02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960111029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896011102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896011102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-01
- Tag1896-01-11
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Durch die Post bezogen für Deutschland und Lesterreich: vieneljübrlich ^l 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandiendung in» Au-land: monatlich 2- 7.5l>. Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr. die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Nedaclion und Expedition: Johanne-,atze 8. Dir Expedition ist Wochentag» ununterbrochen grbffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Dito Klemm'S Torttm. (Alfred Hahn), UniversitätSstraße 1, Louis Lösche, .iiatharinenstr. l4, Part, und KönIgSplatz 7. Abend-Ansgabe. riiniger.Tagtlilall Anzeiger. Ämtsölalt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Aatljes un- Nolizei-Nmtes -er Lta-t Leipzig. Nnzeigen-PreiS die 6gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reklamen unter dem RedactionSstrich (»ge spalten) SO-H, vor den Familiennachrichten (kgespaltenl 40/>Z. Olrößere Schriften laut unserem Preis Verzeichnis Tabellarischer und Ziffrrnsap »ach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne Postbeförderuag .St 60—, mit Postbesörderung 70.-. Aonahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 70 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Für die Montag-Morgen-Ausgabr: Sonnabend Mittag. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine Halde Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^-18. Sonnabend den 11. Januar 1896. SV. Jahrgang. 104.10 6. 103. - 6. 102.60 6. 102.S06ä0SV. 182K8 0. 102.50 6. 102.50 6. 102.00 6. 100.25 6. 100.25 6. 103.50 6. 104.35 6. 10220 6- 103.806. 103.20 6. 104.25 6. Ivb --- w.- 2i. 53 — 50.- - 85 - 70,- - ldsnk »ss. vknl :o > Mxlsksu 528,50 «0.31 387.— S4.3V-. ulooso 10187 25.12 ?ssn lseoat »äsdör»« var isevsa Vorttlsv. »,s Specalsrioo-- mtLeo, voxstsn r»»r. Uio.Xal »Iltrsot« roosiir. sr. ^i»I. kisud-kr '»cUI.6. )dl. 6«N. kseiüo äd.krlor. l.lri-,.-kr. L.-LkN» »ss.Süäd. gsori L.Osat-8 <or<to»tt> lotoiid. rtlUonald lesrdsdn xp.-8-v. »vp.-L.- VU.V1N ,.r.6ot1»L >ot»eL»ok >.8t.-X oxä Ilsrkr. oolsi» »vkork. Solde.) srtlo.) irk.-V. cdoov ilr. 8»Ua. sx., ooo». l«e«usct». »ne n»rx Ke. 1^ t»sn Karr 107.10 102 SO S8.75 8S,-- 52.70 33.80 48,SO 8120 78.70 Amtlicher Theil. Bekanntmachung. In nächster Zeit werden Noten der Reichsbank zu 100 ^ zur Ausgabe gelangen, welche vom 1. März 1895 datirt sind und folgende Unterscheidungsmerkmale von den zuletzt ausgegebenen über 100 lautenden Reichsbanknoten aufweisen: 1) Dir Unterschrift lautet: Reichsbank-Tirectorimu Koch. Gallenkamp. Frommer. Mueller. v. Klitzing. Schmiedicke. Korn. Gotzmann. 2) Auf der Vorderseite der Noten ist der rothe Controlstempel zweimal und zwar am rechten Rande oberhalb und unterhalb der Nummer angebracht. 3) Die Nummern der Noten sind auch aus die Rückseite gedruckt und zwar am oberen und unteren Rande. 4) Zur Herstellung der Noten ist ein dünneres Pflanzensascr- papier als bisher verwendet. Abgesehen hiervon ist die Aus stattung der neuen Noten die gleiche wie früher. Berlin, Len 9. Januar 1896. RetchSbank-Directorium. Koch. Gallenkamp. Frommer. Mueller. Xo. 160. 0. L. v. Klitzing. Schmiedicke. Korn. Gotzmann. Politische Tagesschau. * Leipzig, 11. Januar. Der gestern von der Budget commission des Reichs tags gefaßte Beschluß, von den ibr zugewiesencn Positionen deS Etats den Militair- und den Marine-Etat zuletzt m Beralbung zu nehmen, wird wahrscheinlich hier und da Befremden erregen, denn gerade die Berathung des Marine- Etats möchte man in weiten Kreisen des Reiches beschleunigt sehen. Wir irren aber schwerlich in der Annahme, daß die selben Gründe, die den StaatSsecretair Freiherrn v, Mar schall bewogen, die Commission um vorläufige Zurück stellung des Etats des Auswärtigen Amtes zu ersuchen, den Beschluß herbeigeführt haben, den Marine- Etat noch weiter zurückzustellen. Weit wichtiger, als eine schleunige Berathung dieses Etats ist eine Berathung, die auf Grund einer klaren Erkenntniß der politischen Lage vorgenommen werden kann. Und jedenfalls wird man in einigen Wochen über diese Lage mehr im Klaren sein, als beute, wo selbst die Diplomatie noch nicht völlig über sehen kann, welchen Ausgang die schwebenden Ber- bandlnngcn nehmen werden. Ob die erhoffte klare Erkenntniß die verbündeten Regierungen bewegen wird, ihre im Marine - Etat gestellten Forderungen zu crböhen, muß abgcwartct werden. Jedenfalls kann eS nickus schaden, wenn man fick darauf gefaßt macht. Mcbrcre Auf fätze in Zeitungen, die Fühlung mit den maßgebenden Kreisen haben, machen t en Eindruck, als sollten sie daraus vorbercilcn. daß in der Ve/stärkung unserer Wehrkraft zur See ein be schleunigteres Tempo für nölhig gehalten werde. Dies gilt besonders in einem beachtcuswerthen Artikel der „Mg. Mar.- u. Handels-Corr.", in dem angesichts der rücksichtslosen Sprache der englischen Preßorgane gesagt wird, daß England die Schwäche unserer maritimen Bertrelung kenne und davon so lange wie möglich Bortheil zu ziehen denke. Weiter heißt cs daun: Ti» Interessen Deutschlands gravitiren nach außen. Unser Ueber- seehandel nnd Verkehr hat eine Ausdehnung angenommen, wie sie - relativ genommen — von keiner Nation der Welt in einem gleichen Zeitraum gewonnen wurde. Die Zahl der über alle Erd- theile verstreuten Deutschen ist größer als die der Angehörigen irgend einer anderen Nation. Mit der Errichtung des Reiches hat Deutsch land die Verpflichtung übernommen, die Interessen dieser seiner Angehörigen zu vertreten, nicht blos durch diplomatische Verhand lungen, sondern durch eine würdige Machtentsaltung an Ort und Stelle. Die Ereignisse auf der politischen Weltbühne haben im letzten Jahre allein uns so viele Rippenstöße gegeben, daß wir wohl zur Erkenntniß erwachen sollten. In Ostasie», dem wichtigsten Handels- gebiete der Zukunft, haben wir es nicht vermocht, unseren Interessen eine praktische Basis zu verschaffe». Uni unserer maritimen Vertretung dort überhaupt ein Rückgrat zu geben, haben wir einen hier unentbehrlichen Küstenpanzer hinaussenden müssen. Um in Marokko demonstriren zu können, mußten wir unser wichtigstes Panzer geschwader der heimischen Küste entziehen. Die Wirren im Orient haben nicht blos eine kulturgeschichtliche, sondern eine wichtige politische Bedeutung. Alle Culturnationen, welche Anspruch aus einen Antheil an der Weltpolitik erheben, sind durch demon- strative Machtentfaltung auf dem Schauplatze; Deutschland hat dort nur einen alte» Klapperkasten, der nicht einmal mehr die Heimfahrt nach Deutschland lohnt. In Mittelamerika spinne» sich in der Venezuelafrage Ereignisse von höchster politischer Bedeutung an, deren Gang durch die Transvaalangelegenheit nur beschleunigt werden kann. Es handelt sich »in Interessen, welche für den gesammtcn europäisch-amerikanischen Handel, i» hervorragendstem Maße aber für den deutschen Handel vo» einschneidendster Wichtig keit sind. Wir haben keinerlei Aussicht, unserem Worte dort praktischen Nachdruck geben zu können. In Transvaal handelt es sich um eine Principienfrage von weltgeschichtlicher Bedeutung. Für unsere maritime Demonstration blieben uns nur zwei kleine Kreuzer, und um diese benutzen zu können, mußten wir die 320 See- meilen lange Küste Deutsch-Ostafrikas entblößen. In Südamerika können wir im laufenden Jahre überhaupt keine maritime Vertretung unterhalte». Wir haben sein Schiff. Dabei beträgt unser jährlicher Handel mit Brasilien ca. 190 Millionen Mark, mit Argentinien etwa >50 Millionen, mit Chile und Peru etwa ISO Millionen Mark. Das sind doch wohl Interessen, welche einer maritimen Vertretung bedürfen, ganz abgesehen von den in jenen Ländern localisirtcn deutschen Capitalien der dort angesiedelten Deutschen u. s. w. Wenn unsere Volksvertretung diesen ihren Namen verdienen will, so soll sie sich mit der handelspolitischen Entwickelung aller Nationen während der letzten 20 Jahre be schäftigen: sie wird dann sehen, daß Socialvolitik und Weltpolitik auf dieser Basis ruhen, sie wird sehen, daß nach See zu die Wetterseite des deutschen Reichsgebäudes gerichtet ist. Die hervorragendsten Mitglieder der Ecntrnmsfraction des Reichstags haben sich zusammengetban, um in zwang loser Folge die wichtigsten politischen Fragen in Einzel- abhandlungcn zn erörtern. Das jetzt erschienene erste Heft enthält eine vom Abg. Or. Pichler verfaßte Abhandlung über den Antrag Kanitz. Dem Hefte ist ein von den Ab geordneten Bachem, Gröber, Hitze, Lieber, Pichler, Schädlcr und Spahn Unterzeichneter Borbericht vorausgeschickt, der sich mit der Centrumspolitik beschäftigt. Es wird darin betont, daß das Ccntrum im Gegensatz zu der früheren „katholischen Fraction" des preußischen Abgeordnetenhauses eine politische Fraction sei, die als solche nicht nur zu allen consessioncllcn, sondern auch zn allen politischen Fragen, einschließlich der wirthschastlichen, Stellung zn nehmen habe. Gleich das erste Heft zeigt, daß die viel gepriesene Einigkeit des Centrums in wirthschafk- schastlichen Dingen ein Phantom ist. Denn der Ab geordnete Pichler lonimt zn dem Ergebnis), daß der Antrag Kanitz „zu den nicht realisirbaren Dingen gebört". Gegen diese Behauptung dürften aber die Abgeordneten Graf Strachwitz, Loü nnd Genossen, die dock) auch zum Centrum geboren, sehr lebhaften Widerspruch erbeben. Tie neue Ver öffentlichung hat deshalb auch wohl weniger den Zweck, eine gleichmäßige politische Anschauung der Centrumskreise zu offenbaren, als vielmehr den Zweck, eine solche Anschauung erst zu schaffen. Ob Vieser Versuch angesichts der wider strebenden Richtungen, die im Centrum sich geltend machen, gelingt, ist freilich sehr unwahrscheinlich. Nur zu sehr erweisen sich die dem Aus gleichst raum in Böhmen in deutschen Blättern von vornherein entgcgen- gebrachten Zweifel als begründet. Die Jungtschechen ver halten sich ungeachtet des von deutscher Seite bekundeten Ent gegenkommens entschieden ablehnend, und es ist daher nicht ab- zuseben, wie der von den Deutschen gestellte Antrag, betreffend die Eintheilung des Landtages in nationale Curien, durch- gebrachl werden soll. Das Wesen deS CurienantrageS beruht bekanntlich in dem Gedanken, daß den deutschen Abgeordneten ohne Rücksicht auf ihre Zahl, weil sie einen der beiden Bolks- stämine des Landes repräsentiren, eine entsprechende Vertretung in den Commissionen, im Landesausschusse und in den Landes instituten gebühre. Die Tschechen dagegen sieben nun einmal auf dem Standpunkte, daß die Annahme deS An trages ein Zugeständnis an die Deutschen bedeute, daS durch ein Gegenzugeständniß ausgewogen werden müsse, während die Deutschen doch nur die ihnen zu- slebendcn und unbestreitbaren Rechte wahren wollen. Während die Deutschen nichts anderes verlangen als die GleichstellmiH, zielt das Streben der Jungtsckechen nach wie vor auf die Pra- ponveranz ab. Infolge dessen blieb den Deutschen nichts übrig, als den Gedanken, den Landtagsverhandlnngen fern zn bleiben, in Erwägung zu ziehen. Das wirkte, zwar nicht auf die jungtschcchischen Abgeordneten, welche bei den Curien- wahlen zu den Commissionen des Landtags nur Tschechen wählten, wohl aber auf den verfassungstreuen Großgrund besitz: bei der gestrigen Fortsetzung der Wahlen stimmten, wie gemeldet, die Großgrundbesitzer so, daß die Deutschen um so viele Mitglieder, als sie in der Wahl aus den Curien weniger erhalten batten als die Jungtschechen, durch die Wahl aus dem ganzen Landtage mehr erhielten, so daß das bisherige Verhältniß, die gleich starke Vertretung aller Parteien in der Budgetcommission, — um diese bandelte es sich gestern — aufrechterhalten bleibt. Dieser Wahlmodus wird voraus sichtlich auch bei den anderen Commissionswahlen eingehalten werden. Die Jungtschecken haben ihre Absicht, «me» nationalen Geßlerhut aufzuhängen, dem die Deutschen Reverenz bezeugen sollten, nicht erreicht, es bleibt formell vorläufig beider bisherigen Zusammensetzung derCommissioncn, aber die Kluft zwischen den beiden nationalen Parteien hat sich sichtlich erweitert, statt daß versucht worden wäre, sie auszufüllen. Auch das bleibt beim Alten, daß, was die Jungtschechen selber stets bitter beklagt haben, die Ent scheidung in der Hand des Großgrundbesitzes rubt, der heute für diese, morgen für jene Partei sich entscheiden kann. Es bleibt also die kleinste Fraction im Landtag mächtiger und cinflußreickier als die Vertretung der beiden großen Parteien der Deutschen und der Tschechen. Das haben die Jung tschechen mit ihrer Starrköpfigkeit erreicht! Die Politik des Madrider Cabinets in Bezug auf Cnba soll trotz der unbefriedigenden Ergebnisse, welche sie bis jeyt gezeitigt hat, eine Aenderung nicht erfahren. Nach wie vor bleibt ihr Ziel die gewaltsame Niederwerfung des Aufstandes, und auch von der Ersetzung des Marschalls Äkartinez Campos durch einen anderen General will man an maßgebender Stelle in Madrid nichts wissen. Die vom Marsckiall (also dock) nack gesuchte Enthebung ist, wie mitgctbeilt wurde, abschläglich beschieden worden. Daß bei dieser Stimmung in Madrider Rcgierungskreisen Spanien sich neue Opfer um Cubas willen auferlegen muß, ist unvermeidlich, und in der Tbat ist die Ver stärkung der auf der Insel bezw. in den Küstengewässern stationirten Land- und Seestreitkräfte eine beschlossene Sache Bis aber die Nachschübe dort, wo man ihrer bedarf, angelang! sein können, wird abermals eine kostbare Zeit verstreichen und es erscheint fraglich, ob die Entwickelung der Dinge auf Cuba dem Madrider Cabinet den Gefallen tbun wird, so lange zn vausiren, bis Marschall Martine; Campos zu Wasser und zu Lande stark genug ist, den Aufstand von seinen Hilfsguellen zu isoliren und ihn rann mit verhältnismäßig leichter Mübe zn ersticken. Die ganze Action war von vornherein verfehlt. Statt einer gewaltigen Kraftanstrengung hat man eine ganze Anzahl kleinerer gemacht, die wohl in der Summe, aber nicht entfernt in der Wirkung jener ersteren gleichkommen. Statt die Küsten mittels einer wirksamen Blokade für Flibustierexpeditioneii gänzlich oder doch beinabe gänzlich unzugänglich zu machen, begnügte man sich mit Dislocirunz einiger weniger Kreuzer an den wichtigeren Punkten, von denen überdies noch mehrere zu Grunde gingen, ohne daß, wie es scheint, für genügenden Ersatz ge sorgt wurde. Ebenso ging es am Lande zu. Die Gestimmt Ziffer der nach Cuba gesandten Truppen erreicht eine imro- nirende Höhe, aber statt sie möglichst auf einmal nach dorr zu werfen und dann concentrisch gegen die Aufständischen vorrücken zu lassen, wurden die Truppensendungen in lauter homöopathische Dosen vertheilt, die Neuanlömmlinge reichten eben bin, die vom klimatischen Fieber in den Efsectivstand der Truppen gerissenen Lücken nothdürftig auszufüllen, aber eine wirklicke Vermehrung der eigentlichen Combattanten- zahl wurde nickt erreicht. So spitzt sich Venn die cnbanisck? Frage für Spanien immer mehr zu der Alternative der Bc hauptung oder des Verlustes seiner colonialen Machtstellung als solcher zu. Verlangt man vom Marschall Martine; CampoS eine Action im großen Stil, so ist es nicht mehr wie recht und billig, daß man ihm dazu auch die nölhigcn Mittel gewährt. Nur die Entfaltung eines wabrhast im posanten Machtausgebots könnte vielleicht noch dem überall schon stark ins Wanken gerathenen moralischen Credit der spanischen Cubapolitik wieder einigermaßen aushelfen. Bisher war im Transvaalronfltet alle Nachgiebigkeit auf Seite der Boeren, daß aber auch ihnen die Geduld ausgehcn kann, zeigte die Meldung, der zufolge man der fremden, das beißt der englischen Bevölkerung des Randdistriets, welche der unter den obwaltenden Umständen unerläßlichen und auch von Sir Hercules Robinson als berechtigt anerkannten Aus forderung zur Uebergabe der Waffen in lässigster Weise nachgekommen ist, eine letzte, kurz bemessene Frist gestellt hatte, nach deren vergeblichem Verlauf mit der ganzen Strenge des Gesetzes eingeschritten werden sollte. Das bat geholfen und die Auslieferung der Waffen erfolgt nunmehr ohne Widerstand. Hoffentlich ist die Capregierung (o klug gewesen, im Interesse der von der Königin von England eben erst betonten „Harmonie der beiden Racen in Süd afrika" ihren Einfluß geltend zu macken, um ihre Freunde in Transvaal zum rechtzeitigen Einlenken zu bestimmen. Auf die Rädelsführer, an deren Spitze bezeichnender weise Oberst RbodeS, der Bruder Cecil Rbodes', steht, scheint aber der Kricgsrummel der englischen Presse mebr Einfluß geübt zu haben, als die diplomatischen Erwägungen der Cap regierung; er bat mit seinen Mitverschworenen in Jodannes bürg weiter geschürt, um die Negierung zu stürzen, und Präsident Krüger bat» wie im Morgenblatt gemeldet wurde, ihn sowohl, wie drei andere hervorragende Aufwiegler dingfest machen lassen. Welches Schicksal ihrer wartet, wird von der Untersuchung nnd davon abhängen, ob genügende 03.50 S8.75 126.00 125.- 8S.10 118.70 87.40 142.10 105.50 121.M 1S1.— 12210 8S, 102.30 158.50 181.50 108.50 115- 170.- - 124.35 363.- 122.- 211.50 88,- 164 07.- 187.20 215.30 213,80 218.75 l 188.25 17350 145.- 148 40 10240 83.00 S5.S0 317.25 108. VO 10260 80.2^ 4875 >«r l» »Mt« Vvll 7>. l.1ox<1 . bproc. 8 >2i>tri«u ckskioteo «d«1<oos« pr. 6ol<tr. Uk«n.»li« . u,u« scddöri«: Llstt ktiiss) V«t,»i> Ili»i I25H0 4, per »n»r 87^0 21, psr ,»»r. ^»11 0.06)1 U 0.12) > »«« ?«eitl<> s» Fenilletsn. Aniialise's Pflegemutter. 8) Roman von L. Haid heim. ?l>ichtr»ck vcrl'otm. „Mitte des Monats! Der wird fick wundern, wenn ich ihm die Zweitausend nächste Woche schon hinschicke. Zwei tausend brauchten es eigentlich nicht zu sein. Fünfzehn hundert sind auch genug; er ist frob, wenn er was kriegt, nnd ich behalte fünfbundert für die Tagesausgaben." Diese Idee besserte die Stimmung des Rittmeisters wesentlich. Er nahm dann den Brief seines Sohnes, sah flüchtig binein, laS ihn gar nicht erst weiter, sondern gab ihn Carola zurück und sagte nur: „Jochen kommt zum Zehnten auf längeren Urlaub." „DaS ist nächsten Sonntag!" rechnete Annalise schnell auS. Carola laS inzwischen, was der Bruder sonst nock schrieb: „Ich habe hier die Bekanntschaft des Grafen Glogowsky erneuert, er gefällt mir täglich besser, und wenn Ihr nichts dagegen habt, bring' ich ihn, da er eS sehr wünscht, mit." Carola blickte auf. „Dein Stiefbruder will mitkommen? Er und Jochen, zu Sonntag." „Alfred ist nicht mein Stiefbruder, wir gehen uns gar nichts an!" lehnte Annalise ab in dem Tone, den man einer Neckerei entgegensetzt, die Einem nickt behagt. „Wie der Wind Dich zerzaust hat!" sagte die freundliche Carola, sofort das Thema ändernd. Sie gingen alle drei hinein, der Hausherr in ärgerlichster Stimmung, mebr aber noch aufgelegt durch die Sorge, ob eS ihm gelingen werde, seine Schwägerin, deren leisesten Un willen er fürchtete, zu der Bekanntschaft mit Knitter zu bestimmen. Der größte nnd schönste Raum des „Schlosses" war mit den daranstoßcnden drei andern dem geehrten und gefeierten Gast des Hauses eingeräumt worden. Frau von Linowitz hatte ihre Schwester zuerst in der Beletage einquartiert, wo die besten Gastzimmer lagen; Adele >)wanowna aber empfand daS Treppensteigen als eine pein liche Belästigung und äußerte dies kaum, so begann ein Räume» uns Tragen von Möbeln» al« gelte »« einen voll ständigen Umzug; und dann war Alles in Ordnung, d. h. der Hausherr und seine Gattin gaben, ohne auch nur einen Seufzer sich zu gestatten, die von ihnen bewohnten Räume auf. Adele Jwanowna bezog den Saal mit seinen rotben Sammetmöbcln, schlief in dem Schlafzimmer des Ehepaares, machte ihre Toilette in Herrn von Linowitz' Stube, wo sie auch ihr tägliches Bad nalnn, denn sie wollte nicht ins Souterrain hinabsteigen, wo sich die Badestube befand, und Marfa erhielt das vierte Himmer angewiesen. Was thut man nicht für eine geliebte einzige Schwester, besonders wenn die Aermste so krank ist! Es unterlag kaum einem Zweifel, das; diese Krankheit eine sehr ernste war. Hatten doch auch die in Heidelberg zugczogenen Aerzte ein schon weit vorgeschrittenes Herzleiden übereinstimmend constatirt. Wer konnte wissen, wie lange Adele Jwanowna noch Frist gegeben'? Ihre Schwester erschrak so sehr beim Anblick des frob erwarteten Gastes, den sie vor zwei Jahren, als sie damals zur Versöhnung mit der Großmutter in die Heimath kam, noch gesund nnd kräftig gesehen, daß sie kreideweiß wurde, nnd Adele Jwanowna entging dieser Eindruck nicht, denn sie sah und beobachtete Alles. Das Erbleichen ihrer Schwester war jedenfalls ein völlig ehrliches Zeichen von Theilnahme und that der mißtrauischen Kranken wohl. Von der Minute hatte Frau Natalie von Linowitz das Herz der Schwester gewonnen, soweit diese noch ein liebe- säbigeS Herz besaß und Tbeilnahme zu erwidern im Stande war. Fürs Erste äußerte sich die Gunst der reichen Schwester hauptsächlich in dein weitgehendsten Anspruch an die Gesell schaft der Jüngeren, wie in dem rückhaltlosesten Vertrauen auf deren Opferwilligkeit. So froh und befriedigt Herr von Linowitz zu Anfang diesen Stand der Dinge ansab, der seiner sanguinischen Auf fassung nach die.Hoffnungen seiner Gattin auf die dereinstige Erbschaft schon fast zur Gewißheit machte, so bereit er die beiden ersten Tage war, allen unzähligen Anforderungen nach- zukommen, die Adele Jwanowna selbst oder, waS noch schlimmer war, Fran Marfa in ihrer Herrin Namen machte, so ärgerlich wurde er schon am dritten Tage darüber, und seitdem ergaben sich unaufhörlich neue Anlässe, seine gefügige Opferwilligkeit zu erproben. Nach Verlauf einer Woche gestand sich die ganze Schloßbewohncrschaft von Ellern laut und leise ein, es wußte schon Niemand mehr, wer im Hause com- mandirle, noch was zu thun, was zu lassen sei, denn die Hausordnung war völlig umgestürzt, und während man bis her in einer kaum je gestörten behaglichen Regelmäßigkeit dahin gelebt batte, handelte es sich jetzt bei Allem, was inan tbat oder vornehmen wollte, nur um den Wunsch und Willen Ihrer Gnaden der Frau Baronin von Platow und der ein flußreichen Frau Marfa. Aber das Unbehagen, welches diese plötzlichen, willkürlichen Anordnungen hervorriefen, wagte man noch gar nickt einander einzugestehcn; wäre nickt Annalise'S frohes, sonniges Lächeln gewesen, der belebende heitere Klang ihrer Stimme, so hätten Alle diese Mißstände auch viel tiefer empfunden. Aber Annalise'S Lachen und Scherzen, ihr humorvolles Geplauder mit Carola von Linowitz hörten den ganzen Tag nicht auf, und man borckte darauf wie auf Musik, denn seit langer Zeit hatte man in Ellern kein solches Lacken mehr gebort; die alte Ricken, die Haushälterin, sagte: „Seit dem Tage, da Fräulein Carola sich gegen den Willen ihrer Eltern mit dein flotten Ulanenosficier Curt Scklewick, dem Forst- meisterSsohn aus der Nachbarschaft, verlobt batte." Damals war das Lachen verstummt in Ellern, denn der flotte, junge Lieutenant ging bald darauf wegen Schulden um die Ecke und schrieb später noch einige Male von Wesl- inkien