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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189601079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18960107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18960107
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-01
- Tag1896-01-07
- Monat1896-01
- Jahr1896
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.01.1896
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»Ir t, tge» der ng von ind, das llich bis ll. >ber »hüten kisen. n, rhaus. WSW W «SS iter ^ Iler S ler. »e» r «« lpssL. - »e». 4«Ier. ihr lag. tagesz. oau»»a: -S Udr. l Ikgd' Ha dm. 4l.2L. >b. 'i.S- .2-5 ll. Bezugs-Preis der Hauptexpeditioa oder den tm Stabs- M and den Vororten errichteten Ans- estrllen abgrholt: vierteljährlich^i4.50, zweimaliger täglicher Zustellung in« «s b.50. Durch die Post bezogen für otfchland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandiendung tu« Ausland: monatlich 7.50. Die Morgen-Au-gabe erscheint um '/,? Uhr. die Abeod-An-gabe Wochentag- um 5 Uhr Nr-artion und Lrpe-itio«: IohanneSgaffe 8. Dir Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- Abends 7 Uhr. Filialen: Dtt» klemm'« Sortim. (Alfred Hahn), Universität-straffe 1, Louis Lösche. Katharinenstr. 14, Part, und König-Platz 7. TlmMatt Anzeiger. Ämtslilatt des Äönigtiche» Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Notizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. u»nze,gen-Prets die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen nnter demRrdactionsstrich (4ge- spalten) 50/H, vor den Familiennachrichter (b gespalten) 40/^. Grüffere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Zifferasatz »ach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Moraen-Au-gabe, ohne Postbesörderung SO—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmrschluß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Borniittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Für die Montag-Morgrn-Ausgabe: Sonnabend Mittag. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an du Expedition zu richte«. Druck nnd Verlag von E. Polz in Leipzig. ^°I8. Dienstag den 7. Januar 1896. 98. Jahrgang. Amtlicher The». Mittwoch, den 8. Jannar 1896 sollen auf dem Mittelwald- fchlagc tm sogenannten Lchan» des SraSdorfer Forstreviere» 33 A-ramuhaufen und 93 Langhausen, unter den im Termine öffentlich aushängenden Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden, d Zusammenkunft: Bormittag» 8 Uhr auf dem Holzschlage Leipzig, am 27. December 1895. —— De» Raths Forstdcputation. Holzauction. Donnerstag, den 8. Januar 1896, sollen im Burganer Forstreviere in Abtti. 22a, d, ä und 3la im sogenannten Ver- fchloffeucn und Leutzscher Hol» ca. 15 Hundert Fichtcn-Stangen von 3—6 cm Stärke und 2—4 m Länge und ca. 250 starke Eicheii-TurchsorstiingShaufe» unter den im Tennine anshängenden Bedingungen und gegen so fortige Bezahlung meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: Vormittags 8 Uhr an der verschlossenen Brücke am neuen Schützendause. Leipzig, am 30. December 1895. De» Rath» Forstdcputation. Nutz- und Brennholz-Auction. Dienstag, den 14. Januar 1886, sollen von Vormittags 9 Uhr an im Forstreviere Connewitz auf dem Mittelwald schlage in der Probstei (Abtti 27 u. 28): 10 