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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930513014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893051301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893051301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-05
- Tag1893-05-13
- Monat1893-05
- Jahr1893
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BezugSPreiS N h« Hauptexpeditiva oder de» im Stadt, bezirk u»d den Borortea errichtete» Au«, oabeskellen obgeholt: vierteljährlich ^14.50, »ei zweimaliger täglicher Zustellung in« j^aur ^l ü.lx-. Durch die Post bezöge» für Deutschland uud Oesterreich: viertestährlich >l k.—. Direkte tägliche Kreuzbar,diendung iu» LuSlaud: monatlich X 7.50. Di« Morgen-Au-gabr erscheint täglich'/,? Uhr^ di« Adend-Aulgud« Wochentag« 5 Uhr. Lr-artioa «nd LrpeLitiou:! AohauneSaasse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet vo» früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: vtt, Ale«« » «orttui. (Alfred Hahn). Universitätssirabe 1, L«ui» Lüsche. Aotharineastr. 14, Port, und SönigSplah 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile LO Pfg. A« cl amen unter dem Redactioutstrich (4 ge spalten) 50^, vor den FamiliranachrichNu (6 gespalten) 40/^. üirößere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zifferusatz nach höherem Tarif. Sxtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesorderung ?a.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-BuSgab«: Vormittag« 10 Uhr. Morgen«Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Sonn» und Festtags früh '/,9 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen ;« eine halbe Stund« früher. Anzeigen sind stets an di» Vrprdtti»» zu richte». Druck und Verlag von S. Polz i» Leipzig. Al. Sonnabend den 13. Mai 1893. 87. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 14. Mai. Vormittags «nr bis ', -i> Uhr x,evsjnet. Expedition des l,eip/iLjer ^riLebiuttes. Amtliche Bekauntmachungen. Lekauutmachn«-. Die Stücke 15 und 16 des diesjährigen ReichSgesctzblatteS sind bei uns eingegangen und werden bis zum ». Juni d. I. auf dem RathhauSjaale zur Einsichtnahme öffentlich auShüngcn. Dlejelben enihalten: vir. L094. Gesetz, betreffend die Abänderung der Matz- und Ge- wichtSordnung. Vom 26. April 1893. Nr. 2095. Bekanntmachung, betreffend den Ausruf und die Ein. ziehung der Noten der Madgdeburger Privatbank. Vom 29. April 1893. Nr. 2096. Bekanntmachung, betreffend Ergänzung uud Berich tigung der dem iuteruatioualea Ueberemkommen über dea Eisenbahasrachtverlchr beigesügten Lisi«. Bom 1. Mai 1893. Nr. 2097. Verordnung, betreffend die Auflösung des Reichstags. Vom 6. Mai 1893. Nr. 2093. Verordnung, betreffend die Wahlen zum Reichstag, vom 6. Mai 1893. Leipzig, den 10. Mat 1893. Der Natt der Stadt Leipzig. I» L063. vr. Georgi. Krumbirgel. Sekaantmachuug. Die Zimmerarbeiten zum Neubau de- Grasst-Museum» sind vergeben. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher ihre» Angebots hiermit entlassen. Leipzig, den 10. Mat 1893. Der Nath der Stadt Leipzig, la. 2034 641. llr. Georgs LIndurr. Philosophie und Theologie haben sich bisher vergebens ab- gemüht, den logischen Gegensatz zwischen Freiheit und Nolh- wendigkeit zu Überdrucke», die Geschick,lSivissensck'ast bat keinen Grund, sich an diesem wohl für iimner aussichtslosen Be- ginnen zu detbciligcn, sie kann sich auf die praktische Betrach tungsweise beschränken. Was sehen wir nun da? Einen ewigen nie in einer Formel auSzudrückeiidcn Conflict zwischen der Freiheit des Individuums und der'Nothwendigkeit der cS umgebenden Zustände. Freilich sind letztere mächtiger als das erstere, sic sind auch der größten individuellen Willensstärke im entscheidenden Falle überlegen. Die weilgcschichllichcn Thale» elbst der größten Staatsmänner sind nur denkbar innerhalb der ihnen vvndenZuständeii gezogenen Schranken,staatöi»ä»nisch denken und handeln beißt geradezu: in den äußersten Grenzen des gegenüber den Zuständen eben »ock, Erreichbaren deuten und handeln. So trifft für die tbatsäckiliche Bestimmung der Willensfreiheit das alte Bild zu, daß wir gegenüber den Zuständen so frei sind in unserem Handeln, wie etwa ein Mensch innerhalb der Grenzen des Verdecks eines fahrenden Schiffes seiner Beivegmigssreiheit ge nießt. Die zuständlichen Grenzen unseres Wollenö aber md freilich sehr verschieden, und zwar nicht nur ür jeden einzelnen Menschen, sondern auch für jebcS ein zelne Zeitalter der menschliche» Entwickelung. Eine niedrigere Eulturcpoche mit der engen Gebundenheit des Einzelnen durch Familienvcrfassung und genossenschaftliche Berbänke giebt dem Individuum nicht entfernt dieselbe Willens- und Bewegungs freiheit, wie eia Zeitalter bvchcnlwickclten kulturellen Lebens. Auch heute genießt ein DurchschnittSprotcslanl einer ganz anderen acistigcn und moralischen Willensfreiheit, als ein nach den Principicn mittelalterlicher Bevormundung erzogener Mensch, daS beweisen wieder einmal schlagend die kürzlich erschienenen Auszeichnungen des Grasen HocnSbroech. Im fortwährenden Ineinandergreifen von Persön lichem und Zuständlichcni, von Freiheit und Nothwendigkeit vollzieht sich also die geschichtliche Bewegung. Die vornehmste Ausgabe des Historikers, zugleich aber auch der größte Reiz der historischen Forschung besteht demnach darin, für jede« Zeit alter und für jede Reihe von Thatsachen die Kraft der Freiheit und der Nothwendigkeit, de-Persönlichen und des Zuständlichen gegen einander abzuwägen. Mühevoll und schwierig ist bei Gewölbe-Vermiethuilg. DI» bisher von uns zu Zwecken der Ausstellung von Gas verbrauch gegenständen im Nicolaipredigenvohnhause, Ntcalai- ktrchhof »4, benutzten Lokalitäten sollen vo» jetzt oder von einem ipälercn Zeiipuuct ab zusammen oder gethellt gegen halb jährige Kündigung oder auf einige Jahre scsi verinieihct werden Miethgesuche werden auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer N entgegengenommeu; daselbst wird auch weitere gewünschte AuSkunsl erthetlt. Leipzig, den 10. Mai 1893. Der Nath der Stadt Leipzig. I«. 1842. vr. Georgi. Krumblegel. Laut erstatteter Anzeige ist die für den Reisenden der Firma T. W. Emmrich Nachs. io Leipzig-Sieudnitz, Herrn Wilhelm Dähn Hieramt- am 29. December 1892 unter Nr. 210/4. ausgestellte, für da» Jahr 1893 gültig« Gewerbe. Legitimationskart« abhanden ge- kommen. Zur Verhütung von Mißbrauch wird dieselbe hiermit für un« güllig erklärt. Leipzig, de» 9. Mai 1893. Da» Poltzetantt »e, Statzt Leipzig. I. 1938. Brrtfchurtder. K. Freiheit und Nothwendigkeit in der Geschichte. Ir wilder und rücksichtsloser der Parteihader im Kamp um die politischen TageSsragen sein Wesen treibt, drsto will kommeuer muß e« der Presse sein, wenn ihr Gelegenheit geboten wird, die „leidige Politik" einmal für Augenblicke an die zweite Stelle zu rucken und das lesende Publicum au ein anderes, der Atmosphäre des Alltäglichen entrücktes Gebiet zu führen, auf dasjenige wissenschaftlicher Reflexion Freilich auch hier herrscht Kamps. Aber wie ander- muthrt er un- an, als die leidenschaftlich« Erregtheit des Krieges Aller gegen Alle, wie sie ein einziger Blick auf die augen blicklichenZustände in unserem Batrrlande schmerzlich fühlbar niacdtl Wo wissenschaftliche Gegensätze auf einander treffen, paßt weniger das Bild de- Krieges als daS de» KampsspiclS Grüßend neigen die Gegner, bevor sie ihre Kräfte messen, vor einander die Waffen, nicht auf die Verletzung oder gar Ver nichtuug de- Widerpart» ist e« abgesehen, der einzige Ehr geiz der Kämpfenden zielt dahin, als Sieger den Kranz von der Königin de« Turnier», der Wahrheit, in Empfang zu nehmen. Solche Gegner sehen wir heute in den beiden Vertretern der Geschichtswissenschaft an unserer Hochschule einander gegenüberstrhen. Da« „Leipz. Tagebl." bat in seiner Morgen auSgabe vom 2. d. M. ein Referat über die kürzlich statt gehabte Antrittsvorlesung de» Herrn Professor Lehmann gebracht, in dem die Ausführungen de- Gelehrten wohl mit Recht als sein wiffenschastlickeS GlaubenSbekenntniß de zeichnet worden. Schon damals deuteten wir unsere Er Wartung an. daß cS dem Satze, in welchem dir Rede gipfelte „Die Geschichte der Menschheit ist und bleibt die Gescho der Persönlichkeiten" wohl nicht an fachmännischem Wider sprach fehlen werde, und schneller, al» vorau-zusehen war, ist dieser Widerspruch erfolgt: am 3. d. M. hat Professor Lebmann'S engerer Fachgenoffe an unserer Universität, Herr Professor Lamprecbt, in seiner Vorlesung zur „Einführung in da« kulturgeschichtliche und politische verständniß der Gegenwart" bei Besprechung der menschlichen Willens sreibeit seinen, von der Lehmann'schen Auffassung ab weisenden Standpunkt zu präcistren unternommen. Schon im Interesse einer unbefangenen UrtheilSbilduna ist eS von nötben, über Lamprecht'S AuSfübruugen an dieser Stelle in derselben Weise wie über jene Antrittsvorlesung zu berichten. Bei dem Problem der WilleaSfrriheit, so führte der Neduer an«, lassen sich zwei Arten der Betrachtung unter scheid«, vw rei» g,d«»kltch« nnd Pi« praktisch». gehört viel Phantasie, die doch andererseits wieder streng genug diSciplinirt sein muß, um sich niemals über die sicher vorauSzusetzenden Wirkungen dcS lhatsächlich Festgestellle» hinwegzusetzen. Aber auch die Erkennlniß der Persönlich keile» vergangener Zeit ist sehr schwer. Auch hierbei muß die Phantasie zu Hilfe gerufen, aber auch hier muß sic sozusagen verobieetivirl, d. h. cö muß der Versuch gemacht werden, die Eigenschaften eine- geschichtlichen Helden, so weit dies möglich, aus den ihi^ umgebenden Boraiiösetzniigen abzu- lcilen. Indes; ein unlösbarer Rest wird immer bleiben, und dieser umfaßt bei großen Persönlichkeiten gerade die ent scheidende Begabung, das Geniale. Dieser Rest kann nur nachempfunden werden. Indem der Historiker sich dieser Nachempfindung bingiebt, wird er völlig zum Künstler, hier waltet uncontrolirt und uncontrolirbar der Schwung ge schichllicher Phantasie. extremen Socialistcn ein wissenschaftlich verkehrter. Denn der Erstere erkennt nur die Freiheit an und kann in der Geschichte ausschließlich ein willkürlich wechselndes Gewebe persönlicher Einwirkungen erblicken, der Letztere läßt nur bie Noihwentig keit gelten und stellt die Historie dar als eine unerbittliche Entwickelung weniger anfänglicher Ursachen. Sowohl der Eine als der Andere begrenzt in willkürlicher Weise die un endliche Mannigfaltigkeit der historischen Wechselwirkungen, das bunte Spiet der geschichtlichen Kräfte; so müssen sie denn Beide von ihren unzureichenden Voraussetzungen aus zu nothwendig falschen, der geschichtlichen Wahrheit nicht ent sprechenden Ergebnissen gelangen. Aber nur selten kommen diese extremen Theorien in wirklich reinem Gepräge zu wissenschaftlicher Betbäligmig, die Praxis der Geschichtsforschung schleift vielmehr ihre harten Ecken ab. Wäre Herr Professor Lehmann wirklich, wir e« nach seiner Rede den Anschein erwecken könnte, ein extremer Individualist, so halte er nimmermchr die Be hauptung aufstellen können, daß noch heute ein Nest von der Art Friedrich Wilhelm'« 1. in jedem preußische» Ofsicicr »md Finanzratb fortlcbc: denn die Bcrmittclung kann doch nur durch Zustände, wie sic jener König geschaffen und wie sie sich weiter entwickelten, erfolgt sein. Dennoch wird eine wirkliche, bis zu völligem Ver schwinden der wissenschaftlichen Gegensätze sührenre Ver> stäubigung sich kaum ermöglichen lassen. Denn diese Gegen sätze beruhen auf Erfahrungen, auf in langem Studium ge wonnencn, durch Charakter und Schicksal bedingten LebcuSan schauungen. Forscher, welche vornehmlich in den Anfängen der Cultur, etwa gar aus ethnographischem und prähistorischem Gebiete arbeite», werden leicht zu extremen Socialistcn. weil auf ihrem Arbeitsfeld die individuelle Bethätigung noch eine sehr geringe Rolle spielt. Umgekehrt sind Historiker, die sich der Neuzeit als spccicllcm Forschungsgebiet gewidmet haben und wohl gar noch mit Vorliebe als Biographen thälig werde», in Gefahr, dem extremen Individualismus zu ver fallen, denn dieCulttirgrundlage, auf der ihreHelden sich bewege» ist im Wesentlichen die Gegenwart, dieselbe kann beim Publicum al- bekannt vorausgesetzt werben, da« aber führt leicht zu ihrer Ignorirung und zur Ueberschäyung dcS persönlichen Moments. Eine solche unbedingte Verständigung ist aber auch gar »icku nötbig, im Gegentheil kann da» Fortbestehen wissenschaftlicher Gegensätze zwischen den Vertretern einer und derselben DiS- ciplm an einer und derselben Hochschule nur al« ein großes Glück sür die Lernenden angesehen werden. Denn diese Letzteren werden infolgedessen vor dem iuraro in vsrda nmgwtti be wahrt, sie sind unter allen Umständen gezwungen, selbstständig zu denken und abzuwägen. Das aber wird aus d,e akademischen Lcbrer wiederum fördernd zurückwirken, denn eS fordert zu steter Seldstprüsung aus und verhindert so den Tod alle« Lrben« und mithin auch allen Unterricht«, di« Langeweile. vr. E> Deutsches Reich. O.ll. Berlin, 12. Mai. Die ErwerbSsähi gk c it deö weiblichen Geschlechts höherer und mittlerer Stände ist mehr und mehr zu einer der breiiiicndsten Tagessragen geworden. Ihrer Lösung hat der unter dem Prolectorat der Kaiserin Friedrich stehende Lelte- Vcrein mit »nanSgesctztcin Eifer nnd, wie wir aus dem »eben vcröffenllichlcu 20. Jahresbericht dcS Vereins ersehen, mit erfreulichem Ersolge »achgestrebt. Die Zahl der Mit glieder kc« Verein« beträgt >268 gegen 1213 deS Vorjahres; au Zuwendungen erhielt der Verein l892 von dem Minister üir Handel und Gewerbe 4000 sür die pboto gra pH ischc Lehranstalt, von dem Minister dcS Innern sür die Haus halt u n g s s ch n l e lOOl.oo./e alsSuhvention des Magistrats, 100» .6 aus dem Ertrag des SubseriptionShallcS. Nach Chicago ist die Vorsteherin deS Kmist HantarbettS-AtclierS, Frl. Engenie Hoffman», geschickt. Der Verein sür das Wohl rer arbeitenden Clasftn gab hierzu 1000 ^ Waö die Schulen dcS Vereins selbst anbclrifft, so waren belegt in der Handelsschule 206 Eursc gegen l!»3 im Vorjahre, in der photographischen Lehranstalt 77 gegen 83 im Vorjahre, in der Gewerbeschule 1535 gegen 1375 imVorjahr. Die einzelne» Eursc dcrGcwcrbcschulc vcrtheilen sich aus Schneider», Handarbeit, Putzmachen, Maschiiicnnähen, Wäschcznschncikcn, Frisiren, Knnst-Handarbeile», Ornanientzcichnen, Blumcn- sabrikaiion, Plätten unk Spitzenwaschcn (l46), Kochen (203), Methodik und Bnchsnhrnng. Von den Schülerinnen der photographischen Lehr-Anstalt gingen am 1. August 15 ab, davon fanden 10 eine Stelle, 2 üben daS Uebermalen von Photo graphie aus. Eine besondere Freude wurde der Anstalt durch den Auftrag der Vervielfältigung eines von dem Kaiser eigenhändig in Kreide gezeichneten ScestückeS, das für den Bazar der Helgoländer bejiiinint war. Die Iahrcöeiniiahmcn der 3 Schulen betrugen 57 323 die Ausgaben 57 022 .41 Im Stellenvermittelungs-Bureau meldeten sich 5909 Slellen- suchendc gegen 5030 ini Vorjahre, Stellenbietenbe 4720 gegen 3683. Die Zahl der besetzten Stellen betrug 2N0 gegen 1770 im Bor;abre. Anstellung fanden als wissenschasllichc Lehrerinnen und Erzieherinnen 470, als technische Lehrerinnen 30, als Kindergärlnerinnen 282, als Bonnen, als Stützen und Kinderfräule 470, als Wirlhschastcrinnen 192, als Buchhalte rinnen 300, Verkäuferinnen 70, Stenographinnen 56, Köchinnen, Hausmädchen u. s. w. 178. Die Wasch-und Plättanstalt halte einschließlich der Bezahlung sür die an daS Publicum gelieferte Wäsche eine Einnahme von 8790 Die Zahl der Schülerinnen stieg von 11? ans 146. Dem Kunst- HandarbeitS-Atelier fehlt eS immer noch an Aufträgenj cs wurde u A. ein Ofenschirm i» Gold- und Nadelmalcrci auSgesiihrt, den der Kaiser der Kaiserin als Weihnachts geschenk verehrte; auch die Stickerei dcS Brautkleides der Prinzessin Margarethe wurde in dem Atelier dcrgestellt. Tic Setzeriitticnschule halte am Schluß des Jahres 30 Schülerinnen, die 21 000 .41 an Loh» erhielten. In die HausbaltungS- schule wurden außer Däninnen auch junge Mädchen anS Polen und Rußland ausgenommen. Der Versuch, eine neue Erwerbsquelle zu schassen, wurde mit der Aus- sorderung gemacht, Dame» als Agentinnen sür Asse- curanz- und Rückversicherungs-Geschäfte zu en- gagiren. Ter Verein kann somit aus ein arbeitsreiches und auch von Erfolgen gekröntes Jahr zurückblickc». V. Berlin, 12. Mai. (Telegramm.) Der Kaiser besuchte heute Nachmittag die große KunstauSstelluiig und begab sich alsdann nach dem königl. Schloß, woselbst er vor aussichtlich übernachten wirb. — Nach einem vielfach rcr- brciletcn Gerücht würben die bisherigen Pläne für die Norblandreise deö Kaisers durch die Auflösung dcS Reichstags und den Zusammentritt deö neuen Reichstags abgeänderl werden. Der Kaiser lege Werth darauf, de» Reichstag in Person zu eröffnen. Wie weit dies richtig ist, bleibt abzuwarte». In Hoskreisen wenigstens will man wisse», daß endgiltige Bestimmungen über die Reise über haupt noch nicht getroffen seien. Dagegen wäre in der Ab haltung der Kaiscrmanövcr und der längst geplanten Reise des Kaisers nach Elsaß-Lothringen mit Ausenlhalt in Schloß Urville keinerlei Veränderung zu crwarlcn. Berlin. 12. Mai. (Telegramm.) Der „Reichs- auzeigcr" schreibt: „Die BLrseii-Eiiquctc-Coinmission ist am lO. Mai dieses IakreS in die zweite Lesung ihrer Vorschläge cuigelrcien, nachdem diese von der Rctactions- cominission iu einer ziemlich umsänglichc» Vorlage zusammen- geslcllt worden sind, und setzt ihre Beralhung in täglichen S-itzungen fort. 4^ vrrttn, 12. Mai. (Telegramm.) Um darzuthun, daß der behauptete Gegensatz zwischen Aristokraten und Demokraten innerhalb des EentrumS nicht bestehe, ver öffentlicht die „Germania" heute die Name» von 18 Adlige» der CcntrumSpartei, die gegen die Militairvorlage gestimmt haben. « Berit«, 12. Mai. (Telegramm.) Tie An gestellten der Kausleute »n dritten Berliner Wahlkreis haben beschlossen, dem socialistischen Canbidatcn Stadt verordneten Vogtberr ihre Stimmen zu geben. — Die socialistischen Studenten haben gestern in einer Versamm lung den Beschluß gefaßt, in jeder Weise sür die Social- dciiiokratie cinzutrcteii. Ei» hervorragendes Mitglied der socialistischen Partei hat indessen den Studenten angcralbc», sich nur in geringem Maße an dem Vorgehen der social- deinokralistden Partei zu betbeiligen, weil ihnen sonst sehr leicht Nachthcile crwachjen könnten. — E« ist gut, sich die Stimmen zahl vor Augen zu halten, welche bei den letzten schlechten Reichstag-Wahlen aus die verschiedenen Parteien entfielen. Es ergiebt sich daran-, daß die Nationallibrralen, die in den meisten Fragen mit den Freiconscrvativcn einträchtig Zusammengehen, selbst unter ungünstigen Verhältnisse» die brillstärkste Partei darstellen, selbst wenn man de» Anhang im Lanke nur nach der Zahl und nickit nach dem Gewicht der Stimmen beurtheilt. Stimmen wurden bei der Wahl von 1890 im ersten Wahl- gange abgegeben: sür die Socialdemckraten I 427 298, Eenirum 1 342 113, Nationa l libera le 1177 n«7. Freisinn I 159 915, Conservalive 895 103, Reich-parlei 482 314, Polen 246 773, VolkSpartei 147 570, Welfen 112 675, Elsässer 101 156. Antisemilru 47 536. — Der Conservalive Wahlverein für den zweiten Berliner RcichStagSwahlkreiS hat auf Vorschlag Stöcker- Professor Adolf Wagner als Candidalen aufgestellt. Eine gleitbzeilige Aittiscmilen-Versammtung beschloß, die Candidatnr Ä.'ag»er's zu unterstützen, wenn als Gegenleistung, wa- von conscrvaliver Seile in Aussicht gestellt worden, die Con- ervative» im dritten Wahlkreise die Candidatnr des Anti- cmiten Uv. Paul Förster unterstützten. — In einer Versammlung der CentrumSwähler Berlins hat der Abgeordnete v. Kehler denStandpunct der Mehrheit der Fraclion vertreten nnd unter Beifall gesagt, bei der nächsten Wahl werde die Militairvorlage die Parole sein und jeder Abgeordnete werde daraufhin sich er klären müssen. Jedoch balle er eS für nicht gut, daß der einzelne Abgeordnete oder eine ganze Partei sich sür die Dauer dcS Mandats festnageln lasse aus bestimmte Thaisachen und Versprechungen. Der Abgeordnete müsse fcst- tchc» i» den Grundsätzen, zu denen er sich den Wählern gegenüber bekannt bat, im klebrigen aber baS Vertrauen genießen, daß er als ehrlicher Mann nnd mit der nöthigen >Lachkci»itniß und UrtheilSsähigkeit ausgerüstet nach bestem Wissen und Gewissen votire. — DaS klingt der „Franks. Ztg." »ach der bisherigen Haltung der Centrumssraction doch „etwas verdächtig" nnd sieht nach einer Politik der freien Hand aus, wie die „Freisinnige Vereinigung" sie für sich verlangt. — lieber die verschiedene Stellung der deutschen und srauzö fischen Arbeiter zu dem Aufwand für mili- tairische Zwecke schreibt die „Weser-Ztg ": „Selbst an genommen, daß bei den dcutschcn Arbeitern zur Zeit die patriotische Faser schlaffer wäre als bei den jranzösischen, so dürste man deshalb immer »och nicht an der Möglichkeit verzweifeln,auch bei ihnen daS Verständniß sür die unS alle gleich nahe berührende nationale Bedeutung der Wehrhaftigkeit des Reichs zu erwecken. Wir müssen.weun uns die anscheinend lebhaftere Auffassung der Franzosen beschämt und schmerzt, in Rechnung ziehen, daß eine viel kürzere Frist verflossen ist, jeildem man in Frankreich erfahren hat, waS es bedeutet, serndlichc Heere im Lande zu haben »nd die Kosten einer Niederlage zu liquidiren. Die Erinnerung an die 4vi»öo toiridlv steckt noch der lebenden Generation in den Gliedern, während bei u»S nur noch einige uralte Greise leben, die als Knaben AehnlicbeS gesehen haben. Seil dem Jahre 1813 kennt unser Volk, Gott sei gedankt, kein eigentliches Krieg-elend im eigenen Lande; denn die wenigen Wochen dcS FclrzngcS von 1866 können, sowohl deS raschen Endes als der ganzen Art der Kriegführung wegen, nickt in Betracht kommen. Für diesen langjährige» FriedcnSstand, der uns seit dem Iabrc 1813 den Anblick fremder Sieger aus unserem Boden erspart hat, zahlen wir gegenwärtig einen unerfreulichen Preis insofern, al« cS schwieriger für uns geworden ist, dic Plianlasie der ungcschichtlich dahin- leben den Menge so a »zur egen, wie cS erforderlich wäre, um ihr das wünschcnSwcrthe Verständniß beizilbringen, daß cS bei der Entscheidung der großen Frage dcS Tages sich in der Thal gerade so >ebr um ihr eigenes Wohl handcll, wie um das Wohl der günstiger siluirlen Minder zahl. Aber wenn eS schwieriger ist, jollte e» darum un möglich sein?" * Pasc«, 10. Mai. Von den polnischen Blättern er klärt der „Dzicniiik" anläßlich der Auslösung deS Reichs lageS und der Abstimmung der polnischen Fraclion über tue Militairvorlage, daß er in dieser Sache, wie er auch früher auögcsübrt habe, einen der polnischen Fraclion entgegen gesetzten Standpunct eingenommen bade uud bei demselben auch verbleibe, ohne irgend welches Mißtrauen gegen die Fraclion oder einen einzelnen Abgeordneten zu begen. Im Gegentheil müsse das Blatt erklären, daß eS die Intentionen nnd Beweggründe der polnischen Abgeordneten bei dieser Ab stimmung sehr wohl verstehe. Dieselben hätten karthnn wollen, baß die Polen nicht den Standpunct der Opposition <>uami mömv einnäbmen, daß sie ihre Zugehörigkeit zum Staate anerkennten und alle daraus sich ergebenden Pflichten erfüllen wollten. Tic polnischen Abgeordneten seien aber auch durch den letzten Act bis zur äußersten Grenze der Unterstützung von Forderungen angelangt, welche man an Bürger eines Staates ohne jegliches Aequivalent in nationaler Beziehung stellen könne. Man sei überzeugt, daß in diesem Sinne und in dieser Richtung sich auch die Wähler in den Vonvahl-Versainmlungcn äußern werden.— Der „Kuryer" drückt im Gegensatz zum „Dziennik" seine Befriedigung über die Abstimmung der polnischen Fraclion ans und er klärt seine Uebereinstimmung mit der Rede dcS Abgeordneten I>v. v. Komierowski. DaS Auftreten der polnischen Fraclion und die letzterwähnte Rede hätten den Polen eine klare politische Situation geschaffen. Falls die Polen von dieser Situation keinen Gebrauch macken sollten, so werde die» nicht Schuld der Fraclion oder der Redner, sondern die Schuld der Polen selbst, ihrer politischen Unreife sein, deren Kund gebungen sich noch inimer offen zeigten. * Hamburg, 10. Mai. Ter Vorstand der hiessizen frei sinnigen Partei beschloß mit 24 gegen 14 Stimmen, entgegen dem Anträge de» gesckästSsührendcn Ausschusses, der am nächsten Donnerstag abzuhaltenden Generalversamm lung den Anschluß an die „freisinnige VolkSpartei" zu cinpsehle». Damit wird die Neuwahl dcS Vorstände- noth- wcndig. Die Candidatcn-Fragen sind bisher nicht erledigt. * HUVrühcii», 11. N!ai. In einer von mehreren Hundert Personen aqS allen Tbeilen de- 10 Reichotags-WahlkreiseS besuchte» Versammlung des »ationalllberalen Verein» wurde der bis- herlg» Aba. Sander etnsilmmtg al» Eandidal wieder ausgestellt und ihm sür sein« Abstimmung über di« Mtlitoirvorlag» lebhafter Beifall gezollt. " Witten, 10. Mai. Ter bisherige ReichStaglabgeordnete Müllensiesen (nat.-lib.) hat wegen eine« HalSübel» ein» Wieder- Wahl abgelehnt. * Mühlhausen i. Th., l l. Mai. Dem „Müblh. Anzeiger» wird von einer ibm nahestehenden Seite Einsicht gegeben in folgende Depesche de« bisherigen deuts chsreisinoigen RrichS- tagSabgeordneten sür den Wahlkreis Müblbauscn-Langensalza- Weißensce, Herrn I)r. Horwiy in Berlin: „Fall» ich wieder drin Reichstage angehören sollte, würde e- mein ehrliche« und eifrige« Bemüben sein, hinsichtlich der Mllit«ir- Vorlage mit der Regierung «us der Truadl«-« d«>
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