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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951202018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895120201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895120201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe ohne Seitenzählung
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-12
- Tag1895-12-02
- Monat1895-12
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BezugS-Prei- 1» h« H««ttivedttto, ad« da, t« Gtadt. baztrf «ch de» Bororten «richteten AuS- aabestellea adgeholt: vierteljährlich^4^0. »ei zwrimaliarr täglich« Zustellung in» Hau» >l b.üO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vt«r»llährlich X S^—. Direct» täglich» jkeujtxuibiendung ins Lusland: mouatltch 7^0. Dt» Mukgev-Lusgab« erscheint um V,? Uhr. di» Lbend-Au-gab« Wochentag» um ö Uhr. Nr-grtto« >u- Lrpe-itiou: Aatzannesgafse 8. Di» Expedition ist Wochentag« NN unterbräche» gräffnrt von früh S bi» Abend» 7 Uhr. Filiale«: Ott» El«,«'« Earii«. (Alsre» Hahn), UniversitäUstraste 1» Laut» Lösche. «atbarinenstr. 14. part. »ud König-Platz 7. Morgen-Ausgabe. NWM.TllgMatt AazeigemPrrlD die 6 gespaltene Petitzeile SO Pffz. Reklamen «Her dem Redactionsstrich (4^ spalten) LO^, vor den KaMiliennachrichte» (S gespalten) 40^. Größere Schriflen laut uasttem Pr«l». verzeichniß. Tabellarisch« und Ziffern^ »ach Häher«» Tarif. Alt reiger Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Extra-Beilagen (gefalp), nur mit d« Morgen»AI-gabe. ohue Postbesärdenrng 60 —, mit Postbesörderuug ^l> 70.—. ,Ä«nahmeschl«ß für Äu)rigra: Abrnd-Au»gad«: Bormittag» 10 Uhr Mora»»-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Für di« Montag.Morgen.Lu»gabr: Gonnabeud Mittag. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen fiud stet» an die Expedition zu richten. Druck «ud Verlag van E. Pol, tu Leipzig. ^ 585. Montag den 2. December 1895. 89. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekarnilmachung, ^ ^ ^ die VaikStätziuna detrrffend. Am >. Deeemb« diese» Jahre» findet rtor Volkszählung im Deutiche« Reich» statt. Wie früh«, Bolk-zählungen, wird auch diese im Wesentlichen mit Hilf« fretwiNiaer Zähler au» allen Ständen der diesigen Einwohner bewirkt werden. Dies« Zähl« sind zu vorschrift-mäßiger »ud gewissenhaft« Wahrnehmung ihre» Amte« verpflichtet und durch de» Besitz der von unserem statistischen Amte auSgrgrbenen, Mit dem Namen de» Zähler» versehenen Formularmoppea iegitimirt. Di» Zähl« werde« in der Zeit vom L9.—30. November d. I jed« Houlhaltung uud jev« allrio lebeuvea, aichi an einer anderen LauSdattuna Tdell nedmeudea selbststäudigrn Pttson «ine HauS- tzaltuaaalistr »««händigen. Jed« Hau«haltong»vorstand, welch« am 1. December Abend« noch atch« io dea Best» d« nätdlgea Formular» gelangt sein sollte, har bei Vermeidung einer Geldstrafe von 5 am 2. December d. I. Vormittag» vor lL Udr Formulare iu unserem statistischen Amte (Ttza«a»kir«hhos SS. 1.) oder ln dea Filiale» desselben iu 8.»Bottmar<dars, Sirchstratzr 4L ll., L^lodli», Eirchplatz l, L^PIagwitz, We.tzevsels« Sir. iS (HIV. BezirkS-SchuIe), L.Loauewi», Schulstratz» v. welchen wir di» Au-sühruog d« Zählung übertiagen haben, ab» Duholea Dir Zähldogra