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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930610019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893061001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893061001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-10
- Monat1893-06
- Jahr1893
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Veznq-.Prers hl« hauptexvedikto, oder de« k» Gtabs» t»irk «ud de« Vorvnrn erricht»«» »ui- Gickelieu akgrholt: mrir»tjSdrlich^I4Lc>, W »eimaüaer täglicher Zunellong in» d«ck ^ -ckO. Durch dir Pos« bezoqea «Sr teilichleud und Oesterreich: vieneliährtich -t . Direct« tägliche Sreuzboadieudung ßck Lusiand: monatlich 7^0. LHL>erge^7lu«gab« scheint täglich '/,7 Uh^ 18 Lkeud-Vusgad« Wochentag» - Uhr. Rr-oktto« nn- rrvkLiti«»: -odan«e«,affr 8. Uelrvdttion ist Wochentag« »»unterkröche» Muet »o» früh 8 dt» Adeud« 7 Uhr. Filialen: vtt« Oe»«'« Lortim. <Alsre» d«h»)k llniversitüttstraße l« «ent» Lösche. tetkarineustr. I«. part. aad Sönkg«vla» 7. a e- Morgen-Ausgabe. ripMer. TaMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgcjchichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Anzeigen.PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Nrclomea unrcr dem Redactionsstrich <4gs« spät«») 50>^, vor den Famiiirnnachrichira lSgripaltrnj 40-^. Gr-Herr kchnskrn laut aaierrm Prris- verzeichnih. Tabellnriicher und Ziffer»!,« nach höherem Tarif. Vptra «Beilagen (gesalzt), nur mit der lvtorgeu-Kusgnb«. ohne Postbesürderung » SU—, mit Postbesörderaag 70.—. Aanalsmeschlni für 7in;eigrn: Adeud-Au-gab«: vormittag» lO Udr. Marge n-Au-gade: Nochmitiag« 4 Udr. Sonn, und Festtag« irüd '/,9 Uhr. Bei deu Filialen und «nnadmesteste, je ein« halb» Stunde «rüder. Anzeigen find stet« au di» ErpebitivN zu richte». Druck and Verlag von L. Polz i» Leivztg. Sonnabend den 10. Juni 1893. 87. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. liniere (i^evedition ist morgen Sonntag, den 11. Juni, Vormittags nnr bis Uhr Miller. I xs»»»<Iltle»n «t»»« l elp/iLSi' 'pnL«»l»IaltS8. Amtlicher Theil. Ltkanulmackun-. Pie am 1. Oktober 1893 zu tilgenden Priorität-obligationen IA k der Lberichlesiichen Eiienbadn > Gesellichaft und die am dg-nmir 1894 zu tilgenden Ni.'derichlesiichen Zweigbadn.PrioriiSl». Mzolwnen der Lberichlesiichrn Eiienbadn-Geseilschost wrrden am »reitag. den 7. Juli »893. vormittags 11 Uhr i» »nlerm Lihungszimnier Oranienstraß« 92 94, l Treppe, in Segenwari jiveier Notar» dezw. eine» Notar« öffentlich verloost. verll«, de» 6. Juni l»93. Könlgkt» Prenhtsche Han-tnermattuug »er Ltaatsschvlde«. v. Hosimana. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Li« Einlösung drr am SV. hiefr« «vnat» fälligen Zinscoupon« a««d Schein« drr Leipziger Gtadtanletheu «folg, bereit« vom 15. htese« Monat- v bei uaierer Siadtcaffr i» de» Stunde» voa 9 Uhr Vormittag« « l Udr Milioa«. Leimig, de» 7. Juni 1893. Drr Rath »er Lta»t LelZzl». ör. Georgi. L. Schulze Lkknuntmaalung. Degen vorzin»«hmrod«r Neupstafternng wird »»« 13. AteseS Reust« ad «... dir Minzgaffe dlihk»,d der Dauer dieser Arbeit, für allen Aahrdertetzr gesperrt pewztg. am 8. Juai t89S. Der Rat» »er Ltadt Leipzig, ll. 70üt. Oe Georgi. Stahl. Ltklinnlmaämnß. Degen vorzunehmeaden Lchleußenumdaue« wird »«« IS. ». M. ch die LeGziaer Ltraße tu L.-Reud»»ttz aus der Strecke von de« guchengorlea- bi» zur Ldauffeestraßr, während der Dauer der Mt,,« kur a»ra Fährverkehr gesperrt. Lnezlg, da» 8- JÜ»t 1893 Der Rath »er Ltadt Lripz^. L7«9. t-r. löeorgt. Aekaantmachung. L-ahl. Dege» »orza»rhMe,der llmpftaiieruna wird die Veislugstran« W« II. diefe« Monat» ad aas di» Dauer der Arbeit für de« r»rch,«n,o»ertehr gesperrt. Pnpzlg. am 8. J«»t t883. Der kath der Ltadt Leipzig. II. TSiU Oe. lprorgi. Stahl Laut erstatteter Anzeige ist dir Nie den Reisenden der Firma kr« hiawalsch. dirr, Herrn Leopold Uchauer, hieran»« am L7. Lekemder IE unter Nr. I. A ausgestellte, für da« Jahr 1893 gilnge Veioerbe-Legiiimottons-Itart« ahhandeu gekommen. Zu« Verhütung von Mißbrauch wird dieselbe hiermit sük ua- zlllie ertltN. Leipzig, de» d. J»»i >88». La« Vattzeia»« der Ltadt Leipzig. 17. SSlS. Vrelschnriber. K Sparkasse Biebertwolkwih. Der aas Daaaeratag. de« 1L. Lu«i l8l»S falnide tzercaiieataa wird wegen bn: an vielem Lag» klatifindenben >t:a«le,»«-d> und »er dam» brdi»,t«» »aderwettr» Verwendung dnLeemie, »ich» adgetzaitr«. Siederrwolkvltz, da» 8. Ju»l 1883 Dar Lpareaffrudtrectar. Dhck. Steuer-Projekte. e 0. Zu de» Eteuer-Projecte«, welche von Zeit zu Zeit i»«n «««drr in drr Dideusslo» ausiauckea, aebort dir k»k»«fte«er. Di« VrklLruug rrgirki sich von selbst, ii« uill»ri»i nur dem aatürlichru Grsüdl. ÄegenstZnd« zur ^Neuerung heran,uziedeu, di« nicht Leben«»Brdirsniffen. Intern nur de« verfeinerte» Genuffe dienen Dieser Sbeuke liegt so nahe, baß man schon in frühere« Zeiten «es id» versalleu ist; i, der Geichichte lLtzt Nch verfolgen, lei« »an idn in die Praxi« umgesetzt hat. Wer grüntiich !«w «oill. kann b,« zu de» Eghpteru, Hebräern uub Indern iaadsttiqen Bekauatrr ist schm eine lange Reibe von wrmgesehen au« der römischen Hieichichte. Und dir Kleider- vtrian,en im Wittelaiirr, di« Äesrh» über erlaubten Prunk i« ffrnlichkriirn, vftenitichen and bäu«iichen, die Regelung in les.igelage erweisen. daß dir Ausivaad-Gesetzgebuag di« a«» Gegenwart sich obue Lücke sortievi. E» mele« Vestechenkr nun auch die Idee von Luxulsteuer» » ß4 hat. so hat di« Grsabrung von Jabrbuuderirn dock Ickchth b»i i, der Praxi« l-roße« damit nicht zu erreich«« » Debrr serial, uoch siuaaziesi Soeiale Ziele versoigten «« I»xu«-G«srtzk i» alte, Zeit»,, sie wollte» tru Sber- Pruuk »,d di« Schlemmerei söffe« >drr weder Meider-Ordaung», i» Mittelalter di» Bersch««» l» Tamm« «,» GR», §«hi»»«r1. «ach »i« strenge» Taselgesetze der Römer die üppigen Gelage, wie wir fl» au« ben Sitlen-Tchilderungrn drr alten römischen Welt kennen. Tie jeweilige Zeitströmmung mit idren Leidcnichasten für ta« Eine oder da« Andere überwuchert» Alles. In der Gegenwart kommt e« un« nun nicht auf den socialen, sondern auf de» finanziellen Effect an. Auch in diesem ist Wrsrnt lichr« nicht zu erreiche«, wie un» die Erfahrung beweist.' Al« Länder mit Luxussteuern kommen England und Frank reich in Frage -Beide Lander sind Deutschland an Wohl- tand voran«, haben einen reichen Adel, welcher die ver- chwendung liebt, und eine zahlreiche begüterte Bourgeoisie, welche zum Mindeste» nicht knausert. In Frankreich be steuert man Wagen. Pferde, Billard«, gesellige Berein« u. s. s. Ertrag zusammen etwa lv Millionen Mark. In England Wagen, Wappcn, Dienstboten, Hunde rc. Ertrag zusammen ca. lü Millionen Mark. Wie man sieht, in beiden Ländern keine Summen von Beteuluug für da« G'samnil-Budget. Dabei dal man in England die Psertesteuer, welche in den 7l)cr Jahren dort über lv Millionen Mark cindrachte, bereit« wieder sallcn lasten, weil sie der Pferdezucht zu viel Schaden verursachte. Die vorstebenden geringen Erträgnisse bestätigen nur. wa« iri Finanzleuten schon immer feslstand, daß nämlich an« Vnxu» tenern große Summen niemal- fließen. Luxussteuern be- rietigen den Gerechtigkeitssinn der Bevölkerung, bobe Erlrägr ino aber nur aus Gegenständen de« Massenverbrauch- zu ösen. Nedeuber darf man nicht vergessen, daß mit dem l!uzu«, wenn auch aus ungesundem Wege. Uederschilsse de« RtichtbumS in Form von Nodsioff. Arbtitslöhnen und Gewinn ns Volk zurückstlcßen und dah. wenn mit etwaiger starker Besteuerung der Lnxu« eingedämmt wird» man zugleich diese Berkirnstquell» beschneidet. Wesentlich größere- Gewickt al- Auswandsteuern hat für den Slaatsbausbalt eine andere Steuer, welche jetzt viel er örtert wird, nämlich die B örsen steuer. E- herrscht darum viel Streit und auch eine gewisse Schärfe dabei. Der Widerstand gegen eine ködere Besteuerung drr Börsen- Umsätzt läßt sich vrrileben, bei solchem Widerspruch kann sich aber der Staat nicht endgillig ausbalten, wenn er den Grund gcvanken der Steuer für gerecht hält, und daß die Börsen Ileuer mit ibrrn jetzigen N» Millionen Mark Ertrag eigen Ausschlag verträgt, darüber herrscht, nachdem sich der Wider streit der Meinungen abgeklärt hat, letzt ganz überwiegend Zustimmung E« widerstreben meisten« nur inieressirte Kreise. Und auch diese nicht mehr durchweg. Börsen-Jntcressenie» selbst erkennen jetzt eine weitergebrndr Steuersähigkeit der Umsätze an. So crrrulirl jetzt in Berlin aus Anlaß der Wadlen ein Flugblatt, weiche« zwar einen Politiker sv. Lchor lemer) zum Brrjasser bal, aber auch dir Uulerichrisi bervor ragender Börscnmänner trägt. Daraus mögen einige markante Sielten hier folgen. E« beißt da u. A.: Beim Umtausch von Papieren beträgt der Stempel nu 20 -1 pro >000 Wie viel muß drr Landwirlh, der arme Handwerker, der solide Industrielle bezahlen, rbc er dieie «umme umsetzt? An den deutschen Börsen in«gesamnil be- lrua porige« Jabr der Umsatz mit Slempelstouerpslichi 85 Milliarden; wie viel mag da erst der nicht stempelpflichlige Umsatz betragen baden? ES besteht kein Zweifel darüber daß diese relative Steuersreiheit der Börse eine bimmel schreiende Ungerechtigkeit ist; e- ist aber auch durchaus »ich, zu befürchten, daß eine schäisere Steuer da- Börien Geschäji rückgängig und damit den Effect der Steuer illusorisch mache» würde. Denn trotz allem Geschrei ist seil Einsübiung re, bisherigen Steuer in den Börsen-Geschästen eine große Z» nähme zu verzeichnen. — Ebenso müßten energisch aus wartige Papiere besteuert werden, namentlich jene bedenk ticken freniken FourS. mit welche» der deutschx Markt so osl schon überschüttet wurde und an denen unermeßliches National vermögen verloren gebt, während die Börsianer ihr Geschäji dabei machen. So dal drr deutsche Markt von 1588 bis >89« an portugiesischen We lken allein ca.300 Millionen Mark übcrnomnirn, an welchen 50, ja sogar 70 und 80 Prvc verloren sind. Al« vor mehreren Jabreo Argentinien tc» Staat-bankerott anmelvea mußte, rübmte sich ein Berliner große« Bankinstitut ganz naiv, daß seine Actionaire nickt» zu besorgen hätten, weil die übernommenen Posten in Er Wartung eine- Zusammenbruch« längst weilerbegcben seien. Dem Flugblatt, obschoo in kiäsiiger Tonart gehalten, ist viele» Wahre nicht abzusprechen. In der Tdal will e« dem Billigkritssinn nickt einlcuchten, warum l»"0 bei Besitz Wechsel in Grunkstückrn tO Steuer kosten, bei Börse» Umsatz dagegen nur 2o ^k. Da« R den von Vernichtung des Börsengeschäftes durch Lteuer-Erüöd»ng nimmt Niemanr ernstdasl. Die Börsen-Umsäye sind dir Stelle, welch« dem Staate obne Frage webr einbringen kann, al« bi«der, und ,« bandelt sich nur um geeignete Beiuessung höherer Sätze Darüber wird sich «ine Bersläarigung erzielen lasse». Leutktzes «eich. 1j Au<tze»V««tl««Pe, ät Juni. Heimkrbrenbr Geschäfts reisende versickern, daß in Aolge der Adlednung ker Militairvorlag« da- geschäftliche vertrauen und die Kauflust im deutschen Reicht in einer Weise ad- aenommrn haben, welche geradezu erschreckend wirkt. Ter Absatz deckt nicht dir Reiiekvstcn. Bleibt dieser Zustand, so gehl unsere diesige Bevölkerung einer traurigen Zeit ent gegen. Ungläubige mögen sich nicht bei Schwätzern, sondern he, Reisenden selbst erkunkigeu und sich darnach richten ü Berit«, v. Juni. Dir Erklärung voa 58 hervor ragenden Katholiken au< dem Rheinland zu Gunsten »er Mililairvorkogr ist dem osficiellen Eentrum überaus unbequem, zumal sich unter ihnen PersS,,ljchsri,rn finden, die während de« Eutturkampfe« al« dir Getreueste» unter de» Getreuen bervorgelreten stad. Die .Köln Volk-zeitung" be- mängett, daß dir Unterzeichner in ihrer Eigenschaft at» Katholiken Stellung nehmen, dir Militairvorlag« bade mit de« Kalbolicismu« nickt» »u tdun Schön, die Eenirum«- partei rber auch nickt. Urbriarn« entdrdrt dir Erklärung nick« jeder Vezuanadmr aus die Religion. Lder bat e« auch nicht« mit dem »alhol>ci«mu« zu Ibun, wenn, wir r« in der Erklärung geschieht, Katholiken gegen dir Herabsetzung und Beruuglimptuna von Kirckensürftra i» Eentrnm-vrganen pro- «rstirr»? E« ist hies« Stelle übrige»« nicht di« bllterst« Pille, dir Herrn Lieber eingegeben wird. Sein Verhalten wird im Allgemeinen al- ein unpolitische- bezeichnet, und er bekommt zu hören, daß Winttborst nie und nimmer dir Fraktion Uber das Vaterland gestellt batte. Ter Lckwintcl, den das Eentrum gegenwärtig mit den Winttdoisl'schen Resolutionen treibt, wirb, sehr wenig verblümt, al« Schwindel gekennzeichnet und die Heuchclrede von de» .unerschwinglichen Lasten" widerlegt. Mit großer Sckärst verurtbcilcn e- die Unterreickner, daß man den Schein erweckt Hab«, in den weitesten Kreisen de« Rhein land- seble da« Vcrständnitz für die Nolbwendigkeil der Forderungen der Regierung, oder daß die Neigung zur Oppo sition den politischen Blick der Ntieinläuber trübe. Man könne nicht zligebcil, daß die Stellung der rheinischen Katho liken zur Militairvorlage .ähnlich beurtkeilt werde, wie diejenige der Bevölkerung von Elsaß-Lothringen". Ta« ist deutlich und zeigt, daß man in katholischen Kreisen den Belhtiierungen seiner Vaterlandsliebe, mit denen der bald Muß-, bald Getühlsprenße Lieber so freigebig ist, denselben Werlo beimißl, wie anderwärts. Tie Unterzeichner erklären, von der Organisirung einer neue» Partei al'sehcn zu wollen, und überlassen e- den einzelnen Wahlkreise», ob sie „unlcr den obwaltenden Uinslände» und gegenüber der an« früheren Zeilen nock vorbanbenen straffen Organisation des rheinischen ParteiaussckusscS katholische Eantiratcn zur Wahl stellen wollen, welche auf dem Boken ocS von Hnene'schcn Anträge« stehen". Aber daran, daß die Partei in ihrem bisherigen Bestaube erbalten werbe» könne, glauben die 58 Herren offenbar nick». Sie wollen nur „so lange wie möglich" die katholische Einigkeit wahren. Diese Möglichteit ist, wie ein Blick in die „Germania" lehrt, schon jetzt nicht mehr ver hauten. Nur die Wahtardeit verzögert die förmliche Scheidung. L». Vrrktn, 9. Juni. „Wie die Nationallibrralen heruntergolominen sink", beginnt die »Freis. Ztg." einen Artikel über das Eintreten der Naiionatliberalen für den Grafen Herbert BiSinarck. der bekanntlich erklärt bat, sich keiner Fraciion anschließen zu wollen. Und „wie der Deutschsreisinn wackelt", bebt im .Vorwärts" eine Notiz an, in der berichtet wird, daß di» Deutichsreisi»n>g«n in Sorau ihrem Eankibalen Jesckke rS überlassen, ob unk welcher der bestehenden freisinnigen Fraelionen er sich im Falle seiner Wahl anichtießen wolle. Im Vnncte des Ge schmacks weisen dir Herren Liebknecht und Richter also eine für beide Tbeile schnicichelhaste Aetmlichkeit auf, hinsichtlich rer Schärfe des Unheil- gebührt Herrn Richter die Palme. Denn selbstverständlich ist e« ein stärkerer Beweis deS „Her- ttntergeki'mnicnseina", wenn eine Partei, die Keinem der Ihrigen ;»m -Liege zu verhelfen vermag, einen in der wichtigsten Frage mit ibr übercinstiiniiirndcu Eandidaien unterstützt, als wenn eine Partei einen M.inn ausstellt, der noch nicht weiß, ob er sich ibr oder einer heftig befehdeten, in der Hauptsache eine» abweichenden Slandpunct einnehmenden anderen Partei an- schtießt. Der letztere Vorgang dal auch, sedr zum Unterschied von dem in Jericho«. wo Gras BiSinarck candikirt, den Vorzug der Neuheit Ein dergestalt in blruico ausgestellte« Mandat ist noch nicht dagewesen. Berlin, 9. Juni, slelcgramm.) Der .Reich« anzeiger" weis» die Behauptung, drr Antrag Hurne ividrrlpreche den Windlhorst^schen Resolutionen, weil durch die Annahme de« Antrag« di« zweijährige Dieiislzeit nicht gesetzlich ringesllbrt. dagegen die allgemeine Wehrpflicht durchgesührt werbe, als sallck »ach. Der Antrag Huenr stelle die zweijährige Dienst zeit jür die Fußlruppcu >„ lange gesetzlich seit, at« die Eom- pensationcn daiür geleistet werden. Die Resolutionen Windt- horsi forderten die Regierung nur auf, die Einsührung der zweijährigen Dienstzeit >» Erwägung zu nehme». Dieser Erwägung werde durch den Antrag Huene praktische Folgt gegeben. Die Resolutionen Äindtdorst sprechen lrrner die Erwartung aus, daß von Plänen Abstand genommen würde, wodurch alle wehrfähigen Mann schaften zum acliven Dienst herangezogen würden, in dem dadurch dem Reick« unerschwingliche Kosten er wüchsen. Der .Reich- Anzeiger" bebt hervor, nach dem Ur- theil der deutschen Finanzministrr und rem Urtdeil drr ersten vottSwirtbschasllichen Sachverständigen seien im Vergleich mit ren Auswrndungeu anderer Staaten die Kosten au« dem An trag Huene nicht unerschwinglich. Rach dem Antrag Huenr würden auch nicht alle Wehrfähigen heran- gezogen, vielmehr würden von >894 nach Maßgabe de« diesjährigen MustrrungsgeschäflS etwa VOOoO krieg-taug ticke Wehrfädize nicht eingezogen, welche Zahl Folge drr steigenden Bevölkerung ständig wachsen müsse. ** Verlt«, 9. Juni. (Trlearani m.) Auch der „Reichs- Anzeiger" erklärt, dir Mitihritung de« „Badischen Beobachter«", bei rem MusterungSgeschäfl in Mannheim wäir rin Einäugiger, ker «in Glasauge trug, au-gebvbe« worden, sei nach ben angrslclllen Erörterungen al« absolut haltlos«, sensationelle Nachricht zu bezeichnen. Die betreffende Person ist nicht auSgrboben, sondern im MusteruugS- lrrmm sofort dem Landsturm überwiesen worden. — Zur Eholrragrfahr schreibt die „Nordd. Allg. Ztg. „Wird e« selbstverständlich in erster Linie Aufgabe der Regierungen bleiben, welche ter (Tre-dner) Eonvention bei getreten sind und noch weiter brizutreten gesonnen sein bürsten, Sorge dasür zu trage», daß bi« getroffenen verrin- barunaen strikte durchgesührt werden, so hat e« doch auch ea« Publicum unk dal c« in-besonderr dir Presse in Deutschland in drr Hand, den Werth de« glücklich Erreichten je nachdem herabzumiorern oder zu steigern. Die Art, wie im vorigen Jabr« di« Rubrik der Eboleranachrickten dei on« zu einer ständige» in ben Zeiiungen gemach» und jeden Tag möglichst zu füllen versucht wurde, konnte nur zu sedr dazu angeldan erscheine«, im Autlanbe ganz falsch« Begriff» Uber den Grad ker Brrbreiiung der Srliche innerdalb unserer Reicksgreazen zu erwecken Auch ist kie Neigung, jrben einzelnen Edolerasall s< breit wie möglich zu treten, im Austaabe schlechter ding« nicht verständlich Verücksickngl man, daß in»beson-err der Tbril de« Jndatt« unserer Zeitungen aus telegraphischem Wege nach de« Uu»tand« verbreite» wird, welcker unser Ge deihen in irgend welcher Beziehung al« sragwürtig erscheinen in lassen kann, so erwächst der Press« nnv dem Publicum die doppelte Verpflichtung, gerade auch aus dem in Krage stehenden Gebiet die denkbar größte Selbstzucht zu üben und in einer möglichsten Beschränkung diejenige Weisheit zu er kennen, die uns verhälliiißiiiägig leicht schwere Verluste am Nationalvermögen erspart. — Hiesige Blätter erörtern da« Gerücht, daß l)r. Miquel nach Schluß ter Landtag-session seine Stellung al« preußischer Finanz»,inister mit der de« Reich-scho tzsecretairs ver tauschen würde, um an der Steuergesetzgebung teo Reiches theilzunehmen. E« ist, bemerkt dazu bie „Franks. Zrg", natürlich nicht daran zu denken, daß Miquel den Posten de? ReichsschaysecretairS al- ein Untergebener de« Reichskanzlers übernehmen würde. Da« ist auch, wenn er eine leitende Rolle in rer Steurrgesktzgebung de- Reiches spielen will, durchaus nicht nölllig, da» tann er auch als preußischer Finanz- Niiuister. Sein Vorgänger, Herr von Scholz, hat tbalsächtich während seiner ganzen Amt-rauer die Steuer- und Finanz politik de« Reiches geleitet und namentlich die Cteuergesetze deS Reichstage« vertreten. Es ist ferner rin Jrnbum. an- zunednien, daß mit dem Abschluß der jetzigen Sleuergesetze in Preußen die Tbätigkeit Miquel'S an dein ganzen Reformwerk deenret sei. Diese Gesetze treten erst l895 in Kraft, und sie praktisch cinzosühren, die Bestimmungen für die Ausführung zu erlassen, ift noch eine sehr wichtige Ausgabe, dir Miquel gewiß tcmcm Andern überlassen wird. * Au» Mecklenburg, 8. Juni. In Mecklenburg-Strelitz allen zwei Ereignisse in der nächsten Woche ungejäbr zn- ammen: dir Reich-tag-wahl am l5. Juni und die oldenr Hochzeit des regierenden Paares an, >8. Jursi. )aS zweite Ercigniß wird aber nicht im Lande selbst, sondern im Eambridge vom großberzoglichen Paare begangen. Man begreift, daß die Gewcibtreibciiden und Gcschäfisteute aller Art wenig erbaut davon sind, daß dies« Feier, die „Geld »n« Land bringen" würde, im Anslai,be stailsinret. Es kommt noch daz», daß fast Jedermann sein Scheiflcin ür die Feier beigesteuert hat. Aus manchen Aeußrrungcn der verstiiunilcnBürger kann man entnehmen, daß rirseSli»ii»ung am l5. Juni viclsach iu der Abgabe eine« sveialkemotraliichcn LtiminzettelS sich Lust machen wirb. Die Regierung Hatto eS »ußiällig auigeiionimcn, als i»> Jahre 1887 einige social- demvkraiischc Sluumc» abgegeben wurden. Um de», weuerei, Wachslhum der Socialdcmokralie im Lande vor»»beugen, wurde ciu Mittel angewandt. daS den übrigen Jnicreisen de« Landes wenig biente: die künstliche Unterdrückung drr Industrie. Die Richtschnur ist: Keine Industrie im Lande, damit keine Socialdemokratie im Lande auftommt. So wurde selbst der Vorschlag, eine Eiseiibahnmcrtslälle i» Neustrelitz, als dem Mittelpunkte der Linie Bcltiii-Slralsnnb, anzulegen, abgxlelmt. Die Werkstätte würde 500 A»beiter und zahlreiche Beamte nach Neustrelitz gcjübrt baden. Mit der Ablehnung ist säst Niemand im Lande einverstanden ge wesen, sic hat unnölhiger Weise viel böses Blut gemacht. * Lldrnburg, 8. Juni. Tie Eantidalur Eugen Rickter'S ist jetzt auch hier mit seiner Zustimmung in aller Form pro- clamirt worden, jedoch wird Richter nicht persönlich hier er scheinen, da es ihm dazu, wie er seinen hiesigen Anhängern geschrieben hat, zu sehr an Zeit mangelt. Am Schluffe einer sehr bewegten versamnilung in Oberslein er bat sich Herr Schöffe Klein da« Wort und erklärte von der Galerie herab, daß rin soeben ihm zugegangencS Schreiben Richter'- ihn veranlasse, die Anhänger ter freisinnige» Volks- Partei auszuforder». nur für Richter zu stimmen, der sich als Zählcancivat aujstrllcn taffen wolle. Daraus gab Hinze leinerstit- die Erklärung ab, daß er nunmehr eben falls obne Rücksichtnahme gegen Richter ösfentlich auslreten werde. In einer weiteren, in Birkcnfcld abgehaltenen Versaiiimlung wie» Hinze die Möglichkeit, sich wieder in» Richter zu vereinigen, weit von sich. Er erstrebe die Bildung einer großen liberalen Partei. * Bu» hem Watzktrct« Frtrhrbers-A>nswak»e, 8 Juni. DaS „Wochenblatt re« Kreifes Arnowatte' bringt in seinem nichtamtlichen Tbeile folgende Bekanntmachung: „Ahtwardt's Acten liegen styl, wie wir Horen, zu Jeder mann» ttiiiucht Ltkinihorsirah» >0 aus." De« Weiteren verbreitet Ahtwarbt eine öffentliche Erklärung, in der es u. A. heißt: „Do man sachlich gegen mich nickt» lagen kann, möchte man meine Perlon in der Achtung meiner Wähler herab etzea. Zu dieieni Zweck wird da« Unheil einer in »jaener Lache richtenden ttommtjsion gegen mich in« Feld geführt, und meine Beweise werden trog Austorderung einer Prükung nicht unterzogen. Tag ich ln. Ramm» gegen den üdermachtigen Feind, dem Leid ,c. reichlich zur Verfügung stedt> mit Epoli und Hodn, Lüge und Berleum- duug verioigt werden würde, «uhl» ich vorder. Hierdurch werde ich mich oder nicht abhalien lassen, die Interessen de« ordeiicnben Volke« gegenüber dein au«d»ul,nd«a chroheopiial auch fernerhin zu vertrete». Ten Verleumdungen bin ich wedrto« ausgeiepi, ich bitte oder alle meine Wähler, sich dadurch nicht irre machen zu taffen. Es winkl ,i» große« Ziel: di» Vesre,ung aller erwerbe- Ihaiigeu deutschen Liänd« »ou den jüdischen Ausbeuter,, und ihren Genossen." «dlwardt, wehrlo« den „Verleumdungen" auSgeietzt — dieses Bild wird uo< drr .^kladderadatsch" hoffentlich nicht schuldig bleiben. * Posrn, 8. Juni. Ganz ausfallend bcm-rkbar macht sich im gegenwärtigen Wahlkampfe die hervorragende Betheiligung der polnischen kalb »tischen Geistlichkeit an der Wahlagitation. JedensaUs ist sie bedeutend umfangreicher als unter dem Erzdischos Dinker. Wir erinnerlich sein wird, verbot dieser drr Geistlichkeit die Annahme eines Mandat« für das Parlament, wie er antrrerscil« auch eine lebbaste Brlhriligung am politischen Parteikamps« nickt wünschte. Er selbst hat in die politischen Vorgänge activ niemals ringcgriffen. Gegenwärtig scheinen andere Grund sätze beobachtet zu werken. Die polnische katholische Geistlichkeit spielt m der Wadlbewegung wieder eine große Rolle, und baß auch der Erzbischof von Stadlewski brr Politik gegenüber kein bloßer Zuschauer ist, hat er durch da« brkannle DankeStelrgramm von Rom au« an dir polnische .Hospartr»" bekundet. Trotz be« Eifer« der katholischen Geistlichen glaubt man in den brutschen Wäblerkreisen. daß riese Reich«lag«wadk rin sedr bebeuleube« Eoniingeni polnischer Socialvemokratrn stellen wird. Dir in den verschiedenen Städten ausgestellt«» socialdemokratischen Lähteanbidatr» sind
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