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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189305111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18930511
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18930511
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-05
- Tag1893-05-11
- Monat1893-05
- Jahr1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.05.1893
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VMM?» ^ Bez«g-.PreiS k» der Hanpteppedition oder den im Stad«, dezirk und den Bororten errichteten Aus- oobeftellea ab geholt: vierteljährlich hei zweimaliger täglicher Zustellung int Hallt >» Ü.OO. Durch dir Post bezogen sSr Deutschland und Oesterreich: viertel,adrlich » 6.—. Direct» tägliche lkreuzbandiendung int Ausland: monatlich ^l 7.S0. Die Morgen-AuSgab« erscheint täglich'/»? Uhr, die Abeud-Auegabe Wochentags ö Uh''. Ledartilm vnZ LrpMio«: Aatzan«e«,afie 8. Die Erpeditio» ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 btt Abends 7 Uhr. Filialen: ktto Klemm'S Tortim. «Alfred Hahn), UniversilütSslrobe 1. LoniS Lösche, ikatharinenstr. 1t. part. und Könkglplatz Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anzeigen Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Rrclamen unter demRcdactionöslrich (tgo- spalten) b0 ,j, vor den Aamiliennachrichleq (6 gespalten) 40-^. Größere Schrislen laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Zisserosatz nach höherem Tarif. —««»»»- - Extra-vritane» (gesalzt), nur mit Le« Morgen.Ausgabe, ohne Postdesörderung 60.—, mit Postbeiörderuag >l 70.—. Ännahmeschluß siir Änzrigen: Abend-Ausgabe: Lormittagt 10 Uhr. Marge u-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,S Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an di» Erpeditio« zu richten. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig. Donnerstag den 11. Mai 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekarmlmachuri-. Die Herren Zuliu» Arthur Herrmann und -oha»» Heinrich Äriniiil in Leipzig-Plagwitz beabsichtigen, auf dem an der Bahn- hosslraße in Leipzig-Plagwitz unter Nr, 60 gelegenen Grundstücke lNr. 41 Ndth, S de- Brandkataster», Nr 286 de» Flurbuch» und Folium 383 de» Grund- und Hypothekenbuchs für Plagwik) eine Fabrik zur Herstellung von Vaseline, Maschinenfett und Tprttz- witchs einzurichten. Wir bringen dieser Unternehmen hiermit zur öffentlichen Kenntnis mit der Aufforderung, etwaige Einwendungen dagegen, welche nicht auf privalrechtlichcu Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tage» bei uns anzubringen. Einwendungen, welche aui besonderen privalrcchtlichen Titeln be- ruhe», sind, ohne daß von der Erledigung derselben die Genehmigung der Anlage abhängig gemacht werden wird, zur richterlichen Ent- scheidung zu verweisen. Leipzig, am 8. Mai 18S3. Der «atd der Stadt Leipzig. VI, 2117. I)k. Georgi. Kassel In Gemäßheit dcS 8.1 der Vorschriften für die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der städtischen Wasserwerke vom 6. Febr. 1888 mache» wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Otto Horn, Nemnarkt Nr. 36, wr Ucbernahme solcher Arbeiten bei uns sich ange,neidet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen uachgewirjen hat. Leipzig, am 8. Mat 18S3. Der Rath per Stadt Leipzig, r. 3790. Ör. Georgi. Wolfram. Lreunholiauction. Freitag» den IS. Mai d. I., sollen von Nachmittags 3 Uhr an vom Forstreviere Connewitz auf dem Mittelwald- schlage in Abth. 17» ra. 400 Haufe« hartes. Nein gemachtes Stockholz unter den im Termine auöhcingende» Bedingungen und der übliche» Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: Auf dem Mittelwaldfchl-ae im Strrittzolze hinter dem alte» Wasserwerke au der neue» Linie. Leipzig, am 4. Mai 1893. Des Rath» Korftdepntation. Letullllltulachun-. Bom Unterzeichnete» Armeaomte sollen Freitag, den IS. Mat 18SS, Vormittag» von 0 Uhr an im Stapttzause alidter verschiedene Gegenstände, alS: Möbel. Betten. Wasche, SletPnugSstiicke. Hans-, Küchen- und Wirtüfchastsgeräthe u. A. m. öffentlich versteigert werden. Leipzig, am 10. Mai 1893. Ta» Armenamt. Hentfchel. ArtuS. Lekanntmaäiung. DaS zum Nachlasse des Kaufmanns Eugen Wilhelm Rudolph Urban in Meiste» gehörige, in Leipzig-Neustadt, Sirchstraste Nr. 83, nahe der Eisenbahnstraße gelegene Hausgrundstück, welches vom . gerichtlichen Sachverständigen aus 93 000 ><! gewürdcrt worden ist, soll ans Antrag der Erben freiwillig meistbietend versteigert werden. Termin hierzu wird auf Mtttmoch. den 17. Mai 18»S. Vormittag» 10 Uhr onberauml und findet an Anitsstelle, Zimmer Rr. 80 statt. Nach Angaben der Erben enthält das zum Grundstück gehörig» Hintergebäude 4 große Arbeitksäle und eignet sich vorzüglich zur Fabrikanlage. Tie BersteigerungSbcdiitgungen werLe» im Termin bekannt ge- geben, können auch vorher an AmtSstelle, Zimmer Rr. 86, ringesehen werden. Leipzig, am 28. April 1693. Königliche» Amtsgericht, Abthrilnng V. Vr. Lessing. Naumann. Ans dem neuen Frtrdhof zu Leipzig-Connewitz soll ein zweiter vrunnr« angelegt werden. Anschläge über Arbeiten und Zubehör werden bis zum 17. Mat d. I, erbeten. Wegen der LrtSbejichtigung wolle man sich an den Tvdtenbettmeister Schmidt (am Friedhof) wenden. Die Auswahl unter Len sich Meidenden wird Vorbehalten. Leipzig-Connewitz, am v. Mai 1893. Trr Kirchrnvorftand. K. M. Hasse, k. Ser Wahlaufruf -er nationalliberalen Partei lautet: Deutsche Wählerl Der Reichstag ist aufgelöst. Wiederum, wie im Jahre 1887, ist daö deutsche Volk berufen, über die Erfordernisse der Sicherheit und Machtstellung deS Reiches zu entscheiden. Mit schweren Opfern ist daS Reich auf den blutigen Schlachtfeldern der Jahre I870/7l erkämpft worden. Be gründet und auSgebaut durch den unvergeßlichen Kaiser Wilhelm I. und die unvergleichliche StaatSkunst de» Fürsten Bismarck, ist eS un» zur Erhaltung und Pflege überantwortet. Gegenüber der von Jahr zu Jahr wachsenden HeereSmacht Frankreichs und Rußland- mußten neue und große An forderungen an die Opserwilligkeit der Nation gestellt werde». Nicht leichten Herzens sind die Vertreter unserer Partei im Reichstag an die Berathung der Militairvorlagr heran» getreten. Ihrer ernsten Verantwortung eingedenk, babea sie eine Verständigung über daS nothwrndigc Maß der Be willigung angestrebt. Die Grundlage dafür war endlich mit Zustimmung eer verbündeten Regierungen gewonnen. Unter dem Banne engherzigen FractionSgeisteS fand sich jedoch au» den verschiedensten, nach ihrcu Grundanschauuugen weit auseinander strebenden Parteien ein« Mehrheit zusammen in der Verneinung. Diese Mehrheit hat de» verhängnißvollen Streit herauf- teschworea. Sie h.it neue Unsich rheit in unsere, der Ruhe und Stetigkeit so dringend bedürfenden wirthschaft- lichen Verhältnisse hereingetragen. Sie hat die gedeib- liche Entwickelung unsere- Berfas sungSleben« auf« Schwerstc gefährdet. Die großen, von den weitesten Kreisen de» Volke» lange ersehnten Vorthcile der geplanten HeereSreform sind damit wieder in Frage gestellt. Die zweijährige Dienstzeit sollte die persönliche Militairlast erleichtern, die vollkommenere Durchführung der allgem einen Wehrpflicht, dieses rubnireichen ErbtheilS der Freiheitskriege, sollte siegerechter und gleich er vertheilen. Im Falle des Krieges sollte» die Jüngeren die erste Schlachllinie bilden,die Acltcren, die verbeiratbcten Mann schaften, den zweiten Wall im UnabbängigkeitSkampfe vrr- thridigen. Die Vermehrung unserer Slreitkräfte sollte da» Uebergewicht der großen Militairstaaten gegen uns wieder wett macken, unseren-. Eultur- und Wirtschaftsleben da- unentbehrliche Gefühl der Sicherheit dauernd erhalten. DaS waren die Ziele der von der ReichStagSmchrheit abgelehnten Vorlage! Gewiß, eine solche Reform crbeischt bedeutende finanzielle Lasten. Aber c« hantelt sich um die Ehre und Macht stellung de- Reiches, um wirksamere Bürgschaften ür den europäischen Frieden und, wenn un- der Krieg ausgczwungen wird, für die Erringung de» Sieges. E« handelt sich um den Schutz der ehrlichen Arbeit in allen Gewerben. Niemals haben wir eS an unS fehlen lassen, wo diese höchsten nationalen Güter verteidigt werden mußten. Bleiben wir unserer Vergangenheit treu! Deutschland, inmitten zweier großer Militairstaaten, soll frei sein nach außen, stark genug, um im Rahmen de» Drei bünde» als Frieden-Hort in Europa sich ferner zu bewahren. Große Aufgaben sind auch im Innern noch zu vollbringen. Seit ibrer Entstehung hat unsere Partei selbstlos, in voller Unabhängigkeit, besonnen und mit reichem Erfolg für die nationale Einheit, für verfassungsmäßige Freiheit, für verfassungsmäßiges Recht gestritten. Sie wird ihrer natio nalen Pflichten, ihrer liberalen Ziele auch in dieser schweren Zeit eingedenk bleiben. Möge der gesunde Sinn de» Volke» den unheilvollen Streit um die Sicherheit des Landes zu glücklicher Lösung bringen, damit unsere thätige Sorge sich der Kräftigung des ReichSgcdankenS, der Reform der ReichSsinanzen, der Bewahrung und Festigung bürgerlicher Ordnung und Freiheit, der Versöhnung der Gegensätze, der Förderung deS Wohles der weniger bemittelten Elassen dauernd und ungehindert zuwenden kann! Ins besondere gilt eS, die durch die neuere wirthschasllichr Ent wickelung vorzugsweise gefährdeten Mi tt elclassen in Stad t und Land zu stärken, dem Handwerker- und Kauf mann-stand, wie der durch die wachsende auswärtige Concurrenz bedrängten Landwirthschaft zu Hilfe zu kommen. Mit voller Entschlossenheit ist die revolutionairc Gefahr der Gegenwart, namentlich die gewissenlose Verführung der Arbeiter, zu bekämpfen. In diesem Kampfe müssen alle Freunde de» inneren Frieden- fest znsammrnsteben. Wohlan denn, thue Jeder seine Schuldigkeit. Heute bandelt eS sich nicht um den Vortbeil einer Partei. DaS Vaterland ruft Euch zur treuen Erfüllung Eurer Bürger pflicht. Auf zur Arbeit! Vorwärts zu», Siege! Alle Zeit in unwandelbarer Treue zu Kaiser und Reich! Berlin, den 9. Mai 1593. Der Ccntralvorstaiid der nationalliberalen Partei: vr.Aub. vr. Bassermann. v.Benda. Dr. v. Bennigsen, vr. Blankenborn. Vr. Böttcher, vr. Buhl. vr. Bürklin. Büsing. vr. v. Cuny. vr. EnnecceruS. v. Eynern. Duvigneau. Fieser. Francke. vr. Fried berg. vr. Grnsel. Gibsone. Vr.v. Gneist, vr. Grimm. Grübel. vr. Hammacher. Hobrecht. Holtcrmann. Holymann. Huryig. vr. Kahl. vr. Kaufmann, vr. Krause. Vr. v.Kreß. Lenk. vr. v. Marquardsen. vr.G Mryer. Möller. Oechelhäuser. vr. Osann. Patzig. Peter». Eng. Pfeiffer, vr. Pieschel. A. vom Rath. vr.Sattler. C.L.Schäfer. vr.Schall. vr. v. Schaust. Simon. Schmieding. Schneider. Seysfardt. Siegle. Stäli». Wagner. Wallbrccht. vr. Fr. Weber, vr. WebSky. Wahlausfichten im Königreich Sachsen. * Durch die Auslösung de« Reichstage- ist auch für unser engere- Vaterland Sachsen eine Zeit schwerer innerer politischer Beunruhigung hcrbcigesührt worden. Nach dem regelrechten Gang der Dinge hätten noch zwei Jabre vergehen müssen, bevor die Wähler dazu berufen gewesen wären, sich über ihre andkrwrite Vertretung ii» Reichstag zu entscheide» und zu bestimmen, ob sie gewillt seien, da« unerfreuliche ürgebniß der NcichStagSwahlc» de« Jahre» 1890 abznändern odir aufrecht zu erhalten, indessen die schwere KrisiS, von der unser gesamuite« politische« Leben in Deutsch land ergriffen ist, hat e« ander« gefügt, und wir müssen, so ungern wir eS auch tbun, im Laufe der nächsten fünf Wochen einen Wahlkampf bestehe», wie er von solcher Heftigkeit und ernsten Bedeutung seit dem Besteben deS deutschen Reiches noch nicht anSgcfochten worden ist. Es ist beute nicht mrbr an der Zeit, Erwägungen darüber anzustellcn, ob sich durch Nachgcbc» von der einen oder der anderen Seite viel leicht die Auslösung de- Reichstages doch noch hätte vcrmcitcn lassen, sondern der Ruf dcö Kaiser- und der Bundes regierungen, ihnen in der weiteren Ausgestaltung unserer Bertbeidigungökrast gegen änstere Feinde bcizustchen, ist laut und deutlich an die Bürger des Reiches ergangen, schon ist der Kampf um die Militairvorlagr auf der ganzen Linie ent brannt, und eS gilt nun, jeden Tag und jede Stunde auSzunutzcn, um den Sieg gegen deren Widersacher berbeizusnhrcn. Möge sich Niemand über die folgen schwere Bedeutung de- Votums am >5. Juni täuschen — von ihm kann eS sehr leicht abhängen, wie lange der Frieden in Europa erhalten bleibt. Siebt daS Ausland, sehen ins besondere Frankreich und Rußland, daß die deutsche Nation in Bezug auf den weitere» Ausbau ihrer militairiscken Rüstung gespalten ist, daß die Mebrheit der deutschen Wähler einer notbwendig gewordenen Stärkung ibrer HcercSkraft Widerstrebt, dann können rascber, als wir eS denken, Erwägungen rintretcn, welche die Dinge in daS Rollen bringen und den lange befürchteten Krieg entzünden. Wehe aber dann uns. wenn Deutschland- Söhne nicht mit dem vollen Bewußtsein der mititairislben Ueberlegenheit auf allen Gebiete», nickt mit dem felsenfesten Vertrauen aus den Erfolg in daS Feld rücken können I Wie steht eS nun mit den Wahlaussichten in dem jenigen Tbeile de« Reiche-, der un- zunächst angeht, im Königreich Sachsen? Sind diese Aussichten solcher Art, daß der Vaterland-srcund mit der Empfindung der Beruhigung dem Wahlkampfe entgegen gehen kann? Er kommt ganz darauf an, auf welchen Ltandpunct man sich bei Beantwortung dieser Frage stellt, ob man optimistische Auffassungen den betreffenden Bcrecknungen zu Grunde legt oder ob man mit dem Pessimisten Alle- grau in grau ansteht, oder ob man keinS von Beiden, ist und die Dinge ruhig unter objektiver Abwägung aller Verhältnisse für und wider prüft. Wir wollen daS Letztere tbun und danach vcrsucken, ein Bilv der gegenwärtigen Parteilagc in Sachsen zu zeicknen. Im Königreich Sachsen ist die Sachlage insofern eine von der in anderen Bundesstaaten völlig abweichende, als bei unS zwei der entschiedensten Gegner der Militairvorlagr, die ultramontane und die denlschsreisinnige Partei, fast ganz auöfallen. Nur in dem südlichsten Theil der Oberlausitz hat sich bis jetzt «in dcutschfreisinnniger Abgeordneter (Buddeberg) behaupten können, aber auch stc'.S nur mit Hilfe der Social- demokraten und eines TheilcS der Katholiken. Sonst haben nirgends im Lande die beiden genannten Parteien Aussicht, einen der Ihrigen als Sieger aus den Wahl urnen hcrvorgehen zu sehen. An deren Stelle sind cs nun freilich die Socialdemokralen, die in Folge des überwiegend industriellen EbaraklerS dcS Landes ein sehr starkes Eontingent von Wahlstimmen aufbringe», so daß eS ihnen bei der Wahl im Jahre 1890 gelang, nicht weniger als sieben Bcrtrelcr durch- zudrücke», während bei der vorauSgegangenen Wabl, im Jahre 1887, auch nickt ein einziger Socialist inSackscii gewählt wurde. Welckc Ursachen diesen so großen und traurigen Gegensatz vor drei Jahren zu Stande gebracht haben, daS ist »och i» leben diger Erinnerung. Zn der durch nichts mehr gehemmten AgitationSsreibeit, welche durch das Anshörcn des Gesetzes gegen die gcmeingesährlichcn Bestrebungen der Social- dcmokratie möglich geworden war, gesellte sich eine so maß lose Verhetzung der unteren Elassen, eine derartige Erregung von Haß und Unzufriedenheit, hauptsächlich genährt durch die gehässige Behauptung von der Vcrthcuerung der noth- wendigsten Lebensmittel durch Zölle und dergleichen mehr, daß man sich deute eigentlich wundern muß, daß nickt noch mehr soeialdemokratische Abgeordnete gewählt wurden. Die soeialdemokratische Partei hofft nun, daß auch die diesmaligen Neuwahlen einen gleichen Zuwachs wie l890 ihr bringen werden. In dem Ebarakter dieser Partei liegt eS, daß mit solchen Hossiiungen und Behauptungen ei» frivole- Spiel getrieben wird. Wir werden ja nach dem 13. Juni sehen, in welchem Maße die Sicgeöhosfiiuugcn der rothcn Umsturzpartei in Bezug ans unser Heiinath- land berechtigt, inwieweit sie aber Flunkcrci gewesen sind. Einen großen Strich durch die Berechnung ihrer Gegner werden die OrdnungSparlcien zu tbun im Stande sein, wenn sie einander in der Be kämpfung der Socialdemokratie helfen, wenn sie einig sind. DaS ist da« Haupterkorverniß zu einem günstigen Wahlausgang, und Jeder, der zur Herstellung deS Frieden- unter den Ordnungsparteien im gegenwärtigen Wahlkamps beiträgt, macht sich um da« Vaterland verdient. Wir glauben nicht, daß heute die allgemeinen Verhältnisse so günstig für die soeialdemokratische Partei liegen, wie vor drei Jahren. Da« Herr, um welche» sich der Kampf dreht, ist für weite BolkSkreise kein Gegen stand erbitterten Angriffe-, und bis tief in die untersten Elassen hat man Verständniß dafür, daß dir nationale Wehrkraft so beschaffen sein muß, daß sie jedem Angriff von außen siegreich widerstehen kann. Unsere rnili- tairischen Autoritäten halten die Militairvorlagr, zum Min deste» den Antrag Huenc, für unbedingt nöthig, und auf der anderen Seite ist in keinerlei Weise der Beweis dafür er bracht, daß die Ausgaben der verlangten Heeresverstärkung für daö deutsche Volk unerschwinglich sind. Aber auch die Klagen über die Lcbensmittcl-Verthcuerung haben von ihrer Zugkraft ungemein viel cingebüßt, man hat da« frivole Spiel, da- damit getrieben worden ist, längst durchschaut, und eS werden sick heute durch solche Trugbilder bei Weitem nicht mehr so viele Wähler einsangen lassen. Was aber immer klarer geworden ist, da» ist der einzige wahre Grund, weshalb die Socialdcmokratie der geschworene Feind einer jeden HeereS- organisation und Veriiichrung ist: die soeialdemokratische Partei und deren Führer ersehen in der HeereSeiorichtung, wie wir sie Gott sei Tank in Deutschland besitzen, den hauptsächlichsten Gegner der Verwirklichung ihrer auf de» gewaltsamen Umsturz der bestehenden Staats- und Ge sellschafts-Ordnung gerichteten Bestrebungen. So lange eS ein stehendes Heer, wie das unsere eS ist, giebt, so lange bat cs mit der Aufrichtung des socialdemokratischen ZukunftS- staatcS noch gute Wege. Wir haben schon darauf kingewieseu, daß die ge träumten socialdemokratischen Wahlsiege in Sachsen sich sehr leicht wie Seifenblasen auslösen können, wenn die Ordnung-Parteien den Umstürzlern geschloffen und cinmüthig cntgegentreten. Verschiedene Wahlkreise, wie der lö. (Frankenberg), der 19. (Schneeberg) und der 22. (Reichcnbach), sind vor drei Jahren nur mit geringen Mehr heiten von der Socialdemokratie erobert worden, und sie können nach unserem Dafürhalten jetzt von den Ordnung-Parteien durch eine energische und geschickte Agitation ohne Zweifel wieder gewonnen werden. Wenn eS gelänge, dir Zahl der socialistischen Mandate in Sacksen von 7 auf 4 zu verringern, so wäre das schon ein recht erfreulicher Erfolg. Es wird freilich in einigen anderen bisher behaupteten Wahlkreisen, in Dresden- Altstadt und Neustadt, in Leipzig-Stadt, im Plauenschen Grunde, auf Seiten der LrdnungSparteicn der Aufbietung aller Kräfte bedürfen, um den Anprall der Socialdemokratie zuriickziiwcisen. Ohne Zweifel wird die ebenfalls zu den LrdnuiigSpartcicn sich rechnende anlisemitiscke Partei berufen sein, in dem Kampfe gegen die Socialisten hier und da ausscklaggebend mitzuwirken, namentlich bei den Stichwahlen, die aller Wahrscheinlichkeit nach in vielen Wahlkreisen sich nöthig machen werden. Wir werden ja sehen, in wieweit diese letztere Partei, die sich zunächst in den Kampf zwischen den allen Ordnungsparteien und der Socialdemokratie als trennendes Element hinein schiebt, im gegebenen Augenblick, bei den Stichwahlen, der Verpflichtung, nunmehr ihre Stimmen mit denen der anderen kaiser- und königötreucn Parteien zu vereinen, gerecht werden wird. Daß die Ordnungsparteien im Königreich Sachsen bei den bevorstehenden Wahlen sich in loyaler Weise entgegen komm cn werden und dadurch da» alte Eartcl wieder anfleht, daS zu hoffen, habcn die Vorgänge im 7., im 10. und im 19. Wahlkreise begründete Veranlassung gegeben. Dort haben Eonservative und Nationalliberale sich entweder schon zur Aufstellung gemeinsamer Candidaten geeinigt, oder sie sind im Begriff, eS zu lhun und damit den anderen Wahlkreisen ein bcherzigenswerthe- Beispiel zu geben. Hoffentlich können wir bald aus anderen Gegenden des Lande« melden, daß man diesem Beispiele nachstrebl. Geschieht La», so ist nach un serem Dasürhaltcn kein Grund vorhanden, den Wahlen am 15,.Juni mit Bangen enlgegenzusehcn; im Gegenthcil, daS Königreich Sachsen wird bleiben, was eS bisher unter der gesegneten Regierung seine« König- Albert immer war: eia scsteS Bollwerk für Kaiser und Reichl Deutsche- Reich. * Leipzig. 10. Mai. Ter Vorstand de- national- liberale» Vereins für da- Königreich Sachsen war beute in Leipzig versammelt. Allseitig wurde anerkannt, daß auch in der bevorstehenden Wahlbcwegung, in der eS sich um die Frage der militairisckcn Sicherstellung de« Ncickeö handelt, die nationalliberale Partei dcn Parteistandpunct den großen vaterländischen Interessen unterordnen und mit allen Par teien einmüthig zusammenstehen und Zusammen wirken wird, die ebenso wie sic da» Zustandekommen der HccreSresorm als da« erste und wesentliche Ziel der Wahlbcwegung aiisehcn. s-. Planen. lo. Mai. Leider bestätigt sich da« Gerückt, daß Herr Oberstaatsanwalt Iw. Hart mann entschlossen ist, eine Eandidatur zum Reichstage nickt wieder an« zu nehmen. Er hak hiervon bereits unmittelbar nach der Auslösung deS Reichstage« einem an der Spitze der Eonser- vativcn Plauens siebente» Herrn aus dessen Anfrage Mit- lbeilung gemacht. Dieser Entschluß ist ihm, wie wir weiter erfahren, sehr schwer gefallen, da die Vertrauensstellung als NeickStagSabgeordneter ibm sehr werth war; indessen machen ihm seine persönlichen Verhältnisse die Entsagung zur unab weisbaren Pflicht. L. tt. Berlin, 10. Mai. „Wenn Alle« liebt, kann Karl allein nicht Haffen", und so hat auch di« Auflösung d»«
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