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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951018019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895101801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895101801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-10
- Tag1895-10-18
- Monat1895-10
- Jahr1895
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BezugS.PreiS i» der Hauptexprdition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus« gabestellrn abgeholt: vierteljährlichst4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandienduag inS Ausland: monatlich 7 50. Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr. die Abrud-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Redaction und Expedition:^ Johannes,affe 8. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet you früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Vita Klemm'» Sortim. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 1, LoniS Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und Könkgsplah 7. Morgen-Ausgabe Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und GcschSftsmkchr. 50t. Freitag den 18. October 1895. AmMche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Geschäftsräume bleibt unsere Polizeicaffe Sonnabend, den 1v. dieses Monats, geschloffen. Leipzig, am 16. October 1895. Das Polizetamt der Stadt Leipzig. D.8.4856. Brrtschneider. - Unger. Gefunden oder als herrenlos angemeldet resp. abgegeben wurden in der Zeit vom 1. bis 15. October 1895 folgende Gegenstände: ein Geldbetrag von 100 Mark, sowie »ine Markttasche mit Portemonnaie, enthaltend IN Mark, (bereits im Sep- tember gefunden) Portemonnaies mit 18 86 4 41 3 56 3 2 5 -H, 3 ./L 10 2 50 -H, 2 12 und 1 .>i 83 ein Brillant- ring, (vor einigen Monaten gefunden), zwei goldene Tamen-Remont.-Uhren, 3 Stück goldene Trauringe mit verschied. Gravirungen, ein goldener Ring mit rothem Stein, 3 verschied, goldene Armbänder, 2 goldene Broschen, rin goldener Klemmer, 1 goldener Manschettenknopf, eine silberne Uhr mit Kette und Kapsel, eine silberne Nhlinder-Remont.-Nhr» ein Lehrbuch des sächs. Privat rechts, 1 Band „Deutsche Geschichte", mehrere Leih- hausscheine, 2 Taschenmesser, 1 Schildkrotnadel, eine ge- brauchte Meerschaumcigarrenspitze, verschiedene Schirme, eine Anzahl Schlüssel, ein Kindergewehr, ein Kinderschuh, ein Damengürtel, ein Corset, eine Damenweste, ein Damen schulterkragen, ein Mädchenjäckchen, ein brauner Herren filzhut, eine wollene Pferdedecke, eine Wagenplane, ein Majchinentheil (Welle), 3 große Hundemaulkörbe, eine eiserne Kette (2V, m lang), zwei 2rädrige Handwagen und ein zngeslogener Canarienvogel. sowie ein Packet, vermuthlich gestohlene Wäsche, enthaltend 1 Bettüberzug, 2 Damast- tischtücher, 2 Damast-Servietten rc. mit den Zeichen „L. 8.", „2.8." und „L.L." Zur Ermittelung der Eigentümer wird dies hierdurch bekannt gemacht. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche im III. Quartal 1894 Fundgegenstünde bei uns abgegeben haben, auf, dieselben zurückzufordern, andernfalls darüber den Rechten gemäß verfügt werden wird. Leipzig, den 16. October 1895. Das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. Die städtische Sparcaste beleiht Werthpapierc unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Sparcasse>l-Tcp»tatioll. Zum 18. Oktober. Die festlichen Veranstaltungen, die in diesem Jahre die Erinnerung an die vor 25 Jahren auf französischem Boden geleisteten Großthaten deS deutschen Volkes in Waffen lebendiger als je erwecken, haben in weiten Kreisen die Erinnerung an den großen Tag zurückgedrängt, da auf den Gefilden Leipzigs die Befreiungsstunde für Deutschland nach Jahrzehnte währender Unterdrückung schlug. Um so ver dienstlicher ist eS, daß der „Deutsche Patriotenbund" mit kräftiger Mahnung an die Ehreuschuld erinnert, welche das deutsche Volk gegen die Befreier hat, die jene Stunde herbei führten. Haben auch erst Wörth und Sedan erfüllt, was nach Leipzig Verheißung geblieben war, so gebührt doch, wie wir schon vor zwei Jahren an dieser Stelle auSsührten, den Helden, die aus der sächsischen Ebene gekämpft und geblutet, der gleiche Dank, derselbe Ruhm, wie den Streitern und Todtrn von 1870/71, ja ein höherer. Ihnen war der Name „Deutschland" eigentlich nur ein geographischer Begriff, und nicht einmal ein begeisternder. Das Reich war zu Grunde gegangen in jämmerlichem Zusammenbruch, den der Mangel an National- gesühl verschuldet hatte. Undfachten auchbegnadeteSängcrdieseö Gefühl in der Jugend zu Heller Flamme an, so wirkte in der älteren Generation doch vielfach noch jene kosmopolitische, aus jenem Mangel erklärliche Schwärmerei nach, die einen Wieland schreiben ließ, die Vaterlandsliebe des römischen Volkes sei ihm ein Gräuel, nur an dem Wahne, ein Vaterland zu besitzen, seien Griechenland und Rom zu Grunde gegangen; die einem Lessing die Worte dictirte: Ich habe von der Liebe zum Vaterlande keinen Begriff; es dünkt mich solche als eine recht große Schwachheit, die ich gern entbehre. Und es gebührt den Streitern von 1813 auch ein schmerzlicheres Gedenken, als denen voU 1870/71, denn ihr brechendes Auge sah auf fremde Mitstreiter und vermißte die Sonne des deutschen Auferstehungstags, die über das Schlachtfeld von Sedan strahlte. Auf Leipzig folgte Waterloo, auf dieses aber der Abschluß des Wiener CongresseS mit seinen Bundestags acten, die heilige Allianz, das alte deutsche Elend. Die Feder batte verdorben, waS daS Schwert gut gemacht, und wenn wir der Schwertträger von Leipzig gedenken, dann erst geht uns daS volle Verständniß für die Weisheit und Stärke der Männer auf, die den Blutopsern von 1870 den vollen Preis sicherten. Doch daß sie dies konnten, dafür gebührt auch den Helden von Leipzig ein wohlgemessencr Theil deS DankeS, denn die Großthaten der Befreiungskriege vor Allem sind eS gewesen, die das Gefühl der Zusammengehörigkeit aller Deutschen nicht mehr einschlummern ließen. Der Grundstein zum neuen deutschen Reiche ist in den großen Tagen von 1813 gelegt worden, und als der strahlende Fürst und Held, der an einem Jahrestage der großen Schlacht sein allzu kurzes Leben begann, der tiefbeweinte Kaiser Friedrich, 1870 die Krieger des Südens um sich schaarte, da schlang die Erinnerung an die letzten, gemein samen KriegSthaten der Väter das stärkste Einigungsband um den Feldherrn und die vielgetheilten Hecreskörper. Dem edlen Bruderstamme, der auf den Feldern bei Leipzig sein Blut mit dem unserer Vorfahren vermischt, versagt eine unerbittliche geschichtliche Nothwcndigkeit, mit uns unter einem Dache zu wohnen, aber er lagert neben uns als treuer Freund. Und wenn der andere Bundesgenosse von Leipzig sich mit dem hier Besiegten mehr und mehr verbrüdert, so läßt das Bewußtsein der wiedergewonnenen