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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.12.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951224025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895122402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895122402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-12
- Tag1895-12-24
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Avnahmeschluß für Anzeige«: Abend »Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr Margen-AuSgabe: Nachmittag» 4Uhr. Für die Montag.Morgen-Ausgabe: Sonnabend Mittag. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an di» Ex-edition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leiv»g. S27. Dienstag den 24. December 1895. 89. Jahrgang. j: Politische Tagesschau. * Leipzig, 24. December. Da» Weihnacht-fest giebt augenblicklich den Polen wieder Gelegenheit, ihr wahre» Gesicht zu zeigen und den seit langen Äahren gegen die deutschen Grwervtreibenden in Posen geführten Aampf mit allem Nachdruck fosctzusetzen. Sie stütze» sich dabei in heuchlerischer Weise auf die angeblich von dem Verein zur Wahrung de» DrutschthumS unter nommene deutsche Propaganda, aber e» wird ihnen kaum ge lingen, weiteren Kreisen damit Sand in die Augen zu streuen. Seit langeu Jahren haben die Polen den Botzcott gegen die deutschen Gewerbtreibenden angewandt, und e» ist ihnen auf diese Weise ja auch tbatsächlich gelungen, zahllose Deutsche ihrer Nationalität abspenstig zu machen und da» Deutschtbum mehr und mehr zurückzudrLngen. In welch unverfrorener Weise der Boykott jetzt auSgeübt wird, ist tagtäglich aus den polnischen Blattern zu ersehen; der „Djiennik PoznanSki" veröffentlicht mit Hinblick auf da» Weibnachlsfest eine Liste der zu unter- stützeude» Firmen, die leider auch eine große Menge kern deutscher Namen enthält, wie Heuer, Hridrich, Bischof, Eckert, Stark, die alle dem PolonisirungSprocesse Versalien sind, und die „Gazeta Grudziadzka" schreibt in vollen Lettern: ,,E» ist eiu Verbrechen gegen die Nation, dir polnischen Groschen einem Nichtpolen binzutragen." Auf dies« Weise werden e» die Polen ja allerdings mit der Zeit dahin bringen, daß auch die Deutschen ihre Kund schaft keinem Polen mehr zuwendrn, und wer in diesem bedauerlichen Kampfe zuletzt der Stärkere ist, wird sich a zeigen. Da er deu Deutschen aufgedrängt wird, o werden fie eben zur Abwehr schreiten müssen. Ein Gute» hat die Ueberhrbung der Polen jedenfalls gehabt: sie hat die Deutschen aus ihrer Lässigkeit aufgerllttelt und ihnen dir Gefahr erkenntlich gemacht, in der das Deutschthum gegenüber den Anmaßungen und Herausforderungen der Polen sich befindet. Der gewöhnliche Pole ist, wenn er nicht ver hetzt wird, ein ruhiger und ordentlicher Bürger: aber der Einfluß der gewerbsmäßigen Hetzer und der katholischen Geistlichkeit hat diese ruhiger» Massen gegen das Deutschtbum in Bewegung gebracht, und so, wie die Dinge heute liegen, erfordert e- viel Murh bei den in den Ostmarken wohnen» den Deutschen, sich dem Terrorismus der Polen entaeaen- zusiellen. Am wenigsten verzeihlich ist der Mangel an Muth b« den Beamten, die nicht einmal die Entschuldigung für sich haben, daß sie durch energisches Handeln die Rache der Polen herauSfordern und sich dem wirthschaftlichen Ruin auSsrtzen würden. So wird der „Köln. Ztg? mitgetheilt, daß in einer Posrner Mittelstadt die Polen in einem Saale, der sonst von einem deutschen Verein benutzt wird, eine polnische Beraustaltuug vornehmen wollten. Dagegen ist nicht viel einzuwenden, aber die Polen wollten nicht nur den Saal haben, sondern sie stellten auch die Forderung, daß au» ihm die dort befindlichen Büsten de» Kaiser» und de» Fürsten BiSmarck entfernt würden, damit sie nicht ihre polnischen Augen beleidigten. Hierüber wurde mir einem Vorstandsmitglied des deutschen Vereins, der rin höherer Regierung-Heamker ist, verhandelt, und dieser soll die Genehmigung zur Entfernung der Büsten gegeben haben. Da» rheinische Blatt nennt vorläufig keine Namen, weil es glaubt, daß die Angelegenheit auf anderem Wege zur KenutuP der Behörden kommen werde. Auch wir erwarten mit Bestimmtheit, daß die zuständigen Behörden gegen diesen eigenartigen königlich preußischen Beamten auf da» Aller schärfste disziplinarisch vorgehe« werden, wenn e» sich be stätigt, daß er dem polnischen verlangen auf Beseitigung der kaiserliche» Büste entgrgrngekommen ist. Da« Borgeben der Franzosen im Htnterlanve unserer Togo-Lolonte sticht nicht wenig ab von dem Verhalten der französischen Presse und der politischen Kreise in Frankreich während der Verhandlungen über die Abmachungen zwischen England und dem Congostaate vom Mai des vorigen JahrrS. Damal- wurde von Seiten der Franzosen auf die gemeinsame Stellungnahme Deutschland- und Frank reichs der allergrößte Werth gelegt und mit Nachdruck wurde betont, daß die Interessen Frankreichs und Deutschland- in Afrika nirgendwo divergirten. Obwobl das selbstverständlich nur cum grruio salis anfzufassen war, leuchtete doch aus dem ganzen Lerbalten der Franzosen die Thatsache hervor, daß man jenseits der Vogesen nicht nur den Wunsch hegte, in coloaialpolitischen Fragen sich mit Deutschland aus loyalem Wege zu verständigen, sondern auch der Ueberzeugung lebte, daß diese Verständigung kein schweres Stück Arbeit sein werde. Daß die „guten Dienste" Deutschlands für Frankreich in colonialpolitischen Dingen nicht ohne allen Werth sind, hat die Vergangenheit gelehrt, und die lange Liste der allein zwischen Frankreich und England schwebenden Angelegenheiten, welche die „Politiqne coloniale" vor einiger Zeit aufmachte, sollte den Franzosen die Annahme nabe legen, daß dies auch in Zukunft so kein könnte. Um so mehr darf man sich über daS rücksichts lose Verfahren wundern, welches die Franzosen im Togo- Hinterlande zur Geltendmachung augenscheinlich unberech tigter Ansprüche eingeschlagen haben. E>n solches Verfahren könnte unseres Erachtens die deutsche Reichsregierung auf den Gedanken bringen, die im vorigen Jahre von dem damaligen französischen Minister des Aeußern Hanotaux aufgeworfene Idee der Schaffung eine« afrikanischen Rechts wieder aufzunehmen. In der Thal wird kaum etwa- Anderes übrig bleiben, wenn auf dem großen Tummelplätze colonialer Betbätigung einigermaßen geordnete Zustände geschaffen werden sollen und den unerquicklichen Streitigkeiten voraebeugt werden soll, welche allen den dunklen Welt- tbeil betreffenden Abmachungen auf dem Fuße zu folgen pflegen. So lange die Verträge einzelner europäischer Staaten durch die Nichtanerkennung der einen oder der anderen Macht in der Luft schweben, wird man nicht daraus rechnen dürfen, daß »ine ruhige coloniale Entwickelung in Afrika Platz greiit. Mit der bloßen Anwendung der Grundsätze de« europäischen Völkerrecht» auf afrikanische Fragen reicht man nickt aus, da die Grundlagen de- Besitze» jenseits de» M'ttelmeeres von den dieSseit» geltenden vielfach verschieden sind Seit rehn Jahren haben die Besitztitel, auf welche europäische Nationen ihre Ansprüche auf afrikanisches Gebiet stützlen, mehrfach gewechselt. Im Jahre 1886 kamen zuerst neben den Protectoraten dir Interessensphären zum Vorschein; von >889 ab wurde da» Hinterland ein international gebräuch licher Begriff, und jetzt stützt sich Frankreich auf die ooeuputiou eSyctive. Alle diese Besitzlitei spielen neben den Verträgen mit den Eingeborenen, Verträgen, die sich zumeist durch eine mehr oder weniger große Zweifelhaftigkeit aus zeichnen, eine bedeutende Nolle. Angesichts dieser Verhältnisse erscheint die Covification des „afrikanischen Recht-" als eine je länger desto schärfer sich aufdrängende Nolhwendigkeit, und Frankreich würde sich kaum beklagen können, wenn die von ihm jetzt beliebte Kasuistik den Anstoß dazu gäbe, die Idee eines seiner erfolgreichsten Staatsmänner zur Durch führung zu bringen. Di« französische Kammer hat letzter Tage eine Commission ernannt, die über da» neue Universitätengesetz beratben soll, da» demnächst auf die Tagesordnung der Kammer gesetzt wird. Dadurch werben sich deren Berathungen auch einmal auf etwa» Andere» al» auf reine Politik erstrecken, indem sie eine Frage berühren, die da- geistige Leben Frankreichs in hohem Grade interessirt. Die Mehrzahl der Commissions- mitglieder steht dem Gesetze günstig gegenüber, so daß dessen Durchführung schon jetzt als gesichert erscheint. Sein erster Artikel verfügt, daß die „Körperschaften der Facultäten" in Zu kunft den Namen „Universitäten" führen sollen. Man verspricht sich hiervon sehr viel. DaS „Journal des DäbatS" schrieb darüber: „Ooi'pH äs k'acult^" ist kein Name, dagegen ist „Universität" ein ehrenvoller und ruhmreicher Name. Ueberall. nur bei unS nicht, ist er angewendet. Die Universität ist der Ort des hohen, wissenschaftlichen Lehramts. Mit dem Begriff „Universität" ist jener der wissenschaftlichen Freiheit verbunden, und man bat sich an diese Bezeichnung so gewöhnt, daß der Mangel deS Wortes allein den Mangel der Sache zu documentiren scheint. DaS Ausland weiß kaum, wie viel Geld wir seit 25 Jahren für die Organisation unseres höheren Lehr- wesenS, sowohl in Paris, wie in der Provinz, ausgegeben haben. So besitzt Lyon beispielsweise prächtige Universiläts- gebände und vorzügliche Lehrkräfte, aber doch kann es weder init Bonn, noch mit Heidelberg in Wettbewerb treten, denn es ist ,,0orp8 6v b'aeultös", während Heidelberg und Bonn „Universitäten" sind. Wir baden ein Buch geschrieben und ibm keinen Titel gegeben. In Europa, wie in Amerika und Asien Hiebt es eine Jugend, die zur Studienzeit auSwanvert und ein geiitigeS Vaterland sucht, von wo sie Gedanken und geistige Gewohnheiten in die Heimath zurückbringt. Bis auf den heutigen Tag kennen diese Auswanderer keinen andern Weg, als den nach Deutschland, und durch sie hat sich der im klebrigen wohl verdiente Ruf des deutschen Geiste» und der deutschen Wissenschaft verbreitet. Seit einigen Jahren macht sich auch eine Strömung nach Frankreich geltend. Unterstützen wir sie, damit auch der eben so ver diente Ruf französischen Geistes und französischer Wissenschaft Verbreitung finde." Mil der bloßen Umwandlung der Be zeichnung „Körperschaften der Facultäten" in „Universitäten" ist es freilich nicht gethan, so lange jenen der Geist fehlt, der diese, und zwar speciell in Deutschland, beseelt, und sie zu Pflegstätten wissenschaftlicher Vertiefung und zu Hochburgen besonnenen Fortschrittes macht. In Norwegen war bisher der Branntweinhandel derart eingerichtet, daß die Communalverwaltung den Detail verkauf sammt dem Recht »um Ausschank an di« sogenannten „Samlag" (Äctiengesellschafrrn) nach näher vorgeschriebenen Regeln vergeben konnte. ES darf in einer Gemeinde nur eiu „Samlag" sein, das dann daS Recht hat, eine näher bestimmte Anzahl von Verkaufs- und Ausschankstellen einzurichten. Das Recht zum Verkauf von Brannt wein m größeren Quanten konnte privaten Kauf leuten überlaffen werden, die dann nur in Quanten von mindestens 40 k verkaufen dursten. Die „Samlag geben einen Theil ihrer Ueberschüsse für gemeinnützige Ziele ab. Auch dürfen sie ihren Verkauf und Ausschank nicht so betreiben, daß sie zu erhöhtem Consum verlocken. Endlich ist die „SamlagS"-Bewilligung nur auf gewisse Jahre ertheilt und muß erneuert werden, wenn der Termin abgelaufen ist. Voriges Jahr bat nun der Stortbing ein neues Gesetz an genommen, das die Stellung der „Samlag", sowie überhaupt die Bedingungen für den Branntweinhandel völlig verändert, indem das Gesetz bestimmt, daß vor Ertheilung der Be willigung an da- „Samlag" eine Abstimmung aller Männer und Hrauen des Distrikt» über 25 Jahre stattfinden soll, ob an dem Platze überhaupt ein „Samtag" errichtet werden soll oder nicht. Wenn die Mehrzabl der sämmtlichen Stimm berechtigten, also nicht nur die Majorität der abgegebenen Stimmen, gegen da» „Samlag" sind, wird dasselbe nicht er richtet. Eine solche Abstimmung ist für 5 Jahre giltig, und wenn hiernach nicht mindestens >/, der bei der ersten Ent scheidung Stimmberechtigten neue Abstimmung verlangt, weitere 5 Jahre. In einer Commune, in der gegen da- „Samlag" entschieden ist, ist aller Detailhandel und der AuSschank von Branntwein verboten. Ferner dürfen die privaten Kausleut: statt wie bisher in Quanten von 40 I nur in solchen von 250 I verkaufen. Nun laufen in diesem Jahre von den bc stehenden „Samlag" von 13 die Bewilligung ab, meist kleinere Gemeinden, und es bat nun in 7 derselben die neue gesetzmäßige Abstimmung stattgefunden, nämlich in Gjörik, Arendal, Nisör, Grimstad, Aasgaardstrand, Dadsö unv Bodö; 5 von diesen haben den Weiterbestand der „Samlag" abgelebnt. Interessant sind die Stimmenverhältnisse bei diesen Abstimmungen. In Gjörik gab eS 810 Stimm berechtigte. Hiervon erschienen 507 bei der Abstimmung. 472 stimmten gegen das „Samlag", 21 dafür, vierzehn Stimmen waren ungiltig. Bon den abgegebenen Stimmen kamen 196 auf Männer und 297 auf Frauen. In Arendal war das Verhältnis ähnlich: 2073 Stimmberechtigte, ab gegebene Stimmen 1379. Hiervon 1286 gegen daS „Samlag", 93 dafür. In Grimstad: Stimmberechtigte 1474. Abgegebene Stimmen 874 gegen und 14 für da» „Samlag". In der nächsten Zeit finden weitere Abstimmungen in zwei großen Gemeinden statt, nämlich in TönSberg und in Skien, Jbsen's bekannter GeburtSstadt. Hiernach gewinnt die Anschauung, daß im Branntwein der gefährlichste Feind für die Volkswohl fahrt zu erblicken ist, in Norwegen immer weitere Verbreitung. In den Bereinigten Staaten hat auch diesmal der almiglitx tlollur über den „Nationalstolz" triumphirt: Nie mand redet mehr einem Krieg mit England das Wort. Grvßfinanz, Großhandel und Großindustrie haben gesprochen, sic haben sich gegen den Krieg und alle weiteren Kriegstreibereien erklärt, folglich wird kein Krieg geführt und die polnischen Bravaden des CongresseS müssen wohl oder übel mildere Saiten aufziehen. Als klassisches Beispiel für den plötzlichen Wandel der Gesinnung mag hier Ehanncey Depew, ein hervorragender populärer Eisenbahn-Präsident genannt werden. Noch am Donnerstag batte er Clevelanb das wärmste Lob gezollt und als erste sofortige Folge des er warteten Kriegs die Eroberung CanadaS vorhergesagt, jetzt schreibt er in der „World", die ganze Streitfrage solle dem obersten Gerichtshöfe der Vereinigten Staaken zugewiesen werden; Cleveland's Botschaft habe Ainerka schon 800 Millionen gekostet und dabei sei das officielle Volum der commerziellen Körperschaften noch gar nicht abgegeben. Noch ein in den Vereinigten Staaten sehr gewichtiges Moment fällt aber außerdem gegen den Krieg in die Waagschale: daS kirchlich religiöse. Wie schon gemeldet wurde, ist am Sonntag von fast allen Kanzeln der Union gegen eine kriegerische und für eine fried liche Austragung des Conflictes gepredigt worden, und bereits am Freitag wies bei Eröffnung der Senatssitzung in Washington der blinde Caplan de» Senat«, Meldurn, der die Sitzungen mit einem Gebete einzuleiten pflegt, auf die Schrecken eines Krieges hin und fuhr dann wörtlich fort: „Wir bitte» Dich, rette uns davor, daß wir unsere Hände gegenseitig in deS Änderen Blut tauchen. Laß den Geist der Ge rechtigkeit und Grvßmuth vorherrschen unter den Herrschern beider Nationen und unter den verwandten Völkern beider Länder." Diese Ansprache wurde auf Antrag Mitchell'» voll ständig ins Protokoll ausgenommen, unv viele Senatoren dankten dem Caplan. So drängt Alles zu einer friedlichen Lösung hin — auch der angesehenste amerikanische Völkrr- rechtSlehrer Pros. Woolsey in Newbavea unv Rechtslehrer Pros. Tbaya lesen, für ein Schiedsgericht plaivirenv, Cleveland ge hörig den Text — und daß die Sache für ein solckeS reis ist, wird auch die zur Untersuchung de« GrenzstreitS mit Venezuela er- Vrr Geiger. iLj Original-Roman von Emmy Rossi. Nachdruck »erröte» (Fortjetzuna) Er hätte fle selbst wie »in Bonbon aufknabbern mögen — noch nie in seinem Leben hatte er solch' entzückende« GlückS- gefühl gehabt. „Wenn Sie mir gestatten, Miß Conway, so werde sch an der Lheaterbar Ihre Bondonnibre füllen lassen." sollen Sie daS — bitte ja — hier sind fünfzig Pfennige — etwa» Pfefferminze, etwa» Cbocolade, und von den NnaS-Bonbon». aber bitte lila und rosa — die anderen Farben find nicht so modern." Herbert nahm mit feierlichem Ernst die Bonbonm-re und die fünfzig Pfennige, dann loste er, al» sie anarkommen — da d«e Damen noch keine Billei» hatten — vier Parquetplätze, besorgte die Garderobe, führte die Mädchen zu ihren Plätzen und ging, „um Bonbon»" zu kaufen. Da» Stück batte schon anarfangea, er überreichte Baby, deren Play neben al» er zurückkrhrte; , neben dem semigen war, eine Düte von einem viertel Quadrat-Meter. fleh' doch uur — diese Menge Sweet» — Trrssi, hier mußt Du immer für „Tresst, Tressi für fünfzig Pfennige un» einkuufen." „St, st", scholl e» ring» umher. Erschrocken sah sie Herbert an — wa» in seinen tiefen Aug»n funkelte» verstand ne aar nicht. Dann körte fle aufmerksam der alten Bauerntragödie vom Mrineivbaurr zu, aber r» gefiel ihr nicht — Herbert, der keinen Blick von ihrem zuckersüßen Gesichtchen ließ, be- czegnete oft ihrem ärgerlichen Kopfschuttrlu, zuweilen trampelte sie zanlig mit beiden Füßchen oul, endlich platzte sie berau»: „Da» ist aber eia gräßliche» Stück!" Die verstand kein Wort von dem Dialekt-Text. »Ich langweil» mich auch!" gestand Tressi — Margarethe dachte r» wohl, aber st» sagte nicht», au» 8ocalpatrioti»m vielleicht. ^Wissen Sie etwa», meine Damen?" frag Herbert rasch gefaßt, „wie scheinen dem Director den Rest! Zehn Schritt von vier ist der Eircu» Renz. Wir kommen noch zur rechten Zeit, um die Wassep-Pantomime »r» sehen — darf ich um de» Ehr« bitten, Sie al» meine Gäste »iazalad»»?" Tressi und Margarethe hielten eine kurze Bergthung, aber da» Baby war schon an der Garderobe und verlangte ihre Kleider. „Da da» große Bündel", sagte sie ungeduldig. Herbert half ihr in den Mantel und band ihr mit feierlichem Ernst die Boa um — auch die Schleife deS kleinen Käppchens wollte er binden, aber sie sagte: „Sie machen zu lange Oesen, pfui! Komm her, Tressi — da» ist Frauenarbeit!" In zwei Minuten hielt die Droschke am CircuS Renz. Jetzt erst, in der rothen Sammetloge, kam die schneeweiße Marzipan-Puppe zur Geltung. Alle Operngläser flogen nach dem blonden EngelSgesichtäien herum — wohl war Tressi ebenso schön, aber ihr» Farben waren nicht so glänzend, da« Haar braun, die Augen braun, der Teint etwa« mehr brünett, sonst wie ein Ei dem andern gleichend. Aber Mvra war daS Ziel alle» Blicke. — Herbert merkte, daß man ihn erkannte, sich über die Dame» unterhielt, die mit dem bekannten Lebe mann so öffentlich erschienen. Da packte ihn plötzlich eine wilde Wuth gegen sich selbst — almunaSlo», vertrauensvoll war die» Kind unt ihm arganaen, weil sie ihn für einen Gentle man hielt, und er setzte sie Vrrdächtigunaen au». Wie eine Erlösung übrrkam e» ihn, al» in die Loge gegenüber sein Vetter Jacqur» mit seiner Gemahlin und ihrem kleinen Knaben traten. „Entschuldigen Sie mich einen Moment, meine Dame", bat er, mit innigem Blick Myra ansebend; dann eilte er zu seinen verwandten, ebe sie sich noch niedergelassen. „JacqueS, liebe Cousine — eine Bitte — ja? Ich bin mit Fräulein von Schlieffrn und ihren Zöglingen, zwei jungen Damen au» Südamerika — hier, wie und we«halb nachher, bitte, nehmt in unserer Loge Platz, Ihr würdet mir einen unendlichen Gefallen erweisen." Cleli» lächelte. „Bitte, sehr g»rnl" Jacqur« zögerte, aber seine Frau sagte, ihr Lächeln über» windend, sehr ernst: „Herbert wird nicht» von mir erbitten, wa» nicht mit seiner Ebr» al» Eavalirr in Einklang stehtl" Und sie ging voran, ihr Kind an der Hand. »,AH — Familie", flüsterte ringsum die gezähmte Medi- sance — „Jacqur« Herme» und Frau, eine Gräfin Portale» — also die Damen sind auch von Familie — aber wie konnte solche Schönheit bi» jetzt unentdeckl bleiben?" Aber stelcke Belohnung, Myra bei der Wasserpantomime zu sehen — sie klalsckte in dir Hände, sie lachte, sie war so entfesselt vor Entzücken, daß sie immerzu den kleinen Buben paar« und küß», und alle fünf Minuten der „Gräfin Herme»" (wie man sie in Berlin gern nannte) ibre Düte hinhielt: „Denken Sie nur, gnädige Frau — daS kostet Alle» zusammen, Peppermint, Cbocolave, AtlaSbonbonS, rosa und lila — fünfzig Pfennige — o, ist es billig im Lessina-Tbeater I" „Weißt Du, JacqueS", sagte am Abend dessen Frau nach Rückkchr zu ibm, immer noch von der Fünfzigpfennig-Düie kostbar amüsirt, „entweder ist die Kleine das dümmste Gänschen, das ich je gesehen, oder daS reinste, naivste Kind der ganzen West!" „Hoffen wir ErstereS" erwiderte JacqueS etwas bedenk lich, „denn sonst wäre er im Stande, sich ernsthaft in sie zu verlieben, und wohin soll daS bei Onkels Starrkopf sübren? Du weißt, er hat eS sich in den Kopf gesetzt, eine ebenso vollendete Lady wie meine Clelia zur Schwiegertochter zu verlangen." Clelia lachte wieder ihr stilles, lautloses Lachen: „Aber gewöhnlich heirathen doch die Männer nicht, damit ihr Vater eine Schwiegertochter erhält, sondern daß sie selbst ein liebes Weib besitzen wollen." „Normale Menschen, ja", seufzte JacqueS, „doch Du wirst mir zugehen, daß weder Ordert noch sein alter Papa eigentlich zu den ganz normalen Menschen gehören!" „Aber wie so denn?" „Sie haben nur ein halbe» Herz! — Arme Lila." Vierzehntes Capitel. Am anderen Morgen, als Herbert sein Billet zum Deutschen Theater zerriß, welche- er bereit- in der Tasche batte, al- er so seltsam mit zum Lessing-Theater genommen wurde, sagte er sich, es sei daS Klügste, auch so die Bekannt schaft zu zerreißen Denn da» stand fest, compromittiren durfte er diese herzigen Kinder nicht, indem er sich mit ihnen Lsfentlick zeigte — andererseits wußte er von ibnen zu wenig, um einer Frau wie Clelia zuzumuthen, mehr als einmal dem Zufall zur Hilfe zu kommen. Clelia batte ihnen zwar sehr freundlich Adieu gesagt, aber da sie kein Wort von Wieder sehen hinzugefügt, durfte Herbert auch auf keine Einladung hoffen. Am Nachmittag traf er einen Geschäftsfreund, der viele Jahre in Süd-Amerika gelebt batte. Herbert frug ihn, ob er zufällig einen Herrn Conway kenn«, «in Deutscher trotz de» englischen Namen» — sriue Töchter seien hier in Berlin, um Musik zu studircn. Conway? — O. Conway — ja, den kenne er sehr genau — bab« eine bildschöne Frau, rin possirliche» Ehepaar — sie war von Haus aus eine Lady, verliebte sich in den Mann, ihren Musiklehrer in London, und als die Gesellschaft sie nach ihrer Verheirathung nicht anerkennen wollte, aingen sie nach Argentinien. Dort haben sie zehn Jahre ein Schafbürde ge habt, die vornehme Frau hat die Schafe mit gemolken, mir den Negern Käse gemacht, auf »»gesatteltem Pferde die Heerdc wieder mit zusammen getrieben, wenn die Panik sie aus einander gekrackt. Tort in der Wildniß, tageweit von menschlichen Wohnungen, habe sie ihm zwei Mädchen geboren — um derentwillen verkauften sie ibre Heerden und übcr- siedelten nach Buenos - AyreS. Dort gehörten sie zu der guten Gesellschaft, sie wären nicht reich, aber gut gestellt, Conway habe schon immer die Absicht geäußert, seine Töchter in Deutschland ausbilden zu lassen. — Er bat Herbert um die Adresse der jungen Damen, seine Frau müsse sie besuchen und zu seinen Töchtern einladen. Aus diese gute Auskunft bin beschloß Herr Herbert Hermes dann, die Bekanntschaft nicht so schroff zu beenden. Ein paar Tage ließ er vergehen, dann machte er Visite, galt, seriöse Visite, und dort traf er „Herrn Relau", der soeben aufbrechrn wollte, — Tressi stand in Andacht versunken, noch immer tönte sein geniales Spiel in ihr nach, Myra stand auch vor ihm, aber auf einem Bauerutischchen, die Arme um seinen Hat». „So", sagte sie und küßte ihn noch einmal, obgleich er sich lachend wehrte und behauptete, ihre Küsse seien so klebrig — Herbert wußte nickt, ob er lacken oder sich ärgern sollte — wie, sollte dieser Mann Venn sein Verhängniß werden, erst die Mutter und nun dies einzige Wesen, zu dem e» ihn hinzog ? Aurel hob daS Baby vom Tischchen und setzte sie auf den Fußboden, sie hing sich aber an ihn und begleitete ihn bis auf die Straße hinau». Bon Tressi hatte er sich verabschiedet, ohne sie anzusehen — »iS Myra mit ibm fortlief, schloß diese seine Geige fort, ordnete die Noten und setzte sich dann, etwa» zerstreut, zu Fräulein von Schlieffen, die sich mir Herbert unterhielt. Es gelang Herbert nicht, feiner Verstimmung Herr zu werden. Baby setzte sich zwar ihm gerade gegenüber, so daß er direct in ihre Blauaugen sehen konnte, aber sie sprach fast gar nicht, Irotzkem sie heute keine Bonbon» im Munde batte. Endlich fragte er, wie «s komme, daß Herr Relau noch immer Frqulein von Schlieffen beanspruche. „O", meinte Margarethe, ihre Verlegenheit geschickt vrr« bergend, „in den Stunden, wo Trekst Violine übt und Mtzr«
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