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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.06.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930607011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893060701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893060701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-07
- Monat1893-06
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Erlrtt-Veilaani (gefalzt), nur mit der Morgen «Ausgabe. ohne Posibrsorderung SL—, mit Poslbesorderung ^ 70.—. Iuualtmeschlub für Anzei-rn: Nd»,d»«a<gab«: vormittag» lO Udr. Marge »->u«gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. v«t de» Filialen und Annahmestellen i« ein» halbe Stund« früher. U»zn>«» sind siet» an di« Er-rditian zu richte». Druck «nd Verlag voa L. Pol» i» Leipzig. Mittwoch den 7. Juni 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. t Lekannlmachung. - Die Le»chtkr»st de« ftidtlschrn Le«cht«ases betrug i» d»r Zeit oom 29. Mai bi» 4. Juni 1893 >m Arganddrenner bet IbÜ Lurrn stüadlichrm Tons um da» 18,S fache der Leuchtkraft der deutsche» Normalkerze von 50 Millimeter Fmminendoh«. La« sveclfische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,444. Leipzig, am b. Inni 1893. De« Aattz» Deputation zu den G«»anftalten. Gesucht vird anderweit der am LS. Juli 1863 in Frribrrg geborrnr Hand- I «deitrr Paul Kiemen« Ttetze, welcher zur Fürsorge für seine Tochter aazuhaltea ist. Legijig, de» ü. Juni 1893. Der Aattz der Stadt Lrtpzig, Armrnamt, Adttz. IV». X.L.IV». 2709,93. Heatschel. Hr. Gesucht VÄ der am 12. Oktober 1857 in Merseburg geborene Glaser Carl Hermann Weise. welcher zur Fürsorge sür feine Sinder anzuhalten ist. Leipzig, den 8. Inni 1893. Der Aattz »er Stadt Leipzig. Armeuamt, Adth. lb». XL.lV». L752/SS. Hratschel. Hr. Gesucht wird der am LO. Oktober 1849 in Rauschwald, «reis Görlitz, ge, dar»« früher« Pferdetxihnwärter Earl August Kle««t. welcher zar Fürfo ^ sür seine Sinder aazuhaltea ist. Leipzig, d« 8. Jmlt 1893. XL IV». L78SS3. Der Aattz der Stadt Leipzig, A»«euai»t. Atzt«. IV». HrntfchaX Hr. de» A»t«stratzen Geffeutliche Versteigerung Sr diktjLhrigrn Nutzung von den ««ealischr» Ktrschtzä»»«« an de, Ströhen der briden «mllsrratzenmriiierdeztrk, Grumu« »ad de, 1. und r. Atzttzetluug d«r Aacklitz-Leitzztger Strasse «outag. »en 12. Juut. varmtttag» tz Uhr i, der Echankwirthlchast zu« Wteseuttzal tu Sri««»; d»« Amt«, »aheuwetsterbezirke« Goldtts an tzemselden Tage Aach«. ,ü Udr iw tzosidos zum Feltzschlötzcheu tu Taidtti; de» A utitzerdezirk« Kurze« D'ensrag. den I«. Juni, vor», IO Udr im Galttzofe zu Varatzarf, Mittag 1L Uhr ia der Rrtzrr'Ichrn Schantwirttzichast zu Kurzen. »öuigl. Stratzen- und Kassrrdauinlpectiou «nd köntgt. Aa«ver»alteret Grtmwa, am 8. Inni 1893. I, dem Zeitraum« vom 11. Juni b!« zum 1b. October wird die Tammlunsj tzrr Löuigl. geologischen LandeSuntersuchuug (Thalskrahe Sb, L. Stag») «a ,kdem SamUag« vo» '/,11 bi« '/,1 Uhr dem Pablienm gkösfnei sein. -)n einem neben dem 8ammlung»saair gelegenen Studienzimmrr sied »ämmllich« bieder erschienene Blätter der geologischen Svecialkart» voa Laidien nebst den zugehörigen Lrlüuterungen, sowie sonstige cos de, geoloqiichr» Bau de« Söuigreich« Sachsen bezügliche Werk« letz,je ihrer Urnupnag vo» Seiten de« Publicum« autgelegt. Lnozig, »eu 