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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.06.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930622025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893062202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893062202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-22
- Monat1893-06
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a»i üoittr« üd». ilu»» >t »cl>»»«5«r, » mul l»dt>»N4 e Soli LN» - o»a io ?0>1, i »ut Llloil^ ^»rl«o . 21. «»»,? k«r,r «IbI84-I<»a, «r 147-ILi < M-IM 4. 4« ck, rrodknno« r» Ibb -UL 00 I-k kirtto L,00-2S,ÜU< lo. I w.i« d» > I-itorprocor -,- -4 MWI»»i0v, >»>i«r d»»ki, bl»2» io bo» cri^or 1»dr» k«v«, o>»»^ > Vjtt«rooi> omi «>o» xol« eo. L» irr >» »o, rrol«!«», >«ll d»ot» »», »r«, iLooor t«. ll- Ivo.- 4 102H0 ke lr s«. »7.7i 4 102,- L. S-i, V7.7r »r. 4 103.— »r 4 102.7» lt. »'S »s.»o r- 4 — u» 0. — et» — iis^r pl,F. »roll 121.- 120.- ie..r — irr» 100.- Nil, I»n> S-L. »am jUiou .rrw. «o.— 240,— 101.— 14b,— 108,— 181.- lioiN li Ou,> 20S,2L »iilsr, ss,bv rditr. ooroi roor- »1.75 1>t.z « 130.— -Uv«) ÜQlL vH- .Llß r r — — 272,- »»au» k-adl 203,- 34- 132.- OllLN drzir, 9«§c 12.- totr) 81,- ü«rt» 221.- 03.- vttr» o»ll> 12!.- Isias 122,- LtSll 40,- slr-k. «8.- illll. SL,- 34,- P.V.I s— Lot»o «o»a S0,öb i«.« I8L.10 214.10 212.« 214,00 140.20 142.- 100.40 120.00 117.S0 04.8L 80,30 8^0- 121,7b 183LL 2S1«, 23SZ0 so«.— 378.— 458.— 12310 W iooil r»»2 i»uS «dr » US» 444°, 48V-4 183^ 288 118'^ I»I«2r»o>w > 3. s»rk»okt »Vtk»o1»c0» M/» L4o/»r. > 4- °M - e .Uswor» ok»r.S»r>>,. ä»r 4»cdor 0»^«-' »«» >Slk»»r I» io»»«»»' »o» » Sri»«»7. Bezugs-PreiS s t« Hauptexpedition oder den im Stadt» dnirk and den Vororten errichteten Aus. »ibeiiellen abgeh,>lt: vrertetjälirlich.>14.50, hei jweimaliaer täglicher Zustellung in« b«»1 » 5.50. Durch die Bost bezogen für lentichland und Oesterreich: viericliädrllch -ll L—. Direkte tägliche Sreuzbnndienüung tu» Lulland: monoUich ^4 7.50 >«,»»»— rieMorgn,.Uu«g,bt ericheint täglich '/,7 Uhr, di» Abendausgabe Wochentag» 5 Uhr. LrL«rtion und Erpeditioa: A»tz«n«r»,ak» 8. Hielkrvedition ist Wochentag« ununterbrochen »Sffaet »o, früh 8 di» Abend» 7 Uhr. Filialen: kttt Ae»«'» Lartim. «Alfred dah»^ Uuivrrsitättirrohe 1» La«t» Löschr. itatharinenstr. 14, part. und Nöaigtvlatz 7. Abend-Ausgabe. ttinigtr.TiMblatl Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichtc, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigers-Preis die 6 gespaltene Petitzeilc 20 Pfg) Neclamen unter dem Redaktionsstrich 1q8> spalten) 50-H, vor den Familien,lackricklea iOgeipalltui 40 H. Lröhere Schriften laut unserem Preis. Verzeichnis. Tabellarischer and Zisfernsas nach hoderem Tarif. Optra »Beilagen (gesalzt), nur mit de« Morgen-NuSqabe, odne Postbeiärderung Vo—, mit Posldesorderuag 70.—. InnahmtschluL fir Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittag« 10 Uhr. Morgen-AuSqab«: Nachmitlag» 4 Uhr. Sonn, und Festtags früh '/,S Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« Halde Stunde srüher. UttirtG«« find siet« an die Ertzeditiso t» richten. Druck und Verlag von E. Pol» t» Leipzig. ^ 315. Donnerstag deu 22. Juni 1893. 