Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189601061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18960106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18960106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe ohne Seitenzählung
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-01
- Tag1896-01-06
- Monat1896-01
- Jahr1896
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1896
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Load.« r.so <i. 6. ».— o. t.so ». u o. o. t.75 0. 0 »,— 6. 6. U. >,— l»6 O. >,— 0. l.— 6. Stltelc. »ixsoit. i 17».— 154 — 146.— 01 — 1«8.4I> 217.50 Sb.- ISS.— 100.25 ,51.— 155.50 206,70 155 60 111.40 141.80 »OS a»s,— 160,60 151.50 48.— 160.50 173.— 145.40 164.— I 2°k 207,40. 147.20 175.80 172.— 153.30 117.80 , 11V.SO OiseoMo S.SO-.- 142HO 23^— 52.75 i 523.— 81.— ISO. - SV,SO 5S.33- . 121.40 48.10 S.61 SS.30 ioDo 288 — Illtsr- 0.75. «teiroua. 72'^ «1>i 21>- 08 .j, « — iUe — eil 3',, 1^"° 30-i, S32.50 62,SO 377 — LS,50 »s SS.— 25.62 oneslnirx diclt oo. essoNiöll 657 635 SO?'- 4S3 107.— 103.— 08.00 86.20 53.20 66.— 3S.2S 4S.— 81.60 ?».— 01.40 6--.40 130.75 125 30 80.- IIÜ20 88.10 142,— 105,50 161,— 122.25 87.— 103,00 1S0 25 183,40 110.00 116,— 170.50 124.50 25»,— 123.50 213.— 80.— 164.25 00.25 167.2-5 216.70 213.05 216.00 ! 171.25 176.25 14?.— 148 40 102.25 84.00 vo.SO 217,— 100.— 102.70 01,75 50 40 l'»»t Lut dl ». dÄ". ritivvio'. Beznqs-Preis i» tz« Haupt,(»»Litton oder drn kn Stadt- bezkrk und d«n Vororten errichtete» Au«, aabestrllen ab geh alt: vtrrtr>jabrlich^l4.üO, vet zweimaliger tigllcher Zustellung in hau« ^ 5.56. Lurch di» Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vienriiährlich Lirrctr täglich» Kreuzbandiendung tu« AnStand: manattich >3« ?chv. Li» Mo^en-Au-gabe erscheint um V,? Uhr. di« Ndend-AuSgeb« Wochentag« am b Uhr. Le-artion un- ErveLitio«: Johanne«,affe S. Die Expedition ist Wochentag« »n unterbrochea geüffaet vo» früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filiale«: Ott» Ale»««'« Lartim. tAlfretz Hahn), UoiveriitälSsttaße 1, k»ui« Lösche. Kuthartaenstr. 14. pari, und König-platz 7. riMer IkAMM Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile SO Psg. Reclamen unter dem Rebactionssrrich (4ge- svaltenl LO^. vor den Kamtttennachrtchst n (6 gespalten) 40 «z. Größer« Schritten laut «nsrrem Prric verzeichattz. tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Natljes und Nokizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Extra»Veila-ea (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuno 60.—, mit Postbesördrruug >4 70.— Äunahmeschlnß für Anzeigen: Abrud«Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Marge »»Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Für dt« Montag.Morgen.Ausgabe: Sonnabend Mittag. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stund« früher. Anzeigen find stet« an dt« Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Pol, in Leipzig s. Montag den 6. Januar 1896. SV. Jahrgang. Die nächste Runriner erscheint morgen Abend. Amtlicher Theil. -rett«,. den 10. Aannar 1896 sollen von Vormittag« 9 Ilhr an im Forstreviere Vurgan in Abch. 7u dicht am früheren alte« Aorftdan« bei Vöhlitz-Ehrenberg 80 dtmrr. Eichen-Nutzschette 1. und U. Et., ISO « Eichru- 1? . Vnchen» » . Ahorn- vrennscheite 19 . Nnstern- »ad 3 « Lindcn- unter den im Termine auSbänaenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung meistbietend verkauft werden Zusammenkunft: aus dem obeugroonoteu Mittelwaldschlage. Leipzig, am 80. December IMS. Le« Rath« Korstvepntation. Nutzbolz-Auction. Montag, den 13. Januar l«96. sollen von Varmittag« V Nhr an im Forstreviere Vonnewilz auf dem Mitteiwald» schlage in der Probftet jAbld. 87 und 88): 5? Eichen-Ntötze von 19—lOL vm Mittenstärke 88 Weif;b«cheu-«t-tze - 80-37 . LL Auster»»» « » 17—53 . » 88 Eichen- » » 16—36 . » 13 Erken» . . 15—33 . . 85 Ahorn- « « 18—33 » . 800 Eichen-, Ahorn- und Nüstcrn-Lchirrhöljer unter den im Termine aushiingende» Bedingungen und der üblichen Anzahlung a» de» Meistbietende» au Ort und Stelle verlaust »verden. Ansammenknnst: auf dem Msttrlwaldschlage am Auhwege Nach Mrosnichochcr, zwischen der wergeu und schwarze» Brück« an der alten Eounewiper Linie. Leipzig, am 28. December 1895. Le« NathS Forstdepntation. und L—10 m Länge sowie Königliches Gymnasium. Dir Anmeldungen zur OfteraufiiahuiL erbitte ich mir am 18., 11., 12. und 13. Januar 11—1 Uhr. Dir persönliche Vorstellung de« Anzumelvriiden ist erwünscht. Jrdeniall» ist sein letzte« Echulzeugnitz (die Michaelisceniur) vor- »niegra. Dir übrigen Zeugnisse - Geburtsurkunde und Tauizeugniß, sowie Impsichriu — können auch bereit« bei der Anmeldung ab gegeben werden. Die Anfnahme-rüfnng ist auf Montag, den LS. April 8 Uhr festgesetzt. Leipzig, am 83. Deceiuber 1895. vr. Lledsrck Kleister, Rector. Bekanntmachung, die Anmeldung der Ostern 18SU schulpflichtig werdenden Kinder betreffend. Zu Ostern 1896 werden alle diejenigen Kinder schulpflichtig, welchr bi« dahin da« 6. Leben-jahr erfüllt haben. Anher diesen können aber auch solche Kinder Ostern 1896 mit Aufnadme finden, welche bi« zum SO- Juni 1896 da« 6. Lebensjahr vollenden. Alle diese Kinder, die gesetzlich schulpflichtigen sowohl wie die zuletzt erwähnten Rinder, dasern diese schon Ostern 1896 in dir Schule eintreten sollen, sind demnächst zur Schule anzumelden, und zwar bei dem Direktor der Schule, in deren Bezirk sie wohnen. Eltern und bez. Erzieher, welche zur Bezahlung von Bürger» schulgeld vermögend sind, haben ihr» Kinder in eine Bürgerschule zu schicken, dasern sie in einem Bürgerschuldezirkr wohnen. Die Anmeldungen haben für jämmtliche hiesige Volksschulen in der Zeit vom 7. bis k. Jannar 18SÜ Vormittag« 10 bis 12 Uhr nnd Nachmittag» 2 dis 4 Uhr zu ersolaen. Bei der Anmeldung ist für jedes anzmneldende Kind eine standrs« amtliche GeburtSbesstieinigung oder La« vom Standesamt beglaubigte Familien.Stamnibnch, sowie ein Impfschein und außerdem für alle der christlicheil Religion angekörenden Kinder auch ein Tanfzcugnitz, dasern durch das etwa vorgelegte Familtrn-Siammbuch die Taufe nicht nachgewirsen ist, sowie für die Kinder von solchen Dissidenten, welche keiner Religionsgesellschaft angrhören, eine schriftliche Er klärung darüber beizubringen, in welcher Religionslchrr diese Rinder unterrichtet werden sollen. Die Eltern und bez. Erzieher solcher Kinder, welche, wenn auch nach ihrem Alter schulpflichlig, doch wegen Kränklichkeit oder sonstiger körperlicher und geistiger Gebrechen einer Schule nicht oder nicht rechtzeitig zugeführt werden können, werden hierdurch ausgesorderl, hierüber unter Beifügung eine« ärztlichen Zeugnisses binnen obiger Frist Anzeige an uns zu erstatten. Leipzig, am 30. December 1895. Der Schnlansschutz der Ltadt Leip;ig. I. L.: Büttner. Lehnert. Städtische Höhere Schule für Mädchen. Albertstratzc 2Z. Die Anmeldung von Schülerinnen für das am 13. April 1896 beginnende neue Sctiuljatir nehme ich vom 7. bi« znin 3l. Fanuar an allen Wochentagen zwischen I I NNv 12 Uhr an. Die Gebnrls. und Impfscheine der Anzumeldenden bitte ich vorzulegen. Aus- genommen werden Schülerinnen vom 6. bi« z»m 16. Lebensjahr«. Die erste Aufnahmrprninng wird am 3. Februar stotifinden. Leipzig, den 30. December 1895. Vr. I. Wychgram. Katholische Bürgerschule, Alcxaudcrftratze Nr. 35/37, »nd Wtlhclmstrafte, St. Vincentin-stift. Zn Ostern 1896 werden alle diejenigen Kinder schulpflichtig, welche bis dahin da« 6. Lebensiabr erfüllt haben. Ausnahme können Ostern l8S6 aber auch solche Kinder finden, die bi« zum 30. Juni 1896 das 6. Lebensjahr vollenden. Die Anmcldniig oller dieser Kinder, der gesetzlich schulpflichtigen sowohl, wie der lktzierwadnten, darern dieselben schon Ostern d. I. in die Schule eintreten sollen, bat zu erfolgen in der Zeit vom 7. bis 9. Jannar 1896, Vormittags 10—12 Uhr «nv Nachmittags 2—8 Uhr, im AmiSziinmer der genannten Schule. Bei der Ausnahme sind beizubrinaen: dir standesamtliche Geburts bescheinigung ober dar vom Standesamt beglaubigte Familienbuch, der Impfschein und das Tauszeugnitz. Diejenigen Rinder, welche on Osttheile Ser Stadt Leipzig — und zwar östlich der Stepdan.. Plato-, Anton- und Lauge Straße — wobnen, sind in der Zweigschute zu L-Reudnitz. St. Bincentiu-siist. die der Zwelgichnle z» L.-Plagwitt zngehörigen Rinder dagegen tn der Slummichule z» Alt-Leipzig in Anmeldung zu dringen. LeipPg, am 2. Januar 1896. Dir. vr. SroUmusa. Konktirsverfahren. Ueber da« Vermögen der zum Betriebe eines Agentur« und CommiisionSgeschäjte« unter der Firma: Pani Patz Sk Eo. hier, Ricotalstratze 24, bestehenden offenen HandelsgeieUichait wird heute am 20. December 1895, Vormittag« 11'/, Uhr, da« Ronkursversahren eröffnet. Herr Rechtsanwalt Rudert hier wird zum Konkureverwatter ernannt. Rvnkuresorderungrn sind di« zum 83. Januar 1896 bei dem Gerichte anzumeluen. Es wird zur Beschlußfassung über dir Dahl riue« anderen Ver walter«, ivwie über die Bestellung eine« Gtäubigeroueschuffe« und rintreienden Falle« über dir in ?. !L0 der Roukursordnung br- jeichneten G.genstänbr — auf den 9. Jannar 1896, Vormittag» 11 Uhr» — und zur Prüfung der angeinetveten Forderungen aut den 3. Fcbrnar 189«. Vormittags I I Uhr, — vor dem Unterzeichneten Gerichte, Zimmer 206, Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Ronkursmassr gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aus- gegeben. nicht- an den Gemestijchuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dein Besitze der Sache und von den Forderungen, sür welche sie au« der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bi« zum 80. Januar 1896 Anzeige zu machen. NünIglicheS Amtsgericht zu Leipzig, «bth. v', 0 3. k. 163 95. >o.8. am 20. December 1895. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber: Sekr. Beck. Leipziger Lleiderordnungen. Die letzte vorjährige Versammlung de« Vereins für die Geschichte Leipzig« fand im Vereinslocale, dem Nickard Wagner-Saale im Gastbause „Zum Thüringer Hose", statt. Nachdem der Vorsitzende» Herr Oberlehrer Mang ne r, dir Namen der neu eingetretenen Vereinsmitglieder kund- geg den und die Eingänge an die BereinS-Sainmlungen ver lesen batte, ergriff Herr Stadtbibliothekar vr. Kroker da« Wort zu dem von ihm zugesagtrn Vortrag: „Leipziger Kleiverorvnungen". 