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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.01.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960120015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896012001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896012001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe ohne Seitenzählung
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
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Znsammcnkuust: auf dem Mittelwaldschlage am Fiisttvege »ach Grostzschochcr, zwischen der weißen und schivarzen Brücke an der alte» Eonnewltzer Linie Leipzig, am 14. Januar 1896. TcS Raths Forstdebutatio». Oeffentliche Zustellung. Der Kaufmann Max Müller in Leipzig, vertreten durch Rechts anwalt Or. Küstner daselbst, klagt gegen den Kaufmann Earl Müller, bisher in Leipzig, jetzt unbekannten Aufenthalts, aus Tarlehnsvertrag und Anerkenutniß auf Zahlung von 650 samnit Zinsen zu5"/„ vom Tage der Klagzustellung ab mit dem Anträge aus kostenpflichtige Verurtheilung des Beklagten zur Zahlung von 650 sammt 5"/, Zinsen vom Tage der Klagzustellung, sowie zur Erstattung der Kosten des Arrestverfahrens, auch vor läufige Vollstreckbarkeitserklärung deS Urtheils gegen Sicherheit, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechts- strcitS vor die VII. Civilkammer des Königlichen Landgerichts zu Leipzig auf den 1. Mai 188«, Bormittngs 8 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Leipzig, den 15. Januar 1896. Ter «ÄcrichtSschreiber des Königl. Landgerichts Leipzig. Og. VII. 8,96. Nr. 3. Bachmann» Sccr. Oie Eroberung Freibergs durch König ^idolf von Nassau im Lahre 1296. Bon E. Schreiber. Nachdruck verboten. In der zweiten Decemberbälfte des Jabres 1295 war Markgraf Friedrich der Freidige einem verrätberischen An schläge, der unter Mitwissen Adolfs von Nassau bei einer Zusammenkunft in Altenburg gegen ihn unternommen wurde, durch ein günstiges Geschick und durch die Treue der Semen glücklich entronnen. Durch dieses Ereigniß war allen weiteren friedlichen Unterhandlungen der Boden entzogen, und die Gewalt der Waffen mußte in dem Streite um die Mark Meißen die Entscheidung bringen. Der Markgraf konnte, von seinem Bruder Diermann nicht unterstützt und nur auf die Seinigen angewiesen, keine offene Feldscklacht wagen, mußte sich vielmehr auf die kraftvolle Vertbeidigung einiger fester Orte beschränken. Unter diesen war neben dem alten Meißen das silberreiche Freiberg der festeste und wichtigste. Ihm galt der erste Hauptstoß des Feindes. Am Anfang des neuen Jahres 1296 brach König Adolf von Altenburg auf, erreichte ungefähr am 20. Januar Chemnitz, um sich von da nach Freiberg zu wenden, das er wohl gegen Ende des Monates Januar erreichte. Sofort begann mitten in dem sebr strengen Winter die Einschließung der Stadt. Markgraf Friedrich war selbst nicht in Freiberg anwesend, um die Vcrtheidiguug zu leiten. Es ist unwahrscheinlich, daß er, den der König noch vor Kurzem zu sich nach Alten- lurg beschicken batte, schon jetzt geächtet war, wie Einige tchaupten (z. B. Böhmer). Es wäre aber dennoch von ihm unklug gewesen, Alles auf eine Karte zu setzen, und daß er des Schlimmsten gewärtig sein mußte, wenn er in Adolfs Hände fiel, das hatte ihm der Altenburger Ueberfall drastisch genug bewiesen. Diezmann hatte sich in der Lausitz vergrabe». Das Geschick Meißens war ihm gleichgiltig. Er hatte seine Augen allein auf Thüringen gerichtet. So stand Friedrick's Geschick auf der Tapferkeit seiner Getreuen und auf der Festigkeit der Stadt Freiberg. Freiberg war damals von 6—8 m hoben und G/z m starke» Mauern, aus Bruchsteinen aufgeführt, umgeben. 39 Tbürme ragten hoch über die gewaltige Ringmauer empor. Durch fünf Thore gelangte man in dic Stadt; diese Tbore waren mit mächtigen Tbürmeii und Zugbrücken verwahrt, außerdem durck weite, runde Vorbauten geschützt. Gegen Westen erhob fick das Roßweiner, gegen Süden das Peters- und das Erbische Tbor, gegen Osten das Donatstbor und gegen Nord osten das Meißner Thor. Tie Burg erhob sich im Nord- Westen der Stadt; hier waren ringsum die Mauern höher, die Gräben tiefer; die Zwingmauer allein war mit 18 Vor werken ausgerüstet. Tie Bevölkerung Freibergs hatte sich Friedrich durch milde Stiftungen geneigt gemacht, und eine starke Besatzung unter Nicol v. Haugwitz war entschlossen, bis aufs Aeußerste Widerstand zu leisten. So stand dem Kaiser eine schwere Aufgabe bevor. Trotzdem war die Belagerung von nicht langer Dauer. Es ist nicht angängig, die Zeit völlig genau zu bestimmen. Die Ouellcn weichen i» dieser Beziehung bedeutend von einander ab. Die ältesten Nachrichten lassen die Frage un bestimmt. Das Olirouieon Lampeti-iuuin verlegt die Be lagerung Freibergs i» das Jahr 1291 und berichtet kurz: .Zie itaczue Ilex Tliuriugiao 1iuo8 tia»8xro88U8, ack Terrain Orientalem 80 eouvertit, pari inoäo omuia ckeva8taucko, ubi etiam uonnuIla8 obtiuuit munitioues 8eu 0L8teUa. Incke oivitatem I?riber^ ol»8688aw aliguamcliu prockitione czuoi unckam eiviuin eepit." Nach Sisfridns Presbyter ist die Einschließung der Stadt 1296 bereits vollendet. Der Bericht der Lou- tinuatic) Ilati8poneu8i8 der Annalen Hermann's von Altaich erzählt von Adolf: „nii1«?8 multum 8tronuu8, gui anno 1294 terra8 Tliuiiugiao et )li88neu8om rel)ellaut08 r>ibi intravit et ckuobus aunis maueu8 ibickem expugnavit eaLclem." In diesem Bericht werden die beiden Eroberungszüze, die Adolf nach den weltinischen Landen unternahm, gar nicht auseinander gehalten. Nur die Freiberger Chronisten geben eine bestimmte Dauer der Belagerung an. So nimmt Gerlach die Dauer der Be lagerung auf 1 Jahr und 4 Monate an. Benseler, der sich wie der Vorige auf Moller's Angaben stützt, spricht von einer ebenso langen Zeit. Gegenüber diesen Angaben steht fest, Laß Adolf, der gegen Ende des Januar 1296 Freiberg er reichte und am 19. Februar vor dieser Stadt die erste Ur kunde Unterzeichnete, die letzten Urkunden daselbst am 1. April 1296 ausstellte. Das Osterfest feierte Adolf noch in Freiberg. Es fiel auf den 25. März. Am 19. April treffen wir den König bereits in Lößnitz, am 2. Mai in Altenburg und am 10. Mai in Leipzig, um sich von da nach Nuweuburg (d. i. Naumburg) zu begeben, wo er urkundlichen Berichten nach am l 1. Mai war. Es ergeben sich somit nur zwei Monate, die der König vor bezw. in Freiberg zugebracht haben kann. Damit ist freilich nicht die andere Ansicht ausgeschlossen, daß Adolf die Belagerung nicht selbst geleitet, dieselbe vielmehr seinem Vetter Heinrich von Nassau übertragen habe So nimmt Benseler an. Nach seiner Darstellung kehrte der König t297 nach Freiberg zurück und nahm es ein. Da sich aber Benseler bei der Schilderung der Einnahme Freibergs auf die Nachrichten Moller's stützt, so bat seine Annahme nur geringe Wahrscheinlichkeit für sich. König Adolf hätte zu einer Belagerung der mächtigen Bergstadt wenigstens ein Heer von 5—6000 Mann zurücklassen müssen. Die Unter haltung desselben würde ihm aber Summen gekostet haben, die er in seiner fortwährenden Geldnoth auf keinen Fall hätte aufbringen können. Aus der Umgegend Freibergs hätte er die Mittel zur Unterhaltung der Truppen nickt nehmen können, da das Gebirge damals sehr spärlich bebaut war. Es wird demnach behauptet werden können, daß Adolf selbst im April des Jabres 1296 die Eroberung vollendet Halle. Die zweimonatige Belagerung Freibergs durch Adolf hat den dortigen Chronisten Stoff zu umfangreichen Schilde rungen gegeben, in denen Wahrheit und Dichtung Hand in Hand geben. Hier seien erwähnt ckoannis Oarronft, öouo- nien8i8, Iw rebu8 Laxoniao iibri ckuo ack iUu8tri88imum Teckericum 8axouiao ckueew (herausgegeben von Menckcnius, Loriptoros, Tom. II, pag. 1015—1056) vom Jahre 1518 und Loeori, Tribergum in ÄIi8nia (S. 741—794), der seine An gaben poetisch bearbeitet und sich in lebhaften Fabeln ergeht. Hierher gehören ferner die Annalen Fleischer's, welcher 1584 als Bürgermeister der Stadt starb und ohne Zweifel den - ' ' ' ' " Möller- Erzählungen seiner Großeltern folgte. Andreas (nach Anderen: Möller) folgt in ftinem Werke: Beschreibung der allen löblichen Berg-Haupt-Stadt Freybcrg in Meißen, da selbst 1653, den Darstellungen Garzo's und Fleischer's. Da nu» Frcibergs Chroniken aus neuester Zeit von Benseler und Gerlach ihre Stoffe besonders dem Werke Moller's ein nehmen, können auch sie ihre Darstellungen nicht historisch getreu gegeben haben. Nach ihnen betrieb Adolf die Einschließung und Be stürmung der Start und Burg mit voller Kraft. Seine Aufforderung zur Uebergabe der Stadt war erfolglos; auch die Versprechungen, der Stadt die Rechte einer freien Reichs stadt zu verleiben, konnten die Bürger nicht bewegen, dem Feinde ihres Markgrafen die Thore zu öffnen. Da ließ Adolf durch die Kriegswerkzeuge minder freundliche Worte verkünden. Steinbüchsen und Schleudern setzten der Stadt tüchtig zu. Namentlich wurde» zwei Belagerungs- Maschinen, die Katze und der Krebs, oftmals den Mauern gefährlich; ungeheuere Wurfmaschinen schleuderten Steine und Feuerbrände in die Stadt, Bogenschützen entsandten ihre schweren Eisenpfeile gegen die Belagerten. Doch mutbig wurden die Angriffe unter Anführung des Nicolaus von Haugwitz abgeschlagen und nicht selten mußten die Stürmeiidei, unter Sckimpf und Spott der Eingeschlossenen mit großen Verlusten abziehen. Als Gewalt nichts nützte, versuchte man cs mit List. Bald spielte der König den Zauderer, um plötzlich und unvermnthet hervorzubrechen, bald suchte er den Commandanten durch Antragung hoher kaiserlicher Gnaden für sich zu gewinnen, bald durch Spione Zwietracht unter den Bürgern zu säen, immer vergebens. Selbst das Geschick schien sich mit den Freibergern verbündet zu baden. Eines Abends — so erzählen die Chronisten — rückten die Königlichen heimlich in dickten Schaaren heran, um einen entscheidenden Schlag auszusühren. DieVorhut von tOOO Mann hatte sich unbemerkt dem Donatslhore genähert und auf einem nahen Hügel, dem sogenannten „dürren Schöllberg" Stellung genommen, als der Boeen, von vielen Schächten und Gängen unterwühlt, unler der ungewohnten Last rusammenbrack und alle unter seinem Schutte begrub. Die Lage des Königs wurde dadurch nicht bester, zumal da die Besatzung ihn selbst durch tägliche Ausfälle beunruhigte. Da endlich gelang es dem Könige, einen Verrätber zu finden. Ein flüchtiger, ungerathener Sohn eines alten, hoch- angesehenen Geschlechtes, Hans Lobetanz, war nach langer Abwesenheit wieder in seine Vaterstadt zurückgekehrt. Von großen Versprechungen gelockt, ließ er sich berbei, der Verräther seiner Mitbürger zu werden. Er ließ sich Nachts von der Stadtmauer herab und eilte waffenlos in das Lager des Feindes. Er wurde vor den König gebracht und verriet!» diesem die einzige, nicht genügend befestigte Stelle der Mauer. Zwischen dem Erbischen und dem Donatsthore tritt nämlich der Münzbach in die Stadt und verläßt dieselbe in der Nähe des Meißner Tbores. Da, wo der Münzbach in die Stadt kam, war die Mauer nicht genügend geschützt. Auf den Natt» des Verrälhers schlichen sich 30 der bewährtesten Krieger im Münzbach hin, konnten die Oeffiiung leicht erweitern und trotz heftiger Gegenwehr der aufgeschrcckten Bürger in die Stadt em dringen. Vom König wurde der Angriff aufs Kräftigste unterstützt. „Nur schnell herzu, ruft er, daß wir den Sieg erfassen, Was wir zwei Jahr erstrebt, heut lohnt's die Mühe gut. Sprach's, und zur Stelle, wo die Mauer sich erjchlosten Durch ihre» Einsturz hat, dringt draus des Kaijers Macht. Doch kühn der Bürger, trotz des Schrecks, mit Wurfgeschossen Ten Feind vom Maueripalt zurückzudrängen wagt. Ta giebl's nicht Ruh noch Rast. Mit iinmer Lichtern Scharen Bedrängt der Kaffer sie. Heiß ist die Schlacht entbrannt." Die Stadt fiel nach langen Mühen in Adolfs Hände. Trotz der Drohungen des Königs hielt sich aber die Burg noch rühmlich. Es wurde beschlossen, sie auszuhungeru, und die fremden Truppen schlossen sie von aller Zufuhr ab. Erst als der schriftliche Befebl ihres Markgrafen, sich zu er geben, eingetroffen war, ließ sich die Bejahung der Burg herbei, mit den Belagerern zu unterhandeln. Es ward ihnen das Versprechen, unter Sicherung des Lebens frei abziehen zu dürfen mit Allem, was sie tragen oder mit sich sübren konnten. Dem Worte des Königs trauend und dem Befehle ihres Fürsten gehorchend, öffneten endlich die Belagerten die Tbore der Burg und begaben sich auf den Markt. „Wie aber der Kaiser zuvor List und Verrätherei bei Gewinnung der Stadt gebraucht hatte, also ist er auch undeutsch und verrätberisch mit diesen ehrlichen Leuten umgegangen. Denn als sie beim Fortzuge auf den Markt gekommen sind, hat er ungeachtet des ertheilten unv durch einen Eidschwur bestätigten Accords ihnen durch seine Schwaben nicht allein daS Gewehr und Alles, was sic batten, abnebmen, sondern auch 60 vor nehme und ritlermäßige Personen auS ihrem Haufen heraus ziehen und ebne einige Gnade enthaupten taffen. Die Anderen hat er gefänglich zu halten befohlen und ihnen gedroht, eben so zu lhun, wo sie sich nicht aufs Eheste mit einer starken Summe Geldes (Etliche schreiben von 12 000 Mark Silbers» lösen würden." Dem elenden Verräther, der all das Unglück angestiftet halte, ruft Bocer mit gerechtem Ingrimm folgende Verse zu: „Das büßt, wer sie um Gold so schnöd verrathen hat, Im Orkus. Mag sein Haupt ein schwanker Fels umstehe», Treff' ihn im Wasser dort die Pein des Tanlalus, Mag sich mit ihin das Rad im raschen Umschwung drehen, Quäl' ihn ein Geier drob vom wilden Tityus." Friedrich der Freidige hatte sich während der Freiberger Kriegsnolh in Meißen aufgehallen. Die Noth der treuen Stadt ging ihm zu Herzen, unv er gab für die Freilassung der Gefangenen drei Städte: Rochlitz, Grimma und Leisuia, an den König ab. Den Gefangenen ward hierauf freier Ab zug gewährt ohne Waffen und Gepäck. Viele kehrten der Stadt für immer den Rücken, unter ihnen der damalige Bürgermeister Nicolaus Wcighart. So siel der festeste Platz und mit ihm die ganze Mark Meißen in die Hände Adolfs. Ter Markgraf Friedrich aber irrte arm und verlassen durch das Land. So die Berichte der Freiberger Chronisten. Daß dieselben vor der Kritik nicht Stand halten können, wurde schon oben erwähnt. Vor Allem gehört das Versinken der 1000 Söldner am Donatsthore offenbar in das Bereich der Fabel, da keine authentische Quelle von diesem doch gewiß bemerkenswerthen Vorgänge Notiz nimmt. Die Nachricht, daß die Abziehenden mitnehmen durften, was sie zu tragen vermochten, erinnern lebhaft an die sagenhafte Begebenheit vor Weinsberg. Auch rer Verralh des Hans Lobetanz ist zum Theil unwahrschein lich. Sehen wir zu, wie sich die ältesten Nachrichten diesem Puncte gegenüber verhalten. Das Oüionieou Sampetiinum berichtet über die Ein nahme von Freiberg das Folgende: „lucie oivitatem Triliorc; ob8688am alicjuawckiu prockitiono ciuoruuckaiu civium cepii. czui tarnen p08tea in multis milibus marearum ckacunati viv vita comito eva8ernut. Oa8trum uiüiIoiuinn8 Tridei-Zviv» captuin evoitit, «inami'Inres civium et cL8trell8ium ignobi- liter et mi»eiabiiiter vita privavit" Glenekeniu8, Tom. 111. pax. 305). In dieser alten Chronik wird also ein ver rälherisckeS Einlassen im Allgemeinen zugegeben, so das; die Sache wohl einen wahren Kern haben muß. — Das Geschlecht Lobetanz gehörte im 12. unv 13. Jahrhundert zu den angesehensten der Stadt Freiberg. Es ist sehr wahr scheinlich, daß infolge der Versprechungen des Königs Zwis: unter den Patriziern ausbrach, so daß die eine Partei dem Markgrafen treu blieb, die andere aber, Lobetanz an ihrer Spitze, reichsfrei werden wollte unv deshalb zur Uebergabe geneigt war. Diese Partei hat gewiß den Belagerer bei der Einnahme der e^tadt unterstützt, während sich die Mart gräflichen auf di: Burg zurückzogen. Wie ebevem bei der Besitzergreifung von Eisenach der König durch Versprechungen das Meiste erreichte, so auch hier im Herzen der welti- nischen Lande. Die ^nnal68 Vetero-0eI!6ll8-MLiore8 bestätigen, daß Adolf Freiberg namentlich durch Versprechung der Rcichsfreibeu für sich gewonnen habe. Sie wurden zwar erst 60—70 Jahr: nach den denkwürdigen Ereignissen abgefaßt, haben aber trotzdem großen geschichtlichen Werth. Wir entnehmen ihnen Folgendes: ,.tzuock enm eives tune krackitoi'W liogj pro- mi8i88enr, oporrnnitato eaptata, uoeto guaciam Ilex per cive> in eivitalom intromittitur, et mox mnrum eL8tri. auteguam trackimentum in czui in ea8tro erant per8evtirent, a tuncia- moutis ab extra 8uttoäinut, et inaguam partem mnri, 8icut tmckio eernitur, corrnere teeerunt. 8iegns 8tstim 8uevi ca8trun> iutrante8, plü8<inam iiexagiuta dono8 mitite8 capti- varunt" (5lenelceniu8, Tom. H, pag. 409). — Sifried von Meißen, der älteste Geschichtsschreiber, läßt den König nach Untergrabung der Mauern vie Burg einnebmen. Er schreibt: „(Uex) ckirexit aeiem contra ÄIi8nam et traclita 68t ei civita8 Triderga, in czua castc-nm tirmi88imuiu 8UÜocIie»8 FeuiUetsii. II generale. Ein römisches Charakterbild von Otto Girndt (Rom). Nachdruck verboten. Als ich noch nicht lange in Rom war, holte ich eines Nachmittags einen befreundeten Landsmann auS der Fremden- Pension, in der er wohnte, zum Spaziergange ab. Mehrere Male mußte ich die Glocke ziehen. Dann flog die Thür auf. Eine wahrhaft junonische Frauengestalt stand vor mir, nicht mehr jung, aber die Züge des wie auS Erz gegossenen Ge sichts zeigten die Reste früherer Schönheit, keiner lieblichen, vielmehr einer strengen, derben Schönheit. Auf meiue Frage nach Doctor M. folgte in gemessenem Ton die Einladung, näher zu treten. Die Pförtnerin schritt voran, führte mich aus dein Vorsaal durch dunkle, labyrintbische Gänge, hielt Plötzlich an und kanzelte ein Zimmermädchen, das ihr be gegnete, ab, eS sei eine Schande, wie schlecht anfgepaßt würde, wen» es draußen läute. Entschuldigungen ließ sie nicht gelten, niarschirte weiter, klopfte an eine mir unsichtbare Thür und ries hinein: „Dottore, Ihr Gast ist da!" „Ab, ich danke, Signorinal" klang eS zurück. Signorina? Also Fräulein! Kaum die Begrüßung deS Freundes erwidernd, erkundigte ich mich, wer die Dame gewesen. Ll nosti-o general« I" »Ihr General? Wie ist der Scherz gemeint?" „Den Titel habe ich ihr verliehen", sagte M., weil sie so trefflich zu coinmandiren versteht. Sie ist dic Tochter der Pensionswirthin, aber das eigentliche Oberhaupt und hält das ganze HauS in Zucht. Selbst wir Gäste stehen unter ihrer Fuchtel." Bei den Erklärungen hatte M. Hut und Stock genommen und wir wanderten in die Campagna hinaus. Unterwegs fiel mir der weibliche General wieder ein; ich fragte meinen Begleiter, wie alt die Signorina wohl sei. „Wie alt? DaS läßt sich bei Italienerinnen meistens schwer bestimmen, ich halte sie für eine hohe Dreißigerin." „Sie muß", meinte ich, „in der Jugend auffallend schön gewesen sein!" „Glaube ich auch!" nickte M. „Und ist doch nicht Frau geworden?" fuhr ich fort. „An Bewerbern, sollte ich denken, könne es ihr nicht gefehlt haben." „Sie war sogar einmal verlobt. Wenn mein General Sie so interessirt, wie es scheint —" „Ich werde in der Tbat gespannt," unterbrach ich. „Ich will Sie zufriedenstellen", versprach er. „Unlängst komme ich nach Hause, sehe eins der Fremdenzimmer offen, da sitzt die Signorina, beide Arme auf den Tisch gestützt, das Gesicht in den Händen vergraben. Neben ihr eine Dame auS Köln, die seit acht Jabren jeden Winter in der Pension zu bringt und sich eng m l Aurelia befreundet hat. Frau Herbst beinerkt mich und giebt mir einen Wink, vorbeizngeben. Am Abend beim Pranzo wende ich mich an die freundliche Rbein- länderin: „Was war denn dem General?" Sie antwortet mir leise: ,Kommen Sie nach Tische in den Salon!" Ich komme also, sie zieht mich in eine Feusterecke und nimmt einen geheimnißvollen Flüsterton an, ich solle nur der Signora nicht selbst verrathen, daß ich sie in Tbränen gesehen, Aurelia ver berge ihren Schmerz grundsätzlich vor Jedermann, nur ihr, der alten Freundin, schütte sie zuweilen daS Herz auS; heut sei wieder der Jahrestag ihres großen Lebensunglücks. Als zwanzigjähriges Mädchen batte unsere Signorina sich mit einem Arzt verlobt. Die Hochzeit sollte in wenig Monaten stattfinden. Die Eltern des Bräntigams, in Pistoza ansässig, wünschten die künftige Schwiegertochter kennen zu lernen. Mit dem jungen Mann allein konnte dic Braut aus Anstands rücksichten den Besuch nicht abstatten, als Ehrenwächter wurde daher ihr sechzehnjähriger, einziger Bruder mitgenommen. Die Eltern waren entzückt von Aurelia'S Erscheinung und Wesen, daS damals nichts von der jetzigen Schärfe und Strenge an sich trug. Die Tage in Pistoja verflossen in eitel Glück und Freude. Der Schwiegervater, ein leidenschaftlicher Jäger, obgleich seine Beute sich fast ausschließlich auf kleine Vögel beschränkte, zog eines Morgens schon vor Sonnenauf gang aus und brachte triumphirend ein Paar Dutzend Thierckcn heim, die zum zweiten Frühstück gebraten werben sollten. Aurelia verstand sich aus die schmackhafte Zubereitung der winzigen Geschöpfe. Während sic in der Küche mit der Mutter rupft und pflückt, hat Vater Nimrod sein Gewebr an die Wand gehängt. Der Bräutigam bebt es wieder vom Nagel und beginnt die Spielerei, die schon so oft ein böseS Ende genommen, er zielt auf seinen jungen Schwager, der Schuß krackt, die Sckrotlabung dringt dem Aermilen durch» Auge in« Hirn. Tie Schwester stürzt herein, sieb, die letzten Zuckungen deS BiuderS, der unfreiwillige Mörder steht versteinert vor dem Opfer. Den Jammer der Familie kann sich Jeder leicht ausmalen. Aurelia kehrt sich entsetzt von dem Geliebten ab, erklärt ihre Vereinigung mit ihm für unmöglich, überläßt die Bestattung der Leiche seinen Elicrn, eilt nach Rom zu ihrer Mutter, verfällt dem Nervensieber, von dem sie erst nach vielen Wochen ersteht, nur allmählich besinnt sie sich auf das Schreckliche, was hinter ihr liegt, muß aber fast noch Schlimmeres hören: ihr Bräutigam ist vor Schmerz über seine Thal und ihren Verlust dem Wahnsinn erlegen, zwei Monate hat er noch im Jrrenhauje vcgetirt, ehe ihn der Tod erlöst. . . . „Seit mir ihre Vergangenheit bekannt ist, verehre ich unsere Aurelia im tiefsten Herzen. Manche andere an ihrer Stelle wäre ins Kloster gegangen, dieser starke Charakter zog den Trost angestrengter Arbeit vor. Glänzend waren die Verhältnisse ihrer Mutter nie gewesen, die lange Krankheit batte das kleine Vermögen noch beträchtlich verrinaert; daü Mädchen entschloß sich, mit den letzten Mitteln eine Fremden- Pension einzurichte». Es ist ihr geglückt, sie übertrifft alle ibre Domestiken an Rührigkeit, ist von früh bi- spät auf dem Platz; um die Zukunft braucht sie nicht mehr zu sorgen; ja, per General ist ein ganzer Kerl!" schloß er, seinen Stock zum Lufthieb schwingend. „Könnte er auch nicht mein General werden?" fragte ich. „In acht Tagen reist eine Familie, die drei Zimmer inne bat, nach Neapel ab, dann würden Sie eins davon be ziehen können, wenn ich mit der Padroua rede." Ich schlug ein, und nach einer Woche stand ich unter dem Banner des generale Aurelia. Sie empfing mich bei der Uebersiedelung mit geschäft-mäßiger Kälte, ich dagegen be handelte sie vom ersten Moment an nicht wie eine gewöhnlich
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