87. Jahrgang. Politische Tagesschaa. » Le1»,ig. 22. Juni Zur rechten Zeit bat der Gesammtvorstand der Antrr- 2«11«nalrn in Paris in seiner letzten Tagung am Sonnabend ein Manifest an die Socialdemokralen Europas erlassen. Dieses Manifest schließt mit folgenden Sätzen: 1) die französischen Arbeiter sübleo sich eins mit den Socialisten Belgiens gegen baS Hau« Coburg; 2) sie fühlen sich ein- mit den Arbeitern und Socialisten Italiens gegen die Monarchie unter dem Hause Savoyen; 3) sie fühlen sich ein« mit den Socialistc» der ganzen Welt gegen die herrschenden und besitzenden Classen, und 4) sie fühlen sich ein» mit den deutschen Lorialtftrn im Kamps gegen das Deutsche Reich. Nackter und klarer sind die Bestrebungen der internatio nalen Socialdemokratie noch nicht ausgesprochen Worten: „Der Kamps gegen das Deutsche Reick" ist ihre Parole. Ganz zweifellos baden Tausende und Abertausende von socialdemokratischen Mäklern keine Ahnung davon, in welchen Kamps sie von ihren internationalen Führern getrieben werden sollen: aber bei ihrer blinden Unterwerfung unter diese Führer helfen sie den Kamps vorbereiten und da« Schwert schärfen, mit dem er geführt werden soll. Sie sind daher gefährlich, wie die Führer selbst. Wer daher bei den Stichwahlen die Socialtcmokratie direct oder indirect (durch Wahlemballung) unterstützt, der begeht Verrath am DeutsckenReich, denn der Untergang deS Deutschen Reichs ist das Streben der internationalen Socialdkniokratir. Wer im Kampfe gegen die vaterlaudSlosen Bestrebungen der Socialdemvkraten noch irgend etwas zu verlieren hat, testen Pflicht ist eS, bei der Stichwahl odne Ansehen der Partei überall, wo Socialdrmokraten in die Stichwahl kommen, gegen diese aufzutreten. Ein Unglück für da« ganze Reich wäre eS. wenn die Stichwahlen die Zahl der socialdcmvkratischen Abgeordneten wesentlich erhöhte und bei den internationalen Führern die Hoffnung auf eine baldige Erreichung ihres Zieles erweckte. Die Parole am Wahltage ist daher für Alle, die am Deutschen Reich sestdalten: Einigkeit im Kampfe gegen die Socialdemokratie. Dir Pflicht aller Anhänger der Ordnung-Parteien, ge meinsam bei Pen Stichwahlen gegen die Locialdematralir einzutretrn, wird erfreulicherweise im ganzen Königreich Sachsen mit verschwindenden Ausnahmen erkannt und zweisel- loS auch geübt. Recht trübe sieht e» dagegen in dieser Hinsicht in säst allen übrigen Theilen deS Reiche« aus. In letzter Stunde ist allerdings zwischen den Centralleitungen der nationalliberalen Partei und der freisinnigen VolkS- partei ein Abkommen über gegenseitigeUnterstützlingen in einige» Wahlkreisen beim Kampfe gegen die Socialdemokralir und gegen demokratische Ee»trumöca»didaten gekommen, aber das ist auch AllcS. In anderen Wahlkreisen Hetzen die Rickter schen ihre Anhänger gegen Mitglieder der sogenannten Earlek- parteicn auf, wie in Jena und Weimar, sie machen sogar ihren eigenen bisherigen Parteigenossen von der frei sinnigen Bereinigung, wenn diese in Stichwahl mit den Socialdrmokraten stehen, Schwierigkeiten; wie in Stettin, Wiesbaden und Lübeck. Dafür empfangen sie den Lohn von den Fürth-Erlanger Demokraten, welche be schlossen haben, für den Socialdemvkraten gegen einen Richteriancr zu stimmen, obgleich dock die süddeutschen Demo, kralen kaum erst mit der freisinnigen BollSpartei eine Wabb Verbrüderung geschlossen hatte TaS Cent rum, das sich so oft mit tönenden Phrasen seiner Verdienste in der Bekämpfung der Socialdcmckratie gerühmt bat, befördert auch seinerseits durch die baßersüllle Erklärung, unter keinen Umständen dürfe einem Miltelparteiler, namentlich einem Nationalliberalrn, eine einzige CenlrmnSstimme zusallrn, und durch daS Gebot der strengsten Stimmenthaltung bei solchen Stichwahlen, wenn nicht gar durch offene Wadlverbrüderung mit oen Socialdemvkraten, die Wahl der Feinde aller staatlichen Offene Pforten. IS> Roman