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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930623016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893062301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893062301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-23
- Monat1893-06
- Jahr1893
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Der Rath »er Stadl Leipzig. vr. Georgt. ClchoriuS. Die Inhaber der al» verloren, vernichtet oder sonst alS abhanden «kommen «»gezeigten Pfandscheine Nr. 8-81, 19159, 19222, Lt. 9 «r. »»«4». Olt. L Nr. 2945, 7757, 15899, 19915, 21999, 28984. 28985, »1898. 87498, 49991. 49992, 41251, 41252, 42179, 42175. 4217«, 42177, 429»». 44241. 51215, 52129. 57879, 98292,94189.95422. «8978. 72549. 7871«, 87721, 8791«, 88578, 99592, »975». 954-5. 998,5, 97055, Olt. r «r. 59t«. 5,17. 18999, 1449«, 2,91», 25147. 27841, 28259, »Ui»«. 81-17, 82L81, 84951, 85295, 8597«. 88527, 44112, 458S1, 52857, 57151, 58542, 58922, 59V9«, «»4»7. -8514, «»515. «2872, «»87». ««4«9, «7122, «712«. «792«. V8V«9, 72V52, 74988, 78495, 795»». 89244, 8988L. 8«»»«. 8«59«, 89929, 8I«72. 82189. 82442, 8»I«7, 88244, 888«8, 84729. 89045, 8»II9. 89448. 9«98«. 9585«, 99298, 97822, 98922, Olt. v Nr. 8481. 8422, 52«». 5458. 5973, ««18. «2«1, 4292. -49«. I»«84, 18985. 18«»«. 17» 12 werden hierdurch «sg,fordert, sich damit unverzüglich und längsten- bi» zum Ablaus von 80 Tage» nach der aus jedem der Scheine bemerkte» Versallzeii bel mtterzelchneter Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu be- «eise» oder dieseldea gegen Belohnung zurückzugede», widrigensoll« da Leihhaus-Ordnung geniah de» Anzeigern dt« Psinder au«- aettesett and dt« Inhaber der Schein« ts^er etwaigen Ansprüche krau« verlustig gehen werde». ' den Lt. Juni >898. Verwaltung de» LeihhsuseS und »er Eparraffe. Die Aorial-emokralie. Die ersten Meldungen über dir Erfolge der Socialdrmo- katie bei den Wahlen vom l5. Juni haben in der aus ländischen Presse Betrachtungen über die dadurch constatirten inneren Schwierigkeiten Deulschland» hervorgerufeu. Es handelt sich hier intest nicht um Schwirrigkrilrn ausschließlich oder vornehmlich Deutschlands, sondern um solche aller civilisirlr» Länder. Nur die Erscheinungsformen sind ver schieden. Bei unS zeigen sie sich in dem Anwachsen einer überau- wirksam organisirten Partei bei den politischen Wahlen. In Frankreich nehmen die Socialrevolutionaire in immer steigendem Maste die Gemeindebehörden, di« traditionellen Mittelpunkte französischer Staat-umwälzunge«, in Besitz, und sie erstreben »me Verbindung derselben unter einander, wo durch im geeigneten Augenblicke eine neue derartige Um wälzung bewirkt werden könnte. Jo England entwickelt der Streik sich zu einem Mittel deS organisirten Clafseo- kämpfe-, wahrend zugleich hie alten Parteien langsam zur Verpflichtung auf socialistische Forderungen gedrängt werden, weil keine von ihnen der anderen die Stimmen der Arbeiter will zusallen lasten; sehr sachkundige Beobachter sind der Meinung, daß unter der Decke der augenblicklich dort dir össeuiliche Meinung noch beschäftigenden politischen Fragen der SocialiSmuS gröstere Fortschritte gemacht habe, als vielleicht irgendwo, und größere, al» man in dem Baterlande Eobden'S und Briaht'S erwartet hätte. Ja Belgien erlebt man perio dische Ausbrüche de» rrvolutiooairea Geistes, welche die Ordnung ernstlich erschüttern; vor dem jüngsten bat die Gesetzgebung in der Frage