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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189602022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18960202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18960202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-02
- Tag1896-02-02
- Monat1896-02
- Jahr1896
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1896
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Reclamen unter demRedactionsstrich spalten) 60/^, vor den Familiennacheichi.n (6 gespalten) 4>)»H Größere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis. Tabellarischer und Ztfsernsay nach höherem Tarif. Extra-Beilage« (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuag -ck 60.—, mit Postdesörderung 70.—. Änuahmeschlaß für Ävzei^e»: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittag- 4Uhr. Für die Montag-Morgen-AuSgobe: Sonnabend Mittag. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an d» Erpeditiou zu richte«. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. SV. Jahrgang. Aus -er Woche. E. Die fetzten Docken haben eine seltsame Erscheinung gezeitigt Politiker, Parteien und Zeitungen, die ein Vierteljahrbundert lang ihre Hauptaufgabe darin erblickt baden. Alles zu fördern und — was die Hauptsache ist — zu bewilligen, waö des Reiches Sicherheit, Einfluß und Ansehen erheischte, Parteien, die durch die Opfer, die sie dem Lande für die BertheidigungSsähigkeit aufzuerlegen für ihre Pflicht hielten, ihre Stellung gegenüber den Wählern erschwert haben — wir stehen nicht an, einzu räumen, daß die unselige sich in diesem Falle befindet — solche Parteien, Politiker und Preßorgane seben sich genötbigt, in der Frage der Berstärkung der deutschen See wehr den Eifer Anderer zu zügeln. Das sieht, wie gesagt, seltsam aus, ist es aber nicht. Die Mahnung zur Besonnen heit ist eben auch nichts Anderes als ein Act der bisher ver folgten Reichsbefestigungspolitik. Wer eine erbebliche, über den bestehenden „Flottengründungsplan" hinausgebende Ver mehrung unserer Kriegsschiffe will, der muß dem wohl feilen nationalen Bardengesängen Schweigen gebieten, denn diese compromittiren den Gedanken der Erhöhung der See macht. Sie spielen den geborenen Gegnern jeder nationalen That Waffen m die Hände und bereiten durch ihre Ueber- treibungen in dem gerade jetzt für Marinezwecke opferbereiten Tbeile der Bevölkerung eine Reaclion vor. Die Deutschen haben — obwohl wir es lange genug probirt hatten — die Einheit nicht durch Bankette, Reden und dithyrambische Leit artikel errungen und sie werden auch eine der deutschen Machtstellung entsprechende Flotte nicht auf diesem Wege erhalten. Hierzu bedarf es ernster, unermüdlicher politischer Arbeit. Die jetzt im Vordergründe Geräusch macken, dürften die dazu erforderlichen festen Knochen kaum besitzen. Wenn man Leute sieht, die durck private Geldsammlungen die Mittel für zahlreiche Panzerschiffe und Kreuzer aufbringen wollen, so muß sich an den Kopf greifen und fragen: „Haben wir die Schule von 1866 bis 1890 umsonst durchlaufen, hat ein Bismarck in einer dreißigjährigen Führer- und Lehrer- thätigkeit nickt einmal die Elemente der Politik beizu- brinaen vermocht?" Doch dieser kindische Einfall scheint zuriickgcdrängt. Aber die Chorführer, welche die Gelver durck daS Reick aufgebracht seben wollen, sind ebenfalls nickt vertrauenerweckend. Wer Mittel für Schisse will, der muß einen Reichstag wollen, der sie bewilligt, der Kaiser allein