Suche löschen...
Typographische Mitteilungen
- Bandzählung
- 14.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-14.1917
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id51204371X-191700009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id51204371X-19170000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-51204371X-19170000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- Kunst
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 4, April
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Typographische Mitteilungen
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Aprils? Typographische Mitteilungen XL V. Jahrgang Offizielles Organ -es Verbandes -er Deutschen Typographischen Gesellschaften Zum Nachdenken er Ostertermin lenkt unfern Blick wieder einmal auf die Zugend, die in unfern Beruf eintritt und die als neugebackene Gutenbergjünger und als Kollegen sich in den Kampf des Lebens stellen soll. Zwei bedeutsame Zeit punkte im Menschenleben! Ob alle die Zünger die Kraft finden werden, diesen Daseinskampf mit Ehren zu bestehen? Es wird immer schwieriger, sich im beruflichen Wettbewerb zu behaupten, und es gehört außer gutem Willen ein großes Maß geistigen Rüstzeugs dazu. Das sollten die „Neuen" sich immer vor Augen halten. Der nachfolgende Artikel unsres geschätzten Mitarbeiters gibt in anregender Weise vortreff liche Lehren. Mögen sie Beherzigung finden! ein Lehrjunge ist ein Träumer. Schon eine ganze Weile beobachte ich ihn. Ganz in Gedanken versunken steht er, mit dem Putzlappen in der Hand an der Maschine und stiert. Eine besonders wichtige Stelle hat er sich, als Ausgangspunkt seiner schein bar tiefgründigen Gedankengänge nun gerade nicht ausge- sucht. Oder freut er sich über ein besonders blank geputztes Maschinenteil? Aber Freude malt sich anders in den Zügen eines angehenden Züngers der schwarzen Kunst. Man denke nur an sein eigenes, sauer verdientes, erstes Minimümchen. Und dann - Franz ist nicht besser als der Durchschnitt all der andern Buben, die unfern ziemlich großen, von Ma schinen aller Art besetzten Saal bevölkern. Der Befehl, die Maschine zu putzen, löst auch bei ihm nicht gerade behagliche Gefühle aus, die wiederum im Gesicht ihren Ausdruck finden. Jedoch ist er Philosoph genug, um sich ins Unvermeidliche zu fügen. Er halt also meine Maschine ziemlich sauber. Aber vorläufig stiert Franz die Seitenwand der Maschine an. Ob er wohl überhaupt eine Gedankentätigkeit mit diesem Schauen verbindet? Wenn ich Grund zu der Annahme hätte, daß sein Interesse der Maschine oder einem bestimmten Teile gälte, ließe ich ihn ruhig gewähren, so aber muß ich Franzen aus seinem schönen Traume wecken, da ein glattes Maschinen teil doch unmöglich soviel des Interessanten bieten kann. „Franz!", und indem ich ihn anrufe, siehe ich auch hinter ihm. — Wohl, weil er in dem Augenblicke nicht, dem erhal tenen Auftrag gemäß, am putzen ist, drückt sein Gesicht für kurze Zeit Verlegenheit aus, doch da er meine forschende Miene steht und weiß, daß ich auf seine Fragen immer gern Auskunft gebe, ja, ihm sogar befohlen habe zu fragen, wenn er über etwas im Zweifel ist, so meint er, nun schnell gefaßt und ganz treuherzig: „Ja, ich wußte nicht, was diese Schraube", und dabei deutete er auf eine, in die Seitenwand der Ma schine eingelassene Spindelschraube, „für einen Zweck hat?" Eine bedeutungsvolle Frage, mein lieber Franz, so denke ich bei mir und freue mich, weil ich durch diese Frage die Gewißheit bekomme, daß Franz kein Grübler und Sinnierer ist, der seine Gedankenkrast inhaltlos verschwendet, sondern auf praktische Dinge richtet. Ob aber dir das Leben,mit seinen ost sturmbewegten Wellen die Beantwortung einer Frage immer so leicht macht, mein lieber Franz? Und ob du wohl die Krast finden wirst, nicht zu ruhen und zu rasten, bis du Antwort findest auf all die kleinen und großen Fragen, die sich dir noch im Leben ent gegentürmen? ünd die eine, die größte aller Fragen: Hat das Dasein, hat das Leben, unsre Arbeit, unser Streben denn überhaupt einen Zweck? Wird sie dich verschonen wie so viele, viele Gleichgültige und Interesselose unter uns, die nie dem Sturm freier Gedanken keck und offen die Stirn geboten, die eingelullt in ihr tägliches Einerlei nicht wagen, ihre Seele im Gedankenflug über Alltägliches zu erheben? Aber nein, sie kommt! Auch dich wird sie packen und auf rütteln. Sie kommt, um dein Inneres zu zerwühlen und zu zerfleischen, um einen Sturm, eine Hochflut von Gedanken in dir wachzupeitschen. Gedanken, die scheinbar alles, was dir in Elternhaus und Schule als unantastbar, als heilig hin- gesiellt wurde, über den Haufen werfen und die dich schon deswegen in den größten inneren Zwiespalt mit dir selbst bringen müssen. Dann wünsche ich dir, daß du klaren Blick behältst, daß du erkennst, wie unendlich wichtig du als Glied des Ganzen im Weltgeschehen und Weltvergehen sein kannst und wie un endlich wichtig als Einzelperson du daran beteiligt bist. Du wirst erkennen, wie tief da unten deine Brüder den Kampfums Dasein, um des Lebens nackteste Notdurst kämpfen. Mit Macht wird eö dich drängen zu helfen und mitzuhelfen, die stählernen Fesseln zu sprengen, die Geist und Körper niederzwingen. Eine Flamme, ein heiliges Feuer wird dein Inneres durch lohen und all die kleinen Sorgen des Alltags, die vielen Widerwärtigkeiten des Lebens werden dir klein erscheinen vor dem einen großen und hehren Ziel.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder