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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930422023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893042202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893042202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-22
- Monat1893-04
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Gras Hoensbroech war ein langjähriges und hochangesehrneS Mtglicv des Jesuitenorden-, zu dessen Vertbeidigung er wieder- doll und neck in de» letzten Jahren schriftstellerisch aufgetreten ist lind ein solcher Mann, der den Orden doch kennen muß und gewiß leine Voreingenommenheit gegen ihn hat, fühlt sich jetzt in »mein Gewissen gedrängt, Anklagen gegen den Orden zu litten, wie die, daß er das Nationalge fühl und Ken Patriotismus, die Selbstständigkeit und den Cba- rakler deS Einzelnen unterdrücke. Man darf aus dir aagekündiate Abhandlung in den „Preußischen Jahrbüchern" gespannt sein. Die Arbeit deS Grasen HvenSbroeck erscheint gerade rechtzeitig, um noch bei Len Verhandlungen über den elesuitenantrag des EentrumS ihre Wirkung zu üben, lurck die ultramontane Presse, die einen solchen Schlag nicht erwartet hatte, geben tbeil« zornige, tbeilS schmerzliche Be- lratlungen. So schreibt die „Germania": „Hum ausrichtigen tiefen Schmerz aller Katholiken, welch» den vcrrn Jesuilenpater Graf Paul von HvenSbroech per sönlich oder auch nur aus seinen literarischen Leistungen tonnten, wird es gereichen, daß eine Abhandlung de« Herrn Grasen gegen den Lrden angckünbigt wird, den er noch in deo letzten Jahren in eigenen Schriften und in einzelnen Artikeln so eifrig verthetbigtel Und die neue Schrift wirb erscheinen in denselben „Prenhischr» J-Krbüchern", gegen deren Leistungen derselbe, letz! so tief bcllagcnswerthe Mann ebenfalls in eigener Schrift und in Arliteln der „Germania" so kräftig und erfolgreich anging! .... Äras Paul Hoensbroech war noch im vergangenen Herbst langer in Berlin. Er war einige Wochen krank an DiphtberitiS. ^ni Lctober war er wieder besser, und wer ihn da sah und '»rach, konnte keine Abnung davon bekommen, daß dieser Mann gmal« und nun gar in Wochen auskören würde, Jesuit zu sein. j)in sriichesten Andenken sind seine Schriften: „Worum sollen die ^eiuilen nicht znrückkehren?" (Freiburg, Herder.) „Die Preuhijchen (ledrbucher, Professor Adoli harnack und die Jesuiten. Ein Wort zc: Abwehr." ^Berlin, Germania.) „Professor vr. Paul Ischackert >.iid die authentischen Gesetze der Jesuiten". «Berlin, Germania.) vir kofien, die Katholiken nehmen sich im Gebete ihres so hoch verdienten und jetzt jo beklagenSwerthrn MitbruderS eisnaan!" Woraus die beweglichen Worte der „Germania" über den „so beklagenSwertbc» Mitbruder" binzielen, ist klar. Tie iärwäknung dcS Umstande-, daß Graf Paul v. Hoensbroech im vorigen Herbst an Dipktheriti- einige Wochen krank gewesen sei, dürfte nicht zufällig sein. Im Voran- sei daher bemerkt, daß die Klarstellung des Grasen Paul v. Hoensbroech in den „Preußischen Jahrbüchern", wie der „Voss. Ztg." ver sichert wird, sehr ruhig und besonnen gehalten sein soll. lieber die Reichstagssitzung vom 18. April, in welcher durch EntseriNrng einer größeren Anzahl von social- temolratischen und freisinnigen Abgeordneten da- unmittelbar vorder beschlußfähig gewesene Hau- absichtlich beschluß unfähig gemacht wurde, um dem