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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951205014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895120501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895120501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-12
- Tag1895-12-05
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8030 * Berlin, 4. December. lieber das Derbältniß des Herrn d. Koller zu seinen AmtSgenossen schreibt die „Köln. Z.": „Sicher ist. daß schon seit geraumer Zeit da- VerbäUniß zwischen ihm und seinen College» sich zu einem nicht sehr erfreulichen gestaltet hatte. ES lagen in manchen Dingen sachliche Meinungsverschiedenheiten vor, die sich auch theilwrise persönlich zuspitzten, so daß zuletzt alle Minister, vielleicht mit Ausnahme eines einzigen, die Ueberzeuaung erlangten, daß sie mit ihm in einer für daS StaatSwohl ge deihlichen Weise nicht weiter zusammenarbeitrn könnten. Daß sich sein Berhältniß zum Krieg-mini st er Bronsart v. Schellen- dorff sehr zugespitzt batte, ist nicht unbekannt, uud ganz zuletzt scheinen Eigenmächtigkeiten vorgefallen zu sein, die ein fernere» Zusammenarbeiten sehr erschwerten, wenn nicht unmöglich machten. In dieser Beziehung kann man an- nehmen, daß dir Solidarität des Ministeriums durch feinen Rücktritt merklich gewinnen wird, denn wie die Dinge sich gestaltet hatten, herrschte ein früher latenter, zuletzt offen hrrvortretender Gegensatz zwischen ihm und seinen College», der in einer oder der andern Weise zum Austraa gebracht werden mußte. Jetzt ist eS geschehen durch das Rücktritts gesuch de» Herrn v. Köller. Man nennt bereits verschiedene Personen als seine Nachfolger, doch halten wir alle diese Angaben für durchweg verfrüht und der soliden Unterlage entbehrend." * verlin, 3. December. Der Streik in der socialdemo kratischen Druckerei von Maurer L Dimmick beschäftigte vorgestern eine öffentliche Versammlung der Gewerk schuf tS- delegirten. Es wurde, wie wir der „Post" entnehmen, berichtet: , „Genosse" Maurer Hab» den Vertrauensmann der Buchbinder, al» dieser feststellen wollte, ob in der Buchdruckerei Sonntag» ge arbeitet wird. hinausgeworfen, mißhandelt und die Treppe hiantergeworfen. Jugendliche Arbeiter und Arbeiterinnen haben bi» zu fünfundzwanzig Uebrrstundrn wöchentlich machen müssen. Bei einer Revision wurden die am Sonntag Arbeitenden in Papiersäcken verborgen. Schon seit Langem, so wurde des Weiteren mitgetheilt, bestanden Mißslände in der Druckerei von Maurer L Dimmick, wie sie selten in bürgerlichen Druckereien zu finden seien; doch habe man, um der bürgerlichen Presse and der Bourgeoisie nicht Gelegenheit zu geben, die Social» demokratie zu verhöhnen, bisher geschwiegen. So sei der Lohn »icht «»»gezahlt worden; auch seien Maßregelungen Vor- gekommen. Dir» sei eine» Unternehmen», da», ohne Anfang-copital gegründet, einzig und allein durch da» Vertrauen der Arbeiter» fchast getragen und emporgekommen sei, unwürdig. Die Cbcfs führten in ihrem Geschäft eine polnische Wirthschaft und hätten von kaufmännischer Leitung keine Ahnung. Von einer ge wissen Ordnung könne man erst jetzt, nachdem die Gläubiger rin gegriffen, sprechen. Diesen Ausführungen wurde rntgegcn- grhaltrn, die Schuld treffe nicht so sehr die Firma selbst, vielmehr die Gewerkschastsorgaaisationen, welche dieser für Druckkosten 20000^4 schuldeten. In derselben Angelegenheit liegt noch folgende Nach richt vor: „Die organisirten Buchdrucker haben, weil die Inhaber der Parteidruckerei von Maurer und Dimmick sich weigerten, den Bericht über die Versammlung der Buchbinder setzen zu lassen, in welchem die bekannten Zustände bei Maurer und Dimmick er örtert wurden, den Druck des Fachblattes „Solidarität" der ge- nannten Firma entzogen. DaS Blattwird nun in einer bürger lichen Druckerei, wo der 9 Stundentag innegehaltea wird und Tariflohn bewilligt ist, gedruckt." Die wahrhaft freiheitlich und brüderlich gesinnten „Ge noffen" Maurer und Dimmick werden trotz alledem fort- wahren, auf daS Erfurter Programm von 1891 zu schwören, m dem e» heißt: „Die socialdcmokratische Partei bekämpft jede Art von Unterdrückung." V. Berlin, 4. December. (Telegramm.) Der Kaiser ist heute früh im besten Wohlsein im Neuen Palais wieder «ingetroffen. Daselbst nabm er von 10 Ubr ab den Vortrag de» CbefS des Geheimen Civil-CabinetS entgegen und empfing hieraus zur Ab- bezw. Anmeldung den bisherigen königlich italienischen Militair-AttachS, Oberst Iuccari, und den Nach folger desselben Oberst Prudente; ferner den bisherigen chilenischen Militair-Attachö Oberstlieutenant Pinto Concha und dessen Nachfolger General Martine», sowie den neuernaunten bayerischen Militair-Attachö Oberst Freiherr Reichlin v. Meldegg. Zur Frühstückstafel, welche um 12 Uhr stattfand, war der Oberst-Kämmerer Erbprinz zu Hohenlobe- Oebringen geladen. Um 1 Uhr 20 Min. gedachte der Kaiser sich nach Berlin zu begeben, um 2 Uhr einer Sitzung des Landes- Oekonomie-CollegiumS beizuwvhnen und Abends um 7 Uhr beim Minister für Landwirthschaft Frhr. v. Hammer st ein zu speisen. Gäste deS LandwirtbschaftSministerS sind u. A. der Reichskanzler, die Staatsminister vr. v. Bötticher und vr. Miguel, der StaatSsecretair de» ReichSsckatzamteS Graf v. PosavowSky-Wehner, der Chef de» Geh. Civil-CabinetS vr. v. Lucanu», die drei Ministerial-Directoren des land- wirthschaftlichen Ministerium», der Oberlandstallmeister Graf v. Lehndorff, einige Vortragende Räthe des Ministeriums, sowie die Mitglieder des LandeS-Oekonomie-CollegiumS. T Berlin, 4. December. (Telegramm.) Gegenüber der von dem „Vorwärts" erfolgten Veröffentlichung eines Schreiben» deS RetchSetfenbahu-AmteS an den Arbeitsminister, in welchem der Erlaß neuer Vorschriften über die Meldung der Eisenbahnunfälle für die Statistik in Aussicht gestellt wird, veröffentlicht der „NeichSanzeiger" die neuen Vorschriften, die sich von den älteren dadurch unter scheiden, daß die Meldungen über Unfälle bei Neben beschäftigungen und leichtere Verletzungen ausge schlossen sind. Bezüglich der eigentlichen Betriebsunfälle, wie Entgleisungen, Zusammenstöße von Fügen, ist gegen früher keine Aenderung ringetreten. Sammt licke der artige Ereignisse, auch wenn sie ohne nachtheilige Folgen geblieben sind, werden nach wie vor verzeichnet. AuS- ^eschieden werden die Fälle, bei denen die besonderen ngenthümlichkeiten deS Eisenbahnbetriebe» nickt >r> Betracht kommen. Dem Erlaffe der neuen Vor schriften habe die vom „Vorwärts" untergeschobene Absicht, die Thatsachen zu vertuschen, die ein ungünstige» Licht auf die Sicherheit de» deutschen Eisenbahnbetriebe» Wersen könnten, fern gelegen. 8. verlin, 4. December. (Privattelegramm.) An den bevorstehenden Rücktritt deS vorläufig beurlaubten Minister» des Innern, von Köller, wollen ckarakteristischer Weise nur die agrarischen und extrem-conservativen Blätter nicht glauben. Von anderer Seite wird angenommen, daß bald nach der Rückkehr deS Kaisers die Frage über den Nachfolger de» Herrn von Köller werde entschieden werden. Die Gerüchte, daß unter den in Aussicht genommenen Can- didaten der Oberpräsidrnt Graf Wilhelm Bismarck und der ehemalige VerwaltungSrecktSlehrer deS Kaisers, Regierungs präsident Branden ft ein in Hannover, sich befänden, scheinen lediglich auf Vermuthungen zu beruhen. L. verlin, 4. December. (Privattelegramm.) Die „Post" schreibt: Verschiedene Blätter haben da» Abschieds gesuch de» General» der Infanterie ». Schltchttng mit der Frage der vierten Bataillone in Verbindung gekrackt. Nach uusereu Informationen liegt hierfür auch nicht der geringste Grund vor; da» Gesuch um Entlastung dürfte vielmehr durch den leidenden Zustand de» General» ver anlaßt worden sein. * An» Mecklenburg, 3. December. Der mecklenburgisch« Land- tag nahm eia Gesetz über da« Radfahrwrsen an. Fortan soll ans Fußsteigen und Trottoir» nicht mehr mit Rädern gefahren »erd«». I» Ortschaften und auf stark frequentirten verkehrsstraße» ist la ngsafi» zu fahren. Fnbrwerke« muß der Radfahrer auSbkegen und beim Ueberholeu hat er link» an ihnen vorbeizusahrrn, nachdem vorder mit der Glocke ein Waruungszeichen gegeben worden. Das Umkreisen von Menschen, Thieren rc. ist verboten. Wenn Gefahr droht, müssen die Radfahrer absteigen, desgleichen, wenn ihnen Militaircolonaen. Leichenzüge oder besetzte grobherzoglich« Equipagen begegnen. * Rostock, 4. December. (Telegramm.) Der General major von Kessel erhielt gestern vom Kaiser folgende» Telegramm: „Ich erinnere Mich an dem heutigen 25. Gedenktage der Schlacht von Orleans dankbar Ihre» tapferen Verhaltens als Commandeur der mecklenburgischen Fußabtheilung in den heißen Kämpfen an der Loire und verleihe Ihnen hierdurch den Charakter als General- lieutenant. WilhelmI. k." * Schwerin, 4. December. (Telegramm) Der Kaiser sandte an den Generalmajor von Häseler Hierselbst folgende» Telegramm: „Neues Palais, 2. December. Bei der Wiederkehr der Gedenk tage des Loirefeldzugcs erinnere Ich Mich Ihrer als tapferen Escadronchess der mecklenburgischen Dragoner in jener Zeit uud verleihe Ihnen hierdurch den Charakter al» Generallieutenant. Wilhelm l. k." * Granden;, 3. December. Das hiesige polnische Blatt »Gazeta Grudziadzka" meldet, der Oberpräsident der Provinz Westpreußen vr. von Goßler habe eine Verfügung erlassen, nach welcher die Behörden sämmtliche polnischen VolkS- vereine als politische Vereine anzusehen hätten. * Pren;lau, 4. December. (Telegramm.) DerKaiser hat an den Generallieutenant z. D. Grasen v. Schlippen- bach-Arendsee folgende Depesche gerichtet: „BreSlau, 3. December. Obwohl erst bei Dionville an der Spitze des 1. Bataillons der 52er schwer verwundet, führten Sie das Regiment in der Schlacht von Orleans schon wieder zu neuen Ehren. Es gereicht Mir zur besonderen Freude, Ihnen an dem heutigen 25. Gedenktage hierdurch den Charakter als General der Infanterie zu verleihen. ' Wilhelm l. R. * Frankfurt a. M., 3. December. In der „Franks. Ztg." wird folgende Erklärung des Freiberrn von Stumm ver öffentlicht, die ein eigenthümliches Licht auf die Ohrenzeugen seiner Auslassungen und Veranlasser der über sie verbreiteten Gerüchte wirst: „Die Person Sr. Majestät ist nicht durch meine Initiative in die Unterhaltung hereingezogen worden. Dies ist vielmehr durch Herrn Pfarrer Lentze dadurch geschehen, daß er mich in einem Gegensatz zu den Allerhöchsten Februar-Erlassen stehend glaubte und mich ausdrücklich darüber interpellirte. Zum Beweis de» Gegen theils führte ich an, daß ich mich im Staatsrathe und später im Reichstage ausdrücklich aus den Boden dieser Erlasse gestellt und die volle Zustimmung Sr. Majestät zu meinen Ausführungen im Staatsrathe gesunden habe. Ich sägte hinzu, ich glaubte annehmen zu dürfen, daß dies noch der Fall sei, und würde ich viel leicht Gelegenheit finden, mich davon bei Gelegenheit der Jagd in Barby, wo diese Dinge möglicherweise zur Sprache kommen würden, zu überzeugen. Bon einem „Bortrage" bei Sr. Majestät konnte ich um so weniger sprechen, als ich mir nicht herausnehmcn würde, unberufen Sr. Majestät Vorträge über socialpolitilche Dinge, am wenigsten bei Gelegenheit einer Jagd, zu halten. Ties Mißversländniß ist bei einer mehr als dreistündigen Unterhaltung sehr erklärlich, und weil ich die Möglich keit dazu voraussah, hatte ich Herrn Pfarrer Lentze gebeten, kein Wort über Se. Majestät in eine etwaige Wiedergabe unserer Unter- Haltung zu verflechten. Ich bedauere lebhaft, daß der Herr Pfarrer das mir bereitwillig gegebene Versprechen nicht wörtlich ge halten und deshalb sehr gegen seinen Wunsch und Willen den Anlaß zu dem unerhörten Scandal gegeben hat, der jetzt fast die ganze deutsche Presse auf meine Kosten erfüllt. Ich werde aus dieser Erfahrung die Lehre ziehen, mich auf eia Interview selbst mit den wohlmeinendsten Personen nur mehr unter Zuziehung von Stenographen oder mindestens eines zuverlässigen Protokollführer» einzulassen." Diese Erklärung beweist aber auch, daß Herr v. Stumm sich mindestens nicht ganz correct auSgedrückt hat, als er kürzlich in einer der „Frkf. Ztg." gesandten „Berichtigung" behauptete: „Der Schlußpassus Ihres Referats, in welchen die Person Sc. Majestät des Kaisers hineingezogen wird, ist völlig unwahr und im Wesentlichen geradezu er funden." * WormS, 3. December. In der letzten Sitzung des socialdemokratischen Arbeiterwahlvereins wurde be schlossen, mit der freisinnigen Partei wegen eines gemein samen Vorgehens bei den Stadtverordnetenwahlen in Verbindung zu treten. * Ulm, 3. December. Professor Quidde (D. VolkSp.) hat die vor einigen Wochen abgelehnte Candidatur im Reichs tagswahlkreise Blaubeuren - Ehingen gegen Gröber (Centr.) heute angenommen. (F. Z.) * München, 3. December. Vor Jahresfrist wurde in einer Aufsehen erregenden Schrift „Ein doppeltes Opfer Kneipp'scher Cur" die Geschichte einer kranken protestantischen Lehrerin erzählt, welche bei Pfarrer Kneipp nicht nur keine Heilung fand, sondern auch ihren Glauben verlor und in WöriS- hofen als Katholikin beerdigt wurde. Pfarrer Kneipp werden nicht nur in dieser Beziehung schwere Vorwürfe gemacht, sondern auch wegen der Behandlung der Kranken, bezw. wegen der Vernachlässigung nach ihrer Bekehrung Er hat gegen diese aclenmäßigen Darlegungen nichts erwidert und mit gutem Grund: hatte er doch die „Bekehrung der Minna K. vollzogen unter Umgebung der in Bayern üblichen GesetzeSvorichrift, daß jeder aus der evangelischen Kirche Austretende bei dem zuständigen protestantischen Pfarrer persönlich diesen Austritt erklären müsse. Auf da- Vorgehen deS protestantischen ConsistoriumS zu AnSbach bin bat nunmehr die bayerische Regierung (Kammer deS Innern von Schwaben und Neuburg) unter dem 24. Oktober 1895 die Aufnahme der Minna K. in die römische Kirche als der Verfassungsbestimmung widersprechend und „bezüglich der äußeren bürgerlichen Rechtsverhältnisse als unwirksam erklärt und ausgesprochen, daß die Genannte als Protestantin zu betrachte» ist." Ziele zu gelangen hofft und namentlich darauf bedacht ist,! die anderen arabischen Scheichs durch Geschenke und Begünstigungen zu gewinnen, damit sie durch ihren Einfluß den aufständischen Scheich zur Unterwerfung bringen oder die ^ Pforte bei deren Erzwingung unterstützen. — In de» Kreisen de» griechisch-orthodoxe« Patriarchats, 1 sowie in der Bevölkerung diese» Glauben» herrscht eine leb hafte Verstimmung gegen den gegenwärtigen Patriarchen I An thym oS VII., da man ihm zu große Nachgiebigkeit gegen über der Pforte vorwirft. ES ist mcht ausgeschlossen, daß > diese Bewegung gegen den Patriarchen in Kurzem zu besten Demission führen werde. * London, 4. December. (Telegramm.) Die „Times" melden aus Konstantinopel: Die Botschafter baten auf I Ansuchen des Sultans um neue Anweisungen bezüglich der! Einfahrt der zweiten Schiffe. Die Antwort der Mächte steht noch aus. Die türkische Botschaft in London empfing angeblich die Drahtmeldung, der Sultan hätte beschlossen,! alle diplomatischen Beziehungen in Konstantinopel abzubrechen (?), wenn die Mächte die Einfahrt der Schiffe erzwingen sollten. (Magd. Ztg.) * London, 4. December. (Telegramm.) Die „Times" berichten unter dem 1. d. M. auS Odessa, daß Emissärs des armenischen ComitSS kürzlich in Südrußland, wo selbst sehr viele armenische Colonien sind, auftauchten und ihre Glaubensgenossen aufzureizen suchten, thätigen Antheil an dem gemeinsamen Vorgehen gegen die Türkei zu nehmen. Die russische Negierung habe jedoch diesem Treiben bald j Einhalt gethan. * Rom, 4. December. (Telegramm.) DaS Reserve-! aeschwadxr in Spezzia und Genua hat den Befehl erhalten^ klar zu machen. * Die Leitung der radicalen Partei in Serbien weist den Weg zur VersaffungSrcvision, welchen König Alexander in der Thronrede vorgezeichnet hat, mit aller Entschiedenheit zurück. Gemäß der Thronrede soll nämlich die Revision der Ver fassung cmfGrund der Bestimmungen der Verfassung von 1869 er folgen. Hiernach müßte also die «ckupschtina in zwei aufeinander folgenden IahreSsessionen mit Zweidrittelmajorital die Revision beschließen, und dann erst könnte die große Skupschtina zur Vornahme der Revision einberufen werden. Dadurch ist also die Entscheidung über die RevisionS-Frage vollständig in die Hände der jetzigen Skupschtina, respective in die der Fort schrittspartei gelegt, und kann eS günstigen Falls erst binnen zwei Jahren zur Verfassungs-Revision kommen. Der „Odjek" erklärt nun, daß weder die Verfassung von 1869, noch die jetzige Skupschtina eine legale Existenz haben, daher eine rechtliche Grundlage für eine neue Verfassung nicht bilden können. Der jetzigen Regierung sei es nur darum zu tbun, die Frage der Verfassung« - Revision auf die lange Bank zu schieben. Bekanntlich stehen die Radicalen auf dem Stand- puncte, daß einfach die große Skupschtina zur Revision der Verfassung von 1888 einberufen werben soll, womit sich im Wesentlichen auch Ristitsch einverstanden erklärt hat. Afrika. * Der wahre Grund, warum die Aschauti-Abgesandten in London vom früheren Colonialminister Marquis v. Ripou gar nicht empfangen und nack einigen Monaten erst von seinem Amtsnachfolger Chamberlain nur zu einer Privat Unterredung zugelassen wurden, ist jetzt offenbar geworden Der Führer der militairischen Expedition, General Scott, erklärte vor seiner Abreise in einer Ansprache an seine Officiere, sie sollten sich keine Gedanken machen, der Feldzug werde unter allen Umständen unternommen werden Mit anderen Worten, man wollte und will die freiwillige Unterwerfung Prempeh'S nickt; r» Hilst ihm nichts, Ab gesandte nach London und Akkra z» senden, um die Annahme der ihm gestellten Bedingungen anzukündigea. Man läßt ihn nicht zu Worte kommen und erklärt, er wolle sich nicht unterwerfen. Die Verletzung diplomatischer Formen (!) muß diesem Negerfürsten gegenüber Herbalten, um ihn als unnachgiebig, halsstarrig und herausfordernd zu be zeichnen. So soll ein unverantwortlicher Krieg gerecht fertigt und ein Vorwand gefunden werden, nach Ku massi vorzudringen und Aschanti ru einem Schutzstaat Englands zu machen und eS thatsachlich dem britischen Reich anzugliedern. Diese Absicht, einen anderen fetten Bissen Afrikas zu verschlucken, wird durch einen Erlaß deS Colonialamtes weiter bestätigt, worin r» heißt, daß keine von Prempeh ertheilte Concejsion anerkannt werden würde und daß daS Aschanti-Gebiet vorläufig streng als kaiserlick britisches Gebiet zu betrachten und zu behandeln sei. Prempeh wird wahrscheinlich abgesetzt werden und das Schicksal Ketschwayo'S tbeilen, während an seiner Stelle einer der im britischen Gebiet unter dem Schutze Englands weilenden Kronprätendenten als britischer Strohmann auf den goldenen Stuhl in Kumassi, mit einem britischen Gouverneur zur Seite und einer britischen Besatzung im Lande, eingesetzt werden dürste. Aus dem Neichsetat. Großbritannien. * London» 4. December. (Telegramm.) Die Glad- stoneanischen Blätter geben heute ihrem Uamuth über die deutsche Thronrede Ausdruck. „Daily News" schreiben: Die Thronrede erwecke neue Zweifel an dem Bestehen deS europäischen ConcertS. Die deutsche Politik scheine den Sultan gegen jede Einmischung sicherstellen zu wollen, daS genüge, dessen hartnäckigen Widerstand gegen die Mächte zu erklären. Ein Einverständniß, auf solche Erklärung bafirt, kann nur daS der Unthäligkeit sein. Die konservative „Morning Post" bebt die Betonung der Einmüthigkeit der Mächte als wichtigsten Punct der Tyronrede hervor. „Standard" und „Times" enthalten sich aller Commentare. * London, 3. December. (Telegramm.) DaS „Reuter'sche Bureau" erfährt: Die Antwort England» auf die Note der amerikanischen Regierung vom 7.d.Mt». bezüglich Venezuelas sei direct nach Washington gesandt worden, der englijche Botschafter in Washington, Pauneefote, dürste ! dieselbe heute oder morgen erhalten. Rußland. * Petersburg» 4. December. (Telegramm.) Zar Nico lau» hob, einer Warschauer Meldung zufolge, den UkaS seine» verstorbenen Vater» auf, wonach nur Bekenner der griechisch-orthodoxen Kirche Bahabeamte in Russisch-Polen sein dürften. (Magdeb. Ztg.) Orient. Tie ISrNschen Wirren ?.O. Konftantinotzel, 3. December. Den Hccd der in Arabien ausgebrochenen Unruhen bildet da» 1892 occupirte, zwischen Beinen und Assir gelegene Bergland Saada. Die Paciffcirung bereitet bisher Schwierigkeiten. ES scheint, daß di« Pforte leichter durch Unterhandlungen zu diesem Der Etat für Reichskanzler und Reichskanzlei weist nur eine neue Position, und zwar für die Einrichtung der elektrischen Beleuchtung im Reichskanzlergebäude, auf. Der Etat deS Auswärtigen Amtes erzieht, daß bei der Colonial-Abtheilung neu geschaffen werden sollen: die Stellen für einen Vortragenden Rath und einen ständigen Hilfsarbeiter; der Kaiserlichen Gesandtschaft in Tanger soll entsprechend der stetig zunehmenden Bedeutung der dortigen Geschäfte «in Legationssecretair beigegeben werden, bei dem General consulat in Eapstadt soll die Stelle eine» BiceconsulS ge schaffen werden, daS Genrralconsulat ln New-Dork soll einen dritten Secretair, da» Generalconsnlat in Warschau einen Blce- consul erhalten; daS bisherige Eonsnlat in St. Petersburg soll in ein Generalconsnlat umgewandelt, da» bisherige Vicrconsnlat in Fiume soll zu einem Consulat erhoben werden. Die Zahl der an kaiserliche Missionen entsendeten Sachverständigen für Land und Forstwirthschoft soll von 4 auf 5 erhöht werden. Die neue Stelle soll io Buenos Aire» geschaffen werden. Der Etat des Reich-amt« de» Innern schließt mit einer Einnahme von 5 774 204 ^!; da» Mehr gegen den laufenden Etat beträgt 964 610 wovon 376 000 >1 aus da» Patentamt und 567 750 ans die Einnahme au» dem Kaiser-Wilhelm-Eanal entfallen : die letzteren sind im Ganzen ans 2271 100 veranschlagt Dir Au-gabrn für da- Eanalamt sind auf 2 538 350 veranschlagt, d. s. um 835 000 mehr al» 1895 96. wobei zu brachten ist. daß sür das zuletzt genannte Jahr nur drei Vierteljahre im Nachttags etot eingestellt waren. Bei den fortdauernden Ausgaben de» Reichsamts de» Innern im Betrage von 33567 820 ist ein Mehr gegen 1895 96 von 3842175 angenommen Von besonderem Interesse sind hierbei folgende Positionen: ES li in der Absicht» an Stelle der bisher der Uebereinkunft über internationale Erdmessung angehörigen Einzelstaatrn Prrnßen, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen und Hamburg da» Reich treten zu lassen, wa» einen Beittag pro Jahr von 6000 auSmacht. Der Zuschuß de» Reiche- zur Alter»- und Jnvalt dltätSversicherung ist um 2665000 höher, im Ganzen aus 17 977 500 angenommen: vermuthlich wird im Jahre 1896 ein Zugang von 31000 Alter»- und 50000 Invalidenrenten statt finden, während 20200 Alter»- und 22000 Invalidenrente» in Wegfall kommen dürften; «» ist anziinehmea, daß am 1. Januar 1896 ein Bestand von rund 202 500 Älters- unb 109 800 Invalidenrente» vorhanden sein wird; der Fond» für die Unterstützungen an» Anlaß der Frieden«. Übungen ist um 150000 erhöht, mithin auf 1400 000 ^! gebracht. Die einmalige» Au-gabeu de» Reich-amt» de» Innern sind auf 3 404 700 da« sind 1 909160 weuigrr als 1895/96, veranschlagt. Besonder» bemerkenswerth sind von de» einmaligen Au-gaben: 1480000 (-s- 780000)^1 für da» Reiter- standbtld Kaiser Wilhelm'« l. in Berlin, wobei bemerkt ist, daß da» Denkmal in seinen Hoovttheilen bi« z»m Schlüsse de» Rechnungsjahre» 1896 97 srrttggestellt sein soll, und 120000 für dir Beschaffung von 3 Schleppdampfern für den Kaiser-Wilhelm- Canal, da dl» vorhandenen 12 sich als nicht ausrrichead erweisen. Line «eile Nordpolfahrt. * Leipzig, 4. December. Wir haben schon mitgetheilt, daß der berühmte Nordpolreisrnde vr. Iuliu» von Payer im Verein für Erdkunde sprechen wird. Nunmehr wird e» gewiß große Kreise unserer Stadt freuen, zu hören, daß Herr von Payer auch einen in gewisser Beziehung öffent lichen Bortrag halte« wird. Der Sectio» Leipzig de» deutsche» und österreichischen Alpenvereia» ist eS gelungen, den genannten Forscher zu einem Vortrage zu gewinnen, der am Montag, den 16. December, im Krystallpalast stattsinden wird und zu dem Jedermann, insbesondere auch Damen, gegen ein Eintrittsgeld von 1 -4 Zutritt erhält. Der Reinertrag ist zur Aufbringung der Kosten für «ine neue Nordpolfahrt de» Herrn von Payer bestimmt. Der berühmte Forscher ist am 1. September 1842 ia Tepliv geboren und widmete sich dem militairischen Berufe. Im Jahre 1868 erging an Payer von dem Unter nehmer der deutschen Nordpol-Expedition vr. August v. Petermann die Aufforderung zur Theilnahme an der für da» Jahr 1869 in Aussicht genommenen Nordpol-Expedition, für welche er die Aufnahme de» landschaftlichen Theiles und die Beschreibung alles Dessen, waS in das Gebiet der Gletscher- bildnng in den Polargegenden gehört, übernahm. Payer, der damals Oberlieutenant im 36. Jnfanterie-Regimente und dem militair-geographischen Institute in Wien zugetheilt war, erhielt für seine Theilnahme an dieser Expedition einen zwei jährige» Urlaub. ES war die» die sogenannte „zweite deutsche" Nordpol- Expedition. Die erste war 1865 unter Werner ausgerüstet worden, erlitt aber schon beim Aussegeln Havarie; eS gilt demnach die 1868 mit dem Segelschiff „Grönland" auS- geführte Fahrt nach Spitzbergen als erste und die unter Tbcilnabme Payer'S 1869 bis 1870 mit dem Dampfer Germania" durchgesührte Nordfabrt al» „zweite deutsche" Nordpol-Expedition. Die Ueberwinternng erfolgte in 75« 31' nördl. Br. an der Sabine-Insel; im März und April 1870 machte Payer ausgedehnte Schlittenreisen an der grönländischen Küste, welche sich bis zu 77 ° 1' nördl. Br. erstreckten. Dieser Punct wurde am 15. April erreicht. Diese Expedition führte zur Entdeckung de» Franz-JosefS- FjordS an der Osttüste Grönland« und de» diese Bucht umrahmenden alpengleichen Gebirges, in dem eine 2200 Meter hoch aufragende Spitze fortan den Namen Payer- Spitze führt. Dir „Germania" kehrte von dieser Expedition, die auch sonst viel werthvolleS Material für die Wissen schaft ergab, wohlbehalten zurück, während daS Segelschiff „Hansa", daS sie begleitete, nahe der grönländischen Küste vom Eise zerdrückt wurde. Die Mannschaft machte auf einer riesigen Eisscholle noch eine schauerliche Fahrt vom 7l.o bis zum 61.o nördl. Br., die monatelang dauerte, bi» eS ihr am 13. Juni 1870 gelang, die Südspitze Grönland» zu erreichen. Payer litt es nach der Rückkehr nicht lange in gemäßigteren Zonen, schon 1871 finden wir ihn wieder im nördlichen Eismeere, diesmal in Gesellschaft deS Schiffs lieutenant Weyprecht, ans einer „RecognoScirnngSfabrt" zwischen Spitzbergen und Nowaja-Semlja, die (im September) dis zum 79.o n. Br. fübrte. Da die kübncn Reisenden hier überall offenes, eisfreie» Meer fanden, so beschlossen sie, eine große Expedition zur Erforschung in dieser Richtung zu veranstalten, welche von den vorangegangenen arktischen Expeditionen bisher total vernachlässigt worden war. Ihrer Energie gelang cS, die Znrüstungeil bierzu so zu beschleunigen, daß da« dazu bestimmte Schiff „Tegetthoff" schon am 13. Juni 1872 von Bremerhaven auS in Ser stechen konnte. Die Fahrt ging von Hammerfest auS quer durch das BarentS- Meer direct gegen Nowaje-Semlja, doch wurde der „Tegett hoff" diesmal schon unter 76° 30' nördl. Br. vom Eise eiu- geschlossen und nach Norden getrieben. Im Sommer 1873 wurden Versuche gemacht, durch Zersägen und Sprengen deS Eises das Schiff frei zu machen; diese Versuche waren aber fruchtlos. Im Herbste wurde daS Schiff in die Nähe eines unbekannten GebirgSlandcö getrieben. Es war daS aus gedehnte Gebiet des Franz-Josess-LandeS. Der zweite Winter wurde unterm 79° 51' n. Br. im Eise zugebracht. Im Frühjahre 1874 unternahm Payer vom Schiff auS eine chlittenreise, wobei die Breite von 82° 5' erreicht wurde, während eS bis zum 83° abgepeilt wurde. Der nördliche Punct wurde Cap Wien genannt. Im Mai 1874 kehrte Payer wieder an Bord zurück, doch mußte der Tegetthoff" verlassen werden, und am 20. Mai trat die Mannschaft mit Booten und Schlitten den Rückzug an. 96 Tage dauerte diese abenteuerliche Fahrt. Unterm 77.° 40« erreichte man wieder freies Meer. Die Küste Nowoje - SemljaS entlang fahrend, wurde die Mannschaft am 24. August vom russischen Fischer Feodor Woronin ausgenommen und erreichte nach neuntägiger Fahrt den schwedischen Hafen Vardöe. Bon hier kehrte die Expedition, für die man schon ernste Besorgnisse hegte, über Hamburg nach Wien zurück, überall Gegenstand der herzlichsten Ovationen. Aus dem Geschäftsverkehr. r Dach echte A. Schulische Wiener Kraftpulver kann auch als rin sehr nützliches Weihnachtsgeschenk für kranke. Genesende, Magere, Schwächliche rc. empfohlen werden. DieleS Nährmittel ist gesetzlich geschützt und wurde aus der Internationalen Ausstellung für Nahrungsmittel und Bolksernährnng zu Dresden prämiirt. Zu haben ist eS in den Apotheken und Drogenhandlungen. Der Gesammtauflage der vorliegenden Nummer liegt ein Prospekt der Herren Nicolai L Comp, in Hanau und Zürich, belr. Vr. Hammel'» Haematogen, bei. — Depot» in allen Apotheken. »taut-kire»» 8»ek, leiprix. VoGsdHBG-^°^Ekswuster- uuck Rar^eusekutr »in allen Ländern gut und schnell. zur Einführung geschützter Erfindungen. Ständig durch größere Rrudeitrngrupvem "MW tu der dauernden Gewerbe-Ausstellung vertrete». b,ZA2LLLMiärLniwHöchst ia Hau» und Familie wird die Erfahrung bestätigt, daß da» all gemein vou den Farbwerken in Höchst a. 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