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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.10.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951021017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895102101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895102101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe ohne Seitenzählung
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-10
- Tag1895-10-21
- Monat1895-10
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Bezugs-Preis k der Haoptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten -lut- aabrsteVen abgeholt: vierteljährlich^L.SO, bet zwrimoiiger täglicher Zustellung in« Lau« » 5-50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteliährlich 6.—. Direct» tägliche Kreuzbandirndung in« Au-land: monatlich 7.50. Die Morgen-AuSgabr erscheint um '/,? Uhr. die Abend-Ausgabe Wochentag» um ö Uhr. Ne-action und Lrpe-ition: Johannesgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- Abend« 7 Uhr. /Malen: Otts klemm « Lartim. (Alfred Hahn), UniversitätSstratze 1, Lani« Lösche. lkatharinenstr. 1«. part. und König-Platz 7. 509. Amtliche Bekanntmachungen. Fondsbörse zu Leipzig. Die von de» Mitgliedern der Fondsbörse vorzunehmende Wahl von 3 Mitglieder» de» bebuss Umlegung der Jahresbeiträge für 18N» zu bestellenden Lchäy»ngS-A»sschttffeS wird hiermit aus Montag, den 81. Oktober l>. I.. unmittelbar nach Börsenschluß im großen Börsensaale anberaumt. Alle« Weitere ergiebt der Börsenaushang. Leipzig, den 12 Oktober 1895. Die Abgeordneten der 1. Abtheilnng de« Börsenvorstandes: (gez.) Siesktnd Sirskind. (gez.) Oskar Meyer. (gez.) Dir. Max Hutb. Bleyl, Börsensecretär. Zu den bevorstebenden Stadtverordneten- Wahlen. oo In Monatsfrist werden die Bürger unserer Stadt wieder zu den Urnen gerufen werden, um durch die Abgabe ihrer Stimmen zu entscheiden, welche Männer daS wichtige Amt eines Stadtverordneten bekleiden sollen. Für die gedeihliche Weilerentivickelung einer Stadt ist die Zusammensetzung ihres Stadtverordneten-Collegiums von höchster Bedeutung. Je größer die Homogenität desselben, desto besser wird eS seine Aufgabe erfüllen tonnen. Je stärker sich in seinen Mitgliedern cer Wille ausprägt, in allen an sie herantreienden Fragen nur im Sinne des Gemein wohls zu entscheiden, desto förderlicher wird ein solches Collegium der Statt sich erweisen. Seine Bedeutung wird sinken mit der Zunahme von Elementen, welche die 8alu8 publica hinter Sonverinteressen irgend welcher Art stellen. Ein derart durchsetztes Collegium wird selten fähig sein, einmüthig zu handeln. Starke Zersplitterungen in dieser für den Stadtbausbalt so wichtigen Körperschaft aber ver mindern ihre Arbeitskraft, setzen ihr Ansehen herab und öffnen allen Sonderinteressen Thür und Thor. Angesichts der im kommenden Monat bevorstehenden Stadtverordneten-Wahlen erscheint eine vorurtbeilSfreie und unbefangene Prüfung der einschlägige» Berbällnisse in unserem Leipzig geboten. Wer die Methode ins Auge faßt, nach welcher in den letzten Jahren die Zusammensetzung des Collegiums hier sich vollzog, der wird sich nicht wundern, daß sie keine Homogenität desselben zu erzielen vermochte. Es sind in letzter Zeit Gesichtspunkte für die communalen Wahlen unserer Stadt gellend gemacht worden, die wohl nickt allentbalben die zu empfehlenden waren. Es wurden in den Kreis dieser Wahlen Interessen gezogen, die denselben fern bleiben müssen, wenn anders unter ihnen die Stadt nickt leiden soll. Der nach Candibaten suchende Blick blieb zumeist innerhalb engerer Grenzen, anstatt das Ganze frei zu über schauen, und man entfernte sich immer mehr von dem bei Stadtverordneten-Wahlen leitenden Gedanken: in jeder /euilletsn. Die Salzburger Löwenköpfe. Von Arthur Achleitner. N-Ltruck verkoken. Mit scharfer Kälte war das junge Jahr 15ll eingezogen in die alle BisckofSstadt. Der Kranz majestätischer Berge, der Salzburg umgiebt bis nach Westen, schien wie über zuckert, die Contouren der beschneiten Bergkolvsse hoben sich scharf ab vom Firmament, und mächtige Schneemasscn füllten die Tbalweitung vom sagenbaftcn Untersberg bis zu Füßen der erzbischöflichen Veste Hohensalzburg, an deren Felsen säule die Häuser der Stadt sich zutraulich ausckmiege». In Pelze gehüllt; huschen die Bürger über die Gassen, die Hände tief in die Taschen vergraben und die Ohren sorglich mit allerlei Tiichläppcken verbunden, auf daß der böse Nordost sie nicht erfrieren mache. Wer nicht Geschäfte halber hinaus mußte, blieb lieber beim warmen Ofen; wie die Nacht ist auch die Kälte nicht des Menschen Freund. Doch wer die Kälte nicht achtete und im Dämmerlichte der NatbSstube zueilte, da« waren die ckrsame» dockgeackteten Mitglieder des Bürgerrathes der Start. Wichtiges stand im Gebeimen zu beratben, und vorsichtig guck en sich die RathSherren um, ob wohl kein Späher sie verfolge auf dem späten geheimen AuSgang. DaS Sprichwort„Unterm Krumstab ist gut wohnen" empfanden die Salzburger als unwahr, sie waren unzufrieden mit der Regie rung deS Mannes mit der Rübe im Wappen*), die ihnen zu wenig Ruhe und Frieden bot und zumal der Competenz und Würde deS Bürgerratbes zu wenig achtete. Obwohl man anderswo mit der Reichsunmittelbarkeit nicht die besten Erfahrungen gemacht hatte, griff doch in Salzburg der Glaube um sich, eS fahre die Stadt weit besser, wenn sie reichsunmittelbar werde. Stolz auf die kaiserlichen Privilegien, wach'en die Bürger veinlichst darüber, daß in wichtigen Dingen auch ihr Rath vom LandeSkerrn gehört werde. Schon im Jahre >499 wurde dies vom Erz bischof übersehen, ob absichtlich oder nicht, ist nicht scstgestellt; constatirbar jedoch ist, daß die Salzburger diese Jgnonrung ihres NatheS sehr Übel nahmen. Sie schickten eine neun- *) Der Sage nach besuchte Leonhard von Keutschach als Slubent seinen Onkel Wolf zu Alm im Pinzgau. Der Oheim machle ihm Borwürfe über di» schlechte Verwendung de- letzten Schuljahre-, die sich der Student nicht gefallen ließ. Erbost darüber jagte der Oheim den Burschen von sich und warf ihm eine Rübe au« dem Acker nach, ihm jein Haus verbietend. Leonhard nahm sich dir;» Rüge zu Herzen, studirte fleißig, ward später Domvrodst und endlin gar Erzbischof von Salzburg, al« welcher er au- Danllmrkeit die Rübe in sein Wappen nahm. (Frrijausf, Salzburger Vock-iagen.) Dieser Rübe wegen ist di» Meinung entstanden, Lrondard von Reutichach entstamm» einem Bauerngeschlecht. Di, Keutichacher waren Adelige auf dem Stammschloß Keutschach unfern de- Wörther- f»«S in Kärnthen. (G. A. Pichler, Salzburg- Lande-gejchichte.) Morgen - Ausgabe. Anzeigen.PreiS die 6 gespaltene Petitzeile SO Psg. Reklamen unter dem Redaction-strich ^ge spalten) 50-H, vor den Familiennachrichtrn (6 gespalten) 40-H. Größere Schriften laut unserem Preis verzeichnis). Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Vrtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesorderung »L 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Margen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Für die M ontag-M orgen-Ausgabe: Sonnabend Mittag. ^ Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an dt» Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Montag den 21. October 1895. 