von B. W. Howardt. Rachlruck »erbot«». (Fortsetzung.) So vergingen etliche Wochen; Dietz schrieb aus Aucona, wie er Alle» gefunden — er sandte Maße und Skizzen —, er berichtete von den Kindern, wie ein kleiner Knabe mit scheuen dunkle» Augen an einer Hüftverleyuna schwer darnieder- licge und gerade so verstimmt und finster sei, wie Graf Hugo e« früher gewesen — wie Andere glücklich seien über die schönen Spielsachen und Unterhaltungen, die der Gras vor gesehen, und wie gut er eS doch habe, daß er all dies sehen dürfe und dem Grasen darüber Bericht erstatten. Za, Graf Kronsels sei zu beneiden, daß er so Biele froh und glücklich mache» könne und cS auch tbue. Die Hau-mutter sei eine brave Seele und hänge mit rührender Treue an ihren kleinen Pfleglingen. Ter kränkliche Kellner habe schon eine gute, dauernde Stelle gesunden und erhole sich zusehends — er selbst, Dietz, werde jetzt nach Rom gehen — in Florenz sei er bereit« gewesen — und dann heimkehren — dort sei e- doch am besten. Und ob Gras Kronsels auch täglich seine Geh- üdungen mack« — er freue sich daraus, ihn wieder stütze» z» können, »nd mit der Sprache komme er viel bester durch, al» er geglaubt; wenn er Hunger habe, deute er aus seinen Piund — wen» er den Weg nicht wisse, zeiae er aus den Ort in seinem Reiscbuch, den er besuchen wolle, und dann finde er siel« Jemand, der »bn geleit,. He,ß sei es freilich, aber dafür befinde er sich auch in Italien, und im Juli sei e» auch anderswo nick« kühl. — Ti« Briese der Gräfin waren weniger erquicklich für Hugo. Sie schrieb, sie und Mäuschen könnten in Folge der Hitze kaum etwas genießen, Gabriel» habe wir gewöhnlich kaum Gedanken für ibrrn leidenden Zustand, sondern koketlirr mit Raven — wenn sie ihn nicht zu beiratden gedenke, sei es abscheulich. — Ach, wenn sie keck endlich einmal ein selbstloses, sympathische« Wrken nnde» konnte — sie habe schon daran Ordnung, Religion und Gesittung. Da» ist da- Nachspiel und die praktiiche Nutzanwendung de» großen allgemeinen Sturmlaufs gegen die Socialdemokratie in der jüngsten Reichstagssession. Die Reden von damal« kann man jetzt wirklich nicht mehr ohne Spott und Scham lesen. Trotz dieser schönen Reden wird in den neuen Reichstag die RcvolutionSparlei voraussichtlich 50 Mann stark rin» ziehen! Für diesen wahrscheinlichen abermaligen Sieg der Socialdemvkraten machen wir diejenige» Parteien verantwortlich, welche auch jetzt bei der furchtbaren Ge fahr für die ganze bürgerlich, Ordnung ihren Parteibaß nicht zu unterdrücke» vc, mochten. Die ungeheuere Ber- wirruiig, mit der dieser Wahltamps begonnen, endigt mit einer vollkommenen politischen Verwilderung, mit einem Parteihaß ohne Gleichen, vielfach geradezu mit dem Sieg der vollendetsten politischen Unvernunft. Da« Institut der Stichwahlen Kat wieder einmal seine ganze politische Unsitt- lichkrit und Corrnptio» gezeigt. Unwürdige Schachergcsckäsle, Verleugnung der cmfackite» politischen Pflichten, Bauernfang und Ränkesuckt aller Art feiern Triumphe. E« ist gut, daß diese« widerwärtige Schauspiel nicht lange dauert. Eine etwa« überraschende Meldung kommt aus Peters burg und Pari« Jene beiden Großmächte, dir bisher am entschiedensten de» Abschluß von Handelsverträgen perhorrcScin, die überdies erklärt hatten, von ihren Tarifen keine weitere Ermäßignng tinränmen zu wollen, sie haben mit einander eine Haudel»c«nvkntt»« vereinbart und sich gegenseitige, wenn auch nicht erhebliche Tarifzugcständnisse gcinachl. Es wird kein Zufall sein, daß der Abschluß der russisch - französischen