aus. Aber es mußte wohl nichts Tröstliches in den Briefen gewesen sein. Nun, man sab es dem Fräulein Carola auch an, daß sie nicht so leicht am Leben trug, wie die Andere, die freilich wohl Ursache batte, zu lachen, denn es wird nicht jedem Bettelkind geboten, daß eine reiche, kinderlose Dame es aus purer Langeweile von der Straße aufliest und sich eine Puppe daraus macht. Merkwürdig nur. daß so Eins dann eindergehk, als wäre cs in goldener Wiege groß geworden. Und als hätte es nichts weiter in der Welt zu tbun als andern Leuten, die ein besseres Recht darauf hätten, die Erb schaft vor der Nase wegzufischen. Die langweilige Ruhe von Ellern wurde in solcher Weise durch die sich entwickelnde, allseitige, ärgerliche Gerciztbeit ausgeglichen. In der Gesindestube wußte man, wie in fast allen Häusern, sehr genau um die Herrschaft Bescheid, aber man wäre nicht so geneigt gewesen, deren Partei zu nehmen, wenn nicht „die Russen" so unerträglich viel Arbeit, Un regelmäßigkeit und Unzufriedenheit ins Haus gebracht hätten. Die beiden erwarteten Gäste sollten beute kommen. Adele Jwanowna glitt in ikrer unhörbaren Weise in dem ihr eingeräumten „Saal" des Hauses auf und ab. Das Wetter war Heller geworden, cs schien sich zu Frost klären zu wollen, sie atbmete leichter, fühlte sich wobler und thatkräfliger. Annalise saß am Fenster und stickte. Es bildeten sich unter den im entschiedenen Tone ge äußerten, immer neuen Wünschen des kranken Gastes geradezu zwei Wobnparteien im Schlosse. Heute hatten „die Russen" sogar^ nicht einmal an der Familientafel gespeist, sondern im eigenen Zimmer. Und jetzt eben erklärte Adele Jwanowna mit befriedigten Mienen ihrer Pflegetochter, daß ihr diese Einrichtung am besten znsage, und daß eS dabei bleiben sollte, wenigstens für sie selbst. „Aber sie ist mit viel Belästigung für die Tante und das Dienstperson»! verbunden, Mama!" wagte Annalise cin- zuwenden. „Das vermag ich nicht einzuseben! Ick, bin nicht im Stande, die beflissene Liebenswürdigkeit meines Schwagers jeden Mittag zn ertragen!" lautete die scharf abweisende Antwort. Das junge Mädchen schwieg und begann nach einer minutenlangen Pause ein anderes Gespräch: die gcznz mir sich beschäftigte Baronin unterbrach ibre Pflegetochter aber kurz, indem sie zu ihr tretend, nachdenklich sagte: „Ich möchte nur klar sehen, was ihn veranlaßt?, mir diesen Herrn Knitter so warm zu empfehlen?" „Veranlaßt?? Nichts Besonderes, Mama, denke ick. Herr Knitter scheint mir ein Agent für Alles, und Du hast mit dem Onkel Georg davon gesprochen, daß Du —" „Unsinn! Er bat eine Absicht dabei! Jedenfalls wird wieder einmal eine Hand die andere waschen. Mir kann es gleickgiltig sein, wenn es mich nichts kostet. Der Mensch hat mir, als ich ihn mit Linowitz im Hofe sab, den Eindruck eines rücksichtslosen Profitjägers gemacht. Aber ich brauche einen solchen; ich kann meine Geldangelegenheiten nicht allein besorgen, Leute seiner Art sind nützliche Handlanger, die ihren Antheil am Geschäft wollen, dann aber auch daS Ihre leisten." „Dort hinten kommt der Wagen mit den beiden Herren!" rief Annalise vom Fenster der und wurde roth. „WaS nur der Joachim hier will?" sagte Adele Jwa« nowna nachdenklich und trat neben ihre Pflegetochter.
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