Rmtr. Eichen-Rntzschette, 92 - - Brennscheite, 90 Hänfen Abranm- und 100 Haufen Schlagreifig (Langholz), unter den nn Termine ausbängeuden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden an Ort und Stelle ver kauft weihen. Zusammenkunft: auf dem Mittrlwaldschlage am Aukwcge nach Grotzzschocher» zwischen der weihen und schwarzen Brücke an der Conneimtzer Linie. Leipzig, am 28. December 1895. TcS Raths Forstdeputatiou. .Brennholzauction. Donnerstag, den 16. Januar 1896, sollen von Vormittags 8 Uhr an im Korstrevierc Vurga» auf dem Mittelwald,'chtagc in Abth. 7a dicht am früheren alten Forsthaus bei Böhlitz- Ehrenberg IS8 starke Abranmhaufen und 46 - Langhanscn unter den im Termine ausbängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 30. December 1895. Des Raths Forstdepntation. Das Königliche Lehrerseminar zu Borna nimmt Anmeldungen für die Ltteranfnahme entgegen, denen Geburtsschein mit Taufbescheinigung, Wiederimpfscbein, Censurbuch und ein vom Angemeldeten selbst versaffter Lebenslauf beizu- siigen sind. Borna, den 80. December 1895. Die Königliche Seminardireetton. K. Steuer. Die städtische Sparkasse beleiht Werthpaptere unrer giinsrigen Bedingungen. Leipzig, den 2. Januar 1896. Die Epareaffcn-Levtttatlon. Bekanntmachung, die Bildung einer neuen Parochie im Norden Alt-Leipzigs betreffend. Durch Verfügung der Kircheninspection für Leipzig vom 11. December vor. Js. ist zur Begründung der Nordparochie die Wahl de- Kirchenvorstandes angeordnet worden. Derselbe soll aus I l weltliche» Mitgliedern bestehen, welche durch die stimmberechtigten Gemeindegliedcr de- neuen Kirchspiel- zu wählen sind. Die neu zn begründende Parochie, welche folgend« Umgrenzung hat: (siehe Bekanntmachung der Kircheninspection vom 11. De- cember v. I.) im Süden die Parihe, im Westen die Pleiße, den Exercirvlatz (diesen, das Militairlazareth und die Jinanteriecaserne inbegriffen), die Achse der äußeren Halleschen Straffe in nördlicher Richtung bis zum Kirchweg, tm Norden die Achse des Kircbwegs bis zur Leipzig. Magdeburger Eisenbahn, die Bahn in südöstlicher Richtung (den Bahnkörper inbegriffen) bis zur Theresienstratze, die Achse dieser Straffe bis zur Eisenbahn bei Neu-Mockau, im Lfte>. die Achse der Straffe von Neu-Mockau nach Schöneseld bis zum Wilhelmsbad (dieses rin- geschloffeu), die Parthe in südwestlicher Richtung, besteht demnach aus folgenden Straßen und Plätzen Berliner Strotze. Blncherstratze 18 bis 24 u. 45 bis 51, Blnmenstratze 1 bi- 27 u. 2 bis 38, Eanalftratze. Delitzscher Strotze 1 bis 7ck u. 2 bis 16, Eniritzscher Strotze» Ercrcirplatz, am Gncisenaustratze, Gobliscr Strafte, Gothischcs Bad, Hallesche Strotze, Lnhere, 2a bis 26. Katzbachstratze(biSzurTheresicn. straffe), kirchweg 12. Löhrstratze, nutzere, 1 bis 11 u. 2 bis 4, Mcchlerstrotze, Nordplatz. Nordftraye 32 bis 66 u. 37 bis 57. Parthcnstrotze, Psaffcndorser Stratzc 30 bis 56 u. 29 bis 37, Wilhelmsbad, ortplatz u. orkstratzc Wir ersuchen die stimmberechtigten Glieder dieser neue» Parochie um zahlreiche Betheiligung an der bevorstehenden KirchenvorstandS- wähl und fordern dieselben zunächst dringend auf, die Eintragung ihrer Namen in die anzulegendc Wahlliste durch mündliche oder schriftliche Anmeldung bewirken zu wollen. Stimmberechtigt sind alle selbstständigen, innerhalb