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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.05.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930516010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893051601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893051601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-05
- Tag1893-05-16
- Monat1893-05
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Filialen: kttd »lenrm'S Sortim. «Alfred Hahn), UniversitätSstraße I» Laut» Lösche. Lathariuenstr. 1», part. und LönigSplatz 7. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Ännalimeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen.Au-Zgabe: Nachmittag» »Uhr. Sonn» und Festtags früh V,9 Uhr. Lei den Filialen und Nnnahmestekleu je eia« halbe Stuud« früher. Anzeigen find sie» an dir Expeditt«« zu richte». Druck und Verlag von L. Pol» tu Leipzig. ^-24«. Dienstag den 16. Mai 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekannlmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir beschlossen, beim hiesigen städtischen Krankenhaus« zu Et. Jacob da» Berpfleagrld snr Auswärtige »am 1. Juni d. I. ab von 2 ^l auf 3 ^l für den Tag zu erhöhen, dagegen daS bisher erbobene Eintrittsgeld von 4 bei Auswärtigen von genanntem Zeitpunkte ab nicht mehr zu erheben. Leipzig, am 1L. Mai 1893. n, Der «atü »er Stabt Leipzig. " 680. vr. Georgi.L. Lagerplah-Verpachlung. Da» dem hiesigen Georgenhause gehörige, zeither von Herrn Maurermeister Schabe al- Lagerplatz pachtweise benutzte Areal au der Auenstraße, von ca. 400 qm Fiächeugchalt, ist vom 1. Lctober d. I. ab gegen vierteljährige Kündigung anderweit zu verpachten. Pachtgesucke werdea auf dem Rathhouse 1. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegengenoimnrn, daselbst können auch die Pachtbedmgungen ein- gesehen werden. Leipzig, den 10. Mai 1893. . Der Rath der Stadt Leipzig. I». 1476» vr.Ge org i. Krumbiegel. Diebstahls-Lekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine silberne Eyliiidrruhr mit Serunde, mit kleinem Testet auf dem Zifferblatte und anhängender Talmikctte, am 8. L. M.; 2) ein schwarzlederne» Handtäschchrn mit vernickeltem Trag, ring, ein schwarztederne» Portemonnaie mit Drückervcrschlub, cm goldener Arappenrtng mit weißer Perle lind Äravirung „L. U. »./I dl. 2. IVeihnaaliten 1890", am 3. d. M: 3) eine sogen. Meier'sche Flöte „Hannover", mit Elfenbein» kopsstück, in brouagesüttertem schwarzen Ledersulterai mit gelbem Riemen, am L. d. M.; 4) eine Hutschachtel mit 8 Damenhnten, — ein neuer schwarzer Spitzenhut. mit weißem Flieder ausaeputzt, darin die Firma: OSrlllr", ein getragener schwarzer Strohhut mit Feder, — am 13. v. M.: ü) ein grauer Handkosser, gebraucht, et« 8tut mit circa 12 Stück Ntckelnhrtetteu. am 9. d. M.; 8) »ia schwarzer lkhevtol-Anzug» — der Rock schwarz-, dk West« hellgeiütter», beide» mit Perlmutterknvpsrn, — am 10. d. M.: 7) ein Bällchen, ffgnirt: „6. 8. 260'. enthaltend 3 Stück rolhgestretfte» Inlettzeng, am 14 vor. M.: 8) eine weihe Marmorplatte in Holz gefaßt, ca. so ow lang und 80 ein breit, „2. 8." gezeichnet, vom 7. bi» 8. d. M.; 9) 2 Bilder — Oelgemälde — in Goldrahmen, ein ö- und ein 2spännigc» Lastsnhrwert darstellend, am 1. vor. M.; 10) eine Kiste, signirt: „IV. 1>. 1815", Ktndersltnten enthal- tcnd, am 4. November 1892. Etwaige Wahrnelimungen über den Berblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Erimioalablheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den IS. Mai 1893. Da» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschnrider. N. Jur Wahlbewegung. xs. Noch niemals seit Besteben de» Reiche» bat eine Wabl- beweaung unter so eigcntbümlichc» Umständen begonnen, wie die jetzige. Es besteht eine früher nicht gekannte Unsicher- beit und Unschlüssigkeit, an der mit Ausnahme der National- liberalen und Socialdemokratcn alle Parteien participircn. Dir Ursachen liegen klar zu Tage. Da ist vor Allein die unerhörte Thatsache, daß zwei Parteien mit einer inneren Krisiß in den Wablkampf eintreten. Die Verlegenheiten deS EentrumS sind mehrfach erwähnt worden, und im ehemaligen Dentschfreisinn stellt sich heraus, daß die Scheidung sowie die VerthciliingdeS Besitzstandes noch erheblich größere Schwicrig- leiten verursacht, al- vorauSqesehen werden »inßte. Zwischen zahlreichen ehemals deittschfreisinnigcn Persönlichkeiten ent- spinnt sich rin Streit, der an den Kamps der .Herren vom geraden und vom krummen Horn" und der Engel an der Leiche des Faust erinnert. Nickt anders gebt es niit vielen Wahlkreisen. .Freisinnige BolkSpartei" und Frei sinnige Vereinigung" behaupten mit gleicher Entschieden heit, die Erben des DeutschfreisiniiS zu sein. Ein Uebcrblick läßt sich vorläufig nicht gewinnen. Herr Richter darf für sich eine größere Anzahl localer Preßstiinmcn ins Tresse» führen, während die Wähler mehr der .Bereinigung" zuzuneige» scheinen. Jedenfalls ist die Behauptung der „Freis. Zig ", die „freisinnige BolkSpartei" habe bereits vier Fünftel aller sonst für den Deulschfreistiin in Betracht gekommenen Wahl kreise in der Tasche. Flunkerei. . Unklarheit herrscht auch noch über daS Berhältniß dieser Partei zur süddeutschen „BolkSpartei". Wir haben bereits Iiiitgetbtllt, daß die demokratische „Frankfurter Zeitung" sich einer Verschmelzung ausS Acußcrste witcrsetzt und mit einer Spaltung der süddeutschen BolkSpartei droht, falls Herr Paver dieselbe in der Partei deS Herrn Richter ausgebcn zu lassen entschlossen sei. Da» Frankfurter Blatt macht föderalistische und socialpolitischr Bedenken gegen die Vcr- äkgt" i schmclzunz geltend. Dir erstcren sind nicht ernst zu »cbmcn. Die „Frankfurter Zeitung" weiß recht gut, daß Herr Richter den particularistischcn Bestrebungen nickt» in den Weg legen wird, wenn sie mit seinen, persönlichen GellnuzS- tctnrfmß nicht collidirrn. Um Bagatellen, wie Befestigung des ReichSacdankenS und Erhaltung einer ausreichenden deutschen Centralzewalt, hat sich dieser Politiker niemals aelümmerl. Herr Richter ist zwar Eentralist und sogar Unitarier, aber nur soweit sein» Machtvollkommenheit in Frage steht. Der Vorhalt, daß da« Manchestertbui» der .Freisinnigen BolkSpartei" mit dem soc-alpolitiswen Programm der süddeutschen Partei unvereinbar sei, fällt stärker in-Gewickt, aber nur für die Redaktion der .Frankfurter Zeitung". Das Berdältniß der Volkspartei zur Socialpalitik war stets ein platonische«. LIS über da« Invaliden« und AlterSversorgungS- gektz abgestimmt wurde, war die Partei durch «men Abge ordneten (Krvber) im Reichstag vertreten Er stimmte da gegen und zwar unter der ausdrücklichen Billigung namentlich auch der wiirttembrralschen Parteigenossen Ein viel stärkere« Hinderniß der Btrichrneljunz ist der Umstand, daß di« d«»»kr»tisch«n Führer in Süd deutsch lau d eben so viel „to seggcn" habe» möchten, als Herr Richter. Dieser erklärt übrigens, erst nach den Wahlen könne sich entscheiden, in welches Berhältniß die .BolkSpartei" zur .Freisinnige» BolkSpartei" treten werde. Bi» jetzt sei in dieser Beziehung von keiner Seite eine bindende Verpflichtung eingegangen. Ungewißheit herrscht auch noch darüber, wie sich die selbst ständige» Parteien, welche der Heere»verstärk»n g günstig sind, zu einander stellen werden bczw. können. Die »Krcuz- zeitung" läßt keineNnmincr au» ihrer Presse gehe», in der nicht die Nalionallibcralen aus LaS Gehässigste angegriffen werden. Man muß daraus schließe», daß i» Preußen innerhalb der conservaliven Partei die Strömung mächtig geblieben ist, für welche der Kamps für die Militairvorlage lind gegen die Socialdemokratie erst i» zweiier Linie stebtt ES ist unerhört, wie diese» Blatt mit der Wahrheit umspringt. Während kein Wahlaufruf die Heeressrage so stark betont, wie der nationalliberale — die .Freisinnige Zeitung" erklärte nach seinem Erscheinen, die Nalioiialliberale» seien »unmebr eine reine Militairpartei -- und während der conservalive „Reichs- bvle" sehr verständlichen Lockungen wirlbschastlicher Natur einen ansehnlichen Raum gewährt, wagt die .„Krenzzeitung" die Behauptung, nur in kein Ausruf ihrer Partei handele cö sich nicht um die Wahrung von Parlciintcressen. Noch mehr, daS cptremconscrvalirc Blatt eignet sich die deiilschsreisinnige, und socialteiiiokratischc Verdächtigung an, daß das allgemein-. Wahirccht durch die nalionalliheralc Partei gefährdet werde,, könne. Die,.EarIcl>Bcrei»harungc»", die da und dort inPreußen und in »ichlpreußischcn Wahlkreisen cingegaugen worden sind, werde» von der „Sdreiizzeitung" getadelt. Sie spottet, daß man die Fahne der „OrdnungSpartei" hißt. „Als ob c» sich in diesem Augenblick vornehmlich um den Kampf gegen die Eocialdemokratic Handel» tonnte!" Daß der Kamps gegen die Sociatdemokratic zugleich der Kampf für die Militairvorlage ist, belicht das Blatt zu ignorire». Alles deutet daraus hin, daß die „Krc»z;eiti>ngS"-Parlei bereit ist, ihren Haß gegen die Mitlelparteien auf Kosten der Militairvorlage praktisch zu delbäligen. WaS da, wo die „Kreuzzeitnug" in konservativen Kreisen den Ton angiebt, die Folge solcher Hetzereien ist, kan» nicht zweifelhaft sein. Allerdings ist es möglich, daß diese Folgen bei den Haupt Wahlen etwas abgefchwächt werden durck, den Streit innerhalb derjenigen Parteien, die der Mililair- Vorlage feindlich gegenüberstehen. Werden aber, wie zu befürchten steht, die Angriffe der KrciizzeitiiugSlcule gegen die Nationalliberalen auch bi» zu bcn Sti cknva dien fortgesetzt und erzeugen sie eine »nUberbrückbare Spaltung unter den Freunde» der Militairvorlage, so ist da» Schicksal der letzteren be siegelt: sie sällt auch im tüiistigc» Reichstage und wird zur Wahlparole bei abermaligen Wahlen, bei denen die Gemütbcr »och erhitzter, die AgitationSmittcl »och gröber und vergifteter, die Aussichten auf c»ie Berstäudiguiig unter de» „OrtnungSparlcieil" »och geringe, sind. Bei diesen durch die Schuld der „Kre»z;eii»»g" getrübten Aussichten i» Preußen ist cS doppelt erfreulich, daß in Sachsen bei der überwiegenden Mehrheit der Eonservaliven volle Klarheit darüber herrscht, daß der Kampf gegen die Socialdemokratie auch der Kampf für die Militairvorlage ist, »ud daß mit dieser Klarheit auch der ernste Wille sich verbindet, diesen doppelten und doch einheitlichen Kampf i» Verbindung mit den anderen Parteien und Gruppe» zu führen. Wird dadurch auch der WablauSsall im ganzen Reiche nickt sehr wesentlich beeinflußt werde», so wird doch der politischen Reife und dem selbsttosen patriotische» Strebe» der sächsische» Eonservaliven ein rühmliche- Zeugniß ausgestellt Deutsches Reich. OH. Berlin, lü. Mai. Nachdem nun auch die Natio- nalliberalcn in allen sechs Berliner Wahlkreisen eigene Eandidaten ausgestellt und die Ultramontaii-n sich e»I- schlosse» haben, gleichfalls nur für Eandidaten aus ihre» eigene» Reiben zu stimmen, haben wir hier Aussicht auf miudestcuS 30 Eandidaten. ES können auch »och 0 mehr werde», falls Antisemiten und Eonservative sich nicht einigen. Und da» ist bis jetzt nicht gerade wahrscheinlich. Namentlich ist der I. Wahlkreis ein Zankapfel. Die Antisemiten wolle» hier unter allen Umständen einen Eandidaten ihrer Richtung haben und meinen, mit demselben !>>-. LangerbanS, den Ean- didaicn der freisinnigen BolkSpartei, am besten bekämpfe» zu können, wahrend die Eonservaliven gerade entgegengesetzter Ansicht sind. Komnit eine Einigung nicht rn Alande, so werte» die Antisemiten auch nickt siir Professor Adolf Wagner stimmen; denn wie diesem ein Abgesandter der Antisemiten erklärt«, bat in der Aiitffeiiiiien- Versanimluiig keineswegs eine freundliche Stimmung geherrscht, weshalb die Absenkung eines Telegramm» an Wagner unterblieb. Die Eonservaliven sind übel daran, da sie nicht reckt wissen, mit wem von den Anti semiten sie unterhandeln sollen. Wie es heißt, sind in den letzten Tagen zwischen Freibcrrn von Mantenffel und Pros. Förster Verhandlungen geführt Worten. Die freisinnige BolkSpartei hofft ganz bestimmt, den 5». Wahlkreis z» Halle», dinsichtlich beS 2. Wahlkreises sind dir Hoffnungen stark berabgeslimmt. — Die AuSlegiing der Wählerlisten, die bekanntlich am 18. beginnt, wirk unS bereits ein Vorspiel von der Hitze des Wahlkampfes geben. Tie Listen liege» diese« Mal in 9 Turnhallen a»S. An den Wochentage» werden sie von Vormittags 9 bi« Nachmittag« 3 Uhr cm- zusebcn sein, a» den beiden Psingslseiertagen von I2biS.'Ubr Nachmittags. Da wird sich, wie der Berliner sagt .Etwas ereigne»". Tausente und Abertausende von Menschen werte» die Schulhöfe füllen und in drangvoll fürchterlicher Eng« Stunde» lang auShalten, bis sie an de» Wabtlisch gelangen. Die PsingstauSflüze dürsten in diesem Jahre stark unter der Wahlagitation leiden. * Berlin, 1.'». Mai Tie ossioiösen Belobigungen der polnischen RrichStagSsractio» wegen ihrer Abstimmung über die Militairvorlage bringen die Frage unserer Polcn- politik wieder in Erinnerung. Die Stellung der Pole» z» iiniern iiiilitairi'chru Angelegenheiten ist allbekannt: sie sind die entschiedensten Gegner jeder Stärkung unserer Wehr kraft gewesen, so lang« rin Krieg zwischen Denlsck'land und Rußland ausgeschlossen zu sein schien, nnv sic sind ebenso «nlschiedrnr Frennd« einer solchen Stärkung geworden. seitdem dieser Krieg in den Bereich der Möglichkeit, nach der Meinung vieler Leute sogar der Wahrscheinlichkeit, getreten ist. Das ist ein durchaus verständliche« Verhalle». Man bat den Elsaß-Lothringern zu Gemütb geführt, daß sie die Militair- vvrlagc aus den elementarsten Gründen des Selbstschutzes be willigen müßten. Noch weit mehr trifft die« bei den Polen zu, deren ebenes Land i» viel höherem Grade als daS durch Ge birge und Flüsse geschützte Elsaß-Lothringen dein feindlichen Einfall offen liegt. Der Unterschied zwischen den Polen und den elsaß-lothringische» Protestlern liegt aber darin, daß diese die Franzosen als die befreienden Freunde begrüßen würden, während jene die Russen als ibre Todfeinde hassen. Ta erscheint cS, führt die .Allgem. Ztg." zutreffend ans, denn keineswegs als ein besonderes Verdienst der Polen, wenn sie sammt und sonders den Antrag Hucne angenommen baden. Es kommt aber hinzu, daß sic von einer Niederlage Rußlands die Wiederherstellung eines Königreichs Polen erhoffen, ein Gedanke, der ja auch von manchen deutsche» Politikern, welche der Theorie von der Ziveckuiäßigteit eines StoßkisseuS zwischen Deutschland und Rußland huldigen. getbcilt wird. Nack alledem liegt ans der Hand, daß die Polen »»niilc» der heutigen ciiropästchen Lage unler dem GesichlSplinete ihrer -st'ccisischcn Bestrebungen da» Deutsche Reich so stark wie nur irgend möglich wünschen müssen. Während diesen Sachver halt aber jede» Kind cinseben kann, findet die .Nordd. Allg. Zig", die Polen hätten durch ihre Abstimmung „zu et kennen gegeben, daß sie, unbeschadet der Wahrung ihrer eigenen naiioiialc» Traditionen, der wichtigsten Uchcrlieferung deö preußischen Staate» wie des Reiches besondere Hoffnungen »nd Wunsche bereitwillig unterordnon", und sic spricht per polnische» Fraclion ihre warme Anerlciiililliz aus, obwohl d.r Redner derselben im Reichstag, Herr von Koinicrowöti, HK der Begründung des Votum« über die Militair- vorlage sehr nachdrücklich von einem Eonsliet mir der preußischen Regierung gesprochen und sich bitter über die dem specisisch poliiischeu Patriotismus z»gesiiglcu Verletzungen beschwert hat! Man könnte diese ossieielle Leistung einsach z» den übrigen legen, wenn sich nicht hinter ihr das Ansinnen verbärge, die Polen in dem gegenwärtigen .'alUamps wie dcmsche Patrioten zu behandeln, sie also nickt ernsthaft durch deutsche Eandidaliiren zu be kämpfen. I» der Thal geht in einzelnen Kreisen die Begriffsverwirrung bereits so weit, daß man meint, cS würde hcntz»ta-ie ja gar kein Unglück sein, wenn selbst ein bisher von den Deutschen bchanpleleö Mandat diesmal i» polnische Hände gericlhe. Und das in einer Zeit, wo die nalioiial- polnische Propaganda, durch die bekannte» Nachgichiglcilc» der Regierung erinulbigt. in aller Fori» die Zerstörung des unter dein Fürsten Bidinarck mit so große» Opfer» geschaffenen AnsicdcluligowerkcS fordert! Die deutsche Bevölkerung in den Provinzen Posen und Wcstprcußeil wird sich ihr naiional- politischcS Bcwnßlsciii durch derartige Unbegreiflichkeiten hvsieiillich nicht trüben lassen. -- Berlin, ll>. Mai. (Telegramm.) Uni die Notb- wcndigkcit der Militairvorlage tarzutbun, beruft sich die „Rordd. Allg. Zcilnng" auf eine Thronrede Kaiser Wilhelm s l. vom 9. November I8«>3, >» welcher die Vcrpflichlung Preußen», in Bezug aus die HcrreSslärkc mit den Nachbarstaaten gleiche» Schritt zu halten, betont wird. Dem Eitat aus der Rede fügt daS Blatt folgende Bcinerkung bei: Genau dieselben Getauten liegen der gegenwärtige» HeercSrefe-ii» zu Ginnte. Leider ist aber auch die Halinng der Opposition gegenüber niilitairischc» Reformen während der vergangenen 30 Jahre genau dieselbe geblieben. « Berlin. 15>. Mai. (Telegramm.) Der „NcichS- anzciger" schreibt: Ter König eriiannle den Grasen von Kanitz, seitherigen Hosmarschall de« Prinzen Friedrich Leopold, zu seinem Vice Ohereereiiionienmeister und de» Major von N'ickisch-Rosenegg znni Hosmarschall des Prinzen Friedrich Leopold. — Der „RcichSanzeiger" pnblieirt ferner das Gesetz, betreffend den NachlragSctat für 1892 93 »nr 1893 9 >. V Berlin, ll». Mai. zTclegrani in.) Der Bund cs rat b stimmte dem Geletzeniwurf, betreffend die Erfatzvcrtbci- jung, in der durch den Reichstag abgcäiidertcn Fassung zu. V Berlin, >5. Mai. (Telegramm.) Tic.N'ational- Zeitlliig" schreibt: Am Sonnabend hat hier eine Be sprechung bisheriger ReichStagöabgcorbiietcr, welche sich der Freisinnigen Vereinigung aiigeschlossc» haben, über die Lage im Allgemeinen und die bei de» Wahlen zu befolgende Taktik staltgcsiinte». A»ch eine Anzahl anderer Parlesircilndc war zu dieser Besprechung cingeladen. Tic Stimmung war, wie man uns hcricklel, eine hoffnungsvolle. Demnächst soll eine weitere Allffordc ruiig an gleichgesinnte Kreise bebufS der Bclheiliguiig an der Agitation erfolgen. — Tic „Franks. Ztg." vkriiililhet, baß der bekannte Brief de« Prinzregenten von Brannschweig an den Reichskanzler Grasen von Eaprivi gerichtet sei. Das Blatt schreibt: „TleVeriniilhiing, daß er eS sei, liegt nabe, denn die Excellenz, die letzt so beichcÜIigt ist, das, d.r Prinzregent e« last »nlieichcideu findet, an sie zu schreiben, könnte in erner Linie Eaprivi sein. Es ist nicht bekannt, dah andere Ercellenzen gerade jetzt nach der ReichS- tags-Ansiöiiing so viel -u ibnn baden. (?) Auch wäre der vrrani- worllicke Leiter der NeichSpoillik die richtige Stelle, a» dle sich der Prinzregent bei einem polUiichen Act, wir «S die Aiieiöhiiniig de« Kaiier» mit dem ehemalige» Kanzler wäre, zu wenden hätte. E« wäre da» sicher da» Eorreclcsle." * Dtctti», l4. Mai. Für drn Abg. Brocmel, der bc- kannluch dem Antrag Hncnr zustininite, ist a»S seiner Stettiner Wählerschaft eine beiiirrkenSwerlbe zbundgebn»z cifolg!. Der Vorstand de« bisherigen dentschsreisinnige» WablvercinS in Stettin, der zum größten Tbeil au» unbedingten Gegnern der Militairvorlagc vestcbk, bat sich bi» heule in Schweige» gehüllt. In den Stettiner Blättern vom 13 di'S. MtS. er scheint aber rin Aufruf für die Wiederwahl Broeiiiel'S, zu welchem sick nah«» bunkert der angrsehensten Männer Stettins vereinigt baden. Unter Hinweis ans die bisherige parlamentarische Thätigkeit BroemelS bringen seine Wiedcr- wabl Kaiiflciitr und Handwerker, Fabrikanten, Lehrer, Rechts anwälte in Vorschlag; unler drn Unterzeichnern befinden sich viele Mitglieder de» Magistrats, fast alle Vorsteher der Stettiner Kaufmannschaft re. * Bremen, l t. Mai. Tie ,I)cscr»Ztg." schreibt: „Die Worte, die der Kaiser neulich nach derTruppenbesichtigung zn den Generale» gesprochen hat, daß er die Verstärkung de» Heere» für unumgänglich notkwendig halte, nm den Frieden ansrecht zu erhalten, bezeichnen den Cbarattcr der vielumstlittencii Militairvorlagc ebenso kurz wie er schöpfend. Daß wir bis zu dieser Stunde uns der Segnungen de» Friedens erfreuen, verdanken wir, dar über kann ein Zweifel nicht bestehen, dem Rcspect, de» die Waffeninachl des Dreibundes und namentlich deS deutsche» Reichs den übrigen Nationen bisher cingeflößt hat, und auch l,e»tc »och einflößl. Es liegt in der Natur der Tinge, daß dieser Reipect und damit die wirksamste Fricdenöbürg- sckast sich abschwächen müssen, wenn i»i Lause der jetzt bevorstehenden Jahre, wie mit nialhematischcr Sicherheit voraus zu berechne» ist, die Waffeninachl der Andern all- niälig zniiiinmt, während die uiiscrige aus ihrer einmal erreichten Höhe stehen bleibt. DaS Wort de» Kaisers ist bcnicrkenSwerth, nicht weit er etwa» 'Neues, Tiefes, Ucber- raschendeS sagt, sondern im Gegeittbeil, weil er dem, was Alle sehe», fühle» und denken, den natürlichen, cinfachstcn »nd kürzesten Ausdruck gicbt. Was wir i» der Maßregel der Negierung ancrkeiincn und iinlcrslütze», ist die Erhaltung deS Friedens, die Veriiliiiteriing und HiiiauSschichling der Kriegsgefahr, — erst in zweiter Linie, erst eventuell dcnlen wir a» die Erhöhung der Siegeschancen, die Verringerung der Gcsabr einer Niederlage, erst in zweiter Linie, obwohl, wie nicht erst gesagt zu werten braucht, auch riese Seile der Sache von' nncrinchlichcin Gewichte für die Entscheidung ist. Im strengste» Worlverslante ist diese Maßregel, die äußerlich wie ein ge harnischter KricgSbolc sich ankündigt, eine Maßregel de» Friedens, »nd man konnte, wen» man »nr an die odjcctivcii Folgen,nickt an die fubjective»Gesinnungen undAbsichtcn dächte, von einer KriegSparlci »nd von einer FriedenSpartci rede», von einer Kriegs Partei, die gegen die Rüstungen stimmt, von einer FricdcllSpartci, die bereit ist, die Vcrslärkiiiig unserer Webrkrail zu bewilligen. Tie Ee»tr»»iS»iä»»cr von West falen, Rheinland und Ba»crn »nd die Freisinnigen »ud SocialVciiivkratcn wollen, davon sind wir überzeugt, ebenso wenig wie die Minorilät de« aufgelösten Reichstags, den Krieg, aber wenn sie ihn wollten, könnten sie nicht ander» stimme», als sie gestimmt haben. DaS alle lateinische Sprichwort !>i vis >>m-ei», fmin I»-IIum ist nie so wahr und aiiwcntbar gewesen wie in unserer gegenwärtigen Lage, und es wäre vielleicht für den Wabttampj der richtigste Fcitrus, wenn »ian die Nation aufforterte: stimmt für die Erhaltung de» Friedens! stimmt kür die Ah- weiidnllg der Kriegsgefahr!" * Buckeln»«. I->. Mai. (Telegramm.) Ter Kaiser traf beule nm 9 Uhr Vormiltags hier ein. wurde von dem Fürste» Georg und den Prinzen des fürstliche» Hanfes ei» pfangeil und i» das Schloß geleitet. Ter Kaiser begab sich sofort zu dem Katafalk de» verstorbene» Fürsten, legte einen Kranz »ieler und verweilte in stillem Gebet. Hieraus fand die Tranerfeicrlichkeit stall. Nach Einsegnung der Leiche setzte sich der Trauerziig unter Kanonenschüsse» und Glockcngeläute in Bewegung. Voraus marschiitcu zwei Eompagnien de« siebenten westfälischen .lägerbataillonS, zunächst dem Sarge schritt der Kaiser »nb Fürst Georg. Die Bciset-iing erfolgte im Mausoleum zu Stadtbagc». Dann fand die Rückkehr nach Bückeburg statt. Der Kaiser reift um 7 Ubr Abends »ach Berlin zurück. " HolzmiiiSc», 14. Mai. Im dritte» lira»nschweigHck:en Wahl kreis einigten sich Nalioiialliberale »nd Eoiiservativc auf die Ecindidaliir des wreiSdireelorS Urüger in Gandersheim. " Bärmen, 13. Mai. I» Elberfeld-Barme» hat inan den VerhandSaqenle» der evnngeli scheu Arbeitervereine, den Verginiinn Fischer cmS Geisenkirchen, ausgestellt »nd hofft, den bisiieiigen svcialdcinvkraliichen 'Abgeordneten Harm aus dem Sattel zu heben. * Ans Kiirbrssen, 14. Mai. Der liinsangreicbste der bisher veröffentlichte» Wablansrnse ist der der „hessischen Rechts partei". Wa« die Miiicairsrage betrifft, so schließt die Partei sich eng denjenigen Parteien an, die die Vorlage und auch die ver- nickilen Ausgleiche iin Reichstag zu Fall gebracht haben. Ihr Eandidat wird „aus das ruttchiedenstc" die Militairvorlagc bc» I.inivf'en. Ter Eandidal wird jedoch wohl kaum in die Lage lummen, diese» Nachweis als NeichStagSabgeordneter z» führe». E» bandelt sich ebne Zweifel nur um einen Zählcandidate», obwohl >a nicht geleugnet werden kann, daß die particularistische Strömung nainintlich »» ehenialigen Knrhesien in neuerer Zeit an Ilniiang gewonnen hat. Tie Wahlkreise, in denen die Poriei ihre nieiben Anhänger bat und somit wohl ein Eandidal nnsgeslelll wild, sind llancl-Mklsiingei, und Fritzlar.Hoinburg.Zieg.nhain *x* Wciuilir, 19. Mai. Wie es leider den Anschein bat. dürste eine Verständigung zwischen den Nationolliberalen, den Eomervatir-en »nd drin „Bunde der Landwirlke" nicht zu Siandr kommen. Nationalliberale und Eonservative batten sich wohl ans einen gemeinsamen Enndidalen snr die ReichSlagSwabl geeinigt: indessen beharrt der „Bund der Landwirthe" ans der schon vorher von ihm nominirlttt Per'vnlichkelt, welche wiederum drn National- liberaien nicht genehm ist. Kommt nicht in den nächsten lagen noch ein Uebereinloininen zu Stande, jo werde» wir es im Wahl- lreise Weunar-Avolda mit vier oder gar fünf Eandidaten zu thun haben, was sicher dazu sich«, daß der eztreine Freisinn das Mandat behüt! oder daß dasselbe vielleicht gar an die Social- drinokretle abgetreten wird. Noch Ist e» Zeit zur Einigung — aber auch höchste Zeit. " Hirschberg, 14. Mal. In drr am Mittwoch Abend abgehal- trnrn Versammlung deS Liberalen WablverrinS wurde aus de» ein- stimmigen Vorschlag de» Vorstände» beschlossen, siir dir Nruwahlrn ivirdrruin den bisherigen Vertreter des Hirichberg-Achönauer Wahl kreise», 1)r. Barth in Berts», al« Eandidaten auszustellen. Nationalliberal» und Eonservative wollen gemeinsam einen Eandidaten ausstellen, welcher aus dem Boden de» AutrageS Huene steht. * Ans der Pfalz. 11. Mai. Die Vertrauensmänner der deutsch freisinnige» Partei der Pfalz haben in Neustadt eine Resolution beschlossen, in der sic sich, fall» die dauernde gesetzliche Festlegung der zweijährigen Dienstzeit ge wählt »nd die Deckung der Kosten der Militairvorlage nickt auf die Schultern der ärmeren Elasscn gelegt wirk, mit einem weiteren Entgegenkommen bezüglich der einem weiteren ranigegenioninien bezu Frieden-Präsenzstärke einverstanden «rklä ren.
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