Typographische Mitteilungen

Typogl-aphischeMittellungen/Offl'zl'elsesOrgandesDel'bandesdei'OeutschenTypographlschenGesessschasten sei betont, daß hier von zwei Kategorien im Gewerbe ge sprochen wird, dem Setzer und dem Drucker, in den kleinsten Orten kommen ja in der Negel nur „Schweizerdegen" in Betracht, also hier für beide das gleiche gelten soll. Gar bald nach der Lehrzeit wird es der junge Kollege merken, daß an seiner Ausbildung vieles, vieles fehlt, daß er besseren Arbeiten nicht gewachsen ist, daß die Anfangsgründe schon nicht die richtigen waren, daß vielleicht auch ein gut Teil an ihm selbst gelegen hat und daß jetzt die Zeit ge kommen ist, um das Versäumte nachzuholen. (Zs wird ihm gerade nicht schwer fallen, auch wenn er sich allmählich ver schiedenen Sportvereinen zur Hebung seines Körpers zu wendet, nach und nach für seinen Beruf Wissenswertes an zueignen. Zn erster Linie gehört hierher ein gutes Lehrbuch für Seher und Drucker. Wir haben eine ausgezeichnete Fach lektüre) kennt er sie nicht, so wende er sich wegen Empfehlung an einen erfahrenen Kollegen. Dieses Lehrbuch soll mit Ver stand gelesen, das passendste herausgeholt und im Kopfe ein geprägt werden. Nach und nach wird ihm alles leichter ver ständlich,- er findet dann seine geistige Nahrung. Das Halten einer oder mehrerer Fachzeitschriften, deren wir in Deutsch land eine große Anzahl in wirklich gediegener Art besitzen, ist unbedingt nötig. Das Auge gewöhnt sich nach und nach an schöne Arbeiten,- der junge Kollege wird sich an praktische Vorschläge halten, und die Zeit wird kommen, in der er ohne Fachzeitschrift nicht mehr sein kann. Das Entstehen seiner Arbeiten wird er mit einem ganz andern Zntereffe verfolgen, der Geschmack wird sich zusehends bessern. Er findet in den Fachblättern durch gediegeneSahbeispiele geistigeAnregungen in jeder Hinsicht, vorzügliche Besprechungen über diverse Neu heiten und nicht zuletzt Arbeiten von den im graphischen Be rufe tätigen Künstlern. Das alles muß erzieherisch wirken, muß dem richtig Lesenden die Augen öffnen — es wird die Liebe zum Berufe wachgerufen. Eine Hauptsache darf nicht übersehen werden: das typographische Zeichnen. Gerade das Zeichnen wird in den kleineren Fortbildungsschulen meist ver nachlässigt. Während in den Druckstädten eigene Fachklassen gebildet werden und durch anerkannt tüchtige Fachleute dort das Zeichnen betrieben wird, ist es auf dem platten Lande nicht möglich, solche einzurichten) gewöhnlich versieht ein Lehrer den Zeichenunterricht, der aber vom Fachzeichnen keine Ahnung hat. Ein modern ausgebildeter Buchdrucker ohne Fertigkeit im Zeichnen ist undenkbar. Doch kann das Zeich nen von Gehilfen auch am kleinsten Orte geübt werden. Hier zu bediene er sich wieder der Fachliteratur. Auch Fernkurse sind zu empfehlen. Das Skizzieren wird bald zur Gewohn heit werden. Sind erst einmal gute, einfache Arbeiten in Schwarz hergesiellt, wird der Übergang zu den Farben eine unausbleibliche Folge sein. Das Einsenden diverser Arbeiten an Fachblätter zur Beurteilung derselben ist ebenfalls emp fehlenswert. Voraussetzung ist dabei, daß der Kollege einer sachlichen Kritik zugänglich ist. Wer etwas höher steigen will, wird sich einige Werke für das Zeichnen bestellen,- er wird das Zeichnen intensiver betreiben und sich nach und nach auch an die Lösung schwerer Aufgaben heranwagen. Mit 20 Buchdruckfarben umzugehen bzw. mit dem Mischen derselben sich zu befassen, ist anfangs Vorsicht am Platze, da die Farben bekanntlich teuer sind. Zn den größeren Städten hat man seit langem Farbenmischkurse eingerichtet, in den kleineren aber heißt es, sich selbst aufraffen und selbst lernen! Wie sieht es nun aus mit dem „Schweizerdegen" an kleinen Orten, wie ist seine Ausbildung beschaffen? Von einer Zurichtung der Form keine Spur, eingehoben, der Druck stark gestellt und dahin geht es mit der Form. Zum Zurichten ist keine Zeit! ruft der Prinzipal oder Faktor, es geht auch ohne ihr! Der einsichtsvolle Leiter weiß jedoch, daß die Schrift und das Material mindestens noch einmal solange hält, wenn auf gute Zurichtung der Formen gesehen wird. Es muß eben der Drucker in solch kleinen Geschäften selbst das nötige Znter effe besitzen und viel nach den Angaben seines Lehrbuches arbeiten. Wohl mag es nicht ohne Kampf mit dem Besitzer des Geschäfts abgehen, wenn die Zurichtung etwas länger dauert als sonst, doch ein aufrechtsiehender Kollege hat man ches schon bei seinem Prinzipal ausgerichtet. WaS nun das Zurichten von Platten und Zllustrationen bedingt, das kann später in neuen Konditionen, wenn er im allgemeinen mit Zurichtung vertraut, ganz gut durch die Praxis im Geschäft nachgeholt werden. Ein weiterer wichtiger Punkt für Seher und Drucker ist auch das Sammeln von diversen besseren Arbeiten und Einkleben derselben in eine Mappe, sei sie noch so primitiv. Am besten verwende man hierzu ein altes aus- rangierteö Musterbuch, aus dem man, umNaum zu gewinnen, aller zehn Blätter fünf Blätter ausschneidet. Oie Ausgaben, die dem Kollegen entstehen, werden sich bald bezahlt machen. Das Erziehen aber der Kundschaft zu mustergültigen Arbeiten liegt in erster Linie in den Händen der Druckereien, nicht zuletzt durch Erzeugung nur guter und schöner erstklassiger Arbeiten. ES bedarf also nur eines guten Willens der Kol legen, sich durch Selbstbildung auf eine fachtechnische Höhe zu bringen, damit die an und für sich unberechtigten Klagen der Prinzipalität über schlechtes Gehilfenmaterial gänzlich verschwinden. Gg. Kuchenreuter (Negensburg) E Das Faltenschlagen ines der gefurchtesten Übel beim Druck ist das Falten schlagen. Gerade die jetzt bei neuzeitlichen Druckarbciten beliebte Art, das Ganze mit einem geschlossenen, mög lichst knapp nach außen verschobenen oder direkt abfallenden Nahmen zu versehen, hat schon manchen Drucker, besonders beim Druck von Briefbogen, in gelinde Verzweiflung ge bracht. ünd doch ist es auch hier in scheinbar unmöglichen Fällen doch möglich, die Falten zu beseitigen) leichter ist es allerdings, dem Übel vorzubeugen und die ganze Arbeitsweise so einzurichten, daß keine Falten entstehen können. Oer beste Beweis für das Gesagte ist wohl der, daß gleiche Formen auf derselben Maschine einmal anstandslos gedruckt werden, bei der nächsten Gelegenheit jedoch die größten Schwierig keiten bereiten. Oie ürsachen zu ergründen, muß die erste Sorge des Druckers sein, wenn sich Falten einstellen. Zn der