2m Mittelalter standen sich Weltlust und Wellflucht, Luxus und Askese schroff gegenüber. Bald gab sich das Volt einer Jagd nach irdischen Vergnügungen und einem Genuß- leben hin, dem auch die Geistlichkeit verfiel; bald predigten die Mönche, an ihrer Spitze die Franziskaner, die Abkebr von allem Irdischen und rissen das leichtlebige Volk durch ihre glühende Beredsamkeit und durch die Androhung von hinim lischen Strafen zu einer, wenn auch nur kurzen Reue und Buße bin. Die berühmtesten Bnßpredigrr traten im 15. Jahrhundert in Italien auf, so Savonarola, der im Jahre l497 daS große reiche FloreiH zu seinen Füßen liegen sah, als er gegen die Wuchergeschäfte, die Modetborheilen und die Spiestuckt de« Volkes seine feurigen Predigten schleuderte. So gewaltig war die Erschütterung der Ge- müther, daß das Volk am letzten Carnevalslage auf der Piazza Dell» Signoria einen Scheiterhaufen errichtete und den kostbarsten Putz, dir falschem Haare der Frauen, Parfümerien, Spiegel, Sckleier, Harfen, Schachbretter und Spielkarten, aber auch Kunstwerke und weltliche Bucker den Flammen übergab. Aber schon vor Savonarola waren in Italien große Büßpredigt! in ähnlicher Weise tbätig gewesen, so Bernardino da Siena, der l450 vom Papst unter die Heiligen ausgenommen wurde, Roberto da Leere und Giovanni Eapistrano, der um die Mitte deS 15. IakrbunderkS in Deutschland und auch in unserem Leipzig erschien. Doch nicht nur die Geistlichkeit war es, die von Zeit zu Zeit gegen den übergroßen LuxuS der Städte in Italien und Deutschland ankämpslr, auch dir Städte selbst versuchten oft, der Verschwendung ibrer Bürger pi steuern. Schon viel früher batten einzelne Fürsten Verwarnungen gegen den Luxus ihrer Unterldanen erlassen, am frühesten Kaiser Karl der Große, der im Jahre 808 frstsctztt, ein guter Mantel sollte höchstens 20 Solidi, ein geringerer Mantel höchstens lO Solidi, ein Rock mit bestem Fijckvtler oder Marderpel; 30 Solidi, einer mit Ziejelmausfellen nur )0 Solidi koste». Wer tbeurer verkaufen oder kaufen würde, svüte 40 Solidi Buße und außerdem noch 20 Solidi Dem geben, der sein Vergeben zur Anzeige gebracht hätte. Diese Verordnung Karl's des Äeniichen's Puppe. Ein» Weihnacht«.Geistrrgeschichk«. Ihr alaubt nickt an Geister, unbedingt nickt? Nun, ibr seid unabhängige Leute, kluge Herren und schöne Damen, und ihr mögt da« halten, wie ihr wollt. Ick sür meine Person, ich glaube an Geister. Frriiick nickt an solche, welche zur Nachtzeit in Weißen Laken berumiaufen, um die Leute zu erschrecken. DaS wäre schon für einen Menschen ein schlechter Wiyj für einen Geist aber ist die Voraussetzung, daß er sich einen so geistlosen Scherz erlauben könne, geradezu beleidigend. Also, wir ge sagt, daran glaube ich nickt. z Aber ick bin fest überzeugt, daß eS andere Geister girbt, sol de Geister, die bei Hellem Tage ihrem Geschäfte nachgrben. und die» Geschäft ist keineswegs, wie bei jenen Nachtschwärmern, ängstliche Seelen zu molrstiren, sondern ihr schöner Beruf ist, Versöhnung zu stiften, Frieden zu erhalten. Liebe zu erwecken, mit einem Worte: zu beglücken. Dabei sind sie so mächtig wie nur irgend einer ihrer EonsratrrS. Sie können unsichtbar kommen im Gesang eines Vogel«, im Ton einer sanften Menschensttmnie, im Duft einer Blume, oder sichtbar werden in tausend Gestalten, in all jenen kleinen Dingen, die auf Schranken und Tischen herum sieben und liegen. Werthlose« Zeug oft, nur daß eine köstlich« Erinnerung daran gesesse» ist; ganz unnütze Sacken, nur daß ihnen eine Art Wärme entströmt, welche die Seelen erquickt und ibnen da« traulicke Gefühl giebt, daheim zu sein. Da- geschieht, weil in diesen Dingen wobnen und darau« reden die guten Geister, an die ich alaube — die Hau-arister. Ihr lächelt? So will ich euch die Geschichte von Aennchen's Puppe erzählen. Aennchea und dir Puppe lernten einander zu Weihnachten kennen. Was di« Puppe dacht«, weiß ick nickt. Aber Aeonckru freute sich schon wochenlang vorher aus di« neue Drkanntschast. Die Mama halt» ihr nämlich erzählt, daß dir Puppe blaue Augen bade, lange, blond« Haare, in zwei Zöpfen geflochten, «>n blau,« Kleid mit rosa Gürtel und ganz kleine braune Stiefclchen. Und wenn man sie stellte oder aufrecht letzte, dielt sie »j» Augen offen, und wenn man fl« hinlegte, fiele» di« 8>oer zu «in« ckön« und gesckeidtr Person; eine Person, wie sie al« Ge ellschafteria für so rvchtev Leute »"»zigt« Töchterlein »atzte. DsS war rin Weihnachtsabend I Wir sorgsaltitz war der Tisch berge richtet, aus dem die vielen, vielen Geschenk« laaeu! Wi, strabltrn di« Lichterl Wie schimmerten di« goldene« und silbernen Nüsse zwischen den grünen Tannen- zweigen, auf denen der Schnee lag! E» war freilich nur Baumwolle und deSbalb verbrannte manchmal rin bi-cken von dem Scknrr — aber r« sab doch wunderschön aus. Und ganz »den auf dem Baume der schwebende Engel! Al- Jemand »llig den Tisch anstieß, da schwankte der Engel droben und machte eine Verbeugung, al- wollte er sagen: „Meine Herrschaften, ich wünsche vergnügte Feiertage." Aenncken wußte gar nicht, wohin e« die Augen wenden sollte. Um von den Herrlichkeiten so viel al« möglich auf einmal zu baden, nalim es die Puppe auf den rechten Arm und in die Linke rin Stück Kuchen und schaute dann abwechselnd zum Engel empor und auf die Puppe nieder. Die war doch das Schönste. Was den Eltern da« Schönste schien! Sie standen hinter dem Kind« und saben brrab und sahen einander in« An gesicht. DaS junge Weib sank an de« Manne« Brust. Er legt« sanft den Arm um flr und seine Hand rubte aus de« Kinde« Haupt. Und so hielt er all sein Liebste« aus der ganzen weiten Welt. Soll ick euch noch erzählen, waS diesen Abend alle» ge schah? Wir sie von der Vergangenheit sprachen, von ihrem ersten Begegnen, vom Erblühen der Liede, von all dem Sednen, Lucken, Finden.... und dann wieder von der Zukunft, die so rosig beraufzog, von der zweiten Jugend, die sie einst in ihrem Kind» erleben würden. Wa« soll ich euch davon er zählen? Wie könnte ich's schildern? Malt r« euch selbst au«, wenn ibr an dir besten, schönsten Stunden eure« Leben« denkt und die Hausgeister euch Allerlei zuflüstern. Tenn die, dir haben ihr« Freude an so etwa«. Die merken sich dergleichen, und oft, in späten Iabren, wenn'« dunkel und einsam wird um drn Menschen, erzählen sie wieder von der sonnigen Zeit. Ob, wir er Alles hörte und sab, der Hausgeist in der Puppe! Die beimliche Freudentbräne im Auge des Vater«, das Lackeln auf seinen Lippen -- wie die Mutier zum Kinde niedertniete und e« kützt, — und wi« da« Kind sagte: „Gute Mamal Brave Mamal" Aennche» war schon vier Jahre *und di« Pupp« erst vier vier Wochen alt. Natürlich konnte da« keine Freundschaft werde», wo einer so viel Reckt hat wie der Andere; sondern < war mehr wie zwischen Mutter und Kind. Si, mußte die Puppe an- und austleiden, in« Bett legen, spazieren tragen, ihre Kleider flicken und in allen Dingen so mit der Puppe umgehen, wi« Mama mit ihr, dem Aenncken, umging. Sie hatte» sich lieb und unterhielten sich mit einander, stundenlang. Daß wurde auch reckt nötbig. Denn al« der Winter zu Ende ging, kamen viel, Stunden und ganze Vor mittag« und Nachmittage und Abende, wo Aenncken mit der Puppe allein blieb, unter der Aussicht der alten Magd, mit der nicht zu reden war. ,2a, weißt du" — sagt« Aenncken einmal Abend« zur Puppe, denn sie glaubte ibr »in« Erklärung schuldig zu sein, .der Papa ist auf der Reis» und die Mama ist in Ge- seltsckast." . . Und Nachmittags sagt« sie: .Aeitzt du, die Mama ist «us B.suck." Und Vormittag«: »Weißt d«, der Ddctor ist bei der Mama." Mein Gott, wi» die Puppe steif und starr an der Wand lehnte und die Augen ansriß! Al« ob da etwas zu ver wundern wäre. .Der Papa ist noch nicht da", sagte Aennchrn, .er ist ja verreist, weißt du." Aber die Puppe schien'- nicht begreife» zu wollen. Sir schaute nur auf die geschloffene Tbür de« Zimmer« nebenan, wo die Mama dir Besuche de« Doctor« empfing — unk mit so starren Blicken, als wären da ganz sonderbar« verwunder liche Dinge zu sehen. ch ch Nun, verwunderlich war'« eigentlich nicht. ES ging alle- ganz natürlich zu. Er war ein junger Mann und er liebte seine Frau. Aber er hatte rin große«, große- Geschäft und furchtbar viel zu tdun. Sie verstand nicht« von dem Geschäft. Wir sollte sie auch? Im Pensionat — ja, da siebt dir Welt, die draußen liegt außer dem Pensionat, so himmelblau au«; da liest man Iabrau«, Jahrein, waS dir Herren Dichter schreiben und merkt sich'- und glaubt'« endlich und meint: „Ja, so ist'«, da« ist da« Leben, o wir schön!" Und beiratben, einen Mann beiratben, den man liebt — da- ist. wie wenn man mit einem recht guten Tänzer zum ersten Walzer antrilt, ein Vergnügen, dem wieder ein Vergnügen folgt und so fort, drn ganzen Abend, da- ganze Leben nicht- al- Lust und Freude. Es schien auch so — die ersten Jahre. Aber man aewöbnt ick aneinander. Man liebt einander noch, ebenso sehr wie rüder. Aber wenn man sich'« dundrrtmal, tausendmrl gesagt >at, dann weiß man« und braucht sich'« nicht mebr zu sagen. Dann muß man von etwa« Anderem reden. Wovon? Sie verstand nichts von dem Geschäft und st« kümmert« sich nickt darum. Und warum sollt« sie sich auch darum kümmern? ES war Alle- so prosaisch. Und überdies war'- ja so ber- grbracht in der ganzen Welt: daß jeder Mann irgend einen Beruf batte. Geld verdiente, seine Familie ernährt». Da- ist nothwrndig, selbstverständlich, wie Tag und Nach«, Sonne und Mond; es ist nicht interessant. Er aber .... er arbeitete. Zuerst mutzte er arbeiten, weil er nicht reich war. Und ai- al« «r'S geworden, da wollte re arbeiten, weil'« eben sein Berus war. Tag- über im Eomptoir, wochenlang auf Reisen. Das war gar nicht lustig, wie sie sich die Ebe gedacht halte. Er liebte sie und da« Kind, o ja; und sie liebt« ibn und das Kinb. Aber, aber ... Pr batte sich di« Sache doch ander« vorgesteUt. Es kamen oft Stimmungen über sie, ganz eigen- tbümliche Stimmungen. Der junge elegant, Arzt, der zuerst kam, «ls si» einmal wirklich krank geweien. und der dann wieder kam, als sie nur unwohl war, und dann, al- fl, nicht mehr unwohl war» wieder kam, nur um zu fragen, ob si« ganz wohl sei — er ver stand diese Stimmungen. Er hatte überhaupt so viel Ver» iiiindnitz. so viel Verftändi.ißl Wa- sie oft nur träumte und ahnt«, wa- nur in einer flüchtigen Sekunde, ihr selbst unbewußt, durch ihr» Nerven zitterte -» er kannte und be griff da- Alle«, und wußte eS in wunderschönen Worten zu sagen. Er verstand sie, wir sonst Niemand sie verstand. Er sagte ihr, daß sie ein seltsame«, wunderbares Wesen sei, ein Doppelwesen, eine Mischung dämonischen und göttlichen Gehalte»; und daß er als Arzt und Psvckolog — da- sagte er zweimal, „ich als Arzt und Psvcholog", und dabei sab er ste mit halbgescklossrnen Augen an — in ihr einen Gegen stand der interessant,strn Studien sehe. Er bitte sie, ihm bas nicht übel zu nehmen, daß er sie ausschließlich — ans schließlich", sagle er und sab sie wieder an — als Object wissenschaftlicher Forschung betrachte, aber sie sei eben eine so außerordentliche Natur .... Urbrlnrbmrn? Warum denn? Ach, sie batte eS ja längst in sich gesüblt, da- Seltsame, Unerklärliche: so etwas Un zufriedenes, Müßige-, eine Sehnsucht, ein Bedürfniß. Aber wenn sie'« Heinrich merken ließ, da lächelte er nur und strich ibr mit der Hand über'« Haar und küßte sie auf die Stirne und sagte: ,LuiseI", in einem Tone so voll unendlicher Liebe, daß sie ibm gerne weinend um den HalS gefallen wäre und um Verzeihung gebeten batte —- sie wußte nicht warum. Sie fühlte wovl: Da- war Liebe, eckte goldrrine Liebe. Aber Verständniß? Da- hatte nur der Doctor. Mit ihm konnte sie über Alle- reden. Er war ja Arzt. Sie dachte nichts Schlimme-. Und sie sagte: „Erklären Sie mir . . und fragte nach dem Geheimniß der Welt, des Tode« und des Leben-, und ganz besonder- ihre- Leben«. Und seine Aut wort, sein» Erklärung I Ibr fiel immer ein Lieblingsansdruck Heinrich'« bei: „klipp und klar." Klipp und klar war die Erklärung nicht; das konnte sie sich nicht verkeblrn; dafür war zu viel von Heinrich'« bellen,, offenem Wesen in ibr. Aber schön klangen seine Antworten, schön wie ein dunkles Rätdsel, betäubend, hinreißend, lockend wie eine« Zauberer- mächtig süße« Lied. . . So gingen Tage, Wochen, Monate hin. Aennchen dackie, die Puppe werbe immer dümmer. Denn wie oft und eincrinz lich Aennchen ihr auch sagte: „Aber du weißt ja, Papa ist verreist" . . . „Papa ist im Geschäft" . . . „Dn hast ja gesehen, daß der Doctor zur Mama ging" ... — die Puppe saß Immer starr und riß die Äugen weit ans. Es waren doch ganz einfache, begreifliche, alltägliche Dinge — aber da war nicht« zu machen: der Puppe gefielen sie nicht. Immer diese offenen Augen! Da- wird langweilig. Und al» Aennchen an einem Vormittage von der Mama die Erlaubniß erhielt, mit der Magd au-zugehen, da ließ sie die Puppe zu Hause sitzen, ausrecht sitzen an der Wand deS WobnzimmcrS, gerade dem Sopha gegenüber, aus dem die Mama saß Die Puppe — oder der Hav-geest in ihr, da- ist ein- und dasselbe — bekam aber bald etwa- zu sehen und noch mehr zu bören. Aenncken und tzie Magd wäre« nicht lang« fort, da kam der Doctor. Er war wirklich ei« schöner, seiner Herr. Man sah'« recht dentlich, als er in der Thür« erschien und mit seiner melo dischen Stimme — die immer, wenn er mit Frauen sprach, »inen weichen, zitternden Klang cv«ohm — der „gnädigen Frau" guten Morgen wünschte und nach ihrem Besticken fragte. Sie war nickt von Adel und eipe kluge Frau. De-Halb lachte sie über die Bürger-srauen, bi« sich solche Titel geben lassen. Sie hatte es auch dem Doctor gesagt. Sr abererwiderte,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite