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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.06.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930607029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893060702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893060702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-07
- Monat1893-06
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Abend, Ausgabe. krrschetvt täglich'/.? Uhx, s Hd^l»t>gabe Wochevtag« b Uhr. ilckrrtti» Er»Es«:. I »ä»M»» i» Wochmtag« »»»«terbroch«, » di« «be»d« 7 Uhl. Tortt». Olsre» HtttzMd llutversitättstrahe 1, L-sche, 14, -art. o»d KS»sg«platz 7. eiMM. Tageblatt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Gefchüstsverkehr. AnzetgemPret» die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Verlaine» unter dem Redactioatstrich (lg» spalten) ÜO^, vor den Familiennachricht«» (6 gespalten) 40^. Wrotztrr Schrislrn laut unserem Prrit« verjrichniß. Tabellarischer und Zissernsqtz uach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Autgabe, odne Posibesörderuag 6V.—, mit Posldesorderung 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abead-Autgobe: Bormittag» 10 Uhr. Marge n-Au-gade: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn, und Festtag» früh '/,9 Uhr. Vei den Filialen und Annahmestellen je eia« halbe Stunde früher. Anzeige« stad stet» an di« Expedition zu richte». Druck und Verlag von E. Potz t» Leipzig. FW7. Mittwoch den 7. Juni 1893. 87. Jahrgang. Politische Lagesscho». * Leipzig. 7. Juni. Z» Lordergrunde de» öffentlichen Interesse» sieben die »gen. welche Ar«f »alnokp im BudgetauSschuß der üsstrreichischen Delegation über die allgemeine 1«litische Lage abgegeben hat. Den Grundton dieser Magen bildete der bestimmte Ausdruck der Hoffnung die Erhaltung de» Frieden», die Graf Kalnoky zwar tt auf bestimmte Ereignisse, aber aus die Milderung^ der ^ bestandenen scharfen Gegensätze zurückfübrte. Diese mng, so betonte er, sei der Erkenntniß zu verdanken, man trotz der nothwendiaen Rüstungen und der Ent- ag der militairischen Organisation nirgends auS- hrn aggressive Ziele verfolge — „wir gewiß nickt", :Salnoky bedeutsam hinzu. In Wien ist man geneigt, „ehr die europäische Lage im erfreulichen Lichte einer «enmg der Friedenshoffnungen zu erblicken, welcher auch, itbesonnene Voraussicht reiche, von der nächsten Entwickelung ilmge keine Unterbrechung drohe. Die» sei und bleibe, so sagt ir.Neue Freie Presse", der arrisbarc Kern der Thronrede, ^l oetcher die Delegationen eröffnet worden sind. Weil zurück- stader und kühler werden die Kalnokh'schen Darlegungen i hervorragenden Organen der deutschen TageSprcffe auf- «men. So betont die „Nat.-Ztg." gegenüber dem Miß- h, der vorau»sichtlich damit von der Opposition gegen die he Militairvorlage werde getrieben werden, daß eine blickliche Ruhr in den internationalen Berdällnissen Pedeutuag für die Beurtheilung der dauernden BorauS- »geu derselben sei und daß man im deutschen Reick, da I a Vien m dem überraschenden Tone des Schäferspielc» »ilergehr, doch der AMabe, etwa« genauer binzusehen, sich ' entziehen könne. Man möge übrigen» bedenken, Oester- -Uagarn befinde sich im Uebergange zur Goldwährung; t tauche dazu, zumal er sich nicht ganr glatt vollzieht, eine Stimmung der europäischen Börsen. Auch au» dieser »g werde wohl der Tact zu den Schalmei-Tönen ge- a, die