kann uns nicht dazu verhelfen. Aber die zur Zeit entzündeten Herrn sind zu osl dabei be troffen worden, wie sie die Nothwendigkeit, Nützlichkeit und Verdienstlichkeit von Parteien, die für dergleichen absolut nicht zu haben sind, mehr oder minder gelehrt nachwiesen und dafür den nationalen Parteien die Existenzberechtigung aberkannten. Man darf aber, wenn man Großes will — und die Schöpfung einer ausreichenden deutschen Kriegsmackt war etwas Großes — sich nicht durch Liebhabereien vom Ziele abziehen lassen, sondern muß sich nach großen, eben vom Hiele bestimmten Gesichtspunkten Freund und Feind auSwahlen. Jene Liebhabereien und Schwärme reien, dessen sind wir sicher, sitzen tiefer als die augen blickliche Begeisterung und darum wird sich daS schöne Brillantfeuerwerk alsbald Herausstellen als „Theaterfeuer, daS keine Pfeife Tabak entzündet", geschweige denn dcn Heiz raum eines Panzerschiffes. Wir wollen von Niemanden verlangen, daß er ein Korn feld auS der Erde stampfe, sondern die politischen Arbeiter heranziehen, die das Land zu bestellen gewillt sind. So lange die nicht da sind, würde auch ein Kanzlerwechsel, von dem man im Zusammenhang mit der Marinefrage gesprochen, nichts nützen. Wahrscheinlich bat das Gerede keinen anderen EntstehunaSgrund gehabt, als das Bebürfniß, eine neu be- gründete Entenbrutanstalt zwischen Elbe und Weser mit einer „Sensation" zu eröffnen. Krisen zu signalisiren, ist ja heutzutage leicht und niemals sehr gewagt, denn die Krisis ist ja das einzig Dauernde im Wechsel unserer politischen Zustände ge worden. Am allrrleichtesten aber ist eine „Boetticher-KrifiS" zu signalisiren, wie vorgestern wieder ein Berliner Blatt gethan hat. Der Staatssecretair des Innern ist sicher dieses Amte müde — er hat für zu Vielerlei plaidirt — und wird „früher oder später" seiner „ausgesprochenen" Neigung gemäß einen höchsten Verwaltungsposten in der Provinz beziehen. Ob der Wechsel aber so rasch erfolgt, steht dahin. Von „ernsten und wohlunterrichteten Politikern" war mit Be stimmtheit in Aussicht gestellt worden, Herr v. Bvetticher würde als Minister und Staatssecretair die Kalenden des Januar nicht erleben, und vorgestern noch hat er im Reichs tag den Etat vertreten. Die englischen Gesellschaften in unseren südwcstafrikanischen Schutzgebieten. ^ Wir haben schon früher Anlaß genommen, auf die Unzuträglichkeiten hinzuweisen, welche die Concessionirung der großen englischen Gesellschaften in unserem süv- westafrikaniscken Schutzgebiete mit sich gebracht hat. Die Richtigkeit unserer Anschauung, die sich mit den von den Abge ordneten Dr. Hammacher, Graf Arnim u. A. im Reichstage wiederholt vorgetragenen Ansichten deckt, wird durch die Denkschrift über die Entwickelung der deutschen Colonien im Jahre 1894/95 aufs Neue bestätigt. Der auf Deutsch- Südwestasrika bezügliche Theil der Denkschrift weiß zwar viel von Plänen und Projekten zur Förderung der Eolonie zu berichten, aber sehr wenig von wirklichen Arbeiten und noch weniger von Erfolgen in dieser Richtung. DaS Wenige, was über Fortschritte in der kulturellen Erschließung unsere» südwestafrikanischen Schutzgebietes gemeldet wird, entfällt fast ganz aus die Leistungen der öffentlichen Verwaltung. DaS wichtigste ThäiigkeitSfeld, die Besiedelung des Landes, liegt nach wie vor so gut wie brach. Es ist ungemein be zeichnend, daß die Denkschrift, welche sich bezüglich Sür- West-Afrika- nickt auf daS EtatSjahr 1894/95 beschränkt, sondern über dasselbe hinaus bi- in die letzten Monale deS Jahres 1895 greift, in dieser Beziehung von einer Thätigkeit der großen englischen Gesellschaften nichts zu berichten bat. Die aesammten Fortschritte in der Besiedelung der Eolonie, welche sich außer einigen Ansiedelungen in Windboek selbst auf den Verkauf von 13 größeren Farmen und von 6—8 kleineren Anwesen beschränken, welch' letztere an Buren- Familien überlassen wurden, rühren auS der Thätigkeit der staat lichen Verwaltung und der der beiden in Siidweüasrika wirkenden deutschen Gesellschaften her. Von Seiten der Negierung sind in dem Berichtsjahre 11 größere Farmen verkauft worden, von der deutschen Colonialgesellschaft für Südwestafrika und von dem Syndicat für südweftafrikanische Siedelung wurde je 1 solche verkauft. An der Möglich keit, unter angemessenen Bedingungen Käufer für Farmen zu finden, kann darnach nicht gut gezweifclt werden, und man darf es offen ausspreckcn, daß die Verzögerung der Besiedelung der Eolonie lediglich auf die speculative Zurück haltung der englischen Gesellschaften zurückzuführcn ist. Interessant ist, was die Denkschrift über die kulturelle Thätigkeit dieser englischen Gesellschaften milzutbeilen weiß. Von der South West Africa Company wird nur gemeldet, daß sie Schürfarbeiten vorgenommcn habe, im klebrigen aber beabsichtige, nunmehr auch mit der wirthsckaftlichen Er schließung und Besiedelung ihres ungeheuren Landcomplexes vorzugehen. Daß die Gesellschaft einigen Trekk-Burcn die Niederlassung in ihrem Gebiete zugestanden hat, bezeichnet die Denkschrift in höchst bescheidener Auffassung der Dinge bereits als den Anfang der Ausführung dieser Absicht. Von der gleichfalls mit englischem Gelte arbeitenden Hanseatischen Land-, Minen- und Handelsgesellschaft für Südwestafrika be richtet die Denkschrift nur, daß sie Anstalten getroffen habe zur Verwerthung ibrer Bergwerksgerechtsame und daß sie beabsichtige, eine Minen-Expedition auSzurüsten. Ueber eine Thätigkeit der Kasko-Land- und Minen-Gesellschaft enthält der Bericht überhaupt nichts. Die Gesellschaft ist allerdings erst am II. April t895 constituirt worden, aber eS sind doch schon etliche Monate seither inS Land gegangen, ebne daß man von der Inangriffnahme kultureller Arbeiten durch sie gebort bat. Bezüglich der zweiten großen englischen Gesellschaft, des Kharaskboma Prospecting anv Cxploring Syndikat Limited, beschränkt sich die Denkschrift darauf, die Verpflichtungen derselben gegen über dem deutschen Reiche aufzuzäblen, welche nament lich in der Erbauung eines Schienenwegs von Lüderitzbucht nach dem Hinierlande besteben. Von einer Erfüllung dieser Verpflichtung ist bisher nicht die Rede gewesen. Wir können auch in der Bildung einer Lweiggesellschaft der Asrican Terri- tories Company, die angeblich zur Aufbringung der Kosten für die zur Durchbrechung des dem Innern Südweslafrikas vor gelagerten Dünenzüricls nothwendigen Arbeiten kürzlich er richtet wurde, einen Schritt zur Erfüllung dieser Verpflichtung nicht erblicken. Die ganze Sache stellt sich mehr und mehr als ein reines Finanzmanöver heraus. Einen anderen Eindruck kann man vorläufig überhaupt nicht von dem Gebühren der in dem deutschen südwestafrikanischcn Schutzgebiete concessionirten englischen Gesellschaften erhalten, und das läßt die Ansicht mehr und mehr als berechtigt erscheinen, daß diese Gesellschaften Zwecke verfolgen, welche nicht im Interesse unseres Cvlonialbesitzes liegen. Man braucht einerseits nur an die durch die jüngsten Vorgänge in Südafrika aufs Neue bethätigte enge Verbindung zwischen Politik und Geschäft bei den Engländern zu verweisen, andererseits an die im Kapparlament ausgesprochenen Ab- Absichten der dortigen Vertreter der englischen Politik zu erinnern, um den Verdacht nickt unbegründet zu finden, daß man eS bei der Unlhätigkeit der englischen Gesellschaften in Sübwest-Afrika mit einem planmäßigen Verhalten zu thun hat. Die Reichsregierung hat alle Ursache, dahin zu wirken, daß die Folgen des nun einmal mit der Con cessionirung dieser Gesellschaften begangenen Fehlers sich nicht in einer absichtlichen Verzögerung der Entwickelung unseres Schutzgebietes allzu sehr fühlbar machen. Deutsches Reich. -x- Leipzig 1. Februar. Wie wir erfahren, findet der vielbesprochene LandeSverrathsproceß gegen Schoren und Genossen am 2. März vor dem vereinigten zweiten und dritten Strafsenate des Reichsgericht- statt. Die An klage vertritt Herr Reichsanwalt Treplin. * Berlin, t. Februar. Die ReichSregierung bat für die Hochseefischerei in der Nordsee einen umfangreichen Schutz angeordnet. Äußer dem Aviso „Meteor" sollen die in der Nordsee manövrirenden Divisions- und Torpedoboote, sowie einige ältere Fahrzeuge der Marine mit der Ueber- wachung der Nordseefilcherei beauftragt werden. Bereits im vergangenen Jahre erfolgte eine Verstärkung der Fischerei schutzfahrzeuge, wodurch eine Besserung der Verhältnisse eintrat. Die Uebergriffe der englischen Fischer, die sich in früheren Jahren häuften, nahmen wesentlich ab; nur in einem Falle kam eS zu einem ernstlichen Einschreiten von deutscher Seite. Durck die geplante Vermehrung der UeberwackungSschiffe wird eS gelingen, die Engländer voll ständig vom deutschen Gebiet fernzubalten »nv den Be lästigungen unserer Nordseefischer durch englische Concnrrenten ein Ende zu machen. In den Kreisen der Ostseefischer macht sich, wie man dem „B. T." schreibt, der Wunsch gel tend, daß auch im baltischen Meere ein Schiff zum Schutz und zur Neberwachimg stationirt werde. Zwischen deutschen und dänischen Fischern kommen häufig Streitigkeiten über die Seegrenze vor und führen zu mancherlei Mißbelligkeitrn. Im verflossenen Jabre mußte eine deutsch-dänische Commission an Ort und Stelle Untersuchungen zur genaueren Festsetzung der Grenzlinie vornehmen. Schwedische Fischer wurden im vergangenen Sommer anfgegriffen, als sie auf deutschem Gebiet dem Fange oblagen. Im letzteren Falle lag Un- kenntniß der Seegrenze vor. Sobald ein deutsches Kriegs schiff iu der Ostsee stationirt würde, dürfte die Sorglosigkeit der Ausländer gegenüber dem Betreten de« deutschen See- grbieteS aufhörrn. dieses programmatische Sck ,:^esten verursacht. L.' Z- »IN-«'«L einer vorgestern staltaehabten Volksversammlung, die sich n nt La,s.„-u-.rm; --- u ^ s.issen batte wurde, wie die „Posi berichtet, consiam, 8 war. Die Commission wurde beauf ragt, ^sbalb Be schwerde zu führen ->nd in der nächsten Versammlung Beacht zu erstatten. Ob der. „Vorwärts" auf d.e Ge- nossen Rücksicht nimmt, bleibt abzuwarten, um s mehr, als bei einer auch nur annähernd ob,ectwen Wiedergabe der Reden in diesen antik,rch.chen Harte,- Versammlungen die Führer der Soc.aldemokratte sch echt forttommen. ES ist in den Versammlungen, d.e b'Sbcr statt fanden, wiederholt aus daS „beschämende Verhalten des Reichstagsabgeordneten Singer, der noch der juö'schen Religionsgemeinschaft angebore, und des Abgeordneten Fischer, rer seine Kinder katbolisch tausen und erziehen lasse, bin- gcwiesen worden. In der vorletzten Versammlung feierte der Genosse Neubaus es als einen „Triumph der atheisti schen Idee" innerhalb der Socialdemokratie, dasz die NeickStagsabgeordnelen Harms und Sch ul ye-Königsberg auf das Drängen ihrer Wähler hin nunmekr aus der Landeskirche ausgeschieden seien. Diese und ähnliche Aus sprüche von Parteigenossen, die man nicht ohne Weiteres mit „anarchistischem Geschimpfe" adtbun kann, lassen dem Organ des Herrn Paul Singer diese Volksversammlungen, wo „das souveraine Volk" ohne die Führer ersten Grabes tagt, ganz und gar unschmackbaft erscheinen. V. Berlin, 1. Februar. (Telegramm.) Der Kaiser und die Kaiscnn unternabmen beute Vormittag den üblichen gemeinsamen Spaziergang durch den Thiergarten. Nach dem Schlöffe zurückgekebrt, hörte der Kaiser den Vortrag des Cbcss des Generalstades und arbeitete dann längere Zeit mit dem General von Hahnke. Um 1 Uhr nahm der Kaiser eine größere Reihe militairischer Meldungen entgegen und empfing sodann eine Abordnung des 6. bayerischen Infanterieregiments Kaiser Wilhelm, König von Preußen, die sich aus Veranlassung der Ernennung deS Kaisers ;um Chef deS genannte» Regimentes bei demselben vorstellte. Die heutige Frühslückskasel fand wie gewöhnlich gegen ll/o Ubr statt und es waren zu derselben geladen: die Groß fürstin Konstantin von Rußland, welche auf der Rückreise nach St. Petersburg, von Dessau kommend, hier eingetroffen ist; ferner der Herzog und die Herzogin Friedrich Ferdinand, sowie Prinz und Prinzessin Albert von Sachsen-Allenburg. D Berlin, I. Februar. (Telegramms Der Bundes rath batte für beute Nachmittag 3 Uhr im Reichstagsgebäude eine Sitzung anberaumt, um über den Gesetzentwurf, be treffend die Besteuerung des Zuckers, fick endgiltig zu entscheiden. --- Berlin, 1. Februar. (Telegramm.) Hofprediger Stöcker ist heute aus dem Elfer-AuSschuß der con- servativen Partei ausgeschieden. Er war in der Sitzung, die der Ausschuß heute Vormittag im Reichstags gebäude abhielt, nicht erschienen. ^ Berlin, 1. Februar. (Telegramm.) Bestem Ver nehmen nach bat Herr v. Lcvetzow vorgerückten Alter- und veriönlicher Verhältnisse wegen seine Entlassung als LanveSdirector von Brandenburg erbeten. Sein Nachfolger ist noch nicht bestimmt, die Blätter nennen den Freiherr» von Manteuffel. LH Berlin, 1. Februar. (Privattelegramm.) Behufs anderweiter Regelung der Bestimmungen über die Arbeits einstellung und die internationale Unterstützung im Buch druckgewerbe soll auf Vorschlag deS internationalen B u ch- druckersecretariats ein internationaler Buchdruckcr- Eongretz nach Zürich oder Brüssel einberusen werden. Die «lasarbeiter beabsichtigen ihren internationalen Congreß nicht in Belgien, sondern in London zur Zeit des inter nationalen Socialisten-Congresses abzuhallen. dl Berlin, 1. Februar. (Privattelegramm.) Der gejammte Vorstand des socialistischen Turnvereins ..vor wärts" m Luckenwalde und acht Mitglieder des Vereins sind wegen Meineids und Verleitung dazu verhaftet worden. (Wiederholt.) — Der „Schles. Ztg." wird geschrieben: „In maß gebenden Kreisen der ReichSverwaltung werden die Aus- r E" das Zustandekommen des Bürgerlichen Gesetzbuches ,n der laufenven Session des Reichstages siir sehr gering angesehen. In der Tbat ist cs nichts weniger als günstig, daß schon die Erörterung der Frage der geschäftlichen Behandlung der Vorlage vorläufig zu einem negativen Ergebniß geführt hat. Gleichwohl wäre es '"'ö. "".^nehmen. daß die Mehrheit des Reichstages für da« baldige Zustandekommen des Entwurfs sich nicht inter- n/es!,. ^ Gegentbeil 'st der Aall. Dem Reichstag versagt aber anzche.nend ledesmal die Kraft, auS s.ch selb l ankomn.?"^ Lasten Entschluß zu fassen, wenn eS darauf r!' d". M°nttitte der Verständigung zwischen den Par- ^ parteipolitischen Gegensätze binanSzuheben. auch an und für sich wenig wahrscheinlich ist, daß bis zu der ersten Lesung des Entwurfes in der nächsten Woche «,n brauchbarer Vorschlag zur Abkürzung deS Be- ratbungSverfakrenS gemacht werden wird, so erscheint es doch emsiwellen nicht absolut ausgeschlossen, daß vielleicht noch wahrend der Lesung selbst ein fruchtbarer Gedanke austaucht. 3» einem Tbeil der Presse begegnet man mehrfach dem Vorwurf, daß daS Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesctzbuche eine reactionaire Tendenz mit aus den Weg bekommen habe. Richtiger dürste die Behauptung sein, daß daS Eiiiführungsgesetz einen particularistischen Zug an fick trage. Das ist aber nichts UeberraschendeS, denn es bat sich immer deutlicher herausgestellt, daß die Verschiedcn- artigkeit insbesondere der agrarischen Verhältnisse in Deutschland so groß ist, daß hierauf bei der Einführung eines einheitlichen Privatrechts im Reiche weitgehende Rück sicht zu nehmen war. Wie wir zu wissen glauben, hat sich namentlich auch die königl. preußische Regierung aus diesen Standpunkt gestellt." — Der Münchener „Allg. Ztg." wird aus Berlin berichtet: „In parlamentarischen Kreisen erwartet man bereits für die Verhanvluug über den Marine-Etat in der Budget- Commission autoritative Erklärungen darüber, daß von uferlosen Plänen in Bezug auf die Ver mehrung der deutschen Flotte keine Rebe sei, daß die ver bündeten Regierungen aber das Ziel einer Verstärkung unserer wesentlich dem Schutz der überseeischen deutschen Interessen zu dienen bestimmten Kreuzerflotte unentwegt verfolgen. Von dieser Absicht kann man schlechter dings nickt überrascht sein, wenn man sich der program matischen Erklärung erinnert, die der gegenwärtige Reichs kanzler Fürst Hohenlohe alsbald nach Antritt seines AmleS im Reichstage abaab, sowie der Worte, mit welchen der Staatssecretair des Auswärtigen Amts im vorigen Jahre bei Beantwortung der Interpellation Hasse, betr. den Schutz der Deutschen im Auslande, als eine unentbehrliche Voraussetzung für eie wünschenswerthe wirksame Ausübung derselben vie Verstärkung unserer Kreuzerflotte bezeichnet." — Aus deutschen Kreisen in Chile erfährt der „Hamb. Corresp.", daß die dorthin commandirten preußischen Officiere sich zum größten Theil mit ihrer Lage wenig zufrieden äußern. Sie hätten meist Vorgesetzte, die im Dienst alter jünger sind als sie selbst, auch stehe ihre Bezahlung durchaus nicht im Einklang mit den Theuerungsverhäliniffen deS Landes. — Zu stürmischen Auseinandersetzungen über die Stellung der Berliner Arbeiterorganisationen zu brm im Mai statt findenden Gewerkschaftscon greß kam es gestern in der Berliner Gewerkschaflscommission. Namens der Äeneralcommission hatte der Reichstagsabgeordnete Legten an die osficielle Vertretung der hiesigen Gewerkschaften das Ersuchen gerichtet, die Vorarbeiten zu dem Congreß zu übernebmen. Gewerkjchaftssecretair Millary empfahl, diesem Verlangen Folge zu geben, was den heftigsten Widerspruch der von dem Congresfe ausgeschlossenen Local- organisation hervorrief. Von dieser Seite wurde die Generai- commission beschuldigt, Zwietracht unter Len organisirten Arbeitern zu sae». dein Congreß wurde rin völliges Fiasco in Aussicht ge stellt. Tie Vertreter der Berliner Metallarbeiter erklärte», falls der Wunsch Legiens erfüllt würde, aus der Gewerkschaftscommission anstreten und einen Kampf herausbeschwören zu wollen, der dir gesammte Bewegung auf Jahre hinaus lahmlegen würde. Nur wenige Redner nahmen für die Generalcommiision Partei. In namentlicher Abstimmung wurde mit geringer Mehrheit der Antrag Millary abgelehnt. Die Berliner Gewerkichastscommissio« har sich damit gegen den Gewerkschaftscougreß in der beabsichtigten Form ausgesprochen. — Für den Berlin.Brandenburger HeilstStten-Berein für Lungenkranke hat der Cultusminister vr. Bosse aus einem ihm zur Verfügung stehenden Fonds «inen Beitrag von 5000 gezeichnet. * Ltttenburg, 1. Februar. Der „Maadeb. Ztg." wird telegraphisch von hier gemeldet: Heule Morgen ist das Befinden der Großberzogin derartig, daß ibr Ableben stündlich zu erwarten steht. Die Schwester der Großberzogin, Prinzessin von Altenburg, ist anwesend. * Posen, 3l. Januar. Die letzte Nummer deS kirchlichen Amtsblattes für die Erzdiöcese Gnesen-Posen bringt u. A. einen Abdruck des Erlasse» des Minister- de-Innern vom 2. November 1895 in Betreff der Betheiligunz der Geistlichen an den Berathungen der Gemeinden über die Waisenpflege. In dem Erlasse wird u. A. darauf bin gewiesen, daß es sich empfehle, die von den Waisenrälben geführten Waisenlisten den Geistlichen mitzutheilen. Der be absichtigte Zweck werde jedoch eher erreicht durch die un mittelbare Tbeilnahmc der Geistlichen an der Waisenpslege. sofern dieselben ihre Bereitwilligkeit zur Uebernahme der WaisenrathS-Aemter zeigten. Es empfehle sich daher, daß die Gemeindebehörden diese Aemter den Geistlichen antrüge», und es sei wohl auch zu erwarten, daß sie sich davon nickt zurückziehen würden. Der „Kuryer" bemerkt hierzu: „Angesichts der Wichtigkeit der Erziehung der Waisen nack ihrem NeligionSbekenntniß und ihrer Nationalität zweifeln wir nicht, daß unsere Geistlichen gern da« Amt annehmen werden, zu dem sie schon in ibrer priesterlichen Eigenschaft vor allen Anderen berufen sind." — Das ist doch deutlich! ^ * Weimar, 1. Februar. Der Landtag hat sich behufs Tbeilnahme an dem goldenen Dienstjubilaum des StaatS- ministerS Groß (am 3. Februar) bis Dienstag vertagt. — Aus der vorgestrigen Beratbung des Landtag- über das neue LandtagSWahlgesetz ist noch hervorzuheben, daß der Abg. Kolbe, der früher für das allgemeine direkte und ge Heime Wahlrecht cingetretcn ist, erklärte, er habe seine Ansicht geändert; dieses Wahlsystem gereiche nicht zum Woble des Volkes. Er hoffe, daß eine Verständigung über den vor liegenden Entwurf, der viele annehmbare Vorschläge enthalte, bcrbeigkfübrt werden wird. Einen sehr heftigen Ton schlug der socialdemokratische Abgeordnete Bau der tan. Er niackte dem Minister den Vorwurf, daß er einen reaktionären Ent wurs so warm vertheidigt habe wie kein anderer deutscher ^taatSminister. Al- er die Bemerkung machte, daß eigen thumlickc Gefühle daS Volk an dem in diesen Tagen statt sinkenden 50jäbrigen Dienstjubiläum der Ministers bewegen wurden, entstand große Unruhe, und der Präsident wies de» '^Edner ans die Ungebörigkeit seiner Worte km. Bankert schloß seine AgitationSrede mit den Worten: Werde da- Ge> setz angenommen, so werte die Liebe de- Volke- zu Fürst und Vaterland schwinden. Abg. Eckardt-Jlmenau führte auS, nach den Worten Bändert*- würden sich wohl auch die noch
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