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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951024024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895102402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895102402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-10
- Tag1895-10-24
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7S5S auch ihren Eingang in dir amerikanische Presse. So wird I Delegirten ein Gutachten über diese Frage auSznarbeiteu, in der „Washington Post" vom 28. September d«. I». I welche» den gesammlen parlamentarischen Factoren überreicht eine Zusammenkunft besprochen, die in Gegenwart de» I werden soll. deutschen und englischen Consul» zwischen dem von den I » «erlitt, zZ. October. Für die Beranstaltung von Machten anerkannten Hauptl.ng Mal.ttoa n^^ durch die evangelischen Schüler de« fe'ndl.chen Hauptlmg Tamasese sta tfand. Es wird grladelt. I -Wilhelms-Gymnasium« werde» Theil- daß sich dir genannten beiden Vertreter an der Zusammen-1 durch Ansckrciben geworben, da» „ack dem knnft bktbe.l.gten. Dagegen wird lobcird bcrvoraeboben. daß ^ folgenden Wortlaut hat: >Yerr Mull.gan „ch fern gehalten hat. Die Tatsache ist I E.,.r Hochwohlgedor-en nchtig, die daran geknüpfte Kritik aber falsch. bandelte I jich Unterzcichneter ganz ergebenst mitzutheilen, das; seit sich darum» die streitenden Parteien zn versöhnen, und eS I einigen Jahren »nt Genehmigung des Direktors für die evange» war daher ebenso lobenSwerth, dieses Bestreben zn unter-1 tischen Schüler der königlichen Friedrich-WilheluiS-GymnasiuniS stützen, wie eS tadelnSwertb war, eS zu hintertreiben und in I mebrere Vibelkrünzchen bestehen, welche de» Zweck haben, die den Augen der Eingeborenen zu diScreditiren. Sich aber I rel'giüS.sittliche Erziehung des Hauser und der vchule zu unter- dessen nachträglich auch noch zu rühme», erscheint als der '.uv-n-D.e unter L..^ ^ ^ ° ' I LaiibeSkirche siedenden Kränzchen verlamniet» sich wöchentlich einmal zsipstl oer .yeucyrtei. I0„s anderthalb Stunden zu biblischer Besprechung und geselligem . I Beisammensein. Unterzeichneter bittet nun Ew. Hochwohlgeboren Ueber Paris wurde auö Marokko gemeldet, daß der I ganz ergebenst, Ihrem Sohn den Besuch des . . . Kränzchens qütigst Scheris von Wessan, Mulai el Arbi, gestorben sei. I gestalte» zu wolle», und ladet denselben zu der am . . d. M. im Ter Scheris von Wessan ist als Oberhaupt des Ordens I Stadtmissionshause, JohauniStisch 6, statlsiudeuden Zusammen. Mulai Thaib eine sehr einflußreiche Person, die in gewisse» I knnft hierdurch herzlichst ein. , _ , — Beziehungen mehr Ansehen genießt, als der Sultan selbst. I daS Haupt der Stadtmisswii Herr Hofprediger a. D. Der Schich der Tbaibilen wird vom Sultan als seines Gleichen I A.^°lker ist, wird die nachgesuchte Erlaubniß m zahlreichen empfangen und oft in dringenden Fällen zu Hilfe gerufen; lallen wahischcinlich verweigert werden — ganz abgesehen manche gefährliche Erhebung der nnruhigen Stämme des I krer Frage, ob derartige Kränzchen für Gymnasiasten Landes tonnte nur durch die Anwesenheit deö für heilig ge-1 nothwendig oder wunschensivcrth sind, bastenen Mannes gedämpft werden. Der Scheris von I -» Berlin, 23. October. Nachdem jüngst dem Geschlecht Wessan ,st außerdem wohl der größte Grundbesitzer I von Puttlamer das Reckt beigelegt worden, eines seiner Marokkos. Als im September 1892 der Scheris <rlvi-1 Mitglieder für die Berufung in das Herrenhaus zn prä- cl-Hadj-Abd-eS Ssalam starb, entstand ein Streit wegen I sentiren, ist neuerdings, wie wir meldeten, dem Besitzer des seiner Nachfolge. Er batte sich nämlich unter den Schutz I Fideikommisses SchlicktingSheim, Rittmeister a. D. Freiherrn rrrankrcichS gestellt und später der „Post" zufolge eine Eng-«Max von Schlichting auf Gurschen im Kreise Frausladt, läiidcrln Miß Kcene geheiratbet, die zum Islam über-1 vaS erbliche Recht aus Sitz und Stimme im Herrenhause getreten war. Diese beiden Schrille erschienen den Streng-1 verlieben worden. Die „Nat.-Ztg." bemerkt hierzu: ..DaS ist also gläubigen als cu, Verbrechen, mid seine Söhne aus der I wiederum eine Verstärkung der höchst einseitigen Zu- letztereu Ebe wurden sogar in Wessan angegriffen. Später l sammensrtzung des Herrenhauses, deö Ucberwiegcns des beruhigte sich diese Aliuiivsiität, und namentlich durch fremden I ostelbischen adligen Großgrundbesitzes in demselben. Ein der- Einfinß wurde inuerhalb der Familie deö Scherifü das belte I artiges Verfahren läßt sich um so weniger rechtfertigen, je Einvernehmen hergestelkl. Ter Orden der Mulai Thaib > lauter gerade auS diesen Kreisen beständig die Klagen über dehnt sich auch bis nach Algerien aus und hat dort I wirthsckasllichen Verfall, die Forderungen nach StaatShilfe viele Anhänger, die dem Großschcrif von Wessan, als I ertönen. Es kommt hier selbstverständlich nicht darauf an, ihrem geistlichen Oberhaupte, Gehorsam leisten. Frankreich I ob gerade die einzelnen Personen, welche in daS Herrenhaus hat daher ein großes Interesse an der Wiederbesctziiiig des I halfen werden, bei solchen Agitationen unmittelbar mit- Wessaner Postens. Bei dem -^obe des Scherifs 1892 griff I wirken; wir kennen Herrn von Schlickting nickt und wissen denn auch Hraulreich rasch und energisch ein und trug wohl I „ich,, wen das Geschlecht von Puttkamer für das Herrenhaus am meisten dazu bei, daß keine Verwickelungen entstanden.»präsentircn wird; aber daß durch derartige Berufungen in Kaum war der Großscher,s beerdigt, so stürzte sich das Volk dasselbe der Einfluß derjenigen socialen Kreise, welche ihre aus die Bahre und zerbrach sie in Hunderte von Stücken, um I wirthschaftliche Haltlosigkeit gar nicht drastisch genug schildern deS von ihm ausgehenden Segens theilhaftig zu werden. I können, aus die Gesetzgebung verstärkt wird, ist nicht zu be- Seme Verbindung mit einer Europäerin Halle also seiner I zweifeln. Vielleicht hat auch der Herr v. D. W., der jüngst Heiligkeit nichts geschadet. Der Großschcrif hinterließ fünf I ,n der „Krenzztg." sich und die preußischen Grundbesitzer im Söhne, drei von muhamedaiiischeu Müttern und zwei von I Allgemeinen in der drastischsten Weise als bankerott schilderte, der Engländerin, den ältesten Mulen el Arbi hatte erblichen Antheil an der Bildung deö einen Factors der er selbst als seinen Nachfolger bezeichnet, für ihn verwendete I preußischen Gesetzgebung." sich die fraiizösisä^ Diplomatie, auch griff der Geiieralgouver-1 __ Nach einer Mittheilnng des Justizm'inisterS werden neuer- neur von Algier wirksam e.n. Mula, e Arb. folgte deshalb vom Auslände her unzüchtige Schriften und Ab- " I b'ldungen in großen Mengen nach Deutschland eingeführt. Nach seinem letztgeme^eten^ode sind vollberechtigt Sie zur Entdeckung solcher Sendungen vorzugsweise die zoll- Muhamed und ..inlai ^hami. s wie die Sohne der Eng-Revisionen der vom Auslände eingehenden landenn, Mulai ^aiinned und Mulai All, gegenwärtig 21 I Frachtgüter und Poststücke Gelegenheit bieten, so hat der und 18 Jahre alt. Tie Scherifs von B-estan, ehemals Miß! ^m.in;»,inister Or. Miqnel gegenwärtig sämmtliche Provinzial- Keene. soll den größten Einfluß auf alle K.nder ihres Mannes! s„^bcl>örden beauftragt, die Zollstcllen ihrer Verwallungö- - ^ I bezirke dahin anzuweisen, daß sie bei den Revisionen von Wechsel im Oioß^enfat ruhg verlaiist. Nach dein Bor-1 Sendungen mit Büchern, Broschüren, Photographien und stehenden hat der ^.od deS Obe»Hauptes der Thaiblten und I Abbilduugcn mit besonderer Aufmerksamkeit ver- die Ernennung seine». Nachfolgers einen politischen Eharakter, I Sofern Schriften lind Bilder unzüchtigen Inhalts der namentlich durch die unsicheren Zustande in ^.iarolko I werden, soll dies unverzüglich der zuständigen Beoeutling gewinnt. I Polizeibehörde angezeigt werden, damit von ihr wegen der Beschlagnahme der Gegenstände vor deren Weiterbefvrtc rung das Geeignete veranlaßt werden kann — Bei einem Besuche deö Geländes des damals erst ge planten Nord-Ostsee-CanalS hat Generalfetdmarschall Graf Moltke von einem jetzt am Ufer desselben gelegenen großen Steine aus die Lage der geplanten Canallinie geprüft Nach den Intentionen des Kaisers soll, den „Perl. Pol Deutsche- Reich. 0. bk. Vcrliu, 24. October. Der „Berliner ^Anwalts verein" hielt am vorigen Donnerstag seine Monatssitzung unter dem Vorsitz des Justizraths Levy ab. Neben geschäftlichen Mittheilungen und internen Angelegenheiten bildete ein Bor traa des Rechtsanwalts RauSnitz über den jetzt dem Bundes-1 Na^r." zufolge, der Stein zu einem würdigen Gedächtniß raty vorliegenden Entwurf eines Gesetzes über den^nn-»^^ ^ den großen Schlachtendenker gestaltet werde». Die lauteren Wettbewerb einen Hauptgegenstand >-er-rageö-1 und künstlerischen Vorarbeiten sind schon in Angrif ordnung und veranlaßte eine lebhafte Debatte. Allgemein' > > , r, , wurde zwar daS Bebürfniß eines solchen Gesetzes anerkannt, doch entschied sich die Mehrheit der Versammlung dafür, daß ein solches Gesetz Strafbestimmungen nicht enthalten dürfe, sondern sich lediglich aus die civilrecht- lichen Bestimmungen zum sSchadenSersatze beschränken müsse. Es wurde dabei namentlich der Befürchtung Ausdruck gegeben, daß durch Strafbestimmungen das Denuncialitenthum innerhalb der concurrirenden Kreise der Gewerbetreibenden erheblich gefördert werden würde, wie denn auch darauf hin gewiesen wurde, daß man in Frankreich und anderen Ländern m solchen Strafbestimmungen einen genügenden Schutz gegen unlauteren Wettbetrieb nicht gefunden habe, und daß bisher in keinem europäischen Staate ein Strafgesetz gegen solchen unlauteren Betrieb erlassen worden ist. Schließlich wurde der Vorsitzende beauftragt, in Gemeinschaft mit zwei anderen genommen. — Gegenwärtig bereist, wie schon erwähnt wurde, der Fürst Th. Galitzin, ein höherer Beamter des russische» LandwirihschaftsministeriumS, die östlichen Provinzen Preußens um die Verhältnisse und Einrichtungen der deutschen Land wirthschaft zu studiren. Wenn bei dieser Gelegenheit der Posener „Kuryer" berichtet, den Aeiißerungen des Commissars sei zu entnehmen, daß Rußland die Oesfiiinig der Grenze für den Export von Rindvieh erstrebe, so mag das wohl den Wünschen Rußlands entsprechen, bat aber, wie man der „Post" mittheilt, schlechterdings keine Aussicht aus Erfolg. — Auf dem Parteitage der deutsch-socialen Parte wurde unter Andern» zu dem Beschluß: „Aufhebung.der Gleichberechtigung und Stellung der in Deutschland lebenden Juden unter ein besonderes Fremdenrecht" ein Antrag deö Rechtsanwalt« vr. Schn au» eingrbracht, aber vorläufig znrückgestellt: „Al» Juden sind alle diejenigen zu bezeichnen, bei deren Abstammung innerhalb der drei letzten Generationen auch nur «ine Person rein jüdischen Blute» aachzuweisea ist." Die Annahme diese» Anträge» wäre allerdings, meint die .Lölnische Zeitung", sür einige in der augenblicklichtn con- servativen Partei sehr thätige Grafen nnd Barone recht verhängnißvoll. — Die Sonntagsruhe im Bäckcrgewerbe wird nach den Berichten einer Coinmission, welche von den Bäckerei arbeitern beauftragt ist, die Uebertretunge» zur Anzeige zu bringen, in sehr vielen Fällen nicht durchgesührt. Bon 16 Bäckereien, welche in dieser Weise controlirt wurden, waren 33, wo nach 8 Uhr Morgen« noch gearbeitet wurde. Die öffentliche Versammlung der Bäcker Berlin» und Um gegend, der dieser Bericht vorgelegt ward, beschloß, die Com- rission zu ermächtigen, bei der Polizeibehörde dahin vor» lellig zu werden, daß die Executivorgane den Uebertretuugen der Sonntagsruhe eine erhöhte Aufmerksamkeit zuwenden. — In dem Zustand deö am Schwarzwassersieber er krankten Gouverneurs von Kamerun v. Puttkamer ist, der „Voss. Ztg." zufolge, eine Besserung eingetreten. Der riihcre NegicrnngSarzt in Kamerun vr. Plehn hat eine neue Methode in der Behandlung deö Schwarzwasserfiebcrs angewenvet, die vorzügliche Ergebnisse bieten nnd der Krank- >eit ihren bedrohlichen Charakter nehmen soll. Dem jetzigen Verlauf deS HeilprocesseS nach besteht die Hoffnung, daß eine Erholungsreise deS Gouverneur» in die Heimath nicht noth wendig sein wird. — Der antisemitische Wucherer Fritz Sedlatzrk, dessen 'teckbriefliche Verfolgung wegen Wuchergeschäfte mit Studenten und Gymnasiasten große» Aussehen erregte, ist nach seiner Ergreifung in der Schweiz in BreSlau eingebracht worden. — Der Streit zwischen der freireligiösen Gemeinde in Berlin und dem Provinzialschulcollegium ist jetzt bis vor den Cultuöminister gebracht. Dieser hat das Verbot des Religionsunterrichts bestätigt, die Gcsammlstrafe gegen vr. Wille aber auf 300 resp. 8 Monate Hast reducirt. Hiergegen sollen die Gerichte angerufen werben. — Für Ausbesserung und Vergrößerung der katholischen Kirche in Kürzel hat der Kaiser, wre dir „Germania" mittheilt, der dortigen Gemeinde 10 000 ^ überwiesen. — Sicherem Vernehme» der „Post" nach verläßt Ende dieses Jahres der öslerreichisch-ungarische Gesandte am Dresdner Hose Gras Lhotek seinen Posten und siedelt nach Wien über, um dort ein Ehrenamt zu übernehmen. — Der kaiserliche Gesandte in Bukarest Graf von Leyden hat einen Urlaub anqetrctrn. Wählend seiner Abwesenheit sungirt Lcgationsrath von Schloezer als Geschäftsträger. * Sonderburg, 23. October. Der Schauspieler Marx vom Dagmar-Theater in Kopenhagen, welcher sich aus einer Kunstreise seit einigen Tagen hier aufhielt, ist wegen Majestätsbeleidigung nach einem Verhör verhaftet worden. * Rostock, 22. October. Ein Verband evangelischer Arbeitervereine soll für Mecklenburg, Neuvorpommern und Brandenburg gegründet werden. Es soll mit dem Verband auch ein Arbeitsnachweis sür ländliche Arbeiter verbunden werden. Doch ist in Mecklenburg die Bewegung noch nicht über den Anfang hinausgekommen, während in Vorpommern, besonders in der Gegend zwischen Stralsund und Greifswald, schon mehrere derartige Arbeitervereine existircn. * Hannover, 23. October. Wir haben kürzlich nach dem t.H^nn. Cour." übcrVerstöße gegen die Arbeiterschutz beitimmungen berichtet, die in der Druckerei des social demokratischen Organs in Hannover vorgekommcn sein sollten Nach der Darstellung des letzteren war der Sachverhalt folgender: „Die Druckerei, in der jetzt der „Volkswille" Her gestell» wird, ist erst neu eingerichtet. Bier Tage, nachdem der Betrieb eröffnet war, traten, während die Sonntag iinmmer zum weitaus größte» Theile bereits fertiggestellt war. unvorhergesehene Störungen ein. In Folge dieser Störunge» und der damit verbundenen Aufregung übersahen e» die Besitzer der Druckerei, daß es mittlerweile 5'/z Uhr geworden war. Sieben Minuten nach Uhr erschien ein Polizei- beamter und revidirte. Dieser hat aber nickt die Arbeit inhibirt, sondern die Drnckereibesitzer entließen die Arbeiterinnen, nachdem sie zu ihrem Schaden eingesehen, daß die gesetzlich zulässige Zeit bereits verstrichen." * Ans dem Ruhrkohlcurevicr, 22. October. Die durch den Bergbau hervorgerufenen Bodensenkungen mehren sich im hiesigen Bezirke alljährlich. Nachdem man vor zwei Jahren da- Bakngleis der Strecke Langendreer-Bochum über einen Meter hat yöher legen müssen, muß dasselbe auf der Strecke Laer Langendreer geschehen. Zur Entwässerung gesunkener Wiesen und Ländereien müssen ebenfalls in hiesiger Gegend Tiefthalgraben angelegt werden. In der Ortschaft Wiemel hausen ist die katholische Kirche in Folge großer Senkungen unbrauchbar geworden. Ferner ist die Eisenbahnbrücke in Altenbochum derartig gesunken und gerissen, daß der Verkehr aus ihr gesperrt werden mußte. * G«r«, 2l. October. Der Schuhmacher Ernst Pauk Behr au» Zwickau, der in einer Gastwirthschaft zu Triebe» ich in beleidigender Weise über den Kaiser geäußert, wurde >eute von der Strafkammer zu zwei Jahren Gefäng- niß wegen MajestätSbeleivigung verurtheilt. * AnVernach, 22. October. Dem Vernebmen der .Düssel dorfer Zeitung" nach ist in Sacke» de» in Andernach internirt gewesenen Josef Weber von der Provinzial- Berwaltung eine neue Untersuchung eingeleitet worden * Fürth, 22. October. Eine socialdemokratische Versammlung faßte nach einem Berichte de« Arbeiter- ecretair» Segitz über den Breölauer Parteitag eine Resolutio», die im Wesentlichen dem Nürnberger Beschlüsse entspricht und zudem ausdrücklich constatirt, daß c» «ine „LebrnSsrage für vie Socialdemokratie sei, die Landarbeiter und Kleinbauern zu gewinnen". " Stuttgart, 23. October. Im ReichStagSwablkreise Calw stellte die Bolkspart ei den Mühlenbesitzer Schuster als Candidaten ans. Schuster »ahm die Candidatnr an. (F Z.) Oesterreich-Ungarn. * Wie», 23. October. Eine heute Nachmittag abgehaltene Berathung der Obmänner aller Parteien, der sämmtliche Minister beiwohnten, erklärte übereinstimmend den Wunsch Badeni'S, daS Budget noch in diesem Jahre zu erledigen, ir unerfüllbar. Belgien. * Brüssel, 23. October. Die „Jndöpendance beige" meldet )ie Auffindung mehrerer Kilogramm Dynamit in LüNick, wo sich die anarchistische Bewegung wieder regt. (B. T.) * MonS, 23. October. In den, Kohlenbergwerk Levant du Flenu haben 500 Grubenarbeiter die Arbeit ein gestellt. Dieselben verlangen höheren Lohn. Niederlande. * Zum Ausstande der Cigarre narbeiter in Amster dam schreibt unser holländischer ^-Berichterstatter unterm 23. October: Meine schon früher an dieser Stelle aus gesprochene Meinung, daß der Auöstand mit der Niederlage der Arbeiter und der Vernichtung der Cigarrenindustrie in Amsterdam enden werde, verwirklicht sich, nachdem e» den svcialistischen Führern nur ganz vereinzelt gelungen ist, auch in der Provinz Arbeitseinstellungen hervvrzurufen. Von den größten Unternehmungen treten die alten Firmen Bergman, Carels und Jacobson L Co. in Liquidation, die Firma Goulmy L Baar siedelt nach Maastricht über und bietet ihr erst vor zwei Jahren als Modellfabrik errichtetes Prachtgebäude z»m Verlauf an», die Firma Maurik hat den Weiterbau einer neuen Fabrik ein gestellt, während die Firma Os L Co. ihren Sitz nach Deventer verlegt. Den großen Arbeitgebern werden die kleine» folgen. In naher Zeit wird die blühende Amster damer Cigarrenindustrie nur noch eine geschichtliche Erinne rung sein. Den bethörten Arbeitern steht nach Erschöpfung der nur noch sehr knappen WiderstandSmittel ein schlimmes LooS bevor. Die schlechten Rathgeber werden ihnen schwer lich Kelsen. Italien. * Rom» 23. October. Die „Riforma" bestätigt die Depesche der „Agencia Stefani" auS Lissabon vom 21. d. M. und hebt hervor: erstens, der portugiesische Gesandte beim Ouirinal habe sich am I. October in daS Ministerium begeben, um anzu- zeigen, daß der König von Portugal zwischen dem 15. und 25. October nach Rom kommen würde, um in osficiellrr Weise den König von Italien im Ouirinal zu besuchen: zweitens, daß das italienische Cabinet niemals irgendwelchen Schritt gelha» habe, um den Wunsch auszudrücke», daß der König von Portugal hierher komme, entweder privatim oder officiell, nach Nom oder Monza; dritten«, daß man sesthalten inüsse, die portugiesischen Minister würden die feierliche Ankündigung sicher nicht gemacht haben, ohne vorher sorgfältig alle Schwierigkeiten zu erwägen, welche man der Verwirklichung der Reise des König? entgegensetzen könnte. Dänemark. * Kopenhagen, 23. October. Die Prinzessin von Wales mit ihren Töchtern und der Prinz Nicolaus von Griechenland verließen heute Nachmittag Schloß Bernstorff, um sich an Bord der königlichen Dacht „Osborae" Lurch den Kaiser-Wilhelm-Canal nach London zu begeben. — Die Kaiserin-Wittwe von Rußland wird morgen Nach mittag abreisen — Der Kronprinz und die Kronprin zessin von Schweden und Norwegen trafen heute Nachmittag hier rin und setzten alsbald die Reise nach Baden- Baden ria Korsör-Vamdrnp fort. Rußland. * Einer der „Pol Corr." aus Petersburg, 23. October, zugehenden Meldung zufolge erhalte» sich trotz de» kürzlich erfolgten Dementi» rn dortigen sonst gut unterrichteten Kreisen die Gerüchte von einer starken Erschütterung der Stellung deS Finanzministers Witte. wa« sie zur Hand hatten, schickten sie aber ihrer Instruction gemäß wieder zu den Ihrigen zurück. Die armen Kerls erregten wirklich daS Mitleiden ihrer Besieger, denn sie sahen erbärmlich heruntergekommen anö. Kurz vor 12 Uhr wurden überall Lichter, die die Leute in jener Zeit vielfach bei sich trugen, bereit gehalten, um sie in den Laufgräben auzuzünden. Als die Mitternacht anbrach, erglänzten alle bisher so sehr im Dunkel gelassenen Unler- standSräume in Hellem Scheine. Eine äußere Kundgebung der Freude unterblieb in der ersten Linie, weil man genug zu thnn bekam, die jetzt in Hansen unbeiraffnet bei den deutschen Vorposten erscheinenden französischen Soldaten znrückzuweisen. Horn, der ja mit dem Truppendienst nichts zu thnn hatte, stand auf dem Mont MeSly. Genau um Mitternacht trat er vor seiner Deckung vor und sprach leise zu sich: „Gott sei Dank, dir schwersten Kämpfe sind nun vorüber, ohne daß da» Schlachtengeschick von mir ein neues Opfer gefordert hat. Jetzt glaube ich eS bestimmt, daß ich auch den höchsten Wunsch meines Lebens erreiche, die Hand meiner Renate." Am andern Morgen hatte daS Gelände rings um Paris herum ein vollständig verändertes Aussehen angenommen. Während bisher bei Tage Alles menschenleer, wie aus gestorben, erschien und man höchstens hinter deckenden Höhen einzelne Befehle überbringende Ordounanzofficiere und Adjutanten erblicken konnte, erschienen am 27. früh überall eschloffene große Eolonnen; ans den Wällen Ler Belagerungs- atterien standen die Kanoniere dicht gedrängt; aus allen Wegen galoppirte, trabte und marschirte eS hin und her; statt in den Laufgräben standen die Posten auf den Erdaufivürfen derselben, und die Feldwachen und Piquets lagerten auf ihren NnlerstandSräumen, statt in ihnen. Jeder mann sah vorwärts gegen Paris, betrachtete jetzt von günstigerem Standpunct au- die seiublichen Vcrschanningen und tauschte mit den Kameraden seine Ansicht auS. Ebenso machten r» die Franzosen, so daß beide Theile jetzt erst genau erkennen konnten, wie eigentlich ihre gegenseitige Stellung gewesen war. ,Siehaast e», Heeg, dort bei der Pappel san die Kerls g'stand'n, die immer da in die Eck eini g'schcffn hainm, und von dem kloan Hügel Hamm s' alleweil af „Aujust den Nn- Lberwieidlich'n" g'friert." „Etzt iS mir aa kloar, warum wir an der abbrochenen Trlearafnstang öfter- oan Lichtschein g'sehg'n Hamm. Dort müwa f oan Unterstand Hamm, weil so vill Leit beienand stehen." Auch die Ofsiciere betrachteten mit den Feldstechern die gegenseitigen Stellungen auf daS Genaueste Der Tag verlief ohne besonderes Ereigniß. Man ließ sogar die Vorposten noch ebenso stark wie bisher ablösen, nnd alle Truppen mußten sich in strengster Bereitschaft halten, weil man einen verzweifelten Durchbruch eines Theikö Ler Pariser Garnison nicht für unmöglich hielt. In gleicher Weise verging auch der 28. Januar. Erst am 29. Nach mittags 3 llhr trat eine Aenderung ein. Der Telegraph aus Versailles theilte den Abschluß eines 2ltägigen Waffen stillstandes mit. Um 4 Uhr marschirte ein Bataillon deS 12. Regiments ab, um daS Fort Cbarenton zu übernehmen. Dieses war nicht beschossen worden und befand sich in tadel losem Zustand. Die Geschütze standen auf den Wällen; daneben lag die Munition; alle Caserneinricktungen waren vorhanden; Alles sah ordentlich und reinlich auS. In wenigen Stunden batten die bayerischen Pioniere daS ganze Fort so nmgearbeitet, daß seine Front nunmehr gegen Paris zeigte. Deutsche Feldgeschütze waren auf den rückwärtigen Wallen aufgefahren, deutsche Posten standen hinter den Schanzkörben, und die bayerische Flagge wehte vom sogenannten Officierpavillon. Die übrigen Truppen der Division cantonnirten in den bisher von den Franzosen besetzt gehaltenen Vororten von Paris, in Charen- ton, Creteil, Alfort und Maison Alfort. Vorposten waren bis auf wenige Hundert Schritte an die Umfassungsmauer vorgeschoben; der eiserne Ring um die sranzosische Haupt stadt hatte sich um ein tüchtige- Stück verengt. In den nächsten Tagen entwickelte sich ein ungeniein rezeS Treiben bei den Vorposten. Man hatte ringS um Paris einen Draht gezogen, welcher die Linie bezeichnete, die von den Parisern nicht ohne Erlaubniß betreten werden durste. Sie hieß die Demarkationslinie. Auf den für den Verkehr freigelassene» Straßen kamen nun endlos lange Colonnen von Fuhrwerken aller Art an. In Equipagen, Leiterwagen, Karren und den undenkbarsten Fahrzeugen suchten die vor der Belagerung nach Pari» enlflobrnen Bewohner der Um gegend die Behausungen, in welchen Hunger und Noth herrschten, so schleunig als möglich zu verlassen, um nach ihrem früheren Heim zu sehe», freilich erlebten die meisten bittere Enttäuschungen. So war eS dem Besitzer eines der schönsten Schlösser im Süden von Paris endlich gelungen. unter Vorzeigung seines xsxstzr" die bayerische Wache bei Charenton zu passirrn. In gebrochenem Deutsch fragte er den commandirenden Lientenant, ob der Weg nach Valenton befahrbar oder durch die Befestigungen abgesckuitten sei. Zu seiner größten Uebcrraschung antwortete der neben dem Wachhabenden stehende Oberlieutenant Horn in tadel losem Französisch: „Sie müsse» bei Creteil einen kleinen Um weg nehmen. Wenn Sie aber mir folgen wollen, werde ich Sie führen, denn ich wohne gegenwärtig im Schloß von Valenton." „So erlaube ich mir, mich Ihnen als Graf Verron, Be sitzer deS Schlosses, vorzustellen. Ich bin sehr gespannt, meine dortigen Gäste kennen zn lernen." Er äußerte dies in etwas bochmütbig klingendem Ton. Darum entaegnete Horn gemessen: „Mein General wird sich freuen, Sie bei sich zu begrüßen. Wir werden es vielleicht auch möglich machen können, daß Sie eine Nacht bei uns bleiben. Wenn Sie eS wünschen, werde ich Ihnen auch die Erlaubniß erwirken, in Ihrem Park umherzugrhen. Freilich sehen Sie darin wenig Erfreuliches." Der Franzose mackte ein ungemein gelungene- Gesicht und erwiderte etwas kleinlaut: „Wir werden sehen. Ich bitte, mich Ihnen ansckließen'zu dürfen." Horn, der an nnd für sich nach Hause znriickkehreu wollte, ritt in kurzem Trab voraus und sorgte, daß der Graf, der in einem eleganten Victoriawagen nebst einem Diener saß, auö der langen Wagenkolonne heraus- und schneller Vor fahren durfte. In einer Stunde kau, man bei Valenton an. Der Graf meinte, er wolle gleich durch den Park fahren. Zu seiner größten Uebcrraschung bemerkte der Osficier: „Die untere Parktbür ist durch einen Wall verschlossen. Der Kiosk, bei dem Sie den guten Wcin vergrabe» hatten, ist durch französische Granaten zerstört worden, und alle Aus gänge vom Schloß nach dem Park sind verrammelt." Immer kleinlauter folgte der Graf dem vorauSreitenden Officier nach. Plötzlich hielt er seinen Wagen an und rief entsetzt: „Da steht ja mein kostbarer Rvcocoschrank auf freier Straße!" Horn unterdrückte mit Mühe ein Lächeln und meinte kurz: „Er wurde als Schilderhaus für den hier stehenden VerbindnngSposten benutzt." ..Aber daS ist ja entsetzlich." Noch mehr gerieth der arme Gras in Schrecken und Wutb, als er sein einst so schönes Schloß betrat. Alle Zimmer waren als Cascrnenräume benutzt, die meisten der seinen Möbel verschwunden, weil man sie in der fürchterlichen Kälte dieses Winters zum Einheizen hatte brauchen müssen, in den Schlafzimmern erkannte man die Quartiere von Ofsiciere» und Mannschaften. Und wie erst der Salon auSsah! Dort lag der große Venezianer-Lüster als rin Trümmerhaufen auf der Erde, alle Spiegel waren zerschmettert, die Wände durch löchert, so daß man ins Freie blicken konnte, kurz, er bot ein Bild der größten Verwüstung. Jetzt kannte der Zorn des Grafen keine Grenze mehr. „DaS müssen ja Barbaren und Briganten gewesen sein, die hier gehaust haben. DaS ist ja eine Schande für die MenschhtitI" Horn bemerkte ruhig: „Ich weiß nicht, ob iin Fort Charenton Barbaren und Briganten gelegen haben. Freilich war diese barbarische Zerstörung eines TheilcS des Schlosses durch die französischen Granaten, welche bei jenen Löchern ringrdrnngen sind, ebenso uunöthig, wie die Zerstörung deS Schlosse- von St. Clond. Aber die Leute haben vielleicht in bester Absicht gehandelt, indem sie glaubten, unS dadurch ver treiben zu können." Der Graf biß sich auf die Lippen und schwieg. Nachdem er mit immer düsterer werdender Miene Alle- besichtigt, be merkte er bissig: „Der Aufenthalt der ?rnssiens in meinem Schloß kostet mich mein halbes Vermögen." „Herr Graf, e'est Is guerre! UebrigenS sind die armen Leute, welche ihr ganzes Vermögen verloren haben, wie fast alle Bauern in den Dörfern um Pari-, viel mehr zu beklagen." Hierauf begleitete Horn den Grafen bis zur Tbür, wie wenn er der Schloßherr wäre und einem fremden Gast eine Ehre erweisen wolle. Beide grüßten sich förmlich. Dann snhr der Graf nach Pari» zurück nnd ward nicht mehr in Valenton gesehen, so lange dort deutsche Truppen im Quartier lagen. Während de» Waffenstillstände» herrschte in den von den bisherigen Belagerern besetzten Orten rin äußerst bewegte» nnd lustige» Leben. An der Demarcation-linie gab es täglich die interessantesten Scenen. Dorthin kamen die Pariser ,mour roir les kruLsiens"; dorthin zogen die deutschen Ofsiciere und Mannschaften, um sich mit den Parisern zu amusircn. Ferner strömten seit dem Abschluß de» Waffen stillstandes die Kameraden der in den französischen Provinzen stehenden Truppen mit kurzem Urlaub von allen Seiten herbei, nm doch einen Blick auf die französische Hauptstadt z» werfen. (Fortsetzung folgt.)
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