sind uach Maßgabe d« auf denieiben er» sichtlichen Aoletluag auäzusüllen, durch Unierschrist auf der dritten Seite zu bescheinigen und vom S. Deeemb« Mittag» 12 Uhr an zu» Loyalen bereit zu hatte«. Ballte» dieirlbeu bi« S. December Abend» aichi abgeholt worden sein, s» stad dteseldea bei Vermeidung d« oben angrdrohtea Strafe am 4. Deeemb« a» da» statistisch» Amt zu senden. Bet d« groben Wichtigkeit, welch» dir Volkszählungen für di» Gemeind«, für da» Laad und für da» Reich haben» rechnen wir daraus, daß alle Einwohner unser« Stadt die «forderlichen An» »sdea »aUständig und gewtffenhasl machen und auch de» Zahlern, weichr al» Orgau» der Behörde onzusedrn sind, da» im öffentlichen Jnlerrff» übernommene Etzrenatnt möglichst erieichtern werdea. Z« n»s«em Vebanera haben sich bei der jüngsten Zählung einig« Zähler darüb« zu beklage» gehabt, da- man durch Uuteeuud. ltchtett »ad Unhäflichkei» ihnen den Mi-muth Hab« »nigeiten lassen, der sich au» b« Inanspruchnahme d« Bevölkerung sür verschiedene amtlich» Befragungen theilwelse «rgebea bat. Wir hoffen, bah e» Zed«manu begreifen werbt, wie gerade bi» Zähl« am allerwenigsten für di» für nothweadig «achteten Mab» nähme» verantwortlich zu machen sind, da- es vielmehr gerade die Zähler find, die einen Lheil der sich ergebenden Losten im Jnterrfie ihrer Mitbürger freiwillig ans sich genommen Hoden. Leipzig, dea LS. Rvvnnber 18SS. ^ Der Noch »er Stadt Leipzig. St. ^ LOSS/SS. llr. Geor, t. Vr. Haffe. Anthcil des sächsischen Armeecorps an den Lroßthatea der deutschen Heere im Kriege 1870>71. XL Die zweite G«la«t bei vtllter« a» L. Deeemder 1870. Am Abend« de» SO. November nahmen die deutschen Vorposten ihre Stellung bei Velair, dicht östlich Edam- pigny, im Park von ViUier» und in Noisy le Grand. Ihnen gegenüber zog sich die französische Vorposten lini« von Cbampigny d«» südlich Neuillv^ Die deutschen Truppen waren in der Nacht vom SO. November zum 1. December theii» in Biwak», tbril« in engen Quartieren unteraebrackt. 4 Bataillone der LS. Division und eia« Anzahl Batterien der sächsischen EorpSarlillerie waren noch in derselben Nacht auf da» linke Marneufer übergegangen, Prinz Georg und da» Hauptauartier de» Eorp« hatte sich nach dem rbeafall» auf dem lrnkea Marneufrr gelegenen Dorfe Euamp« begeben, nm dem Fourlletsir. Club international. Humor«»!« von Graf Günther Rosenhageu. Nachdruck der»«»««. Äch sehe sie vor mir, meine liebe Vaterstadt — Gott sei Dank, nur ,m Geiste — die da» Sinnbild der Oede und Langeweile warl Wäre da» Oberhaupt der Stakt nicht eben da» Oberhaupt und damit für den Handel und Wandel verantwortlich gewesen, so hätte er an dem etwa rin« halbe Stunde außerhalb der Stadt liegenden Bahnhof eine Tafel mit der Aufschrift anbriagrn lasten: „Wanderer, kehre um". Vielleicht wäre diese Warnung aber doch über flüssig gewesen, denn der Fremdenverkehr war, abgesehen von einigen Geschäftsreisenden, die die Pflicht und nicht da» Vergnügen hierher führte, gleich Null. Setten, sehr selten entstieg einmal rin Reisender dem Zug mit der Absicht, sich da» Städtchen anzusehea, und schon nach den ersten fünfzig Schritten, die er auf dem grausigen Straßenpflaster gemacht hatte, bereute er seinen Entschluß, und er wäre