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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189305141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18930514
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18930514
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-05
- Tag1893-05-14
- Monat1893-05
- Jahr1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.05.1893
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VezngSPrei- k der Hauptexpedisiou oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen ab ge holt: vtertrljLhrlich ^lOLOj vei zweimaliger täglicher Znftellung tn« Han« » bckO. Durch die Post bezogen für Deutschland nnd Oesterreich: vierteljährlich ^l 6.—. Direcle tägliche Kreuzbandirndnag in« Luslaad: monaUich 7.50. Die Morgen-Aosgab« rrfcheint täglich '/,< Uh^ di» Abend-Ausgabe Wochenrags ö Uhr. Le-artio« und ErpeLitiou: Astzaanesgafir 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geäffaet von früh 8 bis Abend« 7 Uhr. Filialen: Llt« Klemm« Sorlim. (Alfred Hahn)» Uowersitätsslraße 1, Louis Lösche, Katharinenstr. 1s, part. und KöntgSplatz 7. AnzeigenPreis die 6 gespaltene Petltzeile 20 Pfg. Reclomen »ntcr dem RedactionSslrich (sgv- spalten) 50-E, vor den Namiliennachnchtr» <6 geipalten) sO/H. Größere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Ziffer»!»! »ach höherem Tarif. Sptra-Veilagen (gefalzt), nur mit de« Morgen-Ausgabe, ohne PostbesSrdernng 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmrschluß für Änzeige«: Abend-Au-gab«: Bormittag» 10 Uhr. Morgrn-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtag- früh '/,9 Uhr. Bei dea Filialen und Annahmrsteflea je ei« halb« Stunde früher. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richte». Druck vnd Verlag voa E. Polz ia Leipzig. ^ 243. Sonntag den 14. Mai 1893. 87. Jahrgang. Amtlicher Theil. Lekamltmachuiig. Von heute ab beträgt bei der AeichSbauk der DiScont 4 Procent, der Lombardzinssuß für Tarlehne gegen ausschließliche Lerpsändung von Schuldverschreibungen des Reiches oder eines deutschen Staates 4'/, Procent, gegen Lerpsändung sonstiger Effecten und Maaren 5 Procent. Berlin, den 12. Mai 1893. Arich-baiik-rirectoriiim. Amtliche Belamumachungen. Oeffentliche Ätzungen -er Äa-tveror-neten im Eitzungsiaale am Najchmarkle. Mittwo«, den 17. Mat 18SL, AdendS «V, Uhr. Tagesordnung: Bericht des Bau-, Oekonoinie- und Finanzausschusses über: a. da- Abkommen wegen Erwerbung der Pleißenburg rc., d. di« Eingabe de» Bezirksvereius West - Leipzig, betr. das Gesuch um Ablehnung de« Projecte« zum Anlauf der Pleißen- bürg. r-nnrrdtag» den 18?Mai 1893. Abend» 7 Uhr. Tagesordnung: Bericht de« Bau-, Oekonoinie- und Finanzausschüsse« über: ». die Ausführung de» Baue- der Kreuzkirche auf dem Markt platz« in Leipzig-Neustadt. d. Berkaus des an der Ecke der Earl Tauchnitz- und Pestalozzi- Straße gelegene» Bauplatzes Nr. 38. Lekanntmachung. Da» städtische Freibad am Schleuniger Wege wird am 15. d. Mts. eröffnet. Di« Beaufsichtigung desselben ist auch in diesem Jahre Herrn Fischermeister Earl Wilhelm Meißner hier übertragen worden. Für die Benutzung de« Freibad«« gelten di« unter D nach stehenden Borschristen. Leipzig, den 10. Mai 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. Ib. 1926. vr. Georgi. Srumblegel. T 1) Di« Anstalt kann in der Zeit von Morgens 5 bis NachmitttogS 1'/, Uhr und von Nachmittags 3'/, Uhr bis zum Dunkelwerden unentgeltlich benutzt werde». 2) Die tägliche Schlußzeit wird durch zwei Zeichen mit der Glocke angegeben. 3) Nach dem ersten Zeichen wird Niemand mehr eingelaffen, nach dem zweiten haben die Badenden sich sofort auS de» Bassin» und sodann mit möglichster Beschleunigung au- der Anstalt zu entfernen. 4) Erwachsene werden in daS Bad nur gelaffen, wenn sie mit Badehosen versehen sind. 5) Die Perron-, Brücken Aus- und Ankleidestellen, Bassin« und sonstigen Räumlichkeit«» der Anstalt dürfen in keiner Weise verunreinigt werden. 6) Niemand darf den Andern bespritzen, untertauchen oder sonst belästigen. 7) Alles unnöthige Schreien, Lärmen und Herumlausen in der Anstalt ist untersagt. 8) Abwaschungen mit Seife dürfe» nur an dem dazu bestimmten Orte vorgenominea werden. 9) Das Ein- nnd AnSftetgen darf nur auf den Treppen geschehen. 10) Die jedesmalig« Benutzung der Anstalt ist auf die Dauer einer Stund« beschränkt. 11) Das Mitbringen von Hunden in die Anstalt ist verboten. 12) Das Betreten der Rasenböschuogen, da« Uebersteigen der Barrieren und da» Baden in den Zu- und Abflußgräben ist nicht gestattet. 13) Jeder Bestickter der Anstalt hat dem Aufseher auf dessen Verlangen seinen Namen und Stand, sowie seine Wohnung zu nennen. 14) Den Anordnungen de« Aufsehers ist unweigerlich Folg« zu leisten. 15) Widersetzlichkeiten gegen denlelben oder Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften werden mit Geldstrafe oder Hast, oder auch mit de« Verbote fernerer Benutzung der Anstalt geahndet. Bekanntmachung. verloren gegangen sind die Arbeitsbücher de- Lackirergehilsen Ewald Willy Münch, geb. 18./2. 74 in Limbach (Limdach ll./S. 88); deS Handarbeiiers Friedrich Karl König, geb. 17./12. 73 in Windor (Kleinzschocher 18/1890); de- Arbeiter« Wilhelm Otto Eugen Robft, geb. b./IO. 7S in Groitzsch «Leipzig 781/1890); de- Arbeiters Friedrich Georg Kröber, geb. 17./4. 78 in Leipzig (Leipzig 16607/1892): der Arbeiterin Elara Emilie Schatz, geb. 2./12. 76 in Leipzig (Leipzig 476 1891); des Laufburschen August Ludwig Franz Kruse, geb. 27./9. 75 in Reustadt (Leipzig 2721/1890); der Arbeiterin Amalie Martha Schütz, geb. 2L./2. 7S in Gautzsch (Gautzsch 1889); des Gelbgieße cg» Hilfen Ernst Jacob Rothe, geb. 7./S. 73 in Leipzig (Leipzig 468 1887); deS Arbettsburfchen Wilhelm Hermann SikHel, geb. 19./11. 76 in Leipzig (Leipzig 18874/1892): de« Mechanilergehilfrn Kart Eugen Müler» geb. 10./1L. 74 in Lindenau (Leipzig 1634/1892); des Mechanikergehilfen Max Bruno Ernst Förster, geb. 1S./11. 73 in Pyritz (Pyritz 1888); der Arbeiterin Loniie Llara Margereth« Bär, geb. LS./9. 76 in Leipzig (Leipzig 12 257,1892): der Arbeitsburschen Heinrich Adolph Dantenhoh», geb. 26/4. 7b in Meerane iS. (Leipzig 261/1892); des Laufburschen Larl Ernst Vcckert, geb. I./9. 73 t» Leipzig (Leipzig 9654 1892) und des Arbeiter« Mar Paul SeibkVttz, geb. 27./11. 74 in Weißen- fei« (L-Nenstadt 15/1889). Air bitte», diese Arbeitsbücher t« Lufstndnngsfall« Raschmarkt L, Erdgeschoß, abzulieiern. Leipzig, am ». Mai I8S3. Der Rath her Stadt Leipzig. vr. Georgt. Vetzoldt. Lekauutmachunß. Die Rcnpflasterung Per Sohlgartenstratze In Leipzig- lendtlitz mit Schlackensteinen soll an einen Unternehmer ver dungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tief bau-Verwaltung, RathhauS 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 23, ans und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50 die auch in Briefmarke» ringesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Neupfiasteruiig der Kohlgartciistraszc" versehen, in dein oben dezeichnele» Geschäftszimmer bi» zum 2V. VsS. Mts. 5 Uhr Nachmittags einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 12. Mai 1893. Des RathrS der Stadt Leipzig Io. 2306. Snaszenbltttdcputati»». Lekanntmachung. Nachdem die öffentlich ausgeschriebenen Arbeiten zur Herstellung von Thaiirohrschlentzrn in verschiedenen Straßen von Leipzig- Ncnschoncsrld vergeben sind, werben die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber hierdurch aus ihren bez. Angeboten entlassen. Leipzig, am 9. Mat 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 2186. vr.Georgi. Cichorius. Gras-Verpachtung. Dienstag» den 2L. Mai p. I., solle» von Nachmittags 3 Uhr an die Heu- und Wrummetnntzung der Fluthrinne im Ving- auer Revier und zwar vom Leupsch-Mahrener Fahrwege bis zur Lützschenaer Grenze parcellenweise verpachtet werden. Desgleichen soll die iürastiutzung zweier Eüiejeuparccllen in der Nähe der Leutzsch-Wahrener Brücke gegen Vaarzahlung zur Versteigerung gelangen. Zusammenkunft: an der Fluthrinne und dem alten Wachlocal am Leutzsch-Wahreaer Fahrwege. Leipzig, am 12. Mai 1893. De» Rath» Aarftdeputatta«. Gewölbe-Vermiethung. Die bisher von uns zu Zwecken der Ausstellung von Gas verbrauch gegenständen im Nicolaipredigerwohnhause, Ntrolat- ktrchhof »4, benutzten Loeatititcn sollen von jetzt oder von einem späteren Zeitpunkt ab zusammen oder gelheilt gegen halb jährige Kündigung oder aus einige Jahre fest vermicthet werden. Miethgcsuche werden auf dem Nachhause, 1. Etage, Zimmer Nr 8, entgegeugenommeu; daselbst wird auch weiter« gewun>chte Auskunft «rtheilt. Leipzig, den 10. Mai 1993. Der Rath der Stadt Leipzig. ln. 1842. vr^Ge orgi. Krumbiegel. Lau-Areal in nächster Nähe de» Bahnhofes und der Hartbivakdung, schön gelegen, hat billig zu verkaufen der Stadtrath zu Zwenkau. Die Natioualliberalen UN- -ie Militairvorlage. * Zn dem jetzt ausgebrochenen Wahlkampfe kann es nichts Zweckwidrigere« geben, al« Recriminationen zwischen denjenigen Elementen, welche auf einander an gewiesen sind, wenn eine befriedigende Lösung der Militair- frage erreicht Werken soll. Wir glauben behaupten zu dürfen, daß dieser Erkenntniß gemäß von nationalliberaicr Seite schon jetzt verfahren wird. Wenn das von anderer Seite leider einstweilen nicht überall in gleicher Weise geschieht, so wollen wir hoffen, daß, je weiter man sich von dem unmittelbaren Eindrücke der aufregenden Situation am Schluffe deS Reichstags ent fernt, eine ruhigere Würdigung der eigenartigen Bedingungen dieses Wahlkampfes Platz greisen wird. Inzwischen scheint cs un« doch nicht unnütz, den gegen die nationallibcrale Fractieu wegen ihrer Haltung gegenüber der Militairvorlage erhobenen Borwürfe enlgcgenzulrcte». Am meisten dürfen die zahlreichen Anzapfungen scilens der cvnservalivcn Presse Staune» erregen. Zst doch der Reformpla» der Regierung Anfangs von Niemanden erbitterter bekämpft Worten, als von der „Kreuz- zeitung". Wenn in den „Hamburger Nachrichten" behauptet wird, die nationallibrrale Fraction habe sich zu dcr Mititair- vorlage ursprünglich in einem ähnlichen Bcrhallniß befunden, wir die conservative Fraction, so ist daS ein Zrrtbnm. Als die ersten unbestimmten und verwirrende» Gerückte über die Vorlage auftauchten, haben die nationallibcralen Blätter dieses AuSstrcuen von Gerüchten mit Recht getadelt und Klarheit gefordert. Als diese Klarheit durch die Ver öffentlichung der Grundziigc des EnIwnrsS i» der .Köln Zig." endlich geschaffen worden war und ein Theil der Militair- Ofsiciösen diesen Entwurf durch Herabsetzung der Leistungen der Landwehr zu rechtfertigen suchte, da hat die national liberale Presst auch das mit vollem Rechte streng getakelt. Ueberhaupt hat sie Protest erhoben gegen die überaus ungeschickte Art und Weise, in welcher die Regierungs- Presse Stimmung für die Reform zu machen suchte. Auch frühere Reden de» Reichskanzlers Grafen Caprivi bat sie angeführt, um zu zeigen, daß die verbündeten Regierungen noch ganz andere Gründe für die Vorlage beibringen müßten, um diese als nolbwendig erscheinen und jene frübercn Reden deS Kanzlers vergessen zu machen. Aber trotz all dieser Ausstellungen an der Taktik der Väter und Verllicitigcr der Vorlage, trotz aller Bedenken gegen die Höhe der Forderung nnd gegen die Zweckmäßigkeit von Cinzclkeite» der Organisation, trotz aller Zweifel a» der Möglichkeit einer unmitlelbarcu Durchführbarkeit de« Ganzen, hat die nationallibcralc Presse von allein Anfang an mit rer größten Entschiedenheit betont, daß sie der Grundidee, zugleich mit der Einführung der zweijährigen Dienstzeit eine den internationalen Verhältnissen entsprechende Verstärkung unserer Wehrkraft «intrrten zu lasten, zust im me und sich Vor behalte. über die Größe der Verstärkung nach den ver traulichen Berathuugen und Mitlheilungeu in der Com mission sich schlüssig zu uiachcn. Ganz dieselbe Stellung hat bei der ersten Lesung der Vorlage Herr von Bennigsen als Redner der Fraction eingenommen. Diese hätte ja auch ihrer ganzen Vergangenheit nach weder dir schlechterdings nothwendige Verstärkung unserer Wehrkraft, noch dir Einführung der zweijährigen Dienstzeit verwerfen können. Außer der RcickSpartei. deren Redner in der ersten Lesung sich ganz und gar mit der Regierungs vorlage einverstanden erklärte», bat der letzteren keine andere Fraction von vornherein grundsätzlich so nabe gestanden, wie die nationallibcrale, keine hat so oft das Ungeschick der Vcr- tbcidiger der Vorlage beklagt nnd gerügt, keine so oft und so entschieden die Nolbwendiakeit einer Verständigung betont. Der während der CommissionSberatbung entstandene A»trag von Bennigsen war ein erster Versuch, eine Mehrheit für einen positiven Beschluß zu sammeln. Er schlug sebl, aber das würde nicht gcschebcn sein, wenn der Herr Reichskanzler mit dein nalionallibcraicn Führer ebenso in militairifch- tccknische Verhandlungen cingctretcn wäre, wie mit dem Frhrn. v. Huene. Immerhin batte der Antrag Bennigsen mittelbar den Erfolg, die BcrstäntigungSaction ungebahnt zu haben, die nachher von anderer Seite fortgesetzt wurde und zu einem Ergebniß führte, auf welchem die gcsainnile national libcralc Fraction mit der Regierung sich zusainincnfand. Wenn bei diesem Coinproniiß die nationallibcrale Fraction noch etwas Weiler ging, als Herr v. Bennigsen mit seinem Anträge gehen zu sollen geglaubt balle, so lag der Grund einmal darin, daß kein anderer geineinsainer Vcrständigniigö boden fick, fand, als der Anlrag Hncne, nnd andererseits darin, daß regierungsseitig zu den bereits in der Commission gemachten Mitlheilungeu »och andere hinzugefügl wurde», welche die Höhe dcr in dem Antrag Hncne enthaltenen Forderungen durchaus gerechtfertigt erscheine» ließen. Auch für die Mit glieder der freisinnigen Fraction und deS Cenlrninö, die für den Anlrag Huene stimmten, waren jene Mittbeilungen überzeugend. Hätten sic cs für die Nalionallideralen nicht sein sollen, oder hätten diese, die von vornherein die RegierungS- fortcrungen mit Rücksicht auf die wirtbschaftliche Lage aus daö unumgänglich Nothwendige zu beschränken gesucht batten, den von der Negierung alö genügend und annebmbar er klärten Compromißautrag Huene als ungenügend verwerfen dürfen? Es giebt also nicht- Klareres und Selbstverständlicheres als daS Verhallen der nationallibcralen Fraction gegenüber der Militairvorlage. Wenn Parteien, die entweder größeres Gewicht auf ihren eigenen Bortbeil als aus die Sicherheit deS Vaterlandes legen oder cS für unmännlich halten, sich über die nöthigen militairische» Mittel zur Bewahrung unserer Sicherheit belehren zu lasten, diese Haltung tadeln und verhöhnen, so ist das begreiflich. Aber fene Parteien, die an fänglich entweder Bedenken gegen die Militairvorlage er hoben oder bedingungslos für dieselbe sich erklärt Hallen und dann trotzdcnl für den Antrag Huene stimmten, haben jedenfalls keine Ursache zu Vorwürfen, die nur dazu dienen können, den Sieg der Gegner der Militairvorlage zu erleichtern und schwere innere und äußere Confliele näher zu rücken. Deutsches Reich. sn Berlin, 13. Mai. Mehrere Tage vor der Auslösung deS Reichstags wußte die „Germania" zu erzähle», die CentrumSsraction habe Uber die Abfassung deS Wahl aufrufs berathen und die Erörterungen seien sehr glatt verlaufen. Heule sind sieben Tage seit der Auflösung ver flossen und der ullramontane Ausruf ist noch immer nickt erschienen. E« ist die« ein Symptom der großen inneren Schwierigkeiten, mit welcher die Partei zu kämpfe» bat. Tie Lage des CcntruniS Kat in so fern Aebnlichkeit mit der des DcntschfreisinnS >n seinen letzten LebenSstunden, als hier, wie cS dort der Fall war, die Zahl der „Abtrünnigen", die für den Antrag Huene gestimmt, weit hinter fencr der Fraction-mitglicter zurückbleibt, die sich von der Abgabe eines bejahenden Votums nur durch den geübten TerroriSmuö ab- baltcn ließen. Wir zweifeln keinen Augenblick, daß Herr Lieber diese Dissidenten im Geiste ebenso gern auöschcidcn sähe, wie Herr Richter die Vertreter des Neckt« aus eigene Ueberzeugung aus seiner Partei auSgesckieden bat. Allein der reckte Flügel deS CentruniS denkt nicht daran, Herrn Lieber diesen Gefallen zu erweisen, vor Allem deshalb nicht, weil er den Ruck nach links so lange als möglich ver büken will. Man wird sich also Wohl über eine» Wahlaufruf einigen, aber für die Dauer ist die Partei in ihrer jetzigen Zusammensetzung so wenig anfrccht- zuerhalten, wie es tue deutschsreisinnige war. Cs bandelt sich nicht nur um den Gegensatz zwischen conservativ nnd demokratisch, der „Mußpreuße" Lieber hat zur Zeit an dem ParliculariSmus innerhalb der Partei eine stärkere Stütze ge sucht und gesunden als am politischen Radikalismus. Es ist ein bcachtenSwertbeS Zeichen der Zeit, daß die Träger einer destruktiven Politik sich SnccnrS bei den dein Reiche ab gewandten Elementen deS Südens holen, Herr Richter bei der schwäbischen Volkspartei, Herr Lieber in Franke», Bayer» und Baden. Der Erkenntnis;, daß die Licbcr'schcn Tendenzen sich nicht nur gegen das Reich, sonder» auck gegen Preuße» richten, vermag man sich auch in gewissen CcittrnmSkrcisen, die von ehrlicher Loyalität, wenn nicht gegen den Kaiser, so doch gegen den König erfüllt sind, nicht zu vcrsckließ-ii. Auch dieser Gegensatz läßt die Trennung unvermeidlich erscheinen, vorerst aber ist er für den rechte» Flügel ein Grund medr, dem ehrgeizigen Tribun nicht ohne Kampf da« Feld zu räumen. * Berlin, 13. Mai. Tie „Norddeutsche Allg. Ztg." schreibt an leitender Stelle: „Bei jeder allgemeinen RcickS- tagSwahl hat eine Anzahl der bisherigen Vertreter ab- gelebnt, von Neuem ein Mandat zu übernehmen. Persönliche Gründe, zunehmendes Alter, uncrwünsckte Gesuntheit«- verhältnisie, das Bewußtsein, lange genug die Wahrnehmung der eigenen Angelcgenbciten dem öffentlichen Interesse zni» Opf-r gebracht zu habe», und der Wunsch, nunmehr die nicht gerade angenehme Arbeit im Dienste de« letzteren Anderen überlasten zu wollen, haben von silier als vollgültige Grünte gegolten, welche die Dicdcrannabme eines Mandates abzn- lebncn berechtigten. Je östcr sich aber die ReickStagSwahlen wiederholt haben, je größer ist die Zabl Derer geworden, welcke sagten: wir machen nicht mehr mit, weil wir eS rineS- theils müde sind, »nS während der Wahlbewegung abhetzc» und persönlich in den Sckmutz ziehen zu lasten, und welcke andrrentheilS unliebsam empfanden, daß, je länger je mehr, die wenig angenehme Temperatur der Wahlagitation zur dauernden der Verhandlungen de« hohen Hause« selbst gemacht wurde. Es ist daber zu verstehe», wenn jetzt die in den Blättern ausgemachte Lifte der Mandatömüden umfangreicher alö je zuvor ausfällt. Allerdings erscheint un« kaum berech tigt. wenn aus der Länge dieser Liste von den Gegnern der Militairvorlage Schlüsse in ihrem Sinne zu ziehen versuckl wird. Ten» ans beide Seiten, aus diejenige der Gegner so gut, wie ans diejenige tcrFrcunte der Vorlage, vertheilt sich die Zabl der MandatSmüdcn ziemlich gleichmäßig, alle Parteien stellen ihr Conlingenl dazu, eine Ausnahme machen nurdie Social- Lcniokralen und die engere» Freunde des Rector Ahlwardt, wahrscheinlich, weil ihnen die oben erwähnte HauStcmperatur zusagt. Indessen sollte man doch nieinc», daß verschiedene Sttcllnngcii verschiedene Pflichten aufcrlegen, und daß den Frenndcn der Vorlage betreffs der Wsidcrannahmc eines Mandates eine höhere Pflicht obliegt als deren Gegnern. Man wird daher erwarten dürfen, das; jeder der Mandat«- unlustigcn seine persönlichen Verhältnisse nochinalS prüfe nnd erwäge, ob nicht die gedachte höhere Pslickl gerade ihn nöthigt, nochmals di: Unbequemlichkeiten deS WablkainpfcS und der Tbeilnabme an der parlamentarischen Arbeit ans sich zu nebmc». Besonders aber dort, wo der Niicktritt dcö eincn oder anderen Par lanicntarierS von den Gegnern zu tendenziösen Machen schaften ausgrbeukcl wird, wo die RücktrittSgcrüchte viel- leickt nur bcrumgelragen werden, um trübes Wasser zu schasse», sollte man nicht allzu ängstlich abwarlcn, bis man um die Wiederannalmie eines Mandates formell befragt wird, sondern leinen Zweifel belasse», daß man bereit itt, seine Pflicht zu thu». Nicht nur Aemter legen Pflichten aus, auch Ehrenämter tbu» cs, und vielleicht ist cS eine der nothwendige» Eigenschaften de- höchsten von der Nation zu vergebenden Ehrenamtes, daß dessen Pflichten oft mit quälenden Dornen verbunden sindl Dieser Umstand wird aber doch nicht davon zuriickschrccken oder gar abhalten dürfen, auch unter schwierigen Umständen seine Pflicht als Volksvertreter auck ferner zu thun, wenn man durch daS Vertrauen seiner Mitbürger dazu berufen war und Aussicht hat, eS wieder zu werden. Denn was sollte auS dem deutschen Reichstage werden, wenn Alle sich von ihm fern Hallen wollten, die an persönlichem und Partei- gczänk keine Freude haben." ss Berlin, l3. Mai. Der preußische Cult »Sin inist er hat in einer, säinmllicken königlichen Regierungen mitgelheillen Verfügung bezüglich deS Religionsunterrichtes der die Mittelschulen besuchenden Dissldentenkinder darauf aufmerksam gemacht, daß die Vorschriften über den Schulzwang und dieÄcsirasunaderSchulvcrsäumniffe nnr aus die ösientlichtn Volksschulen Anwcndnngfinden und demzufolge auch nur b ci diesen die Dissidcnlcnkinder zwangsweise zum Religions unterricht heranzuziehcn sind. Für die Mittelschule kommt cü vielmehr ebenso wie bei bcn höheren Lehranstalten nur in Betracht, ob cS mit der Schulordnung verträglich er scheint, daß Kinder an dem gesammlen übrigen Unterricht thciluchmen, an dem ReligionSunlerrickt aber nicht. Bei der Verschiedenheit der hierbei zu beachtende» Verhältnisse hat sich der Minister die Entscheidung für die einzelnen Fälle, in denen für Kinder von den aus der Landeskirche aus getretenen Personen die Dispensationen vom Religions unterrichte nachgesucht wird, auch für die Mittelschulen Vor behalten.— Es kommt nickt selten vor, daß praktische Aerztc im BchinbernngSsalle sich kürzere oder auch längere Zeit in ihrer Praxis durch Caudidaten der Medicin ober, waS häiisiger geschieht, durch Doctorcn. die ärzt liche Staatsprüfung »ock nicht abgelegt haben, ver treten lasten. Dieser Brauch hat oft zu Mißhelligkeiten geführt. Aus diesem Grunde haben auf die Anregung der P v m in e r s ch c n Aerztckammer einige andere Kammern, darunter die Berliner, den Beschluß ge faßt, daß in Zukunft die Vertretung praktischer Aerzte nicht mehr durch Canbidaleu der Medici» auSgcübt werben soll. Die Acrztckammer für Berlin-Brandenburg hat dem CultuS- mi niste rin ni von diesem Beschlüsse Kenntniß gegeben, und letzteres hat sich den Anschauungen, die in dem Aerrlekainmer- bcschlusse zum Ausdrucke kommen, angeschlossen. Zu gleich hat daS Culluöminisleriuin die Normen zusammen- gestellt, welche für die Vertretung von praktischen Aerzten »ach der jetzt geltenden Bestimmung in Frage kommen und an die Behörde» das Ersuche» gerichtet, bei Verletzung dieser Normen einzuschreilcn. Die Normen lauten: „Ein Arzt darf sich in amtlichen Functionen, die ihm vom Staate oder einer Gemeind« übertragen worden sind, nach den Be- siiiiiiliungen der Gewerbe-Ordiiuiig 8 29 durch eine nicht approbirte Person nicht vertreten lasse»; dagegen steht ihm ein rechtliches Hindcrniß nickt entgegen, dies in seiner Pcivatpraxis zu thun, da dcr Lage der Gesetzgebung nach im deutsche» Reiche die gewerbs- mäßige Ausübung der Heilkunde Jedermann frei steht. Strafbar würde sich jedoch ei» nicht approblrter Vertreter eines Arztes gemäß 8 147 der Gewerbe-Ordnung machen, wenn er sich als Arzt be zeichnen odcr einen ähnlichen Titel beilegen würde, durch de» der Glaube erweckt wird, daß er eine approbirte Mediciiialperjvn sei. Im klebrigen würde sich auch der Apotheker einer strafbaren Hand lung schuldig machen, wenn er aus Anorciiung eines nichtapprobirten Verilelcrs solche Arzneien abgebc» würde, welche gemäß des Be schlußes des Bundesraths vom 2. Juli 189l bezw. des Nund- ErlußcS vom 4. Teccmber 1891 (Ll. 9191) in den Apotheken nur aus Verordnung etneS Arztes abgegeben werden dürfen." V Berlin, 13. Mai. (Telegramm.) Der Kaiser bcgicbl sich am Sonntag Abend von Potsdam zu den Bei setznugsscierlichkeitcu nach Bückcburg und kebrt Montag Abend »ack» Berlin zurück. — Gegen taS „Gigcrltbum in der Armee" soll der Kaiser sein Mißfallen unzweideutig zu erkennen gegeben haben. Im Anschluß daran solle» bereit- Comuiandcure einzelner Truppcnlbeile geharnischte Bcseble gegen die unvorschriftsmäßigen Uniformen erlassen haben. Berlin, 13. Mai. (Telegramm.) Tie „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Dir der Militairvorlage feindlichen Parteien suchen die Wahl parole zu verschieben, allein mag die Freunde der Militairvorlage waö immer auch trennen, ihrem Bestreben werden sic am besten Vorschub leisten, wen» sic dafür sorgen, daß die so einfach gegebene Wahlparole: „Für oder wider die Militairvorlage!" nicht durch andere Streitfragen cScamotirt werte. Im Nebligen ist das Blatt überzeugt, das; die maiinigfachen sonstigen Wünsche, die in den Wahl aufrufen der der Regierung freundlichen Parteien zum Ausdruck kommen, gegenüber der Militairvorlage Punkt«
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