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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.06.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930603013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893060301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893060301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-03
- Monat1893-06
- Jahr1893
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vez«g».Prers W tz» Hmiptqpedltiou od<r de» im Etabt» deu Borottrn errickikrlen Au«. Aftelm abg » holt: vierrrljährlich 4L0. ^ z»eu»«ii«»r tLgltchrr Zun«ll,ng w« G öckC Durch di« Potz besage» für 4«^ichl»^ «ad Oesterreich: «terlestädrtich ^4 1»—. Direetr täglich« Kreuzbaiiditsdu»- t«t InSland: monatlich ?.öO. UrBorgen-AuSgub» «rich«int täglich'/,7 Uh^ tzj» Udend-Ausg-be Wochentag« b Uhr. Lt-artiov und Lrpeditio«: JBtznn»k»««ffr 8. DirErvdttio» Ist Wochentag« »»»nterbroch«, »»» früh 8 dt« Abend« 7 Uhr. Filiale«: ttt« Rleunn« Lartim. (Alfred Hahn), Uoiverjltütsstraß» l« Lani« VS,che. kkatbariueustr. 14. patt. und »SRg«vl»tz 7. Morgen-Ausgabe. 'fiMtrTlMlM Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. AnzeigenPreiS die 6 gespaltene Prtttzeüe 20 Psq. Re ela men ualer dem NrdactionSstrich lsgs» spaUe») Ü0>E, vor de» Fam>l>e»„chrichl«» (6geipaU»»> 40^. Größere kchnite» laut „ierem Breit« derzetchaib. Dadellanicher und Ziffernsatz nach tzohcrrm Laus. 0rtra-Veilaar« (gesalzt», nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne Bostdriörderuug ^ SO—, mit Postdesörderung ^4 70.—. Ännalimrschlub für 7in)elyen: Adrud-AnSgade: Vormittag« >0 Uhr. Dio rg« »-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Conn- und Festlaa« früh ' ,9 Uhr. Vei d«n Filialen und Annadmestrlle» je rin« halb« Elund« sruhrr. A»iet>e» sind stek« an dt» Expetzitta» j» richlea. Z? 279. Tonnabend dm 3. Juni 1893. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 4. Juni, Vormittags nur bis Vrv Uhr bkössner. Lxppilltion des I.eip/.leer Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. DI« Pflasterung de« lüdlich der Pserdebahagleise geltgrnen Thril- d«r Fche,iraß» d«r Acutzerrn Tauchacr Ltrastr, zwiiche» d«r -»bigotten- und Luiherstraße in Leipzig-Reudnitz. mit doisrrt«» Slrinrn t. Elaff« soll aa «,neu Unlrcnehmer verdungrn werden. Di» Bedingungen für die,« Arbeiten liegen in unterer T>»iba»- Benoaltung, Raihhau«, 8. Slockwerl, Zimmer Nr. Li, aus und können don «ing. ttd.n od«r gegrn Entrichtung »on üO welche auch in Briefmarken eingeiendei werden können, entnommen werden. Bezüglich« Angebot» sind versiegelt und mit der Ausichnst: „Pflaster««, »er Aenszrreu Tauchacr Lrrahc' versehen ja dem oben dezeichiietrn Grschöllszlmmer bi» zum 18. »iese« Monat«, 6 Uhr Nachmittag«, einjureichrn. Der Ruch »«hau sich da« Siecht vor, sämmtüchr Angebot» ad- julednea. Letvjig, de» 1. Juni 1893. Des Rath» »er Stadt Leipzig Io. »743. Btraucudautzrputatisu. Bekauntmachunß. Segen Umpflasterung wird »o« L. »teie« Monat» «» »tr »ohlgartruftratzr z« L-Nrudui». und zwar zunächst aus d«t Strecke von der Reubaitzrr bi« zur Consta ntinstraß«, spater mtt dem -»«schreite» der Piioslerarbriten euch aus den Übrigen Strecken, wLtzrend der Dauer d« Ardsu«» für «Ira -ahroertehr »»sperrt. Leipzig, d«» 1. Juni 1893. Der Math »er Stad» Leipzig. IX. 7606. ffr. Georgi. Stahl. Kirschenverpachtung. Die dte»fShrt,r Airschrmiutzttu, an de» flsealtfche« Ttratzen »e« Vanvcrwalteretdezlrts Leipzig soll r,«na»e>l». »r« 18. -uni 