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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960203019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896020301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896020301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe ohne Seitenzählung
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-02
- Tag1896-02-03
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Erlra-Beilagen (gefalzt), nnr mit der Morgen-Aufgabe, ohne PostbefärSenin, ./t (X).—, mit Postbrsürderung 70.—. Anzeiger. Amtsblatt des königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Nolizei-Amtes der Stadt Leipzig. ^ 59. Montag den 3. Februar 1896. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Nachdem die Gesuche um Allerhöchste Dispensation von der Vorschrift in tz 6 de« Gesetzt, dir Ehen unter Personen evangelischen »nd katholischen Glaubensbekenntnisse« und die religiös» Erziehung der von Ellern solcher verschiedener Confksslonen erzeugten Kinder betreffend, vom 1. November 1836 neuerdings überhand genommen haben, weil di» betreffenden Eltern auf dir Noihwendigtrit der Ai', schließ»»« eine« Verirage« über dir Erziehung der Kinder erst bei deren Aufnahme in die Schule, d. h. zu einem Zeitpunkte, wo e« nach 8 8 des rrwähnlen Geietzes zu einem solchen Vertrage in der Regel bereits zu spät ist, aufmerksam geworden sind, nehmen wit Veranlassung, in der Anlage die einschlogenden Bestimmungen des erwähnten Gesetzes unter besonderem Hinweis auf den Schlußsatz seines 8 8 in Erinnerung zu bringen. Leipzig, am 23. Januar 1896. Die vettrlSschultnfpetttott I. Der Rath «er Stadt Leipzig, ^r v». Tröndli». Vr. Hempel. »SV» 237X94. Vr. Redlich. Anlage. 8 6. Die an« gemischten Ehen erzeugten Kinder sind in der Regel in der Confession des Vaters zu erziehen. ES ist jedoch den Eltern gestattet, durch freie Uebereinkunft, unter den im folgenden Paragraph vorgtschriebenen Erfordernissen, hierüber unter sich etwa- Anderes festzusetzen. 8 7. Eine solche Uebereinkunft der Brautleute oder Ehegatten über die Confession der Kinder ist an eine Einwilligung der Elter», Vormünder (oder Geschlechtscuratoren) nicht gebunden, es sind jedoch hierbei theils die allgemeinen Bedingungen eines rkchtSbeständigeii Vertrags, theils auch folgende Formen zu beobachten: ». die Erklärung muff vor dem ordentlichen Richtet de? Bräuti- goms oder Ehemannes, und insofern derselbe ein Ausländer ist und im Jnlandr ei« bestimmtes Wohusitzrecht noch nicht erlangt bat, vor dem kompetenten Richter der Braut, l>. an Gerichtsstrlle, e. von beiden Theilrn, welche deshalb persönlich erscheinen müsset,, und ä. ohne Zulassung eine? Geistlichen oder anderer Personen abgegeben und über dieselbe ein legales Protokoll in gesetzlicher Form ausgenommen werden. Der Richter hat hierbei aller Ein- Wirkung auf die Willenserklärung der PaciScenten sich zu enthalten, wodurch jedoch nicht ausqeschlosse» Ist, daß derselbe über die Willens« freiheit sich durch Befragen der Paciscenten Gewißheit verschaffen, auch dieselben aus die gesetzlichen Folgen solcher Verträge aufmerksam machen könne. Dergleichen Vereinigungen können sowohl vor Eingehung der Ehe, als während derselben geschlossen, auch mit Beobachtung der 8 7 enthaltene» Borichriften wieder ausgehoben oder verändert werden. Auf die religiöse Erziehung derjenigen Kinder aber, welche das 8. Jahr bereit- erfüllt habkn, ist der Abschluß, die Aufhebung oder Veränderung solcher Bereinigungen ohne Einfluß. Verpachtung. Die der Stadtgemrinde gehörige, zeither von dem tzandelsgärtner Herrn F. W. Lehmann in Leipzig-Gohlis bewirthjchastrtr und da- selbst an der Eortstroße gelegen, Fkl-abthrilUNg von 3100 am Flächengedalt soll vom 1. April dsS. ÄS. ab gegen halbjährige Kündigung zur Benutzung als Garten oder Lagerplatz anderweit verpachtet werden. Pachtgesuche werden auf dem Rathhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgeaengrnommen. Leipzig, den 18. Januar 1896. . Der Rath der Stadt Leipzig. l». 1U. vr. Tröndli». Morche Holz-Auktion. Dienstag, den 4. Februar 1896 sollen von Vormittag« S Uhr an im vurganer Forstrevier jn Abth. ?». dicht am fratzeren alten AorsthauS bei VShltS-Ehrenberg ca. I5V starke Abraumhaufen und . SS starte Langhaufen unter den im Termine auSdängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft auf dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 18. Januar 1896. De« Rath« Aorstdcputation. Der städtische Lagerhof in Leipzig lagert Waaren aber Art zu billigen Tarifsätzen. Die Lager, scheine werden von den meisten Bankinstituten beliehen. Leipzig, den 26. April 1894. Die Deputat«»« znm Lagerhsfe. Konkursverfahren. Urber da» Vermögen de« Kaufmanns und ligarrenhändlerS Siegmund Rathschild hier. MarNhollenstraße 8 10. Wohnung: Rosrnthalgass» 2, wird heute am 13. Januar 1896, Vormittags I0ft« Uhr, da» Kontur-verfahren eröffnet. Herr Rechtsanwalt Vr. Pansa hier wird zum Konkursverwalter ernannt. KonkurSsordrrungen sind bi« zum 17. Februar 1896 bet dem Gerichte anzamelden. ES wird zt»r Beschlußfassung über di» Wahl eine« anderen «er. Walter«, sowie Über dir Bestellung ein»« Gläubig,tau«schusse« «Nd eintrrtrndrn Falle« über di« in 120 der Konknr«ordnung bezetch« »rten Gegenständ» auf den S. Februar >8S«. vormittag« 11 Ahr, »ud zur Prüfung brr angemeldeten Forderungen auf den S7. Februar 18»«. vormittag« 11 «he. vor dem nnierzrichnetea Gericht,. Ztmnter SOS, Termin onberaumt. Allen Personen, welch« eine zut KontntSmafse gehörige Sache t» Best» haben oder zur Konkursmasse etwa« schuldig sind, wird «wsgrgrben, nicht« an den Bemetnschuldner zu veradioigen »der zu leiste», auch di« verpflichtnng ausertegt, von dem Besitz» der Sache »ud von den Forderungen, für welche si, au« »er Sach, abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter ln« zum 1«. Februar >896 Anzeige zu machen. ^ Königliche« Lmt»gericht ,n Leipzig. Abth. II'., L «./»«. Ko. S. am 13. Januar 1896. »t gemacht durch de» Gericht«schrriber Srcr. Beck. Der Berliner Kaufmann Gotzkowsky mi die Ltadl L'eiMg. Nachdruck vrrtotci». iä. Zn denjenigen Personen, deren Namen eng mit einer der schlimmsten Zeilepochen unserer Stadt verknüpft ist. ge kört der Berliner Kaufmann Gotzkowsky. Aber es konnte bisher als unentschieden gelten, ob rer Genannte unserer Stadt in schwerer Zeit hilfreiche Dienste geleistet, oder ob er die Noch derselben zu seinem Vortbeile auSgebcutct bat. In dieses Dunkel bringt eine längere und eingehende Arbeit de« Herrn Bibliothekars vr. Ernst Kroker, „Leipzig i»i siebenjährige» Kriege", die in dem zweiten Bande der von dem Archivdirector Herrn Vr. Wustmann beranSgegebene» „Quellen zur Geschichte Leipzigs" enthalten ist, die nöthige Aufhellung. Bei der großen Bedeutung, die das Eingreifen des Kaufmanns GotzkowSky für die Schicksale unserer Stadt hatte, möge auch an dieser Stelle der damaligen Begeben heiten etwas ausführlicher gedacht sein. An allgemeinem Interesse haben sie zudem beute noch nicht verloren. Zunächst sei ein Lebensbild der Hauptperson gegeben. Johann Ernst GotzkowSky, auS einer verarmten polnischen Avrlsfamile slammeiid, wurde am 21. November l7I0 in Könitz geboren. Da seine Eltern schon frühzeitig wegstarben, so wurde er von Verwandten nach Dresden genommen. Diese konnten ihm nur eine dürftige Erziehung geben und mit l4 Jahren konnte er kaum etwas lesen und schreiben. Erst in einer Berliner Materialwaarenbandlung, in der ihn sein älierer Bruder unterbrachle, vervollkommnete er sich durch Lesen guter nützlicher Bücher in seinen Kenntnissen. Mit 2" Jahren trat er bei seinem Bruder ein, der inzwischen eine eigene Handlung mit Galanteriewaaren errichtet batte. In dieser Stellung kam er mit dem königlichen Hofe in Ver bindung und Friedrich II., dessen Scharfblick Gotzkowsky'S Talent erkannte, berief ihn unmittelbar nach seiner Thron besteigung zu sich und eröffnele ihm, daß er ibn kräftig unter stützen würbe, wenn er geschickte Künstler und Handwerker in« Land zöge. GotzkowSky ging mit Energie ans Werk. Zunächst verfertigte er Bijouteriewaaren, dann legte er mit Hilfe seine« vermögenden Schwiegervaters im Jahre 1743 eine Sammetfabrik an, in deren Interesse Friedrich II. die Einfuhr alles fremden Sammets verbot. Weiter übeinabm GotzkowSky im Jahre 1753 die Leitung einer mit königlicher Unterstützung errichteten Seidenwaarenfabrik. Seine Geschäfte waren damals so umfangreich, daß ibm die Leipziger Messen einen regelmäßigen Umsatz von 40 000 Thaler» brachten. Aber der siebenjährige Krieg brachte ihn in seinen Verhält nissen außerordentlich zurück und kostete ibm fast sein ganzes Bei mögen. Dennoch hielt sich GotzkowSky mit großem Ge schick aufrecht und leistete seinem Könige, wie auch der Stadt Berlin bei der im Jabre 1760 erfolgten Besetzung der Stabt durch Russen und Oesterreicher ganz außerordentliche Dienste. Für den vielen Aufwand und die Auslagen, die Gotz- kowsky im Interesse des Königs gehabt batte, wurde er im Januar 176l durch besonderen Befehl nach Leipzig berufen, wo Friedrich II. den Winter zubrackte, »nd auf des Königs Anweisung erhielt er hier 50 000 Tbaler ausgezablt und weitere lOOOOO Tbaler zugesagt. Mit diesem Zeitpunkte beginnt die Einwirkung Gotzkowsky'S auf die Geschicke unserer Stadt. Ehe wir jedoch näher auf dieselbe eingehen, Müssen wir noch kurz die Schicksale schildern, die Leipzig vom Beginne des siebenjährigen Krieges bis zum Schlüsse deS IahreS 1760 zu erdulden batte. Von allen Städten Sachsen« hatte Leipzig durch die Maßnahmen Friedrich II. am schwersten zu leiden. Dock geben wir dem Verfasser der Arbeit, Herrn Bibliothekar vr. Kroker, hierüber selbst das Wort. Derselbe sagt: „Es mag bemerkt werden, daß Friedrich der Große im sieben jährigen Kriege unserer Stadt Summe» abgepreßt hat, wie sie seit den Zeiten de« dreißigjährigen Kriege« dis zur fran zösischen Milliardenzahlung herab kaum jemals einem Volke ober einer Stadt im Berbältniß zur Kopfzahl zugemulbet worden sind. Selbst Napoleon I. bat den besiegten preußischen Staat nicht mehr gedrückt, als Friedrich der Große das Witten im Frieden überfallene Leipzig. Durch »nanSgesetzte Geldsorberunarn bedrängt, durch wiederholte Versprechungen bingehalten, durch offenen Wortbruck getäuscht und durch „rüde OrdreS" geradezu mißhandelt — war es rin Wunder, wenn die Bürgerschaft voll Haß und Verbitterung der Prcußenzeit gedachte? Selbst die alle» überragende Per sönlichkeit Frirdrick's deS Großen konnte diesen Erinnerungen ihren Stachel nicht nehmen." So Herr vr. Kroker. Will man gerecht sein, so wird man ibm in seinem herben Unheil über die damaligen Ereignisse nur zustiniinen können. An baa ren Zahlu n gen ließ Friedrich II. den Betrag von 6 630 000 Tbaler», also wäbrend der 6^iabrigen Dauer de« Kriege« den jährlichen Betrag von 1 Million Tbaler erheben. Außerdem berechnen sich die Nebenabgaben, welche die Stadt Leipzig während des Kriege» zu leisten batte, auf 3 656 000 Tbaler. Da« sind zusammen 10 286 000 Tbaler, dir Leipzig auserlegt waren. Nicht eingerechnet sind hierbei die Ausgaben der einzelnen Bürger für Verpflegung der ständigen Besatzung u. a in. Im Ganzen läßt sich daher die Suinme, welch« die Stadt Leipzig an Preußen während deS siebenjährigen Krieges zahlte, auf zwölf Millionen Tbaler berechnen. Und Leipzig hatte damal« höchsten- 24000—30 000 Einwohner, auf den Kops kam also eine jährliche Contribtition von mehr als ILO „6 Wie es demnach in unserer Stadt am Schluss« des IahreS 1760, also im fünften KriegSjahre. auSsah, kann man sich auch ohne naher« Detaillirung vorstellen. Bereits halte Leipzig, ungerechnet die Nebenabgaben, 3 Millionen Tbaler an Baarzahlungen geleistet. Aber je länger der Krieg dauerte, desto mehr brauchte Preußen« König Geld, und zur Er langung desselben erschien ibm da« kurz Vor der Schlacht von Totgan wiever besetzte Leipzig al« da« geeignete Object Von irgend welchen Scrupeln hinsichtlich der Mittel, die dazu fübteit sollten, aii« Leipzig da« Geld herauszupressen, wurde König Friedrich nie befallen. Bereit« zu Ende des Jahres 1759 waren eine größere Anzabl Ratbsberre» und Kaufleute in die Pleißenburg geworfen worden (denen im "lnnnar 1760 über 100 Kaufleute nachfoigten), bloS iw, dit wurde an ^eS zu m w ^ Haup'mann L L,L7„.N 7 d,r D-ii- ,'m «Es wurden sie gerade;» zusammengepfercht), und so gelang ch . d7nn auch, die 800 00.. Tbaler für seinen Herrn zn be- ^ Webei freilich selbst dir Kircbengeralbr zu Gelde - zum Tvcil nach 4 monatiger Haft — in Nkdi gei veraas-c» es der Hauptmann v. Dvherrn und auck andere coniribuireiide Osficiere niemals, sich selbst ein "6U c>^ ständiges „Douceur" geben zu lassen. Da« war damals so ^ Als Friedrich der Große nach der Torganer Schlacht in Leipzig ankam (am 8. December l7VO), war «8 eine 1-mer erste/Maßnahmen, fick wiederum Mittel Zur Fortietznng des Krieges von der Stadt zu verjchaffen. Bereits am 13 December wurden ihr bedeutende Tuchliesernngsn zu Preisen auserlegt, die um die Hälfte zu niedrig waren Am 5. Januar l7Ül ließ Major v. Keller niedrere RatbsberreN und Kauslente „mit großer Behendigkeit" nach dem Ratlv banse bringen und eröffnet- ihnen dort, „daß des Königs von Prenße» Majestät von de." Ratbe, der Kaufmann,surft und den Bermögensten der Stadt eine enraordinaire Brand schatzung von zwei Millionen Thaler fordere. Da die also Geladenen nach fruchtlosem Flehen und Bitten nur 500 000 Tbaler osferiren wollten, so hielt man sie gleich wieder gefangen, eröffnet« ihnen auch, daß der König ibt Angebot" in den Kamin geworfen habe. Doch sab Friedrich II. selbst ein, daß Leipzig die geforderte Summe nicht ansbringen könne und ermäßigte sie desbalb auf 1 100 000 Tbaler, von denen 300 000 Thaler der Ratb und 800 000 Thaler die Kaufmannschaft tragen sollten. Damit war der Stadt aber nur wenig gebolfen, denn nirgends war für diese Summen Credit zu erlangen. „Da verbürgte sich (so schreibt der Verfasser, Herr Vr. Krokec) für den Rath und die Kaufmannschaft ein Mann, der unter die größten Wohlthäter Leipzigs zu rechnen ist, denn er allein bat es der Stadt möglich gemacht, nock drei Jabre lang die Lasten des Krieges zu ertragen und den Forderungen des Königs z>« genügen, so daß den Bürgern eine Wiederholung der furcht baren Leiten des Winters von 1759 ans 1760 erspart blieb. Es war dies der Kaufherr und Bankier GotzkowSky in Berlin." Gotzkowsky, der am 20. Januar 176l in Leipzig anlangte und der im Rufe stand, daß er bei Friedrich dem Großen „etwas gelte", ging ans das Bitten der Kaufmannschaft rin und übernabm nach gepflogener Besprechung mit den Jnbastirten die Bürgschaft für die Zablung der verlangten 1 100 000 Thaler, worauf am 25. Januar die Gefangenen in Freiheit gefetzt wurven. Die Bediiignngen, unter denen Gotzkowsky die Bürgschaft übernahm, waren allerdings — das muß gesagt werden — harte. Er verlangte „unter Verpfändung aller Leipziger Güter und der Effecten der Ein wohner", daß ibm die Summe von 1 lOOOOO Tbalern, die er in gangbarer Silber münze an den König zahlte, in Gold wieder erstattet werde. Gotzkowsky giebt selbst an, daß ihm durch das Agio auf Gold bei der Rück zahlung ein Gewinn von 500 000 Tbalern zugefallen sei. Nach seiner Darstellung sei dieser Gewinn ein „Unerwarteter" gewesen, doch hat Gotzkowsky als guter Kaufmann obne Zweifel gewußt, welcher überaus große Verdienst ibm bei cieser Slipnlation jufallen mußte. Er sagt selbst, dag ihm bei den Zahlungsterminen „zu dreißig und mehr Pro cent übrig geblieben sei, wodurch er alle feine vorher über standenen Verluste ersetzen und noch einen sehr ansehnlichen Gewinnst erübrigen konnte." In Wirklichkeit dürfte sich Gotzkowsky'S Gewinn auf fast fünfzig Procenl belaufen haben. Wabrscheinlich ist, daß Friedrich II. die ganze Stipu lation mit Gotzkowsky vorder besprochen batte und ibn damit für die früheren Verluste, die Gotzkowsky im Dienste deS Königs erlitten, schadlos halten wollte — allerdings aus Koste» der Stadt Leipzig. Herr vr Kroker saßt trotz alledem sein Urtheil dabin rujammen: „Doch dürfen wir dem Unterhändler keinen ,n schweren Vorwurf machen, baß er auch seinen Vortbeil im Auge batte. Be, der unsicheren Lage des Geldmarktes mnßle et sich auf Verluste gefaßt machen, die kaum auSbleiben konnten und ?!!?. ei»traten. Und für Leipzig war eS vot, der höchsten Wichtigkeit, daß sich endlich ei» Mann fand, der überhaupt »och für die von den Preußen bedrückte und ausgelogene Stadt zu bürgen wagte. Die Nothlage der letzten Jabre war ja banptiächlich dadurch herbeigesübrt worbe», daß die Leipziger Kaufmannschaft nirgends mebr Credit fand. Als dieser ihr durch Gotzkowsky « Eintreten wieder eröffnet wurde, ließen sich auch dir weiteren, noch hoberen Forderungen leichter erfüllen als die früheren ar- rmgeren. So ist Gotzkowsky wirklich ein Wohlthäter Leipzigs geworden." denn auch sehr warm dem Kaufmann Gotzkowsky ür se.n. „uneigennützig. Assistenz", die öffentlich ° ri'b'nen, sei, und zwe.selte nicht, daß die Kaufmannschaft gleiche Gesinnungen begen werde. Allein wenn .S an da« Echntden gebt, sind gewöhnlich die dankbaren Gefühle, von denen man de! der Darleihung beseelt ist, längst verflogen. DaS muhte sich b,j dem hohen Agio, das die Leipziger Kauslente in diesem Falle zu zahlen hatten den» sehr bald die Schmähnnz.^ Unzufried.nb.it, sogar 200?um ^ren auf die Schuld an Gotzkowsky 200 000 Tbaler Nick, gezahlt (die Kaufmannschaft konnte webl beim besten Willen die Termine nicht einbalten) — da traf eine neue preußijche Forderung ein. Am 6. Januar 1762 wurde dem Ratbe bekannt ge geben, daß die Stadt Leipzig wiederum viel Geld, vieles Annahmeschluß fir Anzeigern Abend-AuSgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgt n»Au«gabe: Nachmittags 41lbr. Für dir Montag-Morgen-Au-gabe: Sonnabend Mittag. Bei den Filialen und Annahmestellen je »ine halbe Stund« früher. Aussige«» sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leivsig 99. ZahWng. Mal sogar drei Millionen Tbaler, für Friedrich II. schaffen sollte und zwar schon bis Ende Februar! Da be sann man sich wieder ans Gotzkowsky. Man rief ihn berbei und er lai», wenn man seiner Schilderung glauben darf, gerate in dem Augenblicke, als Bürgermeister und Rath auf die Hanptwacke gebracht werden sollten. Bei den nun an- qetnüpften Verhandlungen gelang es, Friedrich den Großen zn bewegen, „au- besonderen Gnaden" die Contribution aus l 200 000 Tbaler zu ermäßigen. Nach Gotzkowsky'S Angabe bat dieser nnr über einen Betrag von l lOOOOO Tbaler Wechsel ausgestellt. ES liegt die Vermuthung nabe, daß, da die Stadt den Betrag von 1 200 000 Tbaler an Gotzkowsky zahlte (wenigstens nach den übereinstimmenden Angaben der Rech nungen, denn die Acten hierüber sind merkwürdiger Weise verschwunden), der überschießende Betrag von 100 000 Thaler den Gewinn Gotzkowsky'S bildete. DaS wären dann nur noch reichlich 9 Proc. gewesen. Mit dieser zweiten großen Forderung war die Cottlri- buirung Leipzigs jedoch noch nicht beendet. Am 2. November >762» also ein Vierteljahr vor Beendigung deS siebenjährigen Krieges, forderte Friedrich der Große wiederum 400 000 Spcciesrucaten, gleich 2 200 000 Thaler in damals gangbarer Silbermünze, von Leipzig. Gotzkowsky, dem die üblen Nach reden über seine Vermittelung nicht unbekannt bleiben konnten, scheute sich nunmehr, sich nochmals mit der Stadt Leipzig einzulassen. Aber der Ratb ließ am 16. November durch eine Staffelte an Gotzkowsky, der sich gerade in Hamburg befand, ein Schreiben gelangen, in dem er dringend um Ver Mittelung erstickte. Dem folgte am 19. November ein zweites »nd am 21. November ein drittes Schreiben. Auf ein nochmaliges Schreiben übernahm dann Gotzkowsky wieder die Verhandlungen und reiste nach Leipzig, woselbst auch Friedrich II. am 5. December eintraf. Auf GoykowSky'S Vorstellungen wurde die Contribution von 2 200 000 Thaler auf l 250 000 Tbaler ermäßigt, auch die Zusicherung ge geben, daß dem Magistrat und der Stadt nichts weiter ab gefordert werden sollten. Gotzkowsky begnügte sich dieses Mal mit einer Provision von nur zwei Procent. Das war die dritte Bürgschaft (und zugleich auch die letzte), die Gotzkowsky für Leipzig gab. Am 15. Februar l763 wurde der Friede zu Hubertusburg unterzeichnet, und noch an demselben Tage Abends 7 Uhr ritten zwanzig Postillone mit brennenden Fackeln durch die Stadt und überbrachten die Nachricht vom FriedenSscklitß. Zwei Tage darauf, am 17. Februar, verließ Friedrich der Große Leipzig. In den nächsten Wochen rückten auch die preußischen Regimenter aus ihren Quartieren, und ain 2. März zog Generalmajor v. Keller mit den letzten Truppen ab. Am 2l. März wurde ein FriedenS-Jubclfcst gefeiert — nirgends wohl au« dank bareren Herzen, als in Leipzig. lieber Gotzkowsky'S weitere Schicksale ist nur wenig, aber desto Bedeutsameres zu sagen. Die vielfachen Bürgschaften, die er wahrend des Krieges (nicht nur für Leipzig allein) über nommen halte, zerrütteten sein Vermögen. Die Zahlungen gingen nur ganz unregelmäßig, zum Tbeil auch gar nicht ein. Schon bald nach Beendigung deS siebenjährigen Krieges mußte er Bankerott machen. Dank bat Gotzkowsky nicht geerntet, auch nicht von seinem königlichen Herrn, dessen eifriger Bewunderer er dennoch bis an sein Ende war. Zurückgezogen vom öffentlichen Leben, ein armer Mann, starb er, vet einst Tausenden Beschäftigung gab, am 9. August 1775 in Berlin. Dort erinnert eine Straße im Stadttbeile Moabit (nahe der Porzellanmanu- fartnr, deren Begründer er war) an seinen Namen. I» Leipzig erinnert nichts an ihn. Zum Iüidenleniheliter im „Anker" zu LeiW, l1?»S-l78?). Mitgetheilt von Th. D.-Dr. Während ich in Leipzig studirte, wurde, auch von mir mit, öffentlich und privatim gemimt. Viele Zeit nabmen die „Räuber" weg, mit welchen Heinrich Laube nnd Alexander Strato sch, im Winter 1869/70, über die Bretter des Alten TveaterS zogen, dock war ihr wieder bei- rukommen. Obwohl über achtzig Jabre früher bereits ein Lessing gewirkt batte, Goetbe und Schiller im vollsten Schaffen standen, batte Man doch manchen Orte« noch eigene Begriffe über das Tbeater, und das Absch'.veifen des Studenten von der eigentlichen Wissenschaft. Aus dem. auch sonst den! würdigen, bier etwas gekürzt witdtrzugebenden Schriftstücke der Leipziger Universität, dessen Concept mir auS dem Archive der genannten Hochschule») gütigst mitgetheilt worden ist, an den Landesherr», vom 24. Februar 1787, wird Weiteres erhellen: Da wir es uns jederzeit zur heiligsten Pflicht gemacht, auf daS Beste der allbier studirenden Jugend allenthalben den möglichsten Bedacht zu nehmen Und alle« Dasjenige, wodurch junge Leute in der edelsten Zeit ihres Studirens ge hindert oder zu Depensen, Ileppigkeittn und Ausschweifungen verleitet werden könnten, au« d«m Wege zu räumen, so könne» wir einen, seit einiger Zeit eingerissenen Unfug, wodurch diese unsrrt guten Absichten gar leicht verhindert werben dürften, nicht unangezeigt lasten, da nämlicy eine Gesellschaft junger Leute, welche cjrößtentbeil- aus Studenten bestehet, bisher wöchentlich einmal oder doch aller vierzehn ^aae Komödien aufgeführt haben. Wäre solche«, wie es Anfang- schien, bloß Pribatsache gewesen, so könnte man es allenfalls unter diejenigen Zeitvertreibe rechnen, welche dicht allein unschuldig, sondern auch mit einigem, obsckon eben Vicht dtlräcktlicheNi Nutzen verbunden sind, maßen eS allerdings einige Gelegenheit, sich im Gedächtnisse, in der richtigen Aus sprache. ingleichrn im Teclamiren Und Gesticoliren zu üben, ist, obueracktet alle diese UebuNgkN auch auf viel andere und un gleich nützlichere Art gar Wohl bewirkt werden können. Leider aber Ist diese Sache in der Folge hiesigen OrtS mehr als zu öffentlich und zu einem förmlichen Erwerbartikel s?j wertem indem diese jungen Leut« nicht allein zu Aufführung ihrer Comödien einen geraumen Saal gemiethet»), gewisse XI-, 23: „Die von einigen Studiosi« ...1786 ft.. BL 18 ff. *) Ja der Hainstraj«, man vgl. dl« Ueberschrtft.
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