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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930609027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893060902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893060902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-09
- Monat1893-06
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Vez«a-.Pre» K?- L- W' I « U-», > 4 - »«>.1 °»«»d»> U»I tt «L7»I t«. « « 5 in». «K ii»rt. >toi idri» t» idri» idrit o»> >12»» n«t, »Id»> Lk et» lä) Im, L-4. »»» >t>I«o NIL.» >P«I» mö. »,Iüi iLa. >lii«r rditr L»7«! r»«r/ 2 m.-r .diu« -12 r r 8i,l«> »»LU S»dr I« «L»L drlK! «»> »cti.» »tot:« ll«NI 4«,» »Uri »>»uy rv»»« l»in« ltl«L »»?. lILL v.-k I. K.-V. too- 1«2°I «,- 101- »7« r»7r u»7, «» 1«2! IicL. I.IS8S 1«I>- 4re«>t. 70', irr-- s«>2 >t»°L »kddr >» 4SI I5I>. 2« N4-. s. >r«id««^„ > 4- V4 - xI»Iv5i»U« ui»>e»»^» ««.«» »n » Sn» » I »» 17«» >«,15»» Pi— ,kk-»»II. »cd« N», »« >»r I» ttN tzemptitzpedttio» oder de» t» St»bS> « d« Vororten errichteten Bo«- >«tz,»tz»lt: »trneljtdrlich 214^0, weliarr tigltcher Zustellung in« s^ll LdL Durch di« Pos« bezogen für Mud und Oesterreich: vieneliäbrlich ^ g— Direkte täglich« Dreuzbandieaduug W Auliaud: «onottich 7.SO. Wl»g»»>a«gab« erscheint »glich » Ateud-Luigub« Wochentag« L Uhr. »vd Lrveditiov: Lohannetgassr 8. Mtchedttioa iilWocheniag« »nunterbroche» Ptßiel »«» früh 8 bi« Abend- 7 Uhr. Filialen: ftt» «»»«'« Sorti«. (Alfretz dich«). Universitütrslratze 1, Lnni» Lösche, lstchniieustr. 1«, part. und -önig-platz 7. Abend. Ausgabe. tlmmtrTagtbllllt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. A«zeige«.Prei» die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfst. >»rla«e» »»1« de» Nedurtio»«strich (4g»e lpatten) bü^, vor de» FamUirnuachrichtry (6 gespalten) «0^. DrSstere bchristr» laut unjerem Preis» Verzeichnis. Tabellarischer und Ztffrrujatz »och höhere« Daris. Ertro-Veilage» l^solzt), nur mit der Morg«n.L»«gabe. ohne Postbesördernng SO.—, »tt Postbesördernng ^l 70.—. L,»ah«eschl»k für Ä«zei-e«: >bend»A»«gab«: vormittag« 10 Uhr. Morge»'>u«gabr: Nachmittag« «Uhr. Gann» und gesttag« früh '/^ Uhr. vet de» Filialen und Annahmestelle» je «in, halbe Stund« früher. Anzeige» sind st«» an dt» Oxpevitiaa zu richten. Druck und Verlag von A. Polz in Letpzig. ^2Sl. Freitag den 9. Juni 1893. 87. Jahrgang. 114- iK-I «- 120^0 «- 50,- »1.- l 1«- 104- . ri tt-. 104» I 101» 82- »4>-I 152 L> 14020 I isla,! «4- 22«! sl-l 210.- I 114- l 922,- 12L-I I4L-I SS« 18 I «L I 220- dZZil »I - !V.«I «8 l 9 I 8S«I 28-1 «1,- «1» IS8I0 1S»F> 218- 2IU0 2I«4i 15720 I ISS« 128- 12980 10129 I«!>« 114- «^52 I2S20 119« 11529 95M-, «.II 9.72 12» 5 I«.- 254Z9 22850 90920 275,- 4«1.- 12505 9,78-7 d»»r«a «22 12«» «>,- 75-. I5>. «9 41 lrivotzev 36 klmtliche Brkallntmachungen. Gesucht z der am 8. December 1865 in Connewitz geborene Handarbeiter Oskar Max vhrvaUier, «ich« zur Fürsorge für sein« Familie aazuhalten ist. LeiOjig, den 7. Juni 1893. Der «ath der Stadt Leipzig, Armrnamt, Abth. U. z.L IV, S83U./1831. Hentschel. Tolge. Politische Tagesschau. * Leipzig. 