01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951028011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895102801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895102801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe ohne Seitenzählung
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-10
- Tag1895-10-28
- Monat1895-10
- Jahr1895
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis dl der Houptexpeditlon oder den im Stadt« bezirk und den Vororten errichteten Aut« nabrsteklrn ab ge holt: vierteljährlich X4.A), bei »weimaliaer täglicher Zustellung ln» Hau» 5.50. Durch di» Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteliädrllch . Direkte täglich« kreuzbandiradung i»» Ausland: monatlich 7^0. Dd Morgen-Tlnsgabr scheint um >/,7 Uhr. U« Abend-Au-gabe Wochentag» um - Uhr. Urdaclio« un- Erve-ition: -»bannesgafte 8. Dt»Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: Otto Ale«m'« Lortim. (Alfred Hahn), Universitätsstraß« 1, Lont» Lösche, Kathartnenstr. 14, part. und Königsplatz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger- Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- vnd Geschäftsverkehr. Nnzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redaction-strich (4go- spalteni vor den ftamiliennachrtchten ly gespalten) 40-^. tzlrößere Schriften laut unserem Pres« vrrzeichniß. Tabellartscher und Ylffernlay nach höherem Darts. tssrtra-Beilagen (gesalzt), nur mtt der Morgen'Ausgabe, ohne Vostbesördernng ^!t SO—, mlt Postbesürderung 70.—. Annahmeschlub für Äazrigen: Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morge n«Aulgabt: Nachmittag« 4 Uhr. Für die Montaa«Morgen-Ausgabe: Sonnabend Mittag. Bel den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde srüher. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz t, Leipzig. ^ 522. Montag den 28. October 1895. 89. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Werk- und Lagerplativervlichtling. Da» seither vom König!. Sachs. 10. Infanterie-Regiment Nr. 134 zu Exercir. und Schießübungen benutzte, der Stadtgemrinde Leipzig gehörige Areal hinter per Gasanstalt l ioll von jetzt an zur Benutzung zu Werk- nutz Lagerplatziwkckeu anderweit ver. pachtet werden. Ein Theil davon ist noch verfügbar und Pacbtlustige werden hiermit ausqefordert, ihre Pochtgebotr mündlich oder schriftlich auf dem Ratbbause, I. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, woselbst auch über die näheren Pachtbedingungen Auskunft rrtheilt wird, abzugrben. Leipzig, den 14. Oktober 1895. . Der Rath Per Stadt Leipzig. I». 8160 vr. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung, die Anmeldung zur Kirchcnvorstanvswahl in der ThomaS- kircheiigcuirinde betreffend. Nach § 17 der Kirche»vorsrands- und Synodalordnung findet demnächst eine Ergäuzungswahl des Tbomaskirchenvorstanbes statt. Stimmberechtigt find alle selbstständigen, in dem Thomaskirch« spiele wohnhaften Hausväter (Houehaltuugsvorslände) evangeliich- lutherifchen Bekenntnisses, die das 25. Lebensjahr vollendet haben, verheirotbet oder nicht, mit Ausnahme solcher, die durch Verachtung deS Worte- GotteS oder unrhrbaren Lebenswandel öffentliches, durch nachbaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergerniß gegeben