4. Juni 1893. k« r>rcci«r tzer »tzuigl. geala,«scheu Lautzrouutersuchuug. vr. Her«. Lredurr. wegen Reinigung der Räume de« Leihhauses und der Sparkasse werden dies« a« Mittwoch, tze« 7. Zun« 1888, für den Geschösröverkehr geicdlofse» sein. Leipzig, den 30. Mai 1893. Dra Aattz» Drputatian für Leihhaus un» SParraffe. Lirschenvkrpachtung. Die »iesjährigr «irschrunulznng an den fi-ralischen Strastz«« tzr« Vauverwalrereidezirks Leipzig soll Saniiabrntz. »rn 10. Juxt 1898. »an Varmittags 1« Uhr a». im Saale tze« hirstge» Sch»hiuachrri»nuug«tzause« (Schloszgafir Rr. 1V) meistbietend gegen sofortige Boarzahlung und unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingungen verpachtet werden. Di« in Frage kommenden Strahenadiheilunge» und Unter abtheilungen, inglrichen die Anzahl der daraus anstehenden Baume sind vor dem Termine au« in den Händen der Herren Amtlslraßen- meisier und der sämmllichea Strahenwärter de« Bezirk« befindlichen Verzeichnissen zu ersehen. Leipzig, am 31. Mai 1893. »ünlglichr Stratzru- und SSntgliche Bauvrrwaltrrrt. Kasserdan-Jnspkktla». -«rtsrtznng der amtlichen Vrkanntmachungrn in tzrr l.vrtlage. Aus großer Zeit. IV. Niemalr, so lange die Welt siebt, ist zwisiben zwei Sitzungen desselben Parlamentes Größeres geschehen, al< während der ersten und zweiten außerordentlichen Ver sammlung de« Norddeutschen Reich-tageS im Jahre l870. Nicht« reicht an die stolze Erhebung unk Kräftigung unsere« Volke« vom Sommer bi« zum Winter l870. Solange Menschen ihre Uederlirserungen und Erlebnisse zur Menschengeschichte sammeln, bat stet« al« böchstr Ehre eine« Volke« gegolten, die waffentüchtigste unter den mitlrbrnden Nationen im offenen Kriege überwunden zu haben. Wir haben mehr von diesem Krieg«rubme geerntet von Weißenburg bi« Sedan, von Straßburg und Metz bis Pari« und Belsort, al« irgend rin Volk vor un«. In einem Kriege gegen die kamps- ßiübtesle und tapferste Armee der beutigen Welt halten wir in einem halben Jahr« nicht Eine Schlacht verloren, dagegen gefangen weit mehr al« hunderttausend Krieger; Heersitvrer, deren Namen bi« dahin Freund und Feind feierte; vor Allem da- Slaatsoderbaupt de« Feinte« selbst. Und wir batten gewonnen alle Schlachten, solche, die der Feind un« bot, und die wir selbst suchten; auch diejenigen, wo die über mächtige Zahl oder Stellung de« Feinde« unsere Krieger von Anfang an mit dem strllgesäßten Opfermut!, der Helden de« LeoiiivaS erfüllt hatte. Ader der Ruhm der Feldschlacht gebt bin wie der kurze Traum der Sommernacht, wenn er nicht au« eines Volke« ganzer Anstrengung und Einmütbigkeit hervorbricht. Berühmte Feldherren allein bürgen keiner Nalion für dauernde« Krieg-glück, für dauernde Achtung »Ater den Völkern der Erve. Wokl aber die gemeinsame höchste Anspannung aller guten Kräfte für Heim und Herd, Bestehen und Beharren, trotz aller feindlichen Anschläge. Und deshalb schätzen wir — und mit un« sicherlich alle guten Deutschen — hoher al« den überreichen Waffenrubm diese« Kriege« die herrliche Eintracht aller deutschen Stäm me, dir al- Ein Heer unsere Jugend dem Feinde rntgezenfüdrle, al« Ein deutsche« Reich un- am Au-aange de« Kriege« zeigte! So mußte sich erfüllen die alte Weissagung der im Kummer über Ke« Vaterlandes Zersplitterung verdorbenen und gestorbenen Helden unserer Befltiung-krieg«, daß rin erneuter Krieg gegen die Welschen endlich un« Einheit und Freiheit heraussubren werde! So klar und einstimmig aber auch da« deutsche Volk von Beginn de« Kriege« an seine Einheit und feste Staatsgemein- schast al- höchsten Preis de« Kampfe- bezeichnet«: in Wirklich keit lagen die Dinge anfangs noch weit ad von dieser natür lichen Erkeiintinß. Nach dem größten und erhabensten aller Kriege, welcher alle deutschen Parteien, mit Ausnahme der geschworenen Feinde jede- Nationalgcsüdl« im ultramontanen und socialen Lager, versöhn» und geeinigt batte in patriotischer Werktbätigkeit, batten die Regierungen Bavern-, Württemberg« und Hesse»« Monate laug kein höhere« Ziel bei den Versailler verdandlungen über die deutsche Einheit, al- dir Erkaltung aller möglichen Rechte ihrer Einzelsouverainrtät, womöglich die Hinzugewinnung neuer durch da« Reich. Bi« »u dem verlangen, daß die Kaiserwürde abwechselnd auf dem Hause Bayern und der Krone Preußen ruhen müsse, verstieg sich Bayern, während der passive Widerstand Dalwigk'S und da« Wort jener hoben Dame in Württem berg: ..Ich habe einen KönigSsobn gcbeiratdrt, nicht einen mediatisirtkn Fürsten", unvergessene Stimmungsbilder für die erste Zeit der Versailler Berbandlungcn liefert, viel leicht ist eS die allergrößte Leistung Bismarck'«, daß er unter solchen Berbälinisten eine Reich-versaflung zu Stande brachte, welche die nölhigsten Grundbedingungen der nationalen Embeit der Deutschen erfüllte, d. h. im Frieden eine gemeinsame Gesetzgebung durch den Kaiser, den Bunte«- rath und Reichstag, sogar im weiteren Umfange, al« nach der bisherigen norddeutschen Verfassung: im Kriege ge meinsames Zusammenwirken aller deutschen Heere unter dem Oberbefehle de« Kaiser«, endlich die oberste Leitung der auswärtigen Angrlegenbeiten de» Bunde- durch da« RrichSkanzleramt und die Vertretung de« Reiche» im Au« lande. Gleichwohl bat auch der Particularißniu« Württemberg« und Bayern« in der neuen Verfassung Zusicherungen durch- grsetzt, welche, al« sie zuerst bekannt wurde,,, von der gesammtcn nationalen Presse mit Schrecken und Zorn vernommen wurden und Wochen langZweisel darüber erzeugten, ob der im November !870 zum zweiten außerordentlichen Male versammelte Nord deutsche Reich-iag die Verträge mit Bayern und Württemberg annebmea oder da« ganze vrrfassung-werk verwerfen werde. Anfangs erschien wohl der Mehrheit der deutschen Patrioten und Abgeordneten eine Verfassung unannebmbar, welche am Ausgange diese« herrlichen Kriegt« solche Bestimmungen ent hielt, wie jene« berufene Veto der l4 Stimmen im Bundrs- ratbc gegen jede Vcrsaffungsänderung, welche Bayern unerhörte Reservatrrchte i» Bezug auf Hcere-vrganisation und diplomatische Vertretung zugesland und eine neue Insti tution innerhalb de« Buiikelratde« zu schaffen schien, welche unter Umständen einer Verschwörung gegen die nationale Politik der NeichSgcwalt einen legitimen Tummelplatz ge währte. Aber die lauten Einwürfe der Presse und der Reich«- tagSopposition gegen diese und andere Bestimmungen de« neuen verfaffungSentwurse« verstummten schnell vor der einfachen Erkenntniß, daß Bi-marck jedenfalls erreicht habe, wa« die Lage der Verhältnisse irgend gestatte; daß die sicherste Gewähr einer unaufhaltsamen Entwickelung der nationalen Einbeit: die gemeinsame Reich-gesetzdung, im