der neuen Parochie wohnhaften Hausväter (Haushaltungsvorslände) evangelisch- lutherischen Bekenntnisses, welche das 25. Lebensjahr erfüllt haben, sie seien verbcirathet oder nicht, mit Ausnahme solcher, „die durch Verachtung des Wortes Gottes oder unehrbaren Lebenswandel öffent liches, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergerniß gegeben baden, oder von der Stimmberechtigung bei Wahlen der politischen Gemeinde ausgeschlossen sind", sowie derer, welchen durch Beschluß der Kircheninspection die kirchlichen Ehrenrechte entzogen worden sind. Mündliche Anmeldungen werden Freitag, den 16. Jannar, nnd Sonnabend, den 11. Ja nuar d. I., nnnnterbrochen von Vormittags 16 Uhr bi» Nachmittags 5 Uhr. sowie Sonntag, den 12. Ja nnar, nach beendigtem Gottesdienst (11 bis 12 Uhr Vormittags) in -er Sakristei der Jnterimskirche an der Eutritzscher Stratzc angenommen, Schriftliche Anmeldungen mit genauer Angabe 1) des Vor- und Zunamens, 2) des Standes und Gewerbes, 3) des Geburtstages und -jahrcs, 4) der Wohnung können von heute an in der Expedition der Matihäikirche, sowie in der Sakristei der Jnterimskirche, dort jedoch »ur während der oben genannten Tage nnd Stunden und überhaupt nur bi« Sonntag, den 12 Januar. Mittag» 12 Uhr abgegeben werden. Leipzig, am 4. Januar 1896. Der WahlauSschnh für die kircheuvorstaudowahl -er Nordparochie: v. Kaiser, Pfarrer zu St. Matthäi, Vorsitzender, Stadtrath Meißner, Stadtrath Nagel, Stadtrath Ramdohr, Malermeister Bringezu, Direktor vr. zur. Händel. Kaufmann O. Hiersrmann, Kaufmann P Nestmann, Rector vr. Richter, Malermeister Stanz«. MoMische Tagesschau. * Leipzig, 7. Januar. Auch beute stehen di« Vorgänge in Südafrika »och im Mittelpunkte deS politischen Interesses, das fast völlig von dein Eindruck beherrscht wird, welchen die Depesche des Kaisers an Präsident Krüger in Deutschland, Frankreich und vor Allein in England hervorgernsen hat. Zunächst tbeilcn wir de» Wortlaut deS Antworttelegramms des trefflichen Boernbanp es an Kaiser Wilhelm mit. Präsident Krüger telegraphirt unterm 5. Jannar: »Ich bezeuge Euerer Majestät meinen sehr innigen und tief gefühltesten Tank wegen Euerer Majestät aufrichtigem Glückwunsch. Mit Gotte- Hilf, hoffen wir weiter alle- Mögliche zu thun für dir Handhabung der theuer bezahlten Unabhängigkeit und dir Beständig keit unserer geliebten Republik. Präsident Krüger." Wenn auch ungelenk in deutscher Ausdrucksweise, bezeugt das Telegramm doch, daß der Boerenstamm entschlossen ist, mit deutscher Vaterlandsliebe, deutscher Zähigkeit und deutschem Opfermuth seine nationalen Heiligthümer gegen alle räuberischen Gelüste zu vertbeidigen, selbst wenn ganz England solche durch seine Autorität decken sollte. Daß in der Thal dieser moderne Raubstaat — denn anders kann man ja unser Vrtternreich jenseits deS Canals und jenseits aller Meere nicht bezeichnen — sich vollständig, wenn auch vorsichtigerweise nicht officiell, mit dem Räuber- fvusortium „Cecil RbodeS, vr. Jameson und Genossen" identtsizirt, gebt, worauf wir schon in unserer Sonntag»- nummer hingewiesen haben, auf daS Unzweideutigste au» den WutbauSbrücken der englischen Presse gegen Deutschland und unseren Kaiser hervor. Das amtliche England hält sich äußerlich durchaus correct, denn, wie uns gemeldet wird, hat Cecil RbodeS, sich plötzlich vor dem Bankerott seiner panamerilaniswen Pläne sehend und vor aller Welt bis ins Mark compromittirt, gestern erfreulicherweise seine Demission als Premier minister der Capcolonie eingereicht, Gouverneur Hercules Robinson — leider ist er dem Beispiel RbodeS' noch nicht gefolgt — hat sie angenommen; das Londoner Colonialamt billigt diesen Schritt also und scheint damit anzuerkennen, daß Cecil RbodeS als Opfer eigener Schuld fällt. DaS officielle England wenigstens läßt ihn fallen, da es mit dem ganzen Handel correcterweise nichts zn thun haben darf. Nicht übel ist der Rath, den ein Berliner Blatt der Königin Victoria giebt, nämlich auch ihrerseits „ein Glückwunschtelegramm an den Präsidenten Krüger zu richten, da er sie und ihre R:gierung aus einer großen Verlegenheit befreit habe". ES könnte in der Thal nichts schaden, wenn die Königin milhülfe, den Anschein zu zerstreuen, als ob zwischen dem Freibeuter Cecil RbodeS und ihrer Regierung jemals irgend welche Corvialität bestanden babe, denn trotz aller officiellen Correctheit bleibt die englische Regierung — darin stimmen alle nicht englischen Urtheile überein — mitschuldig an dem Geschehenen, hat sie doch die Afrikapolitik Cecil RhodeS' von Anfang an sanctionirt. Sie war daher, moralisch wenigsten», für alle Schritte desselben verantwortlich. Aber darf man nicht auch von der Stellung, welche dir gesammte englische Presse, mit ganz wenigen regierungs feindlichen Ausnahmen, zur Kaiserdepesche einnimmt, schließen, daß sie die wahre Meinung der Londoner Regierung zum Ausdruck bringt- Man kann sich doch schwerlich denken, daß diese Regierung, wenn e» heute zu ernsten Weiterungen käme, sich im Widerspruch mit der öffentlichen Meinung des ganzen England zeigen werde. Wir verzichten darauf, weitere Wutbausbrüche der Londoner Presse zu verzeichnen, nur der folgende muß eine Ausnahme machen. Man meldet uns nämlich au- London: * London, 6.Januar. Die „Times" besprechen Chamber- lain'S Telegramm an Krüger, in welchem Chamberlain erklärt, er werbe die Londoner Convention von 1881 aufrecht erhalten. Die britische Regierung werde die herzliche und ungetheilte Unter stützung des britischen Volkes finden, welches im Nothfalle bereit sei, seine gerechten Ansprüche zu vertheidigen und alle unbegründeten Zumuthungen, von wie hoher Stelle sie auch kommen mögen, zurückzu weisen. „Aber wir werden unsere Auslegung der Verträge nicht ändern und unsere historischen Ansprüche nicht auf Geheiß de» Deutschen Kaisers auf« geben, noch werden wir verfehlen, dieselben, wenn die Noth- wendigkeit rintritt, durch Opfer, ähnlich denen, auf die sie ge gründet sind, aufrecht zu erhalten. Wir werden durch die deutsche Presse ermahnt, unsere Weltstellung durch eine versöhnliche Haltung gegenüber Denjenigen zu sichern, welche uns den größten Schaden zufügrn können, selbst wenn solche Versöhnlichkeit uns den Verlust unserer Selbstachtung kostete. Wenn wir einen Rath dieser Art brauchen, werden wir ihn an Stellen suchen, die größere Ansprüche auf unser Vertrauen und unsere Rücksichtnahme besitzen. Aber bei dieser Gelegenheit mag bemerkt werden, daß, sollten wir den jetzt gegebenen Rath befolgen, wir uns nicht Deutschland nähern würden, sondern den Mächten, welche Deutschland vielleicht nicht ganz ohne Furcht betrachte». Mit dieser Leistung hat die „Times" den Gipfel der Unver schämtheit, aber auch der Bornirlheit erglommen. Gerechten historischen Ansprüchen Englands ist Deuischlaud noch nirgends entgegen getreten, am allerwenigsten hat das Kaiser Wilhelm mit seinem Telegramm an Präsident Krüger gelhan, aber ungerechten Ansprüchen, brutal reatisirten Machtgelüsten, unter denen deutsche Interessen leiden, werden wir unS stets und Jedermann, auch England breit in den Weg stellen und uns durch die Drohung nicht irre machen lassen, England werde sich gegebenenfalls nicht Deutschland nähern, sondern den Mächten, welche wir vielleicht nicht ganz ohne Furcht betrachten. Abgesehen davon, daß Deutschland noch nie Furcht an den Tag gelegt hat — außer der „Times" hat auch noch Niemand Deutschland der gleichen supponirt —, welcher Lächerlichkeit giebt das englische Blatt sich preis! Vergißt es denn ganz und gar die politische Constellation, die nun schon über Jahr und Tag auch für das blödeste Auge erkennbar ist und die absolute Jsolirung Englands zeigt, das es der Reihe nach mit allen in Betracht kommenden Mächten verdorben hak? Die „Times" machen sich den Fastnachtsscherz, auf unS feindliche Mächte zu exemplificiren, auf Rußland unv Frankreich. Zugegeben, daß diese Deutschland hassen, so werden sie sicherlich nie dazu ^airrHetsir. Ämililise's Pflegemutter. 4) Roman von L. Haidheim. Nachdruck Veristen Daß er richtig verliebt in seine Frau sein müßte, ge hörte allerdings zunächst zu diesem Traum. Nun, er war wirklich, ganz plötzlich in Annalise verliebt! Er hörte noch immer ihre frische Stimme, sah noch immer ihre nach Leben und Freude durstenden Augen, diese köst lichen tiefen Augen mit dem seelenvollen Blick. Ja, da- war auch noch ein Hauptmoment: Annalise batte eine Seele! Sie war ein naturwüchsiges, woblerzoaeneS, un schuldiges Mädchen; wo hatte er jemals in seinen Kreisen ein gleiches gefunden- Je mehr er an sie dachte, um so mehr verliebte er sich in sie. Die Adoptivtochter der Baronin von Platow! Was kam darauf an. daß Annalise eigentlich „Sonnega" hieß, schlicht bürgerlich Annalise Sonnegg. Wenn sie, wie sie es seit Jahren schon auf Wunsch ihrer Pflegemutter aethan batte, sich auf die Derlobungskarten Annalise von Platow schrieb, pah, daS Geld der Baronin wog längst den Mangel adliger Geburt auf. DaS Geld der Baronin! Sie mußte namenlos reich sein. Sie war von Haus au» sebr vermögend, dazu erbte sie die Million ihrer Großmutter. Verbraucht kann sie wenig haben. Dies Neiseleben ist so billig im Vergleich zu der Repräsen tation in eigener Häuslichkeit. Und Gütergemeinschaft mit ihrem zweiten Mann hat sie nicht gehabt. Man hatte wobl hier und da geflüstert, Baron Platow spiele; aber wer tbat da» nicht in einem Kreis»? Und dazu ging daS Gerede, seine Frau wisse etwaige Verluste de» Gemahl» durch ihre übergroß« Sparsamkeit sehr gut auszugleichen. ES war dem Grafen noch nicht oft begegnet, im Bett zu liegen, ohne zu schlafe«; in dieser Nackt konnte er keinen Schlummer finden, bi« endlich der belle Tag herauf,og. Er hatte allerdings mehrere Stunden de» späten Abend» mit dem StaatSrath verlebt und schweren Wein getrunken; aber die Unterhaltung war mäßig gewesen und hätte ihm wie der Wein eher die Augen zudrücken müssen. Sollte er