01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930615019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893061501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893061501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-15
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Tabellarischer und Zisfernsatz nach höherem Loris. Srtra-Beilagen (gefalzt), nur mit det Morgen - Ausgabe, odne Postbeförderung -0c—, mit Postbesörderuog 70.—. Annatfmeschlnß für Anzeigen: Abeud-Au-gab«: Bormittag« 10 Uhr. Marge o-Lusgab«: Nachmittags 4 Uhr. Sonn, und Festtag- früh h,9 Uhr. Bei den Fitiaten und Slnnadmestellen je ein« halbe Stunde sruher. A«tri«r» sind stet- an dl« ErtzrVitt«« zn richten. Druck und Verlag von S. Pol» tu Leipzig. 301. Donnerstag dm 15. Zuni 1893. 87. Jahrgang. Htereslaken und Volksvermögen. k. 0. Die Wochen vor der jedesmaligen Wahl geboren der Fluzschriftstellerei. Die Zahl der Aufrufe, Broschüren, Streitschriften u. s. f. wächst zur wahren Sturmflutb heran. Ties« Erscheinung ist uns so vertraut, daß wir bereits gegen ibre Auswüchse abgestumpft sind und es als einen Gewinn betrachten, daß im Uebcrmaß de- Ganzen auch vieles Un lautere mit verhallt und so nicht alles Verwerfliche, wa- im Fluge geschrieben worden, auch zum Fluche wird. Am den Uebertreibungen und Entstellungen einer Wahl- Campagne, deren jede zur Widerlegung ein Eavitel für sich allein erfordern würbe, nachzugeben, ist schlechtweg unmöglich. Einzelne Publicationcn indessen, wie z. B. jene des Herrn Eugen Richter, die in ihrem Zuschnitt ein großes, zum Tbeil lasfinirteS Geschick beweisen, sorderu doch zu einer kurzen Replik heran-, wenn e« auch nur in großen Strichen ge stehen kann. Für den Mann aus dem Volke, welcher die Kehrseite Richter'scher Aufrechnungen nicht zu übersehen ver mag, wird das immerhin nicht ohne Nutzen sein, denn eben aus dieser Kehrseite, welche verschwiegen wird, ruht da- Gewicht. Die Unehelichkeit der Gegner der Hecresvorlage beginnt bei der Behauptung, sie werde dem Volke zur neuen drückenden Last, während ibncn doch gut bekannt ist, daß wir die Kosten au« Börsenstcuer und LuxuSsteuern zu erzielen denken, Taxen, weite im Volke gering oder gar nicht fühlbar werden, verschweigen sie diese» Nächstliegenden und wichtigsten tsuact. so nicht minder die Proportionen von Lasten und tluiwand im Volke überhaupt. Und doch ist nur auS diesem Grunv-Bcrbällniß die Basis für unser Unheil dmuleiten, wenn dieses nicht schief auSsallen soll. Die Richler'schen Flugblätter, um kur» auf diese einzugehen, debil- lina mit einem Aufmarsch all der Zölle, Steuern und Abgaben, welche seit 1879 aufgelegt worden sind, und impo- int« dem Laien durch ihre' Millionen. Mit guter Absicht erwähnen sie bei diesen RcgierungSlasten nicht» von der Kehr seite, ron den freiwilligen Lasten des Volkes. Und doch retueu diese nicht nach Millionen, sondern nachMilliarden! Mi» da» Capitel Getränke summirt sich so hoch. In großen Heble» consumirt Deutschland im Jabre an Bier für 1310 Mionen Mark, an Wein für 120 Millionen, an Brannt wein für 680 Millionen, zusammen über 2 Millarden. Hinzu treten nun noch Tabak, Mode-Erzeugnisse, Kaffee, Zucker und eine Menge sonstiger (Gegenstände der blasst» Annehmlichkeit» wie sich überhaupt die LebenS- balwng im Volke seit 40 und SO Jahren unendlich erhoben hat. von diesen Momenten enthalten die Nickter'schen Flugblätter kein Wort, dagegen verblüffen sie den Laien durch einen zweiten Aufmarsch von Zahlen, nämlich durch eine Tabelle der Heere-auSgaben seit 1872, so daß wir arithmetisch nunmehr ei» Stockwerk höher, auS den Millionen in die Milliarden rücken. Der gemeine Mann ohne volkswirtbschaftliche Kenntnisse muß aus dem nackten Begriff „Ausgaben" natürlich folgern, die- seien lauter nutzlos ver gilt bete Summen. Er erfährt nicht- davon, daß dieseSummen NIM großen Theile wieder in dir Industrie und damit int Soll zurückfließen. (Solche Dinge, wie reichliche Arbeitslöhne in den Gewehrsabriken, darf man als vergessen voraussetzcn.) Noch mehr bitten sich die Flugblätter, davon zu sprechen, welches unvergleichliche LolkS-ErziebungS-Justitut unsere Armer dar- stellt, welche Summe von Gesundheit, Charakter, Ordnung« sin» ic. in ihr herauSgrbildet wird. Die unbewußte Vor stellung, welche im Volke hiervon herrscht, würde sonst ge weckt werden. Den großen Opfern für Heere-zwecke in Frankreich sitzt man konstant den Hinweis daraus entgegen, wieviel uns dieser Staat im Wohlstand vorau- sei. Zugegeben, daß hierin Wahre- liegt, so sollte man doch auch nicht verschweigen, daß Frankreich-Rüstungen nicht au« laufenden Einkünften bestritten worden sind, wie bei uo-, sondern au- Anleihen über An leihen und daß in Folge dessen dir französische Staats schuld zur Stunde bei 31 Milliarden Franc- angelangt ist, eine Schuld oder richtiger Verschuldung von solch' un- erbörter Höbe, daß allein schon die jährliche Verzinsung riesenbaste Summen erfordert. Was wollen da unsere 1 Milliarden Rrich-schuld im vergleich besagen? Nicht ianoriren sollte man ferner, daß auch über Frankreichs National-Vermögen seit 15 uud 20 Jahren Stürnie hinweg gebraust sind, vom Bontoux-Krach an über di« Ring Bankerotte hinweg zu ven Einbußen an ausländischen Berthen (Portugiesen, Russen, Argentinier) »nd herunter zu Panama. Wo kennt Deutschland eine Landplage, wir sie mit den ReblauS-Berwüstungcn allein 1875 über Frank reich« bllllende Wein-Industrie hereinbrach und bi« au d» deutigenTag nicht verwunde« ist? Unserer deutschen La «d- wirlhschast möchten verbissene Fanatiker, im Süden besonder- Vorreden, ihre gedrückte Lage rübr« von den Handels-Ver trägen der. Ein gewissenhafter Beurtkeiler wird bingcgen unsere Landwirtbe darüber aufklären, daß mißliche Constinc- wren auf dem Weltmarkt« (Rirseu-Erutrn in den Vereinigten Eiarten, Absatz-Stockung in Sprit, Viel» u. s. f., nie da gttvefene billige Frachten auf den Wasserstraßen de- Welt bandel« in Folge Schiff« - Ueberproduction u. a. mehr) die wahren Gründe find, welche hinter der jetzigen Depression sieben unk als Momente von vorübergehender Natur wieder verftbwinven werden. Solcher und ähnlicher Entstellungen wären den Gegnern der Mintairvvrlaae noch vietr zu widerlegen. Statt ihrer möge »och ei» kurzer Hinweis auf unsere jetzig« volk«- Gruppirung und -Versorgung folgen, eine Sach teren Bedeutung noch ganz »erkannt wird. Man verfolgt mit Besorgniß di« Entleerung des platten Laude- und die Ueberflurbung der Großstädte. Arbeit und Verdienst verdankt nun diese Uederviilkeruyg unserer Großstädte lediglich unserer blühenden Export-Industrie. Nur diese, die Frucht heimischen UnternehmungSsinneS und heimischer In- Egenz, g,«bt ihr Brod. Kommt nun »nsrr«r arbeitend«, Bevölkerung, die die- recht gut weiß »der doch wissen könnte, gar nicht zum Bewußtsein, daß eben diese ExpoN-Jndustrie, a»i deren Schutt,im st« fiebt, den gesicherten Frieden zur »berfien Voraussetzung hat und bei politischen Ber- stsvN stockt? wir sollt» »«t»«, Pies, Deduction und ihre Consequrnzen daraus wären nicht ck'wer. Mil den Folgen eines etwa verlorenen Kriege- darf man Wohl Niemand kommen, ohne gleich bissigem Spott zu verfallen. Vielleicht macht rS aber eiuen gewissen Eindruck, wenn wir einmal aus der Statistik citircn, was frühereKriege gekostet haben, und als Beispiel jene Leit wählen, welche die Napoleonischcn Feldzüge umsaßt. Es betrugen die Staatsschulden der «i Staaten England, Frankreich, Italien, Oesterreich, Rußland und Spanien zusammen: in Millionen 1797 1816 189t Mark 8200 44 573 75 255 DerZeitraum von 1797—1816, 19 Jabre, bat also zur Abwehr Europa- gegen Napoleon 36 Milliarden Mart vrr- chlungcn, für damals eine beispiellose Summe. Die FriedcnS- zeit und die späteren Feldzüge bis 1891 baden in 75 Iabren nicht so viel gekostet Bon de» Brandschatzungen 1797—1816 ist hierbei noch gar nicht die Rede. Resuiniren wir: Deutschland, nach seiner geographischen Lage zwischen Völker geworfen, welche ihm wegen seiner Überlegenheit grollen, die Franzosen wegen seiner politischen, die Russe» der geistigen und wirthschaftlichen wegen, muß einem Bestand Opfer bringen, uud zur Zeit mangelt e- nicht a» Leistungsfähigkeit dazu. In diesem Sinne machen die Heereölasten unter UrtheilSsähigen zwar Niemand Freude, aber auch Niemand Sorge. Deutsche- «eich. Berlin, 14. Juni. An der Bereisung de- Nord- ostseecanalS haben außer dem Viccpräsidenten des StaatS- miiiisteriumS, Herrn von Boetticher, auch der Finanzminister vr. Miguel, StaatSsecretair de- ReicksschatzamleS Freiherr von Malyahn, mehrere Bundeödevollmächtiatr und der russische Botschafter Gras Schuwalow tbcilgenommcn. Es wurde der ganze Canal von der Ostsee bis zur Elbe befahren und nur an einzelnen Stellen, wo die im Gange befindlichen Arbeiten e- nickt zulieben, der Landweg zu Wage» benutzt. Für den öffentlichen Verkehr ist bekanntlich d-c Strecke von Holtenau bi- Rendsburg eröffnet. Der erste größere Dampfer, welcher auf dieser Strecke verkehrt, ist der bei Schichau gebaute Dampfer .Berlin". Der Stand der Arbeiten berechtigt zu der bestimmten Hoffnung, daß im Jahre 1895 der ganz« Canal dem öffeotlichcn Verkehr wird übergeben werden können. «s. Berlin, 14. Juni. In Altbayern macht die social- demokratische Agitation auf dem Laude stärkere Fort schritte al- in irgend einer anderen bäuerlichen Gegend. Ueber die Ursache vieler Erscheinung bat sich ein genauer Kenner de« Lande», der bekannte vr. Sigl, schon vor drei Jahren ausgesprochen. Er schrieb damals: „ES kann auch eine Zeit kommen, wo dir bäuerlichen Recruten da« socialistische Gift schon in sich ausgenommen haben, wenn sie in die Cascrnen einrücken. Wir sehen ja an den Wahlresultaten, daß sociali- stische Apostel und Propbrten, dir Herolde de« ZukunflSstaat- nicht nur io kleinere Städte und Marktflecken, sondern sogar in die entlegenen Bauerndörfer de-Gebirge- Vordringen, Anbänger werben und — gewinnen, mit lockenden Phrasen und Schlag- wörteru dir Köpfe argloser, einfach oder manchmal auch gar nicht denkender Landleute verwirren, besonder« wo patriotische Hchapostcl in katholischer MaSk« schon gehörig vorgearbcilct und den Boden gelockert und gedüngt haben." lDaß Herr vr. Sigl jetzt selbst „lockert und düngt", ist da- Kennzeichnende für seine Person, ändert aber nichts an der Richtigkeit jene« Unheil«,wonach der demokratische UltramontaniSmu« nicht« Andere- al« eine Vorfrucht der Socialdemokratie ist. Auch unter den Grubenarbeitern im Westen haben erst di« nltramontanen Hetzer gegen da- Eigenthum den Boden für die Socialdemokratie bereitet. Uud wo immer ein Bischof sich gean» die revolutionaire Agitation de- Ultra moutani-mu- entarte, »vurd« der geistlich« Oberhirtr von den ultramontanrn Eaplänen und Zeitungen nicht besser be- dandelt, al- die Nationalliberalen von de» Herren Bebel und Singer. Die deutschen Regierungen können au- den Vor gangen in Altbayern abermal- entnehmen, daß sie kein staat-erbaltknde-Element stärken, wenn sie dem Klerikalismus Vorschub leisten. * Berlin» 14. Juni. Am 80. September d. I. wird die Amtsdauer der beiden auf Grund de» Unsallversicheriingögeletze« von den GenoflenschaftSvorftünden und den AuSsührungSdehörden, sowie der beiden von den Vertretern drr vrrsicherten Arbeiter aus ihrer Mitte gewählten nichtständigen Mitglieder de- Reich«, versicherung-amte« und ihrer Stellvertreter ihr Ende erreichen ES sind daher vor jenem Loge di» erforderlichen Neuwal,len vor- zuuehmen. Für jede« der ,u wählenden Mitglieder sind Strllvertreter nach Bedllrfuiß zu bestellen. Die Zahl dieser Stellverlreier ist vom Neich«versich»ru»g«amt auf je zwölf für jede« Mitglied s'stg'srpt wordea. Al» Wahikvrper komme» für die gegenwärtig» Wahl die Bor- siände sämmtlicher gewerblichen BerusSgenossenIckaften und die aus Grund de« AuSdehnungtgrletze» und de« Bauunfallversicherung«, gesetze« bestehrudea AutführunASbedörden für Reich«- und Siaait- betrieb«, sowie di« noch dem letztgenannten Gesetze für leistungsfähig erklärten Verbände nad die entsprechenden Arbettrrvertreter ln Betracht, uud zwar, wie «in jüngst erlassene« Rundschreiben de« Reichsver- sicherunglaml« a»«driickl>ch hervorhebt, nicht nur dt« autschließlich vom ReichSversicherungSamt ressortirende«, sonder« auch die den Landet-BerstchernugSämtern unterstehe, de» GenoffenschaitSvorsiänd« und ebeuso di« AusiührnugtbehSrdeu in Bundesstaate», dieLand«-- Verstehemn g-itmter errichtet hoben. — »tetchsall- am »0. Sep tember d. Z. wird dt« Amt«da»er der zwei auf Grün» det land- wirkbichaslltche» Unfallverstchernnatgrsetzet von den Genossenschaft», vorhanden uud AuSiührnuäthehorden aut ihrer Mitte gewählten nichisitndtgr» Mitglieder de« Retchtnrrflcherungtamt« ou« dem Staude der Nrdeitgeder «rl-ichen. S« sind also auch hier vor jenem Tag« Neuwahl»«» vorzunehmen. Dt» Zahl drr hier zu wählende« Stell«ertreier ist dt« auf Wettere- auf lech- für jrde- Milglied festgesetzt worden. Für beiderlei Wahlen sind, wie di« „Schief. Ztg. «Itthetlt, an die Betdeiltgten dieser Lag» di» a»S- znfüllead»» Stimmzettel »ersandt worden. V. Berlin. 14. Juni. (Telegramm.) Wie der „Reichs- anzeiger" meldet, bat drr König dem Generaladiutantrn GrnrralIder CavaUrri« »an Llvedyll di« Brillanten zum Schwarzen Adlerordeu verlieh«. '-c Verltn. 14. Juni. (Telegramm.) Bezüglich der Nachricht, daß der Erbprinz Bernhard von Sachsen- Meiningen um seinen Abschied als Commankeiir der zweiten Gardeinsanterie-Divisioii cinkoinmcn werde, wird nut- getbeilt, daß in maßgelenken Kreisen diese Meldung für richtig gehalten werde. Die Absicht de- Erbprinzen, den activen Dienst im Heer auszugeben, wird mit dem bevor- teilenden Rücktritt de« regierenden Herzogs von Meiningen in Verbindung gebracht. « Berlin, 14. Juni. (Telegramm.) Ueber die Stellung des Fürsten Bismarck zur Militair- vorlage äußerte sich Professor Kakl auö Bonn, der kürzlich bei dem Fürsten Bismarck in FriedrichSrnh als Gast wcille, in einer Eandidatenrede in Erlangen in folgender Weise: Fürst Bismarck glaubt an den Friede», erachtet aber zur Erlialtung desselben eine HeereSverstärku»g für nothwcndig. Diese hält er, anders als i» der Militair- vorlage geschehen, vor Allein i» der Richtung einer erheb lichen Verstärkung der Artillerie für geboten, weil er der Ucberzcugung iss, daß die Artillerie in einem künftigen Kriege die Hauptrolle spielen werde. Daß die für die HcereS- verstärkung erforderlichen Lasten getragen werden müssen und können, erscheint ihm selbstverständlich Bismarck unterscheidet sich also von unS darin, daß er in seinen Wünschen für die Heereöverstärkung im Rahmen der alten Vcrdy'schen Vorschläge »ach Art und Maß bedeutend weitergeht. Er unterscheidet sich von Freisinn und Cculruin dadurch, daß er nicht wie diese über die unerschwinglichen Lasten de« armen Volkes jammert, oodern fürs Vaterland keine Opfer für zu hoch hält. Berlin, 14. Juni. (Telegramm.) Heute am letzten Tage vor der Wahl finden noch 16 große Wähler- Versammlungen statt; die Socialistcn haben allein l2 Versammlungen veranstaltet. Morgen werden, wie ver lautet, 30000 selbstständige socialistisckcHandwcrker und Arbeiter feiern, um als freiwillige Zettel- vertheiler zu sunaircn und säumige Wähler yerbei- ruholen. — Viele Mitglieder des Verein« deutscher Studenten haben sich für den Wahltag zur Versügiing der conservativcn und der antisemitisch«» Partei gestellt. — Der Kaiser bat da« Abschiedsgesuch de- bisherigen Gcneral-Juspecteurö der Fuß-Artillerie, Generals der Artillerie Salldach, in sotgender CabinetSordre genehmigt: „Ich entspreche Ihrem, Mir unter dem 7. Juni d«. Jrt. vor- gelegte» Gesuche um Verabschiedung, indem ich Sie hierdurch mit der gesetzlichen Pension zur Disposition stell«. Gleichzeitig spreche Ich Ihnen Meinen Königlichen Dank und Meine warme An- erkennuttg für Ihre langjährigen, treuen und hervorragenden guten Dienste im Kriege, wie im Frieden aus und wünsche Meiner Zu friedenheit mit Ihren Leistungen in Ihrer bisherige» Sttllnng noch dadurch besonderen Ausdruck zu geben, daß Ich Ihnen de» anbei aufolgenden Rothen Adler-Orde» erster Llasse mit Eichenlaub verleihe. Neue« PalalS, den 10. Juni 1893. Wilhelm k." General Sallbach hat sich von der ihm unterstellt ge wesenen Truppt durch folgenden Befehl verabschiedet: „Bei meinem Scheiden au« der Armee drängt er mich, allen meinen khemaligen Kameraden und insonderheit meinen Kameraden von der Fuharlilltri», der ich seit 1873 angedöre, ein herzliches Lebewohl zu sagen, und Ihnen ousrichtig zu danken für die bereit willige und wirkiame Unterstützung, welche sie mir gewährt haben. In dem festen Bcrlrauen, daß die große Pflichttreue und der rast- los« Eifer in dem mir unterstellt gewesenen Osstciercorpt, wie bei ollen Chargen und Mannschaften der Fußartillerie niemals erkalten werden, wünsche und hass« ich, daß Vielecke allezeit die Zusriedenheit det allerhöchsten Kriegsherrn erringen iverde. Mil herzlicher Theil- nähme werde ich alle Fortschritte und Erfolge der Waise hegleiien, auS der ich mit dem iuiiigeu Herzentwunsch scheide: Gott erhalte, Gott schütz« uud segne Seine Maiestät den Kaiser und König! Berlin, den 10. Juni 1893. Sallbach, General der Artillerie z. D." — An den Kaisermanövern in Lothringen sollen, wie die „Bcrl. Neuesten Nachr." hören, tbeilnehmeu: der König von Sachsen, der Großberzog von Baten, der Prinzrcgcnt von Braunschweig und drr Prinz Leopold, vielleicht auch Prinz Ludwig von Bayern. * Ethin», 13. Juni. Ueber die schon gemeldete Ver sammlungsrevolte in Pangritz-Colonie eninebmcn wir dem Bericht eine« Correspondeuten de- „W. B." noch: Kaum hatte Herr v. Putt kämer >0 Minuten gesprochen, so vernahm man laute Stimmen, „Putllamer raus, Iochcm rein. l5 „ck soll der Scheffel Korn kosten, rau»!" u. s. w. Die Fenster de« Saale« sicherte man durch Zuklappcn rer Fensterläden, und Herr von Puttkamer und seine Be glcitung waren trotz der Anwesenheit von sünj Gen darmen gezwungen, da» Local zu verlasse». Dabei erhielt er von einem kleinen, unscheinbaren Manne einen Faustschlag in« Gesicht, daß ihm drr Hut sortflog. Der dem Missethäter zugcdachte Schirmbicb mißlang und der Schirm sprang in Stück«» Die Gendarmen zogen blank, ebneten Herrn von Puttkamer den Weg zum Wagen und c« kam hierbei zur Verwundung niedrerer Personen. Unter EScorte zweier berittener Gendarmen wurde Herr von Puttkamer mit seiner Begleitung bi« zur Stadt gebracht. Frauen, mit Spaten gerüstet, und Kinder, hinter der Dornenhecke Ziegel- und Dachpsannenstücke dem Wagen nach werfend, körte man wild schreien. Ein cvnservativer Gutt besiyer der Umgegend wurde auf seinem Wagen von einer Dachpfanne getroffen. * Vase«, 13. Juni. Die polnischen Blätter bringen einen Aufruf de- polnischen ProvinzialwahlcoinitSs in Posen, in welchem darauf bingewiesen wird, daß die Polen nur solche Abgeordnete in die polnische Fraktion de- Reichs tage- zu wählen hätten, welche außer den Interessen de- Staate- nur da« eine Interesse, da- Wohl de» polnischen Volke-, zu berücksichtigen batten. Der Aufruf erwähnt der von eincrPartei au-gcganzentuSonderbestrebuiiaen,die auf Störung der Wählervrrsammlungen und Bruch der Solidarität gerichtet aeweseo, aber Dank dem gesunden Siun der polnischen Ge sellschafl bekämpft und unterdrückt worden seien. Do» vol nisch« Wahlcomitö für die Stadt Posen hat einen Ausru erlassen, in welchem die polnische» Wähler daraus aufmerksam gemacht »erden, daß dieselben zwar verschiedene politische Meinungen haken könnten, daß fi« »h«, h«, den Wahlen al- Briider Einer für Alle und Alle für Einen einstebcn müßte». Tie polnischen Wähler der Stadt Posen Kälten überdies die Verpflichtung, den Abgeordneten mit einer überwiegenden Stimmenmehrheit zn wählen, um darzutbun, daß „die Hauptstadt Großpolens" eine im Grunde polnische 'tadt sei. (!) * Kiel. 14. Juni. (Telegramm.) Der Gras von Turin ist hier ringetrofsen und vom Prinzen Heinrich empfangen worden: er nwbiiie der Nebung der Manöverflolte an Bord des Flaggschiffs „Baden" bei, besuchte de» Nordostseecanal und reiste ui» 9' « Uhr nach Italien ah. * Hamburg, 14. Juni. (Telegramm.) Sämmtlichcn Hamburger Rbedereicn, Schiffsmaklern, Auswanderer- Expedienten und Logiöwirthen ist heute eine Verfügung des Senats zugcgangen, nach welcher zur Verhinderung dcr Einschleppung der Cholera der Senat beschloß, den trotz des ausdrücklichen Verbotes immer noch fortdauernden Zuzug russischer Auswanderer nach Hamburg vom 16. Juni ab polizeilich zu verbieten. Allen nach kein l5. Juni auf der Eisenbahn, ans Fuß- oder Wasserwegen der Ham- burgischcn Grenze sich nähernden russischen Auswanderern wird das Betreten tcS Haniburgischen Staatsgebietes durch polizeiliche Organe verwehrt, auch wenn sie mit Fahr karten und ausreichenden Geldmitteln versehen sind. Reisende aus Rußland mit Cajnlfahrtarten nach Amerika werden von der Zurückweisung nicht betroffen. * Helgoland, 13. Juni. Die wahlfähigen Männer der Insel Helgoland haben bei bcr dicsinaligcn ReickötagSwabl zum ersten Male zu wähle», da die Einverleibung von Helgo land erst nach de» Wahle» von 189» erfolgte. Die Insel bat gegen 300 Wähler, sie ist zum 5. schleSwig-bolstcinischcn Wahlkreis geschlagen worden. Die Hanibnrgcr „Genossen" haben, wie der „Vorw." niillhcilt, »r den letzten Tage» „einen allen Seebären", der die helgoländisckc Fisckcrbcvölkcruiig kennt, mit Wahlslugblätlcrii »nd Stimiiizcllcl» wohlauögcrüstel »lach dcr Iuscl geschickt. Ter >5. Juni wird zeigen, waü für Früchte die socialteinokratische Agitation aus dcr Insel bringt. * Potsdam, l l. Juni. Ter Kaiser traf beute früh 8 Uhr, von Posen kommend, ans der Wiltparkstalivn ein und begab sich sofort nach dem Neuen Palais. * Kassel, l.3. Juni. Eine conserva t iv-a nt isemi- tischc Wahlversammlung im CircuS Carrö, zu dcr sich gegen 3000 Mensche» eiiigcsu»dcn Hallen und in welcher Stöcker reden wollte, wurde von den Socialdciiiokratcn ge sprengt. Es herrschte ein Tumult, wie er hier in einer Versammlung noch »ie dagcwcsen ist. * Iserlohn, »3. Juni. Das Eciitru», bekämpft diesmal aus der ganzen Front in hockst eigenartiger Weise die „Wahniebren deS Liberalismus". Sv zieht der Ecnlrilmscandidat im Wahlkreise Allena-Jserlohn, Stötzel, seine Eandckaiur zurück und bittet die EenttuniSwäbier, ihre Stimmen dem Demokralc» Leiizmann zu gebe», dessen Aussichle» allerdings immer geringer geworden sind. * Sranlsurt a. M.. l.3. Juni. Der Vorstand des nationalliberalen Vereins ersucht die „Fraulf. Ztg." um Veröffentlichung des nachstehenden Schreibens: An den Vorstand des Nationalliberaleil WahlvercinS in Frankslirt a. M. Gegenüber den Mittbeilungen der „Franksnrler Zeitung" bezüg- lich Bismarck wünscht Gabor erkläre ich hiermit, dag tä> von Seiten des Fürsten Bismarck weder direct, nock durch irgendweicke Vermittelung ein« derartige Botschast erhallen Hab«. Ueberhaupt ist mir »ine derartige Depesche ganz unbekannt. Hochachtungsvoll vr. Eugen LuctuS. * München, 14. Juni. Ehren-Sigl beschwört seine Wähler, folgenden, „ans einem groß deutschen Herzen kommenden" Rath zu befolgen: „Michel, mach' am lü. Juni di« Augen auf und den Geld beutel zu!" „Grvßdcntsch", echt großdeutsch fürwahr ist dcr würdige Nathgeber; und da- entschädigt dafür, daß er weder groß noch deutsch ist! Oefterreich-Nnaar». * Wien» 14. Juni. (Telegramm.) Iu der heutigen Sitzung der österreichijckcn Delegation hielten die Juiigczechen Vr. Masarik und Pacak Brandreden gegen den Dreibund und die Negierung, wobei cö schließlich zu aufregenden Scene» und Demonstraiionen seile»« dcr aus der Galerie anwesenden czechischcn Studenten kam. Der jungczechiscke Delegirte Pacak sagte, al« ihm von, Präsidenten da« Wort entzogen wurde: „Ich danke Ihnen, meine Herren, daß Sie dem czcchischen Volke in mir das Wort entzogen haben." * Fünfkirchen, 14 Juni. (Telegramm.) Der Kob len- arbeitcr-Strcik beginnt langsam abrunchmen. lieber 800 Arbeiter haben bereits wieder die Arbeit ausgenommen. Eine größere Anzahl nnvcrhciratheter Bergarbeiter beab sichtigt, aus der hiesigen Gegend sortzuziehen * Präs» Juni. (Telegramm.) Dcr Landes- coininaneirende Graf Grün ne wurde aus dcr Straße von einem Studenten dcr Medicin Namen« Zvednik mit einem Faustscklag im Rücken angcfallen; Grün»« brachte dem Angreifer mit dem Säbel eine leichte Kopswunde bei Der Angreiser scheint tobsüchtig zu sein und benahm sich bei dcr Vcrhaslung wie rasend. Ar«n»kretch. * P-ri-, 14. Juni. (Telegramm.) Der GesundbeitS- zustand de« Präsidenten Carnot sängt an, weitere Kreise zu beunrubigen. Eine gestern abgcbalteiie Eonscrenz von Aerztc» erklärte sich der zunehmenden Schwäche des Palientcn acgciiüber völlig macht- und ratblos. Das Leiden besteht in einem mit beständiger Kolik verbundene» chronischen Leberleidcn und dürste sich baldigst kritisch gestalten. In der Stadt wird bereit- mit einem baldige» Hmscheiben de- Präsidenten gerechnet und in diesem Falle ConstanS al-der kommende Mann genannt. (Diesem Telcgramm vc» Hirsch « Bureau" widerspricht allerdings ei» unS gleichzeitig von „Wolf'- Bureau" eingegangkiieS; nach diesem letztere» Tele gramm soll Carnot'S Gesundheit sich, wen» auch mir lang sam, bessern. Die Red.). — Der Leitartikel de- radikalen „Germtual", gezeichnet von Paschal Grousiet, bespricht di«
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