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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189306040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18930604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18930604
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-04
- Monat1893-06
- Jahr1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1893
- Autor
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x; »>.«.», >«. io »o > » »Ü. . tU-A«. iß. > o l-v »S! i-t >ö , v. i ». v»SK KI.««! vez«g-.Pre» i k» Ha»vt»r»editbo, od« den tm «tad». »d dm Vororten «richtete» Au«. iid-»holr: vieneljädrlich^lsLH iilia« täglicher Zsustellung ins -4 d^L Durch di» Past bezogen für „ichlaad und Oesterreich: viertel,übrUch . Direkt» täglich» ldreuzbandiendang D» »uslmld: monatlich ^l 7L0. M»»»^»«»«aob» erschein, «»glich '/.7 Uh^ W, »dmd-Mmgabe «ochmtag» 9 Uhr. u«L Lrveditio«: A«tzanue«,affe 8. Ddlrpebittm ist Wochentag« »n»nt«brache» ^ö»«t ma srich 8 bi« «dnch» 7 bltz^ Filialen: Htt» Me««'» Lortim. (Aisretz H«H»X Uato»r,>lät»s,rad» 1, «oui« LSsche. titharinnlstr. 1t. pari, und KänlgSvlatz 7. nMer TllgMatt Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. AnzeigenPreiS die 6 gespaltene Pctitzeile 20 Psg. keclamra unter dem Redaetionsstrich <4ga« spatt«») 50-4, vor dm Famiiiennachnchtau <6g»spalt»a) 40/^. Größere Schriften laut unterem Preis« verznchniß. Tabellarischer und Ziffernjatz noch höherem Tarif. Vtztra-Vrilagrn (gesalzt), nur mit der Morgen «Ausgabe, ohne Postbesörderung Ä.—, mit Postbeforderung 70.—. Annatimeschlub für Zinzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags >0 Uhr. Marge n-Au-gabr: Rachmitiags t Uhr. Sonn- und Festtags früh V-9 Uhr. Bei den Filialen »nd Annekmestefleu >e eine bald« Stunde früher. >nzrigrn sind stets an di« Expedition zu richte». Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. F- 281. Sonntag den 4. Juni 1893. 87. Jahrgang. >o Ll.it »KL >, » « > 0. > ». , 6. NÄU. i L l L » 0 >g. elili»« . stod.rto ,»N«u. o. 'S/- r»r »r w.7. »et l I»« ltllcb ll»N > v > 0. t«eb »eet Amtliche Bekanntmachungen. Ocffenlliche Sitzung der Stadtverordneten «t»«vo«, tzrn 7. -»Ni 18»». «den»» «'/, Uhr. t« LiUunsosaate «m Raschmartte. Lage»ordnu»g: I. Bericht de« Bau« dez. Oekonomie- und BersasfungSaurschusse« über dos Tont» 36 „Wasserwerk" und das Specialbudget „Wasserwerk" des dlesjäbrigen HauSdallplane». II. Bericht de- Bau-, Orlonomir- und AinaiizausjchusseS über: a. die Borlag», betr. den Ankauf de» HeUmuih'jche» Gute- in Lindenlhai; d. den Ankauf der Parcelle Nr. 705 des Flur buch» für Leipzig-Liudenau. III. Bericht de» Finanz» und VersassungsauSschusseS über die Vorlage, betr. di» Berpachtuug des Sladttheoiers vom I.Juli 1895 bis 30 Juni >902. IV. Bericht des Gas-, Finanz-, Bau- und Lelonoinieausfchusie» über Erbauung ein« elektrischen Leutrale im Wege der Eoucession«. erlbeilung^ V. Bcrichl de- Siistungs-, Bau- und LekononlieauLschusses über Anlauf des Ditirict,'scheu Grundstücks Stötteritzer Straße Nr. 4L i» L.-Reudnitz und Umbau de» Grundstück» für Zwecke der Unterbringung von Hotpitaiitea. Bekanntmachung. Nachdem die öffentlich „»«geschriebenen Arbeiten zur Pffasterung 7 »Ihlgartrnstrake in Leipzig-Reudnitz vergebe» j,nd, werde» i unberücksichligi gebliebenen Bck Stelle für Militairanwärter. Für die Augendettanftalt der Universität wird ein «ntzer- hetratheler Mttitatranloärtrr als Pförtner und Diener für den 16 dieses Monat» gesucht. Die Stelle trägt 500 .si Gehalt bei reier Station. Bedingungen sind: Gesundheit und nüchlenie» Verhalten. Vewerbungsgesuche sind an da» unterzeichnet» Rentamt zu richten, wo auch persönlich« Vorstellung zu erfolgen hat. Gesuche solcher Per Ionen, welche nicht im Besitze eines EivII« versorguiigs-Echeine» sind, bleibrn unberücksichtigt. Leipzig, am 3. Iuut 1893. UntdrrsitsitS-Rkiikamt. Gebhardt. Gesucht wird der am S. Juli 1848 in Merseburg geborene Schleifer Hrrmonn Hugo Wolsf, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhaltrn ist. Leipzig. 1. Iuns 1893. Drr Rath vrr Etat»» Lel-ris, Armenamt. Adthetlung ll. Id. V. 739c. tzenrschet. Frkm. der ,,, ^ . —,—. di» unberücksichligi gebliebenen Bcwerder hierdurch au» ihren bezug- lilhen Angeboten «utlaffen. Leivzig, am 29. Mai 1893. .. Lölü Ler «gth Stadt Leipzig. ^ 763. Ör. Georgi. LichoriuS. Äusschreibung. IN Die Ausführung der nachstehend verzeichuetcn Arbeiten bei der Erbauung einer neue» Mbortaiiiagr an d« Tlll. Bürger- und rl. vrzlrk»sch»1t in Letzezig-lplagwi- au d« Schuislrab» uud uvar: 1) hie Tischlerarbeiten» A) » Glase»a>heilen. 8» , Lchioffc,arbeiten, 4) - Msppatt- uuv «emeutarbciten und 5) » Allsireicherarbettri» soll a» je einem Unternehmer verdungen werden. Tie Bedingungen «nd Arbeileverzeichnisje sür die genannten Meile» liegen in unser« Hochbau-Verwallung, Malbdaus, 2. Stock werk, Zimmer Nr. 7 au» und können daselbst einge,eben oder gegen Eatruhtung der Gebühren im Betrage von I ^4 zu 1, 0,50 zu 2, s »nd 5 and OM »» 4, weich» anch tu Briesnmrkr» tingesend«, «erben können, rnlnommen werden. Bezügliche Augedole sind versiegelt und mit der Aufschrift: HU. Bürger- nn» -4. Bczt»ko-Schute — Ad«rtanlage- rischirtarbeitrn. brz. Glaser-, Dchloffrrarbetten »r. rrrsehen, ebendasetvst, porloicc, und zwar bt» zum 12. -nnt h. -., Vormittags lv Uhr, einzurcichen. Ter Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerb«n, bez. die Iheiilmg der Arbeiten und dt« Ablehauag sämmtiicher Am geböte vor. Leipzig, de» 1. Iuut 1893. Der Natt der Stadt Leihzia. Ib. 2S6S. l)r. Georgt. vr. Lonndorf. Bkkanntmachuntz. Die Lief«uaa von guszetscrnen vau«gttter« für die Vest- stite »e» A«»»ft»shlatzeo soll a» rinm Unt«aehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen ln unserer Tiefbau« Verwaltung, Ralhhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 23, aus und könne« dort kingesehrn ob« gegen Entrichtung von 5" die auch tu Vriesmarten eingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Ausjchrift: „Lirsrrung gusseiserner Vaumgttter skr den Angustnsplatz versehe,, in dem oben bezeichnet«» Geschäklszimmer bt- zum IL. »iese» Monats, b Uhr Siachintttag«, einznreichen. Der Rach behält sich das Siecht vor, sämmtltch« Angebote ab- znlehnea. Letrztg, de» 2. Jnui 1893. Le» Math» der Ekabt Leihzt, I«. 27SL. Ttratzendandedntattoa. Lkkanntmachvng. In der Zeit vom 6. Mai bt« 8. Juni dieses Jahre« gingen an sretwiltgen Gaden bei uns ein: 3 ^ io rin« Privatklagsache von E. L. R., 10 » - - Sübne in Sachen L-'/.V- durch Herrn Rechts anwalt I. Zehm« ht«, > ^ ^ k Aletnzschoch«, 2 » 1» - ln Privatklagsachen H. /, Fr. durch da« Königlich« Amtegericht hier, > » 90 « Ertrag des Musikautomaten im Panorama durch Herrn 2 » 91 » Ertrag des Musikautomaten W. Busch hier, im East Bauer 10 » — » überwiesene Eacklverständiaengebllhr von Herrn vr. durch da« Königliche Amlsgerichl hier, S . — » Sühne in Sachen Schn.'/.Sch. durch Herrn Rechtsanwalt I. Zehm» hier, 49 » 06 ^ Summa, vorüber hierdurch dankend quittirt wird. Außerdem wird bekannt »geben, daß Herr Robert Legener dem 45 Annendistricte 200 Speilsnartrn zur Ben Heilung au dir Anueu diese« Dmricte« übergeben Hot. Lechzt^ de, S. JnUt 1893. Las Ar«e»a»t. Healschet. Schicker Lkkinutmach««-. «mttaa. de, 1». ». var«»tka«s ' ,1l «dr soll in, Eeichästszimmer de« uaterzrichueteu Gemetudevorstandes die der diesige, Gemetndr gehSrige , . . ^ viudrnhauswirthschask s Io brr thunlichst sofort unter den ,m Termin bekannt zv machenden, auch vorder ans dem Rathhous einzuskhenden Bedingungen ossenliud an den Meistdiermidr». jedoch mit Vorbehalt des Znichlog« »,L de, «nswadl „rer den Bietern, anderweit verpachtet werden »er Pschier ha, ««0 Eaatton z» leiste». Elaalkuhai, »hür.), de, 1. Iuut 1393. Lsr GeM^udeporft«,» GchaoldaL kirschenverpachluny. Die diesjährige Eirschk»»»>z»»g an den fiskalischen Ltratzcn des Bauverwallerei-BezirkS Rochiit) und zwar: aus «bih. 4 und 6 der Waidhr>ni-Nltr»hurgcr Straße, „ ,» 1 „ Rochl>«z.Woldr»bn,grr „ mit der Vrrgftraßr, „ der Nochlttz-Thcmiiitzrr Straße und „ Abtd. 2 (Slat. 7,t—8,0) und «brh. 3 drr Viittwetda-Nach- litzrr Straße soll Mittwoch, de, 7. -nni 1893. vorm. ' ,16 Uhr, tm Bastbos zur .^Stadt Lripzig" i» Rochlitz, auf Bbth. l—3 der W>tl»hri,»-Älte»bnrger Straße an demselhr» Tage. Nachm. 3 Uhr, in, Gasltwse zu Atyrndori, auf Bbth. 2 der N«chliß-Waidr»»»rger Straße, „ „ b „ Watvneim Altrndurger „ und „ der Wechsrlh»rg-Getida>nrr ,. Lonnrrotag. de» 8. Juni 1893, vorm. 19 Uhr, >n> Gasthos zur „Grünen Tanne" bet Narsdorf, auf Adth. 1 «nd 8 (Star 4.0—7.N drr Mittwetda-Noch- Itüer Straße, „ 4 der Liinb.lch-Mittwkidaer Straße, „ ,. 1—4 „ Vetsntg-Vdrmnttzer », und „ „ 1n.8 „ Mlttweiva-Hatntch »er „ an demselben Tage, Nachm. 4 Uhr, tn UMu„Ivl>'s Gasthos ;» Ertau, auf Abth. 3—5 der Nochlttz-Waldrnbaraer Straße. „ ,. 2—4 Nrißrnhaiuer Straße uud „ der Vnn,en««-Td9e»re ., Krettag, den 9. Jnnt 189S, Rach«. V,8 Uhr, in Uek-lx s Restaurant In Prnig, auf Abth 1—3 drr Limbach-Mttkwetdaer Straß« und „ „ I „ Nrlqrnüatnrr .. Sonnabend, den 19. -,,nt 1893, Nachm. 2 Uhr, im Gasthos zum Sudler" in vurgstSd». meistbietend »egen sosorktgt VaarzahlNNg und unter den in den Terminen bekannt »u machenden Bedingungen verpachtet werden. Näber« AuSkunN über die einzelnen Pachtstrecken vermögen di« Herren Amtsstraßkixneister und säminllich« Ttratzenwärter zu erlheilen. stünigl. Straßen- n. Vaffertau- Königs. Vanvrrwalterei Änsprrttan Grimma, Nochltt», de» 27. Mai 1893. Köhler. Voigt. Schdt Lrk«»ln1lnachun-. Dir IagdMItzUNg in der ca. 875 li» enthaltenden städtischen Hinterhaide soll Montag, den 3. Inli er., vormittags II Uhr, im Seisioliszimmer des hiesigen Raihhauses sernrrweit aus 6 Jahre meistb,«teud verpachtet werden. Zahlungsfähig» Paiblliebbaber werden hierdurch mit de», Ve> merken eingetadeu, daß die Bedingungen im Termine bekannt gemacht, aber auch schon vorher gegen Erstattung der Lopialien bezogen werden können. S rchmtedebrrg, den 8. Juni 1893. Ler Magistrat. Aus großer Zeit. i. * Die verbündeten deutschen Regierungen, denen der ans gelöste Reichstag die Mittel versagt bat, die nach der Uebrr zeugung dieser Negierung zur Erhaltung der glorreichen Errungenschaften Kaiser Wilhelm'« l. und seiner Paladine unbedingt nötdia sind, baden vertrauen-voll an daS deutsche Poll mit dem Rufe sich gewendet, seine nationalen Heilig tbiimer durch die Wahl eines opferwilligeren Reichstages schützen zu belf.'». Zündend bat dieser Ruf selbst in solche Kreise bineingewirkt, deren Vertreter sich ablehnend gegen die Forderungen des BuntcsratheS verhielten. Aber neck nicht überall bat er gezündet, am wenigsten anscheinend bei ber jüngeren Generation, welche die mächtige Erhebung Deutschlands, die zur Einheit führte, nickt miierledt bat und deshalb die Erinnerung an jene große, dir ganze Ration „ach schwerster Sorge mit stürmischer Begeisterung durchlebrrnden Zeit nicht in sich trägt. Rechtzeitig erscheint daher gerade für diese jüngere Generation da» schon in unsrer gestrigen Morgennnmmer erwähnte zweibändige Werk von vr. Hans vlum: „Aus he» Wr,e zur hentsche« Vtnhett", da« Schein für Sckritk diesen Weg verfolgt »nd jene Sorgen sowohl, wie jene begeisterte Erhebung lebendig vor di» Augen unserer Zeitgenossen stellt Wir emxseblcn dieses Werk aus daS Wärmste Allen, die sich und Andere anspornen mögen zu der Tbai, die da» Vaterland am >5». Juni von ihnen erwartet, und entnehmen seinem zweiten Bande ein Eapiiel, das überschnellen ist „Tie anßerorhentltchen Sttzunaen hes uorhheutschen Reichstag» t« Jahre 1879." Ei» hiesiger hochgeschätzter Geistlicher, der das Buch sofort nach seinem Erscheinen mit gespanntester Er Wartung gelesen, schreibt über dieses Eapitel: .Diesen Ab schnitt säke ick gern aus jede mögliche Weise verbreitet, und zwar sofort durch dir lagesprrffe noch vordem 15. Juni, denn sein Inhalt wiegt an überzeugender Kraft ein Dutzend Wahlreden aus. nnd wen er nickt packt, den muß man ausgeben." Wir stimmen diesem llrthnlr völlig zu und lassen daher deu Abschnitt bier folgen: L« i?. Juli 1>?V srhitlie» »i» >b,«»r»»eteu m» R»rd- deutschen Reichstage folgendes, als „wichtige StaatSdcpesche" mit drr größten Beschleunigung an sie bestellte Telegramm: .Der Reichstag des Norddeutsche» Bunde» tritt de» 19. Juli Mittags 1 Uhr in Berlin zusammen. Ter Bundeskanzler." DirseskineTtlegramm kennreichnet die drängende Hastundden schweren Ernst der siage, denn sonst pflegte der .StaatSanzeiger" den Abgeordneten den Tag der RcichStaascröstnung zu ver künden. Jetzt beschick der Kanzler jeden Einzelnen persönlich zur Uebung rer höchsten Pflichten des Volksvertreters in den ckwersten Stunden teS bedrohten Vaterlandes. Wie ein Irost im Hobe» Sommer, wie rin Wetkerschlag au» heiterer Bläue war die freche Kriegsdrohung de» Feinte» über Deutsch land gekommen — so frivol und unverhofft, daß nur Wenige damals glauben mochlen, cS werde Ernst, wirklichrr blutiger Krieg werden. Die Sccncn verblendeter blutdürstiger Kriegs» wutb, gepaart milder »leineidigenNüge der sranzösischenMinister, wie