wirklich richtig verliebt sein? Da« wäre ja ein schier unglaublicher GlllckSfall, in eine reich« Frau regelrecht verliebt zu sein! ch -t- Im Hotel kamen mit jedem Zuge jetzt wieder neue Gäste an. Sckon der Nachmittag brachte zugleich mit niedreren anderen Fremden einen etwa» rnsticat aussehenden ältlichen Herrn, der sofort fragte, ob sein Sohn schon da sei; als ob es sich von selbst verstünde, daß man einen Mann von seiner Bedeutung kennen müßte, auch ohne den Namen zu nennen. Der Portier fragte indeß mit großer Höflichkeit nach diesem Namen, verstand ihn dann nicht, antwortete aber mit Devotion, der Herr Oberkellner werde vielleicht Auskunft ertbeilen können. „Ist unter ihren Gästen ein Premierlieutenant von Linowitz?" lautete hier die abermalige Frage des ländlichen Herrn. In demselben Moment erschien in der offenen Thür rin großer, kräftig gebauter junger Herr; der Aeltere erblickte >bn, ließ Oberkellner und Portier stehen und rief dem Ankömmling mit dröhnender Stimme zu: „He Jochen! Da bist Du ja! Es wurde mir schon ganz schlecht, so allein unter diesen Völkersckaaren!" Selbst den Dialekt seiner Heimath konnte der Lanojunker nicht ver leugnen. Baker und Sohn umarmten sich, Beide unverkennbar dir Söhne ihres Landes. Der junge Osficier trug einen höchst eleganten, unschein baren Reiseainug. Sein frische» offene» Gesicht leuchtete eradezu vor Freude, und als Vater und Sohn sich umarmt alten, war die Zimmerfrage bald erledigt. „Wir müssen uns gleich etwa» restauriren. Ich bin hungrig wie ein Rudel Wölfe , meinte der Alte und hielt den Kellner zurück, um da« Diner auf sein Zimmer zu bestellen. „Warum nicht in den Speisesaal, Alter?" fragte Jochen. „Weil ich Dir ein« Sache von großer Wichtigkeit mitzu- theilen habe", sagte dieser. Und dann hielt er den Kellner nochmal» aus. „Ich bin doch recht berichtet; es wohnt hier im Hotel eine russische Dame. Baronin von Platow?" „Ganz recht,-guiiviger Herr! Der Herr Gemahl starb anz kürzlich! Se. Excellenz der Herr Vater sind auch noch irr, unv der Herr Graf GlogowSky!" „Ah. die ganze Familie! Wobl zur Beerdigung gekom men? Na, geben Sie nur und bringen Sie un« da» Essen möglichst rasch", sagte der alt» Herr, ihn entlassend. Erstaunt hatte sein Sohn ihn gehört. «Tante Adele hier? Mama- Schwester? DaS ist mir ja ganz neu", rief er. „Und Platow todt?" „Und daS er fährt man von so einem Pomadenjüngling?" Der Vater nickte. „Sie soll leidend sein! Man muß die Erbtante doch bei so guter Gelegenheit rin wenig poussiren." „Wie hat Mama eS ertragen, daß Großmutter sie im Testament nicht einmal erwähnt bat?" fragte Jochen ernst. „Ja du liebe Zeit, wie erträgt man'-?" Geweint und geheult haben sie und Carola Tage lang, und ich habe ge flucht; aber was hilft'»?" „Räthselhaft ist e» doch! Ich kann mir nicht helfen, e» will mir nicht aus dem Sinn, daß sie nicht gestorben sein sollte, ohne Mama zu bedenken, nachdem sie sich mit ihr so herzlich versöhnt hatte!" „Na, wenn sie ein spätere» Testament gemacht hat, so ist es jedenfalls nicht gefunden! Adele Jwanowna ist ihre Universalerbin, daS Testament datirt von einem Zeitpunkte vor der Versöhnung und Deiner Mutter Schwester bat mit der Großartigkeit einer großen Dame nicht mit den Wimpern gezuckt, als sie den ganzen Schatz, es soll mehr als eine Million Rubet sein, einstrich. Und der Grund und Boden und an siebenhundert Seelen dazu!" Der alte Linowitz sagte daS mit anscheinender Rübe, biß sich aber, wie ein gefangener Fuchs aussehend, wllthend in die eigene Hand. „Was sübrt sie hierher?" fragte Jochen und setzt« dann ärgerlich hinzu: „S ist 'ne Schande für un«, nicht mal zum Bcgräbniß zu kommen! Und ich babe keine sechs Stunden von X bis hier. Aber eh' Ihr eine» Brief schreibt, kann die Welt untergeben!" ,,Wa« sie berfübrt? Wahrscheinlich ihr Leiden, oder daS deS Mannes," hatte in seine Wort« hinein der Vater gesagt. Der Kellner unterbrach sie, der auf einem großen Tablett die Speisen brachte, rasch den Tisch deckt« und die Herren dann bediente. „Ich gebe nichts aus all« diese Ragout» und Entrrmet», ein ordentliches Stück Lchsenfleisch wäre mir lieber", nörgelte der Vater, während er jede Schüssel leer aß bi» auf den Grund. Dann ließ er zu seine» SobneS Erstaunen »in paar Flaschen des tbeuerslen Rveinwcin», den di« Weinkarte bot, heraufbringen, und nachdem beide Männer sich die Ci garren angezünvet und das erste Gla« geprüft und gut de- sunben hatlea, setzte sich der Alte fester in die Sopbaecke und begann mit erheuchelter Rübe, die der Sohn leicht durch schaut«: „Ich habe Dir telegraphirt, daß ich Wichtiges mit Dir zu besprechen hätte; Du ahnst wohl schon, daß e» nichts Angenehmes ist?" „Ich? Unangenehmes?" Der Osficier richtete sich gerade und sah den Vater überrascht an. Sie hatten eine gewisse Aebnlichkeit, aber wa» in des Jüngeren Zügen Energie und Offenheit verrietb, das deutete bei dem Aelteren auf Sorglosigkeit und Verweichlichung, und die stark geröthete Nase verrietb noch mehr. „Ja! Sehr unangenehm! Eine verteufelte Geschichte! Und kurz und gut, wissen mußt Du eS doch einmal: Wir sieben vor einem Krach!" „Wir? Ellern? DaS meinst Du doch nicht Vater?" „Daß ich nicht mehr aus noch eia weiß, meine ick", stieß der Alte hervor. „Aber, ich begreife nicht! Und so plötzlich?" rief Jochen athemlos. Sein ganzes Gesicht veränderte sich, Schrecken sprach ans jedem Zuge. „Aber, ich begreife nicht —* „Ach, waS, plötzlich! Von Anfang an ist'S die schiefe Ebene gewesen und jetzt sind wir am Rande. Dachte immer, die Frau Großmama sollte uns wieder auf die Beine bringen! Jawohl, Kuchen! Das schöne tbeuere Reisegeld für Mama rein weggcwvrfen. Und wie mußte ich sie equipiren! Kostete Bärrngeld und hat keinen Pfennig eingetragen. Na, »nd wir gesagt, schließlich mußt Du'» wissen, denn Dn mußt belfenl" Der Alte sprach zänkisch und blickte scheu an den, Sohne vorbei. „Helfen, ich? Natürlich! Wenn ich kann. Aber wie?" „Heirathen!" „Dacht ich'» nicht!" rief Jochen zornig und sprang aus seiner Sophaecke auf. Der Alle de»gle!chen; Bride begannen in dem großen Zimmer auf und ab zu gehen, der weiche Teppich dämpfte ibre Schritte. „Du bast wohl auch schon eine Partie für mich?" fuhr Jochen nach einer Weile auf. „Natürlich, di« Annalise! Denn sonst geht unS daS ganz' Geld rum Teufel. Adele Jwanowna wird sich um Deine arme Mutter bei ihrer letztwilliaen Verfügung so wenig kümmern, wie sie es tbat, als sie die Million der Großmutter einsäckeltt, ohne auch nur eine Minute Gewissensbisse zu fühlen." „Sol Ich soll da» Pslegetöchterlein heirathen? Ein
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