Groß- und Kleinschreibung s ist nicht zu leugnen: die Groß- und Klein schreibung bietet Schwierigkeiten, die viele nicht völlig zu überwinden vermögen. Unsre Erfahrungen im täglichen Berufsleben beweisen das- selbst sorgsam hergestellte Bücher und Zeit schriften zeigen uns immer wieder, daß es aufdiesem Gebiete Klippen gibt, an denen selbst sprachlich Ge schulte scheitern. Freilich: eine große Veihe immer wiederkehrenderVerstöße könnte vermieden werden, und über die einfacheren Unterscheidungsmerkmale müßten sich nach all den mündlich und schriftlich gegebenen Aufklärungen alle klar sein, die mit der deutschen Sprache sozusagen handwerksmäßig um zugehen haben. Hier trifft aber zu, was im Zahr- gang4945 der„T.M."aufSeite2S gesagt wurde: daß von den vielen gegebenen Aufklärungen nur jene etwas profitieren, die sie anhören oder lesen und durchdenken. Das beste Lehrbuch ist Lammertz' Ausführliche Vechtschreiblehre, das den Lesern der „T.M." schon früher warm empfohlen wurde. Seine leichtverständliche Lehrart ermöglicht es jedem, der aufmerksam und fleißig das Buch studiert, auch der Schwierigkeiten in der Groß- und Kleinschreibung Herr zu werden. Lammertz führt zunächst die Wortklassen auf und zeigt an zahl reichen Beispielen die Unterscheidungsmerkmale zwischen Groß- und Kleinschreibung. Oie Kennt nis der Wortklassen und ihrer Beziehung zur Groß- und Kleinschreibung ist natürlich unerläßlich zur Beherrschung derVechtschreibung.Man muß wissen, warum man „bis zum äußersten quälen", aber „bis zum Äußersten gehen" schreibt, warum man „ins Blauestarrt",„grau in grau malt",aber eineSache „ins reine bringt" und eine „in Schwarz" gekleidete Oamebewundert.Auchistessprachlichwohlbegrün- det, daß man „im trüben" und „imTrüben" fischen, daßman„vonneuem"und„vonNeuem"reden kann. Oen Schwierigkeiten in der Groß- und Klein schreibung wurde in dem am 25. März zu Ende ge gangenen Oeutschtehrgang in derTypographischen Vereinigung Berlin besondere Aufmerksamkeit ge schenkt. Es ist vom Leiter des Lehrganges viel Fleiß und Mühe darauf verwendet worden, aus der täg lichen Berufsarbeit heraus die zahlreichen Fälle von Falschschreibungen aufzuzeigen, die durch einfache Ersragung (was?, wie?, wo?, wohin? usw.) leicht vermieden werden könnten,- daneben wurden auch die verzwicktesten Fälle besprochen und erläutert. Einübungsschreiben nach Vorspruch (sogenanntes Diktatschreiben) sollte den Erfolg all der Bemü hungen zeigen. Leider stand das Unternehmen unter keinem günstigen Stern. Noch im letzten Augenblicke mußte wegen der Kohlennot der Unterricht vom Schulgebäude in eineGastwirtschafiverlegtwerden, wodurch manche den Anschluß versäumten. So nahmen nur Kollegen (5 Korrektoren, 2 Setzer und 4 Maschinensetzer) an der Übung teil, wobei 32 Sätze niedergeschrieben wurden. Das Ergebnis war, daß von den Korrektoren 4—s, von den Ma schinensetzern y—42 und von den Setzern y—47 Fehler gemacht wurden. Bemerkenswert war dabei, daß die meisten Fehler bei den einfacheren Fällen unterliefen- die schwierigeren Fälle wurden meist glatt überwunden. Oie Sätze entstammen zum größten Teil dem Lammertzschen Lehrbuche- der Mst ist von dem Lehrgangleiter auf Grund der ge machten Erfahrungen beim Unterricht entworfen worden. Es wird gewiß für unsre Leser nützlich sein, wenn wir diese Übungssätze Mitteilen, bei denen die Groß- und Kleinschreibung durch den Vechtschreibsachverstandigen Herrn Otto Veinecke in recht lehrreicher Weise erläutert worden ist.