haben oder von der Stimmberechtigung bei Wahlen der politischen Gemeinde ausgeschlossen sind, sowie derer, denen durch Beschluß der Kircheninspection die kirchlichen Ehrenrechte entzogen worden sind. Alle, die ihr Stimmrecht ausüben wollen, haben sich entweder mündlich oder schriftlich anznmelden. Mündliche Anmeldungen werden in der Sakristei der Thomaskirche Manko-, den 28., und Dienstag, den 2S. Oktober ununter, brocheu von Vormittags 18 Uhr b«S Nachmittags 5 Uhr enlgegenqenoinmen. Schriftliche Anmeldungen mit genauer Angabe 1) des Bor« und Zunamen». 8) deS Standes oder Gewerbes, 3) deS Geburtstages und -Jabres. 4) der Wohnung können von heute an bis znm 2S October. Nachmittags 5 Uhr in der TliomaS-Kirchencxpebition, Ttiomaskirchhos 23, am 28. und 2V. Oktober auch in der Sakristei der Dhomaskirche abgegeben werden. Zuin Thomaskirchspirl gehören nachstehende Straßen bez. Straßentheil» und Plätze: Alter Amtshos, Barfußgäßchen 1—11, Bauhofstraße 1—7, 2—8, Beethovensiraße, Brüderslraße 1—23, 2—28, Kleine Burggasse, Burgsiraße, Eari«Tauchnitzstraße von der Promenade bis zur Mozarlstraße, Centralstraße, Dorotheenplatz 1, 4 und 5. Dorotheen- straße, Elsterslraße 2—48, Erdmannstraße 1—17, Ferdinand. Rhodestraße von der Carl Tauchnitzstraße bis zur Mozartstraße, Kleine Fleischergasse 1—7, Frankfurter Straße 13—23, Gottschedstrabe, Grossistraßr von der Carl - Tauchnitzstraße bis zur. Mozart straße, Gnmmaische Straße 2—18, Harkortstraße, Härtelslraße 2—18, Jablonowskystraße, Kloslergasse, Königsplatz, Kramerslraße, Kurprinz straße, Lampestrahe 1 und 2. Leplaystraße, Leisinqstraße 1—3 7-29, Liebigstraße 1—11, Markt 10 — 17, Morktballenstraße, Moritzslroße, Mozarlstraße rechte Seire von der Simjonstraße und Äildeiin.Seyfferlsrraße aus. Mühlgasse, Münzgasse 2—28, Neu- markt 2—40. Nürnberger Straße 26-54, Obstmarkt, Peterskirchbos, Peterssteiniveq 1—15, 2—8, Pctersstraße, An der P,eiße, Ponia- lowskystrahe, Preußergäßchcn, Promenadenstraße 1—21, 2—24, Noßplatz 1—11, Roßsrraße 2—22. Rudolvhsrraße 3—7, 2—8. Schiller,traße 1—3, Schloßgasse, Schulnraße, Schwägrichenstraße von der Beeihovenstraße bis zur Mozarlstraße. Simionstraßel, Sporer- gäßchen, Srernwarteustraße 1—47, 2—22, Thomasgasse. Tdomaskirch« bos, Thomas,chule (Hillerstraße 6-10, Schreberslraße 8), Tbomasius» straße 9—17, 8—24, Turnerstraße 1—25, 2 —20, Ulrichsgasse, Wächlerstraße, Wensiraße 1 — 15, 4—lO und Las Wärterbäusche» im Jobannavark Cat. 0. Nr. 57, Wsthelm-Seyfserthstraße, Wind- mühlenstraße I—Y8, 2—24, Zimmerstraße. Die stimmberechtigten Mitglieder der TbomaSkirchengemeinde fordern wir hiermit dringend auf, sich an der bevorstehenden Wahl rech, zahlreich zu beiheiligen und zu diesem Zwecke ihre Anmeldung in einer der gedachten Arten rechtzeitig zu bewirken. Leipzig, den 19. October 1885. Der Kirchenvorstaud der TbomaSkirchengemeinde. v. Pank. Die projectirten Elster-Bassins. E» dürfte allgemein bekannt sein, daß der von dem wohl- löblichen Rath der Stadt Leipzig gesoßte Beschluß, die zu beiden Seilen der Frankfurter Straße gelegenen Wiesen zur Anlage von kleineren und größeren Wasserflächen und Alleen, sowie als Bauplätze für kleine Faiiiilieiihäuser zu benutzen, krilens de« hiesigen Stadtverordneten-CollegiumS ernstimmig