erweiterten Umfange gegeben sei auch in der neuen Ver fassung: daß endlich eine Verwerfung der Verträge der schwerste politische Fehler, da- Geständniß einer politische» Unreife der inneren deutschen Verhältnisse sei, welche kläglich absteche gegen den Glan; der drutsckrn Waffen, und dir Neider unterer Größe im In- und Au-lande von Neuem ermutbigen werde, an unserer inneren Zwietracht den Hebel anzuseyen, uni unsere durch Einheit doch gestiegene Macht zu stürzen. Den Feinden Deutschland«, den Römlingen und unverbesserlichen großkrulschen Demagogen im Süden, dem internationalen Gesindel im Norden Deutschland« mußte die traurige Ehre überlassen werden, auch diesmal gegen da« Zustandekommen der deutschen Reichsversaffung d. b. gegen die Genehmigung der Verträge zwischen dem Norddeutschen Bunde und den Sürstaaren, ibr Nein ab- zugeben. Und diese einfache Erkenntniß, daß sich« hier Überhaupt nicht um die Ausarbeitung einer möglichst idealen dentschen Berkaffung. sondern einfach um Annahme oder Ver werfung von Verträgen handelte, die in unabänderlicher Vene zwischen vollkommen souverainen Staaten geschlossen waren, erlangte im Reichstage denn auch die ungeheuere Mehrheit. Dunkerbarerwcise stand in der Minderheit auch die soge- nanntrDeutscheFortschrittSpartei,die auch in diesem ent- cheidenden Augenblicke die kindische Spielerei mit Phrase» und ogenannten Grundsätzen (Grundrechten und anderem herge brachten Rüstzeug) nicht lassen konnte. Nur der „rotbe Becker" und von Kirckinann besäße» bei der entscheidenden Adstimmung den moralischen Muth, sich au- dem Bann ihrer Partei aus den Boden der Pflicht deutscher Männer zu stellen A»S der zornigen und höhnenden Sprache unserer Feinte: der Welsen, der Ultramontanen und Socialisten, al- Mitte December 1870 der Reichstag die Versailler Verträge mit der größten Mehr heit genehmigt batte und nun die Kaiscrdeputalion gen Ver sailles subr, um dem greisen Könige Wilhelm im Namen der deutschen Volksvertretung dir deutsche Kaiserkrone an- zubieten. mochten wir erkennen, wer bei Annahme der Ver träge für und gegen Deutschland gestimmt batte. In den süddeutschen Kammern setzte sich dann diese ohnmächtige Wutb, namentlich der Ultramontanen, zu zenen köstliche» Scenen zusammen, welche sür da« Verhalten der katholischen Fraction im deutschen Reichstage da« Vorspiel bildeten Niemande», aber vermochte diese Haltung unserer Reick« feinde die Freude iu verkümmern über die große Heil« und Friedensbotschaft, mit welcher da« ruhmreiche und opferreiche Jahr >870 zu Ende ging: Kaiser und Reick, waren ururrstandeul Deutsche- Reich. »r. Berit». K. Juni. Zn den Irrungen und Wir rungen der Zeit rechnet nicht zum Wenigsten die Tdeilnahme einer kurhessischen particularistischen Partei am Wahlkampfe. Brmerklich ha« sich diese sonderbare Bildung schon im Juli l89l bei einer Stichwahl in Eassel-Melsungen gemacht. Die Partei will nach ihrem damals veröfieiitlicktten Programm die „Wiedererlangung der hessischen Selbstständigkeit, einer hessischen Regierung, einer hessischen Armee (!) und eines hessischen Fürstenhauses." Zu Gunsten der Vertreter diese« Programms spricht der Um stand, daß sie von dem Kursürstenthum Hessen nicht mehr gesehen haben al« den Untergang und diesen nur al« rer sländnißlose Knaben, zum Tadel aber gereicht e« ihnen, daß