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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.12.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-12-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189512273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18951227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18951227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-12
- Tag1895-12-27
- Monat1895-12
- Jahr1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.12.1895
- Autor
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BezugsPreis in der Haaptlpeditton oder den im Stad», bezirk «»d de» Bar orten errichteten «»§- «zadrstellra abgrholt: virrtrlj<thrlich^>a.SO, bei zwetmaliaer täglicher Zustellung i»L Ha»» S.LO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierte jährlich 6.—-. Direct» tägliche Kreuzbandiendung in» Ausland: monatlich 7.50. Die Pkorgen-AuSgab« erscheint um '/,7 Uhr. di« Abrnd-Au-gabr Wochentag- um 5 Udr. Ne-action und Lrveditio«: 2ohanne»gafle 8. Dir Expedition ist Wochentag» ununtrrbroche» geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: Vit» Klemm« Vor«,». lAlfred Hahn), Unlversität-slratze 1, Laut» Lösche, Katbarinenstr. 14, part. und König-Platz 7. Abend-Ausgabe. timigerTagtblali Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigen Preis die 6gespaltene Petttzeile 20 Psg. Nerlame» »ater dem R»dactlon«strich (4ge- spalten) b0>4, vor den FamNirnnachrichten (8 gespalten) 40/4- Größer« Schristrn laut nnsrrcm Preis» »rrzeichniß. Tabellarischer und Zifsern'ntz »ach höherem Tarif. Extra-veilagen (gefalzt), »«r mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung »l 60.—, mit Postbesörderung »i 70.- Aunalfmeschlub für Anzeige«: Abend-Au-gabe: vormittag» 10 Uhr. Margea-Au-gabe: Nachmittag» »Uhr. Für di« Montag.Morg»»-Aa»gab«: Sonnabend Mittag. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stunde früher. Anzeigen sind stet» an dir Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig. A 83«. Freitag den 27. Dccember 1895. 89. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Amtsblatt bttrrffknd. Nach Verordnung des Königlichen Justiz ministeriums zu Dresden vom 23. lauf. Mon. ist an Stelle der „Leipziger Neuesten Nachrichten" für die Zeit vom 1 Januar 1800 ab das „Leipziger Tageblatt" als Amtsblatt für das Königliche Amtsgericht Leipzig einschließ lich der Amtsanwaltschaft in demselben Umfange, in dem zur Zeit die „Leipziger Neuesten Nach richten" als Amtsblatt benutzt werden, und infolge dessen zugleich zum Amtsblatte für das Königliche Landgericht Leipzig und die Königliche Staatsanwaltschaft bei diesem Landgericht bestimmt worden. Leipzig, am 27. Dccember 1895. Das königliche Amtsgericht. 1.10» 17S1. Schmidt. Kuh- UN- Lreiillhoh-Auction. Freitag, den 8. Januar 1896, sollen im Forstreviere Eonuewitz die in den Durchforstungen und Räumungen in Abth. 19, L0, 26, 27 und 28 ousberriielen Hölzer I. von Vormittags s Uhr an: 4 Eichen-Klötze von 56—100 om Mittenstärke t 12 Ahorn« » » 18— 24 - » I a «— II Eschen- - . 17— 26. . ?»- 88m Länge, 78 Erlen- - - 17— 26 - . s 364 Eichen-, Rüstern-u Sschen-Schirrhölzer von 4 n.L m Länge, 3 Rmtr. Eichen-Rntzscheite und 15 Rmtt. Eicken- und Erlcii-Vrennscheite» II. von Vormittags '/„LI Uhr an: 19 Hausen Abranmholz, sowie 182 Hausen Schlagreisig (TurchforstungSholz) unter deu im Termine aurhängendeu Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Ansammenkunft: An der weißen Brücke im Psarrholz an der Eonnewitzrr Linie. Leipzig, am IS. December 1895. Des Raths Forftdepvtatt»«. Die Sparkasse Liebertwolkwih hält ihren ersten ExpedtttonStag im Jahre I8S6 am 2. Januar ob und wird zur Bequemlichkeit de» Publicum» im Monat Januar nicht nur Montag» und Donnerstag», sondern auch Dienstag», Mittwochs und Freitags Bormiltag» von S—l2 Uhr und Rach, mittag» von 2—L Uhr für den allgemttnen Verkehr geöffnet sein. Drr Zweiga»schäst«stellen Stötteritz, Paunsdorf und Oelzschau «xpediren im Jahre 1896 an denselben Lagen wir bisher. Ltebertwolkwitz, am 28. December 1895. Eparcaffeu-Verwaltnng. Dyck, Direktor. F»«lllrt-n. Der Geiger. 18s Orlginal-Roman von Emmy Äossi. «achdruck verbot»». (Fortsetzuaq.) E« war kaum glaublich, daß der ernste Grschäft-mann sich setzt zwei Mal in der Woche mitten au» Arbeit und Geschäft loßriß, um sich von einem Kind Claviek-Unterricht geben zu lasten. Margarethe war so schlan, Mhra damit mebr auf Herbert hinzuweisrn» dran wenn sie auch im Grunde da» Baby für ungefährlich dem ernsten Aurel gegenüber hielt, so erfüllte die kindische Zärtlichkeit derselben sie doch, wenn nicht mit Eifersucht» jedenfalls mit Neid. Daß Tresst und Aurel immer fremder mit einander wurden, legte sie al- schlechte Seelen- und Menscbrnkrnnrrin für rin Nichtleidenmögen au». Wahre Liebe ist aber bei tief angelegten Menschen inmer scheu und zurückhaltend; bei diesen hat jede» Wort, eder Blick, die Bewegung der Hand, da« scheinbare Nicht-An eben größer» Bedeutung al» bei leichten Lebenaturtn da« wort reiche Curmachru, die ostentative Bewunderung. Zwischen Tresst und Aurel hatte sich nicht auf den ersten Blick dieser Liebeszauber angrsponnen — zuerst war ihm dir reizendere Myra lirbeu«wertdtr erschienen, aber ihr« stürmische Zärt lichkeit, vie sich ohne Scheu offenbarte, ohne den mystischen Schleier der weiblichen Scham aagethan, wirkt« ernüchternd aus iha — die« ungestüme Kind, da« auf den Divan oder Tisch sprang» um ihn zu küssen, war eben noch «in Kind — ein herzige«, goldige« Geschöpf, aber kein Weib für den Mann. Myra blendete, Tresst fesselte! Tie war so sanft, so madonnenhaft. immer ausgeglichen und vornehm in ihrem Benehmen. Siebzehn Jabre alt, berührten ihr« Engels- schwingen doch schon da« GrfühlSgebiet de« irdischen Weibe«. Sie rrröthet«, wenn dir Kleine de» schönen Künstler lieb kost«: r« war bei ihr nicht Neid wir bet Margarethe, nur dir Furcht, dies« »klebrigen* Zärtlichkeiten könnten den ver ehrten Mann belustige«. »wissen Sie was?* fragte Myra ihren Mitschüler nach einige« Lektionen» „ich mag Tie nicht spielen hören — e« ist gerade, als ob See »tt falschem Pathos deelamirtea — hörte rch Ti« Loch oft, so würde ich Ihnen bös« werden und da« thät« «ir ltid!" Nrijiihrs-simfitlkkhr. Zur Förderung und Erleichterung des Neujahrs- Briefvertehrs ist es gesta tet, Briefe, Postkarten und Drucksachen, deren Bestellung in Leipzig und in den früheren Bororten von Leipzig durch die Post am 1. Januar früh gewnn cht wird, bereits vom 20. December ab bei den Postanstalten in Leipzig zur Einlieferung zu bringen. Der Absender hat derartige, mil recht deutlicher und vollständiger Aufschrift zu versehende Brief- sendungen, welche einzeln durch Postwerth zeichen frantirt fein müssen, in einen Um- sch ag von festem Papier zu legen. Ter Umschlag ist zu verschließen und mit der Aufschrift zu vcr- ehen: Hierin frankirte Nenjahrsbriefe für Leipzig. An das Kaiserliche Postamt 13 in Leipzig (Angnstnsvlatz). Solche Umschläge (Packele) mit Nenjahrs-Orts- briefen können bis einschließlich den 30. December entweder an den Postannahmestellen abgegeben oder, soweit es der Umfang gestattet, in die Briefkasten an den Posthänsern und in die Stadtbriefkasten ge legt werden. Am 31. December ist jedoch die Äb- g,ibe ausschließlich bei den Annahmestcllen des Post amts 1 (am Angnstusplay) zu bewirken. Die den Sammel-Umschlägen entnommenen Briefe erhalten sämmtlich den Postaufgabestempel vom 31. December 7—8 Nachmittags. Ausdrücklich wird bemerkt, daß die Einrichtung sich nur auf die in Leipzig zur Post gegebenen an Empfänger in Leipzig oder m den Vororten von Leipzia selbst gerichteten Briefe (Qrtsbriefe) erstreckt. Es wird ersucht, von dieser Einrichtung welche der Einlieferung großer Masten von Briefen bei den Postanstalten am Sylvestcrabend zu steuern be zweckt und zur ordnungsmäßigen Abwickelung des gesteigerten Neujahrs-Postverkehrs mit beiträgt, einen recht ansg'dehnten Gebrauch zn machen. Leipzig, 24. December 1895. Der Kaiserliche Ober-Postdireetor, Geheime Ober-Postrath. Walter. Realgymnasium. Anmeldnuqen zur Osteraufnuhme nach Text« erbitte ich mir Donnerstag, Freitag und Sonnabend, den 9„ 10. und 11 Januar 1896 »wilcken 11 und 1 Uhr. Mitzubrinarn sind außer drr letzten Echulcensur da» Familien buch (oder Elevurt-urkuadt und Taufzeugniß) und der Impfschein Leipzig, am 24. December 1895. Der Rector. Prof. vr. Böttcher. Die städtische Sparkasse brleiht Werthpapirre unter günstigen Bedingungen. Leipzig, Len 1. Februar 1895. Die Spareaffen-Depntatton. Politische Tagesschau. * Leipzig, 27. December. Die Weihnachtsbetrachtungen, die ein Tbeil der deutschen Presse ibren Neujahrsbetracklungen voraufschickt, sind zumeist ebr trüber Art. Einer der trübsten begegnen wir in der Sckles. Zig.*, die sonst von pessimistischen Anwandlungen ich frei bält, in ihrem Weibnacktsartikel aber folgendes Bild von der inneren Lage in Deutschland entwirft: „Die innere Lage in den einzelnen Staaten des Erdballs erscheint wenig übereinstimmend mit dem Engrlsgroße: „Friede aus Erden". Parlelstreit, egoistisches Ringen um die Macht rücksichtslose Verfechtung selbstsüchtiger Interessen — das ist dos unerquickliche Bild» daS sich uns biete»! Auch in unserem Baterlande ist wenig zu merken von seligem Himmelssrieden Kaum glaublich klingt die Kunde, daß vor einem Bierteljahrhundrrt die Deutichrn dasiauden als rin Volk von Brüdern, das jubelnd und übervolle» Herzens aus drr Hand drr Borsrhuug das köstliche Geschenk der staatlichen Einigung empfing, nach welchem die Büler ick lange vergeblich gesehnt batten. Wie eine alte verklungene Mähr will mitunter die Thatjache erscheinen, daß einst aller Hader und Zwist vergessen war wie unter den deutschen Stammen, so auch unter den politischen Parteien, und daß sie alle brüderlich geeint hinausgezogen sind, um die deuisch« Ebre zu wahren