angenommen worden ist. Wir haben diese einstimmige Annahme des beregten Be scklusseS mit großer Freuee begrüßt: ist dadurch doch erwiesen, daß man von einer schabloaenmätzigen Bebauung dev frag lichen Terrains mit hohen Mielbscasernen Abstand genommen bat, worin wir wobl den ersten Schritt zur Erreichung des von unS vorgenommenen Ziels erblicken dürfen. Dankbar für diesen Beschluß, hegen wir die feste Zuversicht, daß unsere Herren Arch'iekten. Ingenieure und Künstler, die sich an der vom Narhe geplanten Eoncurrenz betbeiligea weiden, bei ein gebendem Studium ver Angelegenheit von selbst auf ein größere- Projekt zurückkommcn werden, da nur ein solches unserer Stadt alle diejenigen Bortheile bietet, die wir früher wiederholt eingehend dargelegt baden. Ob die Ausführung der Anlagen mehr oder weniger genau mit unserem Projekt übereinst mmen wirb, halten wir für minder wichtig und glauben, dies getrost Ver Gestaltungskraft unserer Herren Ingenieure und Architekten Übertassen zu können. Wir müssen nur immer wieder betonen, daß der Haupt zweck, „Förderung des Fremdenverkehrs", nur dann erreicht wird, wenn Neues und Großartige« geschaffen wird! Waldungen, gärtnerische Anlagen und Wiesen haben wir glücklicher Weise schon, eS feblen nur noch große W Zer stächen. verbunden mit gärtnerischen Anlagen rc. Neverkies dursten auch durch eine einheitliche Anlage großen Stils unserer Stadt wesentliche pecuniäre Bortheile erwachsen, da als dann das zur Bebauung übrig bleibende Terrain einen bedeutend höheren Werth erlangen müßle. Würde doch zu ein ober zwei große» Wasserbecken ungefähr nur ebenso viel Areal gebraucht werden, alS jetzt für die HoPsiutbrinne, die Teich- und Park-Anlagen rc. vorgeseben ist. In unserer Hoffnung werden wir noch bestärkt, wenn wir in Berücksich tigung ziehen, welche großen Opfer andere Städte, deren Einwohnerzahl weit geringer ist, als diejenige Leipzigs, für die Forderung des Fremdenverkehrs bringen. Wr verweisen in dieser Beziehung nur auf unsere weit kleinere Nnchbarstadi Halle, deren Magistrat kürzlich dem dortigen Veischönerungs- vereine, die dem hiesigen städtischen Areal vor dem Frank furter Tbore an Größe fast gleichwmmenren Pulverwiesen zur Anlage eines Parks, sowie eines serarligen Wasserbecken- unent- elilich überlassen bat. Diese Schöpfung wird im Anschluß an die dort bereits bestehenden, ohnehin von der Natur be- günsriiten Aulazen zu beiden Seiten der Saale nicht nur zur Verschönerung der Stadt Halle beitragen, sondern auch eine bedeutende Anri-bungskrait auf daS Frrmden-Publicum derselben ausüben. Fast mochte man glauben, daß die Einwohner von Halle, nachdem sie von den bei uns projectirten Waffer- anlagcn Keiinknig erhalten baden, uns zuvorzukommen suche», um uns den Rang abzulausen, wie dies ja schon früher, wie allgemein bekannt, in mancker Hinsicht geschehen ist. Wir könnten dann noch erleben, daß nach Fertigstellung der be absichtigten eleklrischeu Bahn, welche Halle mit Leipzig ver binden soll, ein sehr großer Tveil der diesigen Bevölkerung häufig nach Halle fährt, um die mit großen Wasserflächen verbundenen Annehmlichkeiten zu genießen wenn bei uns nicht etwas Achnliches iuS Leben gerufen wird. Wir werden nickt feblgehcn, wenn wir annehmen, baß man dann, leider zu spät, eS tief beklagen würde, nicht auch in Leipzig, wo die Verhältnisse so günstig lagen, große, seeartige Wafferanlagen geschaffen zu haben. Auch Dresden möchten wir anfübren, das in den letzten Jabre» unter großen Opfern einen Winterhafen mit einer Wasserfläche von ungefähr 300 000 qm geschaffen hat. der in Folge der nothwenvigen tiefen Ausschachtungen und aus gedehnten hoben Usermauern bedeutend schwieriger anzulegen war, als dies bei unS hinsichtlich der Eliter-BajsinS der Fall sein würde. Wie wir vernehmen, soll dieses große und schöne Wasserbecken bereits im nächsten Jabre zur Ab Haltung eines großartig geplanten Blumen-EorsoS benutzt werben. Mögen diese Hinw.eise als Warnung dienen und hoffen wir, daß der wobllöbll Rath unserer Stadl, i» kessen Hände» jetzt die Entscheidung >egt, sich durch früher gehegte Bedenken, welche ja inzwiichen durch compelente Autoritären widerlegt worden sind, nicht abhalten lasten wird, die von demselben geplanten Anlagen in einer unserer Großstadt würdigen Weise auSzufübren. Ermutbigt durch die Sympathien, welche die überwiegende M-Hrzakl der Leipziger Einwohnerschaft für daS von uns vertretene Projekt hegte und noch hegt, sowie durch die uns von allen Seilen für unsere Bemühungen gezollten Aner kennungen, werden wir unbeirrt und unverdrossen fortfahren, das uns gesteckte Ziel weiter zu verfolgen. Wir zählen dabei, wie bisher, aus die Unterstützung unserer geschätzten Mit bürger und hoffen im Interesse de- allgemeinen Wohl«, daß eS durch unsere Bestrebungen gelingen wird, die Ausführung unseres Projekts, wenn auch nicht in allen Einzelheiten, so doch nn Großen Ganzen, herbeizuführen. DaS Elsrer-Bassin-Comitä. verbrechen und Strafen vor 4VV Jahren in Leipzig. In dem zweitenTbeile des Leipziger Urkundenbuchs, das unser Stadtbibliothekar und Archivdirector Gustav Wustmann herauSgiebl und das in allen seinen Tbeilen so interessant ist, daß man ibm eine größere Verbreitung, als eS augenscheinlich findet, wünschen mutz, befindet sich auch die Sckilderung des UrsehdebuchS vom Jahre 1390—1480. Das Buch gewährt uns einen Einblick in die Sicherheits zustände jener Zeit, und die Wuslmann'scke Darstellung giebt uns ein anschauliches Bild davon. Es beißt da: Von den Verbrechen gegen Leben uno Eigentbum des Einzelnen kommt Mord oder Mordversuch selten vor. Gleich einer der ersten Einträge, noch vor 1390, verzeichnet, daß drei Bäckergesellen bei Nacht in das Haus des Henkers ge drungen sind, um ihn zu ermorden. 1457 wird einer verhaslet, der zwei Jabre zuvor in der Barsüßermüble einen Mühlkneckt ermordet bat, damals auSgewicsen worden und nun doch wieder in dir Stadl gekommen ist; im Gefängniß scheint er den Irrsinnigen zu spielen, er wird deshalb nochmal» „an dem Leben geschont" und nur wieder ausgewiesen. 1474 müssen zwei Urfehde schwören, die einen dritten in einem Hause der Stadt ermordet baden. In einem vierten Falle ist von dem Mörder selbst nicht die Rede, er bleibt, wie e» scheint, uneinoeckt; aber der Nachtwächter, der „Zirkler", wird auS der Stadt verwiesen, weil er in dem Verdacht steht, daß er um die Thal wisse — sie war ge schehen, „da er zirkeln gegangen war" —, aber den Thäter nicht nennen wolle. I» mehr als dreißig Fällen dagegen ist Diebstabl, Raub oder Plünderung die Ucjache der Hasi und der Ausweisung. Beim Diebstahl wird nicht unuier gesagt, was gestohlen worden ist; bisweilen beißt es nur, der Gefangene sei wegen Deube oder Dieberei verkästet worden. Meist ist aber doch das gestohlene Gut genannt. Der eine stiehlt Geld — er schneidet Beutel ab, wie es heißt —, ein andrer einen Ring, ein dritter Feuilleton. Mein treuer Kamerad. Eine kleine Plauderei über ein großes Buch. Wenn wir zurückblicken in die Vergangenheit der Völker, überall, auf Schritt und Tritt, begegnen wir einem beißen, leidenschaftlichen Ringen nach Wissen. Von jeder schlummerte eine unbezwingbare Sebnsuchl im Herzen deS Menschen, die Wunder der Natur ringS umber zu erforschen, sich aufzuscbwinzen zur Erkenntniß seine- Schöpfers, Zweck, Inhalt und Form der Dinge zu seinem geistigen Besitzthum zu macken und nicht zum Mindesten die Tiefen seiner eigenen Seele zu ergründen. Hinter der chinesische» Mauer im Reiche der Mitte hat man schon in den fernsten Jahrhunderten emsig gelernt, zopfig, mechanisch und pedantisch wie heute, aber ernst, streng und gewissenhaft Fast drei Jahrtausende vor Christi Geburt wurden die ersten Volks schulen, wenig später die ersten Bilvungsanstallen für Be amte gegründet und schon früh hat man den chinesischen HauSsckatz Kia-pbao-thionnan-tbi als Quelle der Erkenntniß verehrt und gelesen. Strebte der Chinese stets nach prak tischem Wiffen, so war deS Inders Sinn nur auf das Joeale gerichtet. Tief in den Geist der Natur, in ihre keuschesten Gebeimniste drang er ein, begierig sog er die Offen barungen auf, die ihm die Veden, seine ältesten Religionsschriftcn, über das Gölkerbreigestirn B>ab»ia, Siwa und Wischnu enthüllten. Aus Zoroaster's „Avesta" schöpfte der Perser sein vornehmstes Wissen, er lernte Ormuzd, den ewig Weisen, da« Wesen deS Lichtes, verehren, er schauderte zurück vor Ahriman, dem Uebel- grsinnten, der bösen Macht der Finsterniß, und batte so mit dem großen Dualismus in der Natur und im Menschen eine der höchsten Wiffenstyahrbeiten naiv und fast spielend gefunden. Gelehrte UnterrichtSanstallen für die herrschenden Classen der Egypter gab eS in Theben, Memphis und HeliopoliS; Mathe matik, Astronomie unk Naturkunde studirle man dort wie Sprache, Religion und Musik; nur die mericinischen Kennt- niffe blieben ein Privileg der heiligen Priester. Bei de» Griechen saßen lernbegierige Jünglinge zu een Füßen be redter Meister, und aus de», Munde des feurigen Platon, de» besonnenen Aristoteles vernahmen sie die tiefsinnigsten Ideen über Gottheit. Welt unr Menschen; schon an die höchste» Probleme, an di« Unsterblichkeit der Seel«, an den Urgrund aller Ding« batte man sich berangewagt, eine Blütbe der Miss-n- chaft ging von Gric'ckienlaav au», und selbst da» stolz« Rom ,orgte sein beste» Wissen von Hella». Auf dem Altertbum ußrnd, schuf da» Mittelalter seine Doktrinen — kein Fort- chritt zwar, eher rin Rückschritt, aber mit einem Male er- choll dann da- große „Es werde Licht!" der Geister. Gntrn- »era'S siegreiche Erfindung ist «» gewesen, dir dem Ringe» nach Misten rin« ungeahnte Unterstützung gewährte: nicht Buchstaben für Buchstaben braucht« der Mönch mehr ab zuschreiben, fort war die Schwierigkeit, in den Besitz von Büchern zu kommen, mit kleinen Kosten konnte man bald die geistigen Schätze aller Völker erwerben. ES ist bekannt, welche Wirkung die Erfindung der Buch- druckerkunst ausübte. DeS Wissend ward immer mehr, wie eine gewaltige Wassermaste stieg es, schwoll es, sculug eS zu- sammen über den Kühnen, die eS zu meistern ver suchten. Durste noch Aristoteles von sich behaupten, daß er daS ganze Wiffen seiner Zeit in sich ver eine, so konnte daS schon ein Lulber oder Melanchthon nicht mebr, und der Gelehrte von heute müßte von vorn herein auf dieses Streben verzichten. Da verfiel man auf den Gedanken, das Wichtigste aus allen Gebiete» zusammen- znstellen. es in knappe Form zu gießen und so Allen Alle- zugänglich zu macken: man schuf Encyklopädien. Hier die Geschickte der Encyklopädien zu entwerfen, hieße Eulen nach Alben tragen: eS ist darüber so viel geschrieben worben, daß es wahrlich nickt notb thut, an dieier Stell» davon zu bandeln. Genug, wir wiffen, daß bei uns in Deutschland Köster und Roos, Ersch und Gruber, Drockhaus, Nocheubach, Pierer u. s. w. auf diesem Gebiete thätig ge wesen sind. Niemand anderes als eine dieser Encyklopädien ist es, waS ich im Titel meinen „treuen Kameraden" genannt habe: der „große Meyer", der jetzt zum fünften Male durch die ganze weite Welt zieht, um Wiffen, Aufklärung und Fort- jchrctt zu verbreiten. Meinem Schreibtisch gegenüber steht er im schönen, geschmackvollen Eichenregal, e i n Buch und dock eine ganze Bibliotoek, e i n Freund und doch eine ganze G sellscbaft gefälliger und sachkundiger Fachmänner, die stets bereu sind, mir auf jede Frage eine Antwort zu geben, mich in jedem Zweifelsfalle aufzukläreu, mich über jeden Punkt zu unterrichten. Ich habe schon früher einmal einen ähnlichen Kameraden gehabt. In GroßniulterS Bvdenkäinmercheu balle ich ihn gefunden, ein alles, verstaubtes, wurmstichiges Buch: des llmoS Comenius „Orbis picdus'', die „Gemalte Welt". 1650 war dieses würdige, für seine Zeit bedeutende Werk erschienen, und bann batte es eine Menge Auflagen erlebt, und viele, viele Leute hatten in ihrer Jugend daraus gelernt. Für alle „vornehmsten Welldinge und menschlichen Handlungen" batte es kurze Erklärungen und Bilder, grobe Holzschnute, aber iminrrdm anschaulich und klar. Da war denn z. B. eine Landschaft gezeichnet: im Hintergrund Höbenzüge mit Schlössern und Burgen, in- Thal heraosübrend eine breite Straße, an ihr und am Flusse die von Mauern umgebene Hauptstadt, dazu links und recht« ein paar Dörfer. Als Test dazu b eß e»: „Biel Stävte und Dörffer machen ein Land und ein Reich. Ein König oder Fürst bat seinen Sitz in der Hauptstadt, die Eoellente, Freyderrrn und Grafen wohnen aus den umliegenden Schlössern, di« Bauren aus von Dörffern. An den schiffceichen Flüssen und Lauvstraßen hat ein Kürst seine Zollhäuser u. s. w." Ich rnlsinne mich noch genau, daß diese» Buch für mich, als ich Kurv war, dieselbe Bedeutung belaß wie jetzt für den Errvabsenen der „Große Meyer". 0» der That »st ja auch dir Tendenz beider Bücher die gleiche: Da» ganze Universum ist der Gegenstand, den sie in Worten und Bildern darstellen wollen. Ader welch' ein Fortschritt zwischen damals und heute, wie originell der Unterschieb zwischen der Encyklopädie de» Eomeaiu» und dem Werke de« Biblio graphischen Institut»! WaS man diesem schon alle» für Ehrennamen gegeben bat, ist fast unglaublich. Ich will sie nickt alle anfübren, aber eins ist gewiß, mein Freund verdient die höchsten Ehren- ti'el, er verdient auch die Bezeichnung „treuer Kamerad", die ich ibm immer so gerne beilege. Was ich vor Allem vou einem Freunde verlange, ist Wahrheit und Klarheit — und kein Buck kann, wie ich glaube, zuverlässiger und unparteiischer, keinS populärer und verständ licher geschrieben sein als der „Meyer". Diese Vorzüge bei mehr als 100 000 Artikeln auf nabezu l7 500 Seilen Text durchzusühren, den BearbeitungSplan auf Schritt und Tritt festzuhalten, keinen Gegenstand zu kurz, keinen zu breit zu be handeln — ja, das war und ist eine Aufgabe, würdig der un übertrefflichen Leitung, die an der Spitze dieses großartigen Unternehmens stebt. Dazu kommt noch ein-. Ma» könnte von einem Werke, bei dem es vor Allem auf Knappheit und ökonomische Naumeintbeilung ankommt. daS kein Buch zum Leien, sondern zum Nachschlagen ist, erwarten, daß die Dar stellung rin wenig nüchtern und trocken sein möchte. Aber mit Nickten! — vor Allem über biographische Dinge, über Literatur. Kunst und Geschichte weiß meinFreunv so geschickt, flüssig und ab gerundet zu plaudern, daß man bald nicht mehr mühsam stubirt, sondern beim Lernen und Lesen genießt. Dasselbe gilt bei nabe von alle» längere» Artikeln; denken wir nur an daS Buck im Buche, das unser deutsches Vaterland schildert, unterstützt vou einem reichen Apparat trefflicher Karten, die überhaupt, wenn man vom „Meyer" spricht, ebenfalls stets mit besonderem Lobe bedacht werden sollten. Daß ick meinem Freunde auch manchmal scharf auf den Zahn fühle, kann mir Niemand verdenken. Er steht mit seinem glänzenden Wissen immer so hoch über mir, daß ich ibm wenigstens hin und wieder überlegen sein möchte. Ich thue dann immer ganz harmlos» als ob ick etwas nicht wüßte und ibn um Rath fragen wollte, wäble jedoch eine» Gegenstand meines speciellsten Wissensgebiete«, den ich vortrefflich bebeirsch«. Bisweilen freilich will ich von meinem Freunde auch blos einmal ein Piertelstündcken untrrbalten sein. Dan» lange ich mir vom Regale einen der Bände, und entzücki betrachte ick mir die farbenprächtigen Tafeln, die natur getreue Tarstellungen au« dem Pflanzen-, Thier- und Mineralreich, militairiscbe Costümbilder, Bölkergruppen und vieles andere enihalten Ja, birr siebt man, daß die Hanv eines KünstlerS de» Stisl und Pinsel geführt, und dock, diese Schön heit, diese Pracht ist noch nicht einmal der Hauptwerth dieser Tafeln, dieser scharfen, klaren Holzschnitte. Viel döber schlage ich« an, daß auf allen diesen Blättern die wichtigsten Specie» und Sorten vergleichend nebeneinander gestell« juu>, daß der historische Entwickelung-gang de» Object» so klar veranschau licht ist, daß der Zusammenhang zwischen Text und Bildern aufs Strengste gewahrt ist, da« Bild also wirklich zum besseren Verstaubniß de» Texte» wesentlich beiträgt. Ich thäte also dem Freund« nur Unrecht, wenn ich mir sein« Bilder blo» zur Unterhaltung anschen wollte. Ader noch eins: wie «ch meinen „Meyer" benutze! Ich kannte in Dresden ein ältere» Ebepaar: sie bürste