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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189601016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18960101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18960101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-01
- Tag1896-01-01
- Monat1896-01
- Jahr1896
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.01.1896
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Bezug-.Prei- . Lirecle tägliche Lreuzbandlendung tu- Ausland: monatlich H tzD, Pi« plysgenMusgabe «scheint um '/»k Uhr. hie »benhchffchgab« Wochentag» »m » Uhr. Wiger.TagMatt ArrzeigeU'PreiS die 6siffp-ltey- Petitzeile SY R,kl,men uoserd«i-fthakti«>,Mch tzs» 'pajtegl ü0^. ppr den ^ ^mll>k»yqchnchit ri Rrdsktts« G»tz Lfpetzittifir ^-ßs-Sßff-Sf Pis Trpedssiou ist Upchsnisg» «nvnterbttche» gessffnet vo, früh S hi« «beyd« 7 Uhr. Filiale»; vtt« Ae««'« »ortt«. (Alfred -ah»), Univrrsitätsstrabe 1, Lyni- Lisch». «atharinenstr. ,4. dort. U»d «önigsvl-tz 7. Auzeiger. MlsSM -es Königlichen Jan-' und Amtsgerichtes Kei-zig, des Rnthes nnd Nolizei-Ämtes -er MdL Leipzig. W^r- sm »ans. »P»- Gr»««'Bei lagt» lgesaizt), nur «it ix: Hu«,l,«rsch)nß für ^Mgey: Absnh.UMah«: vormittags iü Uhr. Morge»-Ausgabe: Nachmittag» »Mir. Kür hie «outag-Worgeu-Au-gabc: Soooabfad Mittag. Pff h»u ^»d -aua^mesieU»» je ein:- »ureigen sind stet« an die Eppcpjtioii zu richte». Druck und Lerl-g von E. Pol, in Leipzig. ^Zl. Mittwach den 1. Januar IM. MWgMSMffMMWMff»»'' so. Jahrgang. WWMWWMWWM WWVWWWRVWWMMRWWRWM-f^^ Die nächste Arnnnre* erscheint morgen svüh. An -er Zahreslven-k. a. Nientglß ist »< einem Menschen vergönn, gkwisen. der getreue Geschichtschreiber und gerechte Prurtheiler der unmittel» baren Gegenwartzu cherdsn. Selbst Pa« denkende oder bandelnde Genis, sp hych es die Wirs,h,„de, überrggeu und so glücklich rs vielleicht in h,r Erftsintniß gewisser Gegenwart-bedürfnisf« sein mag, befinde, sich in der Strömung, nicht über ibr pnv vermag darum »ichl zu sehen und zu sagen, woher die Wasser, die den grpßen Strom pßs flebru» bilden, alle kommen und wohin sie sich ihr Bette zu graben im Begriffe stehen. So steht der Mensch immer gerade dem Jetzt als einem Rätbsel gegenüber. Besonder- dicht aber ist der Schleier der Gegen wart i» Zeitläuften, wie die unserigen, wo allenthalben Neues, nie Gekannte- sich reg», da- die Quellen, die e- in der Vergangenheit hat, nicht erkennen läßt und für dessen Br- werlhupg die Geschichte die zuverlässige» Stütze» per» sagt. »Es wallet und siedet UN» brauset und zischt" am Ende dieses wundersamen Jahrhunderts. Wir aber sehen nur die einzelnen Erscheinungen, nicht ihre» Zu sammenhang und füblrn Alle da- Unbehagen, welches da- lkuhekanBte, Unfaßbare «infiößt; ein Unbehagen, da- um so stärker ist, al» di« Gährung der Zeit Menschen und Dinge an di« Oberfläche bringt, denen ihr Werth den Platz in der ' k, anweist und hie ein» Einwirkung aus di, Gestaltung s^PenS sich sumaße» zu sebrn, wir gerade in unserem . Baterlande nicht gewohnt waren. ohierelirchiich.»'- ip,trachtenden oder der.' - Haß getrübten Blicke scheint, al» ob Deutschland von den Kämpfen und Krämpfen der Zeit starker äuge» griffn»^v8,k. al- di« anderen Länder, so sind di, Ursachen diese- ärritzvm- solche, deren wir uns rübmen dürfen. Die deutsche Nation hat von je di« Weltprobleme ernster ge- 2 nommen und- lridenschastlichrr ergriffen, al- alle anderen , christlich,« Volker; Hn den großen Fragen der Menschheit hat sich. da- Wort von dem kühlen deutschen Blute niemal» bewahrheitrt. So stehen die Deutschen auch jetzt in der opkerhrischrndrn Hingabe an die so eia len Aufgaben den anderen Nationen voran. Niemand in unserem Baterlande hält sich ihnen fern, kein Einzelner, keine Partei. Und wenn diese- Versenken i» die große Frage die Folge gehabt hat, daß eine Irrlehre, die unter de« Schein« ausschließlich socialen Charakters di, uvsocialst«, weil da- Beste im Menschen mißachtende, Geselllchaft-auffassung darftellt, in Deutschland weiter« Verbreitung gefunden bat, al- anderwärts, ,so wird die Ursache dieser Krankheit auch die Arznei für sie werden. Indem All« sich an der Lösung des Problem- be- Ihriligr«, mindert sich di« Gefahr, daß es nur von einer Seite betrachtet nnd angefaßt, daß di« soeiale Frage, wie die Social, > noch in frischer Erinnerung, wie da- Zentrum, unterstützt »en tzeniokrasie wift, lediglich al- «ins ffr-gc her arbeitenden ^ den Eonservatioeu, statt eines Damme- gegen die Revolution, Elaste im engsten Sinne de- Worte- beb-ahelt lynden könnte ein Zwing Uri für die geistige und GewisseaS-Freihrit auf» Der andere Eirund, kvetzhalh Deutschland, oft von sich seihst, fjjx kränker gehalten wird, als andere HKtsprr, ist in dem Eonsrast mit der jüngsten vergangeabeit zu suchen. Wir haben eine ungeheuer,, die Welt zur Bewunderung herausfordernde Kraft gezeigt, während die andere« Völker auf lange Zeiten politischer Alltag»arb«it zurückblicken. Kein Wunder und noch weniger eine Beschämung, daß Zeichen der inneren Schwächung, die sich hei Allen zeigen, bei dem eben: noch wegen seiner Stärke Beneideten besonders bemerkt werden. Diese Gemeinsamkeit der unerquicklichen Zustände ist kein Trost und pars r- nicht sein, aber sie bietft eine rrmutbigepde Erklärung für Das, was Pi« allgemeine Entwickelung Deutsch land zu ertragen aufgiebt. Daß der vergleich zwischen Einst und Jetzt nicht erfreulich ist, darauf brauchen wir von den Nachbarn nicht erst aufmerksam gemacht z« werden. Wir sind dessen besonders inne geworden in dem zu Ende ge» gangencn Jahre, da« die Erinnerung an die Großtbaten der Väter, an die Einigung de- Baterlande- und an di« Pflichten, die di« staatliche Wiedergeburt Deutschland- uns auferlegt, in erhebende« Gedenkfeiern von Neuem belebt hat. Zwar die Schmähungen unserer Helden und ihrer Errungevschaften ist auf die verächtlichen Urheber zurückzeprallt; als der Kaiser richten wollte. An ipnere« politischen Ereignissen von größerer Tragweite «7- den jüngsten preußischen Miuisterwechsel rechnen wir nicht dahin — ist da- Jahr lSSS arm gewesen. Fast alle-, Wa es an Hoffnungen, Befürchtungen und Verwickelungen von dem Vorgänger übernommen, tritt es unerfüllt und ungelöst dem Nachfolger ab. Vorkommnisse scqndalöser Natur, wir sie im politischen Leben Deutschlands glücklicherweise zu den Seltenheiten gebären, haben ein gut Tdeil der öffentlichen Aufmerksamkeit in Anspruch genommen und der Lage der Sache »ach mit Recht. Ob sie ein« läuternde Wirkung aus die mittelbar Pefbeiliglen au-üben werden, ist eine d«r Fragen, die mit in- neue Hahr hinstherzieben. Das Erwerbs leben hat sich aus dem Gebiet« der Industrie in erfreulicher, auch für die Znssmft verheißender Weise ge» hoben, dagegen ist die Landwirlhschaft, insoweit sie auf di« Erzeugung pon Getreide angewiesen ist, unter dem Druck» niedrigster Preise geblieben, «me Tbatfach« die» wie hie ge gründete Unzufriedenheit in weiten Kreise» des Handwerk», da- Partriwesen in erheblichem Maße beeinflußt. Nur allzu stark sinp an dem wiethsch-filichen Gesammtbilde die Wirkungen eine- ökonomisch unberechtigten Börsenspiek» b«. tbeiligt, und so muß denn auch in diese« Jahre wieder, «ne vor fünf und vier Jahren, ei» empfindlicher Verlust »n »°n,,n N.Ü.» »NN k>.r.-» «,.r«»n, - nb.r d«r ganzen Nation au- dem Herzen gesprochen; aber dem würdigen Brache« der Erinnerungsfrste ist nicht «ine Behandlung der Aufgaben der Gegenwart zur Seite getreten, wie wir sie hätten erleben müssen, wenn der Geist der ge feierten Zeit in voller Lebendigkeit erbalten geblieben Ware. Da- deutsche Volk batte sich zwei Jahre vorher eine Ver tretung bestellt, die sich durchaus unfähig zeigte, den Jeher- lirfrrungen au- den Jabren drr Einigung gerecht zu »erden. Im Zö. Jahre seine- Bestehens sab das deutsche Reich einen Reichstag, der gegen das Reich gewählt zu sein schien. Soweit da- Bolk ihn z« corrigiren vermochte, ist es geschehen, und der achtzigste Geburtstag de- Fürsten Bismarck hat Drutschland in drr Verehrung und und Dankbarkeit für den größten unter den großen Reichs begründern so rmmütbig gezeigt, daß der Reich-tag, der sich von der allgemeinen Huldigung ausschloß, wie eine Seltsam keit belächelt wurde. Aber wo man der Volks»,rtretunp nicht entraihen konnte, hat sie versagt, so bei -er Ordnung de» Finanzwesen- nnd bei der Bekämpfung der ans Gewaltthätig- teit al-ihr letztes Ziel hinarbeilradea Uuterwühlvng. Es ist Mehr Lehe» al- »i, innere Politik zeigte di« auswärtige. Die Gestaltung der Feier der Eröffnung des Nord-Ostsee» Eanals zu einer internationalen ist bedeutungslos geblieben wa« vorav-zusehen war. Aber Deutschland hat im ver flossenen Jahre, unseres Erachten« einer Notbwendigkrit gehorchend, an der Entwickelung der Lage in Ostasirn tbätigen Antbeil genommen und sah sich genöthigt, mit -en anderen Mächten in die durch künstliche Machinatioa in eia neue- Stadium gebrachte orientalische Frage rin- zugreffen. Beide Angelegenheiten sind im Flusse und ge statten am Jahresschlüsse noch keine Buchung in dem Gewinn und verlustconto Deutschlands. Da- Gleiche gilt von d«n vv» den vereinigten Staaten hrraufbeschworenea Einfuhr streitigkeiten, von denen sich heute »ur sagen läßt, daß die deutsche Regierung ihre» Standpunkt Amerika gegenüber eorreet und würdig gekennzeichnet hat. Deutsche- Reich. ö Berlin, Sl. December. Per ständige Ausschuk der »weiten bessischen Kammer bat im Gegensatz zu seinen trüberen Anschauungen in einem soeben veröffentlichten Bericht anläßlich einer Eingabe der deutschen Frauenvereiue sich für die Bestellung weiblicher Fabrikinspectoren im All gemeinen günstig ausgesprochen. Die erste hessische Kammer batte bereit- am 27. Mai d. I. zu dieser Frage Stellung ge nommen und dir Einsetzung weiblicher Fabrikinspectoren ohne Einschränkung gebilligt. Der ständige Ausschuß der zweiten Kammer gebt nicht so weit; er beantragt nur die Gewäi rung von Mitteln für die Ernennung weiblicher Assistenten der Fabrikinspectoren, die mit diesen gemeinsam die Fabrik- betriebe, in welche« Arbeiterinnen beschäftig» find, überwachen sollen. Die Frage der weiblichen Fabrikinspectoren ist be reit» mehrfach im Reicketaa berührt Worhen. Auch der preußische Landtag hat sich mit ihr beschäftigt. Der Petition» - Commission d«S Abgeordnetenhauses lag in der letzten Session gleichfalls die Eingabe des Vorstände» des Bunde- deutscher Frauenvereine vor, welche jetzt die Grund lage de» bessischen KammerauSschuffrs bildet, und die Evm Mission bat dieselbe unter Zuziehung eines Vertreters der Regierung »ingebend beratben. Sie ist zu dem Beschlüsse gekommen, die Eingabe der Staat-regierung nur al- Material zu überreichen. In der Commission wurde übereinstimmend anerkannt, daß rin Bedürsniß zu einer Aenderung drr jetzigen Einrichtung der Fabrikmspection in der Richtung der Petition sich nicht erwiesen habe. Die um ihre Meinung befragten Gewrrbeaufsicht-bramten sprachen sich »bne Ausnahme dahin au», daß da» Arbeitersch^gesetz von 18dl die weitgehendsten Schutzbeftimmunden «,>t Rücksicht auf die weibliche Eigenart der Arbeiterinnen treffe nnd daß diele Bestimmung-) auch thatsächlich zur Geltung kämen, d'lci weih'. Fabrikinspectoren sür die Arbeiterinnen noch von besondere,n Nutzen sein würden, könne nickt a»»rrkar.ttt Werder, . obl aber dürfte durch da» Hinzutreten solcher weibliche: Aufsicht»^ hpamten rin Zug in da» Aufsicht-chesen «mv AussichtSvcrfabren gebracht «erde», der manchem Fabrikanten die Beschäftigung von Arbeiterinnen ganz verleiben würde. Diese Auffassung wurde von nambaften Fabrikcireetor«», in deren Etabliffemenw zablreiche Arbeiterinnen beschäftigt werden, bestätigt. Der Regierung-Vertreter' gab zu, daß weibliche AufsichiSbeamte aus di« Gestaltung der wirtbschafrlichrn und sittlichen Lebens bedingungen auSüben könnten: diesem noch zweifelhaften Berthe, l ständen aber unzweifelhafte Nachtheile gegenüber, die tbeils cnw der Stellung de- weiblichen Fabrikinspector» zü den Urner nehmern, tyeil- au« drr Stellung der Arbeiterinnen zu den. woiblichen Fabrikinspector resultiren würden. Da- technisch, Mvment drr Fabrikmspection würde hei weiblichen Inspektoren entweder ganz unberücksichtigt bleibe», oder koch in einer Weise vernachlässigt werden, daß daraus schwere Gefahren für die Arbeiterinnen entstehen müßten. Bezüglich de» Neben- kinandrramtiren- von männliche« und weiblichen Fabrik inspeetorrn war die Eommissioa der Ansicht, daß da- zu den widersprechendsten Anordnungen führen, ein» un erträgliche Belästigung der Gewrrbetroibenden Hervorrufen und schließlich da» Institut der Fabrikinspectoren gänzlich di» s» I«j dlaneir Hecht.*) Während Ebers im verflösse»»» Jabr« in ssinem Roman: „Im Schmievefeaer" ein loccües Eultnrbilo au< dem Mittel- alter zeichnete und seine Leser zu diesem Zweite in da- viel- thürmige, manerumschloffrne Nürnberg führte, will er in seiner neuesten Gabe eia deutsche- Eulturbild mehr allgemeiner Art ohne locale Begrenzung geben. Drr berühmte Romaneior versenkt Fch also immer weiter m die deutsche Vergaugendeit und schmal tbatsächlich dem heiligen Nil Bqlet gegeben zu baden, um flch an de« unerschöpflichen Quell dentscher Ge schickte and deutscher Sitte mit junger Schaffenslust und Sckaffen-krast zu füllen. Ob «ber Herr Professor Eber'» wirklich das Dort, daß Jeder za seittej ersten Liebe zurückkehrt, zu Schanden machen will und wird? > „Im blauen Hecht" nennt Eder- sein neuestes Werk au- einem scheinbar rein äußerlichen Grunde, weil nämlich der Schluß d«< eigentlichen Romans flch in diese« Wirttz-Han- »n dor Mamfähr« dei Miltrnborg «dspielt. Der über wiegende Tdeil v«D Ro»an» tritt in Form einer nickt aclurlle» Erzählnng aiff, di« von de» 29« Seiten etwa 109 «u-füllt. Der Ttt« ,K»ni' dürste vielleicht «mgemeffrnrr ge wesen sein; oenn Knni ist »ie Hauptperson de- Roman-, die die Hunt« Gesellschaft von stävtffcheu Abgesandte» und »elt lichen und geistliche» Gelrhrtta. fahrenden Musikanten und Bacchant«»» Adlaßkramern „d lungern»«» Landstreichern, di« der lad», Dielet alle in derselbe» geräumig«» Wirthsflnbe zu verpflegen hat, ist wohl geeignet, iu ähre« Denken uu» Tbpa ein Gtückchen deutsch«» EuliurletM zur Auscha dringe». KL», wo der Ekdaa eile«, Anderen, Wtwinn eiü soll, «uv woh» die Ä R» Aü-MßS R» Rode ncheettdar DggGMimHw«- elegant gednnwa - ^Halbst«,, 7 ^l »erfallenr, arme, verkrüppelte Landstreichern» und befindet sich in der denkbar schlechtesten Gesellschaft. Die aber dir Perle auch im Schmutz noch idrea Werth brbält» so hat auch dieses scheinbar so armselig« Geschöpf seine» hohen Werth bebalten, ja, derselbe ist im Elend« vielmehr erst zur vollen Entfaltung gelangt. Kuni war ei« Kind der Land straße nnd im freie», vagirendea Lebe» zn einer schöne», heißblütigen, leichtherzigen, aber dabei sittlich nicht direct venommenen Jungfrau berangeblüht. Sie, die bekannte Seiltänzerin, deren äußerlich« Liebkosung, wie ia ihrem -reise üblich, um goldenen Lohn für Irden seil, lernt in einem Augenblick, al- die Versuch«»- U»« Derwischen der Grenze zwischen Mein und Dein grA nnd der Schein gegen sie spricht, einen jungen Mann «us edlem Nürnberger Geschlecht kennen, Lienhard Grolaad, für den ihr Herz in plötzlicher wahrer Zuneigung schlägt. Diese Zuneiguna geht in heiße, z« schrankenloser Hin gabe treibend« Liebe über, da L enhard al- Richter sie von großer Schmach losbittet, theil- weil ihm da- junge hübsche Ding dauert, theil- »eil er seine junge Eh« nicht durch den Schatten eines harten Urlheilswruches trüben Will. Er tbut noch mehr für Kuai; er hringt sie i» ge- vrdaete bürgerliche Verhältnisse, um st« aus de« Schmutz der Landstraße emporznziehe«. Da Kuai immer hofft, daß Lieaharv ihre heiße Lieb« bemerken »n» einmal Wenigsten der ßeraascheaden Glath derselben theilhast z» werde» wüaschrn soll, harrt ste geduldig in den skr sie so ung«» «ahnte» »ad beengen»«« Verhältnissen aus. Als aber »er junge Grolaad seiaer Erwädlte« tren bleibt nnd VW' anD A««ße»ste Entstammte «st kühle« Wort in ibre «drailkffi zurückweift, fließt ste und beginnt nnn »i» »ollere« Leb«» at» je Bilvß« ihrem st. " in ißnr » s-S znvar. Uder bei'»lt ihrer Tollheit lebt Herzen, ua» doe Schmerz über ' N waghalsige« TallkühMsteit Kaust za« gefeiertste» machest, ste in Nürnberg »se de« K ' va »er «-»a, »ater reizt «s ^ Ws ^ Aiesl 'n ,zs ahrk. , «ntwhü. ^»r sticht . . ein st '-«.l ck,ck WM »std , , O««»«i, l'.« Han» KL, «a» ^ stst» ststrz» ist sie fe D ^ G»i^a«hda'ck»» Astd-M-wird vir Gewalt He? S r^. l indert, HRr estt Faß ist verloren, und ihr schönes ^'.'ich, rch tnf« Wunden entsteüt. Si« wird^ zwar vom Tode gerettet, ist aber zu« armseligen Krüppel geworden. Die Hilfe Lienbard's verschmäht st» auch jetzt, sie will kein Almosen von Dem, der ihre Liebe verachtete. Mit drr Spende de» Kaiser» kauft sie einen Ablaßzetrel für dir Seele de- Kindes, da- wahrend ihre- Sturze» an Lienhard'» Seite saß und in Folge de- erlittenen Schrecken» bald daraus starb. Sie wallfahrtet »ach Eompostella und trifft nun ,m „blauen Hechl", schon eine sichere Beute de» Tode», mit Lienbard wieder zusammen, der als Abgesandter Nürnberg» nach Köln geht. Lienhard wirst der Bemttlriden». werthev, die er wiedererkennt, einige Goldstücke zu; aber auch jetzt noch mag sie sein Gold nicht. Da sie es ihm nicht zurückaeden kann, schenkt fle es einer armen, sterbenden Landstveichrrin, dir eben eme» Zwillings paare» genese« ist. 9« Schuhe der Nacht gelingt es ihr, sich undemertt a, den Tisch hrranzuschleichen, an welchem der junge Groland mit den übrige« städtischen Abgel >t«n i» Freien sitzt. Hier hört di« Lauschende nun, " st« nicht für eine Verworfene, sonder» für »er i »«» daß er sicher ihrer Siebe begehrt haben daß Beste: würd L" dr H> .;'L hß:' ' «hrc r »»»,.> Un. - - , solches Begebre» bei der Lied« zu seiaer offen wärr. Äst diese« für Kuni schönsten W«»» wirb sie von «innn Blutsturz bffallen, > <^ffeia rasch ei« Ziel setzt, vor ihrem .« noch die FrevdTIl Lienhard an ihrem ». lieb« Wort« auch seman Munde zu n Rtlkrnsträußchest z» reichen. Mit «aem , > Le« Abte«, der ihr die Beicht« abgr- »> ' c ihr Dasein a»s. . xern gnwtziren sich Ms Folie di« anderen HaUdlnnaltn. /,,, wie schon rrneähnt, von keiner andere» Be- ventnng sind, al« die Bereich«»»» de« Ganze» al- Eulturbild ' ige«; denn die eden skizzirt« Handlung hätte «den» over nech der nngeged«,«» Zeit spiel,» können, iiderung« dos Landstwtcherieben- und de« LrMdens i« der Schenke «ksprinae« diffem Bedürfniß and flud recht plastisch «Md' znm'Thert drastisch »«-gefalle». Besonder- aber -ab«, gllen^Mnscheia nach di« humamstischr, Gespräche der stadttsche» Nbaffandten de» Zweck, da» GmstrMede» j»er Z«it za chammerffieni Lwst Gespräche aber werde» vielleicht de» eine» twee «adeeea Lest« etwa« llabeba-en «niffach«». Läßt sich mich -ege» die historisch« und Psyche- logisthe MbgliMeif derfMde» nichM MtKrode«. so klingt Uh diele« epidemische Ktzkestste» «st deu NaMche» E,raten in allen Red«, nzd Geacnreden h„ Städter M unser «viwra» Ohr gerade so peinlich gffchrastbr, wir wem m« sich hrat« an Jemande..» über allerlei Fragen unterhalten will, der auch »»«»»«WWiWMMW»«««« in jede Rede oder Antwort «in klassisches Citat «instickt und dabei gewissenhaft binzufetzt: »sagt Gertbr", „sagt Schiller", „sagt Sbakffprare" u. s. w. Erneu kleinen Mißgriff aber möchte man es schon nennen, wenn Eber- jedem derartigen Eitat auch noch «ine Fußnote mit genauem Stellennachweis brigirbt. Derartig, philologisch« Nachweise haben für einen Romau keinen Werth, denn drr Roman soll kein gelehrte« Werk sein, auch nicht, wenn er da- Werk eines Gelehrten ist Etwa- Andere- ist es, wenn Eber- z B. seinen ravptischen Remanen Fußnoten mit Erklärungen für unserem Verstand niß fremde Name», Armier rc. beigiebt, wenualeich auch hier vielleicht ei« Anhang vorznziehen gewffen wäre. Eine eingehende Eharakteristik ist nur bei Kuni und Lienhard Groland unternommen und in beiden Fällen dev: Dichter vorzüglich gelungen. Besonders bezüglich drr Gestalt der Kuni fühlt man, daß dieselbe da- ganze Interesse des Dichter- erregt und ihn zum feinfühligsten Eindringen in die Seelenregungen dieses seltsamen Geschöpfe- verauwßt hat. Er steht ihr gegenüber auf dem menschlich vollkommen richtigen und vrrnünkigen Standpunet, sie nicht mit dem Maßstabe engheTVger Schulworal za messen, sondern ihr ganzes Drnftn und Handeln rem menschlich und im Zusammenhang« «it den ste magrbendeu äußeren Leben» umstanden zu verstehen und darum Manches, wa- dem Pedanten vielleicht oderaewiß vrrdammeaswertb erscheinen wird, zn «»»schuldigen. Naiv« Tugend und naive Sündhaftig keit find ihre hervorstechendsten Merkmals nnd diese Naivetnt macht da- erst schön«, daun verkrüppelt« »ad entstellt« Ge» schöpf .fast stets ttebrnswerth »ad versöhnt sogar «ir ihren netonfchen Fehltritten. Neben diesem lieben-wmdigen Mädchen erscheint drr Nürnberger Ehrbare, Herr Liftihard, der auch vor dem strenge» Schnlmoralifteu mit Nr. 1 bestehen wird, oft ziemlich steif pedantisch nnd wird zuweilen in dem naiven Leser trotz aller Htttadligkrit einen leichten Bettruß hetvor- nlftn. Diese« Geftlhk hatte Wohl auch Fia berühmter Ge- nsffe Pirckbrimer» de* iß» Vattnn auch ff» Bezng auf Kuni zuruft: ,Hem Eato alle Ehr«: doch in meiner Jugendzeit verstand man es tzrff-V wß es nH mit einer schönen Kalypso ädznstnden aalt, btt tnffire Harte wtt zn'tynil drvhtr, die ögr Pflicht mit ver nachtziebigto Barmherzigkeit zu »er- bl«tuea H-cht- tz«, „ Unffm., kleiast« »r d«ch v«, der Liebe, mit beitet, nn» schließt fick der «tti,,». Gustav Adolf Erd»«»». nn an Roma» von welch» sei. Reiht keiner Wnlbnrg a.
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