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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930619028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893061902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893061902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-19
- Monat1893-06
- Jahr1893
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(«lfrrd d«h»)» Universität« strad« I« La»t» LS,che. ßMH«i»«lstr. 1«, pari, «d «Saig«platz 7. Abend-Ausgabe. eiWM„ TagMatt Anzeiger. Lrga« für Politik, Localgeschichtr, Handels- und Geschäftsverkehr. «nzeigen.Vrei- d'ie Sgeipalkene Petitzeile 2i> Pfg. Rr.laiiie u ulurr dem Airdacrioneiincti l-t ge spalten) nl>>z, vor de» Familien,lachrichte» (Vgespaltenl «0»j. Brößere Schrille» laut unjerem Preit» verzeichnih Tabellarncher und Zissernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen lgefalzt». nur mit der borgen - Ausgabe, ohne PoslbeförLerung M—, mit Poslbesörderung 70.—. Ämiahmeschluß snr Iiryeigen: Abend-Auegabe: BormittogS 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« «Uhr Sonn- und Festtag« früh '/,S Uhr. Bet den Filialen »nb Annahmestellen je ein» halbe Stund« früher. AttttigkN sind stet« an di« Extzltziti«» zu richte». Druck und Verlag von L. Volz k» Leipzig Montag den 19. Juni 1893. 87. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig. IS. Juni. Je weniger sich noch ermessen laßt, ob der neue Reichs tag eine Mehrheit auszuweisen hat, von der die Annahme der Militairvorlage und die Abwendung äußerer und innerer Gefahren mit Sicherheit erwartet werde» kann, mit um so größerem Nachdruck richten alle Blätter, welche die Größe jener Gefahren zu würdigen wissen, die Mahnung an diejenigen Wähler, von deren Entscheidung der Ausfall der Ettchwahle« abhängt, bei diesen ikrcr nationalen Pflicht tmgedenk zu sein, alle persönlichen Sympathien und Anti pathien, all ihre Sonderwünsche zurücktrelen zu lassen hinter die Sorge um die Erhaltung de- äußeren und inneren Friedens. Besonder- eindringlich wird diese Madnung in der ,Nordd. AUgem. Ztg." ausgesprochen, die in einem längeren Artikel sagt: „Jedenfalls ist daS Eine klar, daß sür alle Parteien, die auf den Namen von nationalen und patriotischen in Wirklichkeit Anspruch erheben, ihr Anhalten den Stichwahlen gegenüber dahin gegeben ist, daß sie als in erster Linie für sie entscheidend die Stellung der Eandidaten zur Frage der Verstärkung der Sicher heit des Reiches nach Außen und der damit zu erlangenden erhöhten B itrgschaft für die Erhalt» ng de- Friedens betrachten. Alle anderen Fragen, die bei der Wablbewegung bis jetzt ebenfalls eine Rolle spielen sollten, haben dieser einen großen und wichtigsten gegenüber an Bedeutung zu verlieren. In völlig natürlicher und logischer Weise aber ergicbt sich aus dieser ersten Nothwendiakeit demnächst als zweite daS tbunlichst abweisende Verhalten der Socialdemokratie gegenüber, seitens aller patriotischen Parteien. Gerade im diesmaligen Wablkampf bat die Socialdemokralic erkennen lassen, in welchem Maße sie daS nicht ist, waS daS Wesen einer nationalen Partei ausmacht. In einem Augenblick, wo die Franzosen den Athcm anbiclten und ihren Wunsch schwer zu verbergen vermochten, daß der tluSgang der deutschen Wahlbewegung ein solcher sei, wie er den Revanchegelüsten des Gegners unserer nationalen Wieder geburt am besten entsprechen möchte, entblödetcn sie sich nicht, sich von jenseits der Vogesen und auS Belgien Gelder siir ihre Agitation gegen die Verstärkung unserer Wehrmacht schicken zu lassen und die Hoffnungen der internationalen Alliance auf eine baldige Erhebung gegen den Frieden und bie Ordnung vor Allem in Deutschland zu verstärken, jener rothen Alliance, die eS den Massen, auf deren Be- lhörung sie eS abgesehen hat, consequent verschweigt, in welchem Maße unheilvoll die Entfaltung der rothen Fahne mit der Ausschrift „Krieg den Palästen und Friede den Hütten" in erster Linie für diejenigen Classen der Bevölkerung werden muß und bereits geworden ist, als deren berufene Vertreterin sie sich ausschließlich mit Unrecht aufspielt. Darin, wie sich der Kandidat bei den Stichwahlen zu diesen beiden Fragen der Verstärkung derWehrmacht und der Bekämpfung jedes weiteren Gewinnes der Socialdemokratie stellt, kann unsere- Erachtens ein trennende« Moment für solche Parteien in keines Weise liegen, die, mögen sie auch sonst in politischer lind wirthschaftlicher Beziehung sieben, wie sie immer wollen, doch daS eine Ziel über Alle- stellen, nämlich, eine vrr- siärkle Sicherung deS Frieden- wie nach Außen, auch im Innern zu erreichen. Also mögen alle Parteien, die das Nolhwendige der Zeit begreifen, sich fest zusammenschließen und denjenigen Canvidatrn zum Siege verhelfen, welche sür die Verstärkung der deutschen Wehrmacht rinlreten. In zweiter Linie aber mögen sie Alle- aufdieten, um die Socialdemokratie zu schwächen. In diesem Sinne Stellung zu nehmen und mit allem ibnen zur Verfügung stehenden Einfluß zu wirken, sollten sich insbesondere auch alle Wähler verpflichtet fühlen, die aus keine der jetzt bestehenden alten Parteien eingeschworcn sind. Durch ihr Beiseitestebenbleiben würde schließlich »ur der internationalen Socialdemokratie ein Gewinn erwachsen, den so viel wie möglich zu reduciren die ein sichtigen Patrioten, gleichviel welchen politischen oder sonstigen Bekenntnisses, ein dringendes Interesse bekunden müßten." Zu dem vielen Unerfreulichen, das die Wahlen am 15. Juni zu Tage gefördert haben, stehen die nationalen Wählers«!»» i« tzr» Reich-landr« im crsrcutichsten Gegen sätze. So wenig man jenseits der Vogesen an den Resul taten der elsaß-lothringische» Wahlen eine Freude haben wird, so lebhaft wird überall in deutschen Landen, wo nicht blinder PartcisanatiSmuS da- vaterländische Empfinden erstickt bat, die Tbatsache begrüßt werden, daß diesmal schon der erste Wablgang inebrere deutsche oder dock dem Dcutsch- thum freundlich gesinnte Volksvertreter auS den ReickSlandcn in den Reichstag entsendet. Am bemerken-wcrtbesten ist daS glänzende Ergebniß der Wahl im Kreise Hagenau, in welchem Prinz Alexander zn Hohenlohe, ohne daß er nur ein Wort sür seine Eandidatur gesprochen, ja ohne daß er dieselbe überhaupt augenommen batte, mir großer Majorität gewählt wurde — ein Zeugniß nicht nur für den vaterländischen Sinn, dem sich doch allmälig die Herzen im Reichsland erschließen, sondern auch, und vor Allein, sür den guten Klang, den der Name Hohenlohe unter der Bevölkerung bat. Bekanntlich hat der Sobn de- Statthalters die Eandidatur zurückgewiesen, weil eS ihn, schien, daß eS sich dabei um mehr als eine gewöhnliche Wahl, nämlich um ein Vertrauen-- oder Mißtrauensvotum gegen seinen Vater handeln könne; nun, da daS Vertrauensvotum erfolgt ist, ohne daß eS begehrt war, fällt eS um to mebr in« Gewicht und beweist, wie gut der gegenwärtige kaiserliche Statt halter eS versteht, »ul den Interessen des deutschen Reichs die der Wohlfahrt der wiedcrgcwonnenen Lande zur Zufriedenheit ihrer Bevölkerung zu vereinigen. Die Umgestaltung de« Senats in Belgien begegnet so vielen Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten, daß an ihre Verwirklichung schwer zu glauben ist. Die vorgeschlagenen Modalitäten sind derart, daß auf ihre Annahme durch alle Parteien in keiner Weise gerechnet werte» kann. — Bon Interesse und beachtenSwertb für andere Staaten ist auch eine Vorlage, die mit Bezug auf die Tagegelder für Parlamentsabgeordnetc eingcbracht ist. Ein von der Kammer eingesetzter Ausschuß beantragt, den Mitgliedern de« Abge ordnetenhauses eine IabreSrntschädigung von tl>00 Franc- zuzubiUigcn. Diese Entschädigung wird zur Hälfte für Die deruntergesetzt, welche die Stadt, in der daS Parlament tagt, und ihre Vorstädte bewohnen. Hierzu haben fortschritt liche Abgeordnete folgendes Aniendement eingebracht: Die IahreSentschädigung wird aus 6000 Francs erhöht; auch wird den Abgeordneten freie Eisenbahnsahrt zwischen ihrem Wohn sitze und dem Orte der Session bewilligt. Für jede ver säumte Sitzung werden von der IahreSentschädigung 30 FrcS. abgezogen, die der „HilsScassc sür die Invaliden der Arbeit" zufließen. Obwohl daS belgische Abgeordnetenbaus nur vier mal in der Woche Sitzungen abhält, pflegen die meisten Volksvertreter nur in den Sitzungen zu erscheinen, in denen wichtige Abstimmungen vorgcnommen werden. I«I F««i»Iletsn. Offene Pforten. Roman von B. W. Howardt. (Fortsetzung.) Aa-rniS »crbotr». » »It .Wo denkst Du hin — nein, der Arzt versteht meinen Zustand nicht. ES ist überhaupt mein Schicksal, nicht verstanden zu werden; Hugo verspottet mich; die Majorin meint - ja sebr gut, hat aber zu viel andere Interessen, um völlig in mir auszugehrn, und auch meine Hoffnung, in Dir, Gabriele, eine Ergänzung meine- eigenen IchS zu finden, bat sich leider nicht vollständig erfüllt. Und doch will ich Dir so sehr wohl, Tu darfst mir'« glauben!" Gabriele murmelte verlegen einige unverständliche Worte; plötzlich erhob sich die Gräfin, schlang die Arme um den Hals de« jungen Mädchen« und rief überschwänglich: .O Gabriele — laß unS einander Alle- in Allem sein — verwirkliche daS Ideal, nach welchem ich mich seit Jahren sehne!" Gabriele sab nickt auS, als ob ihr Ideal darin bestehe, den der so wankelmüthigen Gräfin heute gelirdkost und morgen moralisch mißbandelt zu werden, und so nadm sie die Er- pießung schweigend hin, während Mäu-chen, aus vem Tische sitzend, mit halb zugekniffenen Angen die Scene betrachtete und leise knurrte; offenbar bedeutete dies Knurren: „Es ist stet- die alte Leier; wie oft habe ich hier in diesem selben Zimmer ähnliche Sceneo erlebt — pah, e« giebt nicht« Neue« unler der Sonor." .Ich muß Dir »in Geheimniß anvertrauen, Gabriele", flüsterte die Gräfin erregt, „ich habe Deiner in meinem Testamente gedacht." Män«cken strich sich mit den behaarten Pfötchen über die Nase und schüttelte sich ordentlich vor Lacken. .Tante Adelbeid", sagte Gabriele verwirrt, „diese Eröff nung ist mir sehr peinlich." .Aber we«halb denn, Kind?" lächelte die Gräfin; ,al« meine Adoptivtochter nimmst Du eine sehr brneidenswertbe btelloug ein — die Raven, Haller, Paalzow und Andere werden sich um Dich reißen und —" .Ich bedarf keiner Adoption", unterbrach Gabriele die l Dame mit stolzem Blick, „ich gehöre meinem Vater, dem ^ Baron Ernst v. Dobna." »Nno, nennen wir'«, wie Dir'« gefällt", kichert» di« Gräfin; „die Hauptsache bleibt, daß mein Vermögen Dir eine glänzende Partie sichert." „Ah, Du bist der Ansicht, mit Deinem Vermögen solle ich mir einen Gatten — kaufen ?" fragte Gabriele finster. „Und weshalb nicht, Kleine? DaS jkronselS sche Geld könnte Dir sagar eine Fürstrnkrone cintragen, wenn Dein Sinn danach strbt." „Ich weise Alle- zurück!" ries da« junge Mädchen in a»S- brechender Leidenschaft, „ich will mich bemühen, Dir in jeder Hinsicht zu Gefallen zu leben, aber ich mag nicht i» Deinem Testament bedacht sein." Mäuschen riß seine Augen weit auf. — „DaS ist mir entschieden neu!" stand deutlich darin zu lesen. „Aber, Gabriele, weshalb denn so tragisch ?" lachte die Gräfin, „Du willst mir dock nicht weiSmacken, Du, ein blut armes Mädchen, habest nicht bestimmt darauf gerechnet, mindesten- einen Tbeil meine- Vermögen- zu erben. Äch hatte schon etliche Gesellschafterinnen, Verwandte und Fremde, aber Keine, die nicht mit dem Gedanken, meine Erbin rn werden, hier in- Hau« gekommen ist. Daß eS Einzelne besser zu ver bergen wußten al« die Anderen, will ich zugebeii, aber schlaue Katzen waren eS sammt und sonders." „Tante Adelheid — Du beschimpfst mich, wenn Du mich ihnen gleichstellst!" „Pab, pab, tbu nicht so zimperlich!" „Unser Geschleckt gilt al- heißblütig und leichtsinnig — die DohnaS haben ihre Fehler so gut wie andere Menschen auch, aber niedrige Gesinnung hat ihnen noch Keiner vorge. worfen", sagte Gabriele ,»it dumpsgrollender Stimme. „Gabriele, Du scheinst Talent zur Bühne zu baden", sagte die Gräfin kalt, „so böre mich koch nur erst ruhig an. Daß ich mein Vermögen Jemandem hinterlassen muß, siebst Du ein ; Hugo braucht e« nicht, und zudem werde ick ibn voraus sichtlich überleben. Ich bin leider schon oft genötbigt gewesen, mein Testament — wieder zu ändern — man täuscht sich in den Leuten, und da- ist hart." „Unter diesen Umständen brauch ich mich freilich nicht aus- ruregen", versetzte Gabriele ganz gleichmütbig, „ick weiß schon heute, daß Du Dein Testament, fall« c» meiner wirklich er- wäbnt, binnen Kurzem wieder ändern wirst." „DaS werden wir seben", nickte die Gräfin, „aber ich hoffe. D» girbst mir keine Veranlassung, e- zu »bun. Und nun. da wir doch gerade davon reden, sur wen gedenkst Du Dich zu entscheide»? Die Majorin rätb entschieden zu Raven oder zu Haller, die sie von Jugend aus kennt, aber —" „Dir Frau Majorin —" „Ja, aber wie ich soeben schon hinzufügeo wollte, sie hält Wir haben bereits auf einen Rechenfehler hingcwicse», der in der Homr-Rulc-Vortagc eiubalten war, von dem Führer der liberale» Unionisten, Ebamberlain, entdeckt worden ist »nd nun bei der Weitcrberatbung der Vorlage weidlich gegen Gladstone und Genossen auSgebeutct werden wird. Der Rechenfehler ist dadurch entstankrn, daß die Steuereinnahmen auS dem in Irland gebrannten, aber in England verbrauch ten Whisky den irischen Einnahmen zugeschrieben waren, während diese Summe nach dem Wortlaute deS Gesetze- der englischen StaatScasse zufließt. Durch diesen Irr thum wird der Uebersckuß, den Gladstone sür die Zu kunstSvcrwaltuiig Irland« derauSgerechiiet hatte, sich von etwa 12 Millionen Mark auf weniger als vier Millionen verringern. Home - Rulc - Irland würde also sür da« erste Jahr ein sicheres Deficit von ctwa 8 Millionen Mark babeii. I» sdcr jetzigen Woche soll die Regierung dein Parlamente neue finanzielle Anträge unterbreiten. Mittlerweile wird Gladstone'S Lage mit jedem Tage schwieriger. Jedes Zugeständniß, welches er alS klugerTaktikcr den Unionisten macht, erregt bei ten Irländern den größte» Widerwillen, wie dies vorgestern wieder i» schroffster Weise bervortrat Scxton und Genossen gebcrden sich bereits cllS künftige irische Minister, sic wollen kein Iota von ihrem Schein ablasscii, nicht das geringste Zugeständniß mache», welches ibre geträumte Macht Vollkommenheit vermindern könnte. Dem Premier, der, scheint cS, in- Land hinaus horcht, entgeht es nickt, daß der Unmut!» der englischen Wählerschaften gegen Home-Rulc in drohendem Anwachsen begriffe» ist. — Der dritte Artikel der Home-Rulc Bill, welcher mit vielfachen Abänderungen vom englischen Unterbaust angenommen worden ist, lautet in seiner nunmcbrigen Gestalt: Der irischen Gesetzgebung sind und bleiben folgende Gegenstände entzogen: I)die lirone, die Thronfolge, die Regentschaft, die Vertretung der Urone durch de» Lord-Lie»Ienant: 2) die Entscheidung über Krieg und Frieden, alle aus Kriegszustand sich ergebende» Ange legenheiten, die Regelung irgend eines Theil« der llntertbaneu der Krone von Ärobbrilannien während eines Krieges zwischen fremden Staaten, mit welchen die Königin im Frieden lebt, in Bezug aus die Feindseligkeiten; 3- die Armee, die Flott«, die Miliz, die Frei- willigen und alle übrige» militairischen Kräfte, die Berthci- digung des Reichs, die Festungen, die stehenden Lager, die Maga- zine, die Arsenale, Werste» und alle sür derartige Zwecke erwor- benen Gebäude und Plätze; 4) die Verträge mit ffcmden Mächten und übrigen auswärtigen Beziehungen, sowie die Beziehungen zwischen verschiedenen Theilen de» Reichs, die Verletzung solcher Verträge und Beziehungen, das Verfahren bei der vertragsmäßigen Auslieferung von Verbrechern; » Würden und Ehrentitel: 6- Landes- verrath, Austritt aus dem llnlerthanenverband, Naturalisation von Fremde», der außcrirische Handel, die Ouaraniaine, die gelammte Schifffahrt, mit Ausschluß derjenigen aus den irischen Binnen- gewässert», die OrtSgesiindheitsbesliminungen und Hasenordnungen: 8) die Leuchtlhürme, Bojen und Signalfcucr mit Ausnahme der jenigen Seezeichen, welche ohne Verletzung einer allgemeinen PorlainentSacle hergestcllt und von den Local-Haienbehürden unter bauen werden können: 9) die Münzprägung, die Währung, Maaß, und Gewicht; 10) Gejchäitsmarken, Waarenmarlen: Nachdruck- und Patentrecht. Jedes von der irischen Gesetzgebung über einen dieser Gegenstände erlassene Gesetz ist von selbst null und nichtig. Die Frage der Schließung de-kronstätzter Hand ei- base »S bat seiner Zeit, namcutlich in Petersburg, alle Welt lebhaft interessirt. Insbesondere die Handelskreise waren i» großen Sorgen, als der russische Mariucmister endgiltig er klärte, daß die Kriegsflotte in Kronstadt zu eingeengt sei und durchaus mehr Raum beanspruche. Tie Frage ist inzwischen cinigermaßc» besriedigcub gelöst worden, indem den Handels schiffen in Kronstadt ein ganz neuer Hasen gebaut werten wird, welcher im Jahre 1895 dem Verkehre übergeben werken soll. Indeß dürfte der neue Kronstädter Hasen doch nickt ganz de» Anforderungen genügen: wenigsten« ist auch eine Erweiterung und ein beträchtlicher Ausbau der benachbarten Petersburger Hasenanlagcn in sickere Aussicht genommen. Dieser neue Hase» soll sehr nmfangreich und für die größten Dampfer eingerichtet werden. Außerdem wird ein Holzstapcl- platz angelegt, der fast doppelt so groß sein soll wie der Stapelplatz in Kronstadt. Endlich ist geeignetes Terrain bereit» auSgewählt, ans welchem Kohlen- und Getreidcniedcr lagen eingerichtet werde». Die gesammte Hafenanlagc wird eine Million Rubel kosten, welche Summe bereits angewiesen ist. Zn drei Jahren sollen die Arbeiten vollendet sein. Zit den tief einschneidenden Maßregeln, welche die russische Regierung neuerdings in Bezug aus die Iudensrage anordiiete, gekörte die Bestimmung, daß die Juden, welche sich den russischen Gesetzen zuwider in der Hafenstadt Li bau niedergelassen Hallen, den stricken Besebl erhielten, den Platz zu verlassen und in ihre Heimalb zurückiukebrcn. Die Zahl dieser Juden beläuft sich aus nicht weniger als 6000. Aus Veranlassung der Ausgewicsciien bat sich das Sladtbaupl (Bürgermeister) von Libau nach Petersburg begeben, um an maßgebender Stelle den Juden die Erlaubnis; zu erwirken, noch zwei Jahre in Libau wohnen zn bleiben, zumal bei dem beschleunigten Wegzüge der Juden aus Libau zahlreiche russische und sonstige nichtjüdische Geschäft« treibende schwer geschädigt würden. Daß dem Gesnckc völlig entsprochen werde, ist kaum zu erwarten, wenn die Verfügung auch gemildert werde» dürste lieber Libau geben jetzt, nachdem der Durchzug der russischen Juden durch Deutschland ciiiigermakrn erschwert worden ist, viele jütische Auswanderer in überseeische Länder. So meldet die „Libaucr Zeitung": „Am 5. Juni subren mit dem Dampfer „Agnes" nabe an 300 jütische Auswanderer, die aus dem Innern des Reiches hierbei gekommen waren, nach Rotterdam ab, um sich von dort nach Amerika und Südafrika zu begeben. Es waren ungefähr 20» erwachsene Personen, Männer, Frauen und lOO Kinder. Auch einige Ebristcn fuhren mit, die dort ebenfalls ihr Glück versuchen wollen. Eine ungcbeure Menschenmenge halte sich auf der Nordseitc de« Hafens am Ufer versammelt um .de» Abrciscndcn daS letzte Geleit zu geben. Die geleitende Masse wartete von 4 bis 7 Uhr Abends, um welche Stunde der Dampfer den Hasen verließ." — Nach dem „Bcssarabskij Wcstnik" wandern die Juden aus Mvgilew-Podvlsk in Masse aus, und zwar speciell nach Amerika. Tagtäglich wandern vier bis fünf Familien aus. Diese Emigranten geben größtentheilS über Odessa, zum Theil aber auch über Deutsch land. — Ferner sei registrirt, daß die Bildnng einer „Gesell schaft zur Verbreitung der Liebe zur Reinlichkeit unter den Juden" nach dem „Warsch. Dncwnik" von der Warschauer jüdischen Intelligenz geplant wird. auch Paalzow sür annehmbar und wird eine Liebbabervorstellung arrangiren, damit Du auch diesen kennen lernen kannst." „Also die Frau Majorin interessirt sich auch für meine Verheirathung unk will mir Gelegenheit geben, junge Herren zu diesem Zweck kennen zu lernen ?" forschte Gabriele tonlos. „Gewiß, ick sollte Tir'S freilich nickt sagen, aber ein Un glück ist« ja nicht, daß Dn eS nun erfahre» hast." „Wann sprachst Dn denn mit Frau v. Fnnncl über meine Aussichten?" „Wann — laß mich nachrechnen! Richtig, eS war am letzte» Donnerstag: die Majorin sagte mir, Dn seiest gerade, bevor ich hinkani, bei ihr gewesen." „So", sagte Gabriele langsam, und dann nahm sic sich vor, nie wieder Jemandem zu vertrauen. „Eigentlich freue ich mich aus die nächste Zeit, Gabriele", äußerte die Gräfin nachdenklich, „cS ist ja amüsant, dergleichen zu beobachte». Raven ist leichter zu behandeln als Haller, der al« aufbrausend bekannt ist. Beiter Vermöge» mag gleich sei». Paalzow hat weniger Geld, aber er ist bedeutender als die Anderen und ein Eavalier vom Scheitel bis zur Sohle! Ach, und wie würde Mercedes sich ärgern — denke Dir nur, gestern Abend soll sic nach Mitternacht mit Paalzow von einem Spazierritt beimgekcbrt sein. Sie bättcn sich ver irrt, sagten sie — jedenfalls wirst Du gut tbu», Dich sürS Erste etwa« rodirö zu halten — wenn der Marquis sich Der gleichen bieten läßt und sic doch beirathet, kann man die Sache auch ignorircn, aber inzwischen ist S besser, vorsichtig zn sein." „Ah so — wenn der alte Marquis sie zur einflußreichen, reiche» Dame warbt, bat der Spazierritt nickt- zu sagen, und die Gesellschaft wird Mercedes nach wie vor umdrängen", sagte Gabriele unsäglich bitter; „nun. Tante Adelheid, ich warte nil t darauf, ob Ibr sie sür schuldig oder unschuldig haltet, mir genügt -, daß sie meine Freundin und unglücklich ist, und ich stcbe zn ibr " „Du wärsl'S im Stande", ries die Gräfin entsetzt , „aber da fällt mir ein, wenn Du zu Mercedes gcbst. triffst Du dort auch wahrscheinlich mit Herrn v Paalzow zusammen, »nd so mag'» drum sein — vielleicht baft Du selbst schon an diese Möglichkeit gedacht?" schloß sie forschend. „Ach", »uirmelte Gabriele verzweifelt, „auS diesem Netze find« sich ein Anderer berauS." „Gieb'S auf. Kleine", sagte die Gräfin spottend, „und laß mich Dir nur noch Ein« sagen: daß ich in meinem lange» Leben schon mehr Erfahrungen gesammelt babc, als D» mit Trinen 2l Iabren, wirst Du mir nicht bestreiten, und auf Grund dieser Ersabrungen sage ick Dir, daß die sogenannten LirbeSheiratben ohne materiellen Hintergrund in den meisten Deutsches Reich. 0. II. Berlin, 18. Juni. Der heutige Sonntag, der einzige, der zwischen den Wahlen und den Stichwahlen liegt, ist von der Socialdemokratie benutzt worden, um wieder ganze Ballen socialdemokratischcr Literatur aus da« Land zn Werse»; hauptsächlich die Kreise Teltow-Becskow, Nicder- bai»im, Sorau »nd Frankfurt a. O. wurden mit Flug blättern und dergleichen überschüttet. Der Montag bringt unö dann die Wählerversammlunge». Der I. Wahlkreis, der ja doch nickt zu erobern ist, bleibt ausgeschlossen, um so energischer werden der II., III. und V. Kreis in Angriff ge- Fällen ein Ende mit Schrecke» nehmen, wie eS auf der andern Seite auch gar nicht ausgemacht ist, daß die Männer, welche reiche Erbinnen beiratben, diese stets schlecht behandeln, und daS darfst Du Dir merken." „Deine Theorie» mögen richtig sein, Tante Adelheid, aber hübsch und gut klingen dieselben nickt, und wcnn'S im All gemeinen etwa« mebr Liebe in der Welt gäbe, wär'S besser um uns Alle bestellt." „Pab, cS ist schon zu viel Liebe i» der Welt", höhnte die Gräfin, „übrigens stebl Dir'S ja frei. Dich in den Mann, ten Du beiralhesl, zu verlieben; Raven, Haller und Paalzow werten ganz damit einverstanden sei» Wie ich die Dinge anselie, sind alle drei nicht abgeneigt, Dir in aller Kürze ihren Antrag zu machen »nt meiner llcbcrzeugung nach nicht nur wegen Deiner schönen Augen." ,So ballst D» cS sür undenkbar, daß mich ein Mann »iil meiner selbst jwillen lieben sollte?" fragte Gabriele langsam. „Gewiß nicht. Kleine, aber wenn ein Mann ein Vermögen mit in den Kauf »eb»ien muß, findet er sich meistens mit Fassung in dies schwere Schicksal. Und daß Du gerade nach dem, waS Du in der letzten Zeit in Dohna erlebt hast, noch immer so vertrauensselig bist, spricht sehr für Deine idealen LebciiSanschauuiigcn", schloß die Gräfin lächelnd. „Wieso, sprichst Du von Papas Hcirath?" ries Gabriele bestürzt. „Nun freilich, hat cS ihn etwa gestört, daß Lucie v. Rhaden ein schöne« Vermögen hatte?" „Du kennst Papa nicht", sagte Gabriele heftig; WaS sie sonst »och sagen wollte, mußte sic unterdrücken, denn der Diener meldete Herrn v. Paalzow. „Führen Sie den Herrn in den Salon, ich konime sofort", sagte die Gräfin lebhaft, und dann wandte sie sich zu Gabriele und sagte: „Wie ist'-, begleitest Du mich binunter?" „Nein, bitte, entschuldige mich bei dem Herrn." „Hm, unter diesen Umständen nebnie ich ibn am besten gleich mit zur Majorin, der ick meinen Besuch versprach. Babette, den Hut mit den MooSroscn, schnell! Halt, bringe mir auch mein Spitzennckn. Röschen — sobald ick auSgcfakren bin, mußt Du mit Mäuschen in den Park geben und sorge dafür, daß der kleine Schelm sich nickt langweilt. Adieu Gabriele — akic» Män-cken, mein Herzblatt, gieb mir Tein hübsches Pfötchen -- so, daS war brav, — leb' wohl, ich lasse meinen kleinen Engel nicht lange allein!" Dem Hunte Knßbande zuwcrfend, verließ die Gräfin da- Zimmer, und Gabriele blieb in wenig erbaulichen Gedanken zurück. (Fortsetzung folgt.)
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