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Typographische Mitteilungen
- Bandzählung
- 14.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-14.1917
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id51204371X-191700009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id51204371X-19170000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-51204371X-19170000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- Kunst
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 4, April
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Typographische Mitteilungen
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TypogmphischeMitteisungen/OffiziellesOl'gandesDesbandesderOeutschenTypographischenGesellschasten IIIlIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlIIllUIIIIIIIIlIl>IIIlIIIIIIIIIIIlIIIIIII!IIIIIIIlIINIIII>IIIIIIIIIlIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlIIIIIIIIIIlIMIIIIIIIIIIII>IIIIINIlI>IIIIIIIIIIIlIIlIIIII>IIlIIIIIIIIIlIIIIIIIIIlIIlIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII>IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII»IIIIIlIIIIII»„,II„,IIIIIIIIIIIIIlIIIIU Sprachliches und Mchtschreibung Im Aufträge der Zentrallomrmsswn der Korrektoren Deutschlands zusammengeskellt von der Schrlstleltung der „FachmMeilungen". — Auf sprachliche Richtigkeit geprüft vom Rechtschrelb- sachverftändigen Otto Reinecke, Kais, Oberkorrektor. Vermeidet entbehrliche Fremdwörter! Immer wieder wird dem deutschen Volke dieser Mahnruf entgegengehalten. Von den Behörden, vom Vehr stuhl, vom Rednerpult aus bemüht man sich ernstlich, der reinen deutschen Sprache zum Siege zu verhelfen. Oer Erfolg ist auch nicht ausgeblieben. Verdeutschungen wie: Fahrschein (für Billett), Bahnsteig (für Perron), Ausweis (für Legitimation) usw. sind jetzt in aller Munde und kommen einem so selbstverständlich vor, daß man sich gelegentlich fragt, aus welchem Grunde eigentlich früher die fremde Bezeichnung der Dinge gewählt wurde. Leider gibt es aber auch Stellen, die allen Verdeutschungsbestrebungen eine bedauerliche Gleichgültigkeit, wenn nicht gar trotzigen Widerstand entgegen setzen und die doch mit in erster Linie dazu berufen sein sollten, dem guten Deutsch in den weitesten Kreisen Eingang zu verschaffen. Das sind einzelne» Schriftleiter an unsern Tageszeitungen, die sich anscheinend von liebge wonnenen Fremdwörtern nicht trennen können. Dabei kann man es noch begreiflich finden, wenn einem Schriftleiter in der Eile ein Fremdwort in die Feder schlüpft! bedenklich aber ist es, wenn man feststellen muß, daß der fremde Ausdruck mit voller Absicht gewählt wurde. So konnten die Korrektoren in einem großen Zeitungsbetrieb öfters wahrnehmen, daß deutsche Wörter, die im Manuskript ursprünglich richtig standen, wie z. B. Mittelmächte, Dierverband, verbündeten, Franken (abgekürzt: Fr.), Tonnen, von dem zuständigen Schriftleiter in die entsprechenden Fremdwörter um geändert wurden: Zentralmächte, Entente, alliierten, Francs (abgekürzt: Frcs.), Tons. Wenn nicht mit unüberwindlichen Schwierigkeiten zu rechnen ist, w rd man derartige Verschlechterungen im Manuskript unbeachtet lassen und die richtige deutsche Bezeichnung wiedergeben. Nun soll aber durchaus nicht verkannt werden, daß ein großer Teil der Schriftleiter von Tageszeitungen bestrebt ist, das entbehrliche Fremd wort durch ein gutes deutsches Wort zu ersehen, wenn auch der Eifer mit der Länge des Krieges abzunehmen scheint. Zu den größeren Blättern, die sich in dieser Beziehung um die deutsche Sprache verdient gemacht haben, gehört die Kölnische Volkszeitung. Sie läßt auf der Rückseite aller Abrech nungen und der ihren Mitarbeitern zugehenden Geschäftspapiere folgende Mahnung abdrucken: „Nie Zeitung erkennt die Bestrebungen, an Stelle leicht entbehrlicher Fremdwörterdeutsche Bezeichnungen zu gebrauchen, gern an. Indes ist es der vielbeschäftigten .Redaktion' — für welche bei dem drei- bis viermal täglichen Erscheinen des Blattes das rasche Arbeiten ein unvermeidliches Erfordernis ist — nicht möglich, die Arbeiten der Herren Mitarbeiter in der Weise von entbehrlichen fremdsprachigen Ausdrücken zu befreien, wie es wünschenswert wäre. Oie .Redaktion' richtet daher an sämtliche Herren Mitarbeiter und Berichterstatter sowie an die Freunde der Zeitung die ergebene Litte, sich bei allen Einsendungen möglichst deutscher Bezeichnungen zu bedienen. Anderseits aber bittet sie, jede Übertreibung durch Zwangsübersehung streng zu vermeiden. Es handelt sich nur um den Ersah entbehrlicher Fremdwörter, das heißt solcher, für die allgemein verständliche, gute deutsche Ausdrücke vorhanden sind. Oie Vermeidung der Fremdwörter in den Zeitungen hat in erster Linie den Zweck, die Mitteilungen allen Schickten der Zeitungsleser verständlich zu machen. Dieser Zweck würde aber durch unverständliche Verdeutschungen un entbehrlicher Fremdwörter vollständig verfehlt werden. Oer Grundsatz laute: Kein Fremdwort für das, was in gutem Deutsch ebenso ver ständlich ausgedrückt werden kann." Das ist ein Weg, von dem man nur wünschen kann, daß ihn recht viele deutsche Tageszeitungen ein- schlagen möchten. Mark 3, 3,—, 3,00? Nicht nur in Tageszeitungen, sondern auch in besseren Drucksachen stößt man öfters auf eine Ünsitte, die sich anscheinend aus einem beim Tabellensah angebrachten Notbehelf heraus für den fort laufenden Sah entwickelt hat. Man hat sich sogar allmählich daran ge wöhnt, Sähe zu hören und zu lesen, die dem feiner Empfindenden uner träglich auf die Nerven fallen. Wer hat nicht schon im Laden gehört, daß z. B. der Preis eines Buches Mark Z (statt Z Mark) kostet? Wer liest nicht täglich in der Zeitung, daß Eintrittskarten usw. zu Mark Z, 3,—, 3,00 oder, ebenso verkehrt, zu 3,—, 3,00 Mark an der Kasse abgegeben werden (an statt kurz und deutlich zu schreiben: 3 Mark)? Muß man im ersten Falle vor allem die Stellung des Wortes Mark vor der Zahl verurteilen, so kann man in beiden Fällen das Anhängen der leeren Dezimalstellen mit Ge dankenstrich oder Nullen hinter die volle Zahl nur als unnötigen Ballast bezeichnen, der das Lesen erschwert und zur Verschönerung des Satzbildes nicht beiträgt. Dasselbe ist zu sagen bei der unnötigen Häufung von Nullen undBeistrichen in folgenden Fällen: Vorrätig inLängen von 3,00,3,73,4,00 rn (statt 3, 3,75,4 m); die lichte Weite der Röhren beträgt 2,00, 3,00, 3,50 cm (statt 2,3,3,50 cm). Sosehr die Reinigung der deutschen Sprache von ent behrlichen Fremdwörtern zu begrüßen ist, ebensosehr aber muß man wün schen, daß auf ein gutes Deutsch in Wort und Schrift die nötige Sorgfalt verwandt wird. Schlechtes Deutsch. Auf der Einladungskarte eines Arbeiterbildungs vereins zu einer Schiller-Feier liest man die Mahnung: „Das Rauchen ist zu unterlassen", und darunter steht: „Auch werden keine Getränke gereicht". Anscheinend wollte der Seher eine volle Zeile haben. Aber wes halb denn da sagen „Auch"? Worauf bezieht sich dieses Wort? Im vor hergehenden findet man nichts Ähnliches. Oie Zeile wäre auch voll ge worden, wenn man in geläufigem Deutsch gesetzt hätte: Getränke werden nicht verabreicht. Gerade weil es sich um einen Äildungsverein handelt, sind derartige Verstöße zu rügen. Ebenso darf nicht mehr abgekürzt werden: pfg., sondern Pf., alles Verstöße auf einem Blatte, die leicht zu vermeiden sind. Auch das gänzliche Fehlen der Satzzeichen am Ende der Zeilen ist durchaus nicht zu billigen. Ich versichere Ihnen — ich versichere Sie. Oer Streit über diese Frage will nicht verstummen. Don Rednern und Leuten, bei denen man eine gute Sprachbildung vorausseht, wird auch heute noch beharrlich die Redewen dung gebraucht und als richtig verteidigt: „Ich versichere Sie, daß ..." Da hilft kein Hinweis auf unsre bedeutmdsten Sprachforscher; die Herrschaften sind eben nicht zu überzeugen. Richtig ist nur: „Das versichere ich dir", „dessen versichere ich dich" (aber nicht: das versichere ich dich), „ich ver sichere Ihnen, daß ...", aber: „ich versichere Sie gegen Gefahren irgend einer Art", passiv: „Mir ist versichert worden, daß ..." oder: „ich bin versichert gegen Feuersgefahr". Putztisch oder Toalettisch? Über das Schicksal eines Fremdwortersahes plaudert Professor l)r. Tesch (Köln) in der „Sprachecke des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins": Ein feingekleideter Herr tritt ein. Als „Re klamechef" einer großen „Firma" stellt er sich vor. Was will er? Nun, was kann der Vertreter eines großen Geschäfts bei einem Vertreter des Sprach vereins anders als eine Hilfe in Derdeutschungsnöten suchen! „Können Sie mir ein passendes Wort für Toilettentisch sagen?" fragt er mit einem bestimmten Klang, als ob das Verdeutschen mein Geschäft wäre. Ich sinne nach, da fällt mir Schiller ein. Im Fiesko steht es; die Gräfin braucht es dort. Ich empfehle also dem Herrn: „puhtisch". — „Was!? puhtisch? Das ist ja der Küchentisch, worin man alle puh- und Wischlappen aufbewahrt. Das geht nicht." — Ich kann meinen schönen Einfall so leicht nicht preisgeben und lenke ein. Ich bemerke, daß es doch heute auch für den Kaufmann so etwas wie eine vaterländische Pflicht gibt, das deutsche Wort höher zu schätzen als das Fremdwort. „Höher ? Bedenken Sie, welchen Wert solch ein Fremdwort für einen Kaufmann hat. Mit solchem Wort machen wir große Geschäfte. Aus dem Geschäft zahlen wir riesige Steuern. Aus den Steuern werden Kanonen, Kriegsschiffe gebaut!" Er betont jedes Wort heftig, so daß ich wegen meiner sträflichen ünkenntnis und vor der Gewalt seiner Gründe in die Erde sinken soll. Aber ich gebe den Kampf noch nicht auf. „Eine deutscheGeschästsanzeige ist doch heute wirksamer als eine fremd ländische", sage ich gefaßt. „Aber die Konkurrenz!" entgegnet er, „ihret wegen müssen wir das Wort haben. Doch will ich es mir überlegen, ob ich ein deutsches Wort finde." Er geht. Nach einiger Zeit finde ich in seiner Zeitungsanzeige das heißbegehrte Juwel —: „Toalettisch" ist die groß- artige Verdeutschung! Jetzt erkenne ich Armer: die Verschönerung Schiller scher Sprache, die Niederringung des Wettbewerbs, die Rettung Deutsch lands — alles hängt an dem Toalettisch. Neuorientierung. Zu den Fremdwörtern, die sich erst während des Krieges in unsrer Sprache breitgemacht haben, gehört neben Rationierung, Kon- tingentierung usw. auch „Neuorientierung". Überall ist es zu finden, und man kann sich nur den Worten 0r. O. Sarrazins vom Allgemeinen Deutschen Sprachverein anschließen, wenn er schreibt, daß man zum Fremdwort greifen muß, wenn man beim Deutschen mit einem Schlagwort Schule machen will. Dann entsteht flugs ein „neues" Modewort, so alt die Sache an sich sein mag. Denn die Orientierung wie die Neuorientierung ist in unserm ge liebten Deutsch uralt. Von jeher hat jeder Forscher auf jeder Sternwarte, der einen Himmelskörper beobachten wollte, sein Fernrohr auf diesen Stern eingestellt, ünd jeder Windmüller hat von jeher seine Mühlenflügel — manchmal soundso oft am Tage — auf den jeweiligen Wind neuein- stellen müssen. Wir Deutschen bedürfen deshalb trotz Krieg und Kriegs verhältnissen der „Neuorientierung" nicht; wir brauchen uns nur alle und auf allen Gebieten den großen Zeitläuften und ihren Erfahrungen gegen über neueinzustellen. 61
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