und sich das Reich wieder zu erkämpfen. DaS Reich ist gewonirn, aber die innere Geineinjckast ist wieder aus dos Schwerste gesährdet. In feindliche Heerlager scheinen gespalten die Kinder unseres Boikes, und keine Verbindung scheint mehr zwischen ihnen zu bestehen und kein Verständnis mehr unter ihnen vorhanden zn sein. Dumpf erdröhnt der deutsche Boden unter dem Marsch- tritte bethörter Massen, die den glrißnerischen Worten gewissenloser Hetzer und Agitatoren blindlings folgen. Künigslreue und „aitonaleS Empfinden scheinen ausgclöjcht in wetten Kreisen unseres Volkes. Mißachtet wird die Autorität, und srech erhebt die Feindschaft wider altbewährte Führerschaft, wider altgewohnte Zusammengehörigkeit, die von Geschlecht zu Geschlecht sich vererbt bat und durch gemeinsame Kämpsr und Leiden gefestigt war, ihr Haupt. Falt sollte man meinen, daß unserem Bolle und dem neusrstandeneo Reiche wiederum eine Leiden»zrit btvorstitnde, wie sie schon oft den deutschen Landen und insbesondere unserem Preußen auferlegt gewesen ist." Leider entspricht dieses Bild in vielen einzelnen Zügen der Wirklichkeit. Aber wenn man sich bemüht, den Grund dieser äußeren Züge aufzusuchen, so erhält da» aal, Bild einen etwas anderen Cbaratter. Ist auch unbestreit bar, daß die „rücksichtslose Verfechtung selbstsüchtiger Interessen in unserer Zeit in widerwärtiger, za bedrohlicher Weise sich bemerkbar macht, so kann man andererseits doch nicht ver kennen, daß kaum jemals eine so starke Bewegung bervorgetrrtrn ist, deren Vertreter in selbstloser Weise daS Wohl anderer BevölkcrungSclassen zu fördern suchen und die also von nicht» weniger als selbstsüchtigen Motiven geleitet wird. Selbst die Agitationen der christlich-socialen Gruppen sind nur in einzelnen Fällen auf das Streben der Agitatoren nach Einfluß auf die Geister zurückzufübren; die Mehrzahl dieser Herren glaubt, „vraktisckeS Christenthum* zu treiben, und schlagt den eigenen Vortheil in die Schanze, um Andere in eine Lage zu versetzen, die nach der Ansicht brrser Kämpfer im christlichen Staate jedem Einzelnen zukommt. Auch unter den Protektoren der Socialdemokratie giebt e« viele, die lediglich au» humanen Beweggründen ihre Symvathien den vaterland-losen Führern der bethörten Massen zuwenden. Ja selbst unter diesen findet sich Mancher, der wenigsten« keine Ahnung von den selbstsüchtigen Bestrebungen der Partei Häupter bat und diesen nur deshalb durch Dick und Dünn folg», weil er von ihnen die Herbeiführung eine« idealen. Zustande« erwartet. Daß die Liebe zum Baterlande und also auch die Liebe zu der Sesammtbeit der Mitbürger in diesen Mafien noch nicht erstorben ist, hat die Bethriligung so vieler Socialdemokratrn an den großen ErinnerungStagea diese» Jahre- gezeigt. Diele von ihnen find nur unklare sociale Schwärmer, die sich von anderen socialen „Reformern" nur durch Len Grad der Unklarheit unterscheiden, aber gleich ihnen in der Stunde der Gefahr daS Vaterland nicht im Stiche lassen werden. Selbstverständlich bringen alle die selbstlosen socialen Agitationen dieselbe äußere Wirkung hervor, wie die selbstsüchtigen. Sie vermehren die Verwirrung, verschärfen die Kämpfe und zerreißen da« Band der staat-erbaltenden Kräfte. Aber e« ist immerhin ein Lichtblick in diesem düsteren Bilde, daß ein ganz wesent licher Tbeil der Kämpfe nicht auf egoistische, sondern im Gegentbeil auf selbstlose und edle Motive zurückzufübren ist. In dieser Hinsicht kann sich unsere Zeit getrost mit jeder anderen messen und den Preis für sich beanspruchen. Es wird noch langer Heit bedürfen, ehe jene unklaren Be strebungen sich abklaren; aber an der endlichen Klärung brauchen wir nicht zu verzweifeln. Als der Staatssecretair vr. v. Börtlich er bei der Bc- ratkuiig der Handwcrkskammervorlage im Reichstage eine Zuschrift deS Stralsunder JnnnngSauSschusseS zum ttrreis dafür »„führte, daß nicht das gesammte Handwerk der Vorlage gegenüber eine grundsätzlich ablehnende Haltung einnebme, wie die Herren Jakobskötter und Metzner glauben macken wollten, wurde seine Beweisführung mit lautem Lachen zurückgewiesen. Die „Deutscke Tageszeitung* bemerkte, Herr von Boetticker habe in Stralsund einen so weilen Krei» von Vettern und Basen, daß eS kaum schwer gehalten habe, von dorther eine solche Zuschrift zu erballen. Nunmehr reiht sich an die Kundgebung de« Stralsunder JnnungSauSschufie» ein Besckluß^des Böckum er JnnungSaussckufieS an, der den gleicken Standpunkt wie jene vertritt. Der Bockumer Innung? ausschuß Kat nämlich eine Resolution angenommen, in der es heißt: „Die Errichtung von Handwerkskammern bedeutet zweifelsohne einen erheblichen Fortschritt auf dem Gebiete der Handwerkerbewegling; die Handwerkskammern bieten eine geeignete Unterlage für die weiteren Bestrebungen, und die Erfüllung der übrigen Forderungen wird durch diese Einrich tung nicht erschwert oder verzögert, sondern „aber gerückt." Der Abgeordnete für Bochum, Fuchs, Mitglied de- CentrumS, erklärte sich mit der Resolution einverstanden und sagte die Unterstützung der Handwerkskammervorlage unter der Voran? setzung einiger Abänderungen zu. Wie man auch über die Regierungsvorlage denken mag. jedenfalls beweist auch der Bochumer Beschluß, daß die Herren JakodSkötter und Metzner nicht berechtigt sind, im Namen des ganzen Handwerke ;.i sprechen. Im Vatikan hat die rasche Zustimmung de- Kaisers Wilhelm zur Bestattung des Cardinal« Melcher» im Kölner Dom sehr angenehm berührt. Papst Leo XHl. legte diesem Vorgänge solches Gewicht bei, daß er dem deutschen Monarchen durch Vermittelung de» preußischen Gesandten beim Vatikan, Herrn v. Bülow, seinen leb haften Dank übermitteln ließ. Der Papst hat ferner den kirchlichen Behörden in Köln nah« legen lassen, bei der anläßlich drr Bestattung de» Cardinal» Melcher» ge planten imposanten Manifestation jede» Uebermaß und jeden blem onstrativen Charakter zu verhüten, um auf diese Weise die Würdigung de» vom Kaiser Wilhelm II. durch di« gedachte Bewilligung bekundeten Wohlwollen« darzutbun. Man sieht, Leo XIII. ist Diplomat genug, um zwar befriedigt aber» Sie mich denn lieb, Myra?" ied haben und döse werden — da« ist ein Unterschied" — sagte sie «»«weichend, aber tief «rrvthend. Wie diese« Errötben ihn beseligte — er suchte sich selbst deshalb zu verspotten, doch da« GlückSgefÜbl blieb — dies Erröthrn war da« erste Morgenrots, eine» aufgebenden Lirbes- tage«, — da« Kind wurde Jungfrau — dir Jungfrau ist nur durch einen einzigen LiebeSkuß von dem Derständniß de« Weide« getrennt. Einen Moment dachte er daran, ihr die Arme zu öffnen, auf ihren Mund diese» Siegel des Geständ nisse« zu drücken da fiel ihm wieder ein, wie sie Aurel adgeküßt, und sein Wunsch verstummte in Zo-u und Trotz. „Soll ich denn von Ihnen verbannt sein, da Sie mein Spiel nicht leiden können?" fragte er weniger pikirt al« betrübt. „Besuchen Sie un« oft. bitte, bitte, aber nicht, wenn Sie so zerstreut auSsehen, al- wären Sie aus Ihrem Comptoir desertirt — nein, Abend«, wenn Sie reckt viel Zeit haben." Da« geschah nun, — er der blaflrte Lebemann, dem kein Theater, kein Coneert mebr als Zeitvertreib bot, saß nun bei dem Kinde, ließ sich von ibm vorplauvern, Vorspielen und singen — am Flügel war Sie eine Andere — ernst und von unsagbarem weiblichen Zauber. Und al» sie eine» Abend» dir große Kirchrnseen« von Pergolrse gespielt und selbst tief erschüttert sich in da» Nebenzimmer zurückzog, sagte Herbert, unfähig, seine heiße Liebe länger zu unterdrücken, zu Tresst und der Schlieffen: „Ich bitte um dir Erlaubniß, Fräulein Myra allein sprechen zu dürfen — Sie erklären e» Fräulein Trftst wohl inzwischen, wa« es bedeutet, wenn drr Sohu von L. Herme« einem Märchen Herz und Haud aabietet." Und mit schnellem Schritt eilte er in« Nebenzimmer, die beiden Damen blieben verblüfft zurück. Myra saß auf einem Divan — sie hatte auf dem Schooß ein Etwa», da« sie herzte und drüate. Da sie Herbert den Rücken zuwandtt, konnte er zuerst nicht unterscheiden, was e« war — seinen Schritt hörte sie erst auf dem Teppich, al« er vor ihr stand. Da erstarb ibm daS Wort im Mund — sie hielt in den >nnen eine große Puppe — konnte er einem Mädchen, da mit einer Puppe spielt, sagen: „Gei mein Weidl" Myra wurde glühend roth und vermocht« vor Verlegen- beit kaum ein Wort hrrausrudringen, st, suchte mechanisch ihr« Puppe zu verstecken, dann sprang sie auf, um hinau«zulaufen, aber Herbert hielt sie fest bei der Hand und zog dir sich heftig Sträubend« naher. „Mhra, hören Sie mich an — einen Augenblick nur — e« ist vielleickt nicht recht von mir, da Sit noch so sehr jung sind, aber wenn Sie Elavier spielen, glaube ich eine reise Seele zu verstehen. Myra, ich liebe Sie unendlich! Ich habe noch me, nie geliebt, Myra — ich biete Ihnen ein ganze« Herz! Myrc^ ich babe keine Mutter geliebt, kein Weid — Du bist die Erste, Du wirst die Letzte sein I Sieh', ich denke so hoch von Deiner Seele, daß ich nicht einmal meine äußeren Reichthümer erwähnen will. — Doch nur, köre mich wobl an, nur wenn Du mich von Herzen wieder lieben kannst, wenn Du den Scdwur am Altar für alle Zeiten halten willst, nur dann begnadige mich, mit Deiner Hand will ich Dein Herz habenI" Sie war ganz nahe seinem Herzen, aber sie lag nicht willig in seinen Armen, e« war nur Manne-kraft, die fl« zwang, doch kämpfte sie bei diese» schmerzbrwegtrn Tönen nicht mehr, sich loSzulösen. „Sieb Myra, als ich acht Jahre zählte, verließ meine schöne Mutter ihren Mann, ihre Kinder. Ich bade meine Mutter angebetet, doch dann erstarb meine Lieb« in Zorn und Haß. Immer wieder wollte mich dir alte heiße Liebe fasten, doch ich schlug sie zu Boden und litt dennoch unsäglich dabei. Später la» ich einen Brief, worin die Mutter sich ihren jüngsten Sohn erbat, mich wollte sie nicht, ich sei doch mebr de« Vaters Sohn. Da« bat meine Jugend vergiftet, mein Herz verhärtet, ich glaubte überhaupt nicht an Liede — bi» ich Dick sah!" Ihr scköueS Köpfchen richtete sich aus, «in tiefes Mitleid sprach au» ihren beredten HimmelSauarn. „Ich sah Dich in Deiner holden Unschuld, mit Deinem aufrichtigen, ehrlichen Wesen. Und derselbe Jüngling, der die ganzen Schätze der Mutterliebe genossen, di« mir versagt ge blieben, derselbe steht zwischen un». Sag« mir, di« Du die Wahrheit selbst bist, Myra — liebst Du Relau?* „Ick liebe ihn sehr — er ist ein lieber Mensch, ein wunder barer Künstler", sagte sie in «hrlicker Bewunderung. „Mensch und Künstler — gut! Aber den Mann, liebst Du ihn al» Mann?" „Nein." „Aber Du küßt ihn, Myra!" „Nun, wenn ich ihn al» Mann liebt», würde ich iha doch nickt küssen — übrigen« habe ich ihn schon lange nicht mehr geküßt!" „Seil wann denn, Myra?" „Seit ich Sir kenne!" Nun bedeckte er ihr süßes Gesicht mit Küssen, indem er dazwischen vor Seligkeit seufzte und murmelt«: „Engel — Kind, Weib! Mein Baby, mein Weib!" — Ein langer Kuß schloß diesen Ausbruch seiner Zärtlichkeit ab. Dann hielt er sie auf den Knieen und sah rhr iu die leuchtenden Augen: „Myra, Du willst mein Weib sein, mein treues Weib — be denke wobl, Du bist noch so jung, so sehr jung und bas Leben ist lang — Myra, ein« versprich mir — sollte ze, einst — wenn r« mir nicht gelingt, Dich glücklich zu machen — dann —" aber die Stimme brach ibm. Sie verstand, wa« er meinte: „Ich bin kein Kind, ick bin »in Weid — ich wäre schändlich, wenn ick nach dem Ge stänbniß, daß Deine Jugend durch di« Untreu« einer Frau vergiftet wurde. Dir Treue geloben würde, die ich nicht batten könnte. Sieb, Du konntest nicht abnrn, weshalb ick vorhin, wie Dir schien in Albernheit, mein« Puppe herzte. Al« ich sechs Jahre alt war, erhielt ich sie zum Geschenk — wir lebten noch auf unserer Farm — nach »in paar Tagen zerbiß unser Hund ibr de» Arm. Da sagte ich ihr: „Du bleibst dennoch meine Einzige, nie will ich eine andere lieben. Und Du sollst immer bei mir bleiben. Dir will ich Alles sagen, wa« mein Herz erfreut oder bedrückt." Und als ick vorhin gar nicht wußte, wir mir wurde, alö ich Dich so ganz verändert aussrbend fand nach meinem Spiel, da nabm ick di« all« getreue Jugendfreundin hervor und sagte ihr unter laufend Liebkosungen: „Du allein sollst es wissen, Herbert liebt mich und ich — lieb« Herberti" Da fiel er vor ihr nieder auf dir Knie, barg sein Haupt in ihrem Schooß und weinte sich den alten Haß vom Herzen. Ihm wurde so weit, so weh und doch so wohl und sie streichelte immerzu sein Haupt und sprach goldene Wort« zu ihm. Al« er endlich aufstand und in heiligem Ernst die liebe Hand küßt«, gedachte er seiner Mutter und er gedachte auch Aurel'« — aber zum ersten Mal« ohne Haß. Fünfzehnte« Capitel. Vielleicht hätte Myra nun rin vrrständniß zwischen Aurel und Herbert hrrdrigrsührt, wäre jetzt es nicht der Künstler gewesen, der da« Hau« drr jungen Damen mied. Tresst ging blaß und verstört umher, Margarethe qber leuchtet« vor Glück! Aurel hatte ihr geschrieben, r« sei ihm unmöglich, ferner dort zu verkehren — doch bäte er sie, die Hebungen in seiner Wohnung fortzusetzen. ES sei zwar drei Treppen hoch im Hotel, aber da rin Aufzug zur Verfügung stände, besage da« ja nicht«. Er habt ihr auch einen Eone«rt»
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