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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930606028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893060602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893060602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
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BezugS-PreiS s run > «tr « lu^ odt.) autvüi »eil, « 8ut« KU-i7a,4«,U ». II, S8-0a »m»r «2-«a, a; Sei,»«!«,!, ri,d: SW Sn«. „»»vi«t> I iS 44-« < l»!>l»r «-7U 1 >ll>1»IU kl»« i»l>: Ml Ltll» »e: Ltllxr l« 48-80»,ll,«! WU4; 8ct>»«r« -w»rti«. 4uk, 1892 eiUilii!» 7>v. buli<>»l»»«i 7mick»m: U»N «ii io ü«r Vde« ck«r 2I M», «ei -vrl. ü»1»k LI »IS S«U. 1«I>- »Ldr UU>, «Ut »<Ut- UtUoti <N, — e»dr!U iiile ?»pl«i5 olulaS »i-k»dri>i drill »drill «rl»dri>i »rk»drill l»,rd-k 7W»0N> I.VnIil»« ruil»»e>,i :k»»ll>«> Ia„e e m-4 lllljl! tuiii« >7»dr«»r >>Iw»UU illveuli, ,oi-k»dr iu«r«i S»d«n»ii lSolbri», (veeli, lliesiel,/ »ureieki I'eiederl, i>r,ltl»»»! cdo»>l», SerwLiiv er»»»« »I,iu« »lillli,» Ni-taft-r l-Ssnoo u. v.-k, :>»ii, ii»od.-V, 992° 10120 97,7» 102,- 97« »Ätt 112- U2- m« 88« 121,- l«,- Io4i0 27,- 72- S7,- 101,7» rk« 101« >I»«rn <»NI» «i,I»II »ruo> ,i>i>»I> diiod. l)i«dl> L llo,, elilsi >rdll»> ,u»r« 8t- rss« i»- 14«,7» 81,7» k, - LA SS,7» «4« 121,- 12220 48« 872» ».) ««llicd. 81,10 808i IW,- ISd,«0 2>»,4i 21421 21«,- 142,»0 147« 101,7l> 129,20 12010 , II920 9S.0L «21 9,79>> 12271 182,-0 21190 229,7» 202- 278,- 481,- 1220» 9,79 d»o»ool«ll «Ui >t»> : 12 000 k, >ite» ?,le»r»»« l IbOO V v«ri»»8 ovx«v : 2>uu-r»U r->ov«wd«rS» I ^h, hm-texpeslNo» »der den i« Ltodt- ! j»zck Ult den Vorort,ii errichtet«» Aus- ÄßE« »»-»holt: Vtrri»ljahrlich^»4ch0; ßiMckmoltan täglicher Zubelt,,- in« 2» i^O, Durch die Post bezogen für PM—b uut Lesierreich vierleljahrtich T ß,-. Direct« tägliche Kreuzbandirndu», tE La1l««b: monatlich 7.S0. ßhUichm-rusgab« «scheint täglich'/»? Uhrz t» Iü,d-Au1gobr Wochentag» b Uhr. Rüertioa «vd Erpe-itioa: ZotzanneSgafie 8 UrL-editioa ist Wochentag» onuaterbroche» ^V»«t »o» früh 8 bi» Abend« ? Uhr. Filialen: I LN» Ae»«'» r«rti«. <«lfre» ' UniversitStsstraße 1, , Lo«i» LSschr. t>NirI»e»str. I», part. und Sönlgrpla» 7. Abend,Ausgabe. nmiger TaMalt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigen-Prers die 6 gc,palten,: Petitzeile ^0 Psq. Vlrclamen unter dem Redactionsstrich l4ge« spalte», -V^> vor den Iainiliennachrichleo iügespalten) 40 ^ Groiere Lchrisle» laut unserem Prei»« verjeichntß Tabellarischer und Zissernsat nach höherem Tarif. Krtra-Vrilagrn sgesalzt), nur mit des Morgen - Ausgabe , oline Poslbesorderuag tio —, niit Poslbesörderung 70.—. Tinnahmeschlub für Anmgkn: 7lbrad»Au»gabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Eon», und Festtags früh '/,0 Uhr, vei den Filialen und Annadmesteslrn i« »in« halbe Stund» srüder. autkigr» sind stets an die Expedition zu richte». Druck und Verlag von L, Polz t» Leipzig. ^ 285. Dienstag den 6. Zuni 1893. 87. Jahrgang. Politische Tagesscha». * Leipzig, 6. Juni. Wer di« Verhandlungen dc» ausgelösten Reicb-tagS über Id« Militairvorlage und die SlimmungSdrrichte au» I^Ikn Theilen des Reiches während dieser Verhandlungen Igmu verfolgt hat, kann nicht im Zweifel darüber sein, daß >k,t Abneigung weiter Kreise gegen diese Vorlage ganz wesenr- Ich durch die Dteuerprojrcle genährt wurde, mit deren Hilfe I tie Losten der Verstärkung unferer Wehrkraft gedeckt werken Isollte». Diese Sleuerprosectc gehörten zu den stärksten Miß- l griffen der Reichsregierung und spielen auch in der Wahldewegung liicch eine bedeutende, den Lieg der Freunde der Militair- rorlage erschwerende Rolle. Es ist daher erfreulich, daß die käier dieser Projecte ikren Mißgrisf jetzt selbst ein- lgtstehen und durch die osficiöse Presse die Versicherung I-eden, daß dem neuen Reicksiage andere Vorschläge zur Ireckunz der Kosten der Militairvorlage gemacht werden lstLen, und zwar solche Vorschläge, die von den Vertretern Ilir Mineixarleien von vornherein als die vernünftigsten und Initsuhlsvollslen bezeichnet worden sind. Einer Anzahl lijsieioser Blätter wird nämlich geschrieben: ,E» ist im „Reichsanzeiger- vor einiger Zeit erklärt fvorden, daß die verbündeten Regierungen an den dem »origen Reichstage gemachten Vorschlägen zur Deckung der Kosten für die Militairvorlage nicht starr sesthalten würden. Diese Vorschläge bestanden nr einer Erhöhung der Steuersätze für Bier, Branntwein «id Börsengeschäfte. Allgemeinen Anklaug fand keiner der drei Gesetzentwürfe; Steuern, die aus allgemeinen Beifall zu rechnen hätten, giebt es überhaupt nicht. Zmmerhin ging au- den Verhandlungen hervor, daß sich ,m leichtesten über eine höhere Belastung der Börse in der rorgeschlagencn oder in einer anderen Form eine Ver ständigung werde erzielen lassen, während die Verdoppelung der Brausteuer und die vorgeschlagene Form der Branntwein- steuererdöhung auf eine starke Abneigung in den verschiedenen Parteien stieß Erst recht wird fetzt während der Wahl- dewegung auch von Anhängern der Militairresorm der Knoidsatz hervorgehoben werden, daß, wenn die Mititair- «orlagedurchgehe, die breitrnBevolkerungsschichten bei der Aufbringung der Kosten möglichst zu seinen seien. In den Kreisen der Reichsregierung Idird, wie wir hören, die Berechtigung diese- Grund sätze» vollkommen anerkannt, und c» werden Mittel wd Wege ausfindig zu machen sein, um ihn i» viel jäherem Grade durchzusübren, als e< nach dem Steuer- deoquel der vorigen Tagung geschähe, aus deni nur dir auf lZ Mill, Mark veranschlagle Erhöhung der Börseiisreu« r drm Grundsätze ganz entsprach. Der „RcichSanzeiger" bat bereit» angedeutet, daß mittlerweile die aus eine höhere Be steuerung de- LuxuS abzielendcn Pläne als einigermaßen «tlsichlSooll befunden worden seien, und wenn auch kaum daran zu denken ist, den größeren Theil der Kosten summe auS einer brionderen Besteuerung de» Auf- »anoe» der reicheren Elasten zu decken, so braucht doch deshalb nicht auf dieses Mittel, den Kostenantheil für Vaaren de- allgemeinen Verbrauchs zu verringern, ver- jitlel zu werden. Es wird ja wesentlich von der Zu- fammrnsttzung dcS neuen Reichstags abbänge», welche Ärl dir Gesammtvertheilung der finanziellen Lasten am ersten durchzusübren wäre. Schon jetzt aber halten wir eS für sicher, baß die Verdoppelung der Brausteuer nicht wiederkehren wird." So weil ging die jüngst veröffentlichte Kundgebung de- I.