Handel«convrnlion gerade jetzt er folgte; vielleicht will inan in Petersburg auf Deutschland in Bezug auf die stockenden deutsch-russilchen Verhandlungen einen Druck auSüben oder aber den französischen Geldmarkt für eine neue russische Anleihe gewinnen. Wie dem auch sein mag — an und für sich betrachtet, konnte der Abschluß jener Convention nicht überraschen, denn in Verhandlungen darüber war man zwischen Petersburg und Pari- bereits vor Jahr und Tageingetreten,und e« durste a>>ssallen,daßman nichtschon längst zu einer Verständigung gelangt war. Anfänglich hatten die unternel'mungSlusttgeren Politiker den Plan eine« WirthschaftS- bundeS zwischen Rußland und Frankreich im Auge, der nebenbei al« Vorfrucht de» politische» Bündnisse- von Wirkung ge wesen wäre. Wir erinnerlich, wurde auf Grund vv« Vor schlägen de« Barvn» Mvbrenkesm Mitte 1880 durch brssnderrr. uka« de« Zaren vier französischen Commissionen die Besilgniß ertheilt, das russische Reich zu bereisen und cS vom in dustriellen, landwirtbschastlichen und finanziellen Standpunct au« zu erforschen Von dieser französischen Forschungsreise erboffic man zunächst die Anknüpfung engerer wirlhschastlicher Beziehungen, sodann die Herstellung eine« vertragsmäßige» WirtbichastSbündnisieS und nickt zuletzt die Festigung der politi schen FreunXschaft. Handel und Wandel lasten sich indessen schwieriger läiten, als politische Strömungen. Zwar kam eS zur Beranstalkung der französischen Industrie-Ausstellung zu Moskau im Za^-re 188l Allein nach den zweifelhaften Erfolgen derselben mußw der phantastische Plan eines WirthschaslS- bündnisirs zwischen den räumlich so zrlrennle» und culturrll so verschiedenen Mächten zurückgcstellt werden. Jetzt scheint dieser Plan endgiltig fallen gelassen zu sein; an seine Stelle ist die vereinbarte HandelScoiivention getreten, dir, bei Lichte betrachtet, wenig geeignet erscheint, dem Güteraustausch der beiden Reiche au- seiner Stagnation zu dem gewünschten Aufschwung« zu verbeisen und jene wirthfckastliche Äntrresien gemcinsamkeit erdeblich zu fördern, wie sie vielfach als Vor bedingung politischer Freundschaft für notbwendig erachtet wirb. Man wird daher daS neue Uebereinkommen zunäckst mit seinen Rückwirkungen aus die deutsche» HandelSintereffen nicht zu überschätzen haben. Zu allen Schwierigkeiten für Glatzftatte scheint sich nun auch noch da» Hervorlrelen Meinungsverschiedenheiten im Cabinet über die weitere Behandlung der Home- Rule-Vorlage zu gesellen. Nach Berichten au-London sprach sich in der vorgestrigen CabinrtSsitzung ein Tkeil der Minister gegen Gladstone insofern au», al- sie nicht wollten, daß die Home-Rule Bill von den übrigen englischen Gesetzen weiter beratbe» werde, und daran die War nung knüpften, bei dieser Politik weiter zu bebarren, weil dadurch die vollständige Niederlage der liberalen Partei bei den nächsten Wahlen unvermeidlich werde. So sebr Gladstone'» Herz an dem Home-Nule-Unlrrnedmeu bängt, so würde er wobl nicht zögern, daS schmerzliche Opfer der Berathung-unterbrechunz zu bringe», weil» er nicht befürchte» müßte, dadurch den völligen Zerfall der liberalen Rcgierungsmebrbeit berbcizuführe». Die Anti- parnelliten zeigen sich bereit- seil einiger Zeit unbotmäßig, und wessen Gladstone sich auf die Dauer von den Parnclliien, die ihre Nebenbuhler um die irische Volkskunst zu über trumpfen suchen, zu versehen hat. ergiebt sich neuerdings an- einer Auslastung de- Al-g. Macdonalv, der in der letzten Sitzung der Dubliner Nationalliga erklärte, die Homerulc- Borlage sei überaus mangelhaft und nicht das Papier wertb, woraus sic gedruckt sei. «i» werke schwerlich zur Annahme gelangen. Vielleicht dürste die Zeit erscheinen, da jeder Irländer die Muskete zu tragen haben werde.— Aus die Weigerung der Regierung, den Hochzeitstag dcS Her zogs von Aork als öffentlichen Feiertag zu erklären, wird von der Opposition als AgitalioiiSinittel gegen da- Cabincl bciiutzt; die Frage soll nochmals vor da-UnierhauS gebracht wrrdtn. Nach Berichten a»S PeterStzurg hat der Rückschlag, der in den dorligrn maßgebenden Kreisen gegenüber dein Panslawi-mu» eingetreten ist, mit der Haltung Rußlands Bulgarien gegenüber nicht- zu schaffen, und man würde in einen Zrrlhuni verfallen, wenn man annelnncn wollte, daß sich deshalb, weil man zu der Crkenntniß gelangt zu sein scheint, daß die Verfolgung panslaioistischer Tendenzen, wie sie von dem slawischen WohlthätigkeitSvrrrin au«- gehen, den wahren Interrsten Rußlands ebcr nach theilig als förderlich sind, in der Beurtbeilung der bulgarischen Frage etwa« geändert habe. Nack wie vor bildet bei den Rüsten da- Verhalten anderer Staaten Bul garien gegenüber den Maßstab sür bi, Beurthcilung ihrer Stellung zu Rußland. Man konnte auch in der letzteren Zeit, wo der Ton eines TheileS der russischen Presse Oester reich-Ungarn gegenüber ein freundlicherer war, wahrnehiiicil, daß auch in den Artikel», iu welchen di« Befriedigung über die Besserung der Beziehungen zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn auSgrdrückt worden, doch immer daraus zurückgekoinmen wurde, cS müßten den Worten Tbatcn folgen, und eS wurde kein Hebt daraus gemachi, daß man unter den Thaten vor Allem die PreiSgebung Bulgarien« verstehe. Auch was die Beziehungen Rußlands zur Pforte aiibrlangt, so kann man wahruehme», daß sich dieselben ver bessern oder verschlechtern, je nachdem man sich am Bos porus zu Bulgarien stellt. Daß der bulgariswe Eparch durch die Pforte an einer Reise, auf welcher er Sofia besuchen wollte, vrrbindert worden, ist iu den russischen Kreisen bei fällig ausgenommen worden, vielleicht schon deshalb, weil man darauf rechnete, daß die- zu einer Verstimmung der bulgarischen Regierung gegenüber der Pforte führen konnte, in welcyer Bezicbung dir Rechnung auch richtig war. Seither ist man bekanntlich in den maßgebenden russischen Kreisen wieder ungehalten über die Pforte, weil der türkische Ver treter in Sofia an dem Empfange des Fürsten Ferdinand und seiner Gemahlin thrilgenommen bat. England muß die Erfahrung macken, daß eS überall, wo in Afiru seine Interessen mit denjenigen Rußland« zusainmenfioßen, den Kürzeren zieht. Es ist da« sebr erklär lich. Die asiatischen Bölkersedasten kübleu sich weit mehr zu Rußland al» zu England bingrzogrn. Sir fühlen sich den russi schen Völkerschaften stammverwandt, und selbst auf dcm Schlackt- selde offrubart sich da- Gefühl der Brüderlichkeit in hundert kleinen Zügen, während sie sich zurückgestoßen fühlen von dem über legenen Sclbstbcwußlsein der Engländer, das den asialiscken Völkerschaften unvergleichlich viel rücksichtsloser den Stempel seiner Cullur auszukrücken such». Dämmert daber einem asiatischen Stamme die Empfindung, daß er frübcr oder später von einem der beiten Reiche verschluckt werden wird, so wird er immer die russische Herrschasl der englischen verziehen. Und in der That ist der Cullur- trägcr in Asien auch Rußland, nicht England. Gegen wärtig ringen beide Staaten in Persien um de» Einfluß. Mag zeilweise England dort auch Borlbrile erringe», »nmer wieder wird eS von Rußland zurückgedrängt. So gelang eS erst vor wenigen Wochen dem russischen Vertreter in Teheran, einem russischen Unternebmer die Concession zum Bau einer Militairstraße von Rescht am Kaspischen Meer nach Teheran zu erwirken unter Bedingungen, die den Engländern die Möglichkeit, ein Co»c»rrcnzi»,ter- nchnicn in» Lehe» zu rufen, äbschneiden. Ebenso werthvoll, wie diese Concession für Rußland ist, ebenso schwer wurde und wird sie in England empfunden al- eine Rußland er öffnete Perspective aus die der Zukunft vorbebaltene Be setzung des Landes. Ein gleich bereitwilliges Entgegen kommen hat die persische Regierung jetzt >» einem zweite» Falle gegenüber russischen Wünschen bewiese». Sic bat sich zur Abtretung eines geeigneten GebielStbeileS auf dem Kopct-Dagb bereit erklärt, auf dem die russische Regierung eine GesnnvheilSslation sür die in Arkabad, einem ibrer Stützvuncle an der Eisenbabn nach Merw, lagernden Truppe» zu errichten beabsichtigt. Kraft des neuen AdlommenS crdält Rußland ei» Plateau zu einer i» oder unweit Firnzeh berzustellenden GesundheitSstation sür die Truppen von Askabad, sür welche« Zugeständniß Persien an einem weiter östlich gelegenen Punkte entschädigt wird. aedacht, sür den nächsten Winter Sophie Gobert mit an die Riviera zu nehmen. Ihre Lunge sei entschieden nicht in Ordnung, und da Hugo sie ja doch nicht nöthig habe, werde er ihr dw Reise gewiß gönnen. Sophie sei sehr anschmirgrnd und widme sich Mäuschen in rührender Weise. Einige Tage später schrieb die Gräfin, Baden-Baden sei der Tvmnielvlatz anmaßender Engländer und gewöhnlicher Amerikaner, so daß sie den Entschluß geiaht habe, am nächsten Tage hrünzuKhrru. Hugo möge durch LipS die Haushälterin benachrichtigen, daß sie Alles zum Empsang herrichte und dir Köchin für «in gute« kleine» Souper sargen kaffe — etwa Mayonnaise von Salm, gebratene Poularden mit Compot und Artischocken und zum Nachtisch Erdbeeren mit Rahm, auch elwa» kleine- Gebäck und eine Torte könne vorgrsebrn werdrn, denn »ach der schlechten Küche ,m Hotel sehne sie sich nach den leichten, gut zuberritrten Speisen, die sie ge wöhnt sei. Hugo ertheilte die »örhigen Besrhle und erwartete am nächsten Abend klvpsende» Herzen« die Ankunft der Reisenden. Gabriele spähte schon von Weitem nach dem Schimmer seiner Lampt, aber da» Ziukmrr war dunkel, und f» glaubte sie, er sei schen zu Bett gegangen. Ater Hugo war nicht zu Bett gegangen; er saß im dunklen Park »lrr der Ceder und be obachtete da» Eintreffen der Wagen, die Schatten, die sich an den bellen Fenstern hin und herdewegten und da- unbestimmte Geräusch und Gemurmel, wrlche« die Ankunft so vieler Personen degleilet. Auch Mäuschen« laute« Gebell ließ sich vernehmen, dann ward » ruhiger» und 8>p» erschien, um seinen Herrn in« HauS zu geleiten. Aber Hugo weigerte sich — er b«»tr umsonst nach Gabriele gespäht und wußte, daß er zu unruhig sei, um schon ein- zuschlastn. „Es ist noch zu beiß, um schon zu Veite zu gehen", sagte er kurz, „laß mich nur bier, LipS. b,S ich pfeife." vor nun lag Hugo allein in dem schweigenden, »,n tausend Düsten durchfluthkten Garten; der sternbesäte Himmel wölbte sich über der bre,lästigen Ceder. aber da» dichte Blättergewirr dielt Hugo « Plätzckrn in tiefer Dunfeldeit. Jetzt klangen leichte Schritt« aus dem Siespsad, und au« de« erhellten Frust« de« Salon» fiel ein Lichtstreif auf riue schlanke Gestalt, welche der Graf als die Gabriele»» erkannte. Gleich darauf schritt sie dicht an seinem Versteck vorüber: er wußte, daß sie ih» nicht sehen konnte, und um sie nicht zu erschrecken, verhielt er sich voll kommen rubig. Aber al» sie langsam weiter ging, seufzte er unwillkürlich leise, und sofort hielt Gabriele ibren Schritt an, um zu lauschen. „Erschrecken Sie nicht Baronesse", sagte er möglichst be herrscht; „ich bin'« nur." än> nächsten Monient hatte sie sich über ihn gebeugt; ihr Allem streifte seine heiße Wange, und bevor er wußlc, wie eS zugegaogen, hielt er Gabriele»« beide Hände und preßte dieselben an sein hochklopsrnteS Herz. Sie sprach nickt — sic stand rr-ungSlo» über ihn gebeugt, und in ihrer berauschenden Nähe vergaß er all' seine Theorien und Vorsätze — er preßte seine heißen, zuckenden Lippen aus ihre schlanke» Finger! Gabriele ließ eS geschehen, unb dann zog sic sanft ihre Hände zurück und murmelte, in dem Bestreben, ihr Erscheinen im Park zu dieser Stunde zu erkläre», halblaut: „E< war drinnen so heiß und laut, und so kam ich heraus, um Kühlung unb Einsamkeit zu sticken." „Und zu Ihrer Enttäuschung fanden Sie mich", sagte Hugo leise. „Nein — o nein", klang r« herzlich von ihren Lippen, „ich war noch gar nicht müde, nur abgespannt vv» dem vielen Reden und rem Gewirr der Menschen." „Ich hörte den Lärm der Arche Noah, welle sich im Porlal eallud", lachte Hugo; e« ist ja ganz natürlich, daß da« Reisen mit einer Karawane angreisl." „Wiehaben Sir denn dies« schreckliche Hitze ertragen?" fragte Gabriel« drsorgt „O, ganz gut — nur wenn man zu arbeiten bat, quält die H>tz«, vnd da< ist ja leider nicht mein Fall. Wir bade» Sie sich denn in Baden-Baden die Zeit vertrieben, Baronesse'/* Gabriele zögerte mit der Antwort. „Ich werde eS Ihnen merzen erzählen", sagte sie dann, „jetzt muß ick in« Hau». Gute Rocht — ick bin froh, daß ich Sie nock hier saut. Gras Hugo." Damit entfernte sic sich, ebne ibm die Hand zu reicken, und -Hugo blieb allein, aber nickt unglücklick zurück. Heute dachte er nicht an die offrnen Pforten — er tackle an die Deutsches Reich» kl. Berlin, 2t. Juni. Der Bnnde«rath wird sich in seiner heutigen Plenarsitzung mit Vorlagen über die Einrich tung der QuittungSkartrn für die Invalidität-- und Altersversicherung, über den Brrratb militairischrr Geheimnisse, mit den Petitionen, betreffend dir Abänterung der Militairstrasprocrßordnnng, und endlich mit der auf der inlernalionalcn Sanitätsconserc»z zn Dresden Unterzeichneten Convention beschäftigen. — Zur Frage der QuiltuugSkarteil erfährt die „Magtcb.Zeitg.": Es wird dem BundeSralbe eine Enlschlteßung darüber anheimgegcben, ob die Ouitiungskarlen, unbeschadet des Verbrauche- vor handener Borväihr. fortan zwar unter bisherigem Format und bisheriger Farbe, aber »i einer abgeänderlcn Ein richtung »nd aus einem Stofs bcrgcslclll werden sollen, die aus .',0 Proc. Cellulose, 25—30 Proc. Leinen »nd 20 bis 25 Proc. Baumwolle besteht, eine mittlere Reißlänge von 45üo in. eine mittlere Dehnung von 4 Proc hat, bei der Verbrennung einen Aschengehalt von nicht mehr als 4 Proc. zurückläßt und im Quadratmeter ein Gewicht von 277—283, >m Durchschnitt 280 u aukwcist. Dem Anträge ist eine ci» gebende Erläuterung beigefügl, die daran anlnüpsl, daß der Buntcsrath sich im November 188l damit cinverstandcn erklärt bade, daß Quittungskarten sür die Invaliditälü- und Altersversicherung aus dem neuen Slcff bergeslellt werten. Eine ansehnliche Reihe vv» großen Versicherungsanstalten bat 225 000 Stück QnittungSkartcn ans dem neuen Stoff ausgcgebe», und die Urthellc darüber lauten überwiegend dahui, daß diesen Karlen unbedingt der Vorzug vor den älteren gebühre. Dazu komