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Typographische Mitteilungen
- Bandzählung
- 14.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-14.1917
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id51204371X-191700009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id51204371X-19170000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-51204371X-19170000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- Kunst
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 10/11,Oktober/November
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Typographische Mitteilungen
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TypographischeMitteilungen/OffizietsesOrgandesDerbandesderOeutschenTypographischenGesellschasten IMlIIIMIIIIIII>IIIIIIIlIIIIIIIIIIIIlIIIIIIIIIlllIIIIlIIlIIIIlIIIIIIIIIIII!lIIIIIlIIIlII>IIIIIIIIIIIIIIlIII>IlIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII>IIIII>IIIIIIIIIIIII»lIIIIlIlIIII>lIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII>IIIIIIIIIIIIIIIIIIIII»»III»l»III!»II»III»IIIIII»I»»lIM»»»ll»IlMlII»IIIII»II»IIIIIlIII»II»»IIII Sprachliches und Rechtschreibung Im Aufträge der Zentralkommission der Korrektoren Deutschlands zusammengesiesit von der Schristleitung der „Fachmittellungen*. — Auf sprachliche Nichtigkeit geprüft vom Nechlschreib- sachverftündigen Otto Neinecke, Kais. Oberkorrektor. Das Grimmsche Wörterbuch. Seit vielen Jahren arbeiten zahlreiche deutsche Gelehrte an der Fertigstellung eines umfangreichen deutschen Wörterbuchs, das alle deutschen Wörter enthalten und erläutern soll. Dieses Riesenwerk, dem keine andre Nation für ihre Sprache etwas Ähn liches an die Seite stellen kann, ist nach den Brüdern Grimm benannt worden, die die erste Lieferung im Jahre 4852 Herausgaben. Die Fort führung der Arbeiten an dem Wörterbuch ist durch den jetzigen Krieg be greiflicherweise sehr erschwert worden, denn manche aus der großen Zahl der Mitarbeiter sind zu den Fahnen einberufen, weshalb die Tätigkeit der »Zettelzentrale" in Göttingen eingeschränkt werden mußte. Trotzdem das Reich alljährlich bedeutende Zuschüsse für dieses nationale Werk gibt, muß doch mit den verfügbaren Mitteln jetzt sehr sparsam umgegangen werden, so daß die Vollendung noch in eine ziemlich ferne Zukunst hinausgeschoben erscheint. Aber es wird trotzdem alles getan, um das Werk Mglichst bald zum Abschluß zu bringen. Die wissenschaftliche Leitung und Aufsicht liegt in den Händen der Deutschen Kommisston der Königlich Preußischen Aka demie der Wissenschaften in Berlin. Diese Kommission hat die Zettelstelle in Göttingen eingerichtet, die durch die tlnivcrsitäten Berlin, Bonn, Bres lau, Göttingen, Heidelberg, Königsberg, Leipzig, Marburg, München und Straßburg Unterstützung findet. Bis zum 1. August 4944 verfügte die Zentralsammelstelle (seit 4. Oktober 4912 im neuen Seminargebäude der Universität Göttingen) über mehr als zwei Millionen Zettel. Oie Arbeit der etwa 350 Exzerptoren, die reichlich 3450 Lände zu exzerpieren hatten, ist in der Hauptsache getan. Oer Druck des großen „Quellenverzcichnisses", das nahezu 7800 Titel und Verweise umfaßt, war bereits am 48. Oktober 4944 an die Mitarbeiter versandt worden. Die letzten Jahre vor Ausbruch des Krieges hatten verheißungsvolle gute Fortschritte gebracht. Im Jahre 4944 wurden vier, im folgenden Jahre sieben, im Jahre 4943 neun Lie ferungen herausgegeben gegen durchschnittlich zwei bis drei Lieferungen in den Jahren vorher, so daß es keinem Zweifel unterlag, daß das Wörterbuch ohne den Kriegsausbruch, zumal auch mit Erfolg auf Jnnehaltung der räumlich gebotenen Schranken eingewirkt worden war, ungefähr in der vor gesehenen Frist zu Ende geführt worden wäre. Aber der ungestörte schnelle Fortgang der Arbeiten bis zu