«tich»-nzeizerS" nicht; sie stellte in Ansicht, daß erst nach mm vergeblichen Versuche, da» alte „Struerbouquet* zur Lnuahme zu bringen, ein neue» und bessere- gebunden werden I solle. ES ist also inzwischen in den Anstchlen der leitende» -reise ein Umschwung eingetreten, der überall im Volke reudig begrüßt werden kann und hoffentlich einen beilsamrn Eindruck auch auf solche Kreise auSilbt, die lediglich aus Sorge vor neuen schweren Lasten gegen eine Verstärkung unserer Wehrkraft sich erklären zu müssen glaubten, deren Segen sie im Uebrigen nicht verkennen. Im denkbar schroffsten Gegensätze zu dem gestern charakte- risirten vorzeilige», allerdings die Beklommenheit nur zu deutlich verralbenten Sirge-fubcl, den der Vorsänger der ganzen socialkemokratischen, drmokratischeii und nllramoiitankn Opposition, Herr Eugen Richter, erhebt, stellt die ruhige und nüchterne Art, mit welcher die „Nat-lib, Eorr," Sü den bei der Wahldewegung zu Tage tretenden Erscheinungen auf das mulbmaßliche Gesammtergebniß schließt. E- heißt nämlich »> dieser Betracklung: „Auf irgend welche Untersuchungen und Propbezeihungen im Eiiizclnkn sich einlassen r» wollen, ist freilich unnütz und wenlilo-, dazu sind die Wirkungen der neuerdings zum AuSbruch oder zu einer erbcblickcn Verstärkung gelangten voll-erregenden Unterströmnngen, der agrarische», der anli» semitischen, der kleingewerblichen, der socialkeniokratischc» viel zu wenig zu übersehen und ebenso die Folgen de- Zusanimenbruch- zweier großen alten Parteien Im Allgemeinen sind wir bei einsichtigen Beobachtern der Wablbewegung ganz überwiegend der Ueberzeugung begegnet, daß da-Zusta ndrkomnien der zunächst ent scheidung-vollsten Militairresorm in bobem Grade wahrschein lick, sei. Wenn diejenigen Parteien, die biSber schon für die HccreSvorlage eingclrete» sind, die- etwa nicht aus eigener Kraft erreichen können sollten, so wird ihnen obne Zweifel auS der durch die Ereignisse ge warnten und belehrten freisinnigen und EentrumSpariei die genügende Unterstützung zu Tbeil werden. Im Uebrigen wird man freilich mit allzu bock, gespannte» Er wartungen dem AuSgange de- WablkampfcS nicht entgegenseben können. ES fehlt der Volksseele die Er hebung und Begeisterung, die im Jahre 1887 einen so erfreulichen Umschwung m der Zusammensetzung de« Reich-tagS bervckrgrbracht hat Mar, wird sich wohl darauf gefaßt macken müssen, daß in den Grundver bältnisscn der varlamentarischen Vertretung ein ent scheidender Umschwung nicht stattsindet. Dazu sind die politische Getainmtlagc und die ganzen gegenwärtigen Verhältnisse unseres öffentliche» Lebens nicht aiigethan. Immerhin wird, wenn die kritische Frage gelöst ist, der Versuch gemacht werten können, die Maschine der Reichs gefetzgebung in einem leidlich erträglichen Gang zu halten, wie eS unter unfern deutschen Verhältnissen nun einmal nickt besser niebr zu erwarten steht. Da- ist wobl gegen wärtig der Niederschlag der meisten Wahlbetrachlungen in patriotischen Kreisen," Besonder- tröstlich ist dieser Schluß gewiß nickt. Hoffend lich ist er ein um so wirksamerer Ansporn für die Anhänger der Ordnung-Parteien, mit Anspannung aller Kräfte wenigsten- so viel zu erreichen, daß dir Maschine der ReichSgesetzgedung in einem leidlich erträglichen Gang erhallen wirk und nicht uock unerträglichere Zustände entstehen al» die, unter denen da- ganze Reich wätirend der unrühmlichen Lebensjahre te- ansgelösteii RcichSlagS seufzte. und hierbei ist die neue Verfassung deS EanlonS Bern, wie bereits telegrapbisch gemeldet, mit LöOOO gegen 15 000 Stimmen angeiicmmen worden. Diese große Medr- beit, die sich auf die Regierungsvorlage vereinigte, Ubrrtrifft die Erwartungen, die in schweizerischen politischen Kreisen gedegt wurde», und ist zum nicht geringen Tbeil der tbat« kräftigen Agitation zu danken, mit der in letzter Zeit die Führer der beiden großen Parteien die Vertbeidigung der Vortage in öffentlichen Versammlungen übernommen haben. Die Mit glieder der Regierung selbst, die Grvßrätbc, hatten sich die Bearbeitung gerade der landwirtbschastlicken Bevölkerung in einer Weise angelegen sein lassen, dir schließlich zu dem eben angegebenen Ergebniß geführt bat, Ter Zweck der neuen Ver fassung ist im Wesentlichen, einen Ausgleich der beiden EantonStbcile bcrziislellcn, eine Neuregelung de- Armen-, Niederlassung-- und Stcucrwesen« auf der Grundlage be gleiche» Reckt- berbeiznführe». Die Gegner dieser Ein beilSbestredniigen sind in den Reiben der katholischen Jurassier unk der Leeialtemokraten zu suchen. Für die gegnerische Haltung des katholischen Iura waren insbesondere die soge nannten Kircheiiarlikct maßgebend, deren Eindruck auch durch die Aushebung de-Placetreckt» nicht zu verwischen war. Die Einheit de- EantonS, welche die neue Verfassung in erster Linie bezweckt, erscheint den katholischen Jurassiern darum nicht genehm, weil sic in Zukunft eine Majorisirung durch de» alten Eantonlheil befürchten z» müsse» glauben. Der particularistischc Zug, der den Welschen der Schweiz eigen ist, trat auch in der Volksabstimmung wieder bei den Jurassiern reckt merklich bervor. Daß die Socialkemokraten gegen die neue fortschrittliche Verfassung stimmten, ist schwer begreiflich. Obwohl sie anerkennen, daß auch für sie die neue Vorlage mehr cutbält, als die alte, au- dem Jahre 184» stammende Verfassung, stimmten sic doch dagegen, weil sie ihren Wünschen nicht genug entgegenkomm«, und zogen da- Schtechlere dem Besseren vor. Zn den Eigentbümlickkeiteu der Schwoll gekört es, daß jeder einzelne Eanton seine eigene Verfassung bat, woran- natürlich eine große Buntscheckigkrit der gesammtcn dortigen staatsrechtlichen Verhältnisse bcrvorgebt. In dem größten Eanton Bern war neuerdings von der Regierung eine tief einschneidende Abänderung der Verfassung vor- geschlagen worden, und nach schweizerischem UsuS mußie über die betreffende Vorlage durch Volksabstimmung enischiede» werden. Diese Abstimmung hat in diesen Tagen slattgesunden Die bel«ischrn Franzosenfrrunde sind im siebenten Himmel. Der tu Juni >803 wird ihrem Gedächaiß unauS- lölchtich eiiigeprägl bleiben. Am genannten Tage nämlich batte das in Eharleroi garnisonirend» 1. Jägerregiment zu Fuß die Ehre, von seinem Evmmandeur dem französischen Mititairbevollniächtigtei, in Brüssel, Herrn Haillot, vor- gcfübrl zu werden, Parade, Exercitium, Easernenbesichtigung, Tiirnc», Fechten, Schießen, Banket, Toaste, nicht» fehlte, um ein von Franzosenschwärmerei erfüllte-Herz zu entzücken, bis aus die republikanische Tricolore, deren offieielle Entfaltung in Belgien, eiusiweile» wenigstens, selbst von den faiiatisirkcsttu Jakobiner» de- Landes für unzeitgemäß gehalten wird. Tie französisch- gesiniilc Presse Belgiens dal an der den Jägern von Eharleroi zu Tbeil gewordenen Au»;eichnung ihre belle Freude; ruhiger urkheilendc Blätter bemerke» dazu spöttisch, nun werde wohl die Furcht vor der unvermeidlichen „Gcrinanisirung" de« Landes eine Zeit lang von der Bildflächc verschwinden, und knüpfen daran die Frage» wann denn nun der dculsche Militairbevollmächtiate zu gleichem Zwecke in Eharleroi erwarlet werde. Wenn man letzteren mn derselben Zuvorkoiiimcnbeit wie seinen französischen Eollcgen empsange, >ei politischen Eifersüchteleien aller Grund entzogen, und man brauche sich um die etwaige Rcspcclirung der Neutralität Belgiens weiter keine Sorge zu machen. Vom Standpuncte der militairischen Etikette wird in Belgien vielfach daran Anstoß genommen, daß man in Eharleroi einem ausländischen Offizier von subalterner Stellung — Herr Haillot bekleidet den Rang eines oapituins eommauckaot — dieselben Ehren erwies, welche in der Regel nur den inspicirenten Generalen der eigenen Armee zusteben. Nachdem der sranzdfische Ministerpräsident Dnpuy während der Psingstfeiertage in Toulouse dir Wahlbewegung durch die bekannte Rede i» aller Form eingeleitet, hat im Lause der letzten Tage auch Eonftniis, der ehemalige Minister de- Inneren und Bezwinger Boulanger'S, in dieser sür- ranzösischen Statt eine Prcgra.nmrete gehalten, die gegen wärtig in Frankreich das große Tagcöereigniß ist. Seit vier ebn Tagen batte man in ungewöhnlicher Spannung der vcr icißenen Kundgebung de- Staatsmannes gebarrct, dem nach allgemeinem Ermessen nock eine erste Rolle i» der Republik winkt, fei e» alS leitender Minister, sei cö als Staatsoberhaupt, von dem man weiß, daß er Denen nickt verziehen bat, die ihn nach der erfolgreichen Beschwörung der drulangistisckcii Gefahr nul so schnödem Undank fallen ließen. Zwar hieß in der letzten Zeit, zwischen Earnol und Eonstans e> eine vollständige Aussöhnung eingelreten: aber Earnot'S Präsidentschaft neigt fick ihren, Enre zu, a» seine Wieder wahl tenkl kaum er selbst^ »m was eS sich in der nächsten Zeit bandeln wird, das ist nicht mehr wie in gewissen Ab schnitten der Paiiamawirren die Person Earnot'S, sondern das Schicksal der jetzt herrschenden ,conrciUrine»" Parteien, der Opportunisten und der Radikalen, denen in der Gruppe der „Bekehrten" eine gefährliche Nci'cnbublerschaft um die Obermackt in der Republik erwachsen ist. Wie Eonstans die künftige Stellung dieser mannigfach abgcschaNclcn Partei auf- fasse, darauf ricklele sich in erster Reihe die Erwartung der öffentlichen Meinung Nunmehr ist es offenbar geworden, daß Eonstans den bekehrten und gemäßigten Republi kanern einen ersten Platz in der Republik cingcräunit wissen will. In Italien ist da« Eab inet Givlitti der Gefahr eine- EonflictcS mit dem Senate, die längere Zeit wie eine trübe Wolke ani politischen Himmel hing, glücklich ent ronnen. Da« Pensionsgrsetz hat die Zustimmung des Senates gesunden, da die Opposition um 20 Stimmen hinter der Regierungsmehrheit zurückdlieb Der Erfolg der Regierung ist dadurch an Gewicht verstärkt, daß die Abstimmung geheim erfolgte. Die parlamentarischen Nöthen de« Ministerium- Givlitti dürften nunmehr bis zum Herbst ein Ende gefunden habco; damit ihm aber nicht zu wobl werde, drobt ihm die neuesten» wieder stärker austvderndc irrrdentiftische Bewegung Verlrgenbriten zu bk reiten Seit der Auflösung des Triestcr GemcintcralbeS durch die österreichische Regierung beschäftigt sich die