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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930524027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893052402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893052402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-05
- Tag1893-05-24
- Monat1893-05
- Jahr1893
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M« M LchM TUM Nil AMPI ü!i. HI, Rltlüüch, A. Mi W. MeMisM Gustav Freytag über den Antisemitismus. Die Wiener „N Fr. Pr" veröffentlicht eine Pfingst- betrachtuaa au« der Feder Gustav Fretztag's, dir berech tigtes Aufsehen erregen wird. Dieser echt deutsche Mann, an dessen germanischem Ursprung und germanischem Empfinden selbst der verbiffendste Antisemit zu zweifeln sich schwerlich erkühne« wird, hat am Pfiagsttagr eine vernichtend« Abrech nung mit dem Antisemitismus gehalten. Gustav Frehtag meint, daß es nicht möglich sei, über den Hatz, der dir Juden verfolgt habe und noch verfolge, etwa« Neues zu sagen, denn Fürsten und Staarsmänner. Gelehrte und Gebildete aller Stände hätten ihn vrrurtheilt; trotzdem kann der deutsche Dichter und Gelehrte, der deutsche« Wesen in seinen Werken wie kein Zweiter ersaßt und verherrlicht hat, sicher sein, daß dir muthigen und kräftigen Worte, mit denen er am Pfingst- seste gegen Vorurtheil und Haß gekämpft hat. weithin ver nommen und überall einen tiefen Eindruck hinterlasseo werden Wir beben folgende Stellen au- dem Artikel hervor. „WaS fetzt mit ausgebauschtem Namen die „antisemitische Bewegung" aeiiannt wird, ist in Wahrheit noch da- alte Leiden, die Juden Hetze, wie sie seit den» großen Mainzer Morde iiiimcr wieder aufgeregt wurde, nur in ihren Aeußerungen durch die Zritvildung anders geformt. Jene früheren Verfolgungen hatten scharfen Verlauf', die Juden wurden beraubt und erschlagen oder zur Bnuahme des EhrislenIhumS gezwungen, dir moderne Bewegung enthält sich, wie in unserer Zeit selbstverständlich ist, Raub und Mord zu empfehlen; dafür ist sie nach anderer Richtung weit grimmiger und unversöhnlicher, denn sie durchsucht bi- in irgend welche Vorzeit hinein sogar di« Stammbäume der Christen und erklärt auch eine Bekehrung zum Cbristrnthui» und di« Einordnung getaufter Juden m da« christliche Familienleben als Unehre und als Makel für dir Nachkommen an« solchen gemischten Ehen. Solch« Auffassung hält sowohl den Mangel an deutscher Gesinnung als die Neigung zu wucherischen Geldgeschäften für eine untilgbare Eigenthüm- lichkeit jüdischer Herkunft, welche auch unter ganz veränderten Verhältnissen in den spateren, zum Ehristenthum bekehrten Generationen fortwirkt. Solch tkörichle Annahme verdient keine Widerlegung. Der Germanen - Enkel, welcher dergleichen brhauvtet, erwägt nicht, daß er damit seinen eigenen Vorfahren die schwere Schuld zuschiebt, einen unauslöschlichen Eharakter- fehler in da« jüdische Wesen hineingetrazen zu baden Es ist allbekannt, daß di« Juden durch mehr alt tausend Jahre zwar als Nachkommen der Feinde und Verfolger des Heiland« gehaßt und gering geschätzt, von Ehre und gemeinem Recht ausgeschlossen waren, auf der anderen Seile aber vor dem Untergang in der Masse des Volkes durch «ine merkwürdig« geschäftliche Bevorzugung bewahrt blieben und in einer ganz ungcbeurrlichen Stellung dahinleblen. . . . Wie die Juden sich aber in ihrer unzerstörbaren Volks- krast seit ISO Jahre» gehoben, und Schritt um Schritt bei jeder Steigerung der Bildung und Humanität der deutschen Nation enger verbunden haben, da- ist einer der schönsten Erfolge, welche unsere Geschichte zu verzeichnen hat. In dieser Zeit wurden sie allmalig Verbündete, Freunde, arbeiter aus jedem Gebiete unseres realen und «dealen Lebens. Nicht zu zählen sind die Namen der Juden, welch« als Ge lehrte und Künstler, als Drnker und als große Geschäfts leute, als einfach« Bürger durch datriotische Hingabe und menschenfreundliche Thätigkeit zu rühmen sind. Und man darf behaupten, baß jeder Fortschritt, den unsere Oesetzgebua- machte, bis ihnen der Vollbesitz bürgerlicher Rechte gesichert wurde, auch die Einverleibung ihre« Geiste« und Gemülhe« in da« deutsch« Leben vrrvollitändigte. Man vergleich« di« Gegenwart mit der nächsten Vergangenheit, in welcher Hein« und Börne lebten. Es ist seitdem »in Menschenalter ver gangen, aber der Unterschied in politischer Sittlichkeit und mannhaftem Patriotismus zwischen jenen starken Talenten und vielen der jetzt lebenden Schriftsteller ist sehr groß. Es wäre unwahr zu behaupten, daß In unseren jüdischen Mit bürgern alle Spuren des tausendjährigen Druck«» ausgetilat sind. Auch an vielen der Besten kann man Eiqenheiten in ihrer geistigen und gemütblichen Regsamkeit erkennen. In Scharfsinn, Witz, den Formen, in denen ihr« gestaltend« Kraft sich äußert, welche wir geneigt sind, als jüdische z» be zeichne», vollends in ihrer ErwerbSthätiakeit find dl« Nachwehen alter, arger Zeit nicht völlig überwunden. Noch gieb» es deutsche Landschaften, wo die Gewohnheiten des Geldwucher« der Landbevölkerung z«m Unheil gereichen und wo zu wenig für die Herbeisühknng deffrrer Eredit- verhältuiff» geschehen ist. Aber Alles, was von Besonderheit, von Schwächen und Schäden aus aller, arger Zeit an vielen Einzelnen hängt, das darf die beglückende Ueberzeugung nicht beirren, wie un ermeßlich viel von den alten Leiden überwunden wurde, und wir durften hoffen, daß in wenigen Gencrationeu sich ohne große Störungen di« völlige Einverleibung in unser Volks- thum vollziehen würde, nicht nur in Amt und Beruf, auch in den Herzen und Familien Jetzt erscheint vielen diese Hoffnung unsicher. Fast plötz lich ist der Gegensatz zwischen jüdischer und deutscher Art z»m Kampfgeschrei und zum Stichwort politischer Aufregung geworden. Zuerst war es die patriotische Beschwerde eines eifrigen hochsiniiigen Mannes von reinem Wolle», van» wurde eS Gegenstand gelehrlerAuScinandersetzung, darauf bemächtigten sich eifrige Priester des Themas, endlich sank es herab in ten DunstkreM zorniger und unzufriedener Agitatoren. Da» Ge töse ist so heftig, daß auch verständige Männer sorgenvoll fragen, was daraus werden solle E» giebt darauf nur eine runde Antwort: Nichts wird daraus. Für den Eifer und Haß der Feindselige» durchaus nichts. Auch dem tüchtigsten Volke bleibe» Erkankungen des Gr- mütbe» nicht erspart, welche, Fiebern und Phantasien ver gleichbar, das Urtheil »rrstöreu, leidenschaftlichen Haß auf- regen Solche Krankheit«» habe» ln der Regel «inen aruten Verlauf, aber dir Nachwirkungen werden n»r wenig über wunden. Di» antisemitischen Schreier und Ankläger dieser Tage gleichen in vielen Einzelheiten den unholden Gesellen, welche in England jur Zeit Karl'- ll. dir Menge bis nabe an den Wahnsinn brachten, Richter und Geschworen« in Angst um das eigen« Leben versetzten. Damals wurden nicht di« Juden, sondern die Katholiken als Feinde der Nation ver klagt und durch falsch« Zeugen aus da« Schaffet gebracht. Di« beschränkten und di» argen Gesellen, welch« letzt dl« Weg« der englischen Angeber, der Litt«« Oatet und Danger- field, wandeln, werden in Verachtung vergehen wie diese Niemand aber fühlt das Leidig« di«>«s Sireites mit so beißen, Schmerze, als der redliche Jude selbst. Er bat seither friedlich mit dem christlichen Nachbar verkehrt, als Genosse in »er Pelitik, als Freund im geschäftliche« Verkehr und im Hause, als vertrauter, »ietleicht als Lehrer iu wissen schaftlicher Forschung Er hat in Gffeklschast mit ihm ge trunken und gelackt, war geehrter Brautzrngr, wenn stln christlicher Freund bi» Tochter vermählt«, und hat trauernd seinen Kranz auf de« Sarg des Ebrlsten gelegt, hat sein« Söhne für da« Vaterland in den Kamps geschickt und hat sich als guter Deutfcher gefühlt in Li,b» und Abneigung Jetzt siebt er rutsrdt, daß ei» Abgrund geöffnet ist zwischen ibm und feinen christlichen Freunden, und daß immer noch das alte graufia« Schicksal der Vorfahren über seinem Lebe» und der Zukunft seiner Kinder hängt Immer hat er in der Stil!,, ack wie lies, dir Schwäche« u»d da» geschäftlich« G,bahren zurückgebliebener Glnnbrnsgenosfl» «mpsnnden und da« Lächerlich» ihrer Inwaßnng »erurlheilt, »ena sie ein unsicheres Selbst gefühl ungeschickt geltend zu machen suchten. Wenn jetzt die Glocken das hohe Ebristenfest einläuten zum Gedächtnis der Boten, welche einst die milde Ledre von der Nächstenliebe in «ine Gelt voll Selbstsucht und Haß getragen habe», so dringt ihm der cberne Ton als Mißklang i» daS Ohr. Er hat für di« Christen aufgrhört, der Nächste zu sein. Möge er gläubig der hohen Gewalt, welche über ibm wir über uns waltet, vertrauen. Nicht thatenlos, denn auch er soll helfen, daß besser werde, was in seinen Kreisen von starrem Hvchmuth und verknöcherter Selbstgefälligkeit zu finden ist. Aber er soll derselben heilige» Lehre von dar Liebe vertrauen, welche schon vor fast zweitausend Jabren den Samariter »nd Juden al« Brüder verkündete, di« seit dem das Menschengeschlecht auS Völkermord und geistiger Knechtschaft höher und Höker beraufhob, um daS Dasein aller Staatsgenoffen sicherer, tüchtiger und schöner zu gestalten. Diese Botschaft au- Judäa wird auch den Haß »wischen Evnfessionen und Stammbäumen so überwinden, daß unsere Nachkommen desselben dereinst lächelnd wie einer alten geschicht lichen Sage gedenken." Wahlbewegullg in Lachsen. * Leipzig, 24 Mai. Der von de» Socialdemokraten als ReichSIagöcandidat ausgestellte Herr Lithograph Earl Piakau bat, wie säion berichtet, am vergangenen Mittwoch in der „Tonhalle" sein« Candidatenred« gehalten. Dieselbe ist stenographisch ausgenommen und gestern als Wahl- fknghlatt in unserer Stadt verbreitet worben. In diesir Rede kommt u. A. folgende Stelle vor: „Die Zolle und Verbrauchssteuern muß die große Mehrzahl tragen, welche die bürgerliche Gesellschaft herabgcdrückt bat. Wohin das führt. daS will ich an unseren Leipziger Verhältnissen kurz Nachweisen. Im ersten Halbjahr 1882 zählte man circa 30 000 Steuerrestantrn: NOOOdavon wurden erfolg los gepfändet, also beinahe die Hälfte. Daraus er sieht nzpn, daß die große Mehrzahl drt Volkes das nicht hat, was der Staat von ihr verlangt." lieber die völlig niiiiiotivirte Ztisammettwürfelunz von Staatsstenern und städtischen Steuern geben wir hier hin weg Was aber die von Herrn Pinka» über die Leipziger Verhältnisse initgetheilteil Ziffern anbrtrifft, so sind dieselbe» (namentlich im Hinblick aus die Pfändungen, aus di» eS hauptsächlich ankomnlt) gänzlich auS der Lust gegriffen. Eine eudgiltige Zusammenstellung der betreffende» Ziffer» bat für da« Jahr 1892 überhaupt »och nicht stattgcfunbrn. Nach einer uns «rtdeilken Auskunft zeigt aber das Jahr >892 gegenüber seinem Vorjahre keine besonders erheblichen Abweichungen. Im ganzen Jahre l89l stellte nun da- städtische Steuer amt wegen sämmtlicher Steuern, die ihm zur Besorgung obliegen, zusammen 8153» PsändungSauftrLge. Aus die Staats- und städtische Einkommensteuer eutsielru hier von 5IÜ50 Aufträge. DaS Crgcbniß derselben war folgende«: Zahlungen vor der Pfändung 29 50», Pfändungen mit Erfolg 7800, erfolglose Pfändungen tl 30», in Wegfall gestellte lwege» Nichtermiltclung, Auswanderung, Todesfall ic.) 285», und unerledigt 200. Und demgegenüber behauptet Herr Pinkau, daß im ersten Halbjahr >892 17 000 erfolglose Pfändungen stattgesunden hätten! Wenn seine Kenntniß der Rcichsverbältnisse nicht besser ist als die jenige der städtischen Verhältnisse, dann qualisicirt er sich allerdings in ganz merkwürdiger Weise zum Reichstags- abgeordneten für di« dritte Stadt Deutschlands! * Wir ersuch«, all» Mäkler der Ordnung-Parteien hringind, sich zu überzeugen, ob sie in di« Wählerliste eingetragen sind. Wer Nickt in der List« strbk, gebt seine» besieg staatsbürgerlichen Rechtes verlustig und wird am Wahltage unbedingt von der Wahlurne zurückgewiesen. Dir Liste liegt nur noch bis morgen Donnerstag, den 25. Mai, Nachmittag» 6 Uhr im Zimmer lit de« Stadthauses, Obst markt, aus. E« ist also die höchste ZritI * Arritzrrg, 2t. Mai. Man batte gehofft, daß die dkitlschspcialr Partei im hiesige» Wahlkreis« auf die Aufstellung eines eigenen Candidaten verzichte» würde, zumal da der wieder ausgestellte langjährige bewährte Veetreler de« Kreises, Herr Geh. Bergrath Mrrbach, als treuer Freund der Handwerker, Arbeiter, wie auch der Laudwirtbfchaft immer bereit gewesen ist, den berechtigten und erreichbare» Forderungen der verschiedenen wirihschaftlichtn Gruppen so weit Geltung z» verschaffen, als die« ohne Gefährdung der Interessen der Allgemeinheit möglich schien. Diese Hoffnung bat sich jedoch nicht erfüllt, in der Person de« Herrn Fabrikanten Max Schubert hat gestern „die Bereinigung conservativer und deutschsocialer Wähler" einen eigenen Candidaren vor- geschiagen. Dem gemeinsamen starken Feinde, der Social» vrmokratie gegenüber, die fest geschloffen ist und jetzt namentlich auch auf dem Lande tüchtig agitirt, ist diese« Vorgehen einer Minderheit zu bedauern. * Herr Vr. Mehner», der ordnungsparteiliche Eandidat des 7. Wahlkreises, wird ungefähr IS Wahlreden, davon 5 im Großenhainer Bezirk, halten. * Hchellenherg, 22. Mai. Große agitatorische Thätigkeit entfalteten hier und in der näheren und weiteren Umgehung während der zwei Feiertag« die Socialdemokraten I» verschiedenen Trupps rückten dieselben i» di« einzelnen Ort schaften ein. überall Flugblätter vertbrilrnd. Jedenfalls waren dir meisten der Herren aus Limbach, w» sich ja bekanntlich der Sitz de« Agitationscomitss für den diesigen Wahlkreis befindet. Wenn dir Ordnungsparteien sich einer ähnliche» rührigen Thätigkeit befleißigen würden, dürfte der Sieg in der devorstehenden Reichslagswahl aus ihrer Seite sein. * Wrrtzan, 23. Mai. Di« Ordnung-Parteien de« hiesigen Wahlkreise« haben sich dahin geeinigt, als gemeinsam«» Eantidaten für dir bevorstehende Reichstag-Wahl Herrn Rittergut-Pachter Münch-Ferberjon (sreiconsiini Blanken hain auszustellrn. Derselbe hat sich zur Annahme der Eaadidatur bereit erklär». (Wrrdaurr Tageblatt.) LLiil-reich Sachse». ß. Leipzig, 2-1. Mai. Prinz Johann Georg wohnte auch am gestrigen Tage den Rennen bei und begab sich nach Beendigung derselben nebst Begleitung zum Diner in das Aeitirrsiaurant Steinman» <t Schäfer imMauricianum. lv Uhr 27 Minuten Abends fuhr der Prinz nach Dresden zurück 8 Lrtpztp, 2s Mal Jo diesem Sommer wird Sonntag, 4. Juni vom hiesiaen Dresdner Bahnhof der erste Sonder zug nach Naunbos, Grimma, Eolditz, Rochlitz und Leisnig abgelaffen werden Di« Abfahrt erfolgt in Leipzig 0,55 Vorm, di« Ankunft in Rochlitz 8,33 vorm und in Leisnig 8.18 vorm , die Rückfahrt ab Rochlitz 8,53 Nachm. ab Leisnig 8,58 Nsch«. und »i« Rückkunft in Leipzig 10,24 Nachm Zn diesem Zug« werden besonder» Fahrkarten zu den bekannten billige» Preisen ausgrgebrn, welche indeß sowohl zur Hin- wie zur Rückfahrt nur lür den im oben angegebenen Plan« verkehrenden Londerzuz Giltigkeit hoben. — Behufs Erlangung »sn Entwürfe» und Kostenanschlägen kür de« Vau einer Turnhalle, di» zugleich auch zur »d- Haltung »»» Festen, Eonrerttn «nd Theatervorstellungen dienen sollt«, war seitens »er Stadtgemrind« Faltrnau ad Eger «in Preisansschreiben unter österreichischen und deutschen Architekten erlassen worden. Bei der PreiSvertbeilung wurde ein kiesiger Arckiiett, Herr Richard Bauer, mit dem Zweiten Preise ausgezeichnet. Den ersten Preis erhielten die Wiener Architekten M ck E. Hinträger. K. Die Krankcncasse der Evangelischen Arbeiter« vereine Deutschland«, Sitz M.-Gladbach, hält in Essen a. d. Ruhr eine Generalversammlung <ch. Aus diesem Anlaß findet Sonnabend, den 27. Mai, eine außer ordentliche Hauptversammlung im Eldorado, Psaffentorsrr Straße, seile»« der Verwaltungsstelle Leipzig statt. In dieser Versammlung giebt der Abgeordnete Bericht üdcr die betreffende Generalversammlung. D Leipzig, 21. Mai. Am 2. Feiertage wurden zwe' Einbrecher dabei überrascht, als sie iu einer Wohnung am Markte, in dir sie «ingebrochrn waren, einen Dieb stahl auSzusübren im Begrifft standen Ohne irgend welche Beute gemacht zu habe», ergriffen dir beiden Diebe die Flucht, liefen aber mehreren Schutzleuten in die Hände, die sie scstiiahmeu u»v nach dem Polizeiainte schafften. Hier entpuppten sich die beide» als ein 28iäi>riq«r Tischler auS Sulpke und rin 38 jähriger Schlosser aus Merseburg. Durch dir polizeilichen Erörterungen stellte e- sich heraus, daß die beiden Verhafteten noch eine größere Anzahl EmöruchSdiebstähle in der diesigen Umgegend aus geführt haben, an denen auch die Ehefrau de- einen, sowie ein 42jäb>!ger Tischler aus Eilenburg theilzenommen baden. In Folge dessen sind inzwischen auch die beiden letzterwähnten Personen in Hast genommen worben. —* Der gestern Morgen an der Carl TaucknibbrUcke in der Pleiße tobt ausgesunde»« Mann ist als ein 35 jähriger, in Reudnitz wohnhafter Lithogravh erkannt worden. Arbeits losigkeit hat den BedauernSwerthen in den Tod getrieben. —* Gegenwärtig treibt in hiesiger Stadt ein unbekannter Betrüger, der sich tauhstiimm stellt, sein Unwesen. Derselbe ist wohlgenährt, elegant gekleidet, trägt einen grau- und schwarzgespricßeUcu Anzug und schwarzen Hut und führt ein — natürlich gefälschtes — Zeugniß aus den 'Namen „Wilhelm Müller" lautenv bei sich. —* Vier von der Staatsanwaltschaft Hannover und Torgau, dem Landgerichte zu Hamburg und dem Amtsgericht« zu Teuchern wegen Betruges, schwerer Urkniideusälschnug und zur Vollstreckung von Freiheitsstrafen steckbrieflich ver folgte Personen, ein Schlosser aus Deißenfels, «in Maschinenbauer von hier, ein Kaufmann a»S Bitterfelv und ein Handelsmann an- Hof wurden beute Morgen i» hiesiger Stadt polizeilich ermittelt und festgenommen. —* Um eine Psingstreise zu unternehmen, stahl ein 13 Jahre aller Schutknabe aus Plagwitz seinem Vater 20 und fuhr nach Echneeberg. Da vom Vater Strasantrag gestellt wird und gegen den Bursche» bereit- zwei Unter suchungen wegen Diebstahl» anhängig sind, wird ihn eine «»ipsinbliche Strafe treffen. —* Gestern Abend ist das 0 jährige Söhnchen des in Möckern wvhubasten StraßenmeistcrS Weil»»dt in den in der Nähe der Möckernschen Schule vvrllberflicßende» Elster arm, wo es Blumen im Wasser anfeuchlc» wollte, gefallen und ertrunken. q Graßzschochcr, 21. Mai. Gestern früh hat sich der hiesige Eemeutarbeitrr Td. infolge von Krankheit und Nabningssorgtn in feiner Wohnung durch Erhängen entleibt. Th. hinterläßt eine Frau und 0 Kinder. q. Taucha. 21. Mai. Am Montag Vormittag wnrde in einem an der Dewitzer Straße gelegenen Haus» dir 70 Jahre alt» Witlwe G. von hier tobt ausgrfunden; dieselbe hatte sich erhängt. (itrimuia, 23. Mai. Am ersten Feiertag früh erlitt der Berkehr auf der Mnldenthalbahn dadurch eine Störung, daß an der Locvmotivr des erste» von Gkoßbothen eintrcffenden Personenzuge» «in Federhalter sprang. Der Zug mußte i», Staktwalde l>/, Stunde halten, ehe es gelang, den Defekt notbdürslig auszubessern Bo» Grimma au« beförderte eine Hilfsmaschuie, die inzwischen aus Großbotheu eingetrvffrn war, den Zug weiter. Ltmdach, 23. Mai. Von dem Gewitter am Nachmittage de« vorige» Sonnabend w»rd« auch nufere Gegend gestreift, in dem benachbarten Müh lau wnrde ein Wohngebäude dnrch Blitzschlag in Brand gesetzt und riiigcäschert. * Vnrpktäp», 23. Mai. Der Stadtgenicinderath hat be schlossen, baß die Stadtgemeinde den Ban elne« Schlacht- Hofes aus eigene Koste» unter Voraussetzung der Genehmi gung einer Anleihe aussiihrrn läßt. Thum, 23. Mai. Der älteste Einwohner unserer Stadt, der Privatmann Christian Friedrich Wilhelm Thierfrlder, welcher am 7. dss. Mi« mit seiner zweiten Gattin da« goldene Ehejubiläum gefeiert bat. ist am zweiten Pfingstseiertag im vollendeten 91. Lebensjahre gestorben. Tchlr-tstpal»«, 21 Mai. Einen jähen Tod hat hier der Auszügler Johann Mi Han gefunden. Beim Feurranmachen flog ibm rin Funke ins daiiehenliegende dürre Holz, das sich so schnell entzündete, daß auch Mihan von den Flammen ergriffe» wnrde. Er erlitt solche Brandwunde», daß er nach wenigen Stunden unter großen Schmerzen starb. Ntznnpprf bei Coswig, 23. Mai. Als gestern Nachmittag eine Anzahl Radfahrer dicht hintereiiianter fahrend unseren Ort palsirten, verließ einer der Betbeiligte» die Reibe und veranlaßt« dadurch einen Zusammenstoß mit seinem Hinter mann. Der Anprall war so heftig, daß der Fahrer des angereinpelten Rade- «us dem Sitz geschleudert wurde und mir dem Kops derart an einen Straßenbau»! anschliia, daß er drei Stunden bewußtlos blieb. Niedrere Leipziger Sport« aenossen bemühten sich um den Verunglückten und legten ihm di« erforderlichen Nolbverbände an. Glnshntt», 21. Mai. Gestern Nachmittag entlud sich über unserer Stadt mit ziemlicher Heftigkeit rin von Schloßen begleitetes Gewitter. Besonder« hat dasselbe zwischen Reinhardtsgrimma und Cunnersdorf aufgetrofsen. In letz terrm Ort« schlua der Blitz in die Seitengebäude des Wirtb- schastsbesitzers Lowe und wurden die Scheune und der Schuppen in Asche gelegt. Mkltzsn, 23. Mat. Am Donnerstag »rhängtrn sich, wir bereits brrichtet, zwei junge Burschen aus Golk im dortigen fiskalischen Walde, »nd zwar zusammen an einer Tanne. Die Selbstmörder, Namen« Bisckoff und Schindler, ballen früher »iu« Messeraffair« im Diera'schen Gastbos, und sind dieserhalb vom Schöffengericht Meißen zu 2 Monaten Gesänaniß verurtbeilt worden. Dies« vermtheilung scheint das Motiv zu dieser unseligen That gewesen zu sein. ArstztU-nl«, 23. Mai. Ein Tbeil der reichhaltigen »nd wertbvollen Sammlungen de« Stadtraids Richard Zschill» hier ist, wie schon srüber erwäbnt wurde, vom Staat« angekaust worden. Di« Aufstellung dieser Samm- luna, vornehmlich mittelalterliche Waffen umsastend, ist jetzt vollendet, und zwar ist sie in einem „Saal mittelalterlicher Waffen" im königlichen historischrn Museum (Rüstkammer) zu Dresden unlerzrbracht und am 22. Mai zur Besichtigung eröffnet Word«». I». Viru«, 23. Mai Nachdem gesirrn di» in unserer Elbstadt eingetroffenen Jung,» Gabelsberger's zu einem Be- grUßunas-Eommers »errinigt waren, felgte beul, dir eigent liche Geueraldersainmluag, bei welcher Herr Ober- regierungsratb Prosesfor Krieg vom königl stenographischen Institut den Vorsitz sübrte Nach den üblichen Erösfniings- »orten und einer herzlichen Begrüßung der Festver» sammlliii.f Namens der Stadt Pirna durch Herrn Bürgermeister Schneider trat man alsbald in die festgesetzt« Tagesordnung, wobei der Bortrag de- Verzeichnisses der dem Gesammtverein angehorendrn Stenographen-Vereine und der Drlegirten zur Generalver sammlung — etwa 150 an der Zahl — im Vordergründe stand. Der direct« geschäftlich» Tbeil der Versammlung um faßt serner die Erstattung des Jahresbericht« durch Herrn Professor Oppermann, sowie die Berichterstattung über die Heinrich Krieg- und Heinrich Raetz-Stiftung durch die Herren Professoren Oppermann und vr. Lehmann, während »in klebrigen der umsaffende Vortrag des Herrn l)r. Fröhligrr, Mitglied I. Classe des königlichen steno graphischen Jnstilutes zu Dresden, über dir Entwickelung und Ausbreitung der Stenographie bez. über di« Verdienste des Herrn Ged. Rath Häp« auf diesem Gebiet« im Mittelpunkte des Interesses stank. Die einzelnen Phasen dieser Entwickelung st,»den eine sehr instructive Kennzeichnung und schön gestaltete sich alSdann die Huldigung stlr daS von so großem Erfolge begleitet gewesene Häpescbr Wirken und Schaffen. Mi» der Versammlung vrrban» sich ferner «inPreisstenographirrn, für welche« die Stadt Pirna das Professor Raetz'schr Lehr buch der Stenographie in reichem Eiuband al» Ehrenpreis gestiftet batte. Näckstdem gelangte» auch noch Geldpreise zur Verkeilung. Betreff« Zuerkennung der „Häpe-Deakiuünzc i» Silber" erklär!« man sich für den Stenographen-Btrein zu Meißen, dem hinsichtlich seiner Thätigkeit ein besonder« günstiges Zeugniß ausgestellt werben konnte. An die General versammlung reihte sich in gewohnter Weise ein Festmahl mit nachfolgenden Ballfreuden, während morgen eine gemeinsame Dampfschisssabrt nach königstein zum Besuche der Festung den Schluß des Festprogramm« bildet. rresdeu, 23. Mai. Der Prinz und die Prinzessin Friedrich August sind gestern Nachmittag von Sibyllenort in Wachwitz wieder eingetroffen. — Al« Gaste Ihrer Maje stäten «eilen zur Zeit in Sibyllenort: der Prinr Earl Anton von Hohenzollrrn, Frau Gräfin Schall- Riauconr» ged. Freu» von Fürstender«. — Dem m de» Ruhestand getretenen Postverwalter Friedrich Julius Woks in Sirbrnlrhn ist da« Albrcchtslrruz verliehen worden. 2°. Trestzen, 23. Mai. Gestern Nachmittag starb in Karlsbad der königlich sächsische Notar Justizrath Or. Wolf l. Der Entschlafene war 1830 in Treuen geboren, absolvirte die Thoma-schnle z» Leipzig und gab sich dasilbst mit großem Eifer seinen juristisch,» Studien hin. Mit der erste» Crnsnr verließ er di« Universität, ward Hilssarbsiter bei dem dortigen Finanzprocnrator Kormann und siedelte 1805 als Rechtscandidat nach Dresden Uber, wo er bei dem damaligen Rechtsanwalt, jetzigen Geh Hofrath Ackermann arbeitete. No» in demselben Jahre machte er sich selbst ständig und führte mit seinem Bruder Vr. Wolf 1l. gemeinsam bis vor seiner vor 3 Wochen angetrrtrnen Enr eine sehr ausgedehnte Praxi». Nach der Erkrankung de« jüngst verstorbenen ObrrjuslizratbeS Vr. Schafirath ward der Entschlafe»« stellvertretender Vorsitzender de« Vorstandes der Anwaliskaminer n»d übernahm spater den Vorsitz — Hrnte starb nach längeren Leiden im 79 Lebensjahre der königlich sächsische Cvn»iiissIo»Srath Mrinbold, der langjährig« Nedacteur der „Mitlheilungen de« sächsischen Landtag« . — DasSpirlenmit S chnßwaffen seiten« derKinder forderte gestern wieder ein Opfer an Me»s«i'cn>rbe». Zwei löjährißr Knaben batten sich in den Besitz cinesTerzerois gesetzt und singe» an, di« Waffe auf den Wiesen bei Zschertnitz zu laden, um nach Sperlingen z» schieße». Während der eine Knabe da« ge ladene Terzerol in der Hand kielt, entlud sich dasselbe plötzlich, und die etwa erbsengroße Kugel drang dem vor ihm Im Gras« sitzende» >3 Jahr« alten Knaben S. über dem linken Auge in den Kopf, so daß der Getroffene besinnungslos zu Boden siel. Er wurde sofort von seinem Spieigesährten nach einer Droschke getragen und mit dieser in« Krankenhaus g<- bracht, dorr aber verschied er, ohne die Besinnung wieder erlangt zu haben. T'. Dresden, 23. Mai. Die Frage der Errichtung einer großen Ausstellungshalle in Dresden scheint ihrer end- giltigen Lösung entgegen zu gehen. De« Hrchbanamt hat unter Brrllcksül'tigiing der von den Stadtverordneten aus gesprochenen Wünsch, einen neue» Bauplan entworfen und de,» Rathe den darauf bezüglichen Kostenanschlag »orgelest. Nach diesem Pla» wird sich da» Gebäude an der rntünslig etwa 50 m breiten Pirnaischcn Straße mit seiner Laitgseite erbeben. Das Gebäude seilst wird «in Hallend«» vsn 17? m Läng« werde» und soll durchgängig «in« Ties» von 2l m haben. Derselbe enlbält di« Eingangshalle», die verwallungs- räiime, dleGarderoben, di« VerbindniigSgäng, »nd Ausstellungs hallen An diesen Bau soll sich dann ein Taalbau von rund Ol w Länge und 5l m Breite aiischließeil und aus drei dem Saalbaue rückseitig vorgelegten B»SsirU»ng«sälen in Form einer langgestreckten Halle von 03 m Lange und 21 m Ties« mit einer Vorballe nach dem Garten »nd abschließender Terrasse bestehen Da« Gebäude ist eingeschossig bi« auf den di« Berwallniigsräume «ntbalteiiben Mittelbau an der Straße, welcher zweigeschossig angeleat ist, gedacht Die silr dieAns- steUuiigSzwecke versUgl'arrn Räum« besitze» eine» Flächeninhalt von rund 5110 um. Die Kosten für den Ban berechne» sich bis jetzt aus 1 382 771 .^S, und zwar entfallen auf da« Gebäude selbst l23.3lt7 auf die ll»l«rkell«r»ng >l? 977 nnd aus di« Heizung«- »nd Lültnngsanlagen 31 079 .<0 — Für die demnächst in Betrieb zu setzende »nd gelangende städtische Markthalle verlangt drrRalh jetzt außerdem mit8IZ0.ckl zu bezahlenden Jnspector »och einen Assistenten, «inen Ober- aufscher, 5 Ansseber »nv eine» Hausmann Dem Assistenten soll di« Verwaltung der Marktballencaff«, di« Führung der Kataster- und Hebeliste» und die Vertretung des Inspektors übertragen werden. Die Gehalte der Beamten bewegen sich in der Grenz« zwischen 2IV0 und 1200 Di» Gesamnitsumme der Beamtenbesoldungrn silr die M«rkt- ball» beläuft sich nach den vorläufigen Feststellungen auf >5 170 An Arbeitslöhnen sind 7000 >sc eintestellt. Dir anderen Ausgaben für Beleuchtung, Heizung. Wasser. Kehricht- abfuhr ll. s. w werden aus 28 Wo .F geschätzt, f, daß di» JahreSausgaben rund 50 000 .-s betrage» wurden. Di« zu erzielenden Einnahme» au« den Mielberlrägnissen der Schank wirthschast, der Keller- und Lagerräume» den Wiegigeidtrn und den sich aus 88 000 belaufenden Standgeldern steh» ei», Einnahme von ziemlich »00 Oo» .«? gegenüber. Di« Höhe der SiSitegelder ist bedeutend niedriger, als in Leipzig und Berlin. «ich Schluß ßer «eßutNr» elir»eti»te». Atz Verlln, 21. Mai. (Privatleltgrsiiim) Eultus- minister Vr. Boss» hat sich heut« zu längerem Eurgehrauch nach Karlsbad begehen * Parts. 24. Mai. Die Akademie de» Wisse»« schäften hat den Peoseffor Wird,mann in Leipzig »um correspondirenden Mitglied« der physikalischen Sectio« gewählt. «eraatwsrtlicher Redakteur Vr. Her». litchlt«» l« Le i»zlg> Für de» masitalilch», »hell «roseflar vr. vsrar P«»> in 0,«tz,«H
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