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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930621012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893062101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893062101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-21
- Monat1893-06
- Jahr1893
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VezugSPretS R der Haupt»xpedltion oder den Im Stadt» d»j>ek und den Boronen errichteten Aus- »ndklikllkn ab geholt: vieneljSdrlich^ls.öO, hei zweiinaliger täglicher Zustellung Int Han» ^ 5.50. Durch die Post bezogen für Leutlchload und Leiterreich: »ierieljädrlich ü.—. Direct» täglich» Kreuzbandienvung ius Ausland: monaUich 7.50. LieMorgen-Autgobr erscheint täglich '/-? Uhr, dt« Abeud-Auegade Wochentag» 5 Uhr. Nedarlion und LrpkLitioa: JshannrSgaffe 8. Diekiveditio» ist Wochentag» ununterbroche» grüssaet van früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: Litt e-rtim. (Alsred vihur» Universitälsstratze t, kouis Löscht. Katharinenstr. 14. pari, und Köaigsplatz 7. Morgen-Ausgabe. tiprigerTagtlilall Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg.' Reklamen unter dem Redactionsslrich (4g«< spalten- 50»j, vor den Familieunachrichte» s8 gespalten! 40/^. Eräber« Schriften laut unserem Preis- verzeichnib- Tabellarischer und gifserasatz nach höherem Tarrf. Extra »Vrilaien (gefalzt», nur mit der Morgen - Ausgabe . ohne Postbesördernng >4 60.—, mit Postbriorderuag 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittag» 10 Uhr. Marge Aulgabe. Nachmittag- 4 Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/^> Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen ,e »ln« Halde Stund« früher. Anzrigru sind stet» an di» Extzrdittsn »o richten. Druck und Verlag von <k. Pol» in Leipzig. Mittwoch den 2t. Juni 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, die am 23. d. M. für Leipzig.Ltadt stattfindende Reichvtagswahl be:rcsiend. Für die am 23. d. M. in Leipzig-Stadt bevorstehende engere Wahl zum Reichstag ordnen wir hiermit an: 1) daß dir Zugänge zu einem jeden Wahilocal für die Wahlberechtigten frei zu kalten sind, und daher insbesondere das unbesugte Verweilen in den Fluren und Gängen, welche zu den Wahllocalen führen, nicht gestaltet ist; 2) daß entweder innerhalb de- betr. HauSzrundstückeS oder unmittelbar vor demselben nur ein Zettelträger für einen und denselben Caudidaleo gleichzeitig sich aushaltcn darf; 3) daß endlich Ansammlungen von Personen in der Nähe der Wahllokale oder sonst auf öffentlichen Straßen und Plätzen, durch welche die Wahlberechtigten in der Ausübung des Wahlrecht- irgendwie beeinträchtigt werden könnten, Ver bote» sind. Wir erwarten, daß diesen Anordnungen allenthalben Folge geleistet werden wirb, und bemerken, daß Zuwiderhandlungen, insoweit nicht Einschreiten nach vem Strafgesetzbuch begründet erscheint, mit Geldstrafe bi« zu 60 oder Hast bis zu l4 Tagen geahndet werden, sowie daß die SicherheitSorgane angewiesen sind, wo nölhig, gegen Verletzung unserer Anordnungen unnachsichtlich eiuzuschreilen. Leipzig, den 20. Juni l8S3. Der Raeh «ad das Poltzeia«t der Gtadt Leipzig. vr. Georgi. Bretschoeider. Grüßet. Ausschreibung. Die Grd- und Maurerarbeiten zu einem Anbau an da» Ge» bLude der Realschule io Letpzlg-Reudnitz foüe» an «iaea Unter nehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Hochbau - Verwaltung (Ralhhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 6) au» und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 1,50 welche auch tu Briefmarken «iagesendet werden können, «»tnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Grd- au» Maurerarvrttrn, Anbau aa Realschule Let»ztg-Rruduttr" versehen ebendaselbst ponosrei und zwar dtS t«M LA. »leset Monats L Uhr Abend» einzureichen. Die Auswahl unter de» Bewerbern, bez. die Thetlung der Arbeiten und die Ablehnung säinmllicher Angebot« bleibt Vorbehalte». Leipzig, de» >7. Juni 1803. De« Rath »er Stadt Lechzt«. II. A./S6L. Or. Sieorgi, Oberbürgermeister. Wilisch, Ast. Bekanntmachung. Mt Zustimmung der Herr«» Stadtverordaeleu habe» wir be schlossen. in diesem Jahre die Darothrrnftrahe iu Ait-Lechzig, »wische» der Sophien- bad-Gastwinhichasl und dem Dorolheeu-Platzr zu »slaftcrn nnd dt« Fntzwege aus dieser Slraßenslrecke zu regeln. In Folg« dessen sind die Besitzer der an genannter Straße liegenden Grundstücke nach unserer Bekanntmachung vom 10. März 1881 verpflichtet, die Draus-, Fallrohr- und WtrthschastSwässer durch unlerirdische Beischleußen für ihre Rechnung unmittelbar in die Hauvtschleuße abzuleiteu, uud zwar sind diese Anlagen innerhalb des Liraßenkörper» auf Kosten der Betheiligleu durch un» uach Linzadlung der hierfür zu berechnende» Bauschkosreusumm« aut- zusühren. Wir fordern daher die Besitzer oder Verwalter der au der oben- bezrichneteo Straße liegenden Giundslücke aus. die zu untersührenden Fallrohr« und ein- oder umzulegenden Beilchieußen bei un« anzu- inelden, damit die A>i«siidrung der Arbeiten von un» rechtzeitig vor der Straßen- und Fußweghersiellung erfolgen kann. Im Falle unterlasfener Anzeige haben die Säumigen außer Verwirkung eine, Beldsirase dl« zu 60 ^l zu gewärtig«», daß die »orsiehend gedachten Arbeite» von RathS wegen aus ihre Koste» au»< gesührt werden Etwa beabsichtigte, die bezeichnete Straßenstrecke berührend« Arbeiten an den Privat-Gas- und Wasserleitungen sind vor Beginn der oben auigesührten Ltroßenderslellungen au-zusudren, da Arbeiten der vorgedachten Art im Strohe»körper mit Rücksicht aus die Er haltung eine» gulea Straßenpflasier» während eine» Zeiträume» »ru b Jahren nach beendeter Straßeohrrstelluug tu d« Regel nicht zugelasien werden können. Leipzig, am 16. Jaul 18SS. Der Ratb der Stadl Letvzt«. 1>r. Georgi. Ltchortul. Bekanntmachung. Die Pflasterung der Dem«rrtn«-Strahe mit bossirteu Steiuru 2. Llasse ln Leipzig-Linden»», von der Merseburger v>» zur Quer- Straße, soll an einen Unternehmer nerdungen werden. Dt« Be- diiigiingen für dies» Arbttlea liegen in unierer Ttesbau-Berwaltung, Ralhhau«, 2 Stvckiverk. Zimmer Nr. L3 an» and können dort ein- geieben oder gegen Entrichtung von KO ^ die auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden Bezügliche Angebot» sind versieg,l, un> mit der Anischris»: „Pflasterung »er lemmr- rtng-rtraße iu Leipitg-Lindenau" versehe« in dem oben de- zeildneten Eeichäsi«zimmern vi« zu« 29 ds. M. 5 Uhr Nachm, ein,»reiche». Der Rath behält sich da» Recht vor» sämmtlich« An gebot, adjutehnen. Leipzig, de» 17. Iuut tSVS le- 8087. Dr» «a»h» »er Stadt Letzezt, Stratzeudaudrstulattau. Bekaantmachnng. Sinnaden». den A4. Jnnt «e , von vormittag» 10 Uhr an. soll im G«ichäst»zlmmer de» Proviantamt» zu Leipzig. Pleißenbura, Tharmvau«, 2 Siock. eine Partie Rsagentlrtr un» -uflioetzl «u den Metsibietende» gegen sofortig» Vaarzahtuug versitigert werdeu. Leipzig, u» »1 I»»i 1898. Ktutaliches Pravtaatamt. Bekanntmachung. Wir haben beschlossen, die Lchulstraste in Leipzig-Rkiischöne« eld und Leipjlg-Valkmarsdars IN »achersichtlicher Weise um- und neu zu numeriren. Schulstraße vom Rabet auS: Linke Seile. Rechte Seite. Alte Straßen- Nr 2 (Tlarastr.) 3 5 6 7 8 9 10 11 12 8 folgt 13 14 15 1» 17 18 Leipzig, ko. 2911. Brand- Cat.-Nr. 158N 158V 1586 16IL 162 164 165 166 180 Heinrichstraße 17W 179 178 1776 176 17? Neue Straßen- Nr Alt« Straßen- Nr. I Brand- ^ Cat -Nr. Lripzig-slikuichoucielü 1 3 ü 7 9 11 13 IS 17 19 21 23 1 157b >57 158 Neue Siraßen- Nr. folgt Leipzig-Volkinar-dorf 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 8 2 1 2? 29 »1 33 35 folgt Kirchslraß« den 20. Juni 1893 Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Eöerle. Res. »9 70 71 73 73 74 75b 75» 76 77 78 79 80 81 82 8 10 12 I« 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 Bekanntmachung. Die Leuchtkraft de» ftSdttfchrn Leuchtgases betrug in der Heit vom 12. dt« 18. Juni d I. im Brganddreiiner bet 150 Litern ländlichem Lonsum da« 19,1 lache der Leuchikrofi der deutfcheu Normalkerze von 50 Millimeter Flammendöhe. Da» specififche Gewicht stellt sich im Mittel aas 0,431. Leipzig, am 19 Juni 1893. De« Rath» Deputation z« den vasanftalte». Bekanntmachung. Die Anlieferung und Verlegung von Granitbordschwellen vor dem Schuigrundsiücke, vor dem Rothhaufe und vor dem Platze in der Schulstraße in Leipzig-Plagwltz und an verschiedenen Grund stücken in der Deminrring-Stratze in Leipzig-Lindenau soll au «iuen Unternehmer verdungen werde». Die Bedingungen für diele Arbeiten liegen in unserer Tiefbau- Verwaltung, Raldhaus, 2. Stockwerk. Zimmer Nr. 23 aus und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50 -H, die auch tu Briefmarken eingelendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: ,Gra»ttdardsch»»Nrnanlieser»ng tn Vetpztg-Piagwt- und Lriprig-Ltudeuau" versehen iu dem obenbezeichnetea Geschäftszimmer »iS zu« 28. ». M., 5 Uhr Nachmittag« einzuretchen. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtlich« Angebote ab zulehnen. Leipzig, den 17. Juni 1893. Dt« Ratb» der Stadt Leipzig l» 3087. StraAenbaudeputatiau. Bekanntmachung. Die Pflasterung de« Lchiruhiger Wege» In Leipzig-Klein, zschocher mit Bruchsteinen, von der Haupistraß» bi» zur Elisabeth- Allee, soll an einen Unternehmer Verbungen werden Dir Bedingungen für dies» Arbeit liegen in unserer Tiefbau. Verwaltung, Roihdau«, 2. Stockwerk, Zimmer Nr 23 au» und können dort etngeiehen oder gegen S Irichiung von 50 di« auch iu Briefmarken eingesendet werden können, enlnommen werden. Bezügliche Angebot» stad versiegelt und mit der Ausschrist: „Pflasterung drS Schlcntztgrr Wrgr« in Ltipzig-Rteinzschochrr" versehen in dem oben bezeichnet«« Geschäftszimmer hiü znm 30.». M-, 5 Udr Nachmittags einzureichen Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtlich« Angebot« abzo- lehnen Leipzig, den 17. Juni 1893. De» Rath« der Stadt Leipzig lo. 3087. Straßendaudeputation. Bekanntmachung. Die Pflasterung der Schulftratze mit bossirten Steinen 2. Tlasse In Leipzig-Piagwitz. von der Zschocherschen di» zur Alte« Straße, soll an einen Unternehmer verdungen werden. Di« Bedingungen sür dies« Aideii liegen tn unserer Tiefbau. Verwaltung Ralhhaut, 2 Stockwerk, Zimmer Nr. 23 au» und können dort eiugejehen oder gegen Entrichtung von 50 -H, di» auch in Briefmarken eingeienbei werden können, entnommen werden. Bezüglich« Angebot» sind versiegelt und mit der Ausschrist: „Pflasterung der Lchniftratze tn Lrt«ztg-Plag»tfl" verleben in dem oben dezeichnelen Geschäiiszimmer Pt« zu« 29. Juni ». A. 5 Uhr Nachmittag» rinznreschen. Der Rath behäU sich da» Recht vor, sämmtlich« Angebot« ab- zuiehnen. Leipzig, de« 17. Juni 1893. De» Rath« der Stad» Leipzig lo. 3087 StraflrudaudepulattON. Bekanntmachung. Die Pflasterung der Zimmrrstratze in Leipzig-Plagwitz mit Bruchsteinen lall an «inen Unlernrdmer verdungen werden. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau- Berwaituuq, Ruthbou», 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 23 au« und können dort ringele»«» oder gegen Entrichtung von 50 die auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werben. Beziialich« Angebot» sind versiegelt und mit der Aniickirtst: „Pflasterung der «immerstraflr iu Lrt»ztg-V>ag»ttz' versehen in dem oben beze.chneten Geichaiwzunmer »t« z 29. p. MtS„ 5 Uhr Nachmittag« einzoreicben Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtlich« Augebot« ab zulehnen Leipzig, den 17. Juni 1893. De« Rath» »er Stadt Leipzig Io. 8087. Strastrnbaudeputattaa. zu« Aus Frankreich. Paris, 18. Juni. Die Wablbewegung in Deutschland, die begreiflicherweise alle» Andere in den Hintergrund drängte, was nicht in un- milteldarrr Beziehung zu den Wahlen stand, bat mich ver anlaßt, in meiner Berichterstattung eine Pause eintretcn zu lasse», und nölbigt mich beute, aus Vorgänge zu Anfang dieses Monat- zurückzugrcisen. Um diese Zeit batte eine äußerst consnse Debatte der Deputirtenkammer über eine Borlage bezüglich Abänderung einer gewissen Anzakl von Wabibczirken beinabe Anlaß z» einer Ministerkrisis gegeben. Einige Deputirte batten z» dieserVorlage Amendement» gestellt,um bei dieser Gelegenbeit Motisicaiioneu de- eigentlichen Wahlgesetzes zu erlangen, wodurch verschiedene Kategorien von Staats bürgern der Wählbarkeit entkleidet werden sollten. Zuvörderst wurde vorgeschlagen, sämmtliche Staatsbeamte, mit Ausnahme der Minister und der UnterstaatSsccrelaire, »n- wäblbar zu machen, und zwar sollte der Beamte, der sich zum Depukirtcn wählen lassen will, gezwungen sein, schon bei Aufstellung seiner Canditaliir seinen Abschied zu nehmen Ferner Wurde beantragt, die Geistlichkeit aller Eon- fessionen, sowie die Direktoren und Administratoren der Gesellschaften, welche mit dem Staate in contract- lichcn Beziehungen stcbcn (also alle Mitglieder der Eiscnbabn- und Bergwerks Verwaltungen) für unwäblbar zu erklären Ein Deputirtrr, Namens Juinel, wollte sogar den Antrag einbrinaen, die Unvereinbarkeit de« Kammermandates mit der „Profession" de« Journalisten zu bestimmen. Der Eoiiseilpräsldent Dupuy erklärte sich bei Beginn der Debatte mit aller Entschiedenheit gegen diese extravaganten Anträge, waS aber nur zur Folge batte, daß dieselbe» zum größten Thcilc von der Kammer angenommen wurde», woraus Herr Dupuy es sich gesagt sein ließ und nicht weiter in die Debatte einarifs. Diese Beschlüsse wurden aber von der gesammten Presse ebne Parieiunterschied verurtbeilt und überdies der Minister auf das Heftigste angegriffen, weil er nach einem ersten Mißerfolge nicht mehr den Muth babc, sich solchen Absurditäten zu widerseyen Die Folge diese« ein stimmigen Auftretens der Presse war. daß die Kammer sich zu bequemt bat, einen Tbeil ihrer Beschlüsse zurückzunebmen ü.ld schließlich ein Gesetz zu voliren, wodurch in Zukunst mit Ausnahme der Minister und der UnterstaalSsecretaire sämmt- liche Staatsbeamte und sodann die vom Staate oder von den Departement« oder von den Gemeinden besoldeten Geist lichen nicht mebr wäblbar sein sollen Man darf aber annebmen, daß derSenat diesem Gesetze seineZustimmiing versagen und den jenigen bobtnStaalSbeamten. die nach dem biSocrigcnWablgtscye gleich den Ministern wählbar waren, die Wählbarkeit belasten wird' man kann auch mit ziemlicher Bestimmtheit vorau seben. daß der Senat bezüglich der Geistlichkeit ben bisherigen blichen Zustand wieder Herstellen wird. Bisher waren die Bischöfe nicht wäblbar in ibren Diöeesen, wobl aber in allen andere» Wahlbezirken, und die Geistlichen konnten überall zu Teputirten gewählt werden, dursten aber nicht Mitglieder eine- GemeinderatheS, eine- Arrondissement-rathe« ode» eines GencralratheS sein. Nach zweitägiger Verhandlung verurtbeilte am 3. d. M. da- Pariser Zuchtpolizeigericht den socialistisck-revolulro- nairen Deputaten Baudin, der bekanntlich angeklagt war, am l Mai an der Spitze der Manifestanten, welche die von der Behörde für diesen Tag geschloffene ArbeiiSbörse stürmen wollten, die Polizei geschmäht und gegen deren Anordnungen gewaltsamen Widerstand geleistet zu haben, zu einer ein fachen Geldstrafe von 200 Frc«.; überdies wurde in den Motiven de« llrtheileS als MilterungSgrund bervorgeboben, daß die Polizisten den Angeklagten durch ihr brutale« Aus treten zu seinem Vorgehen aufgereizt hätten. Dieses Urtbcil, da- gewissermaßen einer Freisprechung gleich kommt, wurde von den zahlreichen dem Eonseil-Prafidenten feind lichen Journalen gehörig ausgebeutet und als eine Ver- urtbeilung desselben durch das Gericht bezeichnet. Herr Dupuy hatte bekanntlich in der Debatte Uber die Inter pellalion bezüglich der Verhaftung de- Deputirtrn Baudin da« Verfahren der Polizei am I. Mai mit großer Energie vertbeidigt, hatte mit aller Entschiedenheit erklärt, daß die Polizei nur ihre Pflicht getban habe uud daß Baudin sich die ihm widerfahrene Behandlung lediglich selbst zuschreiben müsse; er batte sogar binzugesügt, daß jeder Deputirte, der sich wie Baudin bei solchen ungesetzlichen Manifestationen betboilige, sich der gleichen Behandlung seiten- der Polizei auSseyen werde Der M nister batte sodann von der Kammer die Ermächtigung zu der gerichtlichen Verfolgung de« Deputirte» Bautin verlangt und erhalten, und da- Eraebniß ist die Bcr- urtbrilung desselben zu einer unbedeutenden Geldstrafe gewesen, wa« von der öffentlichen Meinung als eine Art Lection an gesehen wurde, die da« Gericht der Polizei, d. b. der Regierung ertbeilrn wollte. Es mußte das um so mebr Aufsehen erregen, als hier die Gerichte in ähnlichen Fällen stet- der Polizei Recht geben und den Aussagen der Pvlizeibeamten unbedingten Glauben schenken, während in diesem Procrffe da- Gericht ganz im Gegentbeil den Behauptungen der reoolutionairen Entlastungszeugen, die haarsträubende Schilderungen von der Brutalität der Polizisten entwarfen, den Vorzug vor den Aussagen der Polizeibeamlen und selbst einer Anzakl von k'sficiere» der Armee, weiche der Verhaftung Baudin'S bei gewohnt hatten, gegeben dal. Die Pariser Journale, welche beinahe ausnahmslos dem Ministerium Dupuy den Krieg er klärt haben, benutzten, wie gesagt, diese« absonderliche Ur tbeil beS Pariser ZuchtpolizcigerichleS zu neuen und heftigen Angriffen gegen Herrn Dupuv »nd verlangten. daß die Kammer aus die Angelegenheit zurückkomme und der richterlichen Enischeidung die parlamentarisch» Sanciion gebe, d. b dem Ministerium Dupuy ein Mißtrauensvotum ertheile Dazu dürste sich aber diese Polizeigeschichie nicht eignen, so daß di- Opposition eine ankere Veranlassung suchen muß, wenn sie e,,, -rustlichen Versuch machen will, dal Eabinet stürzen. Seitdem bat sich hier eine Veränderung der inneren politischen Situation von großer Tragweite zugetragen. Der Senator und ehemalige Minister de« Innern EonstanS der meistgeschmäbte und bestverirumdete Politiker Frank reich« der Besieger de« BoulangiSmu«. der von dem größten Lheile der republikanischen Partei ai< »l'Lomwo uecvsuure iu als der einzige Mann betrachtet wird, der im Stande wäre, die bevorstehenden Wahlen zu leiten, um durch seine be währte „Geschicklichkeit" eine Kammer mit einer starken und bomogcnen republikanischen Majorität herzustellen, und der auch die nötbige Energie besitzt, um den Ansturm der rcvo lutionaircn Socialiste» zurückzuschlagen, dieser Herr Eonstans bat, „des langen Harren- müde", dem Präsidenten der Ikepublik die Hecrsolgc gekündigt, sein eigene« Banner e»! fallet, in einer Bankettrrde in Toulouse sein eigenes politisches Parteiprogramm entwickelt und sich damit an die Spitze der republikanischen Wahlagitation gestellt. Da« Programm de« Herrn Eonstaii« ist so ziemlich dasselbe wie da« de- Herrn Earnot unb beS jetzigen Eonscil-Präsidcnlcii Dupuy; e« handelt sich deshalb auch »ur um eine Pcrsoncii- fraac, um eine» persönlichen Eonslict zwischen Herrn EonitanS und Herr» Carnot, der sich auS einer beinahe krankhaften Abneigung beharrlich weigert, den Elfteren wieder mit der Leitung der Geschäfte zu betrauen, so daß derselbe jetzt voraussichtlich eine Art Nebcnregierung bilden wird, ähnlich, wenn auch i» anderer Weise, wie cS seiner Zeit General Boulanger getban batte, und jedenfalls mit der Aus sicht aus eine» günstigere» Erfolg. Es ist bezeichnend, daß beinahe die acsammte republikanische Presse sich aus die Seite d-S Herrn ConstanS stellt und in Folge kessen in betenilicher Weise den Präsidenten der Republik augreist uud Alles aus- bieict, um die bisher ziemlich allgemein herrschende Ansicht zu zerstören, daß die Wiederwahl des Herrn Carnot im nächsten Jahre für eine neue Periode von sieben Jabrcu er folgen werde. Nur wenige republikanische Organe sind Heren Earnot treu geblieben, woraus geschloffen werden muß, daß der Wahlsieg de- Herrn ConstanS als wahrscheinlich betrachtet wird» und sodann auch, daß das Eomitv, an dessen Spitze der ehemalige Minister kcS Innern operiren wird, über dc deutende Geldmittel verfügt, welche angeblich von einem Eon- sortium namhafter Finanzier« zusaiiiniciigebracht worden sind. Da augenblicklich hier die soeialistischcn Revolutionairc, ermutbigt durch die Wahlersolge ihrer deutschen Ge noffen, die größten Anstrengungen machen, um aus fried lichen! oder gewaltsamem Wege an die Gewalt zu gelangen, müßten wir Herrn Eonstanö den besten Erfolg wünschen, wenn nicht die auswärtige Politik desselben als sür Deutschland bedrohlich zu erachten wäre. Herr ConstanS at sich als Minister nicht gerade als ein Cbauvmist gebe.dei, at aber in den letzten Jahren bei jeder Gelegenheit seine Uebereinstimmung mit den „Patrioten" bekundet und in der Toulouscr Rede seine Ansichten über die auswärtige Politik Frankreich« in einer Weise besinnt, daß seine Berusuug aus reu Posten de« leitenden Ministers oder gar sein Empor- srcigcn an die Spitze der französischen Republik, wie gesagt, als ein sür Deutschland, d. h. sür die Ausrcchtcrhallung des Friedens, bedrohliche« Ereigniß angesehen werden müßte. Herr ConstanS bat sich kabin ausgesprochen, daß die freundschaftlichen Beziehungen Frankreichs zu Ruß land sich noch enger gestalten würde», sobald in Frankreich eine starke unb stabile Negierung zu Stande kommen werde, waS beißen soll, das jetzige FreuiitschaslSverbältliiß zu Rußland werde sich zu einem förmlichen Schutz- uud Trutzbündniß verdichten, wenn Herr ConstanS mit fester Hand die Zügel führe» werde. Die Aufrccht- erbaltunz eines „würdigen" Frieden- verspricht Herr ConstanS, aber er fügt sofort hinzu, daß „Frankreich den Frieden nur unter vollständiger Aufrechterhaltung aller seiner Reckte wolle", eine hier beliebte unb häufig an- gewendete Phrase, womit auSgedrückt werden soll, daß Frank reich niemals darauf verzichten werde, bei der ersten günstigen Gelegenheit dicRcvanche sür >870 und die Rückeroberung von Elsaß-Lotbringen zu versuchen. Freilich bat der Conseil-Präsident Dupuy, der doch durch seine officieUe Stellung zu einer besonderen Zurück haltung verpflichtet sein sollte, an, letzten Sonntag in einer in Albi gehaltenen Rede die bedenklichen chauvinistisch?» Phrasen seine« Rivalen ConstanS noch übertrumpft. Er bat die russisch - französische Allianz in schwungvollen Worten gefeiert und dabei ganz besonter« bervorgeboben, „baß Frankreich und Rußland durch gemeinschaft liche Hoffnungen verbunden seien", womit nur ge meint sein kann, baß Rußland und Frankreich hoffen, durch eine Allianz die Niederwerfung End Vernichtung Deutschlands zu ermöglichen. Herr Dupuy hat diese Aeußerung wenige Tage vor den deutschen Wahlen gemacht, gleichsam als habe er damit ein ossicirlleS Argument dafür liefern wollen, daß Deutschland aus die Nethwendigkeit gefaßt sein muß, gleich zeitig nach Osten und nach Westen Front zu macken. Die Erkrankung de- Präsidenten der Republik, die bedenklicher ist, als man zuerst angenommen batte, muß natürlich auch dazu beitragen, die Zahl der Höflinge de« Herrn ConstanS zu vermehren Der Zustand des Herrn Carnot bat sich zwar dem heutigen ärztlichen Bulletin zu folge wesentlich gebessert, allein e« ist jetzt festgestellt, das, der Präsident an einer nicht unbedenklichen chronischen sdrankbeit leidet, die jeden Augenblick gefährlich werden kan» und >etc»- sallS Herrn Earnot zwingen wird, große körperliche wie geistige Anstrengungen zu vermeiden. Wenn dem so ist, inüßic eine Wiederwahl de« Herrn Earnot im nächsten Jahre schon aus diesem Grunde al« ausgeschlossen gelten. Die Entscheidung de« höchsten Gerichtshofes in dem Panama - Proccsse, wodurch das Urtkeil de« Pariser AppellboseS gegen die Herren CbarleS von LeffepS. Fontane und Eissel aufgehoben wird, weil bezüglich der denselben zur Last gelegten Vergeben de« Betruges und beS Mißbrauche« de« Bertrauen« Verjährung eingetreten war. bat, wie sich denken läßt, große Sensation erregt, war aber namentlich in den juristische» Kreisen mit Bestimmtheit vorauSgeseben. Der Appelldos batte bekanntlich den Einwurs der Verjährung seilen« der Vertheidiger au- dem Grunde verworfen, weil im Jahre I8SI der General-Procurator eine vorläusige osftciöse Untersuchung der Angelegenheit angeordnet batte, wa- von dem Gerichtshof sür eine Unterbrechung der Ber jährung crkärt würbe Der CassationSbos hat sich da gegen dir These der Vertheidiger angeeignet, wonach eine solche osficiöse Untersuchung keine gesetzliche Wirkung haben, also keinesfalls al- eine die Verjährung unterbrechende gerichtliche Handlung betrachtet werden könne. Die Herren Fontane und Eiffel sind sofort iu Freiheit gesetzt wordro,
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