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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951220020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895122002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895122002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-12
- Tag1895-12-20
- Monat1895-12
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»124 Ausdehnung de- englischen Besitzes in Venezuela die freien »Schilderung des dänischen AgitationsapparatS zugleich «ine Institutionen Amerikas gefährden könne, und bezweiselt, I Verstellung von der Bedräugniß deö Deutschthums in den daß Amerika in diesem Falle die Sympathien der civilisirtcnWelt finde. Der „New-Uork Herald" tritt nochmals für ein Schieds gericht ein, ja selbst die eigentliche Jingo-Presse wünscht trotz voller Billigung der Cleveland'schrn Ausfassung der Monroe- doctrin, daß die Angelegenheit durch ein Schiedsgericht erledigt werde, und während die großen Plätter in Boston. Phil adelphia, Chicago, Cincinnati und St. LouiS die Monroe Ost marken giebt. Denn im Grunde verfahren Polen und Dänen nach den gleichen Necepten. * Berlin, 1«. December. Von 2? deutschen Grotz- städten, d. b. Städten mit mehr als IVO OVO Einwohnern, liegen setzt die vorläufigen Ergebnisse der Volkszählung vom 2. d. M. vor. B>S die eudgiltigen Zahlen ermittelt werden, vergeht erfahrungsgemäß noch geraume Zeit. Die doctrin verlbeidigen, haben mehrere angesehene amerikanische Angaben, tue heute gemacht werden können, werden bei der Juristen öffentlich erklärt, daß diese nicht einen Bestandtheil i xndgiltigen Feststellung noch mancherlei Aenderungen erfahren, deS Völkerrechts bilde. Das Wesentlichste aber ist die Haltung l indessen verjügen alle Großstädte über ein geschultes Beamten- deS «isenatS in Washington, der sich nicht abgeneigt zeigt, l personal und haben sich intelligenter Zäbler bedienen können, mr.cr.- cm..„ ^ man wohl erwarten darf, daß die vorläufig ermittelten Resultate annähernd richtig sind. Im Folgenden geben wir nach der „Magdeb. Ztg." eine Zusammenstellung der 27, nach der jetzigen Einwohnerzahl etwas Wasser in den überschäumenden Wein Clcveland'S zu gießen. Es wird uns darüber gemeldet: * Washington, 19. December. Morgan, der Präsident der Eommissioa der auswärtigen Angelegenheiten, schlug vor, dieser Com . , . Mission die Vorlage über die Ernennung der venezuelanischen geordneten Städte mit Angabe der 1890 definitiv ermittelten iSrenzcommission zuzuweisrn. Sherman unterstützte den Bewohner und der absoluten und relativen Zunahme in den Vorschlag. Beide sprachen ihre Billigung der HandluygZweise des letzten fünf Jahren. Diejenigen Städte, die seit der VolkS- Präsidentrn Clcveland ans, erhoben aber gegen eine Heber» eilung der Angtlegenheit Einspruch. Lodge brachte ein Amendement rin, in welchem der in Anssicht genommenen Grenz- eoinmission aufgetragen wird, ihren Bericht am 1. April vorzulegen Die Berathung wurde auf morgen vertagt. Die Vorlage wird I den Angaben mit enthalten, alsdann der Commission für die auswärtigen Angelegenheiten über wirsen werden. Es ist also noch weithin bis zum ersten Schuß. Nichts destoweniger trifft man in Canada, wo man Lord SaliSbury'S Vorgehen vollkommen billigt, bereits Vorkehrungen gegen eine amerikanische Invasion! — In England scheint die ansäng liche Erregung einer ruhigeren Benrtheilung der Angelegenheit Platz machen zu wollen ' über das Folgende: * London, 20. December. Schatzkanzler Hicks-Beach sprach auf einem Bankett und sagte, die Lage bezüglich der venezuelanischen Frage sei ernst; eS sei aber verfehlt, den Ernst der Lage zu übertreiben. Es könne nicht ver sichert werden, daß die Bande der Stammesgenossenschaft zwischen England und Nordamerika einen Krieg unmöglich mache, er glaube aber nicht, daß die Nation jenseits de- Atlantischen OceanS den Krieg wünsche. HickS Brach schloß seine Rede mit den Worten, er sehe voraus, daß das schließliche Ergebniß ein friedliches und ehrenvolles für beide Theile sein werde. zählung von 1890 ihr Gebiet durch Einverleibung von Vor orten vermehrt haben, sind mit einem * bezeichnet. Bei ihnen sind die für 1890 angegebenen Einwohnerzahlen nicht die damals für diese Städte ermittelten, eS sind vielmehr die 1890 festgestelllen Zahlen für die einverleibten Gebiete in Deutsches Reich. * Leipzig, 20. December. Ans unserem Leserkreise wird unS geschrieben: „Wie ich erst jetzt erfahre, hat die „Nord deutsche Allg. Zeitung" vor einiger Zeit den Stand der Angelegenheit der für daS Jahr 1900 geplanten Pariser Weltausstellung erörtert, die Gründe der Gegner und der Freunde des Projekts aufgeführt und schließlich gesagt: 1) Berlin 2) Hamburg* 3) München 4) Leipzig* ü) Breslau 6) Dresden* 7) Köln 8) Frankfurt* 9) Magdeburg 10) Hannover* II Düsseldors 12) Königsberg 13) Nürnberg 14) Chemnitz* 15) Stuttgart 16) Altona 17) Bremen 18) Stettin 19) Elberfeld 20) Stratzburg 21) Charlotttnburg 22) Barmen 23, Danzig 24) Halle 25) Brannschweig 26) Dortmund 27) Krefeld 28) Aachen Einwohnerzahl December 1. December 1895 1890 Zunahme Absolut Pinten 1676 352 1578 244 98,08 6.21 622 745 573 ,98 49 54? 8.65 405521 350 594 54 927 15.66 398 448 357,47 41 301 11,56 372 687 335,86 37 501 11.17 334 066 289 844 44 222 15.25 320056 28, 681 38375 13,62 228 750 198 695 30 055 15,13 214 447 202 324 12 ,23 5,99 209 N6 174 455 34 661 19,87 ,75.861 144 642 3, 2,9 21,60 171640 16, 666 9 974 6,17 160 962 142 590 18 372 12,81 160 243 145 352 14 891 10,25 157 700 139 81? 17 883 12,79 1488,1 143 249 5 562 3,88 141 937 125 684 16253 12.92 ,40 27? 1,6 228 24 049 20,60 139 .',69 125 899 13 670 10,86 135 3,3 123 500 11 8,3 9,56 132 446 76 859 55 587 72,36 126 502 116 144 10358 8,92 125 700 120333 5 362 4,45 1,6 207 10, 452 14 755 14,54 1,4 686 10104? 13 639 13,49 11, 276 89 663 2, 613 24,10 107 266 105376 1890 1,79 — 103 470 — — — Der Kaiser überreichte bei seiner Anwesenheit in „Dabei (d.h.wenn die Ausstellung stattfinden sollte) ist aller-1 Altona nach dem Frühstück der Gräfin Waldersee das dingS eine Bedingung, von der die Pariser Geschäftsleute sich ! Bild „Mahnung an die Völker Europas". Rechenschaft geben müssen. Wenn man den orbis ten-arum _ In der Budgetco.„Mission des Reichstages sind zu Gaste haben will, so müssen die Ravan-und ^ wie felgt vertheilt worden: Militairetat, Patrioten für einige Zeit auf Ausübung ,breS Gewerbes O^jn^ium Abg. v. PodbielSki (cons.) und Sä'ädler (Cenlr.); verzichten." Diese Ansicht ,st verwunderlich und weil sic G^ber (Ccntr.) und v. Massow (cons.,; in dem Organ unserer Regiernng austaucht, auch bedauerlich, 2^,-im Fritzen (Ccntr.) und v. Leipziger (cons.); Post und weil mißdeutungSsabig. D.e Franzosen haben gar keinen ^ ^ ) gj,,^ns (Centr.); Reichs- Grund, sich >m Hinblick auf die Ausstellung zu geniren. .D)e I w^lmen vr. Kammacher (nat.-lib.) und Ebni (Deutsche deutsche Industrie wird sich an der Veranstaltung so wie so nicht betheiligen und die übrigen Nationen, die italienische etwa ausgenommen, werden von den Ergüssen des franzö sischen Patriotismus nicht empfindlich berühr«." k Berlin, 19. December. Ein in mehr als einer Hinsicht werthvollc« (im „Leipz. T." schon erwähntes) Buch hat Karl I gesellte An S w'a n'd'engSg'efttz "ist"dtt"He'ffn Stracker,an unter dem Titel: ..Dänische Umtriebe Immission deS ColonialratheS zngegangen. Ei ,m deutschen Lande" (Flensburg, Huwaldsche Buchband-' — „ .. . VolkSp.); Auswärtiges und Colonien Prinz Arenberg ^Centr.) und Bürklin (nat.-lib); PeusionSfondS und allgemeine Finanz- verwaltnng Frbr. v. Gültlingen (sreicons.) und vr. Müller Sagan (freis. VolkSp.). — DaS in der letzten Sitzung deS ColonialratheS in AuS- "enden inem mebrfach geäußerten Wunsche deS ColoniälraibeS gemäß Gesetzentwurf zugeben, welcher in Sübwestafrika für Llich « Ä '»«!>,°E« b-ch-b°> id-, belegt wäre. Wer hier liest, was ein Häuf- ^ - Die deutsche evangelische Gemewde zu S. Leopold.na l JequitibL mBrasrl,en ist der preußischenLandeSkirche Königsberg) befindlichen zoologischen Sammlungen zu br theilige». — Im Ministerium für Landwirtbschaft ist heute eine Conferrnz zusammengetreten, der eia Gesetzentwurf über den Verkehr mit Düngemitteln, Kraftfutter und Saat gut zur Begutachtung unterbreitet werden soll. — Die Briefsperre, die über die Firma 3d. Rnbe- now'S Buchhandlung verhängt war, ist auf rin Gesuch de» Firmeninhabers bin aufgehoben worden, der Berliner „Bolkszeituug" zufolge mit der Begründung, baß genügendes Material vorhanden sei, um den Buchhändler Rubenow deS Vergehens gegen 8 8 des VereiuSgesetzeS zu überführen. — Der Deutsche Notariatsverein ließ durch seinen Präsi denten Iustizrath vr Weber, königlicher Notar in München, an den BundeSrath eine Denkschrift abgehen, welche die Bitte nm Berücksichtigung einiger Anträge zum Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich und zu dem Einführungsgesetz hierzu enthält. Die Anträge eziehen sich auf die Uevertragung von Grnndeigentbum durch Verträge unter Lebenden, dann auf Hypothekenrecht und Erbrecht. — In einer zu Barmen kürzlich abgehaltenen Silber- männer-Versammluug hat der Abg. von Kardorff sich auch Iber die Handelsverträge geäußert; er führte dabei aus: „Man schuf die Handelsverträge, die ja einigen Industrien ge» nützt haben. Der Landwirthichast haben sie soviel nicht geschadet, denn die Herabsetzung des Einfuhrzölle- von 5 auf 3,50 war nicht so wesentlich. DaS Schlimme dabet ist, daß man sich auf 10 Jahre die Hände gebunden hat. Der Landwirth» chast aber muß aus eine Art geholfen werden, und die» kann durch den Bimetallismus geschehen. Bietet allerdings England nicht die Hand dazu, dann ist die Frage überhaupt nicht zu lösen." Schade, daß Herr von Kardvlff bei der Berathung der Handelsverträge im Reichstage sich nicht in diesem Sinne hat vernehmen lasten! — Die Obermeisterwahl der Berliner Schneidrrinnung hat, der „Voss. Zig." zufolge, mit einer Niederlage des bisherigen Obermeisters Flick geendet. Ter Ausschuß der Innung gab vorher die Erklärung ab, daß er eine Auseinandersetzung über die bis herige Amtslhätigkeit deS Obermeisters Flick nicht für nöthig er» achte, aber ein Zusammenarbeiten mit ihm alS künftig für un möglich halte. So wurde der Vorsitzende des Bundes deutscher Schneiberinnungen und des JnnungSouSschussrS, der Schneider meister Gustav Krause, NicderwaUstraßr 21, mit 335 von 462 abgegebenen Stimmen gewählt, Flick erhielt nur 120 Stimmen, Stimmen waren ungiltig. — Der KriegSminister General der Infanterie Broa fort von Schellendorfs ist von der juristischen Famltät der Und versität Greifswald zum Ehrendortor ernannt worden. — Der LegationSrath bei der deutschen Gesandschaft in Brüste! Graf Arco»Ballcy ist zum ersten Rath der Botschaft in Madrid ernannt worden. An seine Stelle in Brüssel tritt dem „B. L.-A." zufolge der zweite Srcretair der Botschaft in Madrid Graf Linden. * Tchirwindt, 18. December. In unserer Stadt wohnen seit vielen Jahren zwei Aerzte; sie hatten ihr gutes Aus kommen, weil ihre Hilfe in den angrenzenden Gebieten Rußlands sehr in Anspruch genommen wurde. Nunmehr ist, wie der „Ges." millheilt, einem dieser Aerzte die Aus übung der ärztlichen Praxis in Rußland untersagt worden, weil zwischen Rußland und Preußen kein Abkommen bestehe, welches die Zulassung der Aerzte in Rußland bedinge und weil in der Kreisstadt WladiSlawvwo genng russische Aerzte vorhanden sind. Alle bis jetzt ringcschlagenen Wege, dieses Verbot rückgängig zu machen, sind erfolglos geblieben. Die Ausübung der ärztlichen Praxis ist ein Gewerbe und im Artikel t des deutsch-russischen Handelsvertrages heißt eß u. A.: „Die Angehörigen eines der beiden vertragschließenden Theile, welche sich im Gebiete des anderen Theiles niedergelassen haben oder sich dort vorübergehend aushalten, sollen dort im Handels- und Gewerbebetriebe die nämlichen Rechte genießen und keinen höheren oder anderen Abgaben unterworfen werden, als die Inländer. Sie sollen ,n dem Gebiete dieselben Rechte, lung) erscheinen lassen. D,e große Mehrzahl der Deu'schen nnrd dem Reichstage auch ein Gesetzen! wird überrascht se.n von dem Umfang der Gehässigkeit Ableistung der Dienstpflicht i und, ^edeS mildere Won würde die Wabrhett entstellen, j ReichSangehönge ermöglichen soll. erscheinen, wenn eS nicht documentarisch belegt wäre. Wer hier liest, was ein Häuf lein Dänen, unterstützt von amtlichen Kreisen deS Königreichs Dänemark, an gesprochenen und geschriebenen Schmähungen, an Drohungen mit Gewaltthätigkeiten und au geschäftlichem TerroriSmuS der großen deutschen Nation zu bieten wagt, dem erscheint die deutsche Langmnth in einem Lichte, das kein Ausländer, kein Franzose, Rüste oder Engländer schmeichelhaft finden dürfte. Dafür, daß in Deutschland daS Verständniß für die nationalen Aufgaben in Nordschleswig sich auSbreitet, wird hoffent lich das Buch Strackerian'S sorgen, ein Buch, daS durch treffliche Charakteristik, durch seine geschichtlichen und sprachgeschichtlicheu Darlegungen ein allgemeines Interesse beansprucht und für den »n Anbetracht seines Unifangs un gewöhnlich niedrigen Preis von 1 20 käuflich ist. Wir mpfehlen die Schrift um so angelegentlicher, als ihre angeschloffen und der Anssicht des Evangelischen Oberkirchen raths unterstellt worden — Die preußische Unterrichtsverwaltung hat in Aussicht genommen, an der Gruppe XIX der Berliner Gewerbe-Ausstellung von 1896 „Unterricht und Erziehung" die Scbiffbau-Abtheilung und daS photochemische Institut der technischen Hochschule in Charlottenbnrg, die technischen Ver suchsanstalten daselbst, sowie daS botanische Museum und daS pflanzenphysiologische Institut in Berlin Theil nebmen zu lassen. Ferner wird beabsichtigt, an der wissenschaftlichen Abtheilung der als Theil der Berliner Gewerbe-AnSstellunj geplanten Seefischerei-Ausstellung die biologische Anstalt au Helgoland, sowie die in Berlin und in den preußischen Universitätsstädten an der Meeresküste (Kiel, Greifswald und durch Vertrag zugesichrrten Rechte zu wahren. * Posen, 18. December. Mit großer Befriedigung ver zeichnet die klerikale Presse die offenbar aus polnischer Quelle stammende Nachricht, daß die Posener „Polnische Rettungsbank" („dsuk riemski") die deutsche Ansiede lungscommission an Erfolgen übcrtroffen zu haben scheine. Denn erstere, welche ein Grnndcapital von etwa t>/, Million Mark besitze, habe in den sieben Jahren ihres Bestehens 45 000 Morgen unter 10l3 Ansiedler parcellirt, während die AnsiedelnngScommission mit ihrem Fonds von 100 Millionen Mark während der neun Jahre ihres Bestehens rund 1600 Ansiedler, also nur 587 Personen mehr, z» verzeichnen habe. — Die vorstehenden zahlenmäßigen Angaben sind im Augenblick auf ihre Richtig keit nicht zu controliren. Sollten sie zutreffend sein, so würden sie nur beweisen, wie gefährdet daS Deutschthnm in Posen und Westprenßen ist und daß eS auf deutscher Seite der höchsten Anstrengung bedarf, um nicht gegenüber der Rührigkeit deS PolenihumS in- Hintertreffen zu geralhen. * Hitzen, l8. December. Bor der Strafkammer des hiesige» Landgerichts fand heute die Verhandlung gegen den Pfarrer Tyümmel wegen Beleidigung des KreiSphysikuS vr. Rose, sowie wegen Beschimpfung von Einrichtungen der katholischen Kirche statt, vr. Rose hatte (wie daS ..Leipz. Tagebl." vor einige» Tagen schon berichtete) im Proceß Mellage ein Gutachten über den englischen Caplan Forbes abgegeben, in dem er bescheinigte, daß ForbeS an „moralischem Wahnsinn" leide. Da „moralischer Wahnsinn" in der Psychiatrie nicht anerkannt ist, bat die Regierung in Münster das Gutachten verworfen. Tbümmel schrieb aus diesem Anlaß einen Artikel in der „Westd. Ztg.", dem noch drei weitere folgten, di« zusammen zu einer Broschüre „Zum Proceß Mellage" vereinigt wurden. Die Broschüre druckte der „Märk. Familienbote" nach und es ist deshalb auch egen dessen Redakteur Frdr. Fust Anklage erhoben. : Hümmel bestreitet, die Absicht gehabt zn haben, vr. Rose zu beleidigen. WaS die Beschimpfung der katholischen Kirche betrifft, so meint er, er sei früher wegen der Ausdrücke „Götzendienst" und „Reliquienschwindel" freigesprochen, die Bezeichnung „Plunder" und „alte Lappen" für Reliquien seien nicht schlimmer. Der Zeuge vr. Rose bekundet, daß sein Gutachten bis auf den Ausdruck „moralischer Wahn sinn" im Wesentlichen mit dem deSMedicinalratheS Vr. Gerlach übereinstimme. Erster Staatsanwalt Prahl beantragt gegen Thümmel wegen der Beleidigung vr. Rose'S 500 .-6 Geld strafe event. für je 10 ^ 1 Tag Gefängniß, wegen Verächt lichmachung katholischer Einrichtungen 3 Monate Gefängniß. Der Vertheidiger Rechtsanwalt Niemeyer plädirt für Frei sprechung, ebenso der Angeklagte selbst in längerer Rede. DaS Urtbeil lautete auf 500 ^ Geldstrafe, event. 1 Tag Gefängniß für je 10 wegen Beleidigung vr. Rose'S. von der Beschimpfung kirchlicher Einrichtungen wurde der An geklagte sreigesprochen. Der Angeklagte Fust wurde zu 30 Geldstrafe verurtheilt. Die Verhandlung dauerte von 10 Uhr Vormittags bis 5»/r Uhr Nachmittag- -r- Altenburg, 19. December. In der Landtags sitzung, welche heute abgehalten wurden, bildete der Haushaltung-plan den wichtigsten Berathnngsgegenstand. Bewilligt wurden bisher 1 335 083 zu RcichSzwecken, 1? 179 für den Landtag, 73 768 zur Verzinsung der Staatsschulden und zu SlaatSpassivrenten, 58 600 zur Unterhaltung von fi-calischen Hochbauten und Einzelgrund stücken, 302 857 zu Chausseen, sowie zum Wege- und Wasserbau, 263 961 für Anstalten für Kunst und Wissen schaft. 231 650 für daS Volksschulwesen, 94 977 für kirchliche Zwecke, 162 533 -<e für SicherheitSanstaltrn, 69 670 für das Armenwesen, 70 169 für daS Mebicinalwesen, 35460 ^ für Gewerbe und Landwirthschaft, 72 562 für die Ver waltung der direkten und indirecten Steuern, 9006 als Aufwand in allgemeinen RegierunaS- und VerwaltungS- angelegenheiten, 205 725 »L für Besoldungen und Bureau- aufwendungen deS Ministeriums und der von ihm reffortirenden Behörden. * Suhl, 18. December. Dem Magistrat ist an» Friedrichs ruh folgendes Schreiben zugegangen: „Den verehrllchen Magistrat bitte ich, für die erzene Aus fertigung meines Ehrrnbürgerbriefes meinen verbindlichsten Dank enigegenzunehmen und den Ausdruck desselben der Bürgerschaft mit- zutheilen. Das geschmackvolle Kunstwerk legt ein beredtes Zeugniß ab für die hohe Entwickelung des künstlerischen Verständnisses in Ihrer Waffen erzeugenden Stadt. v. Bismarck." * Karlsruhe. 