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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.04.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930419017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893041901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893041901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-19
- Monat1893-04
- Jahr1893
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Extra-Vrllagrn (gesalzt), nnr mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung X 60.—, mit Postbesürderuug Xl 70.—. Jinnalsmekchluß fir Anzeigen: Abend-Ausgab«: Vormittag« 10 Uhr. Morgen«Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bel den Filialen und Annadmeslesleu st ein» halb« Slund« früher. Anzeige» sind stet« an dt« Erdesttio» zu richte». Druck und Verlag von L. Pol» ku Leipzig. Z? M. Mittßvoch den 19. April 1893. Amtliche Bekanntmachungen. Zu der akademischen Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Königs, welche Sonntag, den 23. dieses Monats Vormittags II Uhr in der Aula der Universität stattfinden wird, beehrt sich der Unterzeichnete die Freunde und Gönner der Universität hiermit ergebenst einzuladen. Leipzig, am 17. April 1893. Der Rector der Universität. v. Brieger. Lekanntmaämng. Da« IS. Stück de- dte-jährigen ReichrgesetzblatteS ist bei un» riigegangen und wird bi« zum 12. Mat «lese» Aatzre« auf dem Naiddousiaalr zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 2091. Verordnung, betreffend da» Aufgebot von Landansprüchen im südwestafrikanischrn Schutzgebiet. Vom 2. April 1893. Leipzig, de» 1b. April 1893. Der Aattz «er Stadt Leipzig. vr. Georgs. Srumbtegel. LekauutmachllNt. vor einer grohe» Anzahl bebaoier und bewohnter Grundstücke in LeipzigFtotrttzsch bestodeu sich die Fußwege noch tu unbefestigtem Zustande. Diele Fußwege find in Folge dessen und wegen ihrer Mangel- hasten Unterhaltung bei anhaltend nafirr Witterung fast »«begehbar. Wir fordern delhalb sämmtllche Besitzer «ebauter «ud br- »«hntrr Grundstücke in Leipzig. Eutritzsch hierdurch aus, ihre Fußwege, soweit dies« noch nicht in der in g. 4 de« Ul. Nachtrag» zum Regulative vom 1b. November 1867, die neuen städtischen jlnbaue und die Regulirnng der Straßen betreffend, vorgeschriedenen Weise besestigt sind, tnnerhal« dreier M«uate, von Erlaß dieser Bekanntmachung an gerechnet, nach vorgängiger Einholung der erforderlichen Genehmigung und der für jede Fußwegherstrllung nöthigeu Linzelvorschriften mit Mosaikpflaster befestigen und läng« der Tagerinn» mit Graattschwellen «insaffeu zn lasten. Leipzig, am 18. April 1893. Der «ath «er Stadt Letdrlg. l» 746. Oe. Georgs. Ltchorin». Lekanntmachung. Hierdurch machen wir bekannt, daß wir die Brauktraßk in LeipOg-Gohii», soweit diese aus der Parcelle Nr. 277 de» Flurbuch» für Gohlis und Westlich der Kreuzung mit der Louisenstraße liegt, iu da« Eigenthum uud di« Verwaltung der Stadtgemeind« über nommen haben. Leipzig de» 11. «Peil 1898. Io. i28o. Der Math »er Dtadt Lr^iD Vr. Georgi. Redlich. Lekanntmachrmg. vom I. Mat l. A«. ab ist die Hauptgeschäftsstell« der Ort», lraakeucaste, Ricolaikirchhos S. mit Ausnahme der Sonn- und Feier lag«, für da» Publikum gelsfnet v«r«tt»agd »an 8 dis 1 Udr Mittags und Nachmittag« »an » dt« S U»r. Durch dies« verändert« Geschäftszeit wird dt« jeden Sann« a»rnd io den AUtate» stattfiudend« strankengelder-Auszatzlun, utertrt berührt Leipzig, am 17. April l8S3. Dt« vrtdkranlencaße fite Leipzig nud Umgegend. Earl