89. IN sicht tüchtige Männer zu wählen, die. aller kleinlichen nteressenpolitik abhold, ihr Amt als Bürgervertreter lediglich zum Wohl aller Bürger, zum Gesammtwohl unserer Stadt auSüben I Die nabe Zukunft schon bringt für Leipzig Fragen von großer Tragweite. Sie erheischen ein Collegium von Männern, die Tbatkraft mit Intelligenz paaren und mit dem festen Entschluß ihr verantwortungsvolles Amt antreten, in der Durchführung desselben kein anderes Interesse als das allgemeine auf sich einwirken zu lassen. Dies Ziel wird gewiß von Allen angestrebt werde». Aber seine Erreichung hängt zum großen Theil davon ab, daß man mit manchen bisherigen Gepflogenheiten bricht. Schon ist die erfreu liche Aussicht vorhanden, daß man bei den bevorstehenden städtischen Wahlen das politische Moment gänzlich aus dem Spiel läßt. DaS wäre ein erster großer Schritt vor wärts zur Erreichung deS erwähnten Zieles. Aber diesem muß ein zweiter Schritt Nachfolge». Der Blick muß aus dem beengten Gesichtskreise einzelner Jnteressen-Gruppen wieder auf daS große Ganze gerichtet werden. Sonver- wünsche müsse» wieder hinter das Gesammtwohl zurück- lreten. Die Stadtverordneten-Wahlen dürfen nickt mehr den Ausgangspunct bilden für die Behauptung oder Erlangung von Bortbeilen, die nicht der gesammten Bürgerschaft unserer Stadt zufalle,i. Das sind die neuen Gesichtspunkte, die bei den städtischen Wahlen unserer Sladt die bisher beobachteten ab- lösen müssen. Bereits im vorigen Jahre traten diese neuen Gesichtspunkte bei den Wahlen in der ersten Wähler-Ab- theilung zu Tage. Sie fanden allgemeine Billigung und ihnen siel der Sieg zu. Sie auch in der zweiten und dritten Abtheilnng der Wähler zur Durchführung zu bringen, erscheint im Interesse des Gesammtwohls geboten. Das nach diesen neuen Gesichtspunkten arbeitende System ver- urtbeilt auf das schärfste alles Coterie-Wesen und verbannt es aus seinem Programm. Es will mit dem Usus brechen, nach welchem im Collegium bereits sitzende Männer der Bürgerschaft die Candidaten ihrer Wahl präsen- tiren, um von diesen den gleichen Liebesdienst zu beanspruchen, wenn die Reibe deS Ausscheidens aus dem Collegium an sie selbst gekommen ist. Zur Durchführung dieses neuen Systems auch bei den Wablen der zweiten und dritten Wähler-Abtheilnng haben sich nun die Männer gesunden und sie werden alsbald ihr Banner emrollen, um unter dasselbe alle diejenigen Bürger zu rufen, die mit ihnen jede kleinliche Jnteressenpolitik aus dem Stadlverordiieteiisaale verbannen wollen. DaS, was sie proclamircn, ist ein neues Programm. Sie fordern in Bezug auf die Bürgerausschüsse, welche die Wahlen vorbereiten, vor allen Dingen, daß weder Mitglieder des Rathes, noch diejenigen des Stadtverordneten-Col- legiums Mitglieder solcher Ausschüsse sein können, ja, daß ein Wähler so lange nicht als Candidat für das Stadlverordneten-Collegium austreten darf, so lange er Mitglied eines solche» Ausschusses ist. Scharf werden die Männer des neuen Programmes die Candidaten-Frage präcisiren. Sie wollen als Candidaten „nr unabhängige Männer von Cbarakter, Intelli genz und Thatkraft Vorschlägen, gleichviel, welcher der auf dem Boden der heutigen Gesellschaftsordnung siebenden politischen Parteien und gleichviel welcher Wäbler- abtbeilung sie angeboren. Fern halten aber vom Stadt- verordneten-Saale wollen sie alle jene Männer, die in den Diensten der Stadt Leipzig sieben oder von ibr ab hängig sind, oder deren Beruf, Amt oder Stellung eine Collision ihrer eigenen oder der von ihnen im bürgerlichen Leben vertretenen Interessen mit den Inter essen der Stadt nicht ein für alle Mal ausschließt! Das sind die wesentlichsten Punkte des neuen Programms, mit welchem die Männer, die zu seiner Durchführung sich zusammengelban haben, demnächst hervortreten werden. Es dürfte der Billigung deS weitaus größten Tbeiles unserer Bürgerschaft sicher sein, leistet eS doch Gewähr dafür, daß dann hinfort Männer in das Collegium gewählt werden, welche das Gemeinwohl unserer lheuren Stadt ats ihr oberstes Gesetz anerkennenl Zur Frage der Nieselfeldanlagen. Vor einigen Tagen haben wir die wichtigsten Momente auS dem technischen Gutachten deS königl. NegierungS- baumeisters Daehr in Friedenau über Anlage von Rieselfeldern für die Stadt Leipzig zum Abdruck gebracht. Die Reinigung der Canalwässer bildet aber nicht bloS für die hiesige Stadtverwaltung, sondern auch für die Ver waltungen anderer deutscher Großstädte eine ungemein bedeut same und zweifellos kostspielige Frage. Wenige Städte liegen an so wasserreichen, stark fallenden Flüssen, als z B. München, welches nach dem Gutachten deS Geb. Ratbs Petlenkofer voraussichtlich noch lange Jahre seine Canalwässer der Isar Zuströmen lassen darf. Hamburg, Köln, Dresden werden über kurz oder lang die Anlage von Rieselfeldern studiren müssen, wie es in Dortmund und Magdeburg bereits ge schehen ist und in Breslau und Leipzig zur Zeit geschieht. In Frankfurt a. M. scheint die Negierung weniger energisch eingegriffen zu haben als in Magdeburg, wo die Ministerien des Innern, der öffentlichen Arbeiten und der geistlichen Unterrichts- und Medicinal - Angelegenbeiten im Jahre t886 dem Magistrat die Reinigung der Canalwässer streng zur Pflicht machten, die Anlage von Berieselungs- seldern gleichzeitig anbeimgebend. Der Widerstand des Magistrates, in Berücksichtigung der großen ihm hieraus er wachsenden Ausgabe und der laufenden finanziellen Belastung erwies sich als erfolglos, der Widerspruch wurde abgewiesen und schon im Jahre 1888 erwarb die Sladt Magdeburg I deshalb Areal zur Anlegung von Rieselfeldern, die jedoch erst jetzt betriebsfähig geworden sind. Es ist dies jedoch nur ein geringer Trost gegenüber den Verhältnissen, in welchen wir uns in Leipzig befinden! Bereits im Zabre 1886 bat die hiesige Stadtverwaltung durch eine Commission die Frage der Canalwässcr-Nkluigung studiren kaffen und beute arbeitet an der Luppe versuchsweis eine Kläranlage, welche unbestritten die zu stellenden An forderungen durchaus nicht befriedigt; die Verhältnisse in Magdeburg waren technisch jedenfalls schwieriger als in kiesiger Stadt und die Bauzeit von 4 Jahren ist keine zu lange zu nennen. Mittkeilungen über den Verlauf der Angelegenheit in Magdeburg, ebenso wie der Stand der Frage von Landerwerb zu Berieselungszwecken in Breslau dürsten demnach gerade jetzt der Bewohnerschaft unserer Sladt nicht unwill kommen sein. In Magdeburg bat, wie erwähnt, im Jabre 1888 der Magistrat ein Areal von 3381 Morgen zu einem Durch schnittspreis von 173 für die Anlage von Rieselfeldern er worben. Diesem recht günstigen Erwerb des >m Mittel 10 km vom Markt entfernten, an der Potsdamer Eisenbabn in Flur Cörbelitz und Löstau gelegenen sehr geeigneten Güter- complexcs stand nur der Nachtbeil gegenüber, baß er eine Zuleitung des Hauptwassers durch die Elbe bedingte, wozu zweimalige Ducker durch die alte und Strom-Elbe her- zustellen waren, was nur durch Taucherarbeiten möglich war und N/z Jahr Bauzeit erforderte. Die Wässer aus dem auf der Werderinsel gelegenen Stadttbeil, wie aus der aus deni rechten Elbeufer gelegenen Friedrichsstadt ließen sich leicht nach Brunnen in die Hauptcanalleitung von der Stadt »ach der Pumpstation einsübren. Die Pumpstation besitzt zwei Maschinen, welche bei 45 Umdrehungen pro Minute 500 I in der Sekunde aus 40 ni heben, durch Beschleunigung des Ganges auf 75 Umdrehungen aber 832 I in der Sekante zu beseitigen vermögen; eine Centrisugalpumpe kann den Sammel brunnen bebuss Reinigung schnell nach der Elbe entleeren, ebenso bei Hochwasser und starkem Regenfall einen Tbeil der Wässer direct zur Elbe leiten. Tie Zuleitung von der Stadt bilden in der Elbe je 2 Duckerrobre von Schmiede eisen, 1,05 m weit, während die II km lange Zuleitung nach den Rieselfeldern auS l,00 m weiten gußeißernen Rohren bestebt. In diesem Frühjahre waren 166 brr in Gemarkung Cörbelitz zur Berieselung fertig gestellt, in künftigem Frübjahr werken 400 kn aplirt sein zurAufnahme von täglich ca.7000cdm. Die mechanische Anlage der Pumpstation kostete 218 000 -4', die Anlieferung der Rohrleitung nach den Rieselfeldern ab Pumpstation allein 1>/r Millionen Mark; der Erwerb der Rieselfelder hat durch Zukauf weiterer 819 Morgen einen Aufwand von 1 l8l 000 (durchschnittlich 28l ^ per Morgen einschl. Gebäude, Holzbestände und gutes Ackerland) berbeigefübrt, so daß für die gesammte Anlage der Riesel felder, einschl. Rohranlage vom Neustävter Hafen aus, der Stadt Magdeburg eine Ausgabe von ca. 3^/« Millionen Mark erwachsen ist. Die nicht zur Berieselung in Aussicht ge nommenen Tbeile der erworbenen Ländereien haben jetzt einen Pachtertrag von 12 600 ^ ergeben; für den Betrieb der Pumpstation rechnet man den Aufwand auf jährlich 37 600 ebenso hoch die Unterhaltung der Sanrfänge, Brunnen, Canalleitung rc. Wie in Magdeburg nach den für Berlin ertbeilten Vor schriften hat Ulan auch anderwärts als Erforderniß für je köpsige Deputation mit dem Stadtschreiber Christian von Reuter ins errbischöfliche Palais und erbaten einstweilen in schuldigster Temutb die Zurücknahme jenes Dekretes, das die Stadt auf sorderte, Vorsichtsmaßregeln gegen einen Einbruch des böhmischen Ritters Hans Ganset zu treffen, und den Salz burgern gebot, bei Vermeidung der Ungnade und schwerer Strafe den Verkehr mit jenem Gansel zu unterlassen. Täglich ward die Stadt aufgesordert, auf das Bettelvolk zu achten, das häufig Brände stifte, und den Bettlern die Pulgen (Taschen) zu durchsuchen. Dieses Dekret entfachte nahezu ein Revolutiönchen. Der Erzbischof empfing die Deputation vorerst gar nicht, dringende Geschäfte vorschützend. Aber die Deputation bat um einen anderen Tag, und eine neue Audienz zu bewilligen, gebot, angesichts der Aufregung in der Stadt, die Klugheit. Der Erzbischof hörte denn Tags darauf mit himmlischer Geduld die Beschwerden des Bürger ratbes an, daß es gegen alles Recht und Herkommen sei, eine polizeiliche Verordnung obne vorherige Verständigung des Bürgermeisters zu erlassen. Im Gegentheil war es unter früheren Erzbischöfen Brauch, den Bürgermeister und einige Rathsberren zu erkiesen, an den Hof zu ziehen, auf daß in der Residenz mit den Rathen des Erzbischofs das Nölhige be sprochen werde. Dem starken Leonhard mag Wohl die Faust gejuckt haben, die zierlich geputzten steifen Nalbsherren am Kragen zu fassen, wie vor einigen Jahren den Kämmerer und Kriegsbauptinann Georg von Wisback, den er wegen Absage und Drobungen schlankweg am Wamms packte und den Rilter über die Fenster- brüstung Hohensalzburgs hinaus hielt, bis der Ritter um sein Leben winselte und die Absage zurücknahm. Allein der Erzbischof mäßigte seinen Zorn und ließ die Herrlein warten. Zur Antwort erschien aber nicht mehr der Erzbischof, sondern der Bischof von Chiemsee, der der Deputation mit sanfter Stimme auseinandersetzle, daß das betreffende Decretiim brr Dringlichkeit wegen direct erging, und zwar nicht blos an die Commune der Stadt, sondern an das ganze salzburgische Land, und man möge auch nicht glauben, daß es aus Ungnade »flössen sei, oder daß man die Salzburger im Verdacht babe, „Anhänger und Parteigänger des Ritters Gansel" zu sein. Damit war jedoch die Deputation nickt zufrieden, und der Bürgermeister Murauer erklärte solches Dekret»», für unstatthaft und gab das wieverboll zugesckickte Schriftstück dem Hosmarschall mit den Worten: „Sie hätten von de», ehrsamen Rath hiezu gemessenen Befehl erhalten, und es wolle ihnen nicht geziemen, eS anzunehmen und zu behalten " Dieses Verhalten dem Landesherrn gegenüber ließ keinen Zweifel über die Gesinnung der Salzburger übrig. Man war bei Hof gut unterrichtet über die Stimmung im Dürger- ratbe, aber man ließ bie Herren deS Ralhc« gewähren. Nur blieben sie beobachtet, so weit dies möglich war. Daß auch die Ratbsherren dem Erzbischof nicht trauten, bewies ibre Vorsicht, sich an den bitterkalten Abenten zur Ratbsstube möglichst unerkannt zu schleichen, wo eS beratben werden solle, wie sich die Stabt zur freien Reichsstadt erklären und sich der fürstlichen Hobeit entziehen könne. Für den Plan war so ziemlich Alles gewonnen; man erwartete bessere Zeiten obne die Herrschaft der Insul, und Jung und Alt war für den bewaffneten Aufstand und den Handstreich gegen Leonhard von Keutschach. Just am 21. Januar des so kalt begonnenen Jahres 1511 beschlossen die Ratbsherren, nun mit dem Anschlag nickt länger zu zögern; Tag und Stunde wurde festgesetzt, und gegen Mitternacht schlichen sie wieder, in die Mäntel und Pelze gehüllt, auseinanver. Gar zu oft passirte es unter Leonhard's Negierung nickt, daß der Rath seiner Hauptstadt zur erzbischöflichen Tafel gezogen wurle. Eine solche Einladung wußten die Ratbs- herren als Freunde eines leckeren Mables sebr zu schätzen, und wie die Pfauen geputzt, stolzirten die Eingelatenen ins bischöfliche Palais, viel beneidet vom gewöhnlichen Volk. Für den 22. Januar war große Tafel in der bischöflichen Residenz angesctzt und den eingelarenen Stadträlbe» mit dem Bürgermeister zu wissen gethan, daß sie in Gala sich einzu- finden baden. Hui, wie sie sich sputeten, die Krausen hervor- suchten und die Spitzen und die Schnallenschuhe und wie die Dinge zum Galakleiv des 16. Jahrhunderts alle heißen. Und die Cbre einer Einladung zur Galatafel, die war Jedem in die Krone gestiegen; stolzer als je zogen die Raibsberren zur Residenz, Mancher ließ sich gar in der Säusle hintragen, dem Festtage zu Ehren. Tiefer als sonst bückten sich die Höflinge und Diener im Bischofspalaste, weiche die Rathsherren in de» Speisesaal geleiteten, auch der Hosmarschall war die Unterwürfigkeit jelbst bis zu dem Augenblicke, als ibm der Bürgermeister aus Befragen mittbeille, der Rath von Salzburg wäre jetzt voll zählig beisammen. Jiu selben Moment richtete sich der Hof- marschall höhnisch aus, schritt hinaus mit hocherhobenem Haupt und schloß den Speisesaal von außen ab. Den Nathsberren war dies Benehmen im Vergleich zur vorherigen Unterwürfigkeit recht wunderbar vorgrkommen, noch mehr überraschte sie aber, daß keine Vorkehrungen zur Tafel ersichtlich waren; an dem langen Tische lagen für jede« Gedeck nur trockene Brote. Inzwischen batte ein mißtrauischer Rathsberr an der Thürklinke gedrückt und entdeckt, daß die Saaltkür von außen geschlossen war. Totten- blaß guckten die gefangenen Raibsberren einanrer an, ehe sie aber Worte fanden, lrat, umgeben von Trabanten, der Erzbischos Leonbarv ein, mit doiineriiter Stimme die Raths berren des geplanten Verralkes zeihend an ihrem Landes herrn und des BruckeS am geleisteten Eide. Er habe Alles gewußt und die sauberen Herrchen, die über ein barmloS jürsichlig Decretiim so erbost sich zeigen konnten, gewähren lassen in der Berathung des Landesverrathes, sie aber, «bvor sie gefährlich würben, durch den lockenden Imbiß eingefangen. Jetzo aber werden die Bürger und Rätbe der „freien Reicks- skatl" nickt, wie sic vermeinten, an der Galakafel de« Erz bischos- von Salzburg sitzen, sondern zu Zweien aneinander gedunken aus Hohensalzburg gebracht unv beute Nachts in Begleitung deS Scharfrichters nach Manterndorf im Lungan abgekührt zur Enthauptung. Mehr todt als lebendig wurden die Raibsberren paarweise mit Stricken zusammengebunden und den Berg zur Feste hinaufgeschleppt. Wie Flugfeuer war die Kunde hiervon in die Stadl gedrungen, die Bevölkerung griff zu den Waffen und eilte der Residenz zu, wohl um zu stürmen und den Bürgerrath zu retten. Leonhard sah das erregte Volk vom Fenster aus, wie die Schützen nach ibm zielten, aber unerschrocken trat er in einen Erker, sagte dem Volke seine Meinung über den beabsichtigten Verrath und wußte die Menge wirklich so zu beschwichtigen, daß sie auseinander ging und die RathSherren ihrem Schick sal überließ. Jndeß die Ratbsherren auf die Burg verbracht wurden, um auf Hohensalzburg zunächst verpflegt zu werden, be stürmten Frauen und Mädchen den Abt von St. Peter und den Bischof von Chiemsee um ihre Fürsprache bei Leonhard, auf daß daS Leben der Rathsherren gerettet werde und den Familien erhalten bleibe. Tie Prälaten gingen auch gleich zum Fürsten, und dieser ließ sich auch nach einiger Zeit erweichen. Freilich waren die Verurtheilten schon fort auf dem Wege »ach Lungau. Mit dem Decretum des aufgehobenen Tovesurtbeils in der Tasche, reisten die beiden Prälaten den Todescandidaten in aller Eile nach und erwischten sie noch in Nadstadt, wo ihnen die Vergebung insoweit angekündigt ward, als der Scharfrichter bei ihnen keine Arbeit sanr. Nur einer der Räthe, NamenS Schmeckenwitz, hatte sich am Tage der Einladung so verspätet, daß er erst ans Thor der Residenz kam, als seine College» bereits auf Hohensalzburg saßen. Natürlich kehrte dieser Rathsherr augenblicklich um, bestieg ein Pferd und flüchtete. Als die Räthe der Stadt wieder in Salzburgs Mauern waren, verkündete der Erzbischof die Strafe für den geplanten Verralb. Salzburgs Bürgerschaft mußte auf alle ibre Privilegien verzichten und schriftlich das Versprechen geben, daß sie insbesondere das kaiserliche Rathsprivilegium Friedrichs III. ausgeben und sich hinfür nur wieder mit zwei Bürgermeistern begnügen wolle. Ferner wurde der Stadt aujerlegt, die Bürgerschaft hätte dem Erzbischof in Polizeisachen stets volle Freiheit zu lasten, den Gehorsam eid nach der früheren Form zu leisten und Niemanden obne landesherrliche Zustimmung zu einem Bürger auf- zunebmen. Außer Geldbußen bestrafte der Erzbischof bie Verschwörer aber noch dadurch, daß er an ihren Häusern marmorne Löwenköpfe mit einem Ringe im Nachen an bringen ließ zum Zeichen, daß ibr Trotz nunmehr gebrochen und gebändigt sei. Jeder einzelne Verschwörer mußte sich außerdem rerpflickten, sich nickt nur ruhig zu verhalten, sondern auch sich nie wegen ihrer Gefangennahme an der Re gierung rächen zu wollen. Wie der Chronist berichtet, lebten jene Ratbsherren nicht lange, die ausgestandene Angst und die Erkältungen bci leichter Galakleidung und bitterster Kälte auf re», Wege nach Radstadt halten ibre Gesundheit zu sehr angegriffen. Noch beute sind über den Thoren einzelner Häuser der Stadt Salzburg Löwenköpfe mit dem Ringe im Rachen ersichtlich zur Erinnerung an da« Jahr 15kl.
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