dem Abschluß, der ebenso von der deutschen Wissenschaft wie von dem deutschen Volke gewünscht wird, wurde durch den Krieg stark beeinträchtigt. Zahlreiche Mitarbeiter sind teils durch den Tod auf dem Schlachtfelde für immer, teils durch ihren Eintritt ins Heer oder andre Kriegspflichten zeitweilig oder während der ganzen Kriegsdauer Ihrer Tätigkeit an dem Deutschen Wörterbuch entzogen. Trotzdem konnten im Jahre 4944 sieben, im Jahre 4945 noch vier, im Jahre 4946 drei Lie ferungen ausgegeben werden, und es ist zu hoffen, daß auch während des weitern Kriegsverlaufs die Wörterbucharbeit in ähnlichem Umfange fort geführt werden kann. Wenn die Arbeit nach dem Kriege wieder lebhafter ausgenommen werden kann, dürfte es vielleicht möglich sein, das gewaltige Werk im kommenden Jahrzehnt abzuschließen. - Ein schwer zu ersehender Sachverlust drohte dem Deutschen Wörterbuch aus dem Umstand, daß einer der Mitarbeiter, Professor Oollmayr, der bei Kriegsbeginn sofort ins Feld rücken mußte, das ihm übersandte Material für ft im Jahre 4944 nicht rechtzeitig vor der Einnahme Lembergs durch die Russen hat bergen können- doch ist inzwischen berichtet worden, es sei gelungen, die gefährdeten Zettel in Sicherheit zu bringen. Lautmalerei. Oie Dichter lieben es, die Häufung desselben Vokals in lautmalerischer Absicht zu verwenden, um die Wirkung ihrer Verse zu er höhen. So gebraucht Goethe in seinem „Hochzeitsliede" mit ganz be stimmter und deutlich erkennbarer Absicht die Häufung des J-Lautes, um das lustige Treiben des fröhlichen Zwergvolks zu kennzeichnen- Da pfeift es und geigt es und klinget und klirrt. Da ringelt's und schleift es und rauschet und wirrt. Da pispert's und knistert's und flüstert's und schwirrt. Und als sich dann die kleine Zwergenschar mit noch lauterm Lärm zum Hochzeitsmahl rüstet, heißt es mit Bevorzugung des kräftigem A-Lautes: Nun doppeltes und rappelt's und klappert's im Saal. Es ließen sich viele ähnliche Beispiele der einem bestimmten Zweck dienen den Lautmalerei anführen. Ihnen kann man eine Redewendung anreihen, die zwar nicht der Oichtersprache entstammt, die aber seit Beginn dieses Jahres ost gebraucht wird: es ist das Wort vom ungehemmten und un beschränkten U-Boot-Krieg. Das ft ist der kräftigste Vokat und Buchstabe überhaupt, den unsre Sprache besitzt- in bezug auf Stärke, Nachdruck und Dauerhaftigkeit ist es sogar ganz bedeutend dem R überlegen, das trotz 152 seines anfänglichen kräftigen Rollens bald matter wird und sich schließlich ganz verflüchtigt, während die Krast des ft anhält, solange der Atem reicht. Die Redewendung vom ungehemmten und unbeschränkten U-Boot-Krieg ist ja nun keineswegs in bestimmter lautmalerischer Absicht geprägt worden - sie wirkt aber um so kräftiger, da sie unbeabsichtigt dieselbe Wirkung erzielt wie die beabsichtigten lautmalerischen Verse der Dichter. Daß das ft der kräftigste und wuchtigste Buchstabe ist, über den unsre Sprache verfügt, er sieht man auch daraus, daß es sehr ost zum ftmlaut für einen minder starken Vokal verwandt wird, wenn auf eine Sache ein größerer Nachdruck gelegt werden soll. Wucht ist mehr als Gewicht- ebenso stellt der ft-ftmlaut von wachsen, der in wuchern vorliegt, eine Verstärkung dar. Wir reden von wuchernden Pflanzen heute noch in gutem Sinne, um ein besonders starkes Wachstum zu bezeichnen. Uitims rsilo regis (das letzte Mittel des Königs) steht auf allen preußischen Feldgeschützen, ftnsre Ultimo rstio sind die U-Boote. Blaurot und blau-rot. In Kollegenkreisen herrscht vielfach die Meinung, daß man Farbenverbindungen stets in einem Worte zu schreiben habe. Das ist ein Irrtum. Im Wörterverzeichnis des Duden findet man allerdings nur die Formen „blaugelb", „graublau", „grünblau" usw. aufgeführt, und nur bei „schwarzweißrot" steht die Mahnung: „aber: die Farbe Schwarz- Weiß-Rot". Was man im Wörterverzeichnis vergebens sucht, findet man in den „Vorbemerkungen" des Duden (Ausgabe 4945) genügend er läutert. Es heißt dort S. XXII! unter v: „Hat man sich das Wort und zwischen verbundene Eigenschaftswörter zu denken, so kuppelt man sie." Ein blau-rot gestreiftes Papier ist demnach ein Papier mit blauen und roten Streifen, während eine blaurot verfärbte Haut eine bläuliche Ab schattung von Rot aufweist. In einem Wort schreibt man ferner die wappenkundlichen Farbenzusammensehungen, da hier, wo es keine Ab schattungen gibt, ein Irrtum ausgeschlossen ist, z. B. schwarz weißrot, blauweiß, schwarzgelb. Oistinguieren. „Weshalb steht im Duden das Wort.distinguieren' mit u?" fragte ein wißbegieriger Kollege seinen Nachbar, der ihm schon öfter mit seinem Rat in sprachlichen Dingen beigesprungen war. „Steht diese Schreibung nicht im Widerspruch mit dem Bestreben, das stumme u hinter g auszumsrzen, wie dies in den Wörtern Drogerie, Girlande, Gi tarre u. ä. der Fall ist?" Die Auskunst lautete: „In .distinguieren' ist das u nicht stumm, wie fast allgemein angenommen wird, sondern es klingt wie im Lateinischen, dem es entnommen ist, mit. Nur in Wörtern rein fran zösischen Ursprungs, bei denen das stumme u nur zur Hervorhebung des G-Lautes dient, wird im Deutschen das u ausgestoßen." Als und wie. „Oie Feinde sind zahlreicher wie wir." „Das Geschütz- feuer war nicht so stark, als erwartet wurde." Es ist anfechtbares Deutsch, diese wahllose Anwendung von „wie" und „als" bei Vergleichungen. Aber die Achtlosigkeit beim Sprachgebrauch hat es schon so weit gebracht, daß der Mißbrauch immer weiter um sich greift. Selbst manchen gebildeten Leuten fehlt das Sprachgefühl so sehr, daß sie bei der Wahl zwischen diesen Wört chen raten und sich ost falsch ausdrücken. Dieses Schwanken mag ein Nach hall des ehemaligen Sprachgebrauchs sein. Ursprünglich hatte „als" ein fach vergleichende, erklärende Bedeutung und wurde im Ginne eines ver stärkten „so" gebraucht, „diu Zie 6lu minnecklicke also (--- ganz so, wie) 6er morgen rot tut üe 6er> trüben vvolcken", sagt das Nibelungenlied von der schönen Kriemhild. Auch Goethe schrieb : Den Gruß des Unbekannten ehre ja, er sei dir wert als alten Freundes Gruß. Besonders wenn „so" voran ging, brauchte man dieses „als". In Lessings „Nathan" heißt es: Fast so unerweislich als uns jetzt der rechte Glaube. Man setzte „als" und „wie" in der Bedeutung ganz gleich. „Und außen, horch! ging's trapp! trapp! trapp! als wie von Rosseshufen" schreibt Bürger in seinem Gedicht „Lenore". Aber die Wege von „als" und „wie" haben sich im Sprachgebrauch ge trennt. Heute bezeichnet „wie" die Gleichheit oder Ähnlichkeit, „als" die Ungleichheit oder Unähnlichkeit. „Wie" stellt das Verglichene auf dieselbe Stufe, „als" dagegen auf verschiedene Stufen. „Wie" entspricht demnach der ersten, „als" der zweiten Steigerungsstufe. Darum klingt es ver altet, wenn man heute mit Voß sagte: röter wie Blut. Oie gute Aus drucksweise wahrt den Unterschied in der vergleichenden Krast und trennt „rot wie Blut" von „röter als Blut". Dem Bedeutungsunterschied ent spricht es auch, wenn „als" nach „nichts" und „andrer" angewandt wird. Denn diesen Wörtern liegt nicht eine Gleichstellung, sondern eine Vor stellung zugrunde, die den einen Begriff auf eine höhere Stufe stellt als den andern. Dieser Auffassung entspricht es, zu sagen: nichts als Bürger, und: er ist ein andrer geworden, als er früher war. Somit wird sich jeder vor Fehlern schützen, wenn er die einfache Hauptregel befolgt: Nach der ersten Steigerungsstufe (positiv) steht „wie", nach der zweiten (Kom- parativ) steht „als".
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