so schlecht zu dem Anblick de» waffenstarrenden paffen. — Die „Münch. Neuest. Nachr." entnehmen klarungrn Kalnoky'« die Leberzeugung, daß Oestrrreich- ! eine große Schwenkung gegen Rußland entweder «l» vollzogen habe oder doch zu vollziehen unmittelbar im iffe siche. Oestevttich vertrage sich allmälig mit Ruß- um von dieser Seite nicht» mehr fürchten zu müssen, > sche, wenn der Tag der Katastrophe komme, dann ruhig stvi« Deutschland mit Frankreich und mit dem diesem ver- en Rußland fertig werde oder ihnen unterliege. Um i drchsamer, um so kampfbereiter, um so mehr auf unsere ' käst allein gestellt müßten wir in Deutschland sein, vir Oesterreich gegenüber auch nicht in solchem Maße «sch sind, so unterschreiben wir da» letztere doch voll- ^ denn da» Sprichwort: „Wer sich auf Andere ver- . der ist verlassen", hat sich noch immer erfüllt. 4» da« Capitel de« «atzlschvintz^« zehören die mancherlei Hchlenkünste, die jetzt namentltch v»a der „Freisinnigen llHartei" in Reden und Flugschriften angewendet werden, > je uach Bedarf die Regierungsforderungen recht hoch er- «m zu lasten und e» dann wieder so darzustellen, als ob »i Mehrheit Richter-Lieber beinahe ebensoviel „angeboren" »lle. at» gefordert worden war. In einem von der „Freis. vz." Richter » vertriebenen Flugblatte gegen den „Bund der oirthe" wird die Zahl der verlangten Permehrung de« den Heere» mit 90 000 Mann angegeben. Ein r« Flugblatt mit demselben Fabrikstempel, da» -Aufstachelung der Beamten bestimmt ist, behauptet so- u, die neue Militairvorlage wolle da« Friedensheer um als 100 000 Mann verstärken. In Wahrheit, so be- t die „Schles. Ztg ", verlangt die neue Borlage nach dem r«g« Huene 59 000 Gemeine und 1 l 000 Unterofficiere, zusammen 70 000 Mann mehr. Die falschen Zahlen 90 000 und mehr als >00 000 bat E. Richter einfach aufgebracht. Er rechnet nämlich die Bermcbrung der BcrpflegungStage, die durch die Abkürzung der Recrutenvacan; entsteht, in Menschen um, waS natürlich ganz unzulässig ist. Ein Versuch der entgegengesetzten Art, nämlich da« „Angebot" Richters künstlich in die Höbe zu schrauben, findet sich u. A. in einem Flugblatt sur den Schildknappen vi. HermcS an die Wähler des KreiscS Iauer-Bolken- bain-LandeShut. Hier lautet das Exempel: Der Antrag Huene will 53 500 Recruten mehr, die freisinnige Partei bietet dagegen !7.">00 Ersatzrcscrvisten plu- 25 000 Recruten zum Ersätze beS 3. Jahrganges, macht 42 500 oder nur l l OOO Recruten weniger Hier steckt die Täuschung darin, daß 17 500 Ersatzrcserviste», die übrigens gar nicht zum Frieden-Heere geboren, 17 500 voll dienenden Recruten gleich gesetzt werden, als wenn eS für die Schlagfertigkeit de- Heeres keinen Unterschied machte, ob die Ausbildungszeit des einzelnen Streiters nach Iabren oder nur nach Wochen zählt, als wenn ferner die den regelmäßigen Dienst- betrieb so sehr störenden Ersatzrcserve-Uebungcn nach Ein- sührung der abgekürzten Dienstzeit nock beibehalten werden könnten! Wenn aber der Unterschied so gering ist, warum hat die frcisinnibe Partei denn nicht für den Antrag Huene gestimmt? Freilich wird der Pferdefuß sofort sichtbar in der Kostenrechnung. DaS Flugblatt rübmt, daß cS „die um Richter" um 40 Millionen Mark billiger gemacht hätten, wonach also ein Mebr oder Weniger von nur t I 000 Re cruten einen Unterschied von 40 Millionen Mark machen würde. Die Ersatzreservisten sind allerdings theure Mann schaften, aber nur deshalb, weil sie ihren Zweck nickt erfüllen und in den Rahmen eines in kürzerer Zeit gut zu schulenden Heeres nicht mehr passen. Mit solche» Machwerken sucht man auf demokratischer Seite das Unheil der Wähler zu fälschen! In Frankreich beherrscht gegenwärtig der Name E on stanS die gesammte politische Erörterung. Alle Zeitungen sabren sort, sich mit feiner in Toulouse gehaltenen Rede in Leit artikeln und Berichterstatter-Unterredungen mit Abgeordneten zu beschäftigen. Der erste Eindruck der Begeisterung bleibt bestehen und vertieft sich je länger, je mehr. BcsoyderS der Hinweis, daß Frankreich keinen äußeren Feind zu fürchten, sondern nur vor inneren Zwistigkeiten sich zu hüten bade, findet allgemeinen Beifall. Man deutet das rednerische Auf treten des Herrn ConstanS dahin, daß eö der Borbote des demnächstigen WiedcrerscheinenS des Redners im Vordergründe der republikanischen Bühne und daß Herr Eonstans für die unfreiwilligcMußc, zu welcher ibn die Ränke seiner politischen Nebenbuhler verurtheilten.doppeltunddreifach sich zuentschädigcn gewillt sei. Die jetzigen RegierungSmänner baden so gründ lich abgewirthschaftet. daß keine Rede davon sein kann, ihnen die Befolgung dcS Geschäftes der Neuwahlen zu übertrage». Sie würden von dem souverainen Volke sofort an die Wand gedrückt werden und aus eine zielbewußtc Dressur des all gemeinen Stimmrechtes müßte verzichtet werden. Dagegen ist man, wenn Herr ConstanS sich mit der Sache befaßt, davon überzeugt, daß eine Kammcrmehrbeit herauS- kommt, mit welcher sich jedenfalls eine planmäßige Politik, vielleicht sogar Politik im großen Stile treiben läßt. Zn einer solchen finden sich jetzt in Frankreich auffallend viel Liebhaber, nämlich alle die Leute, welche der Ansicht zuneigen, daß Deutschland auf dem letzten Loche pfeife und bei den kommenden Wahlen zum Reichstage feine Geschicke an die Socialdemokratie auSliefcrn werde. Und da Frankreich die deutsche Socialdemokratie commandirt, so würde eS nach allen Regeln der Logik als eigentlicher Sieger aus dem deutschen Wahlkampfe hervorgehen. Der französische Abgesandte bei der EriunerunaSfeier in Palestro, auf dem Schlachtfeld von Solferino, General Fabre, hält sich noch immer in kberttalien auf und legt unverkennbar das Bestreben an den Tag, franzosensreundlicke Stimmung in den dortigen Heeres- und VolkSkrcisen zu machen. General Fabre ist bei der Familie Feroldi in BreScia abgestiege», die ihn im Jahre 1859 als Verwundeten in Pflege aufnahm. Die Wahl dieses Standortes, von dem er seine absichtsvollen Ausflüge macht, ist nicht ungeschickt, denn kaum irgendwo in Italien ist der Haß gegen die Oesterreich» so lebendig wie in BreScia, wo Haynau im Umsturzjahre so greulich aewüthet bat, daß dort heute noch die Kinder mit seinem Namen geschreckt werden, wie in Süddeutschland mit dem Namen Mclac. Am Sonnabend bat der General auf seinen ausdrücklichen Wunsch in voller Uniform, um geben von seinem Sohn, dem Lieutenant Fabre, seinem cschwiegcrsobn, dem Major Escudicr, und zahlreichen Ossi- cieren der Garnison, einem Manöver unter Conimando dcö DivisionSgeneralS Orero beigewobnt und diese Gelegenheit benutzt, sich in den schmeichelhastestenLobeSerhebungen der italieni schen Truppen zu ergeben. Am Abend veranstaltete ihm zu Ehren der liberale Club einen glänzende» Empfangsabend, an dem alle Spitzen der mititairisckcn und bürgerlichen Behör den von BreScia theilnahmcii. Am Sonntag früh wohnte General Fabre einer Truppenschau bei und ließ sich von der Volksmenge aujubeln, sodann fuhr er nach Magenta, um sich an der Gedenkfeier beim dortigen Beinbause zu betbeiligen. Die Stadl war mit italienischen und französischen Fahnen geschmückt, abwechselnd wurden der italienische Königsmarsch und die Marseillaise gespielt, den« General wurden verschiedene Huldigungen dargebracht. In Rom dürfte man von diesem lange» und so gründlich auSgenutzten Besuche Fabre'S kaum sonderlich erbaut sein. Die Slawen wollen demnächst in Cetiuie. der Haupt stadt Montenegro-, ein großes nationales Fest feiern und eS sind dazu alle Vereine geselliger und literarischer Art und Vertreter aller slawischen Stamme eingeladen worden. ES handelt sich um die Begehung de« TageS, an dem vor vierhundert Iabren aus der Buckdruckcrei dcS Klosters des heiligen Nikolaus in Obod-Grad in Montenegro das erste slawische, mit kyrillischen Lettern gedruckte Kirchenbuch „Oktoich" oder „OSmoglaSnik" erschienen ist, daS somit als das älteste Denk mal der slawischen Buchdruckerkunst in dem slawischen Süden von der gelebrtcn Welt betrachtet wird. Der mon tenegrinische Fürst Iwan Kraojewitsch hatte l484 von Venedig, wo er um Hilfe gegen die Türken nachsuckle, eine Buckdruckerei milgebracht, welche bis 1493 zur Be lebung dcS slawischen Bewußtsein« den Türken gegenüber eine Menge Kirchenbücher mit kyrillischen Lettern lieferte. DaS bei der Feier auszustellende Buch stammt aus dem Jahre 1493. Nach Rußland gelangte die Buchdruckcrkunst erst 1504. In Cetinje hat sich zur Organisirung der Feier unter der Protection des Fürsten Nicola, der selbst durch seine poetischen Werke eine der hervorragendsten Stellen aus dem füdflawischen Parnaß einnimmt, ein Comit«'! gebildet. Cs werden von demselben Gäste aus allen slawischen Ländern zu dem Jubiläum cingeladcn, daS an: 20. und 27. Juli ln. St.) in Cetinje und in Obod-Grad (dem jetzigen Rjeka - Crnojevitsch) stattfinden wird. Die Feier ver dient schon darum besondere Beachtung, weil, soweit der russische Einfluß in Frage kommt, die pansla- wistische Bewegung zetzt wieder mehr in literarische und cultur- geschichtliche Bahnen einlenkt, ohne dadurch natürlich in ihrem Kerne weniger aggressiv zu werden. Die Aera der Kriege, Verschwörungen, Putsche und Attentate bat Rußland wenig Erfolge, aber erheblichen moralischen Schaden gebracht. Rußland hat daher aus dem diplomatischen Gebiete im Orient wieder in die fonst allgemein üblichen Bahne» cingelenkt, während die panslawistische Agitation sich dem slawisch culturcllen Gebiete zuwcndet, aber auch so immer noch auf politische Erwerbungen auSgeht. Russischen Blättern zufolge beabsichtigt die russische Regierung in Wtttrlastrn mit dem Bau neuer Schienen wege rasch und energisch vorzugchen. Eine aus Vertretern der betheiligteu RessortS zusammengesetzte Commission wurde mit der Ausgabe betraut, das Netz dieser, an die bereits be siebende TranSkaSpi-Bahn anschließenden neuen Bahnen zu entwerfen. Die Commission wird auch darüber zu berathcn haben, ob diese Bahnen sämmtlick auf Kosten der Krone zu erbauen sein werde», oder ob auch sür einige derselben die Vergebung an Privatuntcrnckmer eintretc» soll. — In einem Leitartikel niit der deutsch gcdrucktcnUebcrschrist :.DaSDeutsch- tbum im Kaukasus" erörtert die „Now. Wr." die Gefahren, die dem russischen Kaukasicn aus einer Masicncinwanderung von Deutschen erwachsen könnten. Obgleich zur Sache vorläufig nur ein unter vorstehendem Titel in einer Leipziger land- wirtbschastlichcn Zeitschrift erschienener Artikel, der die Aus wanderung nach dem Kaukasus empfiehlt, vorlicgt, die von der „Now. Wr." signalisirlcn Gefahren für den Kaukasus somit offenbar nock ziemlich fern liegen, so bält das Blatt sich dock für verpflichtet, schon jetzt die Regierung dringend auszusortcrn, rechtzeitig Maßregeln gegen die in Aussicht stehende friedliche Eroberung russffchen Lande- durch deutsche Einwanderer zu ergreifen. Deutsche- «eich. Berlin, 6. Juni. Regierungsseitig wird bekanntlich großer Wertb darauf gelegt, denjenigen Wünschen der Hand werker nach Verbesserung ihrer Lage, welche sich auf dem Wege der Verwaltung erfüllen lassen, aus diesem bei allen sich darbictcnden Gclegenbeiten entgegen zu kommen. Es wird aber auch nicht verabsäumt, ein Vorgehen auf gesetz geberischer Bahn vorjubercitcii. Ueberdie Ziele, welche nach Ansicht der Regierung hierbei erreichbar sind, sind scinerrcil im ReickStage bestimmte Erklärungen abgegeben worden. WaS dabei die Regelung dcS AbzahlungSgeschäftSwescnS betrisst, so hat sich ja bereits der vorige Reichstag mit einer daraus bezüglichen Vorlage beschäftigt, die allerdings wegen der Auslösung unerledigt blieb, jedenfalls aber erneuert werben dürste. In anderen Fragen nehmen die vorbereitenden Arbeiten einen besriedigeubcn Fortgang. Bon dem Gewerbe betrieb im Umhcrzicbeu berichteten wir die- bereit- vor einiger Zeit. Aber auch zur Lösung der Fragen der Organi- fation.dcrUillgestattuiigdcS LcdrlingswesenS u.a.werden schon seit längerer Zeit Vorlagen vorbereitet. Nach dem gegen wärtigen Stande dieser Arbeiten hofft man im nächsten Herbst oder Winter »>it weiteren Vorlagen, die sich ans die Hebung des Handwerkerstandes beziehen, an die gesetzgebenden Körper schaften des Reichs herantreten zu könne». Berlin, 0. Juni. An welchem Tage der neue Reichs tag eröffnet werden soll, darüber wird der BundcSrath selbst verständlich erst nach den Wahlen beschließen, resp. dem Kaiser einen Vorschlag unterbreiten. Doch verlautet im Bureau de« Reichstags, daß der Kaiser bereits die bestimmte Absickt kund gegeben habe, den Reichstag persönlich zu er- öffne», und zwar wird der feierliche Act diesmal wieder im Weißen Saale dcS alten KönigSschloffeS sich vollziehen, nach dem der Umbau, bczw. die Erweiterung dieses Saale« seit einige» Wochen vollendet ist. An maßgebender Stelle wird übrigens an der Absicht scstgchalten, den Reichstag möglichst srüb, wahrscheinlich am 27. Juni cinzuberuken. Daß am 29. katholischer Festtag — Peter Paul — ist. wird nicht als Hinder niß aiiqescben, da am Tage der Einberufung nach der Geschäfts ordnung doch nur die Feststellung der Anwefcnbeit der befchlug- säbigci, Anzahl von Mitgliedern unter dem Vorsitz de« Alters- Präsidenten erfolgt, (irst am folgenden Tage würde Constituirung des Hause« stattfinden-, die erftc Per der Militairvorlage. welche jedenfalls sofort nach.ut>ch^-"lhung de« Reichstags den Mitgliedern zugehen wird, kg» S,i> Eröffnung nachdem sie mindesten« drei Tage sich «ic Offene Pforte«. Roman von B. W. Howardt. N«»»nick e«r»,tni. (Fortsetzung.) Jetzt bog der Wagen in die zur Villa KronfelS führende ^ ein, und die Majorin rief enthusiastisch: h, liebste Adelheid, Deine Billa hat doch eine herrliche Hie herrliche Lage ist mir total verleidot, seitdem Krethi t Plethi sich in nächster Nähe der Billa ergehen", versetzte «Gräfin unmuthig; „schmutzige Weiber mit noch schmutzigeren stehen stundenlang am Parkgitter, und seit die vielen ten in Angriff genommen worden sind, wimmelt e« von Maurern, Zimmerleuten und Steinmetzen, und der > ihrer Hantirunarn ist zum Verzweifeln. Ich fürchte —" La» die Gräfin fürchtete, blieb diesmal unausgesprochen. A Gabriele hatte plötzlich den Wagenschlag geöffnet und r, »»ährend der Landauer langsam um die Ecke der Ein- ! bog, herausgesprungen, um einen Kinderwagen, welcher ' ziemlich schwieriarn Verhältnissen von einem kaum hngrn kleinen Mädchen über die Straße geschoben vor dem drohenden Sturz in die Gosse zu bewahren, lagen saß eia dicker, kleiner Junge; da- als Lenkrrin l Lärterin sungirende kleine Geschöpf war, damit e« den nickt im Stich lassen konnte, mittelst einer sehr Mi Vorrichtung an da- Gefährt gefesselt, und beide hatten e« sehr eilig, in die Rahe de« einen Neubaue» -«langen, wo eben ein großer Quaderstein an klirrender ^e zam oberen Stockwerk hinausgewunden wurde. In der », »a» Klirre» und Klingen der Kette in nächster Nähe ^im>, hatte die Neine Wagenlrnkerin die Gosse nicht be- ». >»d Gabriele kam noch gerade recht, um da» schwaukende Ael u, reffen und sicher über die Rinne zu lenkeo. Aber beotzte der kleinen Eavalcade eine zweite Gefahr; au« zeössneten Einfahrt«thor der Billa schoß ein kleiner 7 Hand hervor und fiel bellend und kläffend dem kleinen Mädchen zwischen die nackten Beinchen. Laut schreiend zog die arme Kleine, die ja nicht wissen konnte, daß Mäuschen — denn selbstverständlich war er der Sünder — kaum Zähne besaß, mit den noch vorhandenen absolut nicht beißen konnte, abwechselnd die Füße in die Höbe — fortlaufen konnte sie nicht, ohne den Wagen sammt dem Brüderchen milzurciße». Aber schon nahte die Rettung, Gabriele ergriff den kläffenden Köter, schüttelte denselben tüchtig und versetzte ihm eine» strafenden Klaps mit der Rechten, so daß Mäuschen cS für gerathen hielt, schleunigst Fersengeld zu geben. Lachend kehrte da« jnnge Mädchen zum Wagen zurück — auf Befehl der Gräfin hatte derselbe Halt gemacht, aber da die Begegnung mit dem Hunde hinter dem Wagen stattgcfunde», bemerkten die Insassen nicht« von dem Intermezzo. Erst al« Mäuschen, entrüstet über die Behandlung, die ihm widerfahren, am Wagen vorbeirannte, gewahrte die Gräfin ihren Liebling, und ganz entsetzt ries sie: „Mein Gott, da läuft ja Mäuschen, und noch dazu ohne Halsband! MäuScken — mein Engel, komm' zu Deinem Mütterle!" Aber der „Engel" schien taub zu sein; ohne einen Blick nach seinem „Mütterle" liej der Hund weiter, und die Gräfin rief aufgeregt: »I'eible, steigen Sie sofort ab und fangen Sie Mäuschen! Babelte soll ihren Rüffel erhalten, weil sie so nachlässig ge wesen ist." Herr Lrible stieg in stiller Wuth ab; der verdammte Hund würde gewiß noch einmal der Nagel ru seinem Sarge! Daß er sich nickt fangen lassen werde, wußte Leible im Voraus. Mäuschen, dessen Lunge heute in brillanter Verfassung zu sein schien, ließ den Verfolger dickt herankommen und rannte dann weiter, um nach zwei Minuten in derselben Weise vor- zugebrn. Die Maurer auf dem Gerüste lachten und schrien vor Vergnügen, Leible stöhnte, und die Gräfin rief außer sich: „O, meine armen Nerven — meine Nerven!" Gabriele, die wieder Platz genommen batte, begriff die Situation nickt sofort; sie glaubte, die Gräfin bade sich um die Kinder geängstigt, und al« jetzt da- kleine Fuhrwerk in Sicht kam, sagte sie lebhaft: — , vq«W wandte sich zu dein lungcn Mädchen und ,-gle m,uA«sfesten Sl.nnne: „Mein liebe« Kind 5— machen Sic sich s behaglich in Ihrem Zimmer, wob» - ..löschen Sic führe» wird. Ich muß c l-bm - sie bat viel Gcmülb sie macht jlch kr- Torge um Andere." ^ ^ Fünftes Capitel. CS war fiH. ö Gabriele eine neue Erfahrung, nicht nur nickt die Hauptpe^rfon, sondern übcrbaupt keine Persönlichkeit aus die inan - irgend welche Rücksicht nabm, zu sein, und diese« Gc,'-'..:nl batte wenig AngenekmcS für das junge Mädchen. .eguiigSloS stand sie inmitten dcS ihr aiigcwicscnen Crker- achteckigen, elegant eingerichteten Raumes, dessen kleine, halbrunde BalconS öffneten. „Beruhige Dich doch, Tante Adelheid — den Kindern ist ja Nichts geschehen!" „Den Kindern'? Wer spricht denn von den Kindern?" fragte die Gräfin heftig. „Nun — ich glaubte, Du hättest gesehen, daß sie beinabe in die Gosse gefallen wären", versetzte Gabriele rubig, „ick sprang ja deshalb aus dem Wagen. Hernach kam noch der kleine Hund dazu und —" Aber jetzt hielt cs die Majorin sür angezeigt, Gabrielen'« Redseligkeit ein Ende zu setzen, und so fiel sie resolut ein: „Theure Adelheid, beruhige Dich dock — Deinem lieben MäuScken kann ja kein Unheil zustoßc». Laß unS weitcrfahrcn, damit Du flüchtiges Salz anwcnden und Dick legen kannst — Leible wird schon mit Mäuschen Nachkomme»." Tic Worte der Majorin hatten da« gewllnsck».. Gabriele begriff, daß sie gut thun werde, von der Zü^ngnng.. blaue,^uffschimmernd- Hügelkette."-^.'dstck reime wiro fwon nin '.ucausmcn naa»ioini»c„. , ^° Tic Worte der Majorin hatten daS gewünschte Rei-'(U^>tt; ^ li'eaciidc"'^tad/"so>vic cin,- ai'VkI bri-le begriff daß sie gut thun werde, vonder ZÜ^Ngu^ ,^. ^ f„„^bla„e. dnstschimmernde Hügettette - Ci.diick N-d-m-Sund- batte zu Tbc.l werden lass-».schüttelte Gabriele die wenig erfreuliche» Gedanke» ab, und batte ste ahnen rönnen. daß der abfchi ^ I c„is der Fenster öffnend, trat sic hinaus auf den Balcon Klafter ^ante Adelheids Liebling war. — ^ista vor unv Ibetrachtete da« schöne Landsckafisbild. welches sich ihrem > bewundernden i,ot Schmi «>4, sei er davongestürmt, bevor sie ib " I-,-«,,". Ichl-tz B»,,,. «°». » -- '->» ? Deine Chaiselongue, theure ^ A Soll ich irgend welche Adelheid — Du schadest„ftre liebe Reisende geben?" schloß LHNÄ.«- - - -- „Die äußere Umgebung, in welcher ich die nächste Zeit zu bringen werde, faiin nicht schöner sein", flüsterte Gabriele vor sich hi», „aber hinsichtlich der Menschen, in deren Gesellschaft ich mich bewegen soll, sieht'- schlimm aus. Tante Adelheid fragt entschiede» mebr nach ibrem Nässenden Liebling als nach mir. ii»d wenn sie ivüßte, daß ich das tbcnre Mäuschen mit eigener Hand gestraft, wär'S vollend« aus mit mir!" Sie lachte bell aus in der Erinnerung an die Scene, welche sic vorhin erlebt; gleich daraus pochte es, und Röschen, ein äußerst niedliche-, hübsches Mädchen, welches schon Gabriele :n il>r Zimmer geleitet hatte, erschien mit einem Präscnlirteller, aus welchen, sich ein GlaS Wein und belegte Butterbrote befanden. „Die Frau Majorin lassen dem gnädigen Fräulein besten Appetit wünschen" sagte da« Mädchen mit einem Kniz; „in
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