9. Juai. Die im Leitartikel unseres bcutigcn Morgenblattes in linaurrung ßebrachle Klaae deS Fürsten Bismarck über lta »alten deutschen Erbfeind", den Partkidader, der I»I seiner Lokistimme den Urwäbler verleitet, daß er da- Ikelerland erschlage, und dem der Fürst vor Gott und der 8«schichle die Schuld beimißt, wenn das ganze herrliche 8m unseres Volkes von 1870 wieder in Verfall gerätb — Ituse Klage ertönt jetzt angesichts der beillosen FractionS- I «splillerung bei der Wablbewegung in allerlei Variationen ltterill im deutschen Reiche; ja sogar in solchen Blättern I »ird sie angrstimmt, dir selbst nach Kräften mit dazu beige- Ilrezeit haben, die Zahl der Parteien zu vermehren und ihren Iklieit »u verschärfen. So klagte heute die antisemitische Rundschau": .Wir sind von jeder tolle Dinge von FractionS- ttrsplittrrung gewohnt, aber so winzig kleinen Häcksel haben die Parteileitungen wohl noch niemals geschnitten, »ie diese- Mal. Die absterbenden Fraktionen lassen je Lager, desto rücksichtsloser jede Spur von Gemcingeist sehren. Wo anfangs sich ein paar Ortsausschüsse auf einen gmeinsamen Cankivatcn geeinigt halten, besinnen sie sich «tdträglich aus ihren kleinlichen persönlichen Ehrgeiz, aus Hre sogenannten .Interessen" oder wie man nun den «»druck wähle» will, um die jämmerlichste Selbstsucht « bezeichnen. So geben namentlich, wie e- den An schein gewinnt, dieEonsrrvativen mit engherziger Verteipolilik daS unrühmlichste Beispiel und halten diese näsle Entscheidung für eine passende Gelegenheit, um auch ia den Wahlkreisen, wo sie von vornherein nicht die geringste I»«ficht haben, wenigsten- die Stimmen ihrer Anhänger z» .zählen". Abgesehen von einigen Ausnahmen, scheinen die Nationalliberalen, deren stärkste Seite ja »oa jeher der Blick für da- grohe Ganze war, sich zu solchen geradezu leichtfertigen Experimenten nickt »«locken zu lassen; wohl aber scheint eS, dah hier und da «ich die Antisemiten der Versuchung nicht widerstehen killen, ihre Stimmen in aussichtslose» Wahl kreisen ru zählen, um so wenigsten« einen unge fähren lltberblick über ihre wachsende Macht zu §t»ianea. . . Auf rin bloße« Zahlen der Stim me» sollte bei dieser verantwartungSvollen 8«tl kein reich-treuer Mann sich einlassrn, den» klar aus der Hand liegt doch, daß diese« Stimmenzäble» i» den meisten Wahlkreisen nur den demokratischen -egaern zu Gute kommen könnte." Leon die Erkrnntniß eine« Fehler« gleichbedeutend wäre I »I »er Ablegung desselben, so würde auch die jammervolle Ikminrri und Zersplitterung bald ein Ende nehmen. Aber bikn gekört unter die unrühmlichen deutschen Erbeigenthüm- Lbkrite» auch die, an Fehlern festzubalten, die man al« solche Iickm und beklagt. Man will lieber .charaktervoll", d. h. I illlkipsia. al- vernünftig und patriotisch «scheinen, schilt auf I bl Dumpfigkeit und setzt trotzdem den Dickkops auf! Daß die einer hinreichenden Verstärkung unserer Wehr kraft abgeneigten Parteien trotz des Abfalls vieler alter An hänger die Hoffnung ans einen Sieg der Opposition nicht ausgeben, gebt daran- hervor, daß sie in ihrer Presse die Frage erörtern, ob der Sinn der ReichSoerfassung eine «ehr- luali«« Austösmn« de» Nrichsta«» wegen derselben Frage gestatte oder nicht. Sie bestreiten dies, um ikre Getreuen mit der Zuversicht zu erfüllen, daß ein