1888. »,» Barmitta,« 18 Uhr an. im Laale Pe« hirfiae» Schntmachrrinnungshaaf«» <rchlo«,affe Nr. 18) meistbietend gegen sofortige Baarzatzlung und unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingungen verpachtet werden. Die in Frage kommenden tztraheaadtheitungrn und Unter- adiheituagen, ingleichea die Anzahl der daraus aastehenden Baume sind vor dem Termine aus in den Händen der Herren Amlsstraße». ineiiler uad der jämmtlich«, Straheuwtrt« d»« vezirl« desiadttchea «erzeichnissen zu «riehen. Leipzig, am 3l. Mai 1893. königlich» Llratzeii- «np >-«igltche va«per>«alterrt. Wafferdau-Juspreliau. Am 23. Mai 1893 ist in einem Gebölz bei Schladitz ein Man« Ende der 40er Jahre mit regelmäßig,» Genchiszügen uad etwa« eigrautem Haupt- und Barlhaar erbangt aufgesunprn worden. Belteidet war derselbe nnt schwarzer Tuchhose, braunem LaiUeurock, wollenem Hemd, Borhrmd mtt Ümiegetragen, blauem Schlip« mil weihen Punclen, weißt ichgrauen Llrumps, » gez«tchnet T. l). loder li.), Llieseletten mit Gummizügen »ob braunem, sretsem, rundem Hut mit der Finna L. lloru — Usr». In den Lasche» besand sich außer anderen Begenslaiiden ein Zettel mii de» Worten: blüllor dage««>ea, leider Niemand angrtrossen. (!orl bittilor. All« Dirienigro, weich» über die P.riünlichkeit de« Berftorbenrn irgend welch» Auskunft geben könne», werden ersuch», ihn Angaben zum «cieazetthea T >'l. 5 389/83 »n da« Bureau der Staats anwalischajt hier zu richten. Hui, Portemonnaie mit 7 Pfennige Inhalt, i» welchem sich noch ein »erniormiger Uhr>ch>usj«l desindel. uad solgend« ipegeimand«: eia Schlüssel, ein Misicr mit 4 »ttngen „d portzützer, »ine Streich holzduchi» von Lellulose, »ine Eigarnnjuipe von Weichselholz, «in» Haid» ledern« Ligorreutaich» mil Siahlbrill«, an der rin Bügel bald ab gebrochen ist, und »in «rock von Palmblaiirippe mtt Hornzwinge uad langer elsenbeiaernrr lltrück«, um di« sich ein» geschaiyl, Schlong» wind«, desiuden sich bei de« Amtlvorsteher t» Schladitz und könne, dort deuchligt werden. Hailr gS. de» 87. Mai I80S. Der vrfte Staatsanwalt. Lparraffe L'irberlwolkwitz. Unter Garantie »er »e«et«»e. «elrr»,«: »48 S48 88 Sporvndhr vom l. Januar dt« 81. Mai 1893: 4698 Einzahlungen t» Betrag« von b?0 >92 ^4 ll ^ 4376 Ruckzohluug«, . . . 4L4 378 ^4 62 >4. Verzinsung der Einlage« mtt >'/,*/». Erpeditionlzeit: Mon tag» uad Donnersiaa«. Die Zweiggeschäft«»»»« LtStteritz expedirt jeden D,o«rrg- ta«. Nachmiuag» vou ö dl« 7 Uhr, und di« ZwetggeschSstostrllr Paunddorl jede, Mo«ta« und Po««erg»a>. Nachmittag« vou 3 d>« 3 Uhr. Gparraffen-verwoiNt««. Dhck. Die Lriegsrüstuugen Frankreichs. n. Gneist fahrt kort: vom Jabrr 1890 an wird die Vervielfältigung der sran»ostschea Nrieg«macht all ad geschlossene« Gaa»e «rkeundar. Während die deutsche Ariegeverwaltung im Jahre >890 noch mit einer Erhöhung tk« Präsrnzstanve« um >8 000 Mann au«»ukommin glaubte, wurde durch den französischen Staatöbausbalt und jahlreiche Veröffentlichungen anderer Art das Anschwrllea der französischen Kneg»machi von Jahr zu Jahr sichtbarer und für unsere Rilitairverwaltuna beunruhigender, schon im Etat für 1891 war da« stehende Heer auf 26 9S4 Ofsicier«, K20 S48 Mann- schaffe» oeranschlagt. hie Gendarmerie auf 7» Ofsicier». 2t tot Monaschoff». I, demseld», -rnt zahlt» »i, franzö. siscke Infanterie einschließlich der Marinetruvpen 393 Ba taillone, 2118 Eompagnien (zegen L38 Bataillone re« deutschen Heere«). Dir jetzige läbrlich einzusrellende Recrutenzadl wird auf 220 000 veranschlag!, di« Gelammtzadl der mililai- risch geschulten Mannschaften aus Grund de- WehraeietzeS vou l889 aus 4 125 000 «nach Abrechnung der durckichnitt lichen JadreSabgängr). Während die Deutschen im Jahre >870 an Felvtruppen um >04 Bataillone, 400 Geschütze und lSO Schwadronen stärker waren als die Franzosen, zablt die deutsche Armee beule mindesten-70 Bataillone und 276 Geschütze weniger al« dir französische. Wenn man einwendrt, daß diese Zahlen zum erbeblichen Tbrilr ans rem Papiere stehen, und daß die französischen Bataillone im Ganzen minderwerlbiaer seien all die krieg-tüchtigen deutschen, so kann daS zuin Tueil richtig sein und wäre für un- ja wiinschen-wertli. Aber eS ist dabei übrrseben, daß die fran zösische Organisation daraus berechnet ist, mit Hilf« der stanimbalaillone und der zweiten Hanplleute bei jeder Kom pagnie im Kriegsfälle alsbald ein erste-, zweite- unk drittes Ersatzbataillon zu bilden, und daß die Feldarmee ziemlich rasch zu verdoppeln ist. Eine solche Uebermackt der Zable» fällt unabweisbar ins Gewicht, ebenso die Ueber- macht der französischen Feldartillerie in der bente so koch gesteigerten Bedeutung dieser Waffe. Wir glauben dabcr, daß bei uns die Bildung der vierten Stammbalaillone in der neu beabsichtigten Formation nicht abgelebnt werken kann. Soll unser Fußvolk bei zweijähriger Dienstzeit der französischen Infanterie mit dreijähriger Dienstzeit glcick- werthig bleiben und überhaupt die alle Tüchtigkeit bewabrc», so bedarf cS unverkennbar einer eindringlicheren Bildung für den Felkbicnst, die dadurch ermöglicht wird, daß die vierten Stamnibakaillonr den drei anderen die AuSdiltung de» Nach ersatzeS der Freiwilligen, der aus kurze Zeit eintrctcntcn Lcbrer »c. und noch andere störende und ablenkentc Arbeit abnebmen. Ebenso aber bedarf e- der SrammbataiUoiic, um im ÄriegSsall mil Einstellung unserer Reservisten jedem Regiment alsbald rin 4. Bataillon hinzusügen zu können gegenüber den möglicherweise verdoppelten französischen Linien baiaillonen. Es scheint un- daS in jeder Beziehung als eine zweckmäßige Lösung, während bisher durch Abeommandirunz von Offlcicren und Uatrrofficierea zum ErlatzbalaiUon da» Gefüge der Truppe gestört und dir neugebilreken Ersatz datattlonc au- einem völlig oeugestaltetrn Personal zusammen geschoben werten mußien. Ebenso wenig werken wir die Gleichstellung unserer Feldartillerie mil der französischen ab lehnen können. Dir uns gcgenitberstebende französische Armee ist al- eine fertige, in kurzer Zeit mobil zu machende gedacht. Im Jahre l890 ist nun auch der Generalstab neu organisirt, die Zabl der Officierr von 300 auf 640 vermebrt, der General de Miribel, der für Len Moltke der französischen Armee ge ballen wird, zum bleibenden Ehef ernannt, der unabhängig vom Wechsel der Krieg-minister bleiben und im Feldzug El,cs des Generalstabs de- Höchstcoinmanoirenben werben soll. Dio Abtbeilungen und Einnchtunaen de- GentralstabS sind viel fällig dem deutschen n>,-gebildet. Der unwaudelbareG.-danke der Revanche, in welchem das Herr, di« Presse, die Kammer, dir Nation sich einig erklären, bat aber noch einen Rückball in der ebenso allgemein herrsche» den Ansicht von der Uneinigkeit der Deutschen. Die in der Presse wir bei den Mililairschrisistellern unablässig wiederholte Behauptung gebt dahin: Deutschland rrwaric sehnsüchtig den Augenblick, den Druck des preußischen Mui lari-mu- abzuwrrsc». SÜdteulschland erwarte seine Besreiuug durch die .große Nation" am Schluß wie am Anfang des JabrbundertS, und nachdem mit Straßburg und Mcy die großen Einsallthore in daS deutsche Reich verloren gegangen, ist Bel fort mit dem höchsten Kostenaufwand zu einem neuen AuSfalltbor gestaltet worden, aus welchem die jetzt >m Vergleich zur Napolconifcken Zeit fünffach stärkeren Heerrö- masien «insallen und dir süddeutschen Staaten von dem preußischen Norden auch milirairisch abschneiden würden. Wir können seit >890 wobl ohne Ueberlreidnng sagen, daß unser Nachbar im Westen vollkommen .krieg-bereit" luicülzwöt) dasteht. Aber auch unser Nachbarland i», Osten starrt buchstäblich von Waffen durch die niassrnbaffe Borschiedung der Fcldtrupven nach den westlichen Gou veinemenlS und durch eine mobil gehaltene Eaoallerie, die unsere l80 Meile» lange Ostgrcnzc >» wenige» Tagen über schreiten und unserem Lande die zelmsachen Opfer kosten kann, wie rin aus fünf Jabre bewilligte- Mebrerserderms; für da- Heer. Es wird richtig sein, wenn nian für den Augenblick keine Kriegsgefahr al» vorhanden annimmt. Nus; lank ist mit seinen Reorganisationen noch nicht zum Abschluß gekommen, und der Kaiser von Rußland ist friedserlig gestimmt. Ater eS ist wohl nicht zweiselbafl. daß, wenn der Revanche ruf im Westen einen euen, belli findet, der ruisische Nalional baß gegen Deutschland wahrscheinlich auch im Osten dcrvorbrichl, und »»igekrdrt, daß, wenn ein russischer nir,u>» bvtli eintrill, der französische Vorstoß mit voller Sicherheit erfolgt Wir sind der Ansicht, daß die Möglichkeiten de« Kriegs und Frieden- nicht auf Monate, sondern nur aus Jahre zu bemessen sind, und daß wir genau denselben Fehler begeben würben, den die französische» Kammern unter Napoleon lll. begangen baden, die zur rechten Zeit verlangten HeereSverstärkungea zu versagen, terra Versagung sich gar bald durch zwanzigsach nolbwendige Opfer gerächt bat. Nicht durch bloße Erwägung finanzieller und volkSmirlbschaftlicher GesichtSpuncte, sondern durch den Gedanken an die Sicherung de« Vaterlandes wird die heutige streitige Frage ihre Lösung sinken müssen. Für Deutschland bedeutet aber die neue Wendung der Dinge, weil gleichzeitig die zweijährige Dienstzeit zu erreichen ist, eine wesentliche Erleichterung der Dienstpflicht de« Em zelnen, für Frankreich eine unleidliche Erschwerung und rück sicht-lose Härte, welche der Franzose weniger zu ertragen de täbigt ist, al« der Deutsche. Die neue Wendung bedeutet daher eine neu« Garantie de« Frieden«. daß der Mann übcrbaupt nickt anSgrboben, sondern nur! vorgcmnstert ist — die endziliige Entschließung über die Brauchbarkeit eine« Milttairpflxhligen liegt bekanntlich der Oderersatzcvmmiffwn wäbrenk der in die Sommermonate fallenden GeiicralsteUung ob —, kann au- dem vorliegende» Falle > der vorläufigen Bestimmung kiese- Manne- um so weniger ein Sckluß daraus gezogen werten, ob da- von der ^ Mililairvorlage erforderte "Mebr von brauchbaren sungc» Leuien vorhanden ist oder nicht, weil der Man» überhaupt nicht zum Dienst mil der Waste, sondern, wie nachträg lich bekannt geworren und wie dies im Gesetze vollstän dig begründet ist. zum Landsturm benimmt wurde ! Anlage 4 zur Heerordnung, die in der Spalte ..n" diejenigen Kiaiikbeilc» und Gebreche» aussübrt, welche die Hcranziebung! zum Dienste »11 stehenden Heere und in der Erlayreierve ausschließcn, sowie unter Umständen zur Verwendung 1 im Landsturm untauglich mache», sübrt unter Nr, ll De«tsche» Rel*. * Letphis. 