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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.05.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930519018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893051901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893051901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-05
- Tag1893-05-19
- Monat1893-05
- Jahr1893
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Tabellarischer und Zissernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen»Äutgabe, ohne Postbesorderuna 60.—, mit Poslbesorderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormitiag- 10 Uhr. Morg«»-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Sonn- und Festtag- früh '/,S Uhr. Bei den Filiale» und Annahmestellen ,e «in» halbe Stunde früher. Anzeige» sind stet- an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von L. Pol» in Leipzig. 252. Freitag den 19. Mai 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lorstenmarkt. Der zweite diesjährige Markt für Borsten findet in der Zeit von Montag, den 3«. Juni bis Tonnabend, den 1. Aull statt. Leipzig, den 15. Mai 1893. Ler Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Marche. Bekanntmachung. Nachdem die öffentlich ausgeschriebenen Erd-, PflasterungS- un» Asphaltirnngsarbeiten vor dem Verndt'sche» Grund stücke an Löhrs-Platze hier vergeben sind, werden die unberück sichtigt gebliebenen Bewerber hierdurch au- ihren bez. Angeboten entlassen. Leipzig, am IS. Mai 1893. Der «atb der Stadt Leipzig. Ic. 2297,683. Vr. Georgi. CichoriuS. Bekanntmachung. Nachdem die öffentlich ausgeschriebenen Erd- und Maurer arbeiten zur Errichtung eine» KenerwehrdepotS am Gerichtswege hier vergeben worden sind, werden die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber hierdurch au- ihren bez. Angeboten entlassen. Leipzig, am Id. Mai 1893. rv Der Rath der Stadt Leipzia. 710. vr. Georg«. Lichoriu». Bekanntmachung. Nachdem die öffentlich ausgeschriebenen Arbeiten zur Herstellung einer Thonrohrschleutze ia der Leipziger Straße zu Leipzig- Reudnitz vergeben worden sind, werden di« unberücksichtigt ge bliebenen Bewerber hierdurch au- ihren bez. Angebote» entlass«»' Leipzig, am 1ü. Mai 1893. Io. 2305. Der Rath der Stadt Leipzig. 700. vr. Georgi. Ltchortn». Bekanntmachung. Wegen vorznnehmenden Echleufienumbaue- werden t« Stadtbezirk Leipztg-Rruschönefcld die nachbenannten Ttraßenstreckcn und »war: dir Elaraftraste vom Rabeth bi- zur Rosenstrabe, die Frtedrtchstraßr von der Llara- dt- zur Eisendahnstraffe und die Tonradstratze von der Georg- bi- zur Rosenstrabe vo« 34. dieses Monat« ad, auf die Daner der Arbeiten, für alte« -ahrberkehr gesperrt. Leipzig, am 17. Mat 1893. Der Ratd der Stadt Leipzig. IX. 6889. vr. Georgi. Stahl. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgase« betrug ln der Zeit vom lO. dt- 17. April dss. Jahre- im Argandbrenner bei 150 Litern stündlichem Consum da» 18,7 sache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhübe. La- spectfische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,434. Letp»lg, am 18. Mai 1893. De« Rath» Deputation zu de« v,««nstalteu. vermißt wird seit 6. diese« Monat- der 22 Jahre alte Zuschneider Max Pfahter, welcher sich au- seiner Wohnung, L.-Reudnitz, Lapellenstrahe 22, »»lsernt hat, ohne daß der Aufenthalt desselben bisher zu ermitteln gewesen ist. Da anzunehmen ist, dah denselben «in Unsall betroffen oder daß er sich selbst ein Leid angethan hat, wird hierdurch unier Hinweis auf nachstehend« Beschreibung gebeten, etwaige Wahr nehmungen über den verbleib de- Vermißten unverzüglich zur itrnnmiß unserer Lrimiualabtheilung »u bringen. Psahler ist l,55 m grob, schmächtig, hat dunkelblondes Haar, wenig Schnurrbart, runde« Gesicht, blaue Augen, freie Stirn, ge- wöhnliche Nase, gute Zähne, rundet Kinn und war bekleidet mit grauem Hohenzollernmantel ohne Pelerine, steifem schwarzen Filz- but, schwarzem Jaquetaazug, trug Halbschuhe uod hatte rinea jchtvarzseidrnen Schirm in seinem Besitze. Leipzig, de» 17. Akt 1893. Da« Poltzeiamt der Stadt Leipzig. VII. 144S. Bretschnitder. Michael. 1887 und 1893. v. Im Frühjahr 188? fanden, wie jetzt, Neuwahlen statt, nachdem der ReichSiag ausgelöst worden war, weil er eine von den Regierungen für nolhwendig erachtete Heere«- rerslärkung, insbesondere aber die Fortdauer de- einmal be willigten Heere-drstandc« aus eine bestimmte Reihe von Jahren, das' sog. Srplenuat, verworfen hatte. Damals, wie jetzt, bestand die Majorität, welche diesen Beschluß gefaßt Halle, in erster Linie auS (Zentrum und Frei sinn, die Minderheit, welche die Forderungen der Regierungen balle bewilligen wollen, au- den beiden conservativen Parteien und den Nationallidcralen. So weit wären die Zustände von 1887 und 1893 ein ander gleich. Nun aber, bei den Neuwahlen, hört diese Gleichheit auf, und an ihre Stelle tritt eine wesentlich andere Gestaltung de« Damals und de- Jetzt. Da- irrste, wa- 1887 sofort nach der Auflösung des Reichstags die beiden staatSerhaltenden Parteien, Eonser- rative und Nationalliberale, thaten, war, daß sie durch ein zwischen den beiderseitigen Parteileitungen vereinbarte- all gemeine« Cartel sich eng aneinander schloffen und zum ge meinsamen Handeln de» den Wahjen verbanden. In diesem Cartel verzichteten de,de Parteien im Voran« auf jede Geltendmachung besonderer FractionSinteressen, indem sie alle ihre Traft und Aufmerksamkeit gemeinschaftlich nur auf daß Eine Ziel rich teten, die Durchführung dessen, wa« sie im Interesse de« Vaterlandes, de« Reiche- für nolhwendig erkannten. Punct 1 de« Wahlcartel« laulete: „Es sollen nur solche Eandidaten ausgestellt werden, welche bereit sind, sür da« Septennat zu stimmen.' Dir weiteren Pnncte trafen Fürsorge, daß eine Unsicher heit «der gar ei, Eoaflict betreff« der aufznstellrnde» Candi» Laten nicht stattfände, daß auch Stichwahlen möglichst ver mieden würden, daß, sollte eine solche dennoch unvermeidlich ein, dem SeptennatScandidatcn von allen drei Parteien .unbedingte Unterstützung zu leisten sei", daß endlich in den Ansprachen und in der Presse der einzelnen Parteien Alle« vermieden werde, .wa« da« geschlossene Zusammengehen der drei Parteien in der Wahlbewcgung gefährden könnte." In eben diesem, nur auf die gemeinsame große Sacke gerichlcle», jede« Sonderintercffe seriihallentcn (Leiste waren dann auch die Wahlaufrufe der beiden Parteien adgefaßt. Der damalige .Ausruf de« Borstande« de« »ationallibcralcu Verein« sür da« Königreich Sachsen zu den RcicbSragSwahlcn vom 2l. Februar 1887" liegt un« vor, worin eö beißt: „Die nationalliberale Partei hat stet« da« Vaterland über Alle« gestellt. Ihre Ausgabe bei der jetzige» Sachlage kann daher nicht zweifelhaft sein. Es gilt jetzt vor Allem, in den neue» Reichstag Männer zu wäblcn, die den nothwcndigrn Forderungen der ver bündeten Regierungen rnrzegenkommen. Zur Er reichung diese« Zieles das allen ander» voran stehen muß, hat sie sich zum gemeinsamen Vorgehen bei den Wahlen mit der conservativen Partei verdunden, und sic fordert auch ihrerseits, wie die Eonservativen dies bereits getban babcn, ihre Gesinnungsgenossen aus, getreu dieser Verabredung in allen Wahlkreisen zu handeln." ES wird dann die Zusicherung ertlieitt, daß zu einer Gefährdung „vom Volke erworbener Rechte" (des Wahl oder BudgelrechlS) oder „berechtigter wirthschafllichcr Interessen" (durch Monopole oder dergleichen) die nationalliberale Partei niemals die Hand dielen werde; irgend welche Forderungen im Interesse der Partei werde» aber nicht gestellt, vielmehr wendet sich der Ausruf nur noch mals „an alle patriotisch gesinnten Männer" mit der dringenden Bitte und Mahnung, „am Wahltage Mann für Mann ihre Stimme abzugeben sür solche Eandidaten, die, welche« auch sonst ihre Parteistellnng sei, in erster Linie sich aufrichtig und rückhaltlos dazu bekennen, daß sie die Militairvorlage annehmen wollen." Aehnlich lauteten die Wahlaufrufe der Conservativen. Vermöge dieser entschiedenen Voran stc llung de« allgemeinen nationalen Interesse« und Hintanstellung aller und jeder Sonderütterrssen und infolge Ler dadurch erinöglicklen engen Verbindung der beiden staatSerhallende» Parteien (trotz mancher sie sonst wohl trennenden Gegensätze) wurde namentlich in unserem Sachsen damals das unerwarlct günstige Resultat erzielt, Laß von den 23 Reickölagö- wahlkreiscn keiner der Socialdemokratie und nur einer dem Freisinn zufirl, daß ferner nur in zwei vo» den 23 Kreisen eine Stichwahl nötbig wurde, weil gleich Leim ersten Wahlgange die Earleiparteic» fest zusan»»endicllc:i. Wie ganz anders erscheint das Bild der jetzigen Wahl bewegung schon in ihren ersten Stadien. TaS Cartel zwischen den staatSerhaltenden Parteien ist gelockert, zum Theil gelöst. Jene damalige allgemeine Vereinbarung müssen einzelne Eoiilpromisse ersetzen, die aber unsicher sind und selten zu einer so engen und aufrichtigen Vereinigung führen. Ein Theil der staais- rrhaltenden Parteien hat sich andern Verbindungen zugewandt und ist dadurch in einen Gegensatz ru den Mittclpaneicn getreten. Neue Parteigruppen haben sich gebildet, haben sich zwischen die alten, bi«wrilen auch in diese selbst hincin- aescdoben; sie vertreten Interessen, die mit jener nationalen LedenSsrage, der Machtstellung und Sicherheit LcS Reichs, unmittelbar gar nicklS zu Ibun babcn, die vielmehr nur den Eharakter von Partei«, Standes- oder Dcrussinlcrcsscn tragen (an sich vielleicht berechtigten, nur aber dem arotzcii Gemeinintercsse nachstehenden) und sie vertreten jolche so hartnäckig, al- ob e« die allein berechtigten wä>e»; sie verlangen, daß die ausziistellcnden Eanditalc» eiilivcter au» ihrer Partei genommen werden, oder doch sich ans ihr Parteiprogramm verpflichten sollen. Da eS »nn kan», noch einen BerusSsland oder eine politische Richtung zieht, die nickt als besondere Partei in den Wahlkampf einirale nno eine» derartigen Anspruch erhöbe, so entsteht eine Verwirrung und Zersplitterung des ParteigetricbeS, welche dasjenige, was bei den Wahlen von 1887 bas einzig Ausschlaggebende war nnd r« auch diesmal wieder sei» mußte, nämlich das Interesse der militairischen Sicherheit Deutschland», voll ständig in den Hintergrund zu drängen und z» verdunleln droht. Der Gewinn davon fallt de» Gegnern der Militair vorlage zu, welche, bei aller Verfolgung ibrer Parlciinlcresscn, doch dann im vorhinein einig sind, daß sie, wenn sie bei den Wahlen siegen, abermals jede sür die Regierungen anilcdinbarc HeereSverslärkung verwerfen werden. Und was dann? Eine abermalige Auflösung, abermalige Neuwahlen nnd abermals dasselbe Treiben der Parteien? Oder aber rin sogenannter „Conflict" »ach Art desjenigen der sechziger Jahre, — eine in ihren Folgen nach außen und innen ganz unberechenbare Eventualität, an die nur z» denken dem Patrioten graut? Roch ist rS Zeit, freilich wohl höchste Zeit, daß alle die Parteien, die sich aufrichtig zu de» staatSerhaltenden zäklcn, den 1887 mit so viel Erfolg betretenen Weg wiederum ein- schlagen, d. h. daß sie wie damals, alle anderen Rücksichten bei Seite lassend, nur solche Eandidaten aussteUen, welche nir eine Verständigung mit den Regierungen betreff« der Militair vorlage eiiilrelcn und welche Aii-sichl habe», gewählt zu werde». Laß sie dann aber auch in patriotischer Selbsivc» leugnuiig Alle« ausdielen, ui» deren Wahl zu sickern. Für alle die Parteien, die nicht grundsätzlich zur Opposition zählen, müßte a»ck bei de» bevorstehende» Wahlen die einzige Losung die sein, die e« 1887 war: »Da« Vaterland, nicht die Partei!" De»tscheS Reich. u Berlin, 18. Mai. Durch die infolge der Ablehnung de« Huenr'schen Eompromiffe« in Sachen der Militairvorlage ersolgte Auflösung de« Reich-tage« ist die Erledigung ver schiedener anderer Gesetzentwürfe ausgeschoben worden. Zn den au- der Initiative de« Reichstage« selbst berrorgegangeiien gehört auch der Entwurf, welcher zur Abänderung der Be stimmungen der Gewerbrordnnng über denGewerbebetr > eb im llmherzieben bestimmt war. Derselbe batte bereits die Vorberathuiig in der Eomiiiissicn passirt und sollte zur zweiten Lesung im Plenum gelangen. Weile Kreise, namentlich de» MitlelslandeS, werden c« bedauern, daß der Entwurf nicht zur cndgiltigen Entscheidung im Reichstage gelangt ist, damit wenigstens die Anschauung der Mehrheit deö einen gcsctz gedenken Faclorö im Reiche auf dein in Rede stehende» Gebiete ossengclcgt wurde. Tie gegenwärtigen Verkälluissc deö Hansirhaiitcls beispielsweise verlangen eine baldige Ncn- regclnng und iiiniier i»el,r wird gewünscht, daß in die Gewerbeordnung eine Besliii»nnng ausgenommen wird, wie sic in de», erwähnten ReichSkagöentwnrf auch enthalte» war nnd wonach der Hausirbandel i» allen Fälle», wo ei» Be- dürfiiiß für denselben betreffs ci»zelner GewcrbSzweige nickt bestebt, von der Behörde verdindert werden kann, lind nicht bloS der Mittelstand, sondern auch die Industrie hat insofern ein Interesse an einem Einschreilcii aus diesem Gebiete, weil turcki die immer mehr zunehnieiide Erweiterung tcS HausirliandelS die Schlenderwaarcnfabrikalioii groß- gezogen wird. ES ist deshalb gut, daß die Arbeiten des aiidcrcii gesetzgebende» FaclorS des Reiche». deS BundcsralhS, dem bekanntlich ein Antrag Bayern» zur Umgestaltung des Titels III der Gewerbeordnung vorliegt, noch nicht so weit vorgeschritten Ware», daß bereits von ihm aus ein Entwurf an den Reichstag gelangt war. Sonst hätten die Arbeite» nack der Rcick'SiagSanflösnng von Neuem ansgenomnien werden müssen. Diese Arbeiten werden auch jetzt stetig gefördert werden, und eS ist Aussicht vorhanden, daß im nächsten Herbst oder Winter die Frnckt derselbe» an de» Reichstag gelangt. E» ist natürlich, daß der Bundesralh bei seinen Arbeiten auch auf die in der NcichSlagSconiuusston gepflogene» Erörterungen Rücksicht nimmt. 6 Berlin, 18. Mai. Dem Triumph, welchen deutsche Technik, deutsche Ausdauer und dculsche Arbeit mit dem Bau de» sich zusehends seiner Vollendung »ädernden Nordostsce- canal» feiern, zvtlen auch ausländische sachverständige Be obachter rückhaltlose Anerkennung, ja Bewunderung. Ein solcher Sachverständiger, der belgische Ingenieur Alexis Dusourny, bat seine den Nordostseecanal betreffenden Studien unlängst in einer in Brüssel veröffentlichten Broschüre seine» Landsleuten zugänglich gemacht und steht nicht an, diesen Bau da« mächtigste maritime Werk seit Fertig stellung de« Snezcanal« zu nennen, ein grandiose« und Deutschland zur höchsten Ehre gereichende« Unter »cd men. Herr Tusournu besvricht dann im Ein zelnen die Humanitären, die wirtdschastlichrn, die strategischen Vorldcilc deS Baue«. Unter dem erster«» GesichlSpiinete betont er den Eröffnung de« Eanal« eintreteiiten Wegfall der Fah:» durch die gefährlichen Gewässer de« Skagerraks. Wüorend eine« nur fünfjährigen Zeitraum« Hai Dcutsciiiand allein an der dänischen Rordlüste 92 Schisse und 798 Menschenleben eingcbüßt. Der Verlust in Geldwerlh bezifferte sich auf 6> - Millionen Mark. Der jährliche Gesammlvcrlust der durch da« Skagerrak verkehrenden Sec- schiffsabrt beträgt etwa 100 Schiffe, 50«> Menschenleben und >2 Millionen Francs. Daher erklärt die Broschüre tcS belgischen Ingenieurs den Nordostseecanal in erster Linie für ein humanitäres Beginnen. Tie wirthschaftlichen Vortheile desselben siebt er vorncdmlich den beiden Hanse städten Hamburg und Lübeck zu Gute kommen, namentlich werde Hamburg i» der Folge der Hauplftapelplatz sür da» gesamuitc nördliche Europa werden. Den ungeheure» Anstrengungen, welche Hamburg schon seit Jahren im Hm blick auf dieses Ziel macht, zollt Dusourny höchste An erkennung und er glaubt nicht, daß eSKopcnhagen gelingen werte, seinen jetzigen maritime» Rang nach FcrligslcUiiiig de« Eanal« zu dcyauplen. „Kiel, Lübeck, Rostock, Danzig, Königsberg und Kronstadt, welche gegenwärtig dein Norden Englands näher sind als den Häsen Hamburg und Breme», werden nach Fertigstellung tcS Eanals ein Mittel rascher Verbindung mit letzteren Plätzen, sowie mit den Niederlanden, Belgien und ganz >L>>dcuropa erhalten. ES wird eine form licke geographische Verschiebung der Ostseehäfen »ach den wichtigsten HanbelSceiitre» des Eo»tinenlS cmirelen." linier dem strategischen GesichlSpuncte endlich sicht der belgische Beurlbeiler den Uebergang des Schlüssel« zur Ostsee auS dänischen in deutschen Besitz voraus. „Der große Kieler KriegShafen wird mit dem Cecarscnal von Wilhelms havc», dem wichtigsten Deutschlands, durch eine» sicheren Weg verbunden sei», der an beiten Endpuncte», Cuxhaven und Kiel, treffliche, furchtbar vcrtheidigte Zufahrten besitzt. In Cuxhaven werben KriegShaseubassiiiö und eine äußerst stark befestigte Station angelegt. So werde» alle strategischen Bewegungen der deutsche» Kriegsflotte bequem und sicher gemacht werden." Der Ausführung der technischen Arbeiten wird von dem Verfasser nachgerühmt, daß noch niemals bei einem Unternehmen mehr Krasl, mehr Willensstärke, mehr Energie entfallet wurde als hier, wo eS galt, in alißcrordenNich kurzer Frist eine wahre Titancnarbeil zu verrichte». AuS der gedrängte» Darstellung, welche den, ArbeitStableau gewidmet ist, ersieht man, wie gründlich der Verfasser sich überall zu unterrichten gewußt hat. Am meisten scheint ibm die fürsorgliche Organisation der >m Interesse der Arbeiter vorgenommenen Wohlfahrt« einrichtungen iniponirt z» haben. „Wir legen Gewicht daraus" — schreibt er — „zu conslalirc», mit welcher Umsicht, Wachsamkeit »iid rcgcr Sorgfalt alle aus da» Arbeiterpersonal bezügliche Fragen in Deutschland sludirt und gelöst werde». Aus solche Art, mit Ergreifung der nötbigen Maßregeln, welche den Arbeitern Unterkunft, Verpflegung, Behandlung in KrankhcitSsäUen gewährleisten, ihre Nüchternheit und Sittlichkeit fördern, treibt man vielleicht SocialiSmuS, aber von der besten und edelste» Art, welche den verdienstlichsten Regungen der Menschenliebe ent springt. UebrizenS ist die Wobllhat keine verlorene, denn nirgend siebt man ein besser geleitetes Uiilernehmen und eine geordnetere, methodischere und aus Erzielung rascher Erfolge besser ciiiaeüdle große Ardeilerarmce al« eben hier." Sein vom dclgilchrn Arbeit-minister erdaltener Auftrag, den Eanal seiner ganzen Erstreckung nach zu besichtigen und ihn, Bericht darüber zu erstatte», wurde Herrn Dusourny durch da» Wohlwollen der Eanaldehördrn wesentlich erleichtert, welche ibm sachkundige Begleiter stellten und mit dem einschlägigen Aclenmaierial versahen. Allen diesen amtlichen Stellen und Persönlichkeiten stattet der Verfasser sür ihr freundliches Entgegenkommen seinen aufrichtigsten Dank ab. ^ Berlin, 18. Mai. (Telegramm.) Ein Leitartikel der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" beschäftigt äch beute eingehend mit der gegenwärtigen Wahlagitation Ler Socialdcmokrarcn. Daö Blatt lenkt die Aufmerksamkeit aus die Intensität der Agitation, wie sie in diesem Maße »iid bei keiner Partei bisher dagcwescn sei, und constatirr, daß etwa 280 socialdcinokratische Eandidaten sür die 397 Wahlkreise ausgetreten sind, von denen 150 auf Preußen, der Rest aus das übrige Reichsgebiet falle». Der Artikel weist aus die sociale und geistige Oualität der socialdemo- kratischen Candidate» bin, bezüglich deren es beißt: Ein Humorist könnte deinade wünsche», der Socialdcniokratie das Unglück zustoßen zu sehe», daß alle ihre Eandidaten gewählt würden; ein vernichtenderer Schlag könnte sie kaum treffen, weil dann evident werten müßte, welche» bescheidene Maß geistiger Kraft die socialteniokralischcii Führer als NeichStagScandidatcn ihrem Anhang zu bieten haben. Zum Schluß sinket sich folgende Madiiliiig: Die bürgerlichen Parteien sollten die ge steigerte Intensität der socialdcinokratischen Wablthätigkeit ivodl beachten und sich vor Uederrumpclung schützen. Die Eaiididatcnanfstcllung selbst bietet Schwächen genng, bei denen erfolgreich einzusctzcn wäre. V. Berlin, 18. Mai. (Telegramm.) Mehrere Abend blätter vcrösfeiillichei, einen von Momm scn, Ilr. v. Bunsen, Iustizrath Makower und anderen bckannlcn Mitgliedern der liberalen Partei unlerzcichneten Aufruf, welcher zu der Wahl der Mitglieder der Freisinnigen Vereinigung aussordert, die im Reichstag ein befriedigendes Abkommen über die Militairvorlage anstrede. V. Berlin, 18. Mai. (Telegramm.) Ein genauerer Belicht des HauplmaniiS Francois besagt, daß bei der Erstürmung von Hornkranz von der Besatzung 50 Mann gclöttct und loo Man» verwundet worden sind. Witbooi, zu größeren militairischen Leistungen unfähig, ist nach Westen geflohen. V. Berlin, 18. Mai. (Telegramm.) Der bisherige Abgeordnete Bau mb ach, Oberbürgermeister von Danzig, erklärt im „Bert. Tgbl", seine bekannten Aeußerungen in der Berliner Wahlversammlung bezögen sich darauf, daß er im Lause de» verflossene» Winters zufällig dem Bol schastev Herbette begegnet sei, welcher aus die Bemerkung betreffs der franeo-ruffiicken Allianz erwiderte, er glaube nicht, daß man von einer Allianz zwischen Frankreich und Rußland spreche» könne. «- Berlin, 18. Mai. (Telegramm.) Der „Reichs- anzeigcr" veröffentlicht einen Ministerial-Erlaß an sämmtliche Regierniigsprästdciilcn, worin betont wird, daß die Arbeitgeber und nicht die Arbcilnchmer sür die rechtzeitige Anbringung der Marken in de» OuiltungSkarten sür die In- validiiätS- und Altersversicherung verantwortlich sind während der Zeit einer die Versicheruiigspslichr begründenden Be schäftigung. Die Versicherten sind nur dann verantwortlich, wenn sic der unter Slrasandrohung aufcrlcglen Meldepflicht nicht Nachkommen. x Berlin, 18. Mai. (Telegramm.) Hier ringetrosiene Nachrichten an» Breslau melde», daß seitens der Miliiair- verwaltung an die Magistrale folgender schlesischer Städte: Hernsladl, Sulan, ZiegenhalS, Kallowitz, Rotenberg, Winzig, Gura». Reichenback, Lnblinitz, Glatz, Neisse, Leobschüy, Neu stadl, Oclü und Breslau die Anfrage ergangen, ob sie neue Garnisonen auszuiiehnicn gcnciHl, rcsp. ob eine Vergrößerung der bestehenden Garnisonen möglich sei. — Tie nltramontancn „Historisch-Politischen Blätter" geben da» Sinke» LcS geistige» Niveaus bcr EcntrumS- parlci iildlrect zu, indem sie bemerken, die Partei habe angesichts der Verluste bedeutender Männer, die sic in den letzte» Jahren erlitte» bade, allen Anlaß, nack hervorragend tüchtigen Männern Umschau zu Hallen: die „gute Gesinnung" allein genüge weniger denn je, die Zeiten leien schwieriger geworden. — Die Furcht vor der Einführung der Doppelwährung, die vom Bunde der Landwirlhe und seinem Anhänge ge fordert wird, hat vorläufig sür die ländliche» Hypotheken schiildiicr sehr unangenehme Wirkungen. Besonders in Schlesien haben die Gläubiger, die sich vor Eapitalverlust schütze» wollen, die Hypotheken mehrfach gekündigt. Wie »cncrtlnaS aus Sproltau gemeldet wird, beschloß der dortige Magistrat i» seiner letzten Sitzung, daß die Rück zahlung der a»S der städtischen Sparcasse entliehenen Hnpc thekengelder nur in deutscher Goldwährung erfolgen darf. Bei der jedesmaligen Beleihung soll ein entsprechender Vcr merk gerichtlich eingetragen werden. ' Aus Zckilrswia-Holstci», l7. Mai. TaS Vorgehen der freisinnigen Führer im Wahlkreise Tonder» Hiisiim- Eidcrstcdl ,»st — so schreibt man dem „Bert. Tagebl." — bei den 'Wählern lebhaftes Bedauern hervor. Tie Ablehnung des Professors Srclia-K>el durch die Mehrheit der Ver Iraneiisinäniier des Wahlkreises bedeutet eine schwere Schädigung der freisinnige» Sache. Tic erdrückende Mehr heit der Wähler im Wahlkreise Tondern-Husuiu-Eiderstett siebt aus dem Standpunkte unsere« bisherigen bewährten Vertreters Professor cseelig. Durch die Ausilellung eine» Gegencandibaten, de« der freisinnigen Volkspartei äugetörciidc» Direktors Länge-Lübeck, ist der freisinnige Sieg sebr in Frage gestellt. Wir fürchten, daß der Beschluß der Führer die Aussichten der Gegner wesentlich stärken wirk. 'Was Hilst eS, daß die Führer nach links abschivenkc», wen» die Wählrrinasscn aus dem bisherigen liberale» Sland- punctc verharren? Namentlich im SchleSwigicke», in un- iiiillelharcr Nähe der Grenze, ist eS vollständig aus sichtslos, Eandidaten der freisinnigen Volkspartci burck zubriiiarn. Die Freisinnigen werden in allen sckilcS- wigsche» Wahlkreisen mit Eandidaten der extreme» Richtung eine schwere Niederlage erleide». Denn die Grenzbewohner halle» eine Verständigung mit der Negierung unter der Bedingung der verfassung-magigen Festlegung der zweijährigen Dienstzeit sür entschiede» angebracht. * An» Wkcklenbur«. 17. Mai Tie Liberalen Mecklen burg», die im Land« durchaus auf einander angewiesen sind, gingen bisher auch bei den ReichStaz-wahien einträchtig zu.
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