19. December. Bei dem gestrigen Festbankett anläßlich der NuitS-Feier ergriff auch der Groß Herzog von Baden da» Wort und führte zum Schluß nach der »F. Z" Folgendes auS: „Trachten Sie darnach, daß der Geist, der Sie heute hierher gebracht hat, im Lande in den jüngeren Generationen Wurzel fasse und aussprieße zu einer guten Saat. Trachten Sie darnach, daß die zahlreich im Lande entstandenen M ili t a irvereine, die einen festen Bund bilden, sich mehr und mehr ausdehnen, und in dem Geiste, in dem sie'bestehen, auch ferner fortwirken mögen, daß diese Freunde zahlreich werden, io zahlreich, daß sie das Volk in sich schließen. Mit dieser Mahnung nehme ich für heute Abschied von Ihnen." * Stratzbnrs, 19. December. Nach der „Köln. VolkSztg." erhielt Pater Acker vom kaiserlichen Statthalter die Erlanbniß zur Niederlassung der Väter vom heiligen Geiste in den „Drei Aehren" bei Colmar. * München, 19. December. Eine nnter dem Vorsitze des Bürgermeisters Schuh tagende, von Angehörigen verschiedener Parteien sehr zahlreich besuchte Versammlung be chloß die Veranstaltung einer allgemeinen Feier am 18. Januar, dem Jahrestage der Gründung deS Reiches. Zur Vor bereitung der Festlichkeiten ist ein Ausschuß von 12 Mit gliedern gewählt worden. Oesterreich-Ungar». * Wie», 19. December. Abgeordnetenhaus. Der Rutbene Romanczuk brachte eine Interpellation ein, in welcher er die in Wiener Blättern verbreiteten Meldungen, insbesondere, daß die Kosten der rumänischen Deputation aus russischer Quelle herrtthrten, als eine vrrabscheuungswerthe Verdächtigung be zeichnet. Die Kosten seien theilS von den Theiinchmern selbst, theilS durch Beiträge im ganzen Lande zusammengebracht worden. Der Arzt sah ihn lächelnd an. „DaS glaube ich nicht — eine vergötterte Mutter, daneben die Kunst, die beiden können ein IünglingSherz wohl für die erste Jugend mit Beschlag be legen — aber wenn „die Rechte" kommt, dann wird auch die Alle- beseeligend« Liebe in Ihr Herz einziehen. UebrigeuS so zwischen Thür und Angel läßt sich em solch tief seelischer Fall kaum ander- als hypothetisch erledigen — besuchen Sie mich doch in den nächsten Tagen in meiner Sprechstunde!" Ein Wärter brachte zwei Karten: „Die Damen lassen fragen, ob sie Fräulein von Schlieffen besuchen dürfen?" „Ja", sagte der Arzt. Durch daS Corridorfenster schickte die fahle Februarsonne so viel Goldglanz, als ihr möglich war, denn die beiden Mädchen, welche jetzt nm die Ecke bogen, verdienten Wohl die tleine Anstrengung der Illumination. Eigentlich sahen sie aus wie zwei MaSkenball-BabieS, braun die Eine, blond die Andere. Die Haare hingen ihr, der Blonden, in langen seidenen Locken um das Kindergesicbt, eine weiße Pclzschute zeigte ein Oval, in dem man eigentlich nichts sab, als zwei große bimmelblaue Augen und einen Mund wie eine aufgeplatzte Kirsche — Sowie sie Aurel gewahrte, fuhr sie auf ihn lo» und rief, ihren weißen Muff gegen die linke Hand schlagend. „Tressi, sieh', das ist Er — Mr. Relau — ob, wir haben Sie gehört, die bohle, uo die ganze königliche Musikschule war da, die sind grauck, verz? vvry grauck." — DaS andere braune Baby, welche» wohl schon mehr von deutschen Begriffen der Schicklichkeit wußte, zog sie zurück. .Herr Relau, auch ich wage e-, Ihnen meine Bewunderung auszusprechen. Wir studiren hier Musik — Therese, ich und die- Miriam Conway, meine Schwester —" Die großen Blauangen klappten ans und zu, wie bei einer franzöffscben Puppe. „Ja und uißen Sie, Mr. Relau, Tressi lernt Geige, und alS Sie gespielt, sagte sie. ganz böse war sie: „Ach, ich übe nicht mehr — das ist ja Alle- uonsenso, uen Einer so spielt uie Relau, das lernt man ja doch nicht und uen man alle Tag 28 Stunden fidelt — ja!" Der junge Arzt, köstlich amusirt über diese beiden Puppe», die wie m emer Komödie auf ein Stichwort agirten, sagte ganz ernsthaft: „24 Stunden meine» Sie, mein Fräulein!" „Nein, icb ueiß, na» ich sage — 28 Stunden — aber uir mußea fort. Adieu, e- war mir sehr angenehm, Mr. Relau!" Miriam knickste und Tressi knickste — der Wärter lopfte an Frl. v. Schlieffrn's Thür und „ab durch die Mitte" gingen die beiden reizenden Amerikanerinnen, während Aurel ihnen mit Entzücken nachsah. „Also", sagte hell anflachend der Assistenzart, „daS war ein reiner Genuß — nein, diese Zuckerpuppen! — Und Sie besuchen mich in der Sprechstunde?" Aurel stammelte: „Ich glaube, eS ist nicht mehr nöthig" — dann schoß er, rrrölhend wie ein PensionSfrciulein, den Corridor entlang. Der Doctor lachte stärker. „Nein, was noch für göttliche Naivität auf der Welt herumtanzt. Im Handumdrehen ver liebt sich dieser Mensch, der mich noch eine Minute vorher fragt, ob er nicht etwa ein Weiberfeind sei! Nun träfe ihn Amor'S Rache, wenn er sich in die Chocoladenpuppe sowohl als in die Marzipanpuppe verliebt hätte — zum Fressen süß sind Beide allerdings." Elftes Capitel. JacqucS HermeS schrieb an jenem Morgen nach dem Concert im Comptoir der Alten Jacobstraße einen Rohrpost brief und dann telephonirte er seiner Frau, er würde zum 6-Ubr-Diner ein paar Gäste mitbringen. Zu Bruno, der in einem größeren Comptoir mit einem Buchhalter arbeitete, sagte er: „Meine Frau bittet Dich, heute bei unS zu essen! Es ist ein Herr da, der Dich interessireu wird — ein naher Verwandter Deiner Mutter!" Bruno sah erstaunt, aber auch beängstigt zu ihm auf, er schickte den Commis hinaus mit einer fingirtcn Ordre, dann sagte er: „Papa und Herbert schelten mich oft einen weich lichen thörichten Zungen! Ich habe da» nie wahr haben wollen, und doch, seit gestern Abend ist mir, als wären mir alle Muskel schlaff, dieser Mensch bat mir daS Mark aus den Knochen gegeigt. Wäre er rin Mädchen, so glaubte ich, ick> hätte mich verliebt — denn rin Gefühl habe ich für den Goldkopf, wie noch in meinem Leben nicht, ich sehe, denke, höre nichts als ihn." „Du triffst ihn bei mir — da kannst Du ihm ordentlich die Cour machen." ZacqueS war bedacht, die auffällige Un ruhe des Vetter- nicht zu vermehren und ihn allmählick vor zubereiten. „Also, Du fährst direct mit mir nach Hanse?" „Ich müßte doch wohl erst Toilette machen " „Ach nein, wozu? Kragen und Manschetten kannst Du frisch bei mir baden, Du kannst dreist im Iacket-Anzug kommen, meine Frau absolvirt Dich, Du bist ja so wie so ihr Bester!" „Ja, ich verehr« Deine Krau auch über alle Frauen Sie ist die vollendetste Dame, die ich kenne — ich wollte, Herbert heirathete bald, unserem Hanse fehlt die Krone — eine Hausfrau —, aber Herbert ist entschieden ein Feind der Ehe —" „Nichtig gesagt — denn ein Feind der Frauen ist er nicht, — nur betrachtet er sie als Spielzeug." Nun lachte Bruno, und wer lacht, gehört wieder dem Muth, — er arbeitete denn auch flott, bi» die fünfte Stunde schlug, kam heiter auf deS Vetters Ruf zum Wagen und achtete nicht der schneidenden Kälte, drr selbst in den temperirten Wagen drang. Einen Augenblick schwiegen Beide, dann sagte Jacques in einem so conventionellen Ton, wie er ihn erzwingen konnte: „ES zieht doch viel buntere Dinge auf der Welt, als man ahnt! Heute Mittag kam ein Mann aus Baldivia mit einem großen Lamento zn mir. Er war als ganz kleiner Knabe mit seinem Vater hinübergegangen, und in dem Glauben, seine Mutter sei todt, erzogen. Vor kurzer Frist stirbt sein Vater und eröffnet ihm, seine Mutter sei noch am Leben, habe ihn seiner Zeit verlassen und einen anderen Mann gefreit. Diesen armen Kerl packt nun eine sentimen tale Sehnsucht nach der Mutter, er ist bettelarm, so arbeitet er sich auf einem Schiff nach Hamburg als Schiffsjunge 'rüber, dort giebt man ihm Reisegeld für Berlin, wohin die Spur zeigt. Hier hört er von unserer Firma, die er als renommirt in Baldivia kennt — welcher Deutscher kennt sie dort nicht — und er kommt zu uns, und da Onkel Ludwig und Herbert schon zur Börse waren, trifft er nur mich und bittet um Schutz und Geld." „Du hilfst ihm doch, Jacques? — Ich will privatim etwas für ihn tbnn, vielleicht braucht er Kleider, oh, mein Gott, der Glückliche — er hat noch die Hoffnung, seine Mutter wiederzusehen" „Aber sie hat ihn doch als Kind verlassen." „Man kann nicht wissen, JacqueS, welche Gründe dazu Vorlagen." „Doch die Welt verurtheilt stets «ine Frau, die mit einem anderen Manne ihren Gatten verläßt!" „Ich habe in letzter Zeit viel über die Frauenbewegung gelesen. Vieles ist ja von ihren Forderungen grundfalsch, aber Viele» mehr als berechtigt. Der EgoiSmu» der Männer macht die Gesetze für die Frau, er ist ihr Herr und Gebieter; wenn er sie nährt und kleidet, so kann er unbedingte Unterwerfung verlangen. Wenn nun aber die Ehe nicht bestehen kann, wenn falsche Voraussetzungen bei der Schließung stattsanden, ist e- da nicht besser, sittlicher, dies Band zu lösen „ES wundert mich^ entgegnete lächelnd JacqueS, „daß der Sohn eine- Großkaufmanns und CommerzienratbS ün äs 8iöclo für ernste sociale Fragen Interesse hat. Don drr goldenen Jugend erwartet man nur Sport, ein bischen dilettirende Kunst höchsten- — eigentlich nur Künstlerinnen — aber wie kommst Du zum SocialdemokratiSmuS und seinen Principien?" Bruno sah ihn verwundert an. „Ist daS Socialdemo kratiSmuS? Ich glaube nicht? Die sittliche Forderung gehört allen Parteien an. Doch, um wieder aus etwas ConcreteS zurückuikommen: Der Mensch aus Baldivia, — wa» können wir für ihn thun?" Der Wagen rollte in da» Portal der Villa Clelia ein — Fra» JacqueS hieß Clelia, die Villa nach ihr. „Höre", sagte JacqueS mit plötzlichem Entschluß, „wir haben Dich Alle unterschätzt, Du bist kein Schwärmer, Du bist rin Denker! So wirst Du auch die Kraft haben, eine große Freude, oder einen großen Schmerz, wie Du eS auf- faßt, zu ertragen. Der Mann aus Baldivia ist eine Erfin dung, ich wollte Dir nur einen Hinweis geben, daß der Fall Vorkommen mag, daß eine Mutter noch lebt, während der Sohn sie längst todt wähnt" „JacqueS?" schrie Bruno auf. „Daß er seinen Bruder ahnungslos kennen lernt und ihn lieb gewinnt, ans den ersten Blick, weil er dem Bild drr Mutter gleichl" „Relau?" „Ja, mein liebster Junge — Deine Mutter trennte sich nach zehnjähriger Ehe von ihrem Gatten, Deinem Vater! Sie heirathete dessen Neffen, den Sohn Deiner Tante Oppel — sie ist bald danach gestorben, Deine Tante meine ich. Aber Deine Mutter lebt — lebt noch — muß ich sagen, obgleich sie welk und krank ist. Relau ist ihr Sohn, Aurel von Oppel — er ist zu Dir geschickt, weil di« Sehn sucht nach Dir sie verzehrt nun weißt Du Alles steig' auS, ich bitte Dich, die Pferde erstarren, so lange hält schon der Wagen —" (Fortsetzung folgt.) d«S !u Ruhla herrschenden L Rinistrrpräside langt, dah d« gemacht werde. * Pest. 2 cesse weger Präsidenten 1 die Rrgierur neller Blo großer öffen günstigt zu Abgeordnete 1000 fl. Gel * Paris, Aufschlüsse Belluat's w Fälschungen schlagungen 20 Jahren. Freund Bellt verbürgt ha Gesammtbet 300 000 Fro zahlen. Er Geschäft auf Vas Fräule Guinot, ih, sich Fanre Havre ein der in Elen zufügend, d wahrscheinl zulegen. T rufen, der nöthigte, ei Belluat zu Forderung Faure und aber keine übergab. ' kein Erpres worden. ( * Rom bisherigen Dürnitz, längerer A Gemahlin katholische« mittag in gotteSdi Der Erzb ungeheure von gcisll Senatorei Feier bei. den Heide Auch in a abzehaltei ersten mit Laufe die' Gebirgs-5 * Ro Crispi c Torrigic ü. lim J»w Peter- 15 cmpfi «olt «r s
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