Zustandekommen des WuchrrgesetzrS Hindernisse zu bereiten, liegt jetzt der stenographische Bericht vor. Es wird dadurch bestätigt, daß bei der namentlichen Abstimmung über 3 l deS Spionage- gesetzeS 210, bei der unmittelbar darauffolgenden nament lichen Abstimmung über den Sachwucher nur neck» 167 Mit glieder anwesend waren. Es batten sich also 43 Abgeordnete entfernt. Davon kommen 16 (nicht 10, wie der Abg Meyer- Berlin im Abgeordnetenhausc bemerkte) aus die deutsckfrei- innige Partei >die Adgg. AlthauS, Baumbach, Brömel, üuddeberg, HermeS-Brandenburg, Horwiy, Jordan, Jungfer, Koch, Pfluger-Baden, Richter, Rickert, Schncider-Nordhausen, Bollratk, Wilisch, Wöllmer) Wir heben hervor, daß die Führer Richter und Rickert und sogar der Vieepräsident de» Reichstag-, vr. Baumbach, sich zu dieser Secession vergaben. Ebenso viele Mitglieder der denlschsreisinnigen Partei nahmen an der Abstimmung Theil. Von der socialdeinokratischeii Partei batten sich ebenfalls 16 Mit glieder, die jedenfalls nicht zu den Freunden deS Wucher- gesetzeS zn rechnen sein werden, vor der zweiten Abstimmung entfernt, die wenigen übrig bleibenden stimmlen mit der Mehrheit für die Bestrafung deS Sachwucher-. Die andern bei der ersten Abstimmung anwesenden, bei der zweiten fehlenden Mitglieder verweilten sich ans verschiedene Parteien: e» ist bei diesen eine Absicht nicht vorauSzuschen. Da» Weggehen von 16 freisinnigen Abgeordneten batte allein genügt, da- vorher beschlußfähige HauS beschluß unfähig zu machen. In den Versuchen freisinniger Blätter, den Vorgang als barmloS darzustellen, da- Weggehen so vieler Mitglieder auf die Meinung, daß eS zu einer Ab stimmung über das Wuchergesetz nicht mehr kommen werde, zurückzufubrcn, wollen wir wenigstens da- Eingeständniß er blicken, daß da- Mittel einer absichtlich bewirkten Beschluß- Unfähigkeit zur Hintertreibung eines mißliebigen Gesetze- auch auf freisinniger Seite nicht für zulässig und loyal angesehen wird. Hoffentlich wiederholen sich solche Fälle nicht. Die in manchen Fällen geradezu unerhörte Weise, wir die czeckiscke Stadtvertretung von Prag seit langer Zeit in der oöbmischen Hauptstadt die deutschen Schulen zu entvölkern und berabzudrücken sucht, habe» selbst einem Manne von so wenig deutschfreundlicher Gesinnung, wir du Statthalter > Gras Thun es ist, Worte des Tadels entlockt. I» der letzten Landtaasntzuna kennzeichncle er — in einer für das Treiben der czechilchen «tadtvertrrter nock viel zu milden Form — das Gebühren dieser Körper schaft, die durch Ränke aller Art und oft auch durch nackte Gewalt das blühende deutsche Schulwesen zu vernichten strebt, obne Rücksicht darauf, daß die Prager Deutschen ver fassungsmäßig und im Verhältniß ihrer Steuerteiltung den vollen Anspruch auf eine weit größere Schulen und Elassen- zahl habe», als ihnen czechische VergewaltigungSsuckt bisher noch gelassen bat. Nun berrsck't i» der Prager Stadrver tretung Heller Aufruhr gegen den Statthalter, wie sich auS folgender Meldung ergiebt: Prag, 81. April. Da« Stadtverordnetencollegium be schloß, gegen den Statthalter Grasen Thun eine Er klärung zu verössentlichen und darin intbesondere dessen Borwurf, daß das Collegium dem deutschen Schulwesen in Prag übelwollend und gehässig gegenüber stehe, als unwahr zurückzuweisen. Tie Jungczechen beantragten, diese Erklärung durch Maueranschlag an ollen