am liebsten sofort wieder von dannen gereist, wenn er gleich wieder «neu Zug hätte bekommen können. Dafür batte aber da» Oberhaupt der Stadt bei den Berathungrn über den Eisenbabnfabrplau gesorgt; wer einmal iu der Sladt war. der mußte auch für eine» halben Tag drinnen verbleiben «ud dea Bürger» etwa» zu verdienen geben und war e» auch nur für em Butterbrot und ein Gla» Bier. E» war entsetzlich langweilig. Menschen gingen nie auf der Straße, um da» Trottoir nickt adzunutzen und um nicht zu höheren Abgaben für de« Bürgersteig herangezogen zu werde»; Droschken kannte man bei un» nickt, von Pferd,, bahnen batten wir noch ui« sprechen hören, Reitpferde hielt sich Niemand — so waren di« Straße» leer, öde und au«, gestorben. Di« Einzigen, die zuweilen über da« Pflaster hüpften — „geben" konnte man die Gangart bei den spitzen Steinen nicht nennen, waren wir Schüler de» hoben Otzmnastnm«. Gefecktsfelde näher zu sein. Der übrige Tbeil de» CorpS verblieb bei Cbtzlles, Montfermeil und Clichy auf dem rechten Marneufer massirt. Im großen Hauptquartier der deutschen Armeen sah man für den l. December einer Wiederholung de» Angriff» aus Eoeuilly und BillierS entgegen, e» wurde deshalb noch in der Nacht angeordnet, daß da» II. Armee- corp» auf da» rechte Seineufer übergeben solle, sämmlliche zwischen Seine und Marne versammelten Truppen dem General v. Fransecky al» dem rangäliesten General zu unter» stellen waren, und die württembergisckeDivision währenddes zu erwartenden Kampfes dem Eommando de- sächsischen Eorp« zur Verwendung zuzewiesen werde. Bon früh 7 Uhr ab standen am 1. December auf Anord nung de- Prinzen Georg die Divisien v. Rehrhofs und die Adthkilung ,v. d. Pfordte* der Corpsartillerie südlich Noisy, die württemberaische Felkinfantrriebrigade v. Reitzenstein bei Eoeuilly und Villier- und da» Schlltzenregiment Nr. l08 sowie das 3. Bataillon d«S LeibgrenadierregimenlS als Hauptreserve hinter dem Geholze von la Grenuilliöre gefechts bereit. Für den Fall eine- nochmaligen Angriffs gedachte Prinz Georg Noisy und Villier« al- Stützpunkte mit Infanterie zu halten, dir dazwischen liegende freie Ebene aber hauptsächlich durch Artillerie zu vrrthrwigen. Den ursprünglichen Plan, Brie und Ebampigny am frühen Morgen wiederzunebmen, batte der commandirrnbe General im Einverständnisse mit General von Fransecky aufgrgeben. Gegen alle- Erwarten verhielt sich der Feind während de- ganzen 1. December rubig, nur daß er in den Stellungen, die er inne hatte, künstliche Verstärkungen in Menge anbringen ließ. Die Dörfer Cbampigny und Brie wurden verbarrikadirt, mit BerrheidigungSadschnitten versehen und im Gelände zwischen Ebampigny und Brie eine Reihe hintereinander gelegener Schützengräben auSgeboden. Nur dir Fort- feuerten auch an diesem Tage ununterbrochen auf die deutschen Linien, und am Nachmittage war eine Bewegung starker feindlicher Truppen- abtheiluagrn gegen Billemomble, Raincy und Gagny zu bemerken. Di« 7. Brigade de« preußischen N. Armeekorps traf gegen Abend auf der Marnehaibinfel eia und bezog bei EhSnövierS und Eoeuilly Alarmquartirre. Sehr wichtig und von Nachhaltender Tragweite für den Verlauf de« 2. SchlackttageS wurde die vom Oberkommando der MaaSarmee aabesohlene Offensive. Bon dem Gesichts punkte au-gebend, daß eS auS miiitairischen wie moralischen Rücksichten gleich notbwendig sei, dem Feinde in der weiteren Ausführung seiner Pläne zuvorzukommen und diesem damit die Spitze abzubrechen, ferner der Gepflogenbeit huldigend, die für di« EernirungSarmren zu einer Art von Gesetz geworden war» einmal im Besitz gehabte Gelände unter keinen Umständen, wenn sie vorübergehend in Feinde« Hand gelangt waren, diesem zu belasten, befahl Kronprinz Albert, da« Gefecht mit der Wiedernahmt von Ehampigny und Brie einzuleiten. Dieser Befehl traf in der Nacht zum 2. December beim General- eommando de« XII. ArmeecorpS ein. Prinz Georg wie« de-balb den General v. Nehrboff au, von Brie und den General v. Reitzenstein, von Cbampigny in früher Morgen stund« durch Ueberfall Besitz zu nebmen. Damit waren die Direktiven für die zu erwartende Schlacht gegeben. Wäbrend am 30. November die Regimenter Nr. 104 und 106 mit ihrem Blute dru Lorbeer des Tage- erkämpft hatten, waren eS am 2. December sächstscherseitS vornehmlich daS Schiitzenrrzimeat und da- Regiment Nr. 107, weiche der sächsischen Armeegeschichte ein neue- ruhmvolle« Blatt binzufügten. Hiermit soll nicht etwa gesagt sein, daß nicht alle brtbeiligten sächsischen Truppentbeile an diesem letzten schweren KampfeSrage vor Pari« da« Ihrige zu den Erfolgen res Tage« beitrugen. Dieser Tag kostet« dem sächsischen ArmeecorpS >268 Offlciere und Mannschaften an Tobten und Verwundeten bei einer AuSrückestärke von nur lk Bataillonen, 4 Escadron« und 6 Batterien, wobei zu berück sichtigen ist, daß die Bataillone mit höchsten« Zweidrittel Auf einem freien Platz, abseits der Hauptstraße, damit der dort herrschende „Verkehr" un- nicht in unserer Aufmerksamkeit störe, halte mau auS rotben Ziegelsteinen, Brettern und Fensterscheiben einen großen viereckigen Kasten erbaut, der in goldenen Lettern die stolze Aufschrift trug: .Königliche Domschule*. Langweilig, wie da- Hau« au-sab, war r« iu seinem Innern, eine entsetzliche Oede und Leere aäbnte einem auf deu langen Corridoren entgegen, schauerlich oallie jede« Wort, da- man dort sprach, wider, und selbst die Scküler der untersten Elasten wagten dort nickt zu spielen und zu scherzen; eia Scheintodter, der in der Gruft seiner Väter erwacht, kann sich nicht einsamer und gott- verlassener Vorkommen, al« wir eS in jenem Gebäude lhaten. Srlbstverstäudlich zeitigte die innerbalb der Mauern herrschende tödtliche Langeweile außerhalb derselben allerlei verbotenen Zeitvertreib, als da ist: heimliche« Rauchen von Kartoffelkraut, Kneipenbesuch hinter verschlossenen Thüren und Vereinswesen. Ich habe alle verbotenen Früchte reichlich genossen, von dem Kartoffelkraut sogar oft zu viel, von den Vereinen aber Hab« ich nur einem angehört, dem „Club international*. Und da« kam so. Jeden Montag Morgen war iu der Aula unsere« Gymnasium- Andacht, und im Anschluß darau wurden di« Schüler aller Elasten, die sich in der vergangenen Woche durch anhaltenden Fleiß oder durch irgend eine be sonder« gute Leistung ausgezeichnet batten, namentlich auf» gerufen und öffentlich belobt. Bon Unter-Septima an hatte ich die Schule besucht, mein Name war am Montag Morgen noch nie genannt worden, viel häufiger aber am Sonnade, d Mittag, wen» di« Namen Derjenigen verlesen wurde», die eine oder gar zwei Stunden nachsitzra mußten. Um so größer war daher mein Erstaunen, al» eine» Montag» vom Kalbrver brrab eine feierliche Stimme mich aufr,ef und dann hinzu- setzte: .erkält «ine öffentliche Belobigung wegen seine» vor züglichen Aufsätze«: Elisabeth und Maria, ein Vergleich zweier Schiller'sckrr Frauengrstaltea". Brennende» Roth stiege mir iu die Wangen, denn nur ein alte« Aufsatzbest meine« ältesten, längst der Schulbank em- wachsrnen Bruder» wußte, wo ich alle schönen Gedanken her- genommen hatte, wie batte ,ch auch als Unter-Tertianer, der ihrer Kriegsstärke in da- Gefecht gingen, ein Beweis, wie alle unsere Truppen ihre Schuldigkeit in vollstem Umfange getbanl DaS Schlachtfeld war dasselbe wie am SO. November, der Zweck de- Kampfes gleichfalls, der einzige Unterschied bestand darin, daß die Deutschen in größerer Stärke austratrn, daß ferner den Franzosen nicht mehr der mächtige Factor der Uederrasckung und deS Elan« zur Seite stand, dieselben vielmehr durch den Vorkampf physisch und moralisch geschwächt waren. Dagegen batten sie durch da« Eintreffen der Division Su-bielle erne nicht unwesentliche Verstärkung erhalten, und die Fort«, wie der Avron konnte beute, da er sich an den Vortagen eingeschossen halte, mit noch erböhterer Wirksamkeit in da« Gefecht eingreifrn. Numerisch war da« Berbältniß der Deutschen zu den Franzosen wir 4 zu 11, während r» am 30. wie 1 zu lv etwa gestanden hatte. General von Rehrhofs bestimmte zwei Bataillone de- 107. und vaS 3. Bataillon des l04. Regiment« dazu. Brie zu Überfallen, al« Reserve sollte die 4 Pioniercompagnir folgen. Auch am 2. December herrschte eine grimmige Kalte. Mit Sonnenaufgang, der dea Franzosen einen Einblick >n dir Position der Deutschen, die sich hinter Häusern, Bäumen und Mauern deckten uud jede Bodenunebenheit zum Hrraa- schleichen an die seinvliche Stellung benutzien, gestattete, be gannen die Fort« da« Plateau mit einem wahren Hagel von Granaten zu überschütten. — Der Feind selbst gönnte sich noch Rübe, al- noch vor 7 Uhr der Angriff auf Cbampigny und Brie erfolgte. Ja erster«» Ort drangen die Württemberg» ein und hielten wäbrend de« ganzen Tage« etwa die Hälfte der Ortschaft besetzt, Weiler gelang eS ihnen nicht, vorzudringra, obgleich sie durch die Fort« etwa- weniger zu leiden hatten, wie dir nach Brie vorgegangenen sächsischen Truppen. Auch al» gegen Mittag 2 Bataillone des 49. preußischen Regiments zur Unterstützung herankamen, scheiterten alle weiteren Vorstoß versuche an der Uebermacht de« Feinde«. Ter Ueberfall von Brie, den Major v. Bosse mit zwei schwachen Bataillonen lv?er und einem Bataillon 104er mit großer Energie und anfänglichem Erfolge einleitete, indem t« den Sachsen gelang, dir feindlichen Posten zu überrennen und in oaS Dorf einzudringen, hatte ebensowenig vollen Erfolg. Wie Champigny, war Brie von Barikaden durchzogen, die, nur überlegenen Kräften auf da- Hartnäckigste vertyeidigt, jede- schnelle Vordringen zur Un möglichkeit machten, und da« Bestreben der Bataillone nur dahin gerichtet sein ließ, da« Errungene zu erhalten. Die beveutendrn Verluste, welche die sächsischen Bataillione in Brie erlitten, zwangen endlich den Eommanvrur beim commandirrnden General um Unterstützung nachzusuchen. Zu diesem Zwecke wurde VaS 1. Schüyenbataillon aus dem kürzesten Wege quer über die freie Ebene von BillierS nach Bne voraeschickt, während etwa« später da- 3. Bataillon 10?er von Noisy auS folgte. Gleichzeitig hatten die Franzosen — eS hatte eben 10 Uhr geschlagen — mit L Divisionen unter dem Schutze der an den Kalköfrn bei Cbampigny aufgefabrrnen Felvbatterien dea Bormarsch gegen die deutsche DertbeidigungSstellung angetreten. Die Spitze der Division Harlmana de- U. preußischen ArmeecorpS traf gerade rechtzeitig in der würtlembergischea Linie ein, um sich dem Feinde entgegenruwerfen und der schwachen Stellung vermehrten Halt zu geben. Besonder- hart wurde um die Höben zwischen Brie und BillierS gerungen. DaS 1. Schützenbataillon war bei seinem schon erwäbnten Vormärsche von dem bereit« diese Höben besettt hallenden, weit Überlegenen Feinde mit ver nichtendem Schnellfeuer begrüßt worden. Kurz entschlossen ging da- Bataillon sofort zum Bajonnetangriff über und warf den über eine Brigade starken Gegner von dieser Höbe herunter. Derselbe nistete sich aber in geringer Entfernung in einer Geländefalte wieder ein und eröffnete von bier, unterstützt durch die schwere ForlSartillerie, eia verheerende- Schnellfeuer gegen da« schwache sächsische Bataillon, welche« ich noch war, ein so schwierige- Thema auch nur einiger maßen behandeln können? WaS verstand ich damals von Frauenliebe und Frauenhaß, beide« habe ich erst viel später kennen gelernt» und nicht immer brachte eS mir denselben Vorlbeil ein wie an jenem Morgen. In der Elaste wurde ich PrimuS — allerdings nicht für immer, und um mein Haupt wandt sich ein Glorienschein. Die Brust von Stolz geschwellt und voll freudiger Er wartungen — mein Vater mußte mir nun selbstverständlich mehr Taschengeld geben, und auch meine Mutter mußte einen Extragriff in die Tasche tbun — ging ich in der großen Frühstückspause auf dem Hofe bin uud her. Da näherte sich mir rin Primaner — Hansen hieß er» wie ich später erfuhr, und redete mich an. Ich war von »er hohen Ehre, die mir zu Tbeil wurde, so verwirrt» daß ich zuerst nur Worte hörte, ohne ihren Sinn zu begreifen» aber al« die- endlich geschab, glaubte ich immer noch nickt ricktig verstanden zu haben: er forderte mich auf, ihn am Nachmittag um sechs Uhr auf seiner „Bude" zu besuchen, er habe etwa« mit mir zu be sprechen. Selbstverständlich sagte ich „ja"; welche Wunsche erfüllt nicht ein Tertianer einem Primaner, der sich herab- läßt, mit ihm zu sprechen, und pünktlich um die befohlene Stunde klopfte ich am Nachmittag mit bescheidenen Fingern an die Thür. Eia entsetzlicher Tabakqualm schlug mir entgegen, eS war wirklicher Tabak, ich roch r« sofort, und au« dem Gewölk trat mir der Herr der Bude «utgegrn. „Treten Sie dock näher." Er nannte mich ordentlich „Sie", da« machte »ich noch verwirrter, als ich eS so wie so schon war. „Nicht wahr, Sie rauchen doch?" „Gewiß", bestätigte ick, und eine Minute später saß ich auf dem Sopba, qualmte wie ein in Unordnung geratbener Schornstein und hörte auf die Rede de« Herrn Primaner-. E« galt meinen Eintritt in den von ihm gegründeten Club, der da« Ziel verfolgte, di» deutsche Jugend mit unseren deutschen Dichiern bekannt zu macken. Ob ick gewillt sei, diesem Club beizutreren? Durch meinen Aufsatz hätte ich ja bewiesen, baß ich mich schon eingehend mit unseren Classikern beschäftig: hätte, für mich könne der Bei« bald seinen Commandeur und alle 4 EompagniefÜbrer verlor. Oberst von Hausen nahm da« 2. Bataillon de« Schützen regimenlS zur Unterstützung vor» an da« sich eine Compagnie v«S 2. Zägerbalaillons anschloß. Auch da« 8. Bataillon lO?er war, wie wir wissen, inzwischen auf dem Kamps platze erschienen und hatte sich zum Tbeil an den reckten Flügel der Schützen gesetzt, während ein anderer Tbeil in die Compagnien der Schützen emdoublirte; so entwickelte sich nach und nach eine 11 Compagnien starke Feuerlinie, die sich bi« auf lOO Schritte der frmblichra Stellung näherte Man kann sich wohl denken, daß der Tod hier eine reiche Ernte hielt. Der Gegner wendete dir gemeinsten Mittel an, um den Sachsen nach Tdunlichkrit Abbruch *zu thuu. Sv gaben sich ein Osficier und einige Leute gefangen, und als Nch Lieutenant Röder näherte, um die Waffen abzunrhmen, zog der französische Osficier den verborgen gehalten Revolver und tvdete meuchlings den sächsischen Osficier; eine ganze Abtheilung Franzosen winkte mtt Taschen tüchern; im Glauben, daß auch sie sich gefangen- geben wollten, traten einige sächsische Mannschaften aus dea Deckungen derauS auf die Winkenden zu, die dann rin Schnellfeuer aus die sich Nähernde» »öff neten. Solche Tbateu avrr sanden sofort deu ver dienten Lohn. Der biuterlisttge Osficier sank, von mindestens sechs Bajonnetstichen durchbohr!, todt zu Boden, und auf die winkenden Franzosen warfen sich unsere er bitterten Landsleute mit dem Bajonnet, drängten sie iu kühnem Anlaufe au« der Stellung hinaus und erzwangen dea Höbenraad, um dea bereit« seit Stunden so hart ge kämpft wurde. Aber immer neue Brigaden führte der Feind in« Gefecht; da- mörderische Feuer mehrerer Mitrailleusrnbatterien brach die AugriffSkraft der jetzt Boden gewinnenden Sachsen, denen die Munition auS- ging. Da führte Oberst von Hausen persönlich daS 3. Schützen-Bataillon in« Feuer, unter besten Schutze die andern Bataillone sich nach und nach zurückziehen konnten. DaS Schlltzenregiment hatte im Verlaufe des Kampfe« um Brie dreiviertel seiner Osficiere und 600 Mann verloren, doch soviel erreicht, daß der Feind von jedem weiteren Vorgehen gegen diesen Abschnitt der GefechtSlinie Abstand nahm. Der Kampf um Brie selbst war ein ähnlich opferreicher, die lO?er und eia Bataillon l04er, denen später ein Schützenbataillon, wie wir saben, zu Hilfe kam, verloren gleichfalls «ine Menge von Officieren und Mannschaften. Trotz aller Tapferkeit war dieser vor geschobene Posten nicht zu halten, e- kämpfte hier im Durch lchnitt ein Sachse gegen zwei Franzofen. Die Stellung mußte aufgrgeben werden, aber nicht freiwillig zogen die wackeren loier und l04er ab, eS bedurfte des wieder holten Befehles de- commandirenven Generals, der dein Blutvergießen Einhalt thun wollte. DaS Bataillon Bosse hatte schließlich alle Osficiere bi« auf eioen Secondelieutenant verloren, der die Neste desselben au- der Stellung führte, ebenso opferte da- 2. Bataillon beinahe die Hälfte, das 1 etwa ein Viertel seine- Bestände«. Der Gesammtverlust Ve lo?. Regimentes bezifferte sich am zweiten BillierStage aus 480 Köpfe, darunter ll Osficiere. Auf dem GefecktSfelde der Sachsen trat nach dem Aus geben der Stellung bei Brie verbältnißmäßige Ruhe ein. Selbst die Räumung diese« Orte- veranlaß«« den Gegner zu keinem weiteren Vorgehen auf seinem linken Flügel. Aber auch unsere Truppen wurden durch da« immer heftiger werdende Feuer de- Avron und au« den Fort« von jede, Offensive abgehalten. E« blieben beide Gegner für dea Resl de- Tage- in ihren innegehabten Stellungen. Prinz Georg traf jedoch alle Maßregeln, um jeden Augen blick einem etwaigen Offensivstoße deS Feinde« über den Höhenrand hinaus energisch entgegentreten zu können. Es wurde eine Geschützstellung zwischen Noisy and BillierS etablirt, an deren Feuer jede« Vorgehen de« Feinde« hätte scheitern müssen. tritt zum Club in jeder Hinsicht nur förderlich sein, und die übrigen Mitglieder, deren Anzahl allerdings vorläufig nock sehr gering, würden sich freuen, mich unter sich aufzunehmen Selbstverständlich willigte ich in den Vorschlag ein, und wenige Minuten später gingen wir über die Straße, um einen Secundaner, Namen- Gyldenstern, aufzusuchen, der de. Schriftwart de« Verein« war und mir die, natürlich von dem Direktor d«S Gymnasium- nicht Unterzeichneten Statuten vorlesen sollte. Auf da« Herzlichste wurde ich von dem Commilitonen begrüßt, und nachdem der Schriftwart unS jedem ein« Pfeife angeboren batte, holte er au« einem sicheren Versteck eia dicke« Aclenbündel und begann mit der Verlesung der Statuten. Der erste Paragraph» der in kurzen Worten die Ziele de« Verein- darlegte, fand meinen vollen Beifall, auch der zweite, der da bestimmte, daß da- Rauchen und Biertrinken in den Sitzungen gestaltet sei. Der K. 3. der von jedem neueintretenden Mitglied ein sofort zu binterlegenbeS Eintritt- geld von 2 ^4 verlangte, war nicht ganz nach meinen, Wunsch, denn mein Vater hatte mir nur einen Thaler für die öffentliche Belobigung geschenkt. Aber mir blieb ja immer noch eine ganze Reichsmark, in meinen Augen auch noch ein große« Vermögen, und so sagt« ich denn, wenn auch etwa« zögernd: „Einverstanden". Der wichtigste aller Paragraphen, ich glaube im Ganzen waren eS 999, auf jeden Fall aber erne dreistellige Zahl, besten entsinne ich mich genau, war Nr. 4, der da lautete: ,IedeS Mitglied ist verp lichtet, einmal im Monat in einer der wöchentlich zweimal stattfindenden Sitzungen einen freien Vortrag über ein selbst zu wählendes Thema zu halten." Mich schaudert«, also auch da« noch! Nicht nur mein Geld sollte ich bezahlen, sondern auch noch Vorträge halten mußte ick, jeden Monat einen, da« waren im Jahr zwölf, in sechs Jabren also, solange mußte ich sicher noch die Schulbank drücken, zweiundsiebzig Vortrag«l Und die sollte ich auS wendig lernen, neben den Gesangbuchversen, die ich bei dem besten Willen nicht behalten konnte, neben den wasculwi aoueris auf i« und dea unregelmäßigen Derben? DaS war ja mehr als Menschenquälerei, aber vergeben» sucht« ich zu opponiren. Wenn ich die Rechte H«G
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