von sich rühmen, daß sie die ganzen 19 Bände der 4. Auslage von Anfang bi» Ende der Reihe nach burchgelrstn habe, er aber machte e» so: Wenn er de» Abend» an seinen Stammtisch ging, wußte er: heute kommt der, vielleicht auch Herr L und Freund Z. Der eine dieser Leute war, sagen wir, Oberförster, der andere Chemiker und der dritte Jurist. Den ganzen Nachmittag saß er nun da und vertiefte sich in die forstwissenschastlichen, chemischen und juristischen Artikel, des Abends aber machte er dann die drei Fachleute mit seinem Wiffen auf ihren Special gebieten erstauneo und galt als ein allseitig wobl unter richteter Mann. Ich als normal veranlagtes Menschenkind mache eS natürlich nickt so. Ick habe mir die Ausgabe gestellt, stets und sofort meinen Freund zu Rathe zu ziehen, sobald ich etwas nicht weiß, sobald mir in der Zeitung, bei meinen wisseiischaftlichen Arbeiten, im Gespräche ein Wort ausslößl, dessen Bedeutung ich nicht kenne, ein Begriff, der in meinem Wissensarsenale fehlt, sobald ich über irgend etwas im Zweifel, um irgend eine Auskunft verlegen bin. Dieses einfache Recept gewissenhaft burchgcsührt, bat mich, darf ich sagen, in den Besitz eine« nicht zu unterschätzenden Wissens aus den verschiedensten Ge bieten gebracht, und darum kann ich nur ralhen: Du, lieber Leser, gehe hin und thue desgleichen. vr. HanS Hansen. Haideprinzeßkkl'n. Märchen-Erzählung von Th. 3- .. ^. und jetzt kommen wieder die vielen Nebel und der Wind, der so kalt bläßt, daß man sich schüttelt und den Stuhl vom Fenster wegrücki; es schließt ja doch n e fest und Großmutter holt sich regelmäßig um diese Zeit einen Schnupfen, der drei Wochen dauert — blos von dem Zug am Fe»ster. Dies war in früheren Jabren ander- und wie Groß mutter und alle alten Leute meinten, war eS viel besser und deshalb erzählte Großmutter unS Kindern auch immer davon. Die Häuser waren kleiner und eS war nicht so viel Zierrath daran; aber sie batten dicke Mauern und Wände und nicht so viele und nicht so große Fenster; die Stuben waren enger und die Decke niedriger und der Ofen war so groß, daß die ganze Familie auf der ringsum laufenden Ofenbank Platz batte. Wenn es dunkel wurde, zündete die Magd mit dem Kien span daS Licht an. Keine funkelnagelneue Hängelampe oder bronzirte Steh lampe, sondern eben nur ein Lickt in einem blitzblank polirten Messingleuckter und dabei verdarb sich Niemand die Augen; davon wußte die Großmutter gar nicht». Ihre Brille, die sie seit ihrem siebzigsten Geburtstag aufsetzte, wenn sie etwa- lesen oder schreiben wollte, wurde stet» nach den ersten Zeilen zurückgeschoben, damit sie besser sehe. Aber eS war ihr doch eine Beruhigung, sie aufzusetzen — denn dies gehörte zum Alter und war früher auch so bei ihrer Großmutter. Ehe aber die Magd mit dem brennenden Kienspan berein- kam, gab e« immer eine lange Dämmerstunde, weil man der Wärme wegen nicht am Fenster saß, sondern ans der Ofen bank und dort wurde es sehr bald dämmerig; diese Zeit war unsere liebste Zeit, denn wir Kinder durften eng um Großmutter Herumrücken und sie mußte un« erzählen. Dann batte unsere liebe Mutter Ruhe vor unS und unser Vater brauchte aus der nrbenanliegenden Studirstube herau»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht