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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189306112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18930611
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18930611
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-11
- Monat1893-06
- Jahr1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1893
- Autor
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DrzxgA«P reis ! »t» ß»««qp»bitto» ob« de» k» Stab». ! »t üe» Vorort»» errichtet»» Aut- 2»,,»,»halt: vt.«eliL»ritch^<aa »4-ltch« Zu stell»», tn« sut UL Dnrch dir Post br»oar» für W—^ «ch Österreich: vierte!>ühritch e 5-. Direct» ttigllch« Kreuzbandieuduna ! W Ansland: monatlich 7.50. -WW'WVE ittiick— «d Lr»e>UK»: z,di»«r»»«ß» 8. «dDZeditio» ist Wochentag» uamitrrbroche» Pstzmt«, ftiih t dt» Abend« 7 Uhr. Filiale«: k* EiE»''Alfred LntversitLtssmlhr 1, L«»t» «»ich,. 1t, Port. «ch Ksni,«platz 7. UchMtr.TLgMM Anzeiger. Lrga« für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschiistsverkehr. Axzeigex^Srei- die -gespaltene Petitzeile SO Pfg. Nerlamr» uatrr dem Redactiontstrich (lg» ipalte») 50--, vor de» Familiennachrichren (S gespalten) 40--. Vrößrrr Echriste» tont unserem Preit- vrrzeichuiß. Tabellarischer »nd Zissernjotz »ach dötzerrm Tarif. Extra-Beilage« (gesalzt), nor mit der Mora«,-Sutgad» , ohne Postbesörderung -0.—, mit Postbesürderna, 70.—. Zlanahmeschluß fir Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: NachmitlagS 4 Uhr. Eonn- und Festtag» früh '/,9 Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestellen je eia« halb« Ltunde früher. U«zri,rn stad stet» an dt» Erstedttton zu richte». Druck and Verlag von E. Pol» i» Leipzig. HM. Sonntag dm 11. Juni 1893. 87. Jahrgang. -«tliche Bekanntmachungen. Veffentliche Sitzung -er Stadtverordneten Wtwvch. den 14. Juni INS». Abend» «'/. Uhr. t« VitzungSsaale a« Nafchmarkte. Taartordnuagt 1 vericht de» EaS-, Finanz., Bau- und kekonomieau-schusieS über Erbauung einer elektrischen Centrale im Wege der roncels>on«erth«tlung. ll. verlchl kber dt« Sialdlvorlage, betr. ikinslihrung der Da». beleuchtung in die tkochstratze in Leipzig-Connewitz. D. Bericht de« Bauausschusle» über: n. NriilierstrUung einer Kahvung im S. Obergeschoffe de« BrnndsiÜckS Reick-slraße Nr. 1, d. Ausführung baulicher Herstellungen im Armenhaus« tu Lelpzla-Lindenau, o. Nbputz dt» «tebel» de« chebüudc» der »ewerbeschule. kk. Vericht de« Vau-, vrkonomle- und dez. vrrsasfung«au«schusse» ilder: Conto 1 „Rachsstube" Pos. 8, 9, 88-98 c. mit «u«. nähme der Pos. SS d. o, <1. , der «ehallslistk de» dlktsührlgen Haushaltplanes. V. Bericht dt« Velonomie-Ausschusit» über: ». Conto SS „Wiesen und Tristen" und Conto S7 „Jagden und Fischerei" de« diesjihriaen hanshaltplane«: d. regulatiomätzige Cntjchü- Ligung de« van dem Clruiidslücke der grau verehr!. Ratzke, Lützeuer Straße Nr. 32, zur Straße obzutretenden Areales; «. regnlativmäßige Entschädigung de» von dein Oehnie'schen Ernndstücke, Brandcatasier S!r. ILo, Abth. 8, Lrlpzig-Godli», an der Benedizsiraß« zur Straß« abzutreteuden Areale»; 4. nnentgeltliche Arealabtretung von dem Teller'jchen S)r»nd- stücke, «ckr «irchstraße und Nabet in Leipzig-Bolkmar-dors zum Nabet; ,. Pstasterung der Dorotheenstraße und Siegelung der Fußwege daselbst. VI. Bericht de» Finanzau-schusse» über: Gewährung einer Zu- baße für de« Zwitterslock« ttefen Crbstolln zu Altrnberg. VII. vericht de» Schulaulschusse« ilder: Conto » „Schulen'' de« diesjährigen Hauthaltplanr«. M. Bericht de« Schul«, Bau« uad tzlnonzausschuffr» Über ». einen Erwetterung«bau der II. Realschule zu Leipzig« Aeudnitz. d. «u«fvhrung eine« Crwrltrrunglbaue« drr 27. B> »tktsichuir in Leipzig-Lonne,vltz. ll. Bericht de« Verfassung»« und Finanzausschusses über: Leuderung de« Gebührentarlf« für dt» Benutzung der Per« kaussstäude der Grupp« I bi» mit Hat» der Ltarkthallr. Lekav»kmachu«ß. «achtem di« Zimmer-, Steinmetz-, Schieferdecker«, Holzcement ich Isphalt-Arbriten, fowl« dir Lieferung walzeiserner Träger für de, »r»rtteruug»bau der «5. vezirküschulk in Lelpzig-Metn- lj-ochek »ergebe» worden lind, werden dir nicht berücksichtigte« hem» Bewerber Mit dem Bemerke» hiervon i» keuutni» gesetzt, dch st« ihrer Anarbotr entlassen sind. .'Äl - ^' SU. Juni 1893. Der Rath »me Stadt Leipzig. vr. Georgt. Vr. Ldf. Bekanntmachung. «achde« dt« Maurer-, Zimmer-, Klempner- und Wasserleitung», mid di» tzteinmetzarbeiten. lowi« die Lieserung walzeisernrr Träger st! de» «eudau einer Aßartanlahe an der 18. Bürger- und 11. Przirk-schnl« in Leipzig-Plagwitz zur Vergebung gelangt sind, sesw »ir die nicht berücksichtigten Herren Brwerber mit dem Be« «men hiervon in «enntaiß, daß st» ihrer Angebote entlassen sind. Leimig, de, 7. guut 1SSS. Ä«, Der >«th der Stadt Leipzig, hi«. SIL vr. «eorgt. Vr. Ddf. Sekanntmachnng. I» Monat Mat d. I. empfing drr Samarttrr-Berrin von Hera Friedentrtchtrr v. Al. Saget: » -M Süd« tn Sachen R./T. 10 » » » - . WH 9 - » - «./«. 10 « « « - «./H. 1 . » « » r.,s. Sa.: iS ^ v»a Herr» Frirden«rtchtrr U. Mn«dt: SS ^l Sühne tn Sachen C. »./«. H. 10 « « « « tz. L./G L 10 - « - « vr. Fi A. W. L - » - » M. S.A Br. 8 - » » « «.V./W. L. Sa.: SS vorüber hiermit dankend qnittirt wird. Lewzig, de» 9. Inn« 1893. Der Barftand de» Sa«ariter-Veret«». vr Aßma». Lau-Areal I, chchfta Näh« de» vad«»»fe» uad der Hartdtvald»,,. ,ch»n zckg«, hat billig z» verlaafe, der St»ptr«lt »« S»e«»a«. Dentschland über Aller! i. vir brauche» jetzt eine» frischen Hauch, der di« Liebe zu «fne« großen, herrlichen vatrrlaode in einer dunklen, bangen Suade unsere« Volk» zur hell lodernde» Flamme der Be- «tsteruug aufacht, daß All« a» I». Änui, sich kleinlichen SendererwLgunaen entreißend, freudig ihr» Stimm« zu «eitern und stärkerer Sicherung unsere» Reiche« adgebe», »st« getragen von dem hohen, der ernste» Lage würdigen leftbl: Deutschland, Deutschland über Alle«, über Alle« in ter BAtl So oft uuser Volk von diesem Geiste sich rrgreisru ließ, hat e« stet» in klarer Einsicht die besten Wege brschritten. -aß fühlen, heißt kür nn« Deutsch« auch richtig drokrn. Ei» leuchtende« Beispiel dafür ist der norddeutsche Reich»tag a, >S7V. Die Adresse, die er an den König Wilhelm nchtete, sprach in dem Geiste von lSlS Worte, di« nnvrr- zcha sei, sollen, unvergessen heute: »La» deutsch« Volk weiß, daß ihm rin schwerer, ge- wtltiger Kampf brvorsteht. Wir vertraue» drr Tapferkeit m» »er vaterland»1irbr unserer dewaffnetrn Vrüber und te» nnerschütterlichen Entschluß unsere« einigen Volke«, alle RS» dieser Erd« daran z» srtzen. um nicht zu dulden, das d» s»d« Eroberer de» deutschen Manne» Racken beugt. Da» war eine groß« Stunde, der erste, hell« Glockrnschlag einer noch größerrn Zeit. Obne Debatte» im Innersten er- irissrn von dem weltgeschichtlichen Moment, vieler ergrauter NLnner Augen feucht von TbrLnen, hielten dir ReickSboten bamat« kein Opfer für zu schwer für Deutschland» Ehre und Rech», und die Zukunft lohnte diese Brscklüfse mit un- vergleichlickikn Erfolgen. Nur zwei Männer im Reich-tag entzogen sich jenem rrbabeneu Moment, unbewegt von dem bochgebendrn Woaenschlag der begeisterten Volksseele — Beb«! und Liebknecht enthielten sich der Abstimmung. 1893 ist der deutsche Reichstag versammelt. Die ver- bündtlen Negierungen erklären: Wir sieben nicht mehr für di« Sicherheit de« von Übermächtiger Rüstung fremder Staaten umstarrten Reichet rin, wen» nicht die HcereSkraft vermehrt wird. Drr Reickstag lebnt die Miiitairvoriage ab, ihm war das Opfer zu schwer; drr Geist, der Deutschland tder alle Güter dieser Erde setzte, war nicht mehr mächtig zenug. Wir wollen über den aufgelösten Reichstag kein Todttnaericht halten, es müßte »»gleich ein Urtkeii über rin patriotisch lau gewordenes Volk gefällt werden. Er war aus den Wahlen desselben brrvorgegange», ein Ausdruck für dir Anschauungen mancher Kreise. Es gilt, den Rückgang der Vaterlandsliebe zu erklären. Wichtige Fragen batten sich ini neue» Reich in den Vordergrund des politischen Lebens >«schobr», die kirchliche» die sociale; die verschiedensten Interessen erheischten Befriedigung, als sei diese Be- sriebiauna die allerwicktigste und nöthigstr Sache, vom keltischen Skeiche, dessen Errichtung da» Sebnsuchlsziel so vieler Generationen gewesen war, erwarteten Alle als von einem »rreichtrnJdral dir Erfüllung ihr« HrrzenSwünschr, Alle« aus rinmall Und als diese Erfüllung ausblicb, trat da und dort rinr Erschlaffung des Rationalbewusitsei»« rin. Diese Erschlaffung bat uns in die jetzige schwierige Lage gebracht. Brklagenswrrth genug ist die Minderung patriotischer Be> geistrrung, aber nicht unerklärlich. Wir beneiden die anderen Völker um ihren nationalen Stolz. Ter Engländer trägt erhobenen Hauptes in sich da» Hochgefühl» ein Bürger des weltbehcrrschrnde» Änselreich» zu sei». Ter Franzose bringt da» Opfer von Milliarde» in der Hoffnung, durch sie m neuen Siegen über di« Deutschen die Wund« zu heilen, dir seinem Nationalstolz 1870/71 geschlagen wurde. Diese Völker sind seit Jahrhunderten in einem Staat-ganzen «eint; eine lange, zum Iheil ehrenrciche Vergangenheit des ttaate» hat st« vor Allem national gelehrt, zu rmpfindrn; drr Einzelne lernt groß fühlen nur durch «ne große Ge schichte seine» Staates, und diese hat uns Drutschen ge fehlt; di« zwei Jahrzehnte seit 1870 haben an unserer Volks seele nicht eine Arbeit leisten können, zu drr bei anderen Völker« Jahrhundert« gehörten. Seit dem 30i8hrigenKriege kam über uns das politische Elend. Jeder Stamm richtete sich in feinem Haufe »ach seinen Interessen rin, weil da« Ganze ihm nichts bot, was sein Herz zu rascheren Schlägen hätte antreibcn können. Zudem liegt im deutschen Wesen die Neigung, die Sonderart zu pflegen; diese Neigung wurde von den Einzelstaatcn gehätschelt. Wir waren in erster Linie Preußen, Sachsen, Bayer»; unsere Geschichte bat un» so ge führt. Dies niVffen wir im Auge behalten, wenn wir zetzt die Thatsaihe beklagen, daß dir nationale Be- grlsterung matter geworden »st und daß da und dort, >n Bayern, Hessen, Mecklenburg, da- CtammrsgesUbl vor da» Reichsbewußtsein sich dräng». Zwar die Jabr» 1870 bi» 187l krackten einen Aufschwung de« Nationalgefübls, wie itzn kein Volk je erlebt hat. Unb die» hielt Stand, so lange di« Träger jener großen Zeit unter un« weilten unb durch ihr« Person unser Volk an die gewaltigen Ereignisse er innerten. Aber einer nach dem anderen ist bingegangen, unfer Kaiser Wilhrlm I. schläft bei seinen Eltern, deren Racher er geworden war; Moltk« denkt keine Schlachtenplänc mebr; so viele Heerführer von danials baden ihr sieg reiches Schwert vor dem Gebot eines Stärkeren, de« Todes, in die Scheide stecken müssen; Bismarck strbl im Winkel, rin grollender Löwe. Seit dir Schöpfer unseres Rciche« nicht mehr im Vordergrund wirken, feblt unserem Volke der elektrische Strom» drr von ihnen auSginz, unfer Neich»- bewußtsein lebhaft zu erregen. Aber Ware unsere politische Einsicht reifer, so müßt« gerade der Ge danke, daß jene großen Männer nicht mehr de» Reiche« Steuer führen, unser Volk antreiben, Mann für Mann mit ganzer Wucht für da« gemeinsame Vaterland ein- zutrrten. Jene Männer hatten von der Geschichte den Auf trag, die deulsckrn Stämme zu einem Ganzen zu verschmelzen, damit der deutsche Geist, vor frindlichen Völkern durch eine starke Rüstung geschützt, seinen weltgeschichtlichen Beruf voll ziehen könne: sie hatten den Auftrag, durch ihr Werk das Nationalgefühl zu entzünden. Sie hatten ihren Auftrag er füllt, wie glänzend! Nun beginnt unsere Aufgabe: die von ibnrn entfachte Flamme drr BatrrlandSlirbe zu hüten und zu schüre«. Große Persönlichkeiten habrn nun die innersten Kräfte eine« Volke» anzurrgrn und aufzurusen, damit r- daan, dieser voll bewußt, semr Sache selber führe und vrr trete. Wie nöthig ist die» l« unseren Tagen! Wir habrn unser« Feind« nicht versöhnt. Frankreich lauert zum Sprunge auf un». So lange d,e großen Recken an der Spitze des Reiche» standen, hatte e» gelinde Furcht, mit uu» auzubindeo. Wilhelm I., Bilmara, Moltke be deuteten für uu» mehr al» «in ArmrecorpS Ihr Name war für un» rin starker Schild gegen da» Gelüste unserer Feinde. Und wir selber fühlten uns unter ihrer Leitung wobt geborgen; wir hatten da» fest« vertrauen, daß es mit ibnrn un- gelingen werde, unsere Gegner zurückzuweisen. Die» Selbstvertrauen ist nun geschwunden; dir» ist aber für die politische Existenz rinr« Volke« ebenso nötbig, wie die Luft für da- Albmen drr Lunge. Wir müssen die- ver trauen wieder erringen; wir setzen in die Lücke drr großen Männer dir energische volklkraft rin, wir ver stärken unsere Hreresmacht. Dir haben wehrhafte Männer genug, di« wir als eine Mauer zu Schutz undTrutz vor unserRrick stellen. Und der Ent schluß, möglichst alle tauglichen jungru Männer kampseStllchtig zu machen, ist ein Wink, den Franzosen und Russen verstehen werden; sie «erde» kann nicht leichthin mit einem Volke an binden, da» bereit ist, bi» zum letzten Mann sich zu vrr- tbeidiarn und alle Güter dieser Erde daran zu srtzen, daß kein Eroberer unseren Nacken beuge. Welch eine Freude ging durch Frankreich, al» der Reickltaz die Militairvorlagr ver warf; al» Kälten wir die Kraft und auch die Lust verloren, unsere« Reiche- Selbstständigkeit mit voller Anspannung unsere» Wesen« zu schützen. An der Stimmung unserer Gegner bei unserem Vcrbalten merken wir am besten, wa» wir zu unserem Nutzen zu tbnn haben. Geben wir am lö. Juni drn Franzosen die Antwort, die ihnen gebllbrt: Eure Schadenfreude kam zu früh; kein Zoll deutscher Erde soll euck wieder eigen werden, wie «bemal» i» den Tagen der Tchairde; unsere Dolkskrast ertrugt mehr Männer als euer Land; wir ballen keinen zurück, wenn rs ilt, die Kaiserkrone, die wir uns in eurem Pn,tikschlosse zu srrsaillcS gebolt baden, uns zu bewahren! Nicht- dämmt drüben vir KriegSlust mehr «in und nicht» fördert drn Frieden mehr, al» der entschiedene Will« unseres Voile», seine Stellung zu behaupten. Die Franzosen baden wiederholt erfahren, wa« deutsche Nationalbegeisterung vermag: dir Schläge der- elden schmerzen sie noch beut«; sie fürchten die Hiebe der deutschen Faust, und nur wenn dies« nicht mehr von dem Muskel begeisterter Vaterlandsliebe geführt wird, wackt ihr lebermulb auf und ihre Gier nach dem Rde!» und ihr Geschrei: Nach Berlin! Dir Ablehnung drr Miiitairvorlage rückt bei dem Ebarakler der Franzosen die KriegSgcsabr näher. Warum hat sich nur der Reichstag dieser Einsicht vrrfchlossenV UUrainontanr, Socialdemokratrn, Freisinnig« batten dir Majorität zum Nein. E» ist schmerzlich, die Freisinnigen in der Gesellschaft zu sehe». Wir wollen nicht vergesse», daß di« Liberalrn lange Zeit hervorragend« Vorkämpfer und Träger dt« Einigungsgedankens waren. Es ist rin tragisches verbängniß, daß ein Tbeil derselbe» jetzt mit Leuten zusammeuging, denen der Name Vaterland ein leerer Schall ist. Waä sie zu Gegnern der Mililair- vorlage stempelte, kan» nicht unpatriotischer Gegensatz gegen da» Reich sein; es bat seinen Grund in einer deutschen Eigen schaft, in der Zähigkeit, mit drr wir einmal erworben» Meinungen festballen, in der geringerrn Beweglichkeit, di« Dinge von einem anderen Standpunkt au« zu sehen, al- der ist, auf den wir un« kraft de« Souveränrtäksrechle« unfercr persönlichen Ueberieugung gestellt tzabeu, in dem drutschen Eigensinne, der über sein« Haut «in dicke» Fell über da» andere zieht, wenn er meint, sich gegen di« Einflüsse der Regierunastuft absperren zu müssen. Wir geben die Hoff nung nicht auf, daß in drr jetzigen Krist» viele von den Links- librralen i« Erinnerung an vir alte Vergangenheit der Partei da« Ideal ihrer Jugend, die Begeisterung für da« deutsch« Vaterland, wieder so auf sich wirken lasten, daß sie von ihrer Partcipolilik Da« und Jene« verschenke», um dem Reiche zu geben, wa« es braucht. Von den Ultra montanen konnte man nicht« Anderes als da« Nein erwarten. Sie sind in erster Linie Römling« und Particularisten. Auf solchem dürren, schlechten Boden kann die edle Eiche deutscher Begeisterung »ine Wurzeln schlage». Da» deutsche Reich kann sich nicht an den Wagen hierarchischer, päpstlicher Interessen spannen lasten; weil es die« nicht will, nicht darf, so können ihm auch di« Ultramontanen keine Stütz« sein; sie warten auf da» Steinchen PiuS' IX., da« sich lo«bröckeln und «in« Schutt lawine Hervorrufen soll, um unser Vaterland zu zer malmen. Da» ist vielleicht der größte Gewinn der Reichstag«auflösung, daß durch da« Gerede Lieber'» und seiner Genoffen wieder einmal die innersten Gedanken der Ultra montanen blobgelegt wurden. Mit dem Eentrum da» Reich in deutschem Geiste auszubaurn, wird wohl nun anck den Männern an der Spitze al« eine Unmöglichkeit erscheinen. Tie deutschen Könige und Kaiser haben au« Rom mit Rom« Gunst nie rlwa« Gute« nach Deutschland getragen. Von den Pforten de» vatican« und von Denen, die dort ihr Ge wisse» haben, schreitet Unheil zu un». Und wie die schwarze, so liebt auch dir rotbe Internationale unser deutsches Reich nicht. Die Führer der Socialdemokratie, nicht die Arbeiter, sind vaterland-los. 1870, da, wo die Begeisterung so laut redete, schwiegen Bebel und Liebknecht; seitdem haben sie manche« bittere Wort gegen unser Vaterland geredet. Das militairische Deutschland, so lautet die socialbemokratischr Rebe, hat den Franzosen Elsaß und Lothringen genommen, das sociale wird es ihnen zurückgeben. E« treibt Einem die Schamröthe ins Gesicht, wenn man in der Zuschrift des NationalratheS der französischen Arbeiterpartei an die deutsche Socialdemokratie liest: »Mit Spannung verfolgen wir de» Fortgang Eures Wahlkampfes» denn Großes erwarten wir von Eurem Siege, wir Franzosen und internationalen Socialisten." Es ist schimpflich, daß französische« Geld dir Äahlcasse der deutschen Socialdemokratie stärkt. Da« redet eine laut mahnende Sprache, daß Jeder am 15. Juni seine Stimme einem deutschen Manne und nicht einem Abklatsch des internationalen Misch masches gebe. International! Der Christ hat ein ver> ständniß für drn Bund ter Völker zu einer großen Mensch dritssamilir. Aber die« Ziel verlanat nicht die Verwischung drr Nationalitätcn, die in ihrer Verschiedenheit auf dem Schöpferwillen ruhen, sondern seht ihre Ausbildung voraus; diesem herrlichen Ziele kommt mau näher nur dadurch, daß jedes Volk vor dem anderen sich die Achtung und An rrkennung seiner Eigenthümlichkeit erzwingt und feine Selbst ständigkcit wahrt. Bei den Franzosen würde sofort die Brüderlichkeit gegen uns aufhörta, wenn sie uns über legen werden, un« besiegen könnten, und gerade unsere Arbeiter würdrn es erfahren, daß das Volk jenseits de» Rheins, wenn es in unseren Gauen herrschte, das Wort Brüderlichkeit nur in dem Munde führt, um sich al- Bruder Da» anzueignen, wa« dem andern Bruder ge hört. Wer darnach strrbt, daß die Völker sich einst in einem innigere» Bunde begegne» al» jetzt, der muß dafür sorgen, daß das deutsche Volk, drr stärkste und selbstloseste Hort de« Frieden«, seine mächtige Stellung unter den Nationen be haupte, der muß am 15. Juni seine Stimme für einen deutschen Mann geben, brr unserem Reiche da- Schwert schärft und die Rüstung mehrt, dir KriegSlust und Beutesucht der anderen Nationen zurückzuhalten. Wir haben Slawen und Romanen zur Linken unb zur Rechte»; beide» ist die deutsche Art verhaßt. Aber »ock> steht dies« im hellen Tage weltgeschichtlicher Arbeit; r» ist unsere heilige Pflicht, das Unsere zu rhu», damit der qermanische Geist seinen Dienst zur Bereicherung de» menschlichen Geistes» zur Beförderung drr Humanität i» der Menschheit vollziehen könur. Zur Losung dieser Ausgabe braucht deutsche« Wesen hinter sich ein starke« Reick. Inser« Eultur wächst au» dem Stammt des Protestantismus, und eben dieses ist den Ankeren ein Dorn im Auge. Wen» da- katholische Frankreich, das am härtesten ^egen die Protestante» gcwüthet hat, mit dem orthodoien Rugland die Nacht Uber un» erlangten, dann — nehmt Abschied, Glaubens freiheit, GewiffenSsreiveir, GeisteSfreiheit, bürgerliche Freiheit! Icack, dem Jahre lkitlti sang da« katholische Frankreich Lieder, deren Inhalt war, Maria, die Mutter Gotte-, sei ihren lieben Franzosen Revanche für Sadowa schuldig, da» heißt in nüchlernr Prosa übersetzt: e- muß der Protestantismus durch den KatboliciSinus vernichtet werden. Wie würde es in unserem Vaterlande aussehen, wenn die Lanzen der Kosaken iber dasselbe hin blinkte», wenn dir Brutalität und Lüder- lichkeit der Rothhosen sich unter uns breit machten, um dem Ronianisiiiuö und der slawischen Orthodoxie die Herrschaft n sichern! Wir müssen, wir wollen «ine starke Wacht am tihei» und an der Weichsel sein, daß unsere edle deutsche Art nicht von slawischer und romanischer Gewalt zerrieben werde. Deutsches «eich. L verlt«, 10. Juni. In verschiedenen Wahlkreisen ist den Kandidaten u. A. auch dir Frage vorgelegt worden, ob sie versprechen wollten» im Fall ihrer Wahl ihre parlamen tarischen Pflicht «n auch thatsächlich so regelmäßig wie irgend möglich auSzuüben. Da« ist rin ganz nachahmenswerther Vorgang. Der schlechte Besuch de» Reichs tag« war in der verflossenen Legislaturperiode geradezu zu einem parlamentarischen Notbstand geworden, der da» An sehen de» Reichstag» aus» Tiefste geschädigt bat und zeitweise di« ganze Grs«tzgrvung«maschin» lahm z» legen drohte. Die Wähler können verlangen, daß der Man» ihre« Vertrauens auch wirklich so regelmäßig wie irgend möglich dir Pflichten au-übt, di« er übernommen hat. Sonst tdut er bester. e> bewirbt sich lieber gar nicht erst um rin Mandat. Hoffentlich tritt im »erien Re«ch»tag wenigsten» iu dieser Hinsicht eine Besserung ein. 6. U. verlt», 10. Juni, von socialdemokratischcn Agitatoren wird unausgesetzt behauptet, der Nothstand sei fortwährend im Wachsen begriffen und e» sei den Arbeiter», den Kleinhandwerkern absolut unmöglich, Etwas zu spare». Da kommt gerade zur richtigen Zeit der Äahrrsabschlust der städtischen Sparrasse in Berlin pro 1892. Das Guthaben der Spareaffen-Jntrrrffeoten betrug am Schluffe de» Jahre» 1891 ,3l 204 278,58 am Schluff« de« Jahre« 1892 138 382 23«.«7 bat sich also um 7 1?1 95« ver- mehrt. An Sparraff,nbüchern waren 451 879 gegen 434 021 im Vorjahr vorhanden, es ist alfo eine Vermehrung von 17 858 cmgrtreten. von diesen Sparkassenbüchern enthielten 75 93« «1—150 uü gegen 74 «80 IM Vorjahr; «7 809 >51 bi- 300 -F argen «5 687 im Vorjahr; 71 8l9 30t—«00 gegen «9 442 im Vorjahr: 51221 «01—1000 gegen 47 393 im Vorjahr: 36 739 1001 — 10 000 ^ll gegen 314V4 im Vorjahr. Neb krall hat eine nicht unbeträchtliche Vermehrung der Sparcaffen-Jnteressenten stattgefunden. Im Durchschnitt kamen auf ein Buch 30«,24 gegen 302,30 im Vorjahr. Da» eigene vermögen drr Sparcasse betragt 9 093 742 uck; angelegt hat dir Eaffr in Werlbpapieren 93 213 125 dir Hypotbeken haben rineu Werlb von >5 777 424 uk, die Wechselbestände betragen 4«8o l«l .-e Die Zahlen der Tparcafse reden «ine beredt« Sprache; die Tbatsache.daß in drr Hauptsache von Handwerkern und Arbeitern in Berlin in einem Jahre Uber 7 Millionen Mark gespart sind, be weist eben, wa» r» mit den socialdrmokratischrn Behauptungen, der Arbeiter könne nicht« spare», auf st<y hat. Freilich, ein „waschechter" Socialdemokrat soll nicht» sparen, so ist e« das Bestreben der Agitatoren; denn wenn drr Arbeiter sich erst ein Sparcassrnbuch zugelegt hat, dann säugt sein« Urber- zeugungStreu« zu wankeu an. » Verlt«, 10. Juni. (Trlraramui.) Die Antwort des Oberbüraermeister» vr. Baum dach auf die Anfrage der Neuen Fraktion de» Herrenhause«, ob er au« der Fraktion ausschriden wolle, hat durch! Schreiben vom 7. Juni folgende Erwiderung gefunden: „Der Borstand der Neuen Fraction beehrt sich in deren Namen Ihr gefälliges an ihn gerichtete» Schreiben hiermit ergebenst zu beantworte». Wir halten un» nicht für berufen, auf die auSsührlickc» Darlegungen de« Schreiben» L«. Hochwohlgeboren »äl>cr riiizugehen. Wir dürfen Ihnen aber nicht verschweigen, daß wir e» al» unvereinbar mit dem Grund gedanken betrachten, welche unsere Fraction zusammen hält, wenn öffentlich Aeußeruiigen eine- Botschafter« einer fremden Macht zur Empfehlung der Ablehnung einer Vorlage an geführt werden, welche Deutschland» Fürsten uiid Staat»männrr al» unentbehrlich zur Sicherung de» vaterlande» bezeichnen. Ew. Hochwoblgrborcn haben auf di« Anfrage, ob Sir geneigt sind, im Interesse de» Bestandes unserer Fraction au« derselben auszuscheiden, eine directe Antwort nicht gegeben, da Sie aber in Ihrem Schreiben mittheile», daß Sie auf die Zugehörigkeit zu der Fraction einen besonderen Werth nicht legen, so müssen wir hierau» dir Bejahung der an Sie gestellten Frage entaehmru und demnach Ihr Ausscheiden au» der Fraction al» vollzogen ansehrn. Ihrem Wunsch ent sprechend, werde» wir nicht verfehlen, da» an un« aerichtctc Schreiben Ew. Hochwohlgeboren baldthunlichst zur Kemitniß der Mitglieder der Neuen Fraction zu bringen. — Der Vorstand drr Neuen Fraction de» Herrenhauses" — Angesichts der immer näber rückenden Entscheidung über die Frage der HerrrSverstärkuug dürfte eine Zu sammenstellung über die bisherigen Ergebnisse de» Heere«-Erganzunglgeschäft« von Interesse und auch geeignet sein, die Behauptung zu widerlegen, daß sür de» Mehrbedarf an Recruten kein genügender Ersatz vorbanden sei. von den jeweiligen Gestellungspflichtigen, d. y. den Wehrpflichtige» nach Abzug drr freiwillig Siagetretenea und
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