Siraßeneckcn Prag- zu veröffentlichen, wa« aber die alt- czechiiche Mehrheit, weil sie dann die Auslösung der Stadlvertreiung besürchiele, abiehnle In der Verhandlung sagte Julius Gregr, wäre Gras Thu» gerecht, dann müßic er de» deutichra Schulvcrein aufiösen, wett dieser ein politischer sei und von Berlin seine Wei- jungen erhalte. DaS ist natürlich eine verleumderische Angeberei, denn der Deutsche Schulverein in Wien bat mit Politik nichts zu tbun und steht mit Berlin nur insoweit in Verbindung, als er mitunter — leider nicht gar oft! — Geldspenden für deutsche Schulen an der Sprachgrenze empfängt. DaS Wunderlichste an dem gegenwärtigen Vorgänge in Prag ist die unerschöpsliche Langmuth, die Graf Taafse den czcchiscken Gewaltkerren in der RathSstube gegenüber an den Tag legt. In Prag wäre die „Tbatkraft", die er in dem deutsche» Reickcnbcrg mit so üblem als wohlverdienten Erfolge ent wickelt bat, weit angebrachter. Ja, wenn das nur eine deutsche Stadlvertreiung wäre! Während die Pariser Presse die in Belgien stattgchablen Arbeiterunruben dazu auSgebeuIet hat, um angebliche deutsche Umtriebe in Belgien und deutsche Gehcimpläne Bel gien gegenüber an da» Tageslicht zu fördern, ist es doppelt wichtig, scstzustellen, daß rS in der Tbat ausländische Agitatoren in Brüssel und im Hennegau gegeben bat; eö waren daS aber Franzosen. ES steht feil, daß schon seit Wochen französische Agitatoren z. B. im Becken Eharleroi von Ort zu Ort zogen und in den Schanklocalen die An- aliedcrung Belgiens an Frankreich als die einzige Rettung vrrcichnclen So mußte man erleben, daß die Arbeiter in Mvntigny. Eouillet u. s. w. mit rotken und französischen Fahne» Lurch die Straßen zogen, daß idrc socialistischen Führer Abzeichen in Roth und in den französische» Farben angelegt hatten. Infolge dieser französischen Agitationen sind jetzt zahlreiche Ausländer au« Belgien auSgewiesen worden; von deutschen Einmischungen ist aber auch nirgend« die mindeste Spur vorhanden. Im englischen Unterbau« sind vorige Nacht in Bezug aus die Home-Rule-Vortage die Würfel ganz so gefallen, wie nach Lage der Verhältnisse zu erwarten stand. Nachdem um Mitternacht dir Redeschlacht als beendigt erklärt worbe» war, begann bei dicht gefülltem Hause die Abstim mung. Nickt weniger als 65l Abgeordnete nahmen daran Tbeil, so daß nur l!> Abgeordnete fehlten. Die zweite Lesung der Home-Rule-Bill wurde mit 347 gegen 304 Stimmen angenommen. Es haben sich also zwei fast gleichstarke Parteien gegenüber gestanden. Hierbei ist zu berücksichtige», daß unter den 347 Abgeordneten, welche für die Vorlage stimmlen, die Irländer sich befinden, während die Minderheit sich nur au« den englischen Ab geordneten zusaurmensetzte. Wahrlich, e» gehört viel Muth dazu, bei einem solchen Stimmen-Verbältniß die Home-Rulc- Vvrlage durchzusetzen, die in Wirkiichkeir die Zerstörung der Einken dcS großbritannischrn Reiche« bedeutet Allerdings sieden nock schwere Kämpfe bevor, ebe cs Gladstoue ge tingen wirk, seinen Plan auSzufübren. Zunächst hat die Vorlage die Einzelberathnng Lurchzumacken, vor der es selbst Gladstone bangt, da eine zu große Menge von Ab- änderuiig-anträgcn zu befürchten ist, wobei sich leicht einmal die kleine Regierungsmehrheit in eine Minderheit verwandeln kann. Gladstone bat erklärt, er beabsichtige, die Einzel- beratbnng auf den 4. Mai anzusetzen. Ist diese Schwierig keit gehoben, dann kommt der in seinen Folgen ganz unab sehbare Kamps niit dem Lberhause, in dem die große Mehrheit der Mitglieder gegen Homc-Rule ist. Es kann sehr leicht geschehen, daß mit diesem Ringen sich gleichzeitig ein Kampf uni den Bestand de« Oberhauses in seiner gegen wärtigen Gestalt verknüpft. Wie verhaßt sich Gladstone bei einem großen Theil seiner Landsleute gemacht bat, erhellt daraus, daß gestern vor Eröffnung der Debatte im Unter- Hause eine große Mcnschcninassc, darunter viele Abgesandte von Ulster, sich vor dem ParlamentSbauS versammell batte und gegen Gladstone, als er erschien, durch Schreien, Zische» und verächtliche Ruse eine feindselige Kundgebung in Scene setzte. — AuSsührlickereS über den Verlaus der gestrigen ParlamcnlSsitzung finden die Leser unler Großbritannien. Man findet in der russischen Presse lebhafte Klagen darüber, daß die Stadt Lodz in Polen, welche in dem letzten Jahrzehnt einen »ngewöhnlicken Aussckwuug genommen Kat, den Handel Moskaus, der altenZarensladt, empsinelick zu schädigen beginne. Trotz der weit größeren Ei» sernung von Petersburg, Iloo Werst ----- N73,„uo km, während Moskau 500 Werst von der Residenz entfernt ist, mehren sich daselbst die Niederlagen der Lotzer Fabrikanten in temseiben Maße, als die der Moskauer Industriellen ab» »rbmen. Unumwunden wird hierbei anerkannt, daß neben der günstigeren Verbindung mit den Don'schen Kohlenlagern das billigere deutsche Eapital und die höhere Bil dung der deutschen Techniker, welche an den Lodzcr Fabriken tbätig sind, die Ursache des Aufblühens der Stadt bilden. Gieickwobl müsse» aber die letzteren, soweit sie die russische und polnische Sprache nicht beherrschen, zufolge obrigkeitlicher Anordnung Rußland jetzt verlassen. Deutsche- Reich. r. Dresden, 21. April. Für die LandtagSwahl in Dresden Neustadt habe» die Socialteniotrateii den „Genossen" Paul Grüner ausgestellt. Ob Geheimralh Klein», (eon- ervativ), der jetzt diesen Kreis »n Landtag vertritt, sich wieder aufsielle» lassen wird, stekt »ock »ickt entgillig fest. Wahrsckeinlick ist übrigen» eine antisemitische Sonder- candidatur. sj Berti«. 2l. April. Der Abschluß der Einnahmen an Zöllen und Verbrauchssteuer» liegt nunlncbr für da« ElalSjabr 1892 93 vor und man kan» demnach wenigsten- die Höhe der Uedcrweisungen seststeUc», wie dieselben illr da» genannte Jabr vom Reiche an dir Bundesstaaten erfolgen werden Als solche Uederweisuiigen kommen in Betracht die Zölle und die Tabaksteuer abzüglich >30 Millionen, die BranntweinvcrbrauckSabzabr und die Steinpel- abgaben für Werkkpapierc, Kaufgesckäftc u. s. w. und Lotterie» loose Im Etat für 1892 93 sind Zölle und Tabaksteuer auf 350.2 Millionen veranschlagt. Tbatsacklick haben sic 369,8 Mill. eingebrackt. Es würde »cd demnach für die Ucbcrweisungen a» die Einzelstaatcn aus ihnen ei» über das veranschlagte Maß hinausgebente« Mehr von 19,6 Millionen ergeben Die BrannlweinvcrbrauckSabgabe war mit 102,6 Millionen im Etat zum Ansatz gelangt. Tbatsächlich hat sie nur 96,1 Millionen ergebe». Demnach ssgurirt sie in der lieber» wtisiingSrcchnung mit einem Weniger von 6,5 Millionen. Die Stempelabgaben zerfallen in die sogenannte Börsensleuer und in die Steuer aus Lottericlcose. Die Börsensteucr war aus 20,8 Mill. veranschlagt. Die wirtliche Einnahme betrug nur 12,9 Mill., so daß hier ein Weniger von 7,9 Mill. zu verzeichnen ist. Diese« Weniger wird etwas verringert durch einen Ueberschuß, welcher für die Lotterieloose erzielt ist Für die letzteren sind 8,5 Milk, vereiiinakmt. während der Elalsansay 7,3 Millionen betrug. Der Uebcrsckuß beläuft sich also aus 1.2 Millionen, nack deren Abzug von dem Weniger der Börsensteuer dir Stempclabgabr» inSgrsammt gegen den Etat ein Weniger von 6,7 Millionen ergeben kaben Dem Mehr von 19,6 Millionen bei den Zöllen und der Tabaksteuer steht also ein Weniger von 6,5 Millionen bei der Brannlwein- vrrdrauchsabgabe und 6,7 Millionen bei den Slempek- abgaben. zusammen 13,2 Millionen, gegenüber. Die lieber» Weisungen an die Einzelstaaten werten sich demgemäß, ab» geseben von der durch Nachträge zum Etat hcrvorgerusenen Erhöhung der Matricularumtagen, um 6,4 Mil lionen besser stellen, als bei der Aufstellung des Etat« an» genommen wurde. * Berti», 2l. April. I» Sachen der Militairvor- lage hat sick bis beule nickt« geändert. Wir registriren Folgendes; Tie „Börsen-Ztg" schreibt, daß es sich zur Stunde nicht übersehe» lasse, welche Anträge i'n der zweite Lesung etwa noch gestellt werden) e« sei aber keineswegs unmöglich, daß uvck irgend ein positiver Beschluß zu Stande toiniiie, welcher den AnhallSpuiict für die dritte Lesung bieten wüidc. Alsdann köimle die Frage austauchen, ob diese dritte Lesung sich bis zu in Herbst binzieden sollte. — Des Weiteren sinket tick ii» „Hambg. Evrr." und in der „Tägl. Runtsch." nacksteyente ossiciösc Auslassung: „Die Centru in Sorga »e sind jetzt eifrig bemüht, zu ver sichern, wa» Nieinand bezweifelt ha». „Niemand hat einen Avstrag Fsnilletsn. krimula vseis. 131 Erzählung von A. Brüning. -!a4en<ck verlöten. (Schluß.) „Ich bin nun wieder heraeslellt und habe vor mir selbst daher keinen Borwand mehr, hier meine Zeit länger thatenlo« zu verträumen", begann da« Schreiben. „Ich kebre also zurück und zwar — c- muß doch einmal gesagt werden — als ein Krürpel! Erschrecken Sie nickt: von dem Augenblicke an, wo iS' ron dem Arzt erfuhr, mein Arm werde steif bleiben, war ick mir klar darüber, daß ich Sie unter diesen Umständen liickt an die Bestimmung unsere« edlen Tobten gebunden ballen und auch die mir in leinen, Testamente nur unter VorauS- sitzling jener Bestimmung gemachte Zuwendung nickt annekmen lann. ES wird fick ja irgend eine Form finden lassen. Ihnen Jl>r Eigrntbum znrUctzugcben. Nur zu diesem Zwecke kehre ich vorläufig nach Mallehnen zurück, um dort zum Schein so lange die Herrschaft zu übernehmen, bis die Verhältnisse in kcr von mir angedeuteten Weise geregelt sind. Sobald die- geschehen, gehe ich — gleichviel wohin. E- wird sich schon irgend ein LebcnSberuf für mich finden. Wa- ich einst gewünscht unk gehofft, ist begraben — eS hat nicht sollen sein! . . . Tock genug davon! Ich wollte Ihnen nur sagen, daß, wenn ih in einigen Tagen zurvckkebre. Sie keinerlei vermessene An- i'rrüche von mir zu fürchten haben, daß Sie in meinen Augen wieder frei sind — völlig frei! — —* Gabriele ließ das Blatt sinken: ein tiefer, befreiender Ätbemzug hob ihre Brust. Gin Krüppel, da- also war -, wa- ihn srrn ron ibr gebalten, waS iba stumm »ad verbittert gemacht! Armer Mann! Eine Tdräne siel heiß auf da« Blatt in ihrer Hand. Wir mußte er gelitten baden in der langen Zeit! Warum nur batte er sein Unglück so lange vor ihr verborgen? Nun war ihr der seltsame Ton seiner Briefe, der ihr heimlich so viel Kummer bereitet, und auch die merkwürdig steife Handschrift nicht länger unerklärlich. Sir kannte ja einen empfindlichen Stolz und begriff sehr Wohl, daß er ihn zum Verzichte zwang Den Brief im Sckvoß, saß sie lange in Nachdenken versunken. Sie balle da« Fenster ausgestoßen, so daß der linde FrüblmgSwind um ihre Stirn weben konnte. E« mußten wohl freundliche Bilder und Gedanken sein, die er ibr zutnig, denn ihr in die Ferne gerichteter Blick schimmerte, und ui» ihren Mund spielte zum ersten Male nach langer Zeit ein Helles Lächeln, gleich dem FrUblingSsonnenstrahl, der draußen die Sonne vergoldete. Im Herrenbau« von Mallehnen regten sich geschäftige ände Galt er doch HauS und Hof zu der bevorstehenden nktinfl deS neuen Gebieter« in festlichen Stand zu setzen. Er batte den Tag seines Eintreffens zwar nickt genau bezeichnet, aber um so eifriger war man bei der Arbeit, um sich keinesfalls überraschen zu lassen DaS einstige Tienst- pcrs»nal war unverändert geblieben, und wenn die Zulüftungen von Seiten der Leute auch nicht ohne webmütbize Erinnerung an den tiefbetraurrten früheren Herrn betrieben wurden, so kannten und liebten sie seinen jungen Nachfolger dock auch schon zu lange, um ibn nicht durch »»bekränzte Pforten ein- ziehen lassen zu wollen. Unermüdlich fuhr seit zwei Tagen der alte Friedrich mit den Rappen zur Bahnstation, um die Ankunft Gert'S von Waldau ja nickt zu verfehlen, und endlich, als ringsum strahlender FrühIingSsonncnschein aus Wiesen unv Feldern lag, brachte er den lange Erwarteten mit beim. Ein bittere« Lächeln überflog einen Augenblick Gert - Züge, al« er die bekränzten Pforten erblickte. Gleichwohl dankte er den zur Begrüßung aufgestellten Leuten mit der alten gewinnenden Herzlichkeit für den festlichen Empfang. DaS war aber auch da- einzige Unveränderte an ihni; im Uebrigen war «S schwer, in diesem bleichen ernsten Manne in den einfachen dunklen Eivilkleikern den strahlenden jungen Off'icirr von ehedem zu erkennen. Wobl war eS noch dasselbe schöne, stolze Antlitz, aber wie düster und verschleiert blickten die einst sieghaft leuchtenden Augen, wie derb geschlossen war der Munt, dessen Lächeln ihm früher alle Herzen gewonnen hatte! Ten ihm angrbolenen Imbiß lehnte er vorläufig mit dem Bemerken ab, daß er zuerst einen Gang durch den Park machen wolle. Tort war aus Gabrielen« Wunsch an der Stelle, die stets ibr Lieblingsplatz gewesen, eine Gedäcktnißsäule ür Manfred Blanden errichtet. Tic Leute errietben, daß es den Hrimgekrhrten dorthin trieb, und zogen sich diScret rurück. Gesenkten Haupte« durchschritt Gert die bekannten Wege, wo au« jedem knospenden Zweige frohe und bittere (!r- rinnerungen zn ihn, redeten. Fast mechanisch lenkte er seine Schritte gerate der Stelle zu, wo einst jene folgenschwere Begegnung mit Gabrielen stattgefunden batte. So ganz nakm ihn der Gedanke an jenen Abend gefangen, daß er de» Blick erst erhob, al« er die Lichtung zwischen dem dunklen Baumring erreicht batte Aber wie in jäher Ueberraschung bemmte er plötzlich den Fuß. War cS ein Spuk, der, kerausbeschworen durch die Lebhaftigkeit seiner Erinnerungen, ihn »eckte, oder durste er an die Wirklichkeit der holten Erscheinung glauben, die dort neben der schlankausstrebentcn Säule ibi» entgegcnlächelle? In fassungsloser Aufregung klang der