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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.06.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930616011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893061601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893061601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-16
- Monat1893-06
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Tabellarischer und Zissernjatz nach höherem Tarif. Extra-Beilage» (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesorderuag -ck 60.—, mrt Postbesörderuog ^ 70.—. Iianahmeschlab für Än)ei-ra: Abend-Ausgabe: Bormittog« lO Uhr. Marge u-AuSgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeige« find stet« au dt» ErZtditioa zn richte». Druck and Verlag vo» E. Polz t» Leipzig M. Freitag dm 16. Juni 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekannlmachung. Die zur Herstellung cuiet Steges über dt« Fluthrinne am Neuen Lchll-enhaus« erforderlichen Zimmerarbeiten solle» an einen Unternehmer verdungen werden. Di« Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau - Verwaltung, RalhhauS, 2. Stockwerk, Zimmer dir. 23 au« und können dort eingesehen oder gegen EnMchlung von 50 die auch iu Briefmarken eingesendet werden können, ent nommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: .Lliuiuera» beiten zur Herstellung rinrS Steges öder die Aluthriunr am Neue» Echuizenhause" vericheu in dem oben bezeichnet»» <t>e>cha!lez,iiin>er btt zum 29. »trsrS Monats, b Uhr Nachmittags einzureiche». Der Rath behLU sich da- Recht vor, fLnuntliche Angebot« ab» zilednen. Leipzig. den 13. Juni 1893. Des Rath« der Stadt Vet-zig Id. 2421. Ltraireabaudeputatton. Gesucht wird der am 15 Juli 1855 in Leipzig geborene Zimmermann Hermann Otto Fland-rsier, welcher zur Fürsorge für seine »ruder aazlldallkn iji — Leipzig, den 14. Juni 1883. Der «attz der Stadt Leipzig. «rmenamt, Abth.lV». ä. II. IV» 2834 83. Hentschel. Hr. Gesucht wird der am 26. Februar 1853 ,u Reudnitz geborene Handarbeiter Krau; Julius Hrydcr, welcher zur Fürsorge für sein« FauuU« olljudolleli ist. — Leipzig, den lü Juni 1883, Der Nath »rr S»«dt Lrlpzlg. Ar«r»a«t, Abth. IV». 4. L. IV». 2887,83. h»,»scheu Hr. Lekanntmachlmg. Degen Reinigung der Gejlhajisraum« kouueu io »userem Melde* »le. Aiachlersl ratze Nr 5 a« 17. Nachmittag», a« 19. und 2«. dieses Mouats i Ldihcttimg 1. Buchstabe 4—l, (für bteideud« Ewwvharr), am 21. diese« Monats > Abtheiloug 1, Buchstabe dl —2 (für bleibend« Einwohner) und am 22. diese« Monats ! Ldlheilang II (für Fremd») und in Adtheiiuug III (für Dienst- neu» nur »rtngliche Geschäfte erledig« »erde«. Leipzig, am 14. Juni >883. Da« Poltzeiamt der Stadt Leipzig. . L 8172. Vretschaeidee. Satteumacher Lekanntmachung. von dem Unterzeichneten Bnnenaml» sollen Freitag» de« 1«. Junt 1893 Vormittag» »o» 9 Uhr an tm Stadthause hier verjchiedene Gegenstände, ai«: Motzet, Bette«. Wasche, dstotckue»»»»»«, >»«, Ha«o-, Küchen» u»t Wtrttzschnfts» irrittze u. S. m. öffeutiich versteuert werden. Leipzig, a» 1t. Ju»t 1883. Da» Armenamt. Heatichet. Artus. Sparkasse Qebertwolkwih. Unser» Zmriggrichäitsftrlle tn Ltötteri« befindet sich in der Wohnung de« verru Lehrer und Organist Richard Schäfer da- seidu, Lchulstrastt 4, und «zpedtrt jede« Donnerstag Nach mittags oo» b—7 Udr. Du lttulagen werden mit I'/,*/» verzinst. Dt« Verwaltung. Dyck. Sparkasse Liebertwolkwitz. Unser» Zmeiggeschatloftedr in Paunsdorf befindet sich iu der Dolmung de» N»aler>aiivaarenhöndter« Franz Heizer daielbst und ezvedirt setze» Montag UN» Doanerotag Nachmtttag» non »-« Uhr. Di« itrulageu wertz«« mit t'/,*/, »ee»i»st. »te vermalt««^ Dyck. Der Stand der Wanderverpstegung im üönigreich Lachsen. lid. Die Berpflegungsstaiicneu oder Wanderarbeitsstättrn, lvelche neben Herbergen zur Heimath und Arbettercoionien die jüngsten deutschen Bcraiistaliungeu der gemeinnützigen Für sorge zur mittellose, arbrilSsävige, ortsfremde Wanderer bilden, haben bekanntlich in vielen Gegenden in Folge der während der letzten Jahre wachsenden Zahl von Heimatd- l-fea und Ardeiislosen den an fie gestellle» Anforderungen nicht Stand Hallen können. Es ist insbesondere in Preußen eme Ari Krisis wohl hauptsächlich desoalb über sie herein- gebrochen, weil die preußischen KrriSverbäobr, welche einen »roßen Iheil der Kosten der Verpflegtstätten übernommen ballen, bei dem Wachsen der Verpstegungskostra aus der emeo und dem Versiege» gewtsier für st» früher fließenden Ein nahmequellen auf der anderen Seite ihre Beiträge zu den Wanke,arbeitsstätten ganz oder theilweisr einstellten. Da» durch diese Krisis bervorgerufene verlangen nach staatlicher Hilfe bat am 8. März >888 seinen Ausdruck ,n der Berliner Versammlung des Gesammtverdande» deutscher Vervflegungs- statwaeo gesunden, deren erster Beschluß die Gewährung ius- rrichenderFürsorge für mittellose Wanderer als eme Ausgabe der öffenilichen Verwaltung bezeichnete. Die Verschlechterung der wirtdschastlicken Lage hat natür sich auch in dem dichtbevölkerten, mdustriereichen Sachsen n» Anwachsen der Zahl Ser mittellosen Wanderer «ad damit em Steige» der Kosten für die Brrpstegungsstättea zur Folge gehabt. Ruch iu Lachsen, w» wir in Preußen die höheren ver- waliungsbeamten der einzelnen Laadeslhril« die hob» Wichtigkeit der Wanderverpstegung erkannt und io richtiger Würdigung Hst ' " ' derselben die Selbstverwallua-skörprr ihrer Bezirke, o>e Be- »>rk«au«schüffe. zum Theil zur Gewährung von Unterstützung wr »„ Wanderverpstegung »rrmochi hatte», haben in Zola» destea m« vettrtg« der Kreis, sich d» «nsfi«ae»d»r -t»is Vw» Es sind z. B. in der AnttSbauptmannschaft Großenhain dir Beiträge de« BezirkSverbaiidc- an vier vom Kreitverein für innere Mission geleitete Herbergen zur Heimatb, mit denen Verpsteguiigsslätttii verbunden sind, von ursprünglich 300» aus 4»0» im Jahre 1881 und 54VV im Jabre 1892 gestiegen. Kein Wunder daher, daß aucki in Sachsen von manchen Seilen da- -ingeben der Wanderverpstegung ins Auge gefaßt und nunmehr von anderer Seite die Frage er wogen wurde, ob nicht eine gesetzliche Regelung der Wander- verpflegung und zugleich ein unbedingter Anschluß an den Gesainintverband der deutschen BerpstegungSstaiionen an- zustrcben sei Diese beiden Puncte bildeten denn auch fast ausschließlich das Thema de- Verhandlungen auf d»r am 7, Juni 1883 im Saale der Herberge zur Heimath in Dresden abgehaltenen ersten Generaiversamiulung des BerpslegstutionS- veibanbeS iw Königreich Sachsen, welche in der Hauptsache von höhere» BerwaitungSbeauiten besucht war. Die Vrr- bandlungen endeten mit der Annahme folgenden Beschlüsse«: „Die Generalvessammlung des Verbände« der Verpflegung«- lationcn im Königreich Sachsen btschlirßt mit dem Ausdau der sächsischen Verpflegungsstationen und mit der genauen Erforschung der Verhältnifle der wandernde- Arbeiterschaft aus Grund eine« gemeinsamen statistischen Formular« fort- zusabren, dagegen vor Anschluß an Leu deutschen Central- verband abzuwarten, welche Maßregeln infolge der Vorschläge der deutschen Berband«versammlung vom 8. März l893 etwa von anderen deutschen Staaten, insbesondere von Preußen, ergriffen werden." Durch diesen Beschluß wurde die voll« Ueberzeugong der weitaus größten Mehrzahl de' Erschienenen von der Ersprieß lichkeit dc« Institut« der Wanderverpstegung zum Ausdruck ge bracht. E« wurde zwar zugegeben, daß m mehr landwirthschaft iichen Gegenden di« Unterdrückung der Wanderdettele, durch VerpslegstcUc» um deswillen fchivieriger sei. weil im Sommer wahrend der Feldarbeit der Männer die allein in den Häusern zurnckt leibenden Frauen sich doch stet« zur Verabreichung einer Gabe an bettelnde Wanderer au- Furcht vor denselben bewegen ließen; mau betonte jedoch gleichzeitig, daß dieser Uedelstanb nicht dazu führen dürfe, die Naturalverpstegung ganz auf- uheben und dadurch alle Wanvrrer, von denen eü> großer Ldeil unverschuldet arbe,l«lo- und mittellos geworden sei, geradezu zum Betteln zu zwingen. Amt«bauplmann von S-chliebe« wie« aus die Gefahr hin. dir bei dem Aushören der Bekämpfung der Bettelei mittelst eine« geordneten Ver vstcgung-wesrn« durch da« Herei»brc>1>eo von bettelnde» Wanderern au« den uncultivirterrn östlichen und südöstliche» Nachbargcgrnden für Sachsen entsteh« und die neuesten Zahlen der Criminalstalislik scheinen die Berechtigung dieser Befürchtung zu bestätigen. Wenn die Zahl der Katholiken überhaupt, welche wegen Verbrechen und Vergehen gegen Rrichsgesry» in Sachsen verurteilt worden sind, >m Jahre l880 aus 2105 gegen 1365 im Jahre l888 angewachseu ist, während dir Eriminalilät der Evangelischen, sowie der Gegenden mit ausschließlich katholischer Bevölkerung nur uubedruteud gestiegen ist, so muß die« kolossale Wachst!» der katholischen Ermnnaluäl aus zugewanbertr schlesijt polnische uut österreichische Elemente geschoben werden. Ein gute« Verpstegwesen kana diese io ihrer Gefährlichkeit durch obige Zadlen genugsam gezeichneten Elemente, soweit sie vagadondirend herumzichcn, wenigsten« theilweise von Sachsen abdallen oder doch wenigsten« ihnen die Roth al« Triebfeder ihre» verbrecherischen Handeln« nehmen. Auch darüber war man in der Versammlung im Allgemeinen einig, baß das Ausgebeo der Wanderverpstegung innerhalb ruier Aml«- hauplmannschast, wenn e« auch für den Augenblick ein Nach lassen de« Wandern« in dem betreffenden Bezirk überhaupt zur Folge haben könne, letztere« doch nur aus Kosten der au- grenzeodeu AmtObauptmannschaften mit Naturalverpstegung erzielen werde, in welche nunmehr der Strom der Wandernden, und zwar in«be>vader« der besseren Elemente unter ihnen abgelenkt würde. Dagegen hat die sächsische Versammlung e« noch nicht für zeitgemäß erachtet, schon zu der Krage, ob und inwiewril etwa eine gefttzlichr Regelung der Wanderverpstegung auzustrebcn sei, feste Stellung zu nebinen Ein baldige« Eingreifen de« Staales wurde von einer Seite nur insoweit al« wünschenSwertb be zeichnet, al« einzelnen, besonder« gefährdeten und überlasteten Bezirken staatliche Zuschüsse zu gewähren seien E» erschien vielmehr angczeigt, erst abzuwarten. wrlcheFolgeden in der ersten ordentlichen Versammlung de« GesammtverbandeS deutscher BerpflegungSstalionen gefaßten dahinzielenden Beschlüssen in Preußen gegeben werbe, ebe über die Frage eines etwaigen Hinzutritte« des sächsischen Verbandes zum deutschen Gesamml- vrrbanke entschieden wird. Die Mehrzahl der Versammlung sprach sich nicht gegen eine umfassendere gesetzliche Regelung dieser Materie überhaupt au«. Allerdings wurde einer, ins- besondere auch von dem Borstandsmttglietr Dr. Krause in der kürzlich bei Dunckcr L Huinblvt erschienenen Volk«wohlsck>rifl ,Arbe»tslosigkett. Bettelei und Wanderverpstegung" bekämpften Verstaatlichung des Berpslegwesrns in dem Sinne, daß kn Regierung auf Staatskosten em Neß von amtlichen bureau kratisch organisirten Wauderardeitsilällen über da» Land lege, von keiner Seite da« Wort geredet, wenn vielleicht auch hierbei der Erwägung, daß dadurch das Recht aus Arbeit ja staatlich anerkannt wurde, keine ausschlaggebende Bedeutung brige- messen wurde. Di« Praxis kehrt sich bei Schaffung ihrer Einrichtungen gewöhnlich wenig an theoretische Bedenken Allseitig wurde die Notbwendigkrit einer Belbeilignng des Publicnm« an der Errichtung und Unterhaltung der Wander ardrilsstätten, also der Beibehaltung der freiwilligen TbLlig keil, anerkannt, und zwar in erster Linie mit um deswillen, damit di« Bevölkerung sich -ewöhar, di« Gabeagesuch» der Bettler mit Hinweis aus die von ihr selbst uitterhaltenen VerpstcgungSstäitrn adzulrhnrn. Indessen wurde di« Tdat- sache nicht verkannt, daß der Staat stets, wenn di« socialen Verhältnisse neue gesellschaftliche Institutionen gezeitigt haben mit seiner ordnenden Hand eingeanffrn hat. Es ist zu hoffen, daß sich auch auf dem Gebiete des Verpstegwesen« die Rechtsformen staden lassen, unter denen ein ersprießliches Zusammenarbeiten von Staat und Gesellschaft zum Vesten he« «rme» Wanderer stattfiudrn kann. Deutsche- Reich. L Berlin, 15, Juni. Man wird allerwärts im deutschen Reich erleichtert aufatbmen, wenn die Wahlagitation hinter uns liegt. Wenn sie auch diesmal wider Erwarten, abgesehen von vereinzelten Vorkommnissen, keinen übermäßig leivensckastlichen Charakter angenommen bat, wenn sie auch turck, die Kürze der Frist aus eine mäßige Au-debnung de- ckränkt wurde, so greift dock» jede Wablbewegung, zumal bei so wickitigrn Entsck'tidungen und in so erregten Zeiten, mächttg in unser ganze« bürgerliches, sociale« und auch wirtbschastlicbc« Leben ein. In allen diesen Beziehungen kann man die Nachwirkungen «incS deftigen Wahlkampfe« aus lange hinan« verspüren, und natürlich nur in unerfreulicher Weise. Auf Jahre hinan« werden oft die einzelnen Gemeinden innerlich gespalten und verfeindet, der Parteibaß auf dir bürgerlichen und gewerblichen Bcziekungen ortgepflanzt. Die häufige Wiederkehr solcher Wabl- 'ewcgungcn kann durch wichtige Staat-mlcress-n gerechlserligt ein, wie in dem vorliegenden und vielleicht bald nachfolgende» Fällen: zur Förderung der nationalen Wohlsahrt, de« bürger lichen Friedens, de« ruhigen Erwerbslebens dieul sie nicht. Die im Jabre l888 emgesührte Verlängerung der Wablperioden von drei auf fünf Jahre ist bi«bcr nicht praktisch geworden, und man mag bei den herrschen den politischen und Parteiverbältniffcn in unserem Reich zweifeln, ob der ruhige volle Ablauf der Legislatur perioden nicht überbanpi zu den Seltenheiten gehören wird. Per mit un« der Ansicht ist, daß eine in kurzen Zwischen räumen sich wiederholende Anfwüblung der politischen Leiden schaften durch allgemeine Wahlen ein nationale« Unglück sei, der muß beitragen belscn, daß wieder einmal rin Reichstag zufaniinrnkommt, mit dem sich die Geschäfte des Reichs ver nünftig besorgen lassen, mit dem eine patriotische, ihre» Aus laden sich bewußte Regierung au-kommen und wirthschafteo änn. E) Berlin, 15. Juni. In de» Kreisen de« bisberigen Reichstage« nimmt man nicht an, daß die Mili»a>r- vorlaae abermals einer Commission überwiesen wird. E» wäre davon ein praktischer Erfolg nicht zu er warten. Neue Aufklärungen und Belehrungen können -ach der überaus erschöpfenden Bebandlung in der vorigen -»Mission nicht mebr gegeben werden: man wird vorauSseyen dürfen, daß jeder Eandidat sich mit der bi«berigrn Entwickelung der Angclegenbeit so weit be kannt gemacht bat, daß er genügend unterrichtet an die Entscheidung berantritt. Eine Wiederbolung wochen- langcr Erörterungen über Fragen der auswärtigen Politik, der Militairlechnik, der Finanzlage bat im gegenwärtigen Augenblick wenig Zweck Mil der DeckunaSsrage wird sich dir nächste Herbstsession zu beschäftigen haben. In den weitesten Kreisen de« Volte» und wohl auch der Abgeordneten wird der dringenbe Wunsch herrschen, die Militairsrage. die seit bald einem Jabre die Gemülher erregt, die Unsicherbeit erhöht und uns vor dem Ausland« bloßstellt, nicht abermals aus dir lange Bank zu schieben p Berlin l5 Juni. Einer der eifrigsten Eoncurrentcn der nationalen Werke auf dem deutschen Markte, insbesondere auch hei staatlichen Submissionen, ist bekanntlich die belgische Eilen- und Stahlindustrie, deren niedrige Preise häufig zur Begründung de« Vorwurf« unzulässiger Gewinnsucht gegen die deutschen Industriellen vrrwrrlbel worden sind. Daß dieker Vorwurf unbegründet ist, beweist schon eine Gegenüberstellung der bei »n« und in Belgien ge- ablten Arbeit-löbnr. Dir Gesellschaft Job» Cockerill in Zersing, eine« der leistungSfäbigsten Werke Belgiens, zahlte nach ihrem osficiellcu Rechenschaftsbericht vom 26. Octobcr 1882 im Geschäftsjahre 1891/92 ihren 9235 Arbeitern im Durchschnitt einen Jabre«lohn von 845 .F 40 -j. Dagegen rrbirllen aus einem der größten deutschen Eisen- und Siablwerke die Arbeiter in demselben GeschäflS- jabre einen DurchschnittSIobn von 1148 56 ^s, also rund 35 Procenl mebr, al« ibre belgischen Kameraden. Es ergiebt sich birrauS, daß die gerllbmten niedrigen Preise der Belgier mit niedrigen ArbeiiSlöbnen Hand in Hand geben; will man also die deutschen Werke bei der Preisstellung unter allen Umständen auf das Niveau der Preise de« An-lanke- berunlcr drücken, so bleibt ibnen schließlich nickt« Ankere« übrig, als di« Löbne ibrer Arbeiter gleichfalls auf da« Niveau der an« ländiscken Löbne berabzusetzen. E« sei in diesem Zusammen bange »och gestaltet, die von den erwäbnlen beiden Werken gemachten Aufwendungen für Wobl fahrt-zwccke in Vergleichung zu ziehen. Da« belgische Werk hatte im Geschäftsjahre 1891 /92 keinerlei gesetzliche Leistungen auf diesem Gebiete zu macken» e- wendete an freiwilligen Pensionen und Unterstützungen 216 943 u» 33 -1, das sind pro Kops de« Arbeiter« 23 .F 49 .s, aus. Da« deutsche Werk zablte — ohne Berücksichtigung seiner Anßenwerke und ol-ne Anrechnung seiner Aufwendungen für Industrieschulen, Krankenbäuscr und Arbrilerwobnungen — im Jabre l89I allein an gesetzlichen Versicherungsbeiträgen 427 647 sl 66 «s, da« sind pro Kops 27 Hier»» käme» an freiwilligen Leistungen (Pension-eassenbeiträgen und Unter stütznngen) noch 384 878.-S 37 -l, so daß sich die Gesainmtleisknng für Woblsabr»«;wecke auf 8l I 826 3 I, da« sind pro Kops des Arbeiter« 5l 34 I, stellte. Diese Zahlen, die im Wesentlichen für die gesanimte deutsche Eisen- und Stablindnstrie zutrcffen, sprechen für sich selbst Wenn die deutschen Werke dauernd in der Lage bleiben sollen, die beständig steigenden Lasten der socialpolitischrn Gesetzgebung zu tragen und daneben ihre WoblsabriSeinrichiungen in der bisherigen Weise zu erhalten, darf bei Vergebung staatlicher Aufträge nicht allem die Höbe der geforderten Preise in Mark und Pfennig entscheiden, der Staat muß vielmehr di« Gesammtverbaltnisse der con- currirenden Industrien und dir Bedeutung der heimischen GewerbStbäligkeit für die nationale Wohlfahrt mit in Rück sicht ziehen. - Berlin, 15. Juni. Uebrr die geplant« Medicinal» reform schreibt die ,Nordk Allg Z«g" u. A.: »Die Auf besserung d«r Lage der in Frage siebenden BerufSclasscn isi notbwentig geworden, weil sich der Pflickstenkrri« derselben schon bisher erweitert und vollständig verändert hat Während in srützere» Zeiten der Schmerpanct der amtlichen Ihätigkri« de« Krillphpslker« hanprstchltch «ach de, gritchl«trzlltch«n Seil« hin lag, hat sie fick im Laufe der Zeit und in dem Maße mebr, je mebr die öffentliche Gesundheitspflege als Aus ^abe der staatlichen Fürsorge geschätzt werden sollte, nackter »Leite der Hygieine hin verschoben. Im Zusammen hang damit bat der Physik»« zahlreiche Pflichten iibcr- nebmen müssen, die srübcr ganz ab von seinem Wege lagen. AuS ihrer Wahrnehmung aber erwächst ihm nickst nur viel Arbeit, sondern auch mancher Verdruß und Nachtbcil, den» es ist unvermeidlich, daß il»n durch die Art, wie er von Amts wegen gezwungen ist, die Rücksicht der öffentliche» Wrbl- akrt den Interessen Einzelner gegenüber zu vertreten, Con stiele nicht erspart bleiben und die Möglichkeit, PrivalprariS zu treiben, gegen früher nicht unerheblich erschwert und ver mindert wird. War c« längst nötbig, ihn hierfür so weil als thunlich schadlos zu balle», so lägt sich diese Vcrpslickstuiig mit dem Augenblick nicht Weiler von der Hand weisen, wo der Staat mit erhöhten Ansprüchen an die Leistung«- iäbigkcit de« deamtcleu Arzte« berantritt. E« wird vor Allein auch al« gerechtfertigt anerkannt werden müssen, daß die Stellen der Physiker zu Pension «fähigen erkoben werden. Das liegt auch un Interesse der Medicinalver- waltung, die zur Zeit gar keine Handhabe hat, um i» Fällen, wo die Kraft de- beamteten Arzte« nicht mehr ausreicht, einen erwünschten Personenwechsel eintrelen zu lassen. Ist e« nickt zu empfehlen, den Krci«physikcr» die Ausübung der Privatpraxi« neben der amtliche» Töäligkeil ganz zu verbieten, und zwar auch schon um deswillen, weil der beamtete Arzt dann am besten davor bewahrt bleibt, einseitig zu werden, wenn er mit dem Leben und den verschiedenen Verhältnissen de- Leben« in so intimer Ver bindung bleibt, wie es die berussärzllicke Thäligkeil mit sich bringt, so wird doch au« der Durchführung der Medicinal resorm in vielen Fällen eine Verminderung der privat- Lrztlichrn Thätigkeit der KreiSpbusiker sich ergeben und damit die Eoncurrenz eine schwächere werden, welche den Privatärzten durch die beanileten Aerzte auch jetzt noch besonder« da gemacht wird, wo die Letzteren in Folge ihrer schlechten Dotirung darauf angewiesen sind, sich möglichst viel Privatpraxis zu versch-ifsen. Der ärztliche Stand al« solcher hat also au der Durchführung der Medieinalresorm mindestens dasselbe Interesse, wie die beamteten Aerzlc im Speciellen und di« Verwaltung de« MedicinalwesenS, resp. der Staat." V. Berlin, 15. Juni. (Telegramm.) Die „Kreuz- Zeitung" veröffentlicht eine vom Reichskanzler Unter zeichnete Berichtigung, welche lautet: „Die in der heutigen Morgen-Nummer der „Kreuz Zeitung" ausgestellte Behauptung, daß der deutschen Regierung von der russischen ein Bor schlag de« in einem Artikel, bclilctt „Der russische Gegen vorschlag" näher bezeichnete» Inhalt« gemacht worden sei, entbehrt jeder tbatsack licken Begründung. Der Vorschlag dieses oder eine« anderen Inhaltes ist der deutschen Regierung zu keiner Zeit zugegangen." — Gleichzeitig schreibt der „Reichsanzriger": „In einem „Der russische Gegenvorschlag" überschriebencn Artikel bringt die „Neue Preußisch« Zeitung" („Kreuz-Ztg") ein anscheinenk dem Entwurf eine« autonomen RormaltarisS entnomineneS Ber- zeichniß von Abänderungen, vornebmtich Zuschlägen zum gegenwärtigen russischen Zolltarif, mit der Behauptung, dasselbe bilde den Inhalt eines russischen Gegenvorschlag« an Deutschland, mdem Letzterem der Fortgenuß LcS gegen- wärtigen russischen Zolltarifs mit gleichzeitiger ungünstiger Behandlung anderer Staaten als Acquivalent für die Herab setzung der deutschen landwirlhschaftlichcu Zölle aiigedolcn worden sei. Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß der deutschen Regierung ei» Vorschlag dieser oder ähnlicher Art von Seiten der russischen Regierung zu keiner Zeit gen, acht worden ist. 2- Berlin, l5. Juni. (Telegramm.) Trotz der Wahlen waren diejenigen Kirchen, in welchen Ge da ch I n ins e ie rli ch!- keiten sür weiland Kaiser Friedrich statttanken, sebr zahlreich besucht. Dir Wahlhandlung selbst hat sich bi« jetzt (5 Uhr) in größter Rüde vollzogen. Bis in die erste Mittagsstunde hatten in den einzelnen Wahllokalen kaum 25 Procenl der Wahlberechtigten Siiinmzettel abgegeben. Erst am späteren Nachmittag sand eine lcbbaslere Beiholigiing statt Der Reichskanzler Gras Eaprivi gab seinen Stimmzettel >m Wahllocale Kaiserhos ab, ebendort der Jnstizminister von Schilling und der sächsisch« Gesandte Gras von Hohcntbal und Bergen. Bis jetzi wällicn >6 Prreent. Die AnSzäblung beginnt um 6 Ukr Nach 4 Nb. begann das Hcrbeischleppen der säumigen Wähler, wozu massenhaft Droschken reguirirt wurden. Fliegende Händler verlausten socialdemokralischen Wählern Busennadel» in t rothen RosenknoSpen. Ausfallend ist die starke Agiiaiion durch socialistische Frauen. Trotz der großen Hiyc (36"> herrsch» in den Parteirestauraiicnen rege« Leben. — Soeben wird ein unbedeutender Krawall gemeldet. Die hiesige» polnischen Arbeiter wäblten sämmtlich svcialist isch. Tie Veribeiluiig von Flugblättern dauert immer noch an. — Tic Grsammizabl der Berliner Wähler beträgt 373 836. n Berlin, 15. Juni. (Telegramm.) Die „Nat.-Ztg." erfährt, der englische Eommissar für die deutsch-englische Abgrenzung in Ostafrika, Smitb, werte Ente des Monat« >n Berlin erwartet, um die Grcnrverl'andliingen zu beendigen. Deutschland wird bei den Ve, Handlungen durch den Neichscommissar Peter« vertreten werten. « Berlin, l5. Juni. (Telegramm.) Der Finanz- minister l)r. Miquel sowie andere von Abi wardt an gegriffene Personen haben, den „Hamburger Nachrichten" ;u- solge, diesen wegen Beleidigung unk Verleumdung verklagt. — Der Generalseldmarschall Gra^v. Blumentbal bat sich über Frankfurt, Basel nach der Schweiz begeben. Der Feltmarschall ist voa seiner schweren Krankheit wieder voll ständig bergestellt. * Etralsun», t5.J«nl. Dietironprinjelün-wilttveStephani« vo» Oesterreich ist mit dein Traiecilchifi. von Rügen kommend, gestern Ai-end 9 Ukr hier »lngetrvfsen. Lle Erzherzogin nahm deute di» Dedeiiswurdlgleilen der Liadi tn iltngenichein und wird Nachmittag Ü.Uhr «us «tue« Posldmnpsrr dt« Reis« »ach MaUno« lorrs»tz«n. * L«nss»er> «. 15 Juni. (Telegramm) In dem „Fnebederser Krelsdlgtt' erklärt da« rooservat,»« wahl- co«its für Yrledederg-Irnswald». s«wt» tzr«G«»
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