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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930526011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893052601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893052601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-05
- Tag1893-05-26
- Monat1893-05
- Jahr1893
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Vezi-s^peers di d« Hanptqp^itio» ob« da» t» Vtad». bezirk m»d den Bor orten errichtete» «luS- gabestelle» abgeholt: virrreljihÄich4^0, «ei zweimaliger täglicher Zustellung t»1 San« » bLÜ. Durch dt« Post bezogen für Deutschlaud nad Oesterreich: Bertel,»drlich «.— Direkt» tägliche Sreu-b-mdiendung tn» Lnslaad: monatlich ^l 7.50. Morgen-Ausgabe. Die Morgen-AuSgabe erscheint täglich dt« «dend^lnägade Wochentag» » Uhr. Lrdartiov »uL LrxeLition: z»d«t»ne»g,ffe 8. Die lkiyeditio« ist Wochentag» ununterbrvche» g^lffnat mm früh S dt» «Lenk» 7 Uhr. Filiale«: Ott» Me»«'« Tarti«. (Alfred -<ch»X Univerfltätsstrah» 1« Lanl« Lösche, »^harinenstr. 14, pari, und KäutgSplatz 7. 2ki. FinanMinister vr. Miquel über die MiMairvorlage. Während der Anwesenheit de- FinanzministerS Miquel in Frankfurt hatten sich einige Bürger ;u ihm begehen, um seine Ansicht über die wirthschaftlichen und finanziellen Seiten der Militairvorlage zu erfahren. Der Finanz minister sprach sich darüber mit größter Offenheit au«. Wir lassen unserer gestrigen telegraphischen Meldung den ausführlichen Bericht de« Frankfurter „General-Anzeiger«" folgen. vr. Miquel betonte zuvörderst, daß in einer Frag« der Sicherheit und der Unabhängigkeit de« deutschen Reicht« die finanziellen und wirthschaftlichen Gesichtspunkt«. wenn sie auch von großer Bedeutung seien, doch keine-weg« allein ins Gewicht fallen dürften. E« sei gewiß richtig, daß in den letzten Jahren die Erwerb-Verhältnisse der Landwirthschaft, der Industrie und de« Handwerks keine günstigen gewesen, auch sonst sei manch» Verstimmung vorhanden. Die großen politischen Veränderungen hätte» natur gemäß im Laad» ein« verschied««» V«urth«illlng gefundrn, die erhebenden Erinnerungen an dir große Leit der Jahre 1870—1877 seien schwächer gew«rd«n» der Glaub« an uuserr Urberlegenheit und uuser« Machtstellung, dl« Beruhigung, welche darau« für unsere Sicherheit geschöpft worden, sei «ine« gewissen Gefühl« der Sorg« und der Un sicherheit gewichen. Di« gewaltige« Lnstrrngunge», welch« Frankreich und Rußland für ihr, «ilitairisch« Rüstung macht», hält« da« Gl»tchg»wtcht »erschab«« und vielfach frage man sich, ob wir im Fall« rin«« Krieg»« unser, Uaadhängi-kest «it flch«r»m Erfolg« b«h««»t»n könnten. Wer dies, Lage klar «rkrnn«, »erd« -Heiß für ein« Milttairvorlagi Antreten, w«lch« dnrch di» Ein führung der ,w,ijährig«n Dienstzeit di, »ilitairisch» Lasten gleichmäßiger vertheil» und erleichtere, di« Zahl der auSgebildete» Soldat» vermehre, di« älteren Jahr- ganze schone und in zweit« Linie stelle, und geeignet s«i, den Vorsprung einigermaßen wieder au«zugleichen, den die Franzos» und Ruff» über un« gewonnen Hab». E« sei nicht richtig, daß eine Mehrausgabe von etwa fünfzig bi« sechzig Millionen di« wirthschaftlichen Kräfte der deutschen Nation übersteige. Wenn beispielsweise an direkten und indirekten Gtrueru Frankreich rund 51 ^>k und außerdem au« Monopole» 7 »F, Groß- dritannieu 48 Italien 25 und 5 au« dem Er trage der Monopole, die Niederlande 37 ^k, Oesterreich 22 und außerdem au« dem Ertrag« der Monopole 5. ja Spanien 2» ^ für der Kopf der Bevölkerung auf- «bringen im Stande seien, wie sollte da Preußen nicht außer den von ihm jetzt in«gesammt grtragmr» Reich«- und Staat« neuern in Höhr von 21,71 für d» Kopf noch etwa 1,20 übernehmen können? Würden wir nicht damit »och erheblich unter der Belastung ärmerer Staaten bleib»? Man könne da gewiß nicht behaupt», daß dir deutsche Nation außer Stand« sei, dir ihr zugemutheten Opfer ohne tiefe Schädigung ihre, wirthschaftlichen Wohlfahrt zu bringen! In ähnlicher Lage wie Preuße» befänden sich die übrigen deutschen Staaten. So wünschenSwerth e« wäre, für sonstig« Enltnr- aufgaben noch mehr thun zu können, so könne man doch nicht von einer Vernachlässigung derselben zu Gunsten der Armer sprechen, während, ganz abgesrh«» von d» gewaltigen Leistungen der Gemeinden, in ganz Deutschland, in«besondere in Preußen, di« Ausgaben für Bildung«zweckr» für die Justiz, für Landmrliorationrn aller Art, für socialpolitisch« und Wohl lbätigkeit-zwecke u. s. w. in den letzten 1ü Jahr» in höherem Maße gestiegen sind al« di« Ausgaben für da« H««r. Jeder mann wünsch« und sehne gewiß di« Möglichkeit der vrr Minderung der Militairlasten herbei, wer sei aber un vernünftig genug, st« in der heutigen Lag« für ausführ bar zu halten? Im Reich«tage wurde gefragt: wa« sage» di« Finanz minister dazu? Ich kenn« kein« deutsche» Finanz minister, welche in der Bewilligung einmal «»- erläßlicher Au«gab«n für di« Sicherung unserer Grenzen uud unserer national«» Wehrhaftig keit ein« Vergeudung de« volkS»«rmögeu« er blickten. Di« Zeit de« Feilsch»« «m di« Römer monat« im alt» römisch» Reiche deutscher Nation ist kosfeutlich auf immer vorbei. Gewiß ist «« di« Aufgabe jeder verständig» Finanzverwaltung, di« Vteuerkraft de« Volke« nach Möglichkeit zu schon», ab«r di« Bewilligung wirklich »othwendigrr AuS-aben für di« dauernd« Sicherung der national» Existenz gegen alle wechsrlfälle ist gerade Vorbedingung der nur auf dieser Grundlag« möglichen Entwickelung der v»lk«w«hlsahrt. Sparsamkeit am un rechten Ort kann verderbliche Verschwendung werden Wenn da« deutsch« Volk entschloss» ist, zu «rhalt», wa« au blutigen Schlachtfeldern unter großer FLbrung erkämpft wurde, so muß r« auch dafür di« rrsord«rlich«n finanziellen Opfer bring». Nach meiner fest« Ueberzeugung geh«, dies« Opfer nicht üb«, unsere Kräfte; Mensch» nnd Mittel steh» un« zu Gebot«, wo» wir st« nur benutz» woll«». E« handelt sich nicht um politisch« Kämpf«, nicht um rimMr.LUMlL Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Freitag den 26. Mai 1893. Anzeige«.Prei- die 6 gespaltene Petitzeile L0 Pfg.' Reklame» unter dem Redacttoatstrich (4go- spaltea) 50-H, vor den Familieunachrichte» (6 gehalten) 40/>j. Größere Schriften laut unserem PrriS- verzeichniß. Tabellarischer und Zisferasatz nach höherem Tarif. Extra«Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe. ohne Postbefürdrrnug >l SO.—, mit Postbesörderung ^l 70.—. Älluahmeschluß sir Anzeigen: Abeud-AuSgab«: Bormittags 10 Uhr. Morg«».Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn« und Festtags früh '/,S Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestellen je rin« hold« Stund« früher. Anzeige» sind stet« au di, Expedition zu richten. Druck nnd Verlag von L. Polz t» Leipzig. 87. Jahrgang. Classea-Jntereffen, nicht um konservative und liberale An- chauungen, nicht um konfessionelle Gegensätze. Man braucht nur dir Meinungsverschiedenheiten in der freisinnigen Partei, von Männern, die in ihren politischen und wirthschaftlichen Anschauungen sonst auf demselben Boden sich befinden, da« iluSeinandergehen von Mitgliedern de« Centrnm«. wo auf beiden Seiten anerkannt« Führer der Katholiken stehen, sich zu vergegenwärtigen, um die« zu begreifen. Es handelt sich um eine rein vaterländische Frage, um die Wahrung der Sicherheit, der Unabhängigkeit und der Ehre teS deutschen Reiche«, an der alle Parteien gleichmäßig betheiligt sind. Diese Frage» einmal durch den Gang der Weltereignisse, ob mit oder ohne unseren Willen, gestellt, muß eine befriedigende !ösung finden, sollen ander« schwere Gefahren im Innern und nach außen vermieden werden. Man spricht vom Militarismus; mit völligem Unrecht n einem Augenblicke, wo die zweijährige Dienstzeit ein- geführt werden soll, während sämmtliche un- umgebenden Großstaaten eine längere Dienstzeit haben. Klagt man io Frankreich, welche« doch Niemand bedroht, über Mili tarismus? Zweifelt Jemand daran, daß die Verstärkung unsere« BolkSheere« nur den Zweck hat, den Frieden zu scher«, wie e« un» bisher 20 Jahre hindurch gelungen ist? Ein unglücklicher Krieg wirft unsere Eulturarbeit um Decennien zurück. Ist deswegen die Verstärkung unserer Arm«» in «rträglich» Grenzen und zu diesem Zwecke, wie die Ding« in Europa nun «inmal liegen, nicht auch ein Theil riedlicher national«, Eulturarbeit? E« wird di« Nothw«ndi>k«it d«, Verstärkung de« Hier«« bestritt»»; in d«r Arm««, in den Kr«is«u der Sach kenner s«lbst find ab«r hirrüber nirmal« Meinnng-verschieden- hiiwn >»w«s«n, sonder« nur über d» Weg, dahin zu gelangen, üb«, di, zweijährig, nnd dr«ijährig« Dienstzeit. Dir Reich«, ragierung hat sich für di, erster« «ntschied», vor All«,, um di« wirthschaftlichen Kräft« de« Volke« zu schonen. Um so mehr ist sie berechtigt und verpflichtet, alle Eompensationen und Garantien zu fordern, ohne welch« nach d«r Meinung aller Sachkenner die zweijährige Dienstzeit ein schwer verantwortliche« Wagniß sein uud zu einer mangelhafteren Ausbildung der Truppen führen würde. E« steht nicht eine einfache Vermehrung der Fried«n«präsrnz in Frag«, wir da« früher der Fall war, e« handelt sich viel, mehr um «in« ganz neu« Organisation der Armee, au« welcher man nicht beliebig nothwendig« Theile heraus, reißen kann, ohne di« von allen Seiten al- zweckmäßig anerkannt« Organisation in ihrer Gesammtwirkung zu gefährden. Ich verstehe Diejenigen, welche die zweijährige Dienstzeit nicht wollen, nicht aber Diejenigen, welche sie wollen, aber die Voraussetzungen derselben ablcbnen. Die Reichsregierung hat di« mögliche» Rücksichten auf die finanziell» Gesichtspunkte genommen und ist den wirth schaftlichen Anforderungen so weil entgegen gekommen, al« die«, ohne da- Ziel zu verfehlen, möglich war. Jede uw nöthige, jede Luxu« - Ausgabe ist vermieden. Die Erhöhung der Frieden-Präsenz ist eben nach der Ueberzeugung aller Sachverständigen unerläßliche Folge der neuen Organisation, nicht eine Forderung einseitiger militairischer Auffassung Nicht au« der kindischen Lust an einer großen Armer, sondern nur der schwer» Sorge um ihre Unzulänglichkeit im Ernst- falle auf blutiger Wahlstatt ist da« Verlangen der Erhöhung unserer Wehrkraft entsprungen. Wa« steht zur Entscheidung? Auf der einen Seite eine erhebliche aber nothwendige Verstärkung unsererHerrr-macht, welche da«Gleich gewicht der Kräfte einigermaßen wiederherstelll, Gleichmäßigkeit und Abkürzung der mili- tairischcn Dienstz«it, welche nur im Nahmen der vor- geschlagenen Organisation erreichbar ist, Schonung der älteren Jahrgänge und der Familienväter» Erleichterung der Mobilmachung, geringere Störung de« wirthschaftlichen Leben« im Falle eine« Kriege«, größere Sicherung unserer Grenzen, Vermehrung derGarantien de« Frieden-, im äußerst» Falle de« Siege«; auf der anderen Seite doch im Wesentlichen nur eine zwar bedauerliche, aber immerhin erträglicheVermebrung unserer Au«gaben um etwa 50 bi« K» Millionen Mark bei einer Bevölkerungsziffer von rund 49 Millionen. Gamdetta soll einst gesagt haben, Frankreich werde Deutsch- land todtrüsten, d. b. materiell ruinirm. Darüber konnte man nur lächeln; viel schlimmer und trauriger aber wäre, wenn Frankreich un« moralisch überwände — an Thal- kraft, vatrrlaudSlieb« und Opserfrrudigkeit, während wir nach kurzem, gewaltigem Anlauf den Athrm verlören» die Flinte in« Korn würfen und mit der Sckilasmlltz« Über den Ohren un« kläglich wieder in da« von Anderen über un- verhängte Schicksal ergäben. — Aus di« Frage, wa« wohl kommen würde, wenn der nächste Reichstag di« Vorlage wiederum adlehute, antwortete der Finanzminister, da« wisse er nicht. Soviel sei doch aber klar, baß eine nochmalig« Ablehnung der Vorlage un« in groß» Schwierigkeiten und schwere innere Kämpf» Wersen, unser Ansehen im Au«lande schwächen, den Respekt vor unserer Macht verringern und damit die Gefabr de- Kriege« erhöben würde. So sehr wir Freundschaft mit allen Völkern und insbesondere auch mit Frankreich wünschen, könne man sich doch leider nickt verbehlen, daß der Friede in demselben Maße mehr gefährdet sei, in welchem Frankreich den Sieg für sicherer oder wahrscheinlicher halte; dies öllten namentlich die Grenzländcr wobl bedenken. Der Minister meinte, daß unter solchen Verhältnissen, wenn Alle- rubig erwogen würde, wa« auf dem Spiele lebe, für den Mann des Friedens und den Freund einer ruhigen, inneren Entwicklung, de- sicheren Ganges der Geschäfte, der dauernden Beruhigung der Gemütbcr kein Zweifel sein könne, auf welche Seite er sich zu stellen, wa- er selbst zu tbun habe und wie er aus seine Mit bürger zu wirken bestrebt sein muffe. Manche schweren Krisen batten wir glücklich überwunden, schließlich habe der Patriotismus, die Einsicht und die vernünftige Erwägung immer noch die Oberband behalten. So werde es auch jetzt sein. Wenn Jedermann seine Schuldigkeit thue, werde es auch jetzt gelingen, die Andersdenkenden, welche ja auch gewiß im Interesse de« Vaterlandes zu handeln glauben ;u überzeugen oder zu überwinden, nnd schwere Nachthrile von unserem Vaterland« abzuwenden. Für rin fried liebend eS Volk, welche- sicher ist, daß auch dir ver stärkte Armee nur ein verstärktes Bollwerk des Friedens und eine neue Gewähr des Sieges im VertheidigungSkriege, niemals eine Versuchung zu kriegerischen Abenteuern in der Hand de« Kaiser» s,in wird, könne die Wahl nicht schwer sein. Sktch. Hl Berlin, 25. Mai. In einer seit Kurzem von zwei socialdemokratischen Führern derau-gcgebenen „Socialistischeu Correspondenz" werden betreffs der WablauS sichtcn der Socialdemokratie folgende Behauptungen ausgestellt: Ein Wahlkreis sei so gut wie verloren, doch solle der Name au« taktischen Gründen nickt genannt werden. Gemeint ist jedenfalls der Solinger Kreis. Wenig gefährdet seien vier Kreise: Niederbarnim, Bremen, Braunschweig und Lübeck Wahrscheinlich seien zu erobern: Berlin ll und III, Teltow-Bec-kow, West-Havelland, Gotba, Cassel, Breslau» West, Rostock, DreSkcn-Neustadr, Dre-den-Laüd und vier andere sächsische Wahlkreise. Möglicherweise könnten erobert werden: CotlbuS-Spremberg, Zauch-Velzig, Schwerin, Cronach, Wolmirstedt-NeubaldenSlebcn und Wanzlebcn. DaS ist eitel Aufschneiderei. Die Docialdemokraten haben 1800 bei den Stichwahlen zahlreiche Sitze erobert, aber nur mit Hilfe von Gegnern, und diesen Beistand können sie diesmal höchsten« in ganz einzelnen Fällen erwarten. Nur da, wo der Drutschfreisinn früher siegte, kann infolge der in dieser Partei eingetretenen Zersplitterung der socialdemokratische Weizen blühen, z. B. m Berlin ll und Hl, Westhavelland, Gotha. Cassel, BreSlau-West, Stettin-Stadt und Sonncberg- Saatfeld. Dagegen könnten den Socialdemokraten eine Anzahl Wahlkreise, die sie nur mit knapper Majorität gegenüber de» Nationalliberalen gewonnen, bei einiger Rührigkeit der Gegner leicht wieder abgcnomnien werden. E» sind da- folgende Wahlkreise: Königsberg-Stadt, Halle a./S., Ottcnsen-Pinneberg, Frankfurt a./M., München I, MiUweida-Liinbach, Stollberg-^-chneederg, Mannheim, Braun schweig, Magdeburg, Lübeck und Rostock-Doberan. Die Ordnungsparteien haben es also in der Hand, daß die Umsturzpartei bei den nächsten Wahlen nicht in die Lage kommt, zu frohlocken. ll Verltn, 25. Mai. Wenn die Gemeinden, was nun- mcbr zu hoffen ist. in Zukunft etwas eifriger mit der Aus führung de- tz. 1t9a der Gewerbeordnung und der Errichtung von OrtSslatuten über die Auszahlung der Löhne der minderjährigen Arbeiter an deren Eltern oder Vormünder vergeben werden, so wird in den Statuten auch möglichst Rücksicht aus die industriellen Betriebe ge nommen werden müssen. Denn diese sind bereit- infolge der neueren socialen Gesetzgebung so mit Arbeiten belastet worden, daß eine weitere größere Belastung möglichst vermieden werde» muß. Es empfiehlt sich demnach, u> solchen OrlSstalulen durchweg festznfttzc», daß jedesmal dann eine Ausuabnie von der Auszahlung de- Lohne« an Ellern oder Vormünder ge macht werden , darf, wen» wegen weiter Entfernung de- Wohnorte« der Legieren ihre Bescheinigung des LobnempfangeS nur mit großen Schwierigkeiten erhältlich ist. De« Weiteren dürfte cS angezcigt sein, im OrtSstatut auSzusprcche», daß mit der Auszahlung an die Eltern keine civilrechtlichen An sprüchc der Letzteren statuirt werden sollen. Es ist selbst verständlich, daß die Eltern zur Annahme de« im Ü. 119» der Gewerbeordnung erwähnten Zahlungsmodus nicht gc zwungc» werken können. Es werden demnach die oris statutarischen Bestimmungen sich darauf beschränken müssen, ftstzustellen, daß bei Einstellung minderjähriger Arbeiter in Fabriken deren Ellern, soweit sie den neuen Zahlungsmodus wünschen, die« den Betrieb-Unternehmern schriftlich anzeigen. Durch die Anlegung eine« Lohnbuches für jeden cinzelne» minderjährigen Arbeiter dürste sich dann die Angelegenheit leicht regeln lassen. Der Zweck de» A 119» war lediglich der, die Zuckt und die elterliche Auivrität unicr der junge» Arbeiterschaft besser als bisbcr aufrecht zu halten. Der Zweck kann ohne größere Belästigungen der BctriebSunlernehmer erreicht werten, also sollie er cs auch * Berlin. 25. Mai. Der am 10. Mai hier verstorbene VortragendeRatb im CultuS- n»d Unterrichts-Ministerium,Geh Reg-Rath Vr. Konrad Schottmüller war, so lesen wir in rer „Rhemisch-Wcstf. Zig", al« sein Raine in weiteren Kreisen bekannt wurde, Oberlehrer an der Haupt-Catetlenanstalt in Lxhterselde. Damals gab er eine Geschichte de« Untergänge» de« lemplerorden« herau«: schon vorder batte er einige von der wissenschaftlichen Kritik nicht gerade belobt» geschichtliche Arbeiten veröffentlicht. Al- da« preußische historische Institut in Rom eröffnet wurde, wurde Schottmüller zu dessen Leiter ernannt. Dort wäre er vielleicht an seinem Glatze gewesen. Indessen blieb er nicht lange dort. Als die Reform de- köderen Schulwesens zuerst auf der Tagesordnung erschien, trat in tkftrbindung damit auch der Ramr Schottmüller S in de» Vordergrund. Schottmüller halte war nur in untergeordneten Stellungen einige Jahre »indurck Gelegenheit gehabt, den UnlcrrichtSdrtrieb an preußischen Gymnasien kennen zu lernen und war dann nur an militairiscbtn BildiingSanstallen thätig gewesen, dennoch iel ibm eine sehr einflußreiche Rolle bei der Schulreform zu. Er war auch der Urheber de« Vorschlags, den Geschichts unterricht rückwärts z» betreiben. Nack Beendigung der Schulconftrcnz ernannte ibn der damalige EultuSminister jnm Bibliotbekar an der großen LandeSbibliothek, obwohl ihm bis dahin im Bibliothekswesen Kenntnisse zu sammeln versagt geblieben war, nnd obwohl in der BibliolbekSver- ung zahlreiche vorzüglich geschulte Beamte vorhanden waren, die viele Jabrc lang aus eine ihren Kenntnissen und ihrer Vorbil dung entsprechende bessere Stellung gewartet hatten. Sie mußten eben, wie ein Neuling in ihrem Fache ihnen vorgczogen und vorgesctzt wurde, weil der Minister ihm seine Gunst »uz»- wenden für nvlhig hielt, klebrigen» bat Herr Schottmüller, glauben wir, in seiner Stellung al- Bibliothekar nicht einen einzigen Tag gearbeitet, denn er wurde sofort al- Hilf«- rbciler im Ministerium beschäftigt. Als vor etwa >/, Jahren die erste Bacanz dort eintrat, wurde er zum Vor tragende» Ratb ernannt und ihm da- Decernat sür das höhere Unterricht-Wesen in den Provinzen Posen und West- alen übertragen. Die eigenartigen Verhältnisse im Schul wesen dieser beiden Provinzen kannte er bei Uebernayme diese« Decernat« höchsten« au« dem Acteasludium während einer Thätigkeit al- Hilf-arbriter, er war aber der Vor gesetzte rrner großen Zahl verdienter Männer, die auf lang- lährige Erfahrungen in der Schulverwaltung zurückblicken könne«. Al« HistoriIer hätte Schottmüller vielleicht Einige« leisten können, al« Mitglied der Unterricht-Verwaltung wrrd er kaum eine Lücke hinterlassen. L. Verltn. 25. Mai. (Telegramm.) Di« »neue Fraktion" de« Herrenhauses ist heute Mittag zu «iuer Sitzung zusammenberusrn worden, um zu erörtern, wie r« sich mit der von einer Seite in der Oeffentlichlcit bestrittene» Mitgliedschaft dc« Oberbürgermeister« vr. Baumback verhalt und welche Stellung inan zu dem Austreten de« vr. Bauuibach gegenüber de», französischen Botschafter Herbette einzunehmen habe. Dcn Vorsitz führte Professor l>r. Derubura. Die Debatte nabm oft einen lebhaften Charakter an. Da« Auftreten vr. Baumbach'S wurde all gemein gemißbilligt, der Beschluß jedoch vorläufig au«- gesetzt- — vcrltn, 25. Mai. (Telegramm.) Dem „Berliner Tageblatt" zufolge haben soeben die Landwirthe West falen«, mit dem Frhrn. v. Schorlemer-Alst a» der Spitze, einen Wahlaufruf erlassen, der die Ausstellung de- sonderer Candidatrn empfiehlt. Der Aufruf fordert die Sicherstellung de« Frieden« durch «in« zur Ber- theidigung der Grenzen und den Schutz de» Vaterlande« hin- reichend starke Armee. -o verltn, 25. Mai. (Telegramm.) Heute hat die Neuwahl eine- SyndicuS de- Aeltesten-CollrgiumS der Berliner Kaufmannschaft an Stelle de« vor einigen Monaten gestorbenen LandgerichtSdirector« a. D. Bcisert stattgefundcn. Tie Wabl ist unter sehr zahlreichen Bewerbern, wie dem „Verl. Börs.-Conr." mitgetheilt wird, aus Herrn Landgerichtövireclor Hirschfeld gefallen. — AIS von Thorheit, Verlogenheit und Gemeinheit strotzend, bezeichnet«,, wir im gestrigen Morgenblatte nach stehenden WulhauSbruch de« socialdemokratischen „Vor wärts" gegen den Fürsten Bismarck: „Er kann da« — Stöckern nicht lassen. Durch seinen Harden läßt der Fälscher der Einser Depesche jetzt der Welt vorlügen, er sei zu der Denkinaitfeicr in Görlitz vom FestcomitS eingeladen worden, habe aber abgelehnt. Wäre er «ingeladen worden, dann hätte er nicht abgelehnt. Thatsächlich hat er Monat, lang Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um eine Einladung zu er langen und — was dazu gehörte — Eoprivi und Miquel in die Lust zu sprengen. Herr Harden, aha» WitkowSki, sollte doch de- deuten, daß auch da» Lugen gelernt sein will uud daß »S auch sur Reporter seine» Sch'aae» «in« Grenz« de« unter anständigen Menichen Erlaubten stiebt." Nunmehr schreibt der „Hamda. Corr.": „Daß von Görlitz aus eine Einladung de- Fürsten zur DenknialS- seier beabsichligl war, ist uns bekannt, wir glauben auch hinzu setzen zu dürft», daß die Vermittelung dieser Einladung der Gorlitzer an dcn Fürsten BiSmarck öerr v. Kardorss besorgt hatte." — In seiner neuesten Nummer macht das socialtenivkratische Centralorgan seinem blinden Haß gegen dcn Fürsten BiSmarck abermals Luft, indem e« schreibt: „AuS der allen Raketenklste erhält di« „National-Zeitung" eine Zuschrift „einer hervorragend alten Parlamentariers", welche mciiit, die in Süddeiitlchland herrichende große Verstimmung könne nur durch die Aiitiöhnuiig jwiichen dem Kaiser und BiSmarck definitiv beieiiig, werden. Al« ob die Schwierigkeiten, in denen sich NeichSregterung und Reich jetzt befinden, nicht meisten» au» der allen Raketenktst» entstammten, dt« leider nicht sruv genug in dir Rumpelkammer geworfen ward." — In den antisemitischen Blattern liegen jetzt ausführ liche Berichte über den antisemitischen Parteitag vor, der bekanntlich damit endete, daß man die Verantwortung für Ahlwardt adlehntr. Au« den Reden gewinnt man de» Eindruck, al» ob hier eine rein taktische Maßnahme vor- liegc, denn fast alle Redner erklärten, daß Ahlwardt, wenn er auch nickt unfehlbar sei, doch große Verdienste habe, und der Präsident, Vr. König, verflieg sich so weit, zu be haupten, daß Ahlwardt auch „in Sachen der Judeafltnten dem Kern nach alle« bewiesen habe und daß er auch mit den Ausführungen über den Jnvalidenfond« im Rechte ge wesen sei". Im Ganzen schien die Stimmung für Adlwardt gar nickt so ungünstig, doch wurde von einer Seite geaen ihn in sehr bezeichne«"» Weise eingcwandt. er habe dir Be wegung dadurch geschädigt, daß der Wablsood» jetzt keine Gelder mehr erhalte, da alle dem Ahlwardtsood« zu- stössen. Sonst bot dl« Versammlung kein Interesse. * Tteltt«. 24. Mai. Dem offene» Dort« Th. Varth'« in der „Nation" schließen sich di» Geständnisse «n, di« «i»
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