sie der 15. Juli i» den sranzösischen Kammeni zeigte, waren allerdings schon vorüber. Auch der greise König Wilhelm war von Eni» nach Berlin zurückgekehrt, und vor Allem: dir Mobilmachungsorrre war erlassen, alle Straßen und Plätze, alle Eisenbahnen und Ehanffecn. Flüsse »nd Ströme starrten von deutschen Jüno,linge» und Männern, dir gehobenen Herzen» u den Fahnen eilten. Aber immer war die letzte Hoffnung iner sriedlicken Wendung noch nickt benommen, die wirkliche Kriegserklärung noch nickt überreicht, noch kein persönlicher Ansivruch de» Kaiser» Napoleon über die 1?age geschehen. Und Diejenigen, dir hoffte» bis zuletzt, richteten an ihren Abgeordneten zum RcickSlagc die bange Frage: sind sie ein- berufen? Solange diese Frage verneint wurde, bosslen sie weiter. Al» sie jene» Telegramm sahen, verscnklcn Sie sich n den uiigehcuern Gedanken, daß nun wirtlich der Krieg ent brennen werde zwischen den zwei waffenmächtigstrn Völkern EurrpaS. Tie bei Weitem größte Zahl der Abgeordneten zum Reichs tage war schon am l8 Juli in Berlin versammelt. Wohl keinem unter ibnen ist diese Reise leicht geworden. Jeder opsrrle dem Vaterlande Stunden, die sein Herz am liebsten am heimischen Herde verlebt hätte Denn wer unter ihnen tcllle zum deulsckcn Heere danialS nicht einen Sohn oder Bruder, ein liebe- Haupt seiner Familie, mit dem er gern so lange wie möglich vereinigt geblieben wäre? Die Stunden, dir jetzt beim Abschiede versäumt wurden, brachte Manchem keine Ewigkeit zurück Aber über Alle» ging dem deutschen Abgeordneten ber Ruf des Vaterlandes. Auch die Stunden, die Augenblicke des Wiedersehens der alten Eollcgen vom Reichstage hier an der Stätte so mancher langen friedlichen Beratbung, manch harter Parteifebte nnd bitter trennender Begegnung im parlamentarischen Kampfe werden unvergäng liche Erinnerungen bleiben der großen Tage. Es gab keine Parteien mekr in diesen Stunden. Man reichte sich schweigend, ernsten Antlitzes und leuchtenden Auge« die Hand. Dann glitt gleichzeitig beiden derselbe Gedanke über dir Lippen: „Wer hätte denken können, daß wir so uns Wiedersehen?" Dann folgten die Fragen, die Jedem daS eigene Herz zum Zerspringen füllten: nach der Heimatb, der Familie, den An gehörigen, die Zeder zum Heere stellte. Und dann begann Jeder die Arbeit der Pflicht. Scheu am Abend de« >8. Juli traten sämmtlicke Fraktionen de» Reichstages fast zu gleicher Stunde in Beratbung über die Aufgaben de» Reichstages in dieser außr,ordentlichen Lage. Auch darin wetteiferte jede der oft so feindlichen und entfernten Parteien in Selbstverleugnung und klarer tactvollcr Erkenntiiiß der Würde der hoben Versammlung. Es ward beschlösse», die morgen zu erwartende Tbrenreke mit einer Adresse zu beantworten, die dem greisen königlichen Oberselkherrn »nd jrtrm Krieger der deutschen Heere die letzten Segenswünsche enibielrn, dem AuSlanke aber beweisen sollte, wie Krone und Volk in diesen schweren Stunden zn- samnienstUnren als untrennbare Glieder eines großen Volkes, wir alle» Andere vergessen werbe über der Liebe und Hin gebung für da» bedrohte deutsche Vaterland. Demgrinäß ward ferner beschlossen, alle Credit- und Gcltsorderungen der Re gierung rasch, einstimmig und mit möglichst wenig Worten zu bewilligen, und ebenso alle anderen Vorlagen, welche die Cenlralgewall und der BunteSralh im Drange der Notb erforderlich halten würden. Die wenigen undcutscken Gesellen die selbst in dieser großen Erhebung de« deutschen Gemein- gefüllt» hierher gekommen waren, um den alten Zank und tzrlank ihrer verrotteten Parteiverbiffenbeit zu erneuern, wie der alte Ewald, reisten unmutbig wieder nach Hause au> Anratben ihrer sonst gleichgesinnten, aber klügeren politischen Freunde. Von der wenig ehrenvollen Au-nabmr der Herren Bebel und Liebknecht wird später die Rede sein. Vor der eigentlichen Eröffnung de- ReickStagcS vereinigte am l9. Juli srüh ein gemeinsamer Gottesdienst den Hos, die Mitglieder de« Bunkestanzleranite». der preußischen Mini sterien, teS BunkcsratbkS und Reichstage- im Berliner Dome. Auch die meisten katholischen Abgeordneten nahmen an dieser kirchlichen Feier tbril, da sie die deutsche Kanzelrede der lateinisckrn Messe beute korzogc». Cie hatten e» nickt zu bereuen. Die Predigt de- OberbosprekigeiS Vr. Hosiniann über den BibelverS „Mit Gott wollen wir Thaten tbun" war diesmal eine ganz hervorragende, der begeisternden »nd ergreifenden Stimmung de» Augenblicke- durchaus würdige große Rede. Wer mochte auch ebne Rührung gedenken, daß beute vor 60 Jahren dir gottbegnadete Königin Luise ven Preußen ihr Haupt zum Sterben gelegt batte, und daß nun ihr Sob» König Wilhelm da« Schwert zog, um die Racke Gotte» z» vollstrecken an dem Erbfeinde, der seiner Mutter Herz gebrochen hatte und nun abermals den Frieden tc« ganzen deutschen Volke» brach? Der preise König war tief erschüttert und mit ihm die meisten Andächtigen Vor Moltkr'S klarem Auge, drr bescheiden auf der bin- »ersten Bank drr Kirche unter den Abgeordneten (zu denen er ja aedvrke) seinen Platz gewählt batte, mocktr die ganze Schwere und Größe der Ausgabe vorüberzieben welche da» Vertrauen seine» König» unk Lande» in seine Hand gelegt batte. BiSmarck ragte unter den Mitgliedern de» BundeSratbeS auf der Emporkircke um HanpirSlänge hervor, und schaute mit der ganzen Milde und wohl wollenden Ruhr, »«reu seine ehernen Züge säbig sind, kor sich nieder. Nach der Kirche fand sofort dir Eröffnung de« Reichs tage« im Weißen Gaal« statt. Dir Berliner Br»Ilkrruog, die sonst für derartige Staatsactionen eine geflissentlich; Gleichgiltigkeit zur Schau zu tragen gewohnt ist, sperrte die» mal zu Tausenden dir Zugänge zum Schlöffe »nd begrüßte den König, die Prinzen, BiSmarck, Mollke, Roo», Vogel ko» Falckenstein, Steinmetz ». s. w. mit lautem begeisterte:, Zurufe. DieTbronrrde, welche der greiseKönig selbst, mit tief bewegter, käusig fast versagenderStimmrvom Thronr herab ver IaS und welche neunmal voni jubelnde» Beifall der ganzen Ver- 'ainiiiliing, einschließlich der Tnbünr, oft aus Minute» unter brechen würbe, war vielleicht das Beste, was bis dahin au« BiSmarck S Feder geflossen war. Jedenfalls ist diese Thronrede eine der stolzeste» und würdevollste» Schriften, welche die gesaiiiiiiic deutsche Geschichte auszuweiskn bat. Da» crlaiiutc auch die Presse beiter Erdtbeile einstimmig an — die rruiiklichcn Engländer, Schweizer und Belgier nickt aus genommen, deren neutrale Gesinnung im spateren Verlause drS Kriege» eine so ansäucrlichc Beimischung von Neid und Furcht gegen u»S erhielt. Diese Thronrede war zugleich die erste amtliche Kundgebung des deutsche» Bundesvbrr Hauptes seil jener töniglichen Depesche von Ems und wie lene der iunlgste A»«rr»ck teS vaterländischen Zornes und SchtachleniiiuihrS, de» Gott- und RcchtSvertlauciiS, welche das ganze delilsche Volk beseelte» Diese Rete iauteie: Gechrie Herren vom Reichstage de» Nvrddeulichen Bunbe'-s Als ich Sie bei Ihrem letzle» Zufainmentrele» an dieser Stelle im Namen der Verbundkien Regierungen iviUtomme» hieß, Luriie ich es mit sikudigem Danke bezeuge», daß meine», ansrichiigen «irrten, den Wünschen der Baller und de» Besürsiuffc» der Elviilfatio» durch Verhütung jeder Slörnng de» Friedens zu entsprechen, dev Erfolg unter Gottes Beistand nicht gesehtl habe. Wen» nichtsdesto weniger Kriegsdrohung und KriegSaesahr den verbündeten Re iterungen die Pflicht „»ferlrgt haben, Sie zu einer auberordeiitliche» Lewvu zu berufen, so wird in Ihnen wie in u»S die Uederzeugnng iebendig setn, daß der Rorddcutiche Bund die deutsche Vollssrajl - nicht zur Geiahrdung, sondern zu einer starke» Stütze des allgemeinen Frieden» auszubildeu bemüht war. und daß, wen» nur gegenwärtig diese Bolkstrasi zum Schutze unserer ll»addä»gigle,l aufrusen, wir nur dem Gebote der Ehre und der Pflicht gehorche». Tie spanische Tdroiicandidaiur eine» denische» Prinzen, deren Ausstellung und Beseitigung die verdiindelen Regierungen gleich fern standen und die für den Norddeutschen Bund nur insolent von Interesse war, al» die Regierung jener uns besreimbete» Nation daran d»e Hoffnung zu knüpfen ichten. einem vielgeprüften Lande di« Bürgichaslen einer geordnet«,, und friedliebende» Regierung zu gc- wrnnen hat dem Gouvernement Le» Uniirrs der Franzosen Len Vorwand geboten, in einer dem diplomal>>chen Verkehre sei, langer Zeit undeiannten Weise den Kriegsfall z» stelle» und demelden, auch nach Beseitigung jenes PorivaudeS, m,l jener Geringichatzung des Anrrchles der Volker ans die Segnungen de» Friedens irstzuhaUcii, von weicher die Grichichie srüderrr Beherrscher Frankreichs analoge Beweise bietet. Hat Dentschland derartige Bergkwaiiiguiigen seine» Rechtes und seiner Ehr« in frühere» Jahrkuiiderien schweigend er trage», so ertrug rs sie nur. weil es in seiuer Zerrissenheit nickt Wichte, wie stark e» war. Heut», wo da« Band geistiger und recht licher Einiguiig, weict,es die Befreiungskriege zu knüpfen begannen, dl« deutschen Stämme je länger desto tilnigrr verbindet; wo L eulfch- land» Rüstung dem Feinde keine Leffnung mehr di-lcl, trägt Deul,ch- land tii sich selbst de» Wille» und die sirast der Abwehr rrnrulcr srcinzvsischer Gewaitlhat. Es ist keine Ueberlicbung, welche mir diese Worte i» den Mülid tegt. Die verbündete» Regierungen, wie ich selbst, wir handeln in dem vollen Bewußtsein, daß Sieg und Riedc» iaqe in der Hand de» Lenker» der Schlachten ruhe». Wir habe» mit klarem Blicke die Verantworilichkeit ermessen, weiche vor den Gerichten Gotte« und der Menschen Den trifft, der zwei große und friedliebende Völker im Herzen Europa« zu verheerenden Kriegen treibt. TaS deutsche wie da» sranzönsche Volk, beide die Segnungen christlicher Gesittung nnd steigende» Wohlstandes gleichmäßig ge nießend nnd begehrend, sind z» einem heilsamere» Weilkampie de- rufen, als zu dem blutiger Waffe». Doch die Machthaber Frank- reich» haben rs verstanden, da« wohlberechttgte, aber reizbare Scibst- gesittst unsere» großen Nachbarvolkes durch derrclmete Mißieilung sür persönliche Interessen und Lridenschakt auszubenten. Je mehr die verbündeten Regierungen sich bewustt sind, Alles, was Ehre und Wurde gestalten, getdan zn haben, um Europa die Segnungen de» Friedens z» bewahren, nnd je unzweideutiger eS vor Atter Augen liegt, daß man uns Las Schwert in die Hand gezwungen hat: mit um so größerer Zuversicht wenden wir «ns, geiliivl aus den ein miithigen Willen der drntsche» Regierungen des Südens wie de.! Norden», an dir Vaterlandsliebe »nv Oplersreudigscil de» deutschen Volke» mit dem Aufrufe zur Veriheidigung seiner Ehre und seiner Unabhängigkeit. Wir werden nach dem Beispiele »merer Väter für »»irre Freiheit und für unser Recht gegen die Geivaitthat fremder Eroberer kämpfen und in diesem Kampsc, in dem wir kein anderes Ziel verfolgen als den Frieden Europa» dauernd zu sichern, wird Galt mit un» fein, wie er mit unseren Väter» war. Unmittelbar nach dieser Eröffnung durch den König schritt der Reichstag um 2 Uhr Nachmittags zu seiner ersten Sitzung. Ter Namcn-aufruf ergab die Anwesenheit von 230 Mit gliedern von etwa 280 Abgeordneten. Durch ihre unent- schuldigte Abwesenheit glänzten besonder«, — wie man glaubte — an» einer seltenen Anwandlung ihres Anstands- gcsüdlcS und in der richtigen Erseniitiiiß, daß sie unter pslickl getreue deutsche Männer nickt gehören, die Mniikbelden rer S o ei al dem o kr a t ie.dieHcrrcn Brbel.Liedknccht.SchiapS re., während die Lasalleanijchen Socialistcn vollzählig aus dem Platze waren und damals auch noch eine gutdenischc Haltung zeigte». AlS sich dann später die sranzösischen Verhältnisse während der zweiten a»ßerordtnllichei, Sitzung de» Reichstages im Winter 1870 bi» Kart an den Abgrund de» social,stilchc» CommunaistaateS entwickelt batten, da batten freilich anck sie ausgeböl», deutsch zu empfinde» und z» bandeln. Dagegen war riikrend zn vernehmen, daß einige der eifrigsten Ab geordnete», wie LaSker unk von Kirchniani,, in weiter Fe, ne, inmitten einer Erholungsreise, von der Einbtnisung d>s NcichSlageS so spät ersadrrn battrn, daß sie nn, mit dem nächste» der wenigen gangbaren Züge ibr Eint,essen tele arapbisch zusagen konnten. Andere, wie ve» Steinmetz, Mollke re., entswuldigten sich „wegen dienstlicher Unabkömmlich krit von militairiscben oder anderen Beschäftigungen". Da» Hau» zwetselte nicht daran. In de» kurzen Minuten aber, die zwischen der Eröffnung de» Reichstage» im Weißen Saale und dem Beginn seiner ersten KriegSsiyung lagen, balle sich da» Ereignis, vollzogen, welche» die letzten FriedenShesiniingen auSlöschie »nt nack welchem nur noch die Waffen den Frieden erzwingen konnten: dir Kriegserklärung war »nskrem Kanzler Nachmittag« >>r Ubr von dem französischen Geschäftsträger überreicht worden. Gleich zu Rnsang der Sitzung, wäi'rcnv Präsident Simsen noch bei der üblichen Millbeilung der gtichäsllichei, Ver hältnisse de» Hause» verweilte, war BiSmarck tingetretm; allen auffallend durch die noch mehr al« sonst dervor»
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