Buhl, stellvertr. Vorsitzender. G. Hebammengesuch. Für den an» der Stadl Trcdlr« und den Ortschaften Alten- hain. VaufchBttz, Aattzeradark, DeeltngftSdt, Walzig und Wedntg bk,lebenden, circa 2600 Einwohner zählenden Hebammen- bezirk, wird an Stelle der freiwillig weggeheaden rku« zweite Hebamme gesucht. Wohnsitz ist in Dressen zu nehmen. Geprüft« Hebammen wollen unter Beifügung ihrer Zeugnist« nnd eine» ortsbehördliche» Leumundszeugnisse«, bei Berdciralheten solche» nur für ihren Ehemann, gefälligst bald die»bezüglichst Gesuch« anher »iuretchen. Trebl«», am 18. April 18SS. Der Dtadt,,tk Berger. Aus Frankreich. X. Part». 1«. April. In der letzten Woche hat in ganz Frankreich die Früh jabr«-Sessioa der Generalräthe (Provinzialräthr) statt gesunden, deren Berathungen häufig zu interessanten politischen Zwischenfälle» Beraalafsung geben^ wa« aber diese» Mal unerwarteter Weise beinahe gar nicht der Fall gewesen ist. Ich sage unerwarteter Weise, da man allaemeia angenommen halte, es" werde in den Sitzungen dieser Provinrial-Bersamm- lungen die durch den Panama-Scandal und sonstige Vorgänge im ganze Land» hrrvvrgerusene Mißstimmung zum Au«vruck kommen, und e« werde sich bei dieser Gelegenheit zeigen, taj eia« große Unzufriedenheit im Lande berrsche und keß dir republikanische Regierung wie dir Kammern dir Cvmpathien der Bevölkerung in bedenklicher Weise verloren baden. Diese erwarteten Manifestationen sind nun voll ständig au»geblitbro. E« haben nur ganz vereinzelt seilen der reactionairrn Minoritäten vergebliche Versuche statt« gefunden, den einen ober den anderen Generalrath zu einer gegen die Regierung gerichteten Kundgebung zu bewegen. Man kann daher au« dies« Haltung der Geueralraihe den Schluß ziehen, daß dir große Hetze gegen die republikanisch« Reaieruna, «elchr die zu diesem Zw«»« vereinigten Mon archisten, boulaagistiscke» Demagoge« und Revolutionairr jeder Art mittelst de« Vanama-Scandal« veranstaltet haben, wenig oder gar keinen Erfolg gehabt hat. E« erhellt da« übrigen« auch au« den verschiedenen Kund- qebungen de« allgemeinen Stimmrecht«, welche in den letzten Monaten stattgrfunden haben. Eine mir vorliegend« Zu sammenstellung der vom November t892 bi« »um 9. April l89» in 4« verschieden« Departement« stattgehadl« Ersatzwahl»» für di« Genooalrßth« «niod« Folgend«« «tz »oonnt« Senrral- ralbSsitzr sind durch 52 Republikaner und 10 Reactionaire besetzt worden; die Republikaner haben >2 Sitze gewonnen und nicht einen einzigen verloren. Man sollte meinen, diese günstige Situation, welche doch kaum erbosst werden durste, müßte dir republikanische Kammeriiiajvrität veranlassen, die wenigen Monate bi- zu den Neuwablen zu benutzen, um fest geschlossen gegen die Eoalition Front zu mache» und durch die endliche Erledigung der Budgetfrage und der sonstigen noch schwebenden dringlichen Borlagen die öffentliche Meinung zu befriedigen. Da» Ergcbniß der gerade heute in Pari» stattsindenden Gemeinderalhswablen wird sür die Stimmung im Lande nickt maßgebend sein, da Pari», noch mehr wie die anderen Weltstädte, eine politische Sonderstellung einnimmt, und hier stet« nur dir extremen Richtungen zur Geltung ge langen. Der Grmrinderath, der beule ersetzt wird, bestand mit wenigen Au-nahmen an« einem Gemisch von Ultra- radicalen, Communardrn, Socialisten der verschiedensten Seelen und au» sogenannten revolutionairen Sorialistcn, welche dir Hauptstadt der Eivilisation in einen netten In stand versetzt baden würden, wenn sie die Macht besessen batten, ihre extravaganten Projekte zur Ausführung zu dringen, und wenn nicht glücklicher Weise da« Gesetz der Staatsbehörde rin weitgehende» Vetorecht verliebe. Immer hin trägt diese Zusammensetzung de» Gemcinderathe» die Schuld daran, da» Paris in den letzten Jahren gegen die anderen großen europäischen Städte in vieler Hinsicht zurückgeblieben ist und daß die Pariser städtische Verwaltung jetzt als rin abschreckende» Beispiel dienen kann. Leider wird voraussichtlich die beute staltfindende Erneuerung de» Gemeinderathe« keine Besserung bringen. E» dürften so ziemlich dieselben Ultraradicalen, Communarden und Socia listen in die glänzenden Räume de» Ralbhausc» zurückkcbren, um auf- Neue ihre Zeit damit zu vergeuden, eine politische Versammlung zu spiele» und der Negierung Opposition zu machen. Der Pariser Gemeinderath besteht au» 80 Mit gliedern, welche in 80 Stadtvierteln gewäbll werden. Nickt weniger als 380 Eandidaten haben sich heute um diese 8V Sitze beworben, welche um so begehrter sind, al» die Pariser Gemeinderathe sich außer sonstigen Vortheilcn und Annehmlichkeiten seit einigen Jahren eine monatliche »Ent schädigung" von 500 Franc« „octroyirt" haben. Da» ist eigentlich ungesetzlich, aber die Regierung bat e» trotzdem ge duldet, ohne den betreffenden Beschluß zu bestätigen. Infolge dieser zablreichen Candidaturen werden zweifellos beute nur wenige Wahlen zu Stande kommen und viele Stichwahlen nothwendig sein. Aber, wie gesagt, man darf mit Bestimmt heit annehmeo, daß Alle» beim Alten bleibt. Inzwischen haben die neuen Minister die parlamentarischen Ferien benutzt, um die Lösung de» zwischen dem Senate und der Depulirtenkammrr bestehenden Dudget-Eonflicte« zu versuchen. Heute wird angekündigt, daß e» dcn Ministern gelungen sei, bezüglich der verschiedenen Differenzen Vor schläge zu sormuliren, welche geeignet erscheinen, von dem Senate und von der Kammer angenommen zu werden. In den ersten Tagen der Woche sollen dieselben der Ainanz- Eommission de« Senate» unterbreitet werben. Wie ich höre, besteben sie darin, daß die Reform der Getränkesteuer dem Beschlüsse de» Senate« gemäß au- dem diesjädrigcn Budget au«gesch irden, dagegen in da» Budget für 1894 ausgenommen wird. Bezüglich de« non der Kammer votirtcn und von dem Senate beanstandeten Gesetze« der Einsübrung einer Steuer aus sämmtlichr Börsen-Operationen scheint der Finaazminister in dem Berichte de« Finanz-Inspector«, den er nach Berlin und Frankfurt gesandt hatte, nicht« Nackahmen-wrrtbr« gefunden zu haben, da er eine derartige Abänderung de« von der Kamnier an genommenen Gesetze« Vorschlägen will, daß der bi-herige »law« guo bewahrt bleibt, d. b., daß aus die Geschäfte im Parquet wie in der Eouliffr die Steuer erdobcn werde» kann, ebne daß dadurch die Existenz der Eouliss« gesetzlich anerkannt wird. Bon der Einführung de» in Deutschland bestebenden Systeme» de» ,freien Marktes" ist also nickt die Rede Man ist hier in mancher Beziehung viel conservaliver als anderswo, und selbst der »radikale" Fmanzminister Pevtral wird es sicherlich nicht wagen, den Kammern die Aufhebung de» Monopole» der Wechsel-Agenten vorzuscklagen. Immerhin ist jetzt Au»sicht vorhanden, daß die Eouliste auch diesmal noch .gerettet" wird: vielleicht wird man, um die Ebauvinislen zu befriedigen, im Vrrwaltung«weg« anordnen, daß kein Aus länder (soll heißen kein Deutscher) Ebes eine» Eouliffenhause» sein darf. Die zahlreichen ausländischen Eoulifsenhäuser müßten sich dann einen sranzöstschcn Associ« oder Strohmann zulegea. Die Ereignisse in Belgien werten natürlich hier mit großem Interest« verfolgt. Die meisten Journale bekunden offen ihre Lympalhirn sür die belgiscken Revolutionairr, rrmutbigen dieselben zum enischlossenen Vorgehen und prophe zeie« sür die nächstenTag« den Sturz der belgischen Monarchie und die Proclamalion der Schwester-Republik. Al» schwarzer Puurt erscheint diesen Leuten nur dir Möglichkeit, daß Deutschland und England sich veranlaßt sehen könnten, im schlimmsten Falle in Belgien rinzuschreiten, um die gesetzliche Ordnung wieder herzustellen. Gegen eine solche Eventuaiilal wird »glürlich mit Heiligkeit protestirt und versickert, daß. sobald der erste .preußische" Soldat die Grenze überschreiten werde, sofort di« Roldhosrn in Mon« sei» wurden, um die belgisch« Fr«ih«it zu schütze» Deutsches Reich. L Dressen, 18. April. Da» verstossene Jahr 1892 bat dem Deutschen ReichSvrrein zu Dresden reichen An laß zur Entfaltung lebendiger Tdatigkeit geboten. Dieselbe, tbcils aus allgemein xalriolische wie parteipolitische Zwecke, tbeils aus die besonderen Interessen de» Verein» gerichtet, war von erfreulichen Erfolgen begleitet. Ter soeben auS- aegedene Geschäftsbericht de- Verein» gedenkt in erster Linie der patriotischen Festlichkeit, welche zu Ehren de» 77. Geburtslage« de» Fürsten Bi-marck veranstaltet wurde und bei der 1>r. Han» Blum die Festrede hielt. An den denkwürdigen BiSmarcklagen voni 18. und 19. Juni >892 war der Verein bervorragend detbciligt und nalun auch in einer eigene» Gruppe an dem HulkiaungSfackelzuge Tdeil. Zu parteipolitischer. Tbäligkcit ist der Reick-verein im ver gangenen Iabre verkätlinßmäßig weniger in die Oeffcntlich- tcil gelreke». Es erklärt sich die» daraus, daß in dieser Zeit weder Wahlen zum Reichstag noch zum Landtage stanfanden. Vortragsabende wurden verichietene abgehallcn. So sprach angtstchl» der drohende» Icsuitensrage der Gencral- secrelair der nalioiialliberalcii Partei, Herr Patzig- Berlin, über .die Gefahr de» UltraniontaniSmuS seit Bismarck'» Rücktritt". Auch in dem Protestcomits, welche» Ende Januar d. I. von Dresden aus an den Reichstag eine durch viele Tausende von Unterschritten unterstützte Petition gegen die Ausbebung de» Iesuilengejetzc» abgesandt hat, war die nalionalliberate Partei durch Unterzeichnung und Mit wirkung von GestniiungSgcnofsen angcmestcn vertreten. Eine andere öffentliche Bortrag«versammlung veranstaltete der Verein am 24. Januar d. I, in welcher Herr HandelS- kammersecrcla>r Sckulze-Dresden üller .Unlaulcrer Wett bewerb und seine Bekämpfung- sprach. Da« Jubelfest zur Erinnerung an bas 25 jährige Bestehen der nationalliberalen Partei im deutschen Reiche veranstallete der Nalionatlibrrale Verein sür da» Königreich Sachsen auf dem Königl. Belvedere. Zahlreich erschienene Parlamentarier und eine große Anzahl Partei- und Gesinnungsgenosse» zeichneten da« Fest durch ihre Gegenwart au». Der Vorsitzende de» Verein» und ver-1 schiedene Parteigenossen besuchten am 22. Mai 1892 in Eisenach da« allgemeine Parleifest, am 19. Juni 1892 in Leipzig dir Generalversammlung de«Nationalliberalen Vereins sür das Königreich Sachse», am 25. September 1892, des gleichen in Leipzig die Jubelfeier zum achtzigsten Geburtstage des langjährigen Parteiführer» i» Sachsen, de» Herrn Pro fessor» Ür. Karl Biedermann, und am 4. Deceuiber >892 in Ehemnitz eine VertrauenSmännrrversammlung. Das Verrinsleden war auch im letzten Beremsjabr rege. Zur leichtere» Erledigung der vorkommendc» Geschäfte er richtete tcr Borstaud drei Ausschüsse jür die Agitation, Presse und Feste bcz. Versammlungen. Die Zahl der Mitglieder ist erheblich gewachsen. 