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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.01.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960108018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896010801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896010801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlbindung: nach 1. Beilage folgt 4. Beilage
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-01
- Tag1896-01-08
- Monat1896-01
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Februar 1888, in der Fürst Bismarck für die Steigerung der deutschen Wehr kraft eintrat, betonte er, daß er zwar wisse, daß die Regie rungsvorlage eine Mehrheit finden würde, daß aber im In land wie im Auslande rin hoher Werth auf die Größe dieser Mehrheit gelegt werden würde. Man wird cs dem Fürsten Bismarck gewiß gern zugeben, daß er ein scharfes Verständniß für DaS, was im Auslande Eindruck macken tönnte, besaß; man wird also zustimmen müssen, daß unter Umständen eine gewisse Haltung des Parlaments als Unter stützung einer Action der Regierung von besonderem Werthe sein kann. Es ist dies ja auch durchaus natürlich. Seitdem die moderne konstitutionelle und nationale Entwickelung den Cabinetskriegen unseligen Angedenkens ein Ende bereitet hat, wird daS diplomatische Vorgehen einer Negierung im Aus lande von größerem oder geringerem Gewichte sein, je nach dem man dort den Eindruck hat, daß hinter diesem Vorgeben die Volksstimunuig steht oder nicht. Der vornehmste Reprä sentant der V-lkSstunmung ist aber —oder soll wenigstens sein — das Parlament. Ans diesem Grunde also wollte gerade in dieser unruhigen Zeit Fürst Bismarck durch die Haltung des Parlaments die Thatsache documentirt sehen, daß das deutsche Volk (alle bürgerlichen Parteien stimmten bekanntlich damals für die Vorlage) in seiner großen Mehrheit für eine macht volle Stellung deS deutschen Reiches eintrcte. Zwischen jener Zeit nun und der Gegenwart besteht eine gewisse Aehnlichkeit, darin nämlich, daß eine gewisse unruhige Stimmung der Weltpolitik sich bemächtigt hat. Und wenn damals der leitende Staatsmann einen hohen Werth darauf legte, daß das Parlament sich unzweideutig auf die Seile der Regierung stelle, so würde eine )olche Kundgebung gegen wärtig vielleicht von noch größerer Bedeutung sein. Denn einmal war damals doch ichon der Nimbus, der die aus wärtige Politik des Fürsten Bismarck umwob, ein mächtiger Factor zu Gunsten dieser Politik; zweitens aber ver fügte damals die Regierung in den meisten Fragen über eine compacte, fast immer von denselben Parteien gebildete Mehrheit. DaS Ausland wußte also ohnehin, daß die Regierung sich in Ucbcreinstimmung mit dem größeren Theile deS Parlaments befand. Heutzutage aber, wo fast keine Partei mit der Negierung zufrieden ist, wo die Sitzungen des Reichstages die klägliche Zerklüftung der Parteien säst alltäglich vor Augen führen, kann das Ausland leichtlich an- nehmen, daß auch in auswärtigen Angelegenheiten das Parlament weder mit der Regierung noch untereinander ein verstanden sei und daß eventuell der Reichstag und mit ihm das deutsche Volk Maßnahmen der Regierung desavouiren tonnten. Es würde ceshalb gerade jetzt, wo fast Tag für Tag eine andere Frage der auswärtigen Politik anftaucht, zu der die deutsche Regierung Stellung nehmen muß, von hohem Werthe sein, wenn das Parlament seine Zustimmung zu der auswärtigen Politik der gegenwärtigen Regierung bekundete. Der Ncicbstag könnte daS mit gutem Gewissen thun. Tic auswärtige Politik Deutschlands in dem letzten Halbjahr ist würdig und geschickt gewesen. Das Bestreben, die Be ziehungen zu Rußland wieder besser zu gestalten — ohne der deutschen Reputation etwas zu vergeben —, daS sachliche Verhalten in der orientalischen Frage, die Reise des Fürsten Hodenlohe nach Wien, und vor Allem die entschiedene Stellungnahme zu Gunsten der südafrikanische» Republik — all' daS bat die Zustimmung der weitaus großen Mehrheit des deutschen Lottes gefunden. ES wäre nun aber zu wünschen, daß diese Zustimmung auch im Parlamente zum Ausdruck gebracht würde — nicht in feierlicher Form, aber doch in einer auch im Auslande ver ständlichen Weise. Die Gelegenheit dazu ergiebt sich zwang los, wenn beim Beginn der zweiten Lesung des Etats die Redner der verschiedenen Parteien dem Reichskanzler ihre Freude darüber ausdrückten, daß er das Ansehen des deutschen Reiches wohl zu wahren gewußt habe. Eine solche Kundgebung der Uebereinstimmung mit der aus wärtigen Politik deS Reichs würde im Auslande wohl be achtet werden, und ganz besonders in dem Lande, wo man eine sehr hohe Meinung von der Bedeutung der Auffassung einer Volksvertretung hat — in England. Die deutsche Presse und das Auftreten der deutschen Negierung haben die Engländer schon ein wenig von ihrem Hochmuthe uns Deutschen gegenüber abgebracht. Wenn sie nun sehen, daß öffentliche Meinung, Regierung und Volksvertretung sich in Harmonie befinden, dann werben sie vielleicht zu der Erkennt lich gelangen, daß im Herzen von Europa eine Macht ent standen ist, die zwar nicht nn frevlen bouarpartischen Ueber- muth sich anmaßt, Len Schiedsrichter der Welt spielen zu wollen, die aber ihr Gewicht für das gute Recht in die Waagschale legt. Und wenn nebenher andere Staaten zu derselben Erkenntlich gelangten, so würbe da» auch nichts schaden. Ein patriotisches Parlament wird niemals die Stellung der StaalSregierung dem Auslande gegenüber erschweren; aber wenn ein Reichstag mit gutem Gewissen durch freudige Zustimmung den Einfluß seiner Regierung im AuSlande stärken kann, so mag er ihr diese Zustimmung zu Theil werden lasse». Nur zu oft hat gerade in diesem Erinnerungs jahr der Einigung deS deutschen Reiches da» Parlament die traurige innere Uneinigkeit bloßgclegt; um so wohlthuender wird es berühren, wenn es einmal documentirt, daß es wenigstenS in auswärtigen Angelegenheiten untereinander und mit der Regierung einig ist. Deutsches Reich. A Berlin, 7. Januar. Eine Reihe von Auslassungen der klerikale» Press« deutet darauf hin, daß auch in diesem Jahre von Seiten des EentrumS bei der EtatSberatbung im preußischen Abgeordnetenbause für die sogenannten Pari t ä l S kt a g en ein breiter Raum beansprucht werden wird. DaS wird namentlich der Fall jci» bei dem Eapitrl 121, betreffend das Elemrntarschulwesen. „Köln. Volkszeitung'' und „Germania" sind bereits an der Arbeit, daS Material zusammenzutragen. Besonderes Gewicht scheint dabei auf die angebliche Disparität bei der KreiS- Schulinspection gelegt zu werden. Es ist Methode in diesem Vorgehen des Centrums. In früheren Jahren wurde der Angriff in der Hauptsache gegen die „disparitätische Behand lung" der Katholiken in Betreff der Local-Dcbulinsprction ge richtet. DaS hatte den Erfolg, daß die Zahl der katholischen Local-Schulinspectionen von 5766 im Jahr» 1882 aus 7077 im Jahre 1894 gestiegen ist, und zwar sind diese Local-Sckul- inspectionen mit ganz wenigen Ausnahmen katholischen Geistlichen übertragen. Im vorigen Jahre ging man einen Schritt weiter und forderte kategorisch auch die KreiS-Schulinspectionen für die katholischen Geistlichen. Die Abgeordneten Danzenberg und DaS- back machten «in natürliches Reckt derselben auf die KreiS-Schul- inspection geltend. Wie wenig berechtigt und ehrlich gemeint aber die „Paritätsklagen" des CrntrumS gerade in Betreff des KreiS-SchnlinspectorateS sind, ergiebt sich aus der Stellung des katholischen Klerus zu dieser Angelegenheit. „Wir sind princi- pielle Gegner der KreiS - Schulaufsicht, wie sie sich jetzt ge staltet hat", erklärte der Abg. Pfarrer Danzenberg im vorigen Jahre bei der Begründung seines Antrags, die von der Re gierung geforderten 35 100-6 für 13 neue KreiSschulinspector- stellen nicht zu bewilligen. In seinen weiteren Ausführungen betonte der genannte Abgeordnete, daß er es ganz be greiflich finde, wenn katholische Geistliche die Uebernahme des ständigen Kreis-SchulinspectiouS-AmteS ablehnten, da man eS einem katholischen Seelsorger nichr zumutben könne, seine Seelsorgerstelle ganz aufzugeben und sich nur mit der Schule zu befassen. Auch die Einrichtung der Verwaltung des Kreis- SchnlinspectoratS im Nebenamle paßt den katholischen Geist lichen unter den jetzigen Verhältnissen nicht. Niemand anders als der Pfarrer Danzenberg erklärte, die Größe der Aufsichtsbezirke und die Arbeiten, die das Inspektor«» mit sich bringe, seien vielfach eine „unüberwindliche Schwierigkeit" für einen katholischen Geistlichen, das Kreis-Sckulinspectorat im Nebenamte zu übernehmen. Mit anderen Worten: Als Nebenamt lehnen die meisten katholischen Geistlichen daS Kreis- schulinspectorat ab, als Hauptamt lebnt man es principiell ab. In dieser Beleuchtung bekommt die Klage der klerikalen Presse, daß 837 protestantische und nur 8l katholische Geistliche als Kreisschulinspcctoren im - Nebenamte beschäftigt seien, ein eigenthümlicheS Gesicht. Die „Disparität" ist nur eine Folge des Verhaltens der katholischen Geistlich keit. Nicht besser steht es um den Borwurf der „un gleichmäßigen Behandlung katholischer und protestantischer Schulen", der aus dem Umstande gefolgert wird, daß weil mehr kaiholische als protestantische Schulen unter Inspektoren im Hauptamte stehen. Nach einer Mit theilung deS CultusminlsterS vom 28. Februar vor. Jahres sind 5009 evangelische und 930l katholische Schulen Kreis- Schulinspecloren im Hauptamt« unterstellt. Diese Differenz erklärt sich aus dem Umstande, daß aus politischen und nationalen Rücksichten in den Heiiiischtjprachigen Landestheilen, in denen die katholische Bevölkerung überwiegt, die Kreis schulinspcctoren durchweg im Hauptamt angestellt sind. Das Thema der Kreisschulinspcctoren eignet sich daher unbedingt nicht zur Demonstrirung der „Paritätsklagen" des Centrums. * Berlin, 7. Januar. Bezüglich deS Vorfalls zwischen dem Kaiser und dem Prinzen Friedrich Leopold berichtet ein Monkagsbtatt folgende Einzelheiten: „Nach dem Unfall der Prinzessin Friedrich Leopold auf dem Griebnitzsee ließ sich bei derselben die Kaiserin zu einem Besuche anmelden. Die Prinzessin hatte aber, obwohl das kalte Bad ihr nicht geschadet halte, das Belt ausgesucht und lehnte es ab, die Kaiserin zu empfangen. Die Kaiserin war hierüber sehr entrüstet und führte Beschwerde beim Kaiser, welcher in folgedessen am vorigen Sonntage den Prinzen dienstlich nach dem Neuen Palais beorderte. Der Prinz hatte erst, nachdem er aus Berlin zurückgekehrt war, von der Ablehnung seiner Ge mahlin gegenüber der kaiserlichen Schwester erfahren und ihr be reit« Vorstellungen gemacht. Als er nun mit dem Kaiser im Neuen Palais conferirte, kam es deshalb zu einer heftigen Auseinander setzung, bei welcher der Prinz die Ansicht vertrat, daß es sich hier um eine rein häusliche Privatangelegenheit handle, die mit der nulitairischen DiSciplin nicht- zu lhun habe. Nachdem als dann der Prinz nach Schloß Glienicke zurückgefahren war, schickte der Kaiser den Flügrladjutanten von Scholl zu dem Commandauteo von PotSvam, Generalmajor Freiherrn von Bülow, und gab diesem den Befehl, sich nach Glienicke zu begeben und dem Prinzen zu verkünden, daß er fünf Tage Festungsarrest und dann Stubenarrest habe, und denselben den Säbel abzunehmen, den Freiherr von Bülow nach dem Neuen Palais bringen mußte. Dort befindet sich der Säbel noch jetzt, da der Stuben arrest noch nicht vorüber ist. Zugleich wurde die aus sechs Mann bestehende Schloßwache um eineu Lieutenant, einen Unterofficier und fünfzehn Mann ver stärkt, welche während der fünf Tage Festungshaft niit geladenem Gewehr die Eingänge des Schlosse- besetzt hielten. Oberstlieutenant von der Lancken vom l. Garderegiment z. F. erhielt den Befehl, in den Gemächern des Prinzen Wohnung zu nehmen und darüber zu wachen, daß den Anordnungen des Kaiser- gemäß verfahren werde. Zu diesen gehörte auch, daß Abend- um 8 Uhr in Schloß Glienicke alle Lichter aus gelöscht sein mußten. Auch die Prinzessin Friedrich Leopold durfte während der fünf Tage daS Schloß nicht verlassen Nach Ablauf derselben wurde die verstärkte Wache zurück, gezogen und war auch der Dienst deS Oberstlieutenants von der Lancken beendet." * Berlin, 7. Januar. Den Wandkalender, mit dem der „Vorwärts" seine Abonnenten auch in diesem Jahre beschenkt hat und in dem bei jedem Tage verzeichnet ist, was dem Kalenvermacher aus dem vergangenen Jahre und auS früherer Zeit als das den „Genoffen" denkwürdigste Ereigniß erscheint, haben wir bereits erwähnt. Hervorgehoben zu werden verdient aber nock Folgende-: AuS dem Jahre 1595 ist hinter dem 2. September bemerkt. „Wilbelm's ll. Rotten rede beim Gardesestmahl", zum 27. August „Behörden in Renß untersagenSetanjeier". Am l3. Juni heißt eS: „Berlin mit Windheim" beglückt. Am 3. März siebt: „321 Allge- meine Sonntagsruhe vom Kaiser Konstantin eingeführt, >892 von den Berliner Stadtverordneten abgelrhnl". Rudol von Gneist rrhätt den Nachruf „national-liberale- Chamäleon ^nÄlteKachÄ Aufn7h^ »Ziele der socialdeniokratischen Führerschaft zu Tage. ^ Berlin. 7. Januar. (Telegramm.) DaS Staats- Ministerium trat heute Nachmittag unter dem Vorsitz des Fürsten Hohenlohe zu einer Sitzung zusammen. L Berlin, 7. Januar. (Privattelegramm.) Nach e.uer' noch der Bestätigung bedürfenden Pnv^nachr.cht der Post" tritt der BunVeSrath am Donnerstag oder Freitag zusammen, um über die Thronkolacsragk in Lippe-Detmold zu berathen. — Das kaiserliche Hoflager wird am 9. d. M. vom Neuen Palais nach Berlin verlegt werden. — Mit Rücksicht auf die bevorstehende Feier des 18. Januar .... Weißen Saale de» königlichen Schlöffe« ,st m zahl reichen Fällen der Wunsch um Zulassung als Zuschauer geautzcrt worden. Es wird daher vom „ReichSanz." wieder nut- ».etheilt. daß diesen Wünschen nicht wird entsprochen werden können, da nach den im Weißen Saale vorgenommenen Imbauten ein Raum zur Unterbringung von Zuschauern nicht vorhanden ist. Die Budgetcommission des Reichs tags beginnt ihre Sitzungen am Freitag Vormittag 10 Uhr mit der Berathung deS Etats des Auswärtigen Amtes und des Etats der Schutzgebiete. — Eine. Cabinetsordre genebmigt nunmehr die Aus keilung deS Schulze-Delitzsch-Denkmals auf dem Platze an der Köpenicker- und Jnselstraße. — vr. Chrvsander, der Secretair des Fürsten Bis marck, welcher seine letzten medicinischen Studien in Jena absolvirt hat, wird, dem „B. L.-A." zufolge, Ende dieses Monats in FriedrichSruh zurückerwartet, vr. Chrysander wird alsbald seine Functionen beim Fürsten wieder aufnehmen. — Ein Verfahren wegen Majestätsbeleidigung, welches die erste Strafkammer hiesigen Landgerichts I be schäftigte, richtete sich gegen die in Wien erscheinende humo ristische Zeitschrift „Glühlichter". Es handelte sich um zwei Nummern dieser Zeitschrift, in welchen Ausfälle gegen die Person des Kaisers enthalten waren. Der Gerichtshof erkannte auf Einziehung und Vernichtung der beiden Nummern. — Der Verein zur Förderung deS Deutsebthums in den Ost marken beabsichtigt, außer der Landbank eine zweite Bank in Berlin, und zwar zur Unterstützung deS deutschen Handels und Gewerbes in den Ostprovinzen, zu gründen. — Dem Geheimen Ober-Reaierungs-Rath Neu mann, Vortragendem Rath im Reichs-Schatzamt, wurde der Rothe Adler-Orden zweiter Classe mit Eichenlaub verlieben. Der Vicepräsident des Staatsministeriums, Staatsminister vr. von Boetticher, und der Juslizminister Schönstedt voll- endeten gestern ihr 63. Lebensjahr. — Professor Franz v. Lenbach ist Sonnabend Abend aus FriedrichSruh, wo er die Weihnachtsfeiertage verlebt hat, hier eingetrossen. * Gumbinne«, 5. Januar. Der Kaiser sandte an das Füsilier-Regiment Graf Roon folgendes Telegramm: »In blutiger Schlacht bei Bapaume erkämpften die wackeren ost- preußischen Füsiliere an der Seite von Rheinland« tapferen Söhnen neuen Siegesruhm. Ihnen gilt mriue dankbare Erinnerung." * Oldenburg, 7. Januar. (Telegramm.) Ueber das Befinden der Großherzogin, welche schon seit dem Tode der Erbgroßherzogin leidend ist, wurde heute Vormittag nach stehender ärztlicher KrankheitSbericht ausgezeben: In dem Befinden der Frau Großherzogin ist keine günstige Wendung eingetreten; die Ernährung und der Schlaf waren sehr be einträchtigt, so daß der Schwächezustand anhält. »Potsdam, 7. Januar. (Telegramm.) Vor der kaiserlichen Disciplinarkammer begannen heute die Ver handlungen im Plocesse geaen den Assessor Wehlan. Die Staatsanwaltschaft vertritt LegationSrath Rose. Vertheidiger ,st Just,zrath Atzmy in Potsdam. E« wird dem Angeklagten bekanntlich zur Last gelegt, daß er als Dicekanzler in Kamerun durch Anwendung von Gewaltmitteln Geständnisse erpreßt und nickt nur im strafrechllichen, sondern auch im civilrechi- lichen Verfahren die Prügelstrafe angeweudrt, sowie auch sonst die AmtSbefugniffe überschritte» habe. * retmol», 5. Januar. Die „Lipp. Land.