deutschen Vollkraft unS dieses Ereigniß ohne erhebliche Sorge sich vollziehen sehen. Um die Wende des Jahrhunderts ist selbst ras auf sich allein gestellte Deutschland gesicherter, als es zu Beginn im Verein mit mächtigen Nachbarn gewesen ist. Von der Feder freilich, die nimmer rastet» droht wiederum größere Gefahr, seit sie der Meisterhand entglitten. Die Erinnerung an die Leipziger Schlacht ist darum für die Vaterlandsfreunde zugleich eine Mahnung zur Wachsam keit, aber auch eine Mahnung zur Zügelung jener Miß stimmung, die an den Irrungen der Führer sich nährt und uns mit der Freude am Errungenen auch den ernsten Willen zur Wahrung desselben zu rauben droht. Was uns auch bedrängt, was ist es im Vergleich zu der Schmach und Noth, denen die blutigen Tage der Völkerschlacht ein Ende bereiteten, ja auch nur im Vergleich zu der Zersplitterung und Abhängig keit, von der trotz der Kämpfe bei Leipzig erst die Tage von Wörth und Sedan das deutsche Volk befreiten? Nur sträf liche Unkenntniß der Geschichte, uudeutscher Kleinmuth und jämmerliche Nörgelsucht können blind machen gegen den nationalen Reichthum, den die Blutzeugen von 1813 und die Sieger von Sedan unö in den Schooß geworfen, und miß vergnügt an den Säulen des gewaltigen Baues rütteln, dessen Grundstein bei Leipzig gelegt wurde. Wachsamkeit nach allen Seiten, Wachsamkeit aber be sonders gegen unS "selbst, sei unser Gelöbniß an dem glorreichen ErinnerungStagr, daß wir seiner nnö Werth, seiner Segnungen unS würdig erhalten, opferbereit gerade in den Tagen der Sorge. Und zu diesem Gelöbniß geselle sich der kräftige Wille gerade Derer, die mit freudigem Stolze sich Leipzigs Bürger nennen und deren Localpatriotismus mächtig emporflammt bei der Erinnerung an die prophetischen Sänger worte: So lange die Ströme zum Meere reisen, Wird noch der späteste Enkel preisen Die Leipziger Schlacht! — nicht zu ruhen und zu rasten, bis ein würdiges Denkmal die Helden, die auf der sächsischen Ebene den Grundstein zum neuen deutschen Reiche gelegt haben, ehrt, die kommenden Geschlechter fort und fort zur Wachsamkeit aufruft und noch den spätesten Enkel an die große Schuld mahnt, an die Gustav Freytag uns erinnert mit den Worten: „Dein Volk hat Dir Vieles gegeben, es ver langt dafür ebensoviel von Dir. Es hat Dir den Leib behütet, den Geist geformt, es fordert auch Deinen Leib und Geist für sich. Wie frei Du als Einzelner die Flügel regst, diesem Gläubiger bist Du für den Gebrauch Deiner Freiheit ver antwortlich, gleichviel ob er als milder Herr Dein Leben friedlich gewähren läßt, oder ob er eS sich mit hoher Mahnung in einer Stunde fordert!" Deutsches Reich. LZ. Berlin, 17. October. Der Mangel an Voraussicht, den das preußische Staatsministerium bekundete, als eS ohne Notb, ohne einem irgendwie beachtenswerthen Ver langen Rechnung zu tragen, die Angelegenheit deS Schwiegervaters deS Herrn von Boetticher zum Gegenstand einer amtlichen Erklärung machte, rächt sich bitter an unserem öffentlichen Leben. Die Darstellungen und Behauptungen, die durch jenen Schritt provocirt werden, ge stalten die Angelegenheit immer unerquicklicher, ohne daß man deshalb noch den Wunsch ausspreche» dürfte, sie möchte» ab gebrochen werden. Denn Manches, was neuerdings beigebracht worden ist, bedarf der Aufklärung. Dahin gehört vor allen Dingen die folgende Bemerkung der „Hamb. Nachr.": „Die „Weser-Ztg." wundert sich über die Verwendung großer Summen aus dem WelsensondS für die Solvenz des Verwandten eines Ministers. Das Bremer Blatt sollte sich doch selbst sage», wie wenig wahrscheinlich es ist, daß Fürst Bismarck de» alten Kaiser bewogen haben würde, mit so große» Summen einzutreten, wenn es sich nur um einen Stralsunder Bank- director gehandelt hätte. Auf die Politik des Reiches würde es doch nicht von Einfluß gewesen sein, ob rin einzelner Bant director sich unlautere Sachen zu Schulden kommen ließe." Diese Andeutung giebt höchst beklagenSwcrther Weise der Angelegenheit einen neuen, dunklen Hintergrund. Wen», viel leicht in böswilliger Absicht, die Forderung, ihn zu beleuchten, laut wird, so ist man gänzlich außer Stande, sie zu mißbilligen, denn sie betrifft, vorausgesetzt, daß die „Hamb.Nachr." bei ihrer Redewendung Tbatsachcn vor Augen gehabt, die politische Moral. Von ähnlichen Andeutungen anderer Blätter gilt dasselbe; wir haben mithin die schlimme Aussicht, die nächste Zeit, bieder Vorbereitung für ernste politische Arbeit gewidmet sein sollte, mit Scandal auSgefüllt zu sehen. ä Berlin, 17. Oclober. . ^ Berlmer Blatt berichtet von Bötticher, über daS in eine n - ^ ^ worden ist und welches bat, verdient ein Entlassung des Fürsten st lytisches Princip Satz Herausgeboben zu werden, Bötticher bemerkte, von großer Tragweite cnMteUk. Her Kampfe gegen er habe auf den Borwurs Bismarck-, den Kaiser nicht unterstützt zu bat ei , n eine» er sonst hätte erklären muffen. /aß ^ ^ w », Beamten, einen „Kampf gege' dem geben könne. Unverkennbar hat aber Weggang des Fürsten B.smarck "lebund hr ^ darum ist sie doch n.chtS weniger als r'ch'^^ansichauung präsideinen des Staatöministeriumö befand stck> 'n der^iage 'der' Al-beiterschntzgesctzgebnng in "^7^'"'un tt^dem Willen des Monarchen. Jin andern Fal - artur,, Äuö- Minislcr das nicht scheuen, was er „KaU ^ druck, der beibehalt-n werden «'W- obw° l " elbilverjwut! ^ die Bctbätiaung einer anderen Ueberzeugung, a ^errNcherS nickst decken will. Schon ,n den Zeiten des absoluten Königtbums in Preußen hat cs an Kampien m diesem Sinne zwischen dem Könige und den dN'uistern mchi aefeblt Vor der großen Reformgesetzgebung nach der Nieder lage von l806 z. Ä. mußte der lange w,d-rstiebende Monarch acwonnen werden, und wie jene von dem standhaften Stein erfochtene Gesetzgebung die Widergcburt des Staates vor bereitete, so war die vorangegangene Demnthigung Preußens nickt zum kleinsten Theile Lurch die gefügigen, in icder ./>">- sicht unverantwortlichen Minister 7°' ^06 ver,chul ct aewescn. Ergab sich so schon in der Zeit des absolute» Köuiglhumes^aus der Verantwortlichkeit des Ministeriums lediglich gegen den König gelegentlich die keit zum' Festhalten an Meinungen, cie nickt die des Monarchen waren, so mußte sich diese Mog ichkeit steigern, als mit der Einführung der Verfassung die Verantwortlich keit gegenüber dem Volke und dessen Vertretung hinzutrat Diese Verantwortlichkeit besteht, auch wenn das nn Absatz 2 des Artikels 61 der preußischen Verfassung vorgesehene Gesetz, daS der Verantwortlichkeit feste Formen geben sollte, nicht zur Wirtlichkeit geworden ist, unbestritten. Es ist nicht correct verfassungsmäßig, wenn ein Minister eine unbedingte Gefügigkeit gegen den Willen des König« durch seine BeamteneiHenschaft zu decken sucht. Diese Eigenschaft theilt er allerdings mit zahllosen Personen, deren Ver antwortlichkeit nickt über die gewissenhafte Vollziehung der ihnen vom Gesetze oder durch Befehl zugewiesenen Aufträge hiuaus in Anspruch genommen wird. Den Ministern aber obliegt eö, den Monarchen zu berathen und für seine Entschlüsse die Verantwortung zu übernehmen, ein Amt, das die Pflicht, den Willen des Herrschers zur obersten Richt schnur zu nehmen, von selbst ausschließt und an ihre Stelle die Ausgabe setzt, die eigene Ueberzeugung mit Festigkeit der höchsten Stelle gegenüber zu vertrete». Das StaalS- interessc verlangt eine solche Auffassung des MinisterberusS unbedingt. Denn je geringer die Neigung der verantwort lichen Nathgeber ist, an ihrer Auffassung bis zu dem Aenßerstcn festzuhalten, desto größer wird naturgemäß der Einfluß der unverantwortlichen Nathgeber, und welche Gefahren ein solcher Zustand in sich birgt, braucht nicht auscinandergesetzt zu werden. lLbensowenig, Laß der Verzicht der Minister auf die aus ihrer Verantwortlichkeit sich ergebenden Rechte ihnen die Mitschuld an dem Schaden aufbürdet, den verfassungs gemäß unberufene Rathgeber dem Staate etwa zufügen mögen. Daß gerade die Doctrinaire deS Eonstitutionalismus bei dem letzte» Lurch sachliche Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Monarchen und einem Nathgeber bedingten Personenwechsel, den die preußisch-deutsche Geschichte ver zeichnet, jene Wahrheiten verleugnet haben, mindert deren Kraft nicht. * Berlin, 17. October. Mit Bezug auf die von rus sischen Grenzsoldaten in Polanowo verübte Blutthat schreibt der Graudenzer „Gesellige": „Es scheint so, als ob diesmal die russischen Behörden sich bei der Ermittelung der Verbrecher große Mühe gegeben habe» und eS ist bei allem Unheil wenigstens erfreulich, daß die Mordbnbcn sest- genommcn sind. Nun wird es daraus ankvmincn, von wem und wie die drei russischen Grenzsoldaten bestraft werden, welche Entschädigung die russische Regierung an die Hinterbliebenen zahlt und wie den nachgerade alles gewöhnliche Maß überschreitende» Grenzverletzungen, Uebrrsälle» und Berbrcchen an der Grenze Einhalt gcthan werden soll. Wenn man sich vorstellt, wie zum Beispiel die marokkanische Regierung von deutscher Seite angehalten und gezwungen worden ist, für die Ermordung deS Leipziger Reisenden Rockstroh Genugthnnng z» geben und Entschädigung (zunächst 100000 .« an die Mutter Rocfitroh's) zu zahlen, dann kommt man erst zur rechte» Würdigung des Verhältnisses von Preußen oder dem deutschen Reiche zu einein civilisirten Staat, als welcher unser östlicher Nachbar Rußland zu gelten doch Anspruch erhebt!" ^'Ut führt dann eine lange Reihe von anderen Schädigungen deutscher Ilnterthanen durch die russische Grenz wache aus den letzten Monaten an und meint dazu: '-Wir hören immer wieder davon, daß dir preußischen Land- ra hsamtcr sich mit den russischen Behörden in Verbindung gesetzt haben, aber es würde gut sei», wenn in allen solch.-,, ..Grenz- zwischenfällen von der „Berliner Korrespondenz" dcS Ministers des ^7 'I* *. .""'ittelte Thatbrstand mitgethcilt wurde A >"7 UN,»er geschieht), sondern auch der Erfolg der in d,e Wege geleiteten Untersuchung." " O Berlin, 17. October. (Telegramm.) In der heutigen Sitzung des BnndeSrathS wurde bezüglich der Vorlage, b?tr. zum mternationalen lieberem 18 0 ^, 7- ?'^".7b'tverkehr vom 11. October s"r beute auSgesetzt. Die Ueber- M der Einnahmen und Ausgaben der afrikanisch.-,, Schutzg-b.et- für 1893/94 und für 1894/95 wurde dem zuständigen Ausschuss« überwiese» und dem Antraae °'-r.ten und fünften Ausschusses zu der V läge L d Abänderung des tz. 53 der VerkebrSordnnnq »r d >sen 'ahnen Deutschlands, die Zustimmung ertheilt. Anzeigerr-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reclamen unter dem Redactionsstrich (4ge- spalten) 50^, vor den Famisiennachrichtrn (6 gespalten) 40/H. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffern!»? nach höherem Tarif. ^tra Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförherung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Für die Montag-Morgen-Ausgabe: Sonnabend Mittag. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die (-Spedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 89. Jahrgang. Berlin, 17. October. (Telegramm.) Wolfs« Bureau meldet: Hiesige Blätter geben das Gerückt wieder, daß der Slaalsmimsler Di-, von Boetticher seine Entlassung einqercichl habe. Wie wir erfahren, ist in maßgebenden Kreisen von einem Abschiedsgesuche des StaatSministcrS v. Boetticher nichts bekannt. V. Berlin, 17. October. (Privattelegramm.) Wie ein Berichterstatter meldet, soll der Reichstag zwischen dem 20. und 26. November einberusen werden. D. Berlin, 17. October. (Privattelegramm.) Wie die „B. B.-Z " erfährt, steht die Richtigstellung von Mit tbeilungen in einem Tbeile der Presse, die sich auf den Geh. Ober-Neg.-Natb und Director der Nationalgalerie Dr. Jordan bezogen, im „Reichs- und Staats-Anzeiger" unmittelbar bevor. Des Weiteren wird berichtet, daß die Angelegenheit noch ein gerichtliches Nachspiel haben wird, und zwar werde der Eultusminister selbst die Initiative dazu ergreifen. D. Berlin, 17. October. (Privattelegramm.) Beider in Linz statlstndenden General-Versammlung des obcröstcr- rcichischen katholischen BolksvcreinS sprach der Führer de« deutschen Centrnms Dr. Lieber über die Einheit der katholischen Bestrebungen in allen Ländern, bezeichnete den Liberalismus und den Socialismus als Feind auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens und forderte die Wiederkehr zur Religion. Das katholische Volk sei allein in Stande, die Welt vor den Gewalten des Umsturzes zu bewahren. (Wie, kann der reisende „Engel" des Eentrums in den katholischen Ländern Belgien, Frankreich, Spani n, Brasilien und den anderen südamerikauischen Republiken deS Näheren erfahren. Red. d. „L. T.") P Berlin, l7. October. (Telegramm.) Der Cbef der politischen Polizei, Polizeirath v. Maudcrovc, ist heute früh 8 Uhr gestorben. — Das Bild, daß derKaiser dem Fürsten Lobanow geschenkt hat, ist, nach dem „B. B. E", nicht ein Portrait des Kaisers, sondern eine Copie jenes Bildes, das der Kaiser- jüngst dem Zaren durch den Oberstlieutenant Grafen Moltkc zustellen ließ. — Anläßlich der wieder stattsindenden Erörterungen über den Rücktritt des Fürsten Bismarck wird der klerikalen „Köln. Vvlksztz." berichtet: „Es ist Tbatsacke, daß schon ein halbes Jahr vor der Entlassung des Fürsten Bismarck der Kaiser einem katholischen Kirchenfürsten gegenüber sich darüber beklagt hat, wie schwer es ihm sei, mit Bismarck zusammen zu arbeiten." — Wie bereits mitgetbeilt, hat ein Berichterstatter ver breitet, eine der Hammerstein-Mappen trage den Titel „Duell Eugen Rickter" und berge eine Reibe von Briefen aus der Feder sehr bekannter politischer Persönlichkeiten. Die „Freis. Ztg." bemerkt dazu: „Freiherr von Hammersiein hat selbst niemals einen persönlichen Zwist mit dem Abg. Eugen Richter gehabt und auch nicht in einen: solchen als Cartclllrägcr figurirt. Höchstens kann cs sich, wie wir schon neulich bemerkte», um Briese handeln, welche mit einer vor 18 Jahren stattgehabten parlamentarischen Auseinander setzung zwischen dem Abg. Eugen Richter und dem Abg. v. Beloiv- Saleske zusammenhängen." * Pose», 17. October. (Telegramm.) Auf dem Terri torium des Rittergutes Leng (Kreis Pieschen) wurde ein russischer Grenzsoldat ermordet aufgefunden. Er ist vermuthlich von russischen Schmugglern getödtet worden. * Hannover, 16. October. Daß sich Theorie und Praxis bei den Socialdemokraten nicht decke», zeigen zur Genüge die auf dem Parteitage in BrcSlau zuletzt noch wieder zur Erörterung gekommenen Vorgänge in den social demokratischen Druckereien. Nun ist hier eine neue social demokratische Druckerei zum Druck deS „Volkswille" in der Burgstraße gegründet; nach Allem, was man in einer langen Reihe von Jahren Uber die Theorie der Social dcmokraten von „menschenwürdiger Behandlung der Ar beiter" in Bezug auf hohe Löhne und kurze Arbeitszeit, insbesondere über die Behandlung und den Schutz der weiblichen Arbeiter (Verbot der Frauenarbeit u. s. w.), gehört und gelesen, sollte man annehmen, daß an einer solchen neuen socialdemokratischen Arbeitsstätte Alles so ein gerichtet sei, wie es die Socialdemokraten von anderen Arbeitsstätten fordern. Aber wie steht es damit in Wirt lichkeit? Die classenbewußtcn Arbeiter, die zielbewußtcn Genossen, die Führer der Partei haben nur Augen für die vermeintlichen Mängel in anderen Geschäften. In der neuen Druckerei des „Volkswille" mußte zum Schutz für dort be schäftigte fünf Arbeiterinnen die Polizei eintreten, weil die Frauen über die gesetzlich vvrgcschriebene Zeit hinaus bei der Arbeit behalten wurden; die Polizei verhinderte die Weiterarbeit und notirte die Arbeitgeber wegen lieber tretun g des A r b e i t e r sch u tz g e s e tz es zur Be strafung. (Hann. Eour.) ^ Bochum, 16. October. Der „Bochumer Verein" hatte bereits im vorigen Jahre 400 Arbeiterjubilare aus gezeichnet, welche 25 Jahre ununterbrochen bei ihm in Arbeit gewesen waren. Jetzt konnten wieder 70 Angestellte des Werkes aus diesem Grunde geehrt werden. DaS Wert prangte deshalb am Sonntag in Flaagenschmuck, und im Kosthause fand eine festliche Bewirthung der Jubilare statt, von denen jeder eine silberne Uhr oder nach Wunsch 50 erhielt. * Lsoblirg, 17. Oktober. (Telegramm.) Dem Land tage ist der Entwurf eines Kali-Ge setz es zur Sicherung der Schürfung für den Staat zugegangen. * Würzburg, 16. October. Die von König Ludwig I. zum Gedächtniß der Schlacht bei Leipzig gestiftete Armenspeisung findet laut den „M. N. N." am 19. Ok tober (da am 18. October Fasttag ist) im Gartensaal der diesigen Residenz statt. DaS Essen, bei welchem die Musik des 9. Infanterie-Regiments spielen wird, besteht auS Suppe, Schweinefleisch mit Kraut »nd Kartoffelpüree nebst Brod und hinein Krug Hofkellerwcin. Die Armen dürfen die Eß- und Trinkgeschirre mitnehmen. * Kürzel, 17. October. (Telegramm.) Anläßlich der EinwcihungSfeier der neuen evangelischen Kirche in Eurzel hatte sich schon in früher Morgenstunde zahlreiches Publicum eingcfunden. Im Laufe des Vormittags trafen
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