geliebte Name von seinen Lippen: „Gabriele!" Aber schon sckritl sie die mit Grün und Blumen ganz überdeckten Marmorstuscn teö Denkmals kerab ihm entgegen unk bot ihm errötbend, mit all der mädche» basten Aiimulb früherer Tage den Strauß, den sie in de» schlanken Händen hielt, und der, wie Gert mit stockendem Herzschlag erkannte, ganz aus rosig leuchtenden Primeln ge Kunden war. „Willkommen in der Heimath!" sagte sie mit klarer, wenn auck leicht bebender Stimme. „Der Frühling bietet durch mich dem Heimgekehrten seinen Gruß." Einen Augenblick neigte Gert wie überwältigt sein Antlitz über dir Blüthen in den weißen Frauenbünden — i>» nächsten jedoch richtete er sich bereit« wieder stolz empor, ohne den Strauß zu berühren. „Ich kann Jbnrn nickt danken für diesen Gruß", sagte er kalt. „Wußten Eie nick«, daß er grausam ist für den, dessen LcnzeSdlüthen verwelkt sind für immer?" Ihr Blick verlor nicht den weichen Glan, „Schauen Sie umher, Gert", erwiderte sie leise, „eS ist Früyling — dir Zeit, wo welke Blüthen neu erwachen, wo selbst auS den Gräbern frische Blumen sprießen!" Sir deutete aus den Rasen zu ihren Füßen, aus dein Veilchen und Himmelsschlüssel schüchtern ihre Köpscken Koben. Gert'S finstere Augen folgten ibrem Blick und hasteten dann aus ihrer Gestalt; da« Spitzengewand zeigte zwar immer noch die Farbe der Trauer, aber an Haupt und Brust blüdten auch ihr lrnzfrisch und glückverheißend dir rosigen Primclstcrne. „WaS soll da« bedeuten?" fragte er, schwer atbmend. „Haben Sie — ball Du meinen Brief denn nicht verstanden?" „Dock, ick habe ibn verstanden, ganz »nd gar", sagte sie mit einem halb wehmülkige», halb frohen Lächeln. „Er giebt »iciiiem Herzen sein Wahlrecht zurück — ich soll wieder frei sei», völlig frei — nickt wahr, so lauteten doch die Worte?" Er nickte mit blassem Antlitz. „Ja, völlig frei!" erwiderte er Kumps. , „Nun wobl. so frage ick Dich: willst Du die Hand annebmen, die der Todte, dessen Auge ick von droben in diesem Augen blicke segnend aus mir rubeii siiblc, selbst in die Deine legte, wenn ich deute zum zweiten Male sie Dir biete au« freier Wabl?" Sic war dicht zn ibm bingetretcn, mit einem Blick voll Liebe bot sie ihm mit dem Strauß zugleich ihre beiden Hände dar. Dock nock zögerte er, sie zn erfassen In seinen Züge» arbeitete cS wie von schwerem innern Kampfe. „Gabriele, bedenke, es ist ein Krüppel, der vor Dir steht!" stieß er bitter hervor. Sie schüttelte sanft lächelnd daS bliimengeschmückte Haupt: „DaS häßliche Wort, mit dem Du mich schrecken willst, hat vielmehr einen stolzen Klang für mich. Ick sede in dem Manne, der der Freunde-trene sein Leben zu opfern bereit war und ein edle« Glied seine« Leibe« wirtlich zum Opfer gebracht, nur den Helten, dem ick mit freudigem Stolz mich anvertraur in Glück und Nolb, für? ganze Leben. Sieb, uni Dir da zu sagen, bier an dieser Stelle — ich wußte, daß Du zuerst hierher kom»ien würdest — bin ich gleich nach Empfang Deine- Briese- nach Schloß Ellern zu meiner Freundin Gerda von Santow gereist, nm von kort unbemerkt hierher eilen und Dich begrüßen zu können Warum stehst Du noch immer so kalt, wie in Abwehr mir gegenüber? Ist denn an Deiner Brust kein Play mehr für diejenige, die Tu einst Deine,.?rimul» reris" nanntest? „Was ich empssade, gilt gleich", erwiderte er, seine Stimme
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