öffcnt- liche Meinun^lebbafter al- seit Jahren mit de» „SchmcrzcnS- linkern" in Triest und im Treiitino. Die dreibundiciiidlichc Press« sührt über das „uiirrlöste" Gebiet eine so aufreizende Sprache, daß da» Organ de« Wiener Auswärtige» Anilcs sich am Sonnabend, wie gemeldet wurde, nicht enthalte» konnte, den Italienern klar zn machen, daß von einer Unterdrückung ihrer TtammeSgenosie» in Triest keine Rede sein könne Der fran zösische General Fahre, der noch imiiier in Oberitalien weilt, in de» letzten Tagen die Schlachtfelder von San Martina und Solserino besuchte und in Magenta einer Gedenk feier beiwohnte, hat zwar nicht den Erfolg erzielt, die alte Liebe zu Frankreich neu zu beleben, aber er hat dock vazn dcigetrage», Len alten Haß gegen dir TcdeSchi, die Oesterreicher — die Reichsdeutschen tennt der Italiener nur unter dem Name» Prussiani — anzufachen. Eine Kundgebung diese- unauslösch lichen Hasse-, der durch politische KliigbeitSrücksichlen nur zeit weilig :um Schweigen gebracht werden kann, erfolgte bei der Garibaldi-Feier in Eivitavccchia. Magistrat und Schütze» gilbe legten Kränze am Garibaldi-Dcnkmal nieder. Alle radi kalen Vereine begaben sich im Festzuge tortbin und daraus zuni Hause, da- Garibaldi seiner Zeit dewobnt bat. Der Arge ordnete Barzilai betonte die Bedeutung dieser Kundgebung gegenüber den jüngsten Herausforderungen klerikaler und -brirstiner Gewalthaber. Er verderrlickte Garibaldi al« Vor kämpfer de» Gedanken- eine- Nationalstaats und natürlicher Grenzen, prieS die Triestincr für muthigcS Ringen »m >br PolkStlmm und sprach dir Hoffnung aus ihre Vereinigung mit Italien auS. -IS «ih. »>»» >472- «meri» k»«U«v- tll« <I«r aecd«r- <« 8> ä»r 4U»»- opf«r ,8oU»»', «w«rtil, 0»M kotl«nl»». s, »leck«!-»»», «r ^4»»' »« ,»r I» !»' — I 8»N4 1m«< Feuilleton. Offene Pforten. jtj Roman von B. W. Howardt. Nachdruck »erbotm. (Fortsetzung.) nächsten Morgen ritt der Vater au», ohne sie zur I Przlkilung auszufordern; er kehrte mit einer Blume im -neuste» zurück, und von da an gab e- für Gabriele, die I»ct nie allein gewesen, manche einsame Stunde, Herr v, Dohna und Frau v, Rohden waren beide zu «mue Ebaraktere, um ihre Gefühle lange zu unterdrücken, Ink die erfolgte Au-sprache beglückte beide unendlich. Nur lirtümmrrte e» den Vater, daß Gabriele so wenig Äntbeil 1«n innen, Glücke nabm; sie war reizbar, verschlossen und un- l Frieden geworden, und mebr al« einmal fand er sie in ebränen. Als er init Lucie darüber sprach, sagt« sie ernsthaft: „Tu darfst nickt erwarten, daß mich Gabriele mit Deinen iiigm »aseben soll, Ernst; sie war lange Jahre Dein einziger l^etaal« und ich finde eS ganz natürlich, daß sie in mir einen Emkringling und Störenfried ficht." > „Aber sie kennt Dich ja noch kaum — wenn wir verheiratbet Hi»k und sie Dick täglich siebt, muß sie Dich lieben lernen!" „Das bosie ich auch, Ernst, aber ick glaube, Gabriele «rd die bevorstehende Veränderung leichter ertragen und iffnomdrn, wenn sie Dohna aus eine Zeit lang verläßt." „Du willst Gabriele sortschicken?" ries er bestürzt. „Trust, laß mich Dir anSeinandersetzen, wie ich mir die crt« gedacht habe; wie ich Gabriele bcurtheile, wird sie ! Miuen Plan billigen — wenn nicht, stehe ich selbstverständlich s taoe, ab. Sieb, ich habe mich immer darnach gesebut, eine ^ He» laua zu reisen, und wie Du mir gestern sagtest, bast auch Lu jahrelang ticken Wunsch gehegt. Nun böte sich uns Briden ki« Gelegenheit, diesen Vorsatz zur AuSsübruna zu bringen «eite Renen zu machen — wenn Du Gabriele die Wahl »dkN, u»» zu begleiten, oder rurückzubleiben, wird sie da« «tz«m »atzlni, und in diesem Fall« würde sich'« von selbst ergeben, daß sie die Zeit nicht hier in Dobna, wo sie allein Ware, verbringt, sondern ankerSwo eine Heimatb findet." „Anderswo ? Vielleicht fände sie im Pfarrhaus« Unterkunft für diese Zeit?" „Nein, Ernst, nicht hier in Dohna. Laß sie doch die große Welt und die Gesellschaft kennen lernen — laß sie irgendwo binaebrn, wo ihr Wille nicht Gesetz ist, wie er « bi«ber in Dobna war." „Drin Plan bat Mancherlei für sich", sagte Ernst v. Dobna nachdenklich, „aber wenn Gabriel» dann beimkommk?" „Dann wird sie mich lieben lernen", sagte Lucie zuversichtlich, „denn dann wird sie begriffen baden, daß ich ihr nickt feind lich bin." „Es würde mir nickt schwer werden, ein Unterkommen für Gabriele zu finden", äußerte der Baron nach einer Weile; „schon verschiedene Male kamen Einladungen von Freunden und Verwandte», die Alle meinten, c» sei Zeit. Gabriele in die Welt einznsübren. Erst neulich schrieb mir ein Vetter ganz ernsthaft, ob ich den» gar nickt daran denke, inein« Tochter zu verhriralhen! Ha, ha, ha! — sie ist ja noch so jung!" „Aber sie wird auch älter werden, und wenn sie Niemanden kennt, hat da» Vcrheiratben dock seine Schwierigkeiten", sagte Lucie; „die schlafenden Dornröschen wollen Alle von einem Prinzen geweckt werden", schloß sie schelmisch tackend. Nack Verlaus von vierzebn Tagen batte Gabriele, die fick, wie Lucie richtig vorau-geirbrn, entschieden geweigert batte, den Vater mit seiner Gattin zu begleiten, unter mcbren Ein ladungen die Dabl. Die Gräfin v KronfelS schrieb, sie selme sich nach einem frischen, jugendlichen Element, da die schwere Sorge um den einzigen Sobn sie aufznreibe» drohe: eine andere entfernte Verwandte hoffte, Gabriele werde die nächsten Monate in ihrem Hause zubringen, und da sie Töchter in gleichem Alter bab«, sei für Unterbaltuna gesorgt, während «in Vetter dem Baron verschlug, Gabriele unter dem Schutze keiner lPemablin an den Hos zu senden und sie da« Gesell- schaflSleben der Residenz mitmachen zu lassen Sowohl der Baron wie Lucie bofften, Gabriele werde sich für da» Hau« der Dam«, welche gleichaltrige Töchter hatte, entscheiden, allein hierin stießen sie aus bestimmten Widerstand — Gabriele erklärte, sie werde nach Wynburg zur Gräfin v. Krönst!» geben. „Aber dort wird'» ziemlich trübselig für Dich sein", meinte der Vater; „Eousinc Adelheid ist über sechzig Jahre alt, und der arme Hugo —" „Gerade seinetwegen möchte ick nach Wnnburg geben — vielleicht kann ich ibn rin wenig erheitern — ibm vorlese» — bitte, Papa, laß mir meinen Willen!" „Und so schrieb der Baron an Gräfin Adelheid, er werde Gabriele nach Wnnburg bringen, woraus ein überschwenglicher Brief seitens der Dame eintrai und um Beschleunigung der Reise bat. Der Baron gab Gabriele den Brief, diese laS ihn aufmerksam durch und sagte dann: „Auch ich finde es am besten, wenn ich möglichst bald reise, Papa, aber ich möchte nicht von Dir begleitet sein — in Wynburg würde mir dicTrennung kiel sckwererwerden als hier." „Aber Dn kannst nicht allein reisen. Da» schickt sich nickt, Gabriele." „So mag die Hau-bälterin mich begleiten, sie flammt ja au- Süddeutschland und wird sich gewiß freuen, wieder einmal ihre Verwandten in der Hcimath besuchen zu können," * * » Wenige Stunden nachdem die Trauung de» Baron- mit Lucie v, Rohden in der Lorfkircke zu Dohna stattgefiiiite» batte, nabm Gabriele Abschied von der Heimatb ihrer Kind heit und von dem Vater lind seiner jlmgen Gattin „Liebe Gabriele — so Gott will, werden wir in nicht zu ferner Zeit hier wieder zusammentreffen, und wa- an »nr liegt, soll gewiß geschehen, um unser Zusammenleben bebaalich und freundlich zu gestalten", sagte Lucie warm und herzlich, „AuL ick will - a» Nicht» fehlen lassen", versicherte Gabriele ernst, und halb beschämt setzte sie hinzu: „Ich weiß, daß ich Dick noch nicht so liebe, wir ich es sollte und möchte, aber ich werde eS lernen," „Da« hoffe ich auch", enlgegnele Lucie sanft, „wir müssen »nS kennen lernen, und da wir uns Beide in der Liebe zu Deinem Vater begegnen, kann es uns nicht allzu schwer werden, unser Leben barmonif'ch zu gestalten," Gabriele nickte unter Tbränen. und nun fuhr der Waste» kor, und mit einem innigen Lebewohl hob der Baron seine Tochter in denselbc». Dann zogen die Pferde an, die alte Hau»dälterin schluchzte, und Gabriele schied traurig von der Hcimath, die ihr nicht mebr als solche erschien. BiertcS Eapitel. Am Ende der 2tstündigen Fahrt waren sowohl Gabriele, wie deren Begleiterin ziemlich erschöpft, und Beide begrüßten da- Endziel mit ausrichtiger Freude, Die HauSbälteri» wurde in Wnnburg von Verwandten, die in der Nähe lebten, er wartet, und sobald sie Gabriele der Fürsorge Herrn Lcible's, der höchst würdig und wichtig au-sab, Uberaiitwortct balle, verabschiedete sic sich in wortreicher Weise don dem junge» Mädchen und folgte den beiden Neffen. Gabriele näbcric fick erwartungsvoll dem Wagen, neben welchem die beiden Tanic» stanken, und al« sic so elastischen Schritte« daberkam, flüsterte Gräfin Adelheid mit einem erleichternden Senszcr: „Gott Lob — sie sieht nicht wie eine Landpomeranze aus!" „Nein, wabrbaslig nicht", niurmrlte die Majorin bc wundernd, und wahrend sie im Stillen fand, Gabriele trete viel zu selbstbewußt aus, äußerte sic laut: „Es wird keine schwere Ausgabe sein, diese- Mädchen zu lanciren, tbeure Adelheid." Die Gräfin küßte Gabriele auf beide Dange» und bc grüßte sie in worlreichster Weise, wädrcnd die Majorin die Hände de- jungen Mädchen- bedeutungsvoll drückte und mit sanfter Stimme sagt«: „Ich kannte Obren Vater vor Iabren, mein tbenres Kind, und schon um seinetwillen beiße ich Sie berzticktt willkommen," Gabriele blickte sie dankbar an; die einschnicichcliitc Stimme nahm sie sofort gefangen, und aus die freundliche Frage dcr Majorin nach dem Befinden des Barons antwortete sie lcbbast: „L> danke, Papa ist sehr wobl. Ick begreife übrigen- nicht, daß er niemals von Ihnen gesprochen bat. gnädige Frau", fügte sie nachdenklich hinzu. „O unsere Bekanntschaft war scbr flüchtiger Art und dalirt um sünnintztvanzig Iabre zurück", sagte die Majori», durchaus nickt auS der Fassung gebrach«, gleickmülbig „Du mußt müde sein, Gabriele", begann die Gräfin: „lange Eisrnbahnsahrten sind mir schrecklich, und mein«
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