sie fick diese verständnißlosigkcit bi« beute bewahrt z» habe» scheinen. Der Führer der Gruppe, Rei tSanwalt Martin, hat vor zwei Jahren durch eine Schrift die Gründung der „hessischen Rechtspartei" vorbereitet, io welcher er den schnöden vrrsafsungSdruch vo» 1850, die Grunrursackie der Ereignisse von 1866, nur leise streift und die hessische» Liberalen von >866 fälschlich beschuldigt, aus die Einverleibung Kurhessen« in Preußen hingewirkt zu haben. Herr Martin hat seine „historische" Abbandlung ganz auf die Wahlagitation lugrsck'nilten. So nennt er beispielsweise die hessische» Liberalen von 1866 „Nationalliberale", wa« natürlich dazu dienen soll, dem künstlich erzeugten Unmuth über die Be» gangenheit einen gegenwärtigen Gegner zum Angriff darzu bieten. Der Gründer der „Rechtspartei" folgt allerdings einer praktischen Notbwendigkeit, indem er auf den vc» saffungSkamps von 1850 nicht näher ringebt. Man kan» eben in Hessen gegen die Ereignisse vo» 1866 unmöglich Stimmung machen, wenn man die Geschichte vo» l8.70 erzählt. DerKursürst batte in diesem Jahre die Vcrsassung in so gröblicher Weise vernichtet, daß nicht nur die Eivilbeamtcn, sondern FeuiUstsn. Der Dichter des „Hyperion". Gin »ktzeutblatt »» frtur« tz»titzrt,e» D»tzr«tagc. Boa Willy Doeugr«. ^u euch, ihr J»st>ul bringt mich vielleicht, z» euch SchutzgoU «inst —" (HviderltuJ Ja, treulich bat Dein Sckmtzgott Dich bemacht. Du Grindenleele ia de« Norden« Banden! Lu ringender Pilot nach sel'gen Landen! Aertretner Ktmpser t» de« Leben« Schlacht I Mt leiser Hand bat er Dich l»«gemacht Au« Schmerzen, die wie Schlangen Dich auttvanden; Al« alle Tage Dich ia Thrönrn sonden. Gab re Dich hi» der stillen TrSst'n» Nacht. So hat Dei» Gott di« Woge» Dir geglättet, 3« Deiner Intel» Dichtrrpandl^ Dich saxst gebracht, t» tiefen Schlaf gebettet. Sa tz»t er Dich, de» selbst die Hoffnung ließ, Dem göttliche» Odysieu« gleich gerettet, Der trüameud «» der heimach User Metz. (L»d»i, Psa».) Hölderlin'« Wiege staud ia Württemberg — dem Lande, delLem da» deutsche Volt viele sriurr au»H»zr!chnetstr» Dichter «u« Denker rerdaxkt. Iu dem freundlichen ReckarstLdtchrn keussr» erblickte er am 29 März 1770 al« Sohn eine« ikleiierdeamten da« Licht drr Welt. Di« Raturschöntzritr» da« Nrckartbalr«, wo er sein« Jugend terledte. lind noch tzrut» weit und breit gepriesen, und nimmer werte» Denen di» herrlichen 8andschaft»dilkrr au« drr ürniueruug schwinden, die einstmals in sonniger Lenzes- oder 2*»»n«zril durch dir gesegnete» Gaur de« württembergischen üaude« «änderten Äanz erklärlich ist es »««halb, »aß sich bet Desr, de« iumitten solcher landschaftlichen Pracht auf- zmachsr»«» Länger« vor Allem und hauptsächlich drr Natur Mm»» mußt«. Sir fand iu ibm i» dr« Worte« vollster vedeuk,^ ih«, Priester. E« ist »uuderbar, wie innig er dttwvchs» war mit ihr. 2» ihr geuaß «r sein» höchste», ungetrübten Freuden, sie war ihm dir Quelle alle« irdischen Glucke«, bei ibr faud er Zuflucht und Hoffnung, wenn Leio und Zweifel seine Seele peinigte». Die glüdende, leiten- schaftliche Liebe zur Natur tritt in Hölderlin'« sämmt- lichen Dichtungen in den Vordergrund; die Well um iba her und da« weite Himmelszelt über ibm ruhen .in seiner Seele wie die Gestalt einer Geliebten", läßt er seinen Hyprrio», sein dichterische« Eontersri, sagen, und an einer ankeren Stelle desselben Werke« ruft er au«: .O, selige Natur! ich weiß nicht, wie mir geschiedt, wenn ich mein Auge erbebt vor deiner Schöne; aber alle Lust dr« Himmel« ist in den Tbräarn, die ich weine vor dir — der Geliebte vor der Geliebten . . . Oder ia seinen Gedichten: Mich erzog der Wohllaut De« söuselnden Hain«, Und lieben lernt' ich Unter den Blumen. So wuchs ich groß Im Arm« schützender Götter. Dem Wunsche seiner Mutter, dir sich nach dem Tobe ihre« ersten Galten ia zweiter Ehe mit dem Kammerratbe Glock in Nürtingen vermählt batte, folgend, widmete sick Hölderlin, nachdem er da« Gymnasium der letztgenannten Stadt absolvirt hatte, aus den theologischen Srminarien zu Denkendors und Blaubeorrn und später, seit l788, aus der Universität zu Tübingen dem Studium der Gotte«- gelahrthrit. Fern voa jeglicher Geselligkeit lebte er kort Nur wenige Freunde batte er sich au« seinen Studiengenoffen erwählt: Neufsrr. jenen schwäbischen Dichter, drr nachmals durch di« Uebersrtzung von Virgil'« Aeaeidr weiteren Kreisen bekannt geworden ist, und Hegel, den berühmten späteren Philosophen. Schon damals beherrscht« ihn riue lridrnschast- ltchr Neigung »um alten Hellenentbume, bei welchem er dir in drr jetzigen Weil vergeblich von ihm gesuchte reine Mensch beit, die völlige Einbri« mit drr Natur gesunden zu baden glaubte, unk au« ihm berau« bilde»« er sich eine eigene, ideale Welt, in der er ernst und in sich gekehrt dabinlebte. Bon neueren Poeten verehrte er den Dichter dr« „Messia«". Klopstock. sowie Schiller »av Rousseau. Leidenschaft lich lirvtr er da« Klökenlpirl. in dem er r« unter Dulon«, eine« Flötrnvirtuosen, Leitung zu großer Meisterschaft brachte. M,t 23 Jahres 179», hatte tze, 2»agt«g sr,«« Studie» vollendet und verließ nun die »im» mnter der alten Stadt Tübingen, um — al«Vorstufe sür die theologischeLausbadn — zunächst eine Stellung al«Hau«lebrer anrunebmen. Schneller, al« er erwartet, fand er eine solche im Hause des Freiherr« von Kalb, dessen Gattin, die Freundin Schiller'« und eine drr geistreichsten Frauen drr damaligen Zeit, aufrichtig bemüht war. dem eigenartig anziehenden Jünglinge mit dem geist- und gedankenvollen Antlitze, mit dem sein Älter weit überragenden, sinnige» Ernste, freilich auch, wie sie bald be merkte, mit der ewig zweifelnden und unbefriedigten Seele, aus jede Weise bei der gedeihlichen Entfaltung seine« schon damals hervortretenden dichterische» TalcnleS förderlich zu sein. Aber wie freundlich ibm auch da« Glück lächelte, indem e« ikn, den kaum der Universität Ledigen, unter den denkbar günstigsten Berbältnissen in eine hochgebildete, seinsüblige und jiebevollc Familie» in einen Krei» rinsübrtr, wo er dir größten und hervorragendsten Geister der Zeit, ick nenne nur die Namen Goethe, Fichte, Herder» kennen lernte— sein nach .reiner Menschheit" strebender Sinn fühlte sich hier nicht glücklich, nicht zufrieden, und trieb ihn schließlich fort au« diesem Hause, wo man ihn um seiner keuschen, reinen .Gesinnung und seine« reichen Talente« willen wir einen Sohn liebte. „Ich kann nicht bleiben", schrieb er an Charlotte von Kalb, „weil ich al« Lehrer nicht» leiste, weil ich unwerth bin der Güte, mit drr Sie mich übersckilltten, freilich auch, weil ich mich beengt, gefesselt sühle. Ick» muß frei sein." Er ging nach Jena, wo ihn Schiller mil offenen Armen aufnahm und, wie Frau v. Kalb, sein dichterische« Talent nach Kräften z» fördern suchte. Aber ebenso wenig wie im Hause de« Herrn v. Kalb fand seine Seele bier Ruve. Auch von Jena, wo er nur kurze Zeit gelebt, trieb ihn, nachdem seine Hoffnung, daß er durch Schiller'« Vermittelung eine Docenteustellung erkalten werde, sich zerschlagen bat. ge kränkter Ebrgei; wieder fort und in die Heimatb zurück — boffnung«losrr und unzufriedener wie zuvor. Er vrrzweiselle in dem Gedanken, in seinem Leben noch nicht« geleistet zu babe» »ad verglich sich mit einem Blumenstöcke, der au« dem Fenster «us di« Straße gestürzt ist und nun zerzaust und seiner Sprößlingr beraubt dort liegt. I» der Stille de« mütterlichen Hause«, darein er ge flüchtet war, fand er aber doch während de« nächsten Jabrr« sei»« u««r« Ruh« th»il»«isr »ird«r, u»d f«st fröhlich accrpun» er im Anfänge de« Jahre« l?9K da- Anerbieten seine« alten Freunde« Siaklair in Homburg, die augenchnie Haus lebrerslellung bei dem reichen Bankier Gontard in Frank furt a. M. anzunehmen. Daß er nie dorthin gegangen wäre! Denn wenn c« auch zweifellos ist, daß drr Keim der Eckwermutb seit seiner Geburt in seinem Busen lag, so entwickelte sich dock das tragisch- Schicksal de« Dichter« erst au« seiner Liebe zu SuseN Gontard berau«, beziehentlich beschleunigte e« diese Die geistig wie körperlich gleich au-gezeichiicte Mutter seiner Zöglinge entstammte da« Herz Hölderlin « zu heißer, glühender Lieve. Wa« er unbewußt gesucht, seit er zu denke» vermochte, wa« ibm seit seiner Jugend vorgelchwebt als das höchste, reinste, vollendetste Glück, da« fand er in Suscite. Die unermeßliche Tiefe seiner Liebe wird un« bester, als ich sie zu schildern vermag, begreiflich, wenn ich die Stelle au« leinen, Hyperivn hier folgen lasse, in welcher er unS schildert, wa» sein üer» empfand, al« er sie »um ersten Male sab: .Ich halr e« heilig bewahrt! Wie ein Palladium Hab' ich e« in mir getragen, da« Göttliche, da« mir erschien! Und wenn hinfort mich da« Schicksal ergreift, und von einem Abgrund in den andern mich wirst, und alle Kräfte erträntt in mir und alle Gedanken: so soll die« Einzige doch mich selber überleben in mir, und leuchten in mir und Kerrschen, in ewiger, unrerstörbarer Klarheit! — So lagst D» bi» gegossen, süße« Leben, so blicktest Du auf. rrbubst Lich, standst »un da, In schlanker Fülle, göttlich ruhig, und da« himmlische Gesicht noch voll de« heiligen Entzücken«, worin ich Dick störte! O, wer in dir Stille diese« Auge» gesebn, wem diese süßen Lippen sich aufgeschlossen, wovon mag der noch sprechen ? Friede der Schönheit! göttlicher Fried«' wer einmal an Dir da» tobende Leben und den zweifelnden Geist besänftigt, wie kann dem andere« Helsen?" .... Auch in dem Gedickte .Diotima" (so nannte er die Geliebte al« Dichter) schildert er un« ergreifend seine Lieb«. Ich laste einige Verse desselben hier folgen: Dlotlma l edle« Leben! Schwester, drtltg mir venvondtl ltd' ich Dir die Hand geaeben. H«d' ich lerne Dich getonnt. Da In leiser L-ft and Schön» Met»« G«I« Mat begaan. Söiiseltr, wie ZevbvrStön», Göttlichei Dein Hauch mich an. Nun! Ich babe Dich gesunden l Schöner al« ich atinend sab. Hoffend ia den Feierstunde» Hold« «»sei bist D» den
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