6. U. X. verltn. >7. April. In der letzten Sitzung de» Eentralvereins für Handelsgeograpbie und För derung deutscher Interessen im Auslande nahm au» Anlaß ver zu Eurityba (Provinz Parana, Brasilien) erfolgte» Mißhandlung deutscher Familien Lurch Polizeisolkaten (über welche vom Vtre>n»-Borsttze»Lcn Or. Jan nasch im Anschluß an einen längeren Vortrag über den Schutz der Deutschen im AuSlanLe berichtet wurde) die Versammlung folgende Resolutionen einstimmig an: 1) „Dl« kulturellen, poliltjche» wt« wirthschaftllchen Interessen Deutschland» lassen e» dnagend nothwendig erscheinen, Laß de» Drutjchcn wie dein Deutjchihuin tm AuSlanLe rin energischer Schutz zu Theil werde. 2) Die inelhodische Förderung der Interessen de» Deutschthums im Au«lande muh einen inlegrirenden Theil der deutsche» Politik bilden, welche durch unsere Regierungen, Parlamente, politische, wijsenschasitiche >me wirthschostliche ktörucrschasten, Vereine und Private energischer und zieibewußter al- seither zu unterstützen und zu beeinflusse» ist 3) Ten Staaten de» Au»Ionbr», welche den Interessen der Drutichc» und de« Deutschthuin» gegenüber sich entgegenkommend verhalten, sind durch GegeuseitigkeiiSverlräge, durch Handels- und Mianzpolitisch« Mogregeln u. s. w. ivergumitgungen zu gewähren, «nderersrit« ist den Interessen der dem Deutscht-um feindlich ge- siililien Lander und Regierungen eulgrgenzutreten, wo uunier e» möglich und zweckdienlich ist. 4) Durch die Agitation aller patriotischen Vereine ist dahin zu wirken, dah die heranwachseud« Generation die Förderung der Leutichcn Interessen und de« au»ländischen Teutschlbums als »in Gebot der nationalen Eulturuolitik tn deren ganzem Umfange bewachte. ö) Unser« Sriegtmarlne ist derartig zu organisiren, daß den überseeischen deutschen Interessen eine schnellere und wirkiainer« Unterstützung zu Theil werde, ai« dir» gegenwärtig der Fall ist. k> In Bethätiaung der vorstehenden Resolutionen ist daraus zu dringen, daß die brasilianische Regierung nicht allein Genugthuung und Entschädigung für di» den denischen Uniertdanen tn Eurityba jugefü>zt«n Mttzhaiidiunge» und sonstigen Nachldcile gewahre, sondern sie ist in taiegvrijcher Form auszusordern, durchgreifende Maßregel» zu treffen, durch welch« die Wiederholung ärmlicher Vorgänge ver- hindert wird, welche da» deutsch« Nationalbewuhtsein aus« Empfind- lichst« beleidigen." (D Berlin, 17. April. Ein neue» socialdemokratische» Blatt «Der Tourist. Berliner Landpartie- unk Arbeiler-VerkehrS-Zeitung" (das schon im gestrigen Morgenblatt kurz erwähnt wurde. Red.) ist hier zur «»»gäbe gelangt. Al» Verleger und Nedacteur zeichnet Oscar Roienbain. Da« neue Blatt, das dcn Arbeitern als Leit faden bei ihren Ausflügen dienen soll, enthält u. A Be schreibungen der Umgebung Berlin-, bygicinische und voll»- wirlbschafilick-socialdeiuokralische Artikel, da« Programm der socialdemokratiscken Partei, ein« Kart« der Umgebung Berlins und „Drei schöne neue Lieder zu Landparlien" von Paul Gen«, Bolkühumorist. Darunter befinden sich: „Neue» Reichs- lagS-Lied", da» beginnt: Im R»ich««og ist e» schön, da muh man oft hingehen, Die Volksvertretung sich einmal recht nah besehe». All«: Tlchingderata, »schlngderala bum bum duml Tichingderata. tschiagderat» bum buml Noch von einem zweiten Bänkelsängerlied«: »Schunkel- Walzre", geben wir eine Probe: '» war einst eine schöne Maid, per dntto, per dutlo, Hatte grohe« Heezeieid, »pschw, «pschio, D»na ihr Gchatz war diirchgedrannt, da» Vto, ach herriet, Mit 'aem Sahna — janz plano — Jtng re svatzal» a»f »1« Gpreel Wie mies! Wie «nie» war dieser Maieficio, Aus Englisch oha' adio, adio drückt er sich. (Bei der Wiederholung Alle schunkeln. Alle haben sich vorher in einen Kreis gesetzt »nd fasten sich beim Schunkeln unter.) Da» ist auch eine Probe von der „geistigen Kost", die die socialdemokralischen Führer ihren Anhängern bielcn, und zwar zu dem nicht billigen Preist von 25 -s sür das Exemplar. Unter den GeschästSannonccu im „Tourist- sinken wir auch „Bebel- und Lassalle-Uhren" von einer hiesigen Firma angezeigt. Die Bilder sind aus dem Zifferblatt an gebracht. Die Uhren sollen so construirt sem, daß sie in dem Moment, des Jahres >898, in dem der von Bebel prophezeite „große Kladderadatsch- beginnt, still stehen. * Berlin, 18. April, lieber dcn Zerfall de» Eentrumö nimmt jetzt auch Schulinspccior Pfarrer Majunkc da« Wort. Der im letzten Hefte der „Historisck-Polilijchen Blätter"' er schienene Artikel erörtert dcn „Zerfall Ver alten Parteien" und nimmt von diesem Schicksal daö Ecntrum nicht auS: immerhin tröstet er e« damit, daß dieses Schicksal dem Eciilriim erst nach der konservativen, der Reich«- und dcn beiden liberalen Parteien bevorstebe. Herr Majunke belegt sein« Ansicht, c» gehe mit den« Eentrum rückwärts, u. A. mit der interessanten Mitthcilung, daß schon bei den letzten allgemeinen Wahlen katholische Bauern, Hand- lvcrker und Arbeiter in überwiegend protestantischen Wahl kreisen, wenn die Geistlichen zur Ausstellung klerikaler Zähl- eanbitaten aussorderten, erwiderten: für die Seelen sei wieder gesorgt, d. h. der kirchcnpolitische Kamps sei zu Ende, sie wollten jetzt für ihr leibliches Wohl bedacht sein —.und sie ballen tan» je nach ihrer »idividuellen Auffassung gewählt. Diese Strömung mache sich jetzt auch in katholischen Wahl kreisen gellend. Eü sei ein vergebliche- Bemühen, das Eentrum in rein politischen und socialen Fragen unter einen Hut bringen zu wollen; selbst Windt- bvrst habe die» nur einige Male vermocht, und die älter« Geschichte de« Eenlrums in Preußen, vor dem kirchen- politischcn Kampfe, ergebe, daß „kirchliche Fragen die Fraktion einigen, potilische Fragen sie zerstreuen". Eie sei „entstanden, gewachsen, schwächer geworden, verschwunden und wieder- gekommen, je nacktem da« lirchenpolitische Barometer stand". Und Herr Majunke ist offenbar der Meinung, daß diese» jetzt auf „schön und destänkig" stehe, denn, so schreibt der srüber so streitbare klerikale Publicist: „cS würde eine Täuschung sein, wenn wir nicht merkeii wollten, wie an ein zelnen Orten (mir an einzelnen?) im Vergleich zu der srükeren Regsamkeit auf kircheiipolitischei» Gebiet eine Erschlaffung eingetretcn ist, welche an Aiisdebiiung eher zunimmt, als ad- nimmt." Und weiterhin sagt tcr Verfasser: ,,E» könne» Verhältnisse ,n> Lande eintreten, welch« auch diesen „Thurm" tn« Wanke,, bringen werden. Da« Senirum Hai nicht wie die Kirche di« Verheißung eine» dauernden VeiiandeS sUr sich; bei ihm heißt e« wie de, >eder inenichtiche» Einrichtung: eoasiriit«! e»us», evaiatt ellvitu» (weil» die Uriache auihürt, hört auch die Wirkung aus). Entstanden »st da« Eentrum in Preußen «inst in Folge der von Raiimer'jche» Rcscripie und nannie sich katholische Fraktion. o»u»n verichwand e- wieder. Ter Kloslerslurm von 1809 und der sich ankündigende „Eullurkamps" brachten es wieder zum Lebe». Sollte e« letzt sich verringern, so würde da« kalholische Volk damit lielundei haben, daß es de» kirchenpolitischen Fragen nicht mehr die bisherige Bedeutung beilegt. Ein »rnsier, offener, neuer „Eullurkampf" wurde «» in aller Stärke wieder- kehren lassen." — Der „Pol. Corr." wird von ihrem „mit den vaticani- schcn Kreisen in Fühlung stehenden" Eorrcspondenlcn au« Rom geschrieben: „Wie schon früher an dieser Stelle erwähnt wurde, wird Kotier Wilhelm ll. im vatican diesmal mit demselben Eeremoniell empfangen werden, wie bei seinem ersten Besuche. Dies» von dem Valiran ousgestelll» Bedingung hat bei dem Berliner Hose aus keinerlei Opposition gestoßen. Alle Nach richten. weiche in deutschen Blattern über die politische Be- deutung dieses Besuches verbreitet werde», entbehre» jeder Begründung. E» ist namentlich unrichtig, wen» man aiinlmmt, daß der deutsche Kaiser bei diesem Anlasse mit dem Papste über diese oder jene Frage der iiineren Politik Deutlch- land« verhandeln werde. Man betrachtet vielmehr im Batican den Besuch de« Kaisers Wilhelm al« bloßen Act einer selbst verständlichen Höflichkeit. Schließlich sei noch bemerkt, daß bi« heule keiner der Vertreter der aiiSivärtigen Souveraine, welche anläßlich der silbernen Hochzeit de« italienischen Künigspaare« hierher kommen werden, um eine Audienz bei dem Papste angesucht bat." Die Vertreter der übrigen auswärtige» Souveräne scheinen demnach eine» Besuch im Vatikan gegenwärtig nicht für den „Akt einer selbstverständlichen Höflichkeit" zu halten. — Nack einer hierher gelangten Mittheilung hat am 15. Avril tn Söul die Vermahlung Le« frühere» diesseitigen Gesandte» am Hose zu Peking, Herrn v Brandt, mit der Tochter de« Minisler- reiideiiten und Äeneralconsul« der Bereinigten Staaten i» Korea, Frl. Helene Maxima Heard, statlgesunde» Herr v. Brandt nahm, wie erinnerlich sein wird, seine Entlassung au« dem Ltaat«tienst. weil ihn, die Erlaubniß zu dieser Bermatstung von der Regierung nicht ertheilt worden war. — Im Reich«.VersicherungSamt sind drei Stellen ständiger Mitglieder zu besetzen. Ter Bunde-raift hat basur in Vorschlag gebracht: die kaiieriichen Regierungs-Assessoren Or. Flügge. z)anow und Len königl. preugiicke» Regierunasralh a. T. Zimmer- mann^ die iämmllich seit längerer Zeit im Reichs-Versichekuiigsaiiit commiljarlsch beschäftigt waren. — Herrn Ahlwardt und seinen „Acten" widmet die russische „Nowoje Wccmja" einen Leitartikel, in welchem st: die Ueberzellguiig aussprickt, der RcickSiag werte i» der Lage sein, einige Wochen lang, bi» „die ungeheure Masse von Documenleii, die »ach Mitlbcilung Ablwarkl's einige Eenlner wiegen" in der von ihm beanlraglcn Eommission durch forscht seien, seine Sitzungen abhallen zu müssen „unter dem Damoklesschwert de» von Ahlwardt derausbeschwarrnen politischen Sc an dal«" Unerschrocken und mannhaft werde Ahlwardt den Kamps mit dem Reichstage a»s- nehnien. — Wir haben schon daraus hingewiesen, daß der ebrenwertbe Abgeordnete sür Arnswalde - Friedebera durch si,ne Verleumdungen die Geschäfte der Feinde Deutschland« aus« Beste besorgt. — Tie Gesellschaft zur Verbreitung de» Handwerk» und des Ackerbaues unter den Juden im preußischen Staate hielt Sonntag ihre 80 IabreSversammlung ab, in ver unter Andern» auch von Iustizrath Makower driugrnd gemahnt wurde, als wirksame« Mittel zur Bekämpfung de«
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