-Ztg." ver offenst,cht nachstehendeu Dank deS Grafen lernst ,ur Lippe-Biesterfeld: ' ' ' „Bei Gelegenheit de» Jahreswechsel- sind meiner Gemahlin »nd A" .j? t""* Wüniche in Gestalt von Adressen, Briefen W Mwt"im Swn2 Prosa »»gegangen,' daß wir Stande sind, so wie wir gern möchten, jedem freund- ""d im Besondere» zu danken. In meiner Gemahl,» und meinem Namen sage ich deshalb aus diesem Wege allen Denjenigen, welche uns durch die uniern Herren i„ wohl.hu.nden Wünsche und Zeichen vouSvmpu.hi. fr^'Lben den wärmsten und herzlichsten Dank." " ^ " yaven, Münster, 5. Januar. Zur Errichtuna eines Reite des Crotralraths de» Verbände« der brutschen Äewerkvereine aus geschlossen worden war. bildete sich ei« neuer Gewerk* ere V. Erfurt, 6. Januar. Der 18. Januar wird auch hier festlich begangen werden. Unter dem Vorsitze des Ersten Bürgermeisters vr. Schmidt bat sich hier ein Fesicomit« zebilbet, dem Vertreter aller hiesigen Behörden, der Garnison, owie eine große Anzahl von Bürgern auS allen Ständen angehörrn. Es wurde die Veranstaltung von mehreren zroßen öffentlichen Commersen beschlossen, bei denen Fest- vorträge gehalten, sowie Vocal- und Jnstrumentalconcerte tattfinden werden. Von einem Festessen wurde abgesehen, weil die Theilnahme an einem solchen beschränkt wäre. In, Stadttbeater wird am Nachmittag des 18. Januar eine vom Thüringer Ceotral-Kriegerverband veranstaltete Feftvorstellung in Scene gehen. * Weimar, 5. Januar. Auch in thüringischen Staaten "md, wie der „Post" geschrieben wird, Beispiele bedingten Straferlasses zu verzeichnen. Der frühere Grundbuch- >eamle A. auS Gehren, der im Sommer v. I. wegen Ver untreuung von Sportelgeldern, die aber ersetzt wurden, zu 9 Monaten Gefängniß verurtheilt wurde, ist jetzt vom Fürsten von Schwarzburg-SonderShausen, nachdem der Verurkheilte ein Drittel der Strafe verbüßt, unter der Bedingung be- znadigt worden, daß er sich bis zun« Ablauf der Verjährung-- rist gut führt und sich nichts wieder zu Schulden kommen äßt. — Hier wurde der NechtSanwalt Zeise aus Jena, der gleichfalls wegen Untreue verurtheilt wurde, auf Verfügung deS Großherzogs auS der Hast entlassen, und man nimmt an, daß eS sich dabei um bedingten Straferlaß handelt. * Jena, 5. Januar. Gestern fand hier eine Minister- conserenz der Staaten Sachsen-Weimar, Sachsen-Alten- ,urg, Sachsen - Coburg - Gotha und Sachsen-Meiningen tatt. (M. Z ) * Brie«, 6. Januar. DaS 4. niederschlesische Infanterie- Regiment Nr. 51 veranstaltete heute seine Kriegs-Geben k- eier, welche einen glänzenden Verlauf nahm. * Bonn, 5. Januar. Der allkatholische Bischof Rein- kens ist gestern Abend gegen l l Uhr hier gestorben. Reinkens ist säst 75 Jahre alt geworden. Ein inhallsvollrs Leben st damit abgeschlossen. I» den ersten Jahren seines Jünglingsalters war er als Fabrikarbeiterin Aachen thätig, ehe er auf das Gym nasium kam und nach Absolviruug desselben in Bonn dem Studium der Theologie und der Philosophie sich widmen konnte. In Münster wurde er zum Doctor der Theologie prvmowrt; 1850 habilittrte er sich in Breslau, wo er 1857 zum ordentlichen Professor ernannt wurde. Als das vaticanische Eoucil da- Unfehlbarkeits-Dogma angenommen hatte, entwarf er mit Döllinger im August jenes Jahres di» Nürn berger Erklärung gegen Las Concil und übernahm daraus die Führung der deukschcn Altkatholiken, die ihn im Jahre 1873 zu ihrem Bischof erwählten. Dieses Amt, welches nach der Beilegung de- „Eulturkampfes" immer mehr zu einem bevorzugten Kamps- object des Klerckalismus geworden ist. hat er bis zum letzten Augen- blick mit Würde und Entschiedenheit geführt. (Nat.-Ztg.) * Euskirchen, 5. Januar. DaS Amtsgericht Euskirchen hat am 27. December in Sachen Jos. Weber den Ent- mündigungSbeschluß vom 1. April 1893 aufgehoben und dem Jos. Weber in der Person des Rechtsanwalts GammerSbach in Köln einen Beistand ernannt. * Mainz, 6. Januar. Die Strafkammer verurtheilte den Müller Johann Neuner der bei einem Gespräche mit seinen Mitarbeitern den Kaiser beschimpft hatte, wegen MajestätS- beleidigung zu 4 Monaten Gefängniß. * München, 5. Januar. Ueber den Vorfall im Pschorrbräu wird eine officiöse Darstellung verbreitet, welche indessen wenig Neues enthält; allenfalls wäre ihr zu entnehmen, daß der betreffende Sergeant nickt, wie gewisse Blätter sofort behaupteten, ein Preuße, sondern ein Schwabe ist; er soll ein Drechsler aus Obergünzburg sein. Der demokratische Verein Hai eine Volksversammlung ein- bernsen und von dieser folgende Resolution annebmeu lassen: „1) Wir erwarten, daß das gesetzwidrige Verhalten des Milirairs die gebührende Ahndung finden werde; L) wir verlangen, daß die in Aussicht gestellte Aenderung der Vorschriften über den Gebrauch der Waffengewalt schleunigst in Ausführung komme; 3) wir stellen die dringend» Forderung, daß das deutsche Volk einen erhöhten gesetzlichen Schutz gegen die Gefahr militainschrn Einschreitens und militairischer Urbergnffe erhalte, und 4) wir verzichten aus eine Eingabe an die Kammer der Abgeordneten nur dkshalb, weil die Kammer nach ihrer Haltung in der Fuchsmühler Frage sich erst wieder da- Vertrauen des Volkes für die Vertretung derartiger BotkSinteresstii erwerben muß." Unter heftiger Gegenwehr vr. QuiddeS, welcher in der Versammlung das Referat über die Tagesordnung „Militair und Civil" geführt, wurde schließlich noch ein Antrag an genommen: Es sei eine größere Volksversammlung mit gleicher Tagesordnung iu ein größeres Local einzuberufen, und cs seien hierzu die Abgeordneten einzuladen. — Der Sergeant Zech erhielt, weil er den Vorfall bei dem Bataillon nicht gemeldet hat, 5 Tage Mittelarrest. Oesterreich-Ungar«. * Wien, 7. Januar. (Telegramm.) Der Kaiser Franz Josef empfing heute den ungarischen Minister präsidenten Baron Banffy in einstündiger Audienz und hierauf den ungarischen Minister des Innern, Perczel. Frankreich. * Pari«, 6. Januar. De Cesti, ehemaliger Agitator Boulanger's, der seiner Zeit auch in dir Norton Affaire verwickelt war, ist wegen deS Versuches, die Militairbchorden zu Gunsten Lebaudy's zu beeinfluffe«, verhaftet worden. * Part«, ?. Januar. (Telegramm.) Die Socia- l'sten find einigermaßen verstimmt gegen die Regic- runa wegen des kräftigen Einschreitens der Polizei gegen dre Blanquisten bei der vorgestrigen Kundgebung am Pöre Lachaise. Ihre Blätter fragen Bourgeois, ob er zu reu Faust-Gewohnheiten seiner Vorgänger ConstanS und Dupuy zurückkehren wolle. Die beinahe bedingungslose AuSliefe- "ng der Arbeitsbörse an die Berufsgenossen schaften wird sie iudeß wohl rasch versöhnen. — Senator D'etz-M ounin, einer der hervorragendsten unter den hiesigen unversöhnlichen Elsässern, ist gestorben. (Voss. Ztg.) Dänemark. *^"pcnhagctt» 6. Januar. Bei der heutigen Wahl von ^ffgliedern der Communalvertretung von FredenkSborg, einer Vorstadt Kopenhagen«, siegte die radical-soeial«
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