Wahlsieg der Oppo sition den Antrag Huene für immer aus rer Weit schaffe. Daß die Verfassung formell einer mehrmaligen Auslösung de« Reichstag- nicht entgegensteht, ist bekannt. Ob rer Sinn der Ver fassung so oder so gedeutet wird, ist verbältuißmäßig gleich- ailtig, denn die praktische Frage ist die, ob die Regierung die formale Berechtigung, die sie besitzt, anwcnden wird oder nicht. Und die bekannten Aeußeruugen deS Kaisers baden die Absicht der verbündeten Regierungen, von ihrem Rechte eventuell Gebrauch zu machen, unzweideutig zum Ausdruck gebracht. Zn der Thal ist die wiederholte Auflösung eines oppositionellen Reichstages ja auch da- einzige verfassungsmäßige Mittel, daS die Regierungen besitzen, um schließlich dock vielleicht ihren Willen durchzuseyen. Daß r« ein zweischneidige« Mittel ist, soll nicht bestritten werden — aber wenn e- die Regierung anwenden will, so ist das schließlich ihre Sache, wen» sie »n Uebrigen nur ihrem Versprechen getreu bleibt, gewissenhaft an der Verfassung feslzubaltcn. Es ist also rin leerer Traum, der Antrag Huene werde durch einen Wahlsieg der Opposition verschwinde». Er wird trotz eine« solchen Sieges Wiederkehr»» und endlich vielleicht unter einem Drucke der äußeren Verhältnisse an genommen werden, den brrbeigeführt zu haben die Oppositions parteien dann zu ihren unrühmlichsten und gefährlichsten „Siegen" zählen dürfen. Die Erklärungen deS Grafen ikalnoky in Betreff der Stellung de« Dreibünde« bez, Oesterreich- zu Rußland beschäftigen die große europäische Presse noch immer. In Rußland baden, wie zu erwarten stank, die Darlegungen Kalnokh'S sehr angenebm berührt. .Wir haben", so führt die .Nowvfe Wremja" au«, .als wir den Wortlaut der aus Rußland bezüglichen Stelle der Rede des Grasen Kaluoky noch nickt kannten, unS nicht geirrt, indem wir daraus bin- wiesen, daß diese Rede eine ganz besonders schwerwiegende Bedeutung gewinne durch den Uinftand, daß sie gleichsam am Vorabend der deutschen NeichsiagSwablen gehalten worden. Merkwürdig ist weniger der .RuffophilismuS", als — wenn man sich so auSdrücken darf — der .AnticapriviSmus" in der Kundgebung de« berufenen Tolmetschs rer Thronrede de» Kaisers Franz Joseph. Oesterreich-Ungarn theilt augenblicklich nicht die politische Stimmung, durch welche die deutsche Negierung dazu veranlaßt wird, aus ihrer vielbrrufenen Militairresorm zu bestehen.... Noch vor kaum einem Motiat hätte wohl Niemand auf den Gedanken kommen können, daß Kalnoky, in Er füllung de» Willens seine« Monarchen, auf der parlamen tarischen Arena mit einer ähnlichen Kundgebung vortreten würde. — Es versteht sich von selbst, daß die Worte des österreichisch-ungarischen Premier« nicht ohne einigen Einfluß bleiben werden auf diejenigen deutschen Wähler, die der Militair-Resorm abgeneigt sind. Die Rede des Grafen Kalnoky für Wablzwecke als neue- Argument für die Noth- wendigkeit der HeereSverstärkung zu vrrwerlhen, wird Graf Eaprivi freilich wobl unterlassen, da die« gleichbedeuiend wäre mit dem Zugeständnis), daß der Dreibund a» Festigkeit eingebüßl hätte." Graf Caprioi wird eine solche Ver- wcrthung gar nicht nölhig haben, da die Rete deS Grafe» Kalnoky für jeden Einsichtsvollen