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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.05.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930523015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893052301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893052301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-05
- Tag1893-05-23
- Monat1893-05
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Bezugspreis i» -er Hanptexpedltko» oder de» tm Stadt, brzirk nad den Vororten errichteten So«- gabestell»» «»Geholt: vteelelsi-rltch^14^0, hei zweimaliger täglicher Zustellung ta« Hau« b.üü. Lurch dt» Post bezogen für Deutschland u»d Oesterreich: vierriljudrUch >l 6.—. Diner» täglich» Srruzbandlendnn- iu« Ausland: monatltch 7.Ü0. DieMorgrn-Su-Gake «rschetnt täglich '/,?llhh die Abrud-SuSgade Aochratag« t» Uhr. Le-action und Erpedittoa: Johanne«,aste 8. Lie Lyedltiou ist Wochentag« uaaaterbroch«» geöffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: Ott» Slemm'S Sortim. (Alfred HahnX Universitarsslraß» 1, Laut« Lösche, Latharinenstr. 11, hart, »nd -änig«vla» 7. Morgen-Ausgabe. WpMtr TaMatt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auzeigeu-PreiS dir 6 gespaltene Petitzeile 80 Psg.' Neclamea nnter dem Redactionsstrich («ge« spalten) bO-4, vor Len yamiltenaachrichteo (6 gespalten) 40^. Größer» Schrift»» laut unserem Pret«- derzetchniß. Dabellarischer und Ussrrufatz noch höherem Tarif. Extra«VeilaGt» (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Pvsldesordernaa -M 80.—, mit Postbefordtruag ^ 70.—. Äanahmeschluß fir Änzrigea: Sbrnd-SuSgabe: vormittag« 10 Uhr. Margeu-Aukgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. v«t den Filialen und Annahmestellen j» rin» halbe Stund« früher. Anzeige» find stet« an dt, Ettevittan zu richten. Druck und Verlag von S. Pol» k» Ltipzig. 258. Dienstag den 23. Mai 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Nachdem da« Austragen und Bebändigen der Steuerzettel an diejenigen Beitragspflichtigen, deren Wohnungen hier bekannt bezw. bis jetzt zu ermitteln gewesen sind, erfolgt ist, ergeht nach de» im L. und 3. Absatz« von g. 18 de« LinkommensteoergeietzeS vom 2. Juli 1878 enthaltenen Bestimmungen an alle diejenigen Bciirag«pslichtigen, denen der Ltenerzettrl ln« jetzt nicht bchäudig» morden ist, Hiermit Aufforderung, fich wegen Mtttheilung de» Ergebnisses ihrer Einschätzung bet den betresfenLiu Stelleu uujeres Steuerauues ahnt weiteren Verzug r« melden. Aer sich nicht oder nicht rechtzeitig meldet, verliert da« Rccla- mationtrecht. da nach Z 40 de« bereit« angrzogenen Gesetze« di« dreiwöchige Rerlamatton«frist für Diejenigen, denen der Stcuerzettei nicht hat behändigt werden tonnen, mtt arm Tage der velauut- machnn, Geaenwiirttger «uftardernn, zu lausen beginnt Uebrigen« bezieht sich diese Aufforderung nur anf die Ltrner- pflichligen, welche bei Aufstellung de« diesjährigen Kataster«, d. i. im Oktober und November vorigen Jahre«, bereils hier gewohnt haben, nicht aber auf dir erst nach dieser Zelt hier zugegogeneu steuerpflichtigen Personen. Leipzig, am SO. Mat 1893. Der Math der Stadt Leipzig. De. Seorgt. Die Ausstellung von Schitterarbeiten der Leipziger Schulen, im Gebäude der I. Bürgerschule für Knaben, 1. und 2. Stockwerk, ist geöffnet Dienstag, Mittwach uud Donnerstag, den 23. bis 25. Mai vou 9 bi« 8 Uhr. Kinder habe» ketueu Zutritt. k. kllurar, städt. Zeicheninspector. Lekanntmachung, Seneralrevtston der Droschken d«tr»ffr»d. Die GeueralrevMou über dt« Droschke» und der»» Brfpaunuug und »war über htrjrnigea mst gerade« Nummer», al« S, 1, 6 «. s. w, fall Dienstag, »e« 4. Juli 18SS. auf dem Fahrweg a» der Lridiine der Rennbahn stavfiud»». Die AuffahrtSzÄten werden wie folgt festgesetzt: L« haben am gedachten Tag« ihre Geschirr» vorzujahre» di« Loucrfstoua« mtt beu Ansang-bachftaben X—? Bormittag« 8 Uhr 0—I » 9 » L-A - '/.IO . X-B . '/.II . 8eh—2 - '/.12 . und zwar derart, daß dt« Droschken nicht etwa nach und nach zu anderen al« den vorgedachten Stunden ansahren, sondern daß die sam,Milchen zu ein und derselben Zeit vorzufahrenden Wagen auf einmal und pünctlich zur festgesetzten Stund« auf dem Auffahrt«, platze, der von den Anfstchttorganrn am Tag» drr Revision noch ipeciell angewiesen werden wird, zur Stelle sind. Die lloneeijionare, welch« bet Borführung ihrer Nummern zu. gegen fein müssen, werden tnlbesonder» darauf aufmerksam gemacht, dag bei dieser Revision dt« Droschken durchgehend« gut lackirt, dt« Schlissen und Rückenlehn»» gut gepolstert und mit reinlichen, keine«, weg« defecteu Ueberzügeu versehe» sein müssen. Ferner ist aus die gehörige Instandsetzung der Pferdegeschirre besondere« Augenmerk zu verwenden; dieselben müssen au« gutem Lederzeug bestehen, gut geschwärzt und dem beim Pollzeiamte ausgestellten Probegeich,rr möglichst aagepaßt sein, wie denn überhaupt die Droschken durch, gebend« allen übrigen Bestimmungen in tz. 6 de« Droschken-Regu lativ« vom 22. November 1890, di» Dienstkleidung der Droschken sichrer aber genau den Vorschriften tu §. 10 de« augezogeuru Regn laliv« entsprechen müssen. Zuwiderhandlungen gegen vorstehend« Anordunagen werden nach K. bi de« Regulativ« bestraft werden und habea die Loncelsiouar« nach Befinden überdie« die Außerbetriebsetzung der nicht Vorschrift«, mäßig vorsahrend»n Geschirre zu gewärtigen. Leipzig, den 18. Mai 1893. D«» Poltzetamt de, Statzt Leipzig v. L. 1817. Brelschneider. Schützenliausverpachtung. Da« der Stodtgcmeinde Taucha gehörige schön gelegene Schützen hau« mit schönem Saal, Lolonaaden, Veranda, großem Sommer Ichankplatz und großer Wiese, auf einer Seit» von einem Wäldchen begrenzt, ein sehr beliebter Au«slug1ort von Leipzig aus und namentlich von Vereinen gern besucht, soll «« ik». Mat dtefc« Jahr,» Nachmittag» S VH, an Ort na» Stele vom I. Octobrr diese« Jahre« ab auf 12 Jahre, uutrr d»n vor dem Termin bekannt zu gebend«» B«dt»guugr», anderweit verpachtet werben. Auf der großen Wies« wird da« alljährliche acht Tag« dauernde Schützeusest abgehallea. Interessenten werden zu diesem Berpachtuug»tenntne andurch ela geladen uud erhalte» auf Wunsch näher« Auskuust dorcl» Unterzeichn «tea. Taucha, a» ». Mai 1LVZ. Der Etaptrath. Lchäufrl», Bürgermeister. Politische Lagesscha». » Leipzig. 22. Mai. In einigen Blättern taucht wieder da» Gerücht auf, daß eine kaiserliche KnnhgkbnnG über die Militairvorlag I cvcrstede und jedeufall« noch vor drm Wahltage zu erwarten sei. Man bat es vielleicht nur mit einem älteren Geruckte zu lbun, denn io den letzten Tagen de« verflossenen Reick« tage« hieß »« schon. Laß b«i Gelegenheit der Auflösung eine kaiserliche Botschaft zu erwarten s«i, di» al- eine Art Wablmaaisrst wirken soll». Al« dirse auSblieb, glaubte man riniae Tage, es würde eine entsprechende Kundgebung im ^Reich«c>nzeiger' erscheinen. Auch diese ist au»gebiiebeu; dafür hat der Kaiser auf dem Tempel» dcser Epercirselde und bei drr Drnkmalsenthüllunz in Görlitz die bekannten Ansprachen gebasten, dir sach lich ungefähr auf die gedachten Kundgebungen hiaantlaufeu Und die Wirkung dieser Ansprache» ,st nicht zu verkennen In den Kreisen de« Eentrum« tritt eine einflußreiche Persönlichkeit »ach der anderen aus, di« gleich dem Kaiser mahnt, bi« »r Vollendung der gegenwärtig vorliegen den Aufgabe Da« beiseite zu setzen, „wa« uns Tenlsche privatim trennen und ans verschiedene Bahnen lenke» mag'. Heut« wird au« Neuß gemeldet, daß der bekannt« Frei» strr v. S ch o r l r me r > A l st, dessen Soda, Landrath zrh. Clemens v. Schorlemer, daselbst zu Gunsten trrMilitair- Vorlage als Eanditat auflritt und von den angesehensten Katholiken de« Wahlkreise« nachdrücklich unterstützt wird, auch einerseits mit seinem ganzen Einflüsse für diese Eandidatur und die Militairvorlagr «inlrilt. Auch auS dem zersprengt«, f r «i s i n u i g r u Lager »verden kräftige Sliiiiliien laut, die daror warnen, Parteidoctrinen und Parteiwünsche üb»r dir erwiesenen Bedürfnisse de« ganzen Reiche« zu stellen. Andererseits bat die Gvrlitzer Mahnung de« Kaisers gerade an der Stelle, auf die sie sicht lich besonders rieste, bei der „Kreuzzeitung" unv ihren Gesinnungsgenosse», die in nachgerade unbegreiflicher Ver blendung Alle« brrvorsuchrn, wa- nennt, »nv Alle« znrück- weiscn, ivaS einigt, die Wirkung versagt. Eine erneute Kund gebung würde voraussichtlich dasselbe Schicksal haben. Wir rathen Lader unseren Grsiiinung-geiiosscn, auf eine solche erneute Kundgebung des Kaisers nicht zu warten. Der Kaiser hat seine Pflicht getban; an den deutschen Wählern ist e- jetzt, auch die ihrige zu thun. Die von der russischen Presse so ausgiebig behandelte Frage der Handelavrrtrilge ist seit einiger Zeit ganz in den Hintergrund getreten, ossenbar, weil wichtigere Dinge die Auf merksamkeit der Welt in Anspruch nehmen. Wenn wir heute auf diesen Gegenstand zurückkoinnien, so geschieht e« nur. um eine >» der „Rvw Wr." enthaltene Eorrespondeii» aus Odessa nicht unbemerkt zu lassen, die da- direct« Gegrntheil von drm beweist, wa- disber von dieser Seite behauptet worden ist, und für die große Sehnsucht Rußlands nach Abschlicßnug eine- Vertrages beredtes Zeugniß ablegt. Die Eorresponvenz lautet: „Die »irthschastlichen Kreis« de« Süden« folgen sieberhast drr Frage der Kainpszölle und vermöge» nicht abzuwarlen, daß die Einfuhr rufstschea Getreide« in Deutschland eine Erleichterung er« ahre. Allgemein ist die Meinung herrschend, daß da« unseren Ezport wef»atlich belebe» und di» Thäiigkel« in unseren Süd» Häfen, welch« ganz rtogejchlasen ist, wieder »rwecken würd«. In Odessa ist der Gitreideexport so gesunken, daß sich im Hosen für auSIäudljche Fahrzeug» am 27. April nur S Dampsschcss» b«. sandeu. Deutschland beschränkt unserer, Handel nicht ulleiu durch «tuen hoh«n Lnisuhrzoll, sonder» auch durch di« Aasor» drrungen, di« «< stellt. Rur Getreide hoher Qualität wird verlangt, während wir, wie bekannt, meist nur ungereinigtes, gemilchir« besitzen und unsere Exporteure erst in letzter Zeit aut die Qualität Nachdruck zu legen begonnen haben. Doch findet eine Ausfuhr nach Deulichiand statt (über England). Odessa verschisst noch England und die Engländer verkaufen da« Getreide später Len Deutsche«. Li« gegenwärtige Geschästslosigketl in Odessa erklärt sich »och durch die Thatsache, Laß eine groß« Menge Korn von der Donau au« nach Deutichland, England und Frankreich verladen wird und dem russischen Loncurrrnz bereitet. Die ausländischen Schiff« haben vergessen, daß cs russische Häfen giebt, und nehmen die Frachten a» der Donau aus. Aus den Donauländern wurde stet« viel Getreide »ach England und Deutschland verladen, doch dieses Jahre empfinden unser« Häfen das besonders stark." Da« klingt doch ganz ander» al- die übliche Sprache der russischen Blätter, dir stet« predigten, daß Rußland kaum nölhig haben dürfte, uns für tie Beseitigung der Kornzöllc ein Aequivatent zu bieten, weil wir au« eigenster Roth sie aufzuheben gezwungen sein würden. Die deutsche Reicks- regierung wird sich die vorstehende Schilderung zur Lehre dienen lassen und sich sicherlich nicht beeilen, Eoncejsionen zu machen, die weil eher Rußland zu machen genLthigt sein wird. Durch da« unerhörte Auftreten der Jungczechru und die dadurch herbeigesührte Schließung des bützmischcu Landtage« ist ein ganz unhaltbarer Zustand geschaffen. Nicht nur, daß ohne Bewilligung de» Voranschläge« gewirlh schäftet werden muß, sondern auch eine Reihe anderer wich tiaer Angelegenheiten ist unerledigt geblieben. Die Enk scheidung, wa« zu geschehen hat, muß binnen Kurzem in Wien getroffen werden, wo der Stattballer Graf Thun vorher dem Kaiser und dein Grasen Taasfe ringehend Bericht über di« Berhäituissr erstatten wird. Die Negierung ist vor die Frage gestellt» ob sie e«, wenn auch erst in einem späteren Zeitpunkte, mit dem jetzigen Landtag noch einmal verfuchrn, oder ob sie zu dessen Auslösung und zu einem Appell an da« Volk schreiten solle. Man glaubt, bei dem Ebaraklcr deö Grafen Taafe, daß sie sich für letzteres entscheiden werde. Unterdessen legt man es jungczechlscher- seit« darauf an. den letzten Rest der allczechischen Partei zu beseitigen. Die Ausrufe an dir altczechischcn Abgeordneten, ihre Mandate niederzulegen, sind wieder an der Tagesordnung Wie rS um dir Altczechen bestellt ist, ersteht man daraus daß eine« der gemäßigtesten Mitglieder dieser Partei. Iw. Mattusch, mit dem Beispiele der MandalSmererlezuiig rorangegangea ist. Bisher ist zwar dieser Schritt vereiiizcll geblieben, allein e« unterliegt wohl keinem Zweifel, Laß er Nachahmung findcn werde. Bis zum Wiederjusammcn- tritt de« Landtage» — e« mag sich nun um den eine» neugewählten oder des jetzigen handeln — wird eS eine alt- czechische Partei in ihm kaum mehr geben, und die weitere Gestaltung der Dinge wird dann hauptsächlich von der Hal tung der Großgrundbesitzer abhängen. TaS Zurückweicken der Altczechen vor dem von den Jungczechen geübten Terro- riSmnS hat hauptsächlich dazu beigetragen, daß die Dinge in Böhmen eine so ungünstige Wendung genommen haben Obne die Abwendung der Allczcchen von den Ausgleich«. Vereinbarungen wäre »« vielleichi doch noch möglich gewesen diese zu verwirklichen. Heule darf mau sich keiner Täuschung darüber hingebea, daß der Au«gleich so, wie rr geplant war. begraben ist. Tie Ministerkrisi« in >«« bleibt vorläufig in der Schwebe. Di« Blätter, welche bi-ber für da« Ministerium GioliNi eiatraten, sind über die so unverboff« einqetrelene Kr,fl« außerordeutlich mißvergnügt. Drr „Popolo Romano" sagt, sie treffe Giolitti nicht, komme aber in einem sehr schlimmen Augenblicke. Die Mehrheit hätte eine Entzweiung über eine ernste, mit den Finanzen und der Dirrdschast de» Staate« zusammeubängende Frage unbedingt vermeiden sollen. Ta« Blatt versiwert, bis zur Entscheidung de« König« werde da- Eabinet di« lauseudra Geschäfte sorisühren. Der Senat wirb aufgrsordrrt werde». die Berardung de« PcnsioiiSgesctze« und der übrigen auf der Tagesordnung stehenden Gegenstände zu su«pendiren. (Nach einem vorliegenden Telegramm au« Rom von gestern bat der Senat den be- I treffend«» Beschluß bereit« gefaßt.) T" .Meffaggero" mewte, die Lage sei so verworren, daß baldige Neuwahlen »örblg werden könnten. Ter „Folchetto" sagt. eS sei un erhört in den Annalen des italienischen Parlament«, daß die Kammer daS Budget verweigere. Da« Blatt dementirt iianiciNlich daS Gerücht, daß die Freunde Zanardelli'S an der Inlrigue theilgtiiommen bätle», die zur Verwerfung de« Blidgcl« für die Justiz führte. Man hatte im ersten Augen blick geglaubt, Giolitti beabsichtige au der Spitze der Re gierung zu bleiben und sei nur zum Schein auSgelretr». Dem gegenüber erklärte die „Gazctla Piomoutcsc", daS autoristrle Organ de« Miiiistcrpräsidculen, obschou die Negierung in Holge eiuer gebeimeu Abstimmung gefallen sei, so werde man daraus doch uichl schließen, daß die Achse der Mehrheit sich ver- rückl habe, um sich der Liechten zu nähern. Die ncue Regie rung müsse darum au« der Linken genommen werden, und der gegebene Mau» sei unter de» gegenwärtigen Umständen Zanarkelli. Erst wenn r« diesem nicht gelänge, eine Regie rung zu bilden, würde man sich an den Oppositionsführer Rudini wenden. — Augenblicklich liegt die Sache nun so. daß man ans die Entscheidung de« Königs harrt »nd die Tcpu- tirtenkainmcr ans den Antrag Giolilti'S beschlossen hat, die Budgetdebatte fortzusetzen. Die rnGlische Negierung hat sich, wie verlautet, dafür entschieden, die irischen Abgeordnete» in ihrer vollen Starke für alle Angelegenheiten im Reich-Parlament beizubedaltcu. Dieses Arrangement soll der Eiusübruug de- FvdrralivsnstemS vorhrrzcheu, wonach England, Schottland, Wale» und Irland je mit einem Parlament für ihre bezüg liche» localen Angelegenheit«» vrrschcu werden sollen. — Der Londoner Eorrcsponvrnt des „Manchester Eourier" schreibt: Ich erfahre an« unausechtharer Ouelle, daß Justin McEarlhh und John Redmvnk privatim und einzeln den Premierminister davon beuachrichligt habe», ohne die Beibehal tung der irische» Abgeordneten im Reichsparlament seien sie außer Stande, die Homerule-Bill weiterhin zu unterstützen. — Die Regierung soll, wie e« heißt, die Ersetzung der Finanzclauseln in der irischen Bill durch rin provlsonsLe« Arrangement planen. Bei den Finanzclausela kunn man frühesten- im Juli sei«: denkt man aber noch daran, dir Bill vor da« Oberhau« n vringen, so wird e« unmöglich sein, sie zu diSculiren. — Kach den „Daily New«' ist Gladstone drr Anwendung der Zwölfubrregel zum Zwecke schnellere» Fortschritt» der Eomilö-Beraihungtil durchaus abgeneigt, weil sie selten etwa« nützt. Dagegen bestehe in den hohen NcgicrungS- kreisen die Absicht, die ParlauientSsitzungen gleich nach Ab- solvirung der irischen Bill gegen Ende Juli zu vertagen Nach ziveimvnaligen Ferien sollen die Sitzungen wieder aus genommen und die sogenannten englische» Maßregeln be- ra'hen werden. — Die irischen Nationalisten sind bei Glad> stone in foruiellcr Weise über die Noldwendigkcit vorstellig geworden, Maßregeln zur beschleunigteren Durchberathuns der Homerule-Bill zu ergreifen. Im tiorwrlttschc» Großthing unternahm die radicale Opposition vor Kurzem wieder eine» Vorstoß, indem der Depuiirie Prahl eine Verschiebung der Beralhunz de- Millta»rrtatS verlangte, bis mau über die angeblichen maritimen Vorbereitungen im Marineetablissrnicul Horten vom 2. Mai Aufklärung habe. Der StaatSininister Slang stimmte zu und kündigte die Beantwortung der betreffenden Juler- pellalion für «ine Sitzung nach Pfingsten a», woraus der Aufschub der Militairdrbattr mit allen gegen 7 Stimmen genehmigt wurde. Ein vorläufig aiigekünriglcr aurcrer Antrag wollte die früher bekleideten StaalSänttcr der jetzigen Minister Hagerup und Motzseldt eingezogcu wissen. Be- mcrkcnSwcltber ist, daß Herr Björnstjerne Björnson seine Angriffe auf da« radicale früher« Ministerium Siecn neuerdings wieder ausgenommen bat, so in einer Volks» versammlungSrede am 17. d. M.; nach seiner Ansicht war der Rücktritt der Regierung ei» grober Fehler gewesen unv hatte Slang in Uebernahme des Ministerium« ganz Recht gcthan, da da« Land doch eine Regierung haben mußte. Nach den Neuwahlen von 1894 werde man sich vertragen müssen, Lena nur ein einige« norwegische« Volk könne seine Setdslständigl keil gegen Schweden wahren. Die Rede de« greisen Dichkcv Agitator«, der schon mehrfach al- der „politische Barometer' seine- Lande- bezeichnet worden ist, dürste auch jetzt die über wiegende Ansicht des norwegischen Volke« auSaebrückt haben und damit auch ibrerseil« für den merkbaren Umschwung in drr dortigen Volk«sti»»nung Zeugniß ablegen. Der »ene ßklechtschc Ministerpräsident SotiropuloS. der gleichzeitig Fiiianzmiiilster ist, schuieichell sich mit der Hoffnung, »8 Millionen S t r u e rr ü ck st ä n d e rin zu bringen und taniit die dringenden Ansprüche drr au« wärtigen Gläubiger Griechenland» zu befriedigen. Wohl ihm unv den Besitzern griechischer Papiere, wen» ihm dies gelingt; aber wenn man erwägt, daß neben den Serben die Griechen die lässigsten Steuerzahler sind, so ist rin gewisser Pessimismus am Platze. Für die Stellung des neuen Ministerium- ist c« bezeichnend, daß e- sowohl »n Parlament als auch in den verschiedenen Parteien nur schwache Stützen findet. Von den Mitgliedern derselben geboren nur drei der Kammer an nämlich der Minister de« Innern, Herr Nalli, der Unter- ricktsminislcr, Herr Eutapi»«, und der Marinemiiusler, Eapitain Kriezis. Vcn den einzelnen Parteien ist mir die Fraktion Nalli Lurch den Minister de« Innern und den UnterrichiSministcr in dem Eabinet vertreten. Cs ist dabcr erklärlich, daß alle anderen Fraktionen, wie die Partei TriknpiS, DelvanniS, Earapano» nnv Constanio- pnlo, zu den Gegnern des nruen Ministerium- gehören »nd gegen dasselbe sofort die heftigsten Angriffe richten. Sie werten sich noch steigern, wenn Herr Sotiropulo» gleich bei der ersten großen Aufgabe, der Zahlung de« nächsten Eoupoa«, sein Unvermögen eingestehen muß Deutsche- Reich. Q Berlin. 22 Mai. In politischen Kreisen ist man ge spannt, ob Herr Baum back, falls ib» überhaupt die Social demokraten de« b. Berliner Wadlkreise« in diese Lage kommen lassen werten, wieder zum zweiten Vicepräsidenten de« Rrich«tag« arwäblt werden wird. Nach seinen jüngsten Leistungen erfchrint die« wohl au«geschloffe». Ein bedauerliche« Zeichen deS Niedergangs des Reichstags war eS auch, daß er eine solche Persönlichkeit in seinem Präsidium duldete. Wenn er jetzt endlich wenigsten» ruhig sein wollte! lD Berlin, 22. Mai. Die für die An «rchisten Deutsch- andS herauSgegebene „Londoner Autonomie" erscheint eit dem 22. April nicht mehr. Die Verbreitung derselben in Deutschland war seit dem vorigen Jahre verboten, und seitdem kam nur noch hi» und wieder eine Nummer heran«, an geblich, weil eS an Mitteln fehlte. In der letzten Nummer der „Autonomie" begründen die Herausgeber die Einstellung damit, daß sie in den Unabhängigen Mitkämpfer gesunden hätten und vrr Inhalt deS Organs derselben, de« „Socialisl", ein revvlutionairrr geworden sei. Di» „Autonomie", die im Allgemeinen in roher und auf reizender Sprache geschrieben war. bat dadurch viele Socialisten aus eine Reihe von Jahren in» Zuchtban« gebracht. Seit einem halbe» Jahre werden von London aus außer revolutionairen Flugblättern »och »achDcutschland versandt „Der Rcvolulionair" und der „Einbrecher". Es sind da« Blätter, deren Inhalt den Titel» voll komme» entspricht. — In Solin gen nimmt dieZer- cynng der socialdemokratischen Partei ihren Fort gang, und die feindlichen Brüder bekämpfen sich in allen Ver sammlungen. Die Freunde und Anhänger de« LederbändlerS Schuhmacher, der den diesseitigen Kreis vertreten, haben den Genannten wieder als ReichStaaScandidaten aufgestellt, und zwar i» einer stark besuchten Versammlung, wahrend da« Ecnlral Wahl-Eomitö, da« von Schuhmacher nicht an erkannt wird, den „Genossen" Hermann Schaaf auS Mer scheid als Eandidate» proclamirt hat. DaS Wahl-Eomitü hat die Erklärung abgegeben, daß die Ausstellung Schuh macher'« incorrect ersolgl sei und dazu ftiyren werde, Vcn Wahlkreis Solingen den natürlichen Gegnern auf dem Präsentirtcller zu überliefern. — Die Stimmen für die Aus lösung der Lentral-Jnvaliden-Easse drr Buch drucker mehren sich. Jetzt haben auch die BerbandS- mitglieder in Stuttgart die Auflösung der Easse beantragt. Anfang Juli diese« Jahre« gelangt die Sache zur Ent scheidung. * Brett», 2>. Mai. Die Glanzzeit der Fortschritt«- partri waren die Wahlen von 1882. Da« Tabak- Monopol, welche» Herr Professor Adolf Wagner in dir Wahlbeweguiig warf, füllte nicht allein die Easse der Partei, sondern sühne ihr auch sonst lbatkrastige Unterstützung zu. dir ihr umer andere» Verhältnissen sicher nicht zu Lheil ge worden wäre. Es wäre zu schön, wenn auck dielmal ein Monopol sich vor den Wagen der freisinnigen Volks Partei spannen ließ«. Deshalb ist schon in drm Wahl aufrufe der Herren Eugen Richter und Payer daS Schreckgespenst der Monopole citirl und e» wird kein« Ge legenheit vorübergclassen, um aus die angebliche Möglichkeit oder gar Wahrscheinlichkeit der Einführung von Monopolen hiiiznwcisc». Wenn dabei die Behauptung ausgestellt wirk. Laß die RcichSslenern bald keiner anderen Entwickelung, als nach der Richtung von Monopolen, fähig wären, so ist, führt die „Post' zutreffend an«, für jeden mit den Steuervcrhält- nisse» anderer Großstaaten nur einigermaßen Vertranten klar, daß diese Behauptung entweder aus grober Sacb- uiikennlniß beruht oder wider bessere» Wissen erfolgt. Denn ein auch nur oberflächlicher Vergleich zwischen dem, wa» andere Großstaaten auch ohne Monopol den der Gesetzgebung de» Reiche« überlassenen Struerqucllen abgrwiiinen, und deren Ausnutzung durch da- Reich läßt keinen Zweifel darüber zu, daß sowohl drr Bedarf für die Militairvorlage, als daS, wa» »othwcndig ist, um den Bundesstaaten wieder e>»«» so hohen Antheil au» den Zöllen und sonstigen drr Elansel Franckenstein unterworfenen Steuern zu sichern, wie dies bei der Reichs-Steuer gesetzgebung von l887 in Aussicht genommen war, sich unschwer ausbringen läßt, ohne zu Monopolen greisen zu müssen. Es handelt sich bei diesen Versuchen, den Wählern die Möglichkeit von Monopolen vorzuspiegeln, eben nur um rin Mittel, Stimmung gegen die Regie rung zu machen, ohne daß dabei mehr thatsächlicher An- kalt vorhanden gewesen wäre, al« 1887, wo in ähnlicher Weise der Versuch unternommen wurde, die Abneigung weiter Kreise gegen Monopole vor den Wagen der damaligen Neichö- tagSiiiehrheit zu spanne». Wie e« danial« reiner Schwindel war, so ist e« auch diesmal. Die Wähler werden aber auch wohl durch die Erfahrung ausreichend davor gesichert sei», noch einmal auf solchen hineinzusallen. — Die Rückkehr de« De. PcterS bat von Neuem den Wunsch rege gemacht, die geringe Zahl derjenigen ReichstagS- mitglicder, welche unsere afrikanischen Eolonien auS eigener Anschauung und Wirksamkeit kennen, durch eine so hervorragende Kraft vermehrt zu sehen. PcterS weilt vor läufig in Deutschland, um der Negierung über die dcutscb- euglische Grenrreguliruiig Bericht zu erstatten, und weiß sett-st noch nicht, ov und wann er einen Auftrag erhallen werde, nach Akrika zurückzukehren. Schon dirse Umstände haben idu abgchallen, sich um ein Reich-taaSmandat zu bewerben. Inzwischen sind aber von verschiedenen Seiten und zwar von leitenden VorstandSnntgtievrrn mittelpartei- lichcr Wahlausschüsse, Anlräge an ihn ergangen, eine Eandi- talur a'izu»eh»ien. Man kann nur hoffen, daß Herr PetcrS, wen» seine amtlichen Verhältnisse eS gestatten, auf ein solches Anerbieten cingeht. Die hier und da aufgetauchte Annahme, I>r Peter« bätle die Absicht gehabt, sich an neuen Partei gründun gen zu betheiligen, ist ohne Hintergrund. Die „Köln. Zig.' glaubt sagen zu können, daß er sich im deutschen Reichstage einer der bestehenden Mittelparteicn anschließen würde, und zwar voraussichtlich der nationalliberalcn Partei unter Führung dc« Herrn v. Bennigsen, für den Herr Peter« stet« die größte Verehrung kundgegebeu hat. — Ein Baron Botbmer veröffentlicht im „Deutschen AdetSblalt' einen .Justizartiket' „über und gegen die Fernhaltung des Adels vom Justizdicnst', worin rr seine Rrsormideen zur besseren Ergänzung de« höheren Justiz- beamlenlhunil in Preußen vertritt. Ungerechte Einseitigkeit und starke Selbstüberkchätzuna de« adeligen gegenüber den bürgerlichen Eolleaen geven drr Tentenzschnst ein sebr unsympatbikche- Gepräge. 8« mögen wohl Fälle epistiren, welche die Träger »brer Wilden unwerth erweisen und dem Proceutsatz entsprechend da« bür-erlich« Elmnent
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