2. Juni. Urber di« vielbesprochene Aushebung eine« Manne« mit einem GlaSauge zum Militairdienst gelegentlich der Musterung in Mannheim gehl un« von inndlger ^ ' tdi-er Seite folgend« Mlttheiluag zu: Ndgesehea davvn. Blindheit aus ein ein Auge bei guter GcbrauckSsäbigl keil des autcrcu als solche» Hebreche» aus, welches un All gemeinen die Tauglichkeit bei dem Landsturm nicht auS- schließi. Aber der Spott und Hob» der Eentrum»- und freisinnigen Presse über den au-gebvbenen „Einäugigen" würde sich selbff daun als wenig angebracht erweisen, wenn tcr Be- ircsfentc fälschlicher We>>e zum Dienste mit der Waffe be stimmt worden wäre. Man vergegenwärtige sich nur den Gc- schäslsgang einer Muster ung, In meist »uzulänglichen Localen kommen oft an trübe» Frühlingstagen b>S zu 200 Mann zur Vorstellung, Die- gebt wochenlang so fort und ist wobl geeignet, an die Leistungrsäbiakeit de» »nterffichcnden Arzte« beinahe übermenschliche Ansprüche zu stelle». Rechnet man aus jeden Vorgestelltcn nur zwei Minuten, so dauert daS tägliche MusieruugSgeschäst schon über 6 Stunden. Der gcwöbnUche Vorgang bei der Musterung ist der, daß der entkleidete junge Mann nach rrselgtrr Körper Messung dem Arzt vorgesübrl wird, der an ib» die Fragen stellt: fehl» Jbnen etwa«? hören Sir gut'? seden Sie gut? Selbstverständlich siebt der Befragte bei der Aniwortertdeilung denFragsteUer an. Nun wird sich wohl kein Einäugiger, der, um seine Gebreche» zu verdecken, sich ein Gla-auge kaust, ein solches anschasse», das dem gesunken Auge nicht möglichst glich«. Ter Arzt kann also ohne nähere Unterfuchung, da die Pupille de« Glasauges gerade steht, diesen Fehler, wenn er durch den Recrulen nickt daraus aufmerksam gemacht wird, überhaupt nickt bemerken. In diesem Falte bat ihn der Arzt bemerkt, wie die dem Gesetze entsprechende vorläufige Ent schribuna einer Ueberweisung de« Manne« zum Landstürme bc weist. Man siebt auch au« dem vorliegenden Fall«, daß den Oppositionsparteien keine Waffe zu schlecht ist, um die Mili tairvorlagr damit zu bekämpfen. 11 Veriin, l. Juni. Wie wir schon vor einiger Zeit ge melket bade», war von tcr zusläntiaen behördlichen Stelle eine Zusammenstellung derltiilgen Wünsche vorgenommen worden, welche aus der Milte vvn Industrie und Handwerk über die Durchführung der SonnlagSruhedestim- 1» un gen und vornehmlich über die von den allgemeinen Bvrschristen erforderlichen Abweichungen geäußert waren. Die Zusammenstellung war nach den einzelnen Berns« zweigen gruppirl und in jeder Gruppe diejenige» Au« »ahmen von Len gesetzlichen Con»iagSr»hcbestimmungcn ausgesührt, welche nach beböidlicker Anstatt zu gewähren sein würden, um schweren und unnöthigcn Störungen im Betriebe vorzubeugcn. Diese Arbeit würbe schon vor einiger Zeit den Regierungen der Einzclstaalcn zur Begutachtung namentlich nach den Richtungen übersandt, ob die vorläufig zugebilligten Ausnahmen auf Bedenke» stießen, ferner ob und eventuell welche Ausnahmen sonst noch nolbwendig erschienen. Tie Gut achten der Eiuzclrcgierungen über diese Fragen sind nunmebr sämnttlich eingcganzcn und die Sicklung und Bearbeitung derselben bat vorgenommen werben tonne». Nach dem gegenwärtige» Stand dieser Arbeiten ist anzunebmen, daß mit dem Beginn des Juli ein weiterer von den zuständigen Be hörden >nö Auge gefaßter Schritt be> der Vorbereitung zur Durckfllbrung der Sonntagsrudc für Industrie und Hand werk unternommen werben kann. Zu dem besagten Zeitpunclr sollen die Eonferenzen mit den Vertretern drr>ciiigei> Berus» zweiae beginnen, deren Wünsche auf irgend welche Bedenken gestoßen sind. In diesen Eonferenzen soll de» Angehörigen der verschiedene» Gewerbszweigc die Möglichkeit geboten werden, sich auch mündlich zu äußern Dir Behörden werden dadurch eingcbcnv »ad genau über die einzelnen Verbällnisse unterrichtet werten. Erst wenn diese Eonferenzen, die man in der Reihenfolge der für die BerufSstatislik gc> wählten Gruppirung abuallcn will, beendigt und das dabei gewonnene Material nochmals vrrarbritel sein wird, wird dem BundeSrathe ein ünlwurs zu AuSsübrung-vorschristen voraelrgt werben können. Nach der Beschlußfassung über diese wird sich der BunteSraib an die Beralhung der kaiser licken Verordnung macken, durch deren Erlaß nach der letzten GemerbeortnungSnovellc die SonittaaSrudebestimmunge» für Industrie und Handwerk in Kraft geletzt werken sollen. * Berlin, 2. Juni. Im wetteren Verlaus der gestrigen Vcr Handlungen de« »vangelisch-ioctalen Tnngresie« ivergl, da« gestrige ittdenddloll. Red.) iutirle Pastor Naiimann-Franliurl 0. M. aus, daß die Eveia>de»i»kralt» on einem Puiirtc den gemein sainea Weg niil dem ollen Ehristeittluii» verloren habe. Tiefer Punct heiße lldl lia-mii«, die Streitfrage, wie wett man aus der Erde schon vollkommene ZustSnde erreichen kann Lle Reformolion in ihrer Verwertung des lldttiaomu» sei mit Schuld an der Social demokralie Redner erinnerte daran, mlt welchem Enthusiasmus die Urgemeinden die Nächstenliebe und di» Hilfe für di» Armen und Elenden vlleaten und Ilellle di» mü llchst, Veiettigung von Arinuld und iociol.r Verachtung als oberst» Ausgabe hin. Diese Veleiligiing sei nicht vollständig möglich, mon dürfe aber nicht sich damit be gnllgen, daß aus der Erde keine vollständige littuckieliglett hergestelll werten kann, iondern die Elirtstennienichen müssen on den Fori schritt in dieser ihrer Arbeit glauben Man müsse den Olruudiotz de« historiichen Vorgehen- bochballen und den utopischen chedanken bekämpfen, d.,ß man nur erst tnbula rw>» machen falle und dann ruhig abwarten könne daß sich bester» Zustände von selbst ergebe». Al« Christ muss« man ferner den Gedanken iesthallen, dass immer nur relative Eriolg» möglich sind, und endlich müsse die pnsönlich» Achtung und der p-riönliche Werib >eder »lnzelnen P rion hoch gehalten weiden Die heutige WiribichailSoroiiung bewahre nicht da« Eigenihum. vielmehr werde da« Eiaenii um ln wenig», Händen autgebäuff. Di» prineipiell» Frind chaii der Sveialdeinotraii» gegen die Religion sei sicher auch vom Bland, de» Gactatdemotraue „praktisch 48a« dt» Goetaldematratt» Druck and Verlag von L, Pol, k> Leipzig. 87. Jahrgang. beute biete, widerspreche den eben entwickelten Mrundfiitzen, Ihren Utopien und ihrem inncrweltlichen lthillasmus gegenüber »lü'ie brtt'nl werden, wir die rinzelnr Person einen ewigen Werld daie. Deshalb dürfe man aber nicht mil den Etlrsrln lm Sumvie der allen Äriellschait stecken bleiben, sondern dl« christilch-iociale» Gedanken wüsten dochgehalien werden und mil ihnen musie ma» on unerl,digie Aufgaben der Uirch« heranttclen: 1> a» die Frage des EapililiSmu« und die ZinSsrogr, 2f an die Versorgung der Nolh- leivenden „n engeren Sinne, und 3) an da« christliche Gemcinfchasis- lrven (Lebhafter Bestall.) Nach kurze» Bemrrkungen de« Pros. ffr. v NathusiuS z» de» stm jieslngen Abendblalle mitgelheilten) Thesen erklärt» Professor vr Varnack-Berlin, daß er di« vom Pastor Naumann gegebene geieliichllicli-vdilofovtufcht Auffassung von der Saeialdemokrattr sur bedenklich Halle Sie sei anlichrislllch und die Reformation fei nicht schuld on der SociiUdeinokratie, weil sie den Cbiliasinus verworfen dabr. Was uns vorbildlich sein müsse, sei nicht die Gemeinde zu Jerusalem, sondern dl« lebendige Verbindung von Gollesdirnsl und Nachilendirnst, und in diesem Llnn» könne di» Urgememd« nur das Ideal sein. (Beifall.) Hospr.diger 0. T Stöcker: Beim Ausiecien de« Pastor« Nau mann bab« er ei» Gefühl gebubt, wie e» etwa die Führer der Soeialdcmokraien bei dem Auftreten der „Junge»' überkommen sein mag. Die Socialdcinokraile habe mit dem christliche» Etiiiiasmus nicht- zu Ihn», denn ein gut Theil ihrer Lberpriesicr seien Juden. Hinsichllich de« christlichen Grundgedanken- stimme er dem Pastor Naumann bei. die christlichen Ideen müssen aber vrakliichcr aistgestistt werdr». Christus iei keine absiraci« himmlische Persönlichkeit, er sei keine blostr nüchterne Erscheinung der Liebe nnd Friedfertigkeit, sondern habe doch auch dir Wechsler aus dem Teniprl geirieben. Lullier werde ebenso falsch beurlhcilt: man belrachie ihn iinmer nur all Theologen und dabei sei er doch auch rin Sveialpoliliker und in gutem Sinne ein Rrvolulwnair gewesen. Das Cbristcitthum sei nicht dio» Erlösung, sondern auch Bruderliebe Tie christlichen Ideen müssen mebr rcalisiri, möglichst viel Elend beseitig! und möglichst viel Wobikahrt geschaffen werden. Wolle nian der Social- deinokroli» da« Heit au« der Hand winden, so möge inan sich um das christlich-ivciale Bannrr schaarrn. Geh. Ralh Professor Wagner: Durch allgrmeinr Rcdr- wendungru erhalte mon kein brauchbare« Material sur pvstlwrS Vorgehen. Er würde e« sür proktilch hallen, wenn man dir Frage erörterte, welche» Slandpunci habe gerade der evangelische Ehr,» der Wlrthschaslsvrdnung gegenüber einzunebmc» Angesicht- des Bidrlwvris: Führ» un» nicht in Brrsuchuug! Unserer Wttltstchasts- ordnung lel der Vorwurf zu mache», daß sie nu« so starr »1 Ver suchung führ«, de» unreelle», arbeitslosen Erivreb, dir Spreu lalivn fördere, zum Luzu« veriudre. Man müsse auch vom evangrlisch- chrtsillche» Siandpuncle aus eine Fortbildung und Umgestaltting dieser Wirthlchaji-ordnung dinslrebe» in dem Sinne, da» Privat rtgenldum nur wesentlich erworben werde» kann ans reellr Weise, der unreelle Erwerb zurückgrdraiigl wirb, der Lupus nicht so slorirt. lBrisall). Nachdem stell »och G öd re-Berlin und Eberl-Hamburg zur Sacke geäußert, stimmte di« Versammlung im Allgemeinen den Leittatzen d«S Referenten z». El folgt» da« Referat de» Pastor-Cr 0 nein eher-Brrmerhaben über Hcimeidcolonien Derselbe wir» daraus bin. Loh jetzt 2ü Arbeiiscolonir» bestehen, 1» welche» 00tn«» Leute Auicittdait gesunden haben. Wir der Neiereitt aus Grund der Erfahrungen, di» er in der von ihm gegründeten Colons« Friedrich-WilbelniSdors gemacht, au-iührle, steht» dir ArdeilScoiviiie» vor der Gesoür, das« sie die Zwecke, sür welche fie gegründet sind, nicht erfüllen, sonder» vielletchl da« Gegentheil Hervorrufen, wenn sie nicht den Fehler, der ln der Organisation srlbsl steckt, au-merzen. Redner be fürwortet« die Zwetthrilung der Arbeilrrcoionirn in Liras- und Besterung-.Anstallrn, die vom Staate «inzurichlen sind, und i» Heimalh - Colonirn. Redner erinnerte an die Urbarmachung der WOVO üm Moor« und empfahl solgend« Leitsätze: I) Sollten die Arbeitcr-Colonten an der -Heilung des grobe» socialen Schaden-, durch den sie In« Leben gerufen wurde», mit Nachdruck und Eriolg arbeitrn, Io bedürfen sie zu ihrer noll>- wcndige» Ergänzung der Heimalheolonirn. 9) Dir wirlhschail- liche Ezistrnzlahigkrll drr Heimalheolonien ist iestgeslellt Ns Da al« Jniassen der .Hclinolbrolonlei, imil und ohne ihr Verschuldens orbrtt«- und rrioeiüsla» gewordene Männer >» Aussicht genommen sind, so bedarf e« verschiedener Llassen, In denen sic für ihren zu- künftigen Berus ou-gebiidel werden. 4) Der zur Heimaiheolonic gehörende Grnnd und Boden bleib» unveräiißerliche« Eigcnthum der Gesammihett: die einzelnen Jniassen erhalten ihr Coionai in Taurr- pacht. 5) Den Helmaikeolonisten ist in »miassender Weise Gelegen heit geboten, sich die Vonbeii« der Association sür Verbrauch und Erwerb zu eigen zu machen. Nach kurzen erläuternden Brmerkungen des Pastor- Zill- mann und d»S SeminarlchrerS F i e g > l e r - Bensbrim stimmte dir Vrrsammlung im Anschluß an dir Leitsätze de« Rckcrenle» einer Resolution zu, nach wrlchrr sir in dem Gedeihen drr Heiinalh- coloiiira «in« werihvoll« Ergänzung der Ardrilercotonie erblicken würbr. Heute, am zweiten Verhandlnnqtlogr, sprach Hosprcdigcr Braun- Stullgari über di« A n Näherung drr Siäiide >» drr Gegenwart: er rmpiahl eine wirkiam» Förderung dieser Annaberuug durch »ni- sprechrnde Sleuer-, Schul- und sociale Gesrtzgebung ,c. Professor Wagner sltmml« der Ausführung im großen Ganzen zu »nL führte aus, wenn die Abgeordnete» v. Ehner» und Gras Frantenbrrg mtt alle» Mitteln gegen die maßvolle, von großen socialen Gcstchl-puiiclen grlragrne Finanzpolitik des Finanzmiittsler- Miqurl ankämpfra, so ged« daraus hervor, daß die wohldabrnden Clafir» keine grnügrnLe ökonomische B ldung und kein genügende« Pflichtgefühl habe». iBeisall.» Hos- predigrr Stöcker rrilärle, ma» inüsie im dlugr behalten, daß drr jetzige Gührungtproerh de» LiilwickclungSgang nehme» werde, La» di» durch da- allgemeine, gleiche und dirccle Wah.reclil durMgesührte politische Gleichstellung auch aus drin ökonomische» Boden sich all- malig vollziehe. Nach längerer DiScusslo» tritt die Versammlung im Allgemein»» drn Ausführungen Braun'» bri. lForifrtzunq solgl.) » Berlin, 2. Juni. (Teleqreimm.) Obrrbürgermcister Or. Bau mb ach Hai an den Vorstand der ne ne» Frac- tion de« Herrenhaus«« folgende« Schreiben gerichtet: „Dem verehrlichen Vorstand der neuen Fraction de- Herren Hause« habe ich ergebenst mitzutkrilen, daß ich zwar aus die Zugehörigkeit zu der neuen Fraction keinen besonderen Werth lege, daß ich aber aus der ankeren Seile durchaus nicht rinzusehcn vermag, inwiefern die neue Fraction dazu bereisen wäre, über mein Verhalten in dem Falle Herbcltc ein Urtbeil zu fällen Ick bi» anläßlich diese« Zwischen salles den unaereedlesten Anariffcn in der Presse au-gescyk. Wie die neue Fraction dazu kommt, sich an diesen Angriffen zu betbeiiigrn, da« verstehe ich nicht In dein Gespräch, da- ich mit Herrn Herbette batte, gedachte ick i:n Zusammen- bange mit einigen Bemerkungen ilbrr dio gegenwärtige friedliche Lage der Alliance zwischen Frankreich und Ruß land. Drr Botschafirr brmerktc mir bieraus (wenigstens nach meiner Auffassung), rr glaube nickt, baß man berechtigt sei. von einer Alliance zwischen Fraiikreich und Rußland z» sprechen. Wenn aber Herr Herberte jetzt erklärt, daß er nur gesagk b-d«. er sei oi»t in der Lage, hierzu sprechen zu könne», s» will ich nicht bestreiten, daß »in Miß-
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