schon überzeugend genug beweist, daß Deutschland in erster Linie sich aus sich selbst verlassen muß. Gegenwärtig liegt der Bericht deS Ausschusses der ungarische« Delegation für auswärtige Angelegenheiten im Wortlaut vor. Zn diesem von Koloman TiSza und Max Falk Unterzeichneten Bericht befindet sich eine für weitere Kreise interessante Darlegung über den Dreibund, die wir unseren Lesern nicht oorentbalten wollen. „Der Herr Minister de« Auswärtigen", so beißt r» in dem Bericht, „bat mit der größten Bestimmtdeit erklärt, daß die zwischen unserer Monarchie, Deutschland und Italien be stehenden Beziehungen heute noch ebenso innig und fest seien, wie sie rS jemals gewesen, und er sprach gleich zeitig die begründete Hoffnung au», daß dir« auch fernerhin so bleiben werde. Und wenn dessen ungeachtet Se. Majestät in der Eröffnungsrede diese- Drei bundes nickt besonders gedachte, so liege der alleinige Grund diese- Stillschweigens darin, dag der Bestand und die Fortdauer dieses Bündnisses außer allem Zweifel stehen. Der Ausschuß für Auswärtige- hat von dieser Erklärung mit uni so größerer Befriedigung Act genommen, als auch in Ungarn dieser Dreibund von Seiten rer öffentlichen Meinung, und zwar ohne Unterschied der Parteien, als die bleibende Grundlage un serer auSw.ärtigen Politik angenommen und ge billigt wurde, als die einzige Politik, welche aus die unbedingte Unterstützung Ungarn« rechnen könne. Der Minister deS Auswärtigen bat gleichzeitig binzugefügt. daß — wie dir- auch Sr. Majestät erklärte — die Beziehungen unserer Monarchie zu allen Mächten, ebne Ausnahme, sehr freundschaftliche seien, und eben die« ist eS, was die Ansicht al- vollkommen berechtigt erscheinen läßt, baß auch ohne äußerlich wahrnehmbare Veränderung die allgemeine Lage eine Wendung zum Besseren genommen bat. und daß jene allgemeine Auffassung, wonach da« Gefühl der Sicherheit und die Hoffnung auf die Erhaltung de« Frieden» sich überall gekräftigt bar. den tbatsächlichen Zuständen voll- kcnime» entspricht. Diese Auffassung fußt insbesondere auf der Erfahrung, daß einerseits die rein defensiven Zwecke des Dreibünde« richtiger erkannt und unbe fangener beurtbeilt werden, daher auch außerhalb de- Kreises der Tbcilhaber diese« Bündnisse- die Uebrr- zeugung immer mehr Boten gewinnt, daß diese« Bundniß keinerlei aggressive Hielt ver folge, sondern daß dasselbe ausschließlich und, so weit dies mcnichcnmöalich, auf die Erhaltung de« Frie- rcuS gerichtet ist. Andererseits bat auch ebrosallS die Erfahrung erwiesen, daß diese« Bündniß sich stet« flrarrich behauptete gegen jeden, von wa- immer für einer Seite kommenden und zu was immer für einem Zwecke unter nommenen Versuch, welcher auf die Erschütterung seiner Festigkeit abziell. Diese zweifache Erfahrung, welche jede« Vorgehen gegen den Dreibund einerseits als un- nötbig, andercrsei« al« völlig aussichtslos er scheinen läßt, hatte zur Folge, daß an diesem Bündnisse nicht nur diejenigen unwandelbar festhalten, welche darin die Grundlage ihrer auSwärligen Politik erblicken, sondern daß sich dabei auch Diejenigen allmalig beruhigen, welche darin eine Zeit lang eine Gefährdung ihrer eigenen Interessen sehen wollten." Bisher war e« Gladftone noch immer gelungen, für die Home-Rule-Dorlage bei der Beratdung eine Majorität zu Stande zu bringen, indem in der Regel auch die irischen Abgeordneten, an dir Hundert, dafür stimmten, obwohl die Vorlage nicht allen Anforderungen der Zrländer gerecht wird. Diese Einigkeit ist nun aber in der Sitzung de« Unterhauses am Mittwoch zum ersten Male in die Brüche gegangen; kein Wunder, daß darüber im Lager der Gegner von Home Rulr Heller Jubel herrscht. Zn einer der vielen Fragen, welche die Reicksintereffen berühren, trennten sich die Wege Glatstonc'S und der Iren, weil elfterer der Auffassung der Unionisten beipflichtete. Der Vorfall hat unbedingt eine bedenkliche Tragweite, indem er zeigt, daß Gladstone sich zwischen zwei Feuern befindet; er muß sich mit dem anspruchsvollen Wesen der Iren und der Querköpfigkeit der ungeduldigen Radikalen, denen die Bcrathung von Home-Rule viel zu lange dauert, abfinden. Vielleicht wird «S Gladstone gelingen, den eingetretenen Riß in der Regierungsmehrheit nothkUrstig wieder zusammcnzuflicken, aber da« Schauspiel vom Mittwoch kann sich von nun an öfter ereignen und der Zusammenhalt der bisherigen Mehrheit hat dauernden Schaden erlitten. DaS Verhalten der irischen Abgeordneten in brr Mittwochssitzung wird in der englischen Presst auf da« Leb hafteste besprochen. Die „Times" und die übrigen unionistischenOrgane frohlocken. Dir „Time-" sagt: Diese mächtige Regierung, die vorgiebt, so stark und autori tativ »u sein, daß ihr gestattet werden soll, die Verfassung von oben bis unten zu ändern, würde durch die Stimmen ihrer sogenannten Anhänger in eine demüthigciidr Minder heit versetzt worden sein, wenn die Unionisten ihr nicht Beistand geleistet hätten. „Standard" meint, dir Regierung befinde sich zwischen zwei Feuern. Mit der Heit werde eS Gladstone gänzlich unmöglich finden, seine irischen Bundesgenossen zufriedenzustellen, ohne die britische öffciilliche Meinung zu beleidigen, oder die britische Feind seligkeit zu entwaffnen, ohne den Zorn und tbätigen Wider stand seiner irischen Anhänger zu erwecken. — Zm Laufe einer zu Northampton gehaltenen Rede betonte LabouchSre die Nothwendigkeit, die Obstruction im Hause der Ge meinen zu unterdrücken. Die radicalen Abgeordneten beabsichtigten, Gladstone dringend zu ersuchen, höchst drastische Maßregeln zu diesem Zwecke zu ergreifen. Gladstone selber rede zu viel und nehme die Anträge der Oppo sition zu ernst. Ia der Haupsiadt Irland« ist r«, wie schon kurz ge meldet, zu einer politischen Demonstration gegen die königliche Familie in England gekommen. Der Dubliner Gtadtrath hat nämlich nach voraus- gegangener stürmischer Debatte einen Antrag zur Ueber- reichung ein er Glückwunsch-Adresse an dir Königin und da« Thionfolgerpaar an- Anlaß der Vermählung de- HrrzogS von Jork und der Prinzessin May von Teck ab- gelehnt und nachstehenden Antrag angenommen: „Obwohl die Gelegenheit »er Vermählung de« Herzog« aufrichtige, gute Wünsch» unter den Mitgliedern de- GemeinderatheS und de» Bürgern Dublin« veranlasse, obwohl zugegeben werden müsse, daß dir gegenwärtige Regierung der Königin sich bestreb«, in riaiaem Grade die Ucbcl verflossener Generationen gutzumachen, so sei doch dir Zeit noch nicht erschienen, wo der Gcmeindcrath von Dublin der königlichen Familie eine Glückwunsch-Adresse über reichen könne. Sobald dem Wunsche de- ZrcnvolkeS nach einem nationalen Parlament stattgegcben sein werte, dürften Glückwunsch-Adressen von allen irischen Körperschaften über reicht werden." Bon Mmrokko wurde vor einigen Monaten recht viel ge sprochen, seitdem ist e« aber wieder recht still geworden. Der diplomatische Wettkampf Frankreichs und England- am Hofe von Fez endigte bekanntlich mit einem entschiedenen yiaSco England-, Man erinnert sich noch, daß die Spccial- missivn de« englischen Gesandten Sir Eharlcö Evan Smith nach Fez im vorigen Jahre, ohne Zweifel auch in Folge fran zösischer Einwirkungen, gänzlich ersolaloS geblieben ist, während die Franzosen, welche jenem ihren Gesandten Grase» d'Aubiany eben all« in Specialmission so zu sagen auf dem Fuß nach Fe; nachsandtea, d»e Zugeständnisse, welche dieser berauSgeschlageu, nicht genug zu rühmen wußten. Dabei lies zweifelsohne un gewöhnlich viel Uebertrribung mit unter; aber unbestreitbar ist, daß sich di« englische Gefandtschaft in fluchtartiger Weise hatte von Fez entfernen müssen, wabernd die französische in äußerlich aulem Einvernebmen mit dem Sultan von dort schied. Bei diesem Wettkampf bandelt eS sich für England hauptsächlich darum, ia den Besitz beider User der Straße von Gibraltar »» gelangen und auf diese Weise Frank- reich« vorhrrrswrnde Stellung im westlichen Tbcile des MittelmeereS nicht allzu mächtig werden zu lassen. Der cd »»2 Feuilletsn. Offene Pforten. l> Roman von v. W. Howardt. N»ch5ru« »cr8«tn>. (Fortsetzung.) . Lmibard'« Eltern sahen sein Berhältniß zu Röschen nicht »i: sie dielten da« Mädchen für leichtfertig, und Bernhard - runde waren gleicher Ansicht. Aber der junge Steinmetz Üuuerle sich nicht um Anderer Meinung. Seit er denken bitte, batte er Röschen, die Tochter de« Nachbarhauses in b«>«t, gern gehabt; schon al» Kind war sie ibm hübscher «schiene» al« alle Anderen, und die Kleine batte ihn von jeier um den Finger wickeln können. Als Bernhard auSge- brtt hatte, nabm ihn sein Meister mit nack England, wo «an, große Bestellung auSzusüürrn hatte, und dort bot sich bm jungen Steinmetz Gelegenheit, sich an einem alten Ge- W zu betbeiligen. Aber zum Aerger de« Meister« ging vmchtrd nicht aus da« glänzende Anerbieten rin; er erklärte, a uisi« hriinkebren, und er gestand sich« kaum selbst, daß s lkSchen'S braune Augen waren, dir ihn an die Hrimath Wlw4 llch und gerade diese Augen waren r«, die Bernhard'« !«», mißfielen — „sie schaut zu viel nach den Burschen : »il chirn k:cken braunen Augen", sagte dir Mutter seufzend, ^ Ge »deß dadurch Brrnbard'S Ansichten über feinen Schatz, b« Da« war Röschen inzwischen geworden, zu andern. Zukunft ding dem inngen Steinmetzen voller Geizen, G ach die Gegenwart war köstlich. Sonntags ging er «m i» >rm mit Röschen spazieren oder er führtest« auch >b* M einem Militair-Eoncert, und seit er dir Arbeiten Neubauten der Heine-Straße übernommen hatte, sab l*IiSch»,, die seit Kurzem in der Villa diente, täglich und kA« ße tausend Mal schöner, al« die Karyatiden, die Pomona ' b« «n sonstigen klassischen Figuren, dir er mit solchem Eifer betraf, s« ließ fl« sich ganz gern von Bern hard Dietz auSsühren, denn Sonntag« trug er einen bübschen dunNcn Anzug — seine ArbeitStoilette war dem Mädchen verhaßt, denn die weihe gipsbestaubte Blouse erinnerte sie an die väterliche Bäckerei und sie strebte höber hinan«! Wenn Bernhard anstatt de« SteinmetzgewerbeS die Kaufmann» schaff erlernt hätte, wäre e« dem eitlen Mädchen lieber ge wesen, die jungen Herren hinter den Ladentischen saben immer so elegant aus und wußten ihr so hübsche Eomplimentc zu sagen. Am höchsten in Röschen'« Schätzung stand freilich da« Militair: sobald sie nur eine Spur von zweierlei Tuch sah, war sie außer sich vor Vergnügen, und in naiver Be wunderung blickte sie jedem einzelnen Vertreter de« Soldaten- standeS nach. Als Röschen an dem Tage, an welchem Gabriele ange- kommrn war, mit Bernhard zusamnientraf, rief sie aufgeregt: „O Bernhard, ich sehr wie eine Baronesse au«! Za, Du darfst mir'« glauben, die Baronesse von Dobna, die beute ankam, ist mir wie au« dem Gesicht geschnitten; darf ich da nicht stelz sein?" „Für mich bist Du schöner, al« alle Baronessen der Welt", sagte Bernhard zärtlich, ,,ich trage mich schon lange mit dem Gedanken, Dich einmal >n Gips zn modellirrn! Ia — sieh mich nur nicht so überrascht an — e« ist mein voller Ernst! Ich Hab« zwar noch nie nach der Natur modrllirt, aber ich denk«, e< soll mir trotzdem gelingen. Im Wachen wie im Echlas sehe ich Tein süße« Gefichtchrn vor mir, und e« müßte seltsam zugeben, wenn ich'« nicht fertig brächte, Deine Züge eben so gut zu formen, wie die der Pomona, an welcher ich eben meißle" Brrnl ard schlang seinen Arm »m de« schlanken Leib de- MadchenS und blickte innig in die braunen Augen, die sich unter seinem Blick nicht senkten, sondern keck und heraus fordernd in die Welt schauten, während Röschen von einer Zukunft träumte, an der Bernhard Dietz nicht betheiligt war." Achte« Lapitel. „Ich habe ihn gar nicht veranlaßt, herunter zu kommen, sondern ibm im Gegentbeil zugerrdet, oben zu bleiben, wir haben Ostwind, und da fühlt er sich stet« angegriffen." „Ah — so kommt er doch svnst manchmal zu den Mahl zeiten?" lautete Gabrielen « erstaunte Frage. ,Mi« leid thut e« mir, daß Gras Hugo sich heute so wenig wobl fübltl" „Hugo?" wiederholte dir Gräfin gedehnt; „ach, ick sprach von meinem armen kleinen Mäuschen. Der lied« Schelm hat sicherlich etwa« an der Lunge — sein Athrm ist so kurz. Auch sein Magen scheint nickt ia Ordnung zu sein, denn er hal den Thee, den er sonst so gern nimmt, heute entschieden verweigert, und erst nach langem Zureden nahm er etwa« Gerslrnwasser." Gabriele und die Gräfin saßen beim Gabelfrühstück in dem hoben getäfelten Sprisrsaal, der mit seinen gemalten GlaSfenstcrn an eine Kirche erinnerte. Schon gleich nach dem ersten Frühstück, welä>e» dem jungen Mädchen auf seinem Zimmer servirt worden war, halte Gabriele sich nach dem Befinden der Gräfin erkundige» wollen» aber Babettr war ihr nachgeeilt und halte ihr flüsternd mitgetheilt, man dürfe die gnädige Frau so früh nicht stören. So begab sich denn Gabriele in« untere Stockwerk, wo ihr Erscheinen um 9 Uhr Morgen« einen allgemeinen Aufruhr bervorrief. Tämmtliche Mägde und Diener bewegten sich in Filzschuhen umher und Herr Leible, dessen Füße ebenfalls in großen Filzschuhen steckten, theilte dem gnädigen Fräulein flüsternd mit, die gnädige Frau könne absolut keinen Lärm vertragen. Dann öffnete er die Thür der Bibliothek, sorglich jede« Rasseln de- alterthümlichen Thürschlosst« vermeidend, und bat da« gnädige Fräulein, sich hier uolerhaltea zu wollen, bi- e- Zeit zum Gabelfrühstück sei. Gabriel« wußte nickt reckt, wa« sie ven alledem kalten sollte; gestern Abend hatte man sie in ihr eigene» Zimmer verbann» und heut« wurde sie in der Bibliothek „unschädlich gemacht" — ob Da« wobl so weiter ging. Ein Buch nebmend, setzt« fle sich an« Fenster und la« , dann sab ste den Arbeitern an dem zunächst gelegenen Neu bau zu und freute sich über den hübschen Gesang e»ne< jungen ManurS in weißer Blouse, der mit Hammer und Meißel in der Hand ans einem Gerüst stand und fleißig arbeitete. Endlich, gegen l Uhr, erschien Herr Leible, um dem gnädigen Fräulein zu melden, daß da« Gabelfrühstück im Sprisrsaal servirt sei — ob er da« gnädige Fräulein dorthin geleiten dürfe?" Gabriele folgte dem HauSbofmeister und ward von de Gräfin mit einem flüchtigen Kusse begrüßt; Gabrielen'« Ai» Wort auf ihre gleickgiltige Frage: „Wie hast Du geschlafen ?' wartete sie nicht ab, sonder» wandte fick kein reichbesetzlci Tische zu, um gleich daraus ärgerlich auSzurufen: „Leible — sagen Sic der Köchin, da» Ragout sei Köck! nachlässig znbereitet, bei meinem chronischen Appelilmangi muß besser für anreizende Speisen gesorgt werden. Iohanr reichen Sie mir die Gänseleberpastete und geben Sie mi ein GlaS EhabliS" Während der Diener der Dame da« Verlangt« servirt und Herr Leible sich entfernte, um der Köckin den gebotene Verweis zu ertbeilen, wunderte sich Gabriele über den Eise, mit welchem di« an „chronischem Appelitmangel" Leidende as Die schwersten Speisen und Weine vertilgte die Gräfin ic Hantumdreben, und verschiedene scliüchternc Bemerkungc de« jungen Mädchen- iguorirte sie völlig, bi« sie endlich jen Aeußerung über Mäuschen tbat. Nachdem Gabriele über die Persönlichkeit de« Leidende: orientirt worden war, fragte fle »hrilncbinend: „Und wie geht e« Graf Hugo heute?" „O, immer einerlei vermutblich", saate die zärtliche Mutter indem sie ein Stückchen Trüffel spiegle und in den Muni schob. „Gewöhnlich", fuhr sie dann kauend fort» „statte iS ihm vor dem zweiten Frühstück einen Besuch ab, aber beut war mein Nciner Liebling so elend, daß ich nicht abkommei konnte." Sie vertikst« sich wieder in ihre Pastete und fuhr erst naS einer Weile fort: „Es liegt so viel Rührendc« in seinem Leiden!" „Ach ja, flüsterte Gabriele tbeiloehmend. „Ein kleine« stumme- Geschöpf" — Gabriele begriff, das sie sich wieder in einem Jrrtbum befunden — sagte die Gräsil schmerzlich, „und dabei sieht e» Einen so klagend an — ach e« ist rin Jammer." Gabriele wartete, bi« die Gräfin endlich Gabel und Messe: aiedergelrgt hatte, und fragte dann entschlossen: „Tante Adelheid — wann dars >L denn Gras Hug, sehen?" „Mein Gott — wa< hast Du denn ewig »ach Hugo z>
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