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Typographische Mitteilungen
- Bandzählung
- 14.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-14.1917
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id51204371X-191700009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id51204371X-19170000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-51204371X-19170000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- Kunst
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 12, Dezember
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Typographische Mitteilungen
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TypographischeMliteilungen/OffizielsesOrgandesVerbandesdel-OeutschenTypographischenGesellschasten auch ich, der Not gehorchend, ins feindliche Leben, hoffend, recht bald wieder zur friedlichen Berufsarbeit zurückkehren zu können. Aber fchon Will). Busch sagt: Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Zn Ost und West, in Nord und Süd, bei allen erdenk lichen Witterungsunbilden wurde der Krieg erlebt. Manch liebe Stunde wurde Trübsal geblasen. Völlig vom Berufe losgelöst, hätte man gern erfahren, wie es „bei Druckers" aussieht. Da kam eines Tages mit der Post eine Sendung, die mir unbekannt vorkam. Beim Offnen sah ich: es war der „Korrespondent". Die Freude war groß. Durch meine Sparte erhielt ich nun Gelegenheit, die Vorgänge in Beruf und Organisation zu verfolgen. Aus den von Zeit zu Zeit veröffentlichten Berufsstatistiken ging hervor, welch großer Prozentsatz von unfern Kollegen die friedliche Arbeit mit dem Kriegshandwerk vertauschen mußte. Leider war auch ersicht lich, daß der Schnitter Tod eine reiche Ernte unter unfern Kollegen hielt. Klagerufe in Form von Artikeln wurden laut, über schlechte Ersatzmittel und über Papierknappheit. Ost uberkam mich beim Lesen der Artikel das Gefühl: Hier ist etwas schwarz in schwarz gemalt worden, so schlimm kann es unmöglich sein. Als dann der Artikel „Kriegsnöte im Drucker saal" erschien, wurde ich schon bedenklicher. War doch aus demselben zu ersehen, daß in meiner Heimatstadt eine Kom mission gewählt worden war, die die verschiedenen Ersatz mittel auf ihre Qualität und gesundheitsschädliche Wirkung prüfen sollte. Also mußte es doch schlimm stehen im Gewerbe.— Eines Morgens, die vorhergehenden Tage hatten uns einen krustigen Eisenhagel gebracht, erwachte ich in einem richtig gehenden Bett, und ich bemerkte zu meinem Erstaunen, daß ich mich in einem Lazarett befand. Ein Stück von einer Gra nate haste sich als Endziel meinen Körper ausgesucht. Nach monatelanger Behandlung wurde ich zur friedlichen Arbeit eines Druckers entlassen. Nichts lag für mich näher, als bei meiner alten Firma nach Kunst nachzufragen, und ich konnte auch andern Tags gleich die Arbeit beginnen. Beim Betreten des Maschinensaales schlug mir ein scharfer undefinierbarer Geruch entgegen. Zch hoffte, daß selbiger eine vorübergehende Erscheinung sein möge, wurde aber bald eines andern be lehrt. Da tags zuvor ein Kollege die Arbeitsstätte verlassen hatte, mußte ich die von ihm bediente Maschine übernehmen. Die in derselben befindliche Form war ausgedruckt. Zch konnte mich gleich in die Arbeit stürzen. Die alte Zurichtung wurde heruntergerissen und ein neuer Aufzug gemacht. Schon beim Aufziehen der Straffen wurde ich die Einwirkung des Krieges auf unser Gewerbe gewahr. Als Straffe hasten wir, solange ich im Geschäfte tätig war, Tauenpapier gehabt, das sich ja bekanntlich am besten dazu eignet. An Stelle dieses nicht mehr aufzutrcibenden teuren Papiers war ein bei weitem schlechteres Papier getreten. Die alte Form wurde aus der Maschine entfernt und das Fundament gereinigt. Bei dieser Arbeit kam ich auch dahinter, woher der mir beim Betreten des Saales ausgefallene Geruch rührte. An Stelle des früher zum Veinigen benutzten Petroleums oder Terpentins war ein Ersatzmittel getreten, das einen sehr scharfen, die Augen reizenden Geruch verbreitete. Die neue Form, eine Platten form mit saftigen Bildern, wurde eingehoben und die Zu richtung konnte beginnen. Schon bei dieser Arbeit wurde ich die Papierknappheit gewahr. Während es früher zur Zurich tung 44 Auflagebogen gab, erhielt ich jetzt nur noch 8 Bogen. Da hieß es natürlich sparsam umgehen. Während ich nun meine Zurichtung erledige, gebe ich der Hilfsarbeiterin den Auftrag, die Maschine zu putzen, Faden einzuziehen usw. Nach 42siündigem Zurichten werde ich auf einen weiteren Übel- stand aufmerksam. Die Stelle des Handrückens, auf der ich den zum Zurichten benötigten Kleister aufgestrichen hatte, entzündete sich schmerzhaft. Auf Befragen der Kollegen er- fuhr ich dann, daß dies auf den Kleisterersatz zurückzuführen sei und daß von seiten des örtlichen Spartenvorstandes schon dies Übel bekämpft worden ist. Nachdem nun die letzte Zurichtung aufgeklebt und derStraffe aufgezogen ist, lasse ich meine Walzen waschen. Zch bemerke, daß einige eher einem Nudelholze gleichen und will dieselben auswechseln. Aber„nischt zu machen"! Die Walzengußanstalt kann wegen Fehlens von Glyzerin, Gelatine usw. nicht mehr so viel Walzen liefern wie früher, und es ist daher vater ländische Pflicht des Druckers, auch mit schlechten Walzen gute Bilder zu drucken. So ähnlich stand auf dem Rund schreiben, das mir mein „Ober" zu lesen gab, als ich neue Walzen verlangte. Zch prüfe nun meine Bänder und sehe dabei, daß die AuSführschnüre nicht erneuert sind, trotzdem ich der Hilfsarbeiterin diesen Auftrag erteilt hatte. Zur Nede gesetzt erklärt sie mir, daß der Ober den Einziehfaden ver schlossen hält und diesen nur dann aushändigt, wenn Schnüre herausgeplatzt sind. Zch verlange nun selbst den Faden und muß mir sagen lassen, daß cö notwendig ist, Faden und Bän der bis zum Platzen in der Maschine zu lassen, da beides schwer zu erlangende Artikel sind. Der zweite Tag meiner Berufstätigkeit hat sich zu Ende geneigt, und ich gebe mich der .Hoffnung hin, schon alle Kriegsübelstände im Drucker- saale kennen gelernt zu haben. Ehe ich nun am dritten Tage meine Walzen einsehe, fülle ich meine Fettbuxen mit einer zweifelhaften Masse; ich behaupte: wenn man in Friedens zeiten dabei betroffen worden wäre und das körnige Zeug als Buxenfett verwandt hätte, der Sack wäre sicher gewesen. Nun die Walzen eingesetzt und die Maschine geölt. Trotz alles Nüttelns und Schüttelnd der gefüllten Schmierölkanne kommt kein Tropfen Öl heraus. Beim Nachsehen merke ich, daß aus dem früher so schönen gelben Öl eine schwarze, schlammige Masse geworden ist. Unter ständiger Benutzung eines Stückchens Draht (im Felde diente es mir als Pfeifen räumer) gelang es mir endlich, die Maschine durchzuölen. Nachdem die Farbegebung reguliert und die Walzen ein gelaufen sind, lasse ich einige Makulaturbogen und einen Auflagebogen durch. Zch bessere noch einige Stellen auf den, Zylinder nach, ziehe die Ölbogen darüber und beginne zu drucken. Der Druck sah ganz sauber aus, die Bilder gefielen mir gut, kurz ich war mit meiner Arbeit, trotz dreijähriger Unterbrechung, sehr zufrieden. Da die Auflage eine große ist, denke ich an die gute Zeit, die ich nun vor mir habe.
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