de» Wahlrecht» eingestandener maßen capitulirt. In Nordamerika werden gelegentlich Schlachten zwischen Arbeitermassen und der aufaedotenen Miliz durchgefochteu. Und so fort. E» ist überflüssig, zu untersuchen, welche Form de» überall stattfindendcn -ampseS dir auf die Dauer gefährlichste ist; seine Verbreitung durch alle Eullurländer ist eine Tbatsache, and »ur die äußerste Gedankenlosigkeit kann sich über seine Schwere mit Redensarten wie dir hinwegsetzen, daß io den nächsten fünf Iabren nicht über den socialistischen ZnkunflSstaat i» deutschen Reichstag werde abgestimml werden. Der äußerlich legale Edaraktrr, den die Bewegung in Deutschland zur Schau trägt, hat n. A. dir Wirkung, daß sie ia großer Zahl Anbänger gewinnt, welche durch die ausländischen Erscheinungsformen abgestoßen würden. E« ist hier nicht die Rede vo» der, namentlich bei der diesmaligen Wabl zahlreichen Kategorie solcher Wähler, die lediglich zur Bekundung irgend welcher momen tanen Unzufriedrnbril einen socialdemokratischea Stimmzettel abgeben, ohne daß sie selbst wrilrr irgend etwa» mit dieser Partei zu schaffen haben wolle». Auch nicht von de» ihr schon näher stehenden, regelmäßigen .Mitläufern*» Arbeitern und kleinen Gewerdtrribenven, vir sorialdrmokratisch nur darum stimmen, weil derartige Eaudidatrn ihnen der ganzen Leben« lag« nach am nächsten sieben und sie sich drSbalb von ihnen am meisten versprechen. Nein, man täusche sich darüber nicht: aut die Zahl derjenigen, ungleich ernstlicheren Mitglieder der socialdemokratischrn Partei ist im Wachsen, dir, ohne eine bestimmt» Vorstellung von ZukuaftSstaat und »boe direct revo- lutioaairr Absichten, doch au« der Betrachtung »«lengbarer Urtel de» heutigen socialen Stande» der Dinar und au» der inbestimmtrn Ueberrroguog, daß dieser sich ebenso müsse ändern lasse», wie »i« sociale» Ordnungen früherer Zeiten, entschlossen sind, daraus binzuardrite». Diese Tendenz aber ist mit den Bestrebungen keiner bisherige» .äußersten Linken" zu ver gleichen. und »s« Hoff»»»- ist eitel, daß dt« Gorial drmokratie sich in absehbarer Zeit zu einer solchen umgrstalten werde, die nur rinzelneResormen auf dem Boden der heutigen Ordnung der Dinge, ver einbar mit den Grundlagen dieser, erstreben würde. Der Eine und der Andere von den Führern mag dazu Neigung haben; aber daS sind Belleitätcn, die künsiig wie bisher werden überwunden werden; das innerste Wesen der socialistischen Bestrebungen gestattet keine solche Umwandlung, denn eS besteht in der Ver werfung der individuellen Freiheit, ohne welche unS Gegnern de» SocialiSmuS da» Leben nicht ledcnöwcrth erscheint, und in dem Streben »ach einer gleichen Gestaltung und Sicherung der materiellen Existenz aller Menschen. Politisch radicale Parteien wurden von selbst gemäßigter oder ver loren gar den ausreichenden Inhalt für weitere» Wirken, weil ihre Ziele mehr oder weniger vollständig erreicht waren; dem SocialiSmuS können wohl Anbänger abspenstig gemacht werden, wenn eine positiv» Socialpolilik, wie die in den achtziger Jahren bei unS eröffnet«, nicht immer wirrer durch völlig andere politische Actionen gekreuzt und in Vergessenheit ge bracht würde; er selbst aber kann nickt gemäßigt oder opportunistisch werden, an die Stelle von Füh rern, die da« wollte», würden rasch andere treten. Eben deshalb liegt eine schwere Gefahr schon in dem Ersaßtwcrden immer weiterer Volkskrrisr, auch wenn sie nur an eine friedliche Entwickelung denken, durch die socialdemokratische Agitation; auch unter dieser Voraussetzung werden sie aller praktischen Betbätignng im StaatSlcben, von der eine heilsame Wirkung der öffentlichen Einrichtungen abbängt, entzogen; sie werden organisirt und gedrillt, ihre Wadlstimmen werden gesammelt, um in politischen Krisen, wie wir eine soeben durchwachen, von rrvolutionair gesinnten Führern gegen die Sicherheit des Reiches nach außen und für die Herbeiführung von Eonslicten im Innern verwendet in werden. Denn darüber, daß die Führer und daß zahlreiche Mitglieder der Partei bewußtermaßen rrvolutionair sind, kann kein Zweifel bestehen; Herr Liebknecht bat rS ja offen ausgesprochen, daß eine .Diktatur deS Proletariat»" als Ucberzang au» der alten in dir neue Gesellschaft unvermeidlich sein werde. Von der Pariser Commune von 1793 und >871 her weiß man, wie eine solche Diktatur beschaffen ist. Dir Art, wie durch parlamentarische Hetzereien und auch anderweitig der versuch gemacht wird, in der Arm re die DiSciplin zu erschüttern; ferner eine Kritik an Handlungen der Staatsorgane und an gesellschaftlichen Mißständen, die ersichtlich nicht den Zweck bat, Abhilfe von Beschwerden bcr- brizuführeu, sondern zerstörend zu wirken: endlich gesetz loser Sinn in den Masten, der sich selbst bei gleich- giltigen Anlässen in bösartigen Tumulten äußert — dir» sind Anzeichen, welche r» zu einer verderb lichen Frivolität stempeln, dir Socialdrmokratie um irgend welcher Gegensätze der Tagespolitik willen für da» .kleinere Uebel" im vergleich mit irgeudeinerandereaPartrizurrklären. Wer unter diesem bohlen Vorwände seinem Parteihaß oder seiner FractionSsuHt durch die Abstimmung für die Socialdewokrati« dieZllgel schießen läßt, der unterstützt und fördert dies« Partei; denn allen in idr vereinigte» Elementen dient da» Anwachsen ihrer Stimmen- und MandatSrahl zur Ermulhiguug und An- seuerung; dir friedlich Gesinnten werden mn so fester in der Uederzeuaung, sich Z» derjenigen Partei geschlagen zu haben, der die Zukunft gehöre, die Revolutinaire aber werden um so zuversichtlicher und gewinnen in dem Maße an Autorität, ze mebr ihr Heer anwachst. Will mau nicht aus Ausnahmegesetze oder eineKrisi» hinarbritea, in der schließlich Waffengewalt entscheidet, so giebt r» nur da» eme Mittel de» Zusammenhalten» aller anderen Parteien gegen dir Sorialdrmo- kratie an den Wahlurnen. Die Wirkung von Parla mentarismen Erörterungen über den Zukunftsstaat, wie sie im Februar im Reichstag stattfanden, ist an sich zweifelhaft; z» einer lächerlichen Farce aber werden sie, wenn der Einigkeit im Reden und Bravorufen gegenüber der Socialdemokratie bald darauf die Unterstützung derselben durch den einen Tbeil der Redner und Bravorufer gegen den andern bei den Wahlen folgt. DaS Ware ein Schauspiel, welche« die Um sturzpartei allerdings »ur mit Geringschätzung der bürgerlichen Parteien und mit der Zuversicht erfüllen kann, dieselben zu überwinden. Die Hauptredner vom Februar waren Herr Richter und Herr Bachem — und jetzt find ihre Parteien r», die der Socialdemokratir Etick- wahl-Hilse, direct« und indirekte, leisten. Die Mittel- Parteien haben bei jener angeblich großen Action nur secundirt, und sic haben nicht, wie die Haupttbrilnebmer, hinterher große Reklame dafür gemacht; aber, wir denken, vaß sie überall, wo dadurch der Sieg eine» Socialdemokratcn in der Stichwahl zu verhüten ist, alle Kraft gegen ibn riosryrn werden, daß die konservativen Wähler dasselbe thun werden und auch viele deutsch-freisinnige trvtz entgegeasteheuder Ratdschläge fraction-verblendeter Führer. E» muß der Socialdrmokratie dargethan werden, daß die staatliche und sociale Ordnung, wie rrform bedürftig sie «n vielen Punkten auch sein mag eine starke, feste und entschlossene Betretung im Volke hat. Der letzt« Manu muß bei den Stich wahlen an dirUrnrn gebracht werden— -egen dir Socialdrmokratie, um deren Bekämpfung r« sich io dem zweite» Mahlgang« vornehmlich handelt, unsd gegen ihr« »fseae» »nd uueiagestaudenea Bunde«- genossen. c.Nat.-Ltg.-) De»tsch«s «eich. »e Berlin, 22. Juni. E« ist gekommen, wa» vorauSzu« sehen war, da» Anticartrl ist fertig. Die.Freisinnige VolkSpartei" bekämpft mit wenigen rühmlichen Aus nahmen sogar biSdrrige Parteigenoffen, weil sie für dir Militairvorlagr stimmen; damit erübrigt sich die Krage, wir fir sich gegen di« Mittrlparteien verbal»«» wird Zn« Urdersluß liege» in einzelnen Wahlkreise» bereit» Ordres vor, für dir Socialdemokratir gegen die National- liberalen zu stimmen. In Frankfurt bat die süddeutsche Volksparte, dieselbe Parole au-gegrbcn. Bei der Zusammen setzung der Frankfurter Demokratie ist damit der Vorwurf entkräftet, baß dir Führenden unter den deutschen Juden sprcifisch jüdische Politik dadurch zu machen gerächten, daß sie sllr die Militairvorlagr rintretcn. Herr Richter versickert ,u der .Frris. Zeitung", die freisinnig« VolkSpartei ver möge auch bei einer geringeren Zabl von Abgeordneten >bre parlamrmarisckc» Ausgaben zu ersülle». Da« ist nnwider- tegtich. Agitatorische Reden zum Fenster hinan» zu halten, ver- Na»v da« winzige Häuslein Deutschfrrisinniger im preußischen Abgeordnetenhaus!: besser als irgend eine der großen Parteien. Und daS ist doch .ihre" Ausgabe. Fragt sich nur, wie viel Lungen zu ergattern sein werden. Herr Richter erwartet Alles vo» einer Steigerung de» Radikalismus. Seine Zeitung ist halb gefüllt mit Citaten au» dem .Vor wärts", die unter Zustimmung wierergrgedra werden. Socialdemokratische Angriffe aus die .Schlotbarone" giebt der deutschsreisinnigr Vertreter der Börsenjobber mit besonderer Beflissenheit wieder, merkwürdigerweise auch den Hinweis auf die drohende .Rückwärtserci von Psassen*. Mit den Pfaffen, und zwar mit den gefähr lichsten, selbst manchem Bischof zu rcactionairen, gebt doch Eugen Richter, und sie geben, w>e der Stichwahl Erlag deS Eentrum» zeigt, mit ihm. Dieselbe Gegenseitigkeit herrscht zwischen VolkSpartei und Welsen, welch' leyere auch noch Niemand zu den FortschrittSelementcn gezählt hat. War die bisherige Haltung deS dcutschfreisinnigen Parteileiterö empörend, so sangt sie nachgerade an, widerwärtig zu werden. In der neuesten Nummer seiner Zeitung gebt Herr Richter den Wählern mit Versprechungen »m de» Barl, die Niemand weniger als er zu halten fähig und entschlossen ist. Der kranke Wolf wird nigcubbast. Er, der brutale Parteicentralift, verspricht die weitgehendste Drccntraiisalion und bejammert augenverdrebcnd, daß der langjährige innere Zwiespalt in der bisherigen (tcutsch- sreisinnigrn) Partei nicht einmal die Abhaltung von Partei tagen gestattete; da» müsse in der freisinnigen VolkSpartei ander» werden. Gerade un» ist r» passirt, in der .Freist Zig." .alberner Reden" beschuldigt zu werden, weil wir vor etwa Jahresfrist gesagt hatten, dir Deutschsreisinnigen köuitten 'einen Parteitag abdaltrn, weil die Gegensätze keine Aus sprache vertrügen. Und Herr Richter, nicht dir n>mmebngeu Secessioaistcn, war r», der au» diesem Grunde die Abhal tung eines Parteitages verhinderte. Jetzt bezichtigt r< sich öisentlich der Lüge, in der Hoffnung, Lämmrr zu locken. Allein man wird sick erinnern: ein noli' nas sied, cka or gsnke, ds vas vlo vuH al« ö vr va,. ?. Berlin, 22. Juni. (Telegramm.) Der .ReickS- anzriger" publicirt eine kaiserliche Verordnung, nach welcher drr Reich Sta g aus deu l. Juli ein berufen wird. Berlin, 22. Juni. (Telegramm.) Wie der .Reicks- anzeigcr" meldet, hat der Kaiser dem Herzog von Aosta den schwarzen Adlerorde» verlieben. Der .Nordd. Allgrm. Zeitung" wird von zuverlässiger Seile mitgetheilt, der Kaiser, der Ende de» Monat« nach Potsdam zurück kehren werde, gedenke den Reichstag persönlich zu eröffnen. « Berit«. 22. Juni. (Telegramm.) Drr,Nat.-Ztg." wird bestätigt, baß da» an den VandrSdirector v. Hammer- stein in Hannover gelangte Schreiben de« Herrn v. Hake, worin die bekannte Stellungnahme de» Herzogs von Eumberland zur Militairvorlagr mitgetheilt wurde, au daS.Eivilcabinel de» Kaiser« gelangt ist. »» Berlin, 22. Juni. (Telegramm.) Dem Landtage werden aus Anlaß der unglücklichen Ereignisse, die in der Stadt Schneideinübl eingetrelen sind, sowie wegen de» in der Landwirlhschast bestehenden Futtermangel« zwei Vor lagen zugeben, weiche die Linderung beider Nothstänbe bezwecken sollen. Der Schluß der Session wird für den 8. oder tO. Juli erwartet. Der Kaiser hat täglich mehrere Male eingebende telegraphische Berichte über die Katastrophe in Schneideinübl durch den Oberpräsidenren angeordnet. Der Monarch legt für die betrrsfenkcn Einzelheiten daS lebhafteste Interesse an de» Tag. * Au» Westfalen, 21. Juni. Wiederum liegt eine poli tische Musterleistuiig eine« katholischen Geistlichen vor. Sie stammt von dem Herrn Eaplan Schlechter in Eickel bei Wanne in Westfalen. Derselbe bat sich, laut einem dem .Rbcinisch-Westsäliichcn Tageblatt" vorliegenden Stenogramm in Herne vor einer CentrumSivädlrr-Bersammiung zu folgen den Aeußcrungen binreißen taffen: „Stäuber, Diebe, (tiabrecher — wenn die kommen, dann hütet man sich. Tic nationalliberal« Partei hat di« Absicht, da» allgemeine Wahlrecht auizuheben und dafür da- Classe». Wahlrecht einzusühren. De-Halo sag« ich nochmal»: Hütet Euch vor Räubern, Diebes, Einbrechern! Wenn also der Einbrecher kommt, dann schießt man ihn nieder, arelst ihn und bringt ihn zur Polizei. ... Ich habe »in Flug- blatt bekommen; in diesem sieht, die socialdemokratilche Partei will die LH» oushrben. Wenn diese« geschieht, dann heiralhet der Rater dl« Tochter, di» Mutter den Sohn, drr Bruder die Schwester, und dann, m. v„ wird da« Deutsch» Reich ein großer Schweinesiall. Die Eocialdemokroten sind mir eigentlich noch lieber alS dt« Rationalltberolen. Di» Sorialdemokralen glaub», nicht an Bott und an kern Gebot; sie sagen e» aber offen heraus. Die NationaUtbrralr» glauben auch nicht an Gott und an kein Ke- bot; sie sind aber zu teig», e« z« sagen. . . . Venn da« mit dem Schuldeichnachen Im Deutschen Reiche >o weiter gebt, dann wird demnächst schon dem Kinde in der Wieg» al« Psandodject der preußisch« Adler aukgedrück« werden müssen." * Hannaver, 2l. Juni. In welfischen Blättern und Wahlreden ist bestritten worden, daß der Herzog von Eumberland sich für die Militairvorlagc ausge sprochen — denn die« war für dir weifischen Agitator n. welche jetzt sogar auffordern, bei den Stichwahlen für die Socialvemokralen zu stimmen, natürlich sehr unbequem. Jetzt bringt der .Hannoversche Courier" folgende Mittdeiiung: „Herr LanbichastSrotd v Hak» aas Ohr bet Hameln hat in einem Brief, an den LandeSdirector Frettzerrn v. Hammerslei, aeichriebe», Idm sei au« drr Umgebung de« Herzog« von Lumder- la»d «ttgettzeiu, daß der Herzog sich sei,« Umgebung gegenüber datzt» ausgesprochen bade, er sei, gleichwie die übrigen deutschen BundeSiürsl, n. für Annahme der Mililoirvorlage und tonne nur bedauern, Laß der ausgelöste Reichstag die Annahme derselben abgelehnt i at. Hier- von machte der Herr LaiideSdlrector dem Lberlandesgerichtsrald Elich v. Reden In Gegenwart des Brondcassendirectors Bürgermeisters a T. Hurpig MittheUung. Der letztgenannte Herr hat daraus bei Gelegenheit der Sitzung de- AukichusseS der Landichasttichei, Br-ind- casi« zu Hannover am SS. Mai 1893 den Landichoitsrath v Hake aus diesen Pries hin aiigeredet und von ihm die Antwort er halten, daS sei so richtig. Herr OberlandeSgerichtSrath v. Reden in Eelle hat uns zur Veröffentlichung dieier Ldotsochen auloiiiirt und erklärt, daß er persönlich für deren Richtigkeit e»iiiede. Lberlanvesgerichisrath von Reden bat daS Wesentliche obiger Miltheiluiig — »liier Nennung der Name» — in einer Wahl versammlung in Celle am 14. Juni bekannt gegeben. Daraus erklärt» Rechtsanwalt Büsch, er Hab» am Tage vorher (13 Junil mit Herrn von Hake-Lhr gesprochen, und dieser habe ihm lene Milldeitung al» unwahr bezeichnet. ES ist daraufhin sesl- geslelll worden, daß Herr Busch nicht mit dem H-rrn Land- tchastSrath von Hake-Lhr gesprochen, wa» man nach seiner Aus lassung annehmcn mußte, sondern mit den« Sohne desselben, der dann wohl von dem Schreiben seines BalerS keine tleiintuiß hat. Da- Schreibe» selbst ist übrigen-, wie Oberlandesgericht-rath v. Reden miltkeiit, an da- Geheime Civilcobinet des Kaisers nach Berlin gegangen. Herr Landichast-rath v Hake war, wie zum Uebcrsluv noch bemerkt sein mag, sei» dem LS. v. M. vo» Ohr kort und weilte damals in Karlsbad. Daß sich Herr Rechtsanwalt Büsch mit dem Peugniß de- Sohne- de« Herrn LoudichaitsraldS v. Hake begnügte, wird auch den Welsen die Augen über die Lovalttät der Tallik ihrer Parteileitung öffnen. Halte sie ei» Dementi vom Landschasl-rath v. Lake erhalten kSnnen, so würde dies sicher mitgetheiil worden sein, »nd sie würde es erhalten haben, wenn Herr LandiLasl-rath v. Hak» — bekanntlich ein eitriger Aiilmuger de- Welsenldum- — es, ohne der Wahrheit in« Gesicht z» schlagen, hatte gebe» können. De» Vorwurf der Lüge weise» wir de-balb aus da» Bestimmtest« ab und geben th» der welsiicheu Parteileitung zurück. Er lastet aus ihr und wird nicht vo» ibr genommen werden. Der Herzog von Eumberland hat sich al- Deunchrr lür die Stärkung der deutschen Wehrkraft al- eine Noihweudigkeit ausgesprochen; die welfische Parteileitung dat. von blinden, Hasse bestimmt, entgegen dieser W>Ur»Skuudgtdung durch hartnachge Verbreitung einer Liigc deutsche Wähler zu bestimmen gesucht, nicht zur Stärkung der Sicherheit de- Vaterlandes, sonder» zur Förderung der Social- drmokratie beizutragen. Tie welfischen Hannoveraner werte» sich nach Klarstellung diese- Sachverhaltes zu enticheiden haben, welchen Weg sie gehen wollen. Daß di« weislich» Ctiinmeniabl bei der Wabl am ib. Juni um etwa IOMO zurückgegangen ist. dars al- rin Reichen dafür betrachtet werden, daß die Mahnung des Herzog- von Lumberland schon damals ihr« Wirkung gelhan hat. * Eisenach, 2l. Juni. Die Regierung läßt halbamtlich erklären, baß ste im BundeSraih für die Milttairvorlage und für die Auslösung de» Reichstag« gestimmt habe. * MetUtiistkN, 2l. Juni. Der Herzog ist mit Gemahlin zum Sommeraufenlhatl nach Schloß Altenstein übergestedell. ). Au« Ttzärinsrn, 22. Juni. Die „Dorsztg" regt in einem längeren Artikel die Einberufung de» me iningischen Landtage« an zur Bewilligung von Mittel» für die Her- bcischasfung von Vicbsiitterstosicn Der gotbaische Einzeilanttag hat sich bereit» mit derselben Frage besaßt. * viirsirn, 22. Juni. (Telegramm.) Zur Linderung der Futter- und Slrohnoty hat die Staatsbehörde zunächst 3,»0 Waggon» Tors streu, 3000 Sack Mai« und 3000 Sack Paimmehl hier bereit gestellt. Oefterreich-Nuaar». * Wien, 22. Juni. Fürst Ferdinand von Bulgarien ist gestern auf der Durchreise von München nach Sofia mit der Westdabn zu kurzem Ausentballr in Wien einqclrosscn und hat im Palais Coburg ans der Seilersiälte Lflohnnng genommen. — Fürst Nikolaus von Montenegro bat gestern seine Cur, angeblich wegen wichtiger StaakSgcschäfte, plötzlich unterbrochen und ist von Baken abgereitt. Er versickerte Len Würdenträgern, die sich aus dem Babn- hose von ihm verabschiedeten, daß er am 20 September mit seiner Gemahlin wieder in Baden eintressen werde. — DaS »Vaterland" meldet, der polnisch« Lanrsniannminister ZaleSki werde in Folge von MeiiiungSverschurenbeiie» mit dem gastrischen Statthalter Baden! zurücktreten. An seiner Stelle solle der bisherige Obmann de» Polenclubs JaworSki ernannt werden. — Auf Requisition des Landgerichts wurden heute Vormittag 8 ruthcuische und südslawische Studenten der hiesigen Universität verkästet und in vaS Landgericht einaestesert. Dieselbe» sind wegen rer letzten Jnsuttirung deS Erzbischofs Sembratowitsch de- Ver brechen» der schweren körperlichen Beschädigung angeklaqt. — Der Genrralralb der Oesterreich-Ungarischen Bank Kal sich bereit erklärt, mit dem beiderseitigen Finanz Ministerium ein Ueb c re i» ko mm e n zu schließen auf Ueberlassiing von Silber-Courantgcld und Banknote» gegen Gold auö Anlaß der beabsichtigten theilweisrn Einziehung von StaatSnoten. Pcst, 2l.Juni. Ter Fürstprima« ist au» Rom zurück- gekehrt und geht von hier in« Bad Balaton - Füred. Er äußerte hier, der Papst liebe die Ungarn und wolle den Frieden Ein mollu» vivoncki sei in Aussicht. Dux, 22. Juni. (Telegramm.) Der Streik nimmt immer größeren Umsang an. Bergleute, welche von der Schicht heimkehrlen, wurden von Streikenden angegriffen, so daß mehrere Berhastungen vorgenommcn werden mußten. Ar«»krei«A. * Pari«. 22. Juni. (Telegramm.) Bei einem Fest mahl, da« Zola'« Verleger jenem anläßlich der Voll endung seine« letzten Roman« „Doctor Pascal" gestern ver anstaltete, sagte General Jung in einer Tischrede: .Sie haben die Niederlage geschrieben, möchten Eie auch de» Sieg schreiben!" „Da« ist Ihre Sacke, Generali" rief Zola.— In politischen Kreisen und in der gouver- nementalrn Presse werden die sich vorbereitenden Er eignisse lebhaft besprochen Man wirst der Regierung vor, Cornelius Herz io beständigem Todeskampf und Arten beständig aus Reisen unbehelligt zu lasten. Die französische Regierung soll sogar daS englische Ministerium ausgrsordert haben, Cornelius Herz nicht auSzuliesern, da dessen Rückkehr den Panamascandal mit weiteren Enthül lungen erneuern würd». — In dem Berichte der Aerzte Cbarcot und Broaardel, welche von der Regierung nach Lournrmouih zur Untersuchung de« GesuodhrikSzustantz««
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