksschule theilnehmen können. Sie sollen rechte Liebe zur Schule und frühzeitig Neigung zu ge ordneter Thätigkeit erwecken und sich von Zwang und Ueber- anstrengung fern halten. Gute Gesundheit, geübte Sinne, Gefallen an körperlichen Uebungen, an Gesang, am Zeichnen, am Betrachten bildlicher Darstellungen und an kleinen Er zählungen, die Neigung zum Zubören, Sehen, Beobackten, Nachahmen, Fragen und Antworten, Gewöhnung an Auf merksamkeit, geweckter Verstand und Empfänglichkeit für moralische Eindrücke — diese Eigenschaften sollen den Erfolg des Besuches der cooles mutcrucUes ausmachen. Der fran zösische Minister schrieb in seinem 1881er Reglement, die Metbode des Unterrichts in diesen Anstalten müsse soviel als möglich die Erziehungsweise einer gebildeten und hingebenden Mutter nachzuahmen bestrebt sein. F. Bühler in Basel, der in einem der letzten Hefte der „Sammlung pädagogischer Vorträge" die Sorge für das vor- schulpflichtige Alter in umfassender Darstellung behandelt, ist der Meinung, daß Rechnen und Schreiben kein ganz natur gemäßes, der Familienerziehung entsprechendes Verfahren bei Kindern im Alter von 2 bis 5, beziehungsweise 3 bis 6 Jahren sei und daß dies auch dadurch nicht herbeigeführt werde, daß sämmtliche Kinder einer Anstalt nach Älter und geistiger Entwickelung in 2 Abtheilunzen oder Elasten mit stufenweise vertheiltem Unterrichtsstoff geschieden sind. F. Bühler mag Recht haben; denn der Unterricht im Rechnen, Schreiben, Lesen und Zeichnen ist Wohl Aufgabe der Volksschule. In den französischen Kleinkinderanstalten dauert die täg liche Schulzeit von 7 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends, be ziehungsweise (vom 1. November bis l. März) von 8 Ubr früh bis 6 Ubr Abends. Die Eltern müssen die Kinder bei Strafe des Ausschlusses von der Schule abholen. Die Kinder dürfen während der Mittagszeit daS mitgebrachte Essen in der Anstalt verzehren, beziehungsweise erhalten es aus der AnstaltSküche geliefert. Eine „ckireetrico" (Vorsteherin) leitet die Anstalt; sie muß mindestens 2l Jahre alt sein und das pädagogische Bc- fähigungszeugniß aujweisen. Hat ihre Anstalt mehr als 50 Kinder, erhält sie eine Gehilfin. Sie empfängt 2750 bis 3800 Francs Gehalt und 800 Francs Wobnungsgcldzuschuß; die Gehilfinnen beziehen 1500 bis 2500 Francs Gehalt und 600 Francs WohiluiigSgeld. In der Schweiz haben die Cantone Genf, Neuenburg und Waadt das Kleinkinderschulwescn gesetzlich geordnet, während es communale Anstalten dieser Art dort bereits fast überall giebt. Der Eanton Basel läßt jetzt einen vom Negierungs rath vr. Zutl ausgearbeiteten Gesetzentwurf Prüfen, der die staatliche Gründung von Kleinkinderanstalten in Aussicht nimmt und auch das private Kleinkinderschulwescn in hygieinischer und pädagogischer Beziehung den staatlichen Schulbehörden unterstellt. Die Lehrerinnen werden jährlich 1500—2000 Francs, die Gehilfinnen 1000—1500 Francs beziehen, der Inspektor Vieser Anstalten soll 3000 bis 5000 Francs JahreS- gehalt bekommen. Bei de» Privatanstalten wird gefordert, daß ihre Lehrerinnen genügende Vorbildung besitzen, daß die Erziehungsmetbode eine nützliche ist, daß bei einer Anzahl von niebr als 40 Kindern in einer Abtheilung der Lehrerin eine Gehilfin gegeben werden muß und daß die Lokalitäten den sanitären Vorschriften entsprechen »lüsten. Die Leiter der Privatanstalten haben dem Cantonsrath jährlich Bericht zu erstatten. Die Anforderungen, die gegenwärtig auch in Deutschland an den Staat für den zeitgemäßen Ausbau der Volksschulen gestellt werden, werden immer höher. Jugendspiele, Hand- fertigkeitSunterricht für die Knaben, volkswirtbschastliche und rechtskundige Belehrungen, Bezugnahme des Unterrichts aus die gewerblichen und landwirlkschaftlichen Verhältnisse dcr betreffenden Gegenden, hauswirthsckaftlichen Unterricht für die Mädchen rc. sollen in dem Lehrplan der Volksschulen Aus nähme finden. Es scheint, als ob zu all dem als ein weiterer wichtiger Gegenstand auch in Deutschland die Fürsorge von Staat und Gemeinde für das vorschulpflichtige Alter oder wenigstens die Unterstützung der dahinzielenden gemeinnützigen Bestrebungen treten sollte. Elektrische Straßenbahn. Stehen wir nach einem Ausspruch aus allerhöchstem Munde jetzt im Zeitalter des Verkehrs, so kann man speciell für Leipzig im Jahre 1895 sagen: es steht in der Periode der elektrischen Straßenbahnen. Nickt, daß wir etwa des Vortheils des Betriebes dieses neueren Verkehrsmittels uns bereits jetzt zu erfreuen hätten, sondern wir genießen erst in vollen Zügen die Leiden und Beschwerden, welche der Ban der Bahn für die Bewobner unserer Stadt im Gefolge bat, und es stebt zu befürchten, daß man sich länger, als erwünscht, dieser Geschäftsstörung zu erinnern haben wird. Hoffentlich entschädigt die neu zu erbauende elektrische Bahn und der auf der alten Pferdebahn gleichfalls ein zurichtende elektrische Betrieb uns später für die unangenehme Bauzeit und läßt uns auch die kleinen Nachtheile übersehen, welche etwa die Anbringung der Rosetten an die Häuser zur Befestigung der Aufhängungüdräbte oder die Aufstellung von eisernen Tragständern nach sich ziehen kann. Jedenfalls ist Wohl das Interesse an den elektrischen Straßenbahnen jetzt in unserer Stadt ein ganz unzweifel haftes, und es erscheint daher jetzt der geeignete Moment, daß in dem rührigen elektrotechnischen Verlag von Oskar Le in er ein Schristchen erschienen ist von Ingenieur- Max Schiemann: „Bau und Betrieb elektrischer Bahnen" betreffend. Aus demselben dürften einige An gaben für die Allgemeinheit von bleibendem Werth sein. Die erste elektrische Bahn wurde 1879 von der Firma Siemens ck HalSke in der Berliner Gewcrbeausstellung praktisch vorgeführt. Sie bestand aus einem Motorwagen (Locomotive) mit angehängten kleinen offenen Personenwagen; vie Zvleitiinx des Stromes erfolgte durck die Schienen Nach demselben System wurde die Bahn von Babnbos Lichterfclde nach der Eadettenanstalt ausgesührt, welche noch jetzt in Betrieb ist. Die bekannte elektrotechnische Firma unter Leitung des vr. Werner Siemens erkannte aber sehr bald, daß die Zuführung des elektrischen Stromes durch die Schienen nur ausnahmsweise anwendbar sei, da sie nicht blos unzureichend und mangelhaft, sondern auch gefährlich werden kann. Für Transportzwccke in Bergwerken ließ sich sehr be quem der Strom in Drähten am First (der Decke) leiten und dem Motorwagen mittelst einer auf dem Draht laufen den Katze zuführen. Es wird erinnerlich sein, daß auch kurze Zeit nach dem Spandauer Bock eine Bahnstrecke für Personen- tranöport eingerichtet war, bei welcher diese oberirdische Zu führung benutzt wurde. Dieses System kam aber vervollständigt und verbessert nach Deutschland aus Amerika, und bei der großen nord deutschen Gewerbe-Ausstellung zu Lübeck im Jahre 1889 wurden die Besucher überrascht durch die elektrische Babn von der Stadt nach dem AusstellungSplatz, welche, nach dem System Sprague, errichtet, ein Netz von Drähten in Straßen und auf den Plätzen erforderte zur Aufhängung der Leitungs drähte . von welchen ein federnder Arm mit Rolle den elektrischen Strom den Straßenbahnwagen zuführte. Die großen Vortheile, welche der elektrische Betrieb der Straßenbahnen dem Betrieb derselben mit Pferden gegenüber erkennen läßt, waren sofort einleuchtend und besteben bekanntlich in größerer Reinlichkeit und i Schonung des Pflasters, größerer Schnelligkeit obne Ueber- I anstrcngung von Zugtbieren, größerer Kraftentwickelung bei Ueberwindunz von Steigungen und Hindernissen (Schnee); einerseits Verkürzung des erforderlichen Raumes für den Wagen, andererseits Erhöhung der Leistungsfähigkeit durch Anhängewagen. Elektrische Straßenbahnen nack dem in Lübeck zuerst in Deutschland erprobten System finden sich in vielen deutschen Städten bereits in Betrieb, so z. B. in Gera, Halle, Dresden, Chemnitz, Plauen i. V., ganz neuerlichst in Stuttgart und Berlin, oder sind in Vorbereitung, wie in Nürnberg und bekanntlich hier in Leipzig. Die Einführung elektrischer Straßenbahnen stößt zniiieist aus einige Hindernisse oder Schwierigkeiten. In erster Linie sind es die großen Anlagekosten, doch würden dieselben in dem Zeitalter dcr Elektricrtät Wohl leichter zn beschaffen sein, als die Eoncession mancher Stadtverwaltungen. Ist inan doch gerade in Berlin ebenso zurückhaltend damit, wie cs dis vor Jahresfrist in Leipzig war, nnd wesentlich sind es die Bedenken gegen die oberirdische Zuführung, welche die Ertheilung der Genehmigung unthunlich erscheinen ließen. Bedenken gegen das Aussehen des Städtebildes und Be fürchtung vor der Gefahr bei dieser Zuleitungsart waren sicher ebenso berechtigt wie notbwendig, um alle diejenigen Verbesserungen und Vervollkommnungen bcrbeizusübren. welche im Laufe der Jahre diesem System der elektrischen Bahnen zu Theil geworden ist und auf welche daS erwähnte Schristchen ganz klar hinweist. Andererseits war dieser Umstand Vcr anlassung, daß man nicht nur anderen Motorenbetrieb für Straßenbahnen zur Anwendung brachte (Dampf, Gas, Petroleum oder Wärmeaufspeicherung nach System Honig- maim), sondern auch die Zuleitung deS elektrischen Belriebs- stromes aus andere Weise studirte. In dieser Hinsicht ist die unterirdische Stromzuführung von größter Be deutung, und wenn bisher einzig die Straßenbabn in Pest nach diesem System ausgesührt wurde, so lasse» doch die neueren Versuche erhoffen, daß eine Lösung dieser Frage bevor- stcht. Di« jetzt in Vorschlag und zum Theil zur An führung gelangten Systeme der ElcktricilätSgcsellschafte» Berlin und Union (für Brüssel), nach Vorschlag von Love und Griffe» in England oder Stadkbaurath Klette in Dresden erfordern allerdings neben, zwischen den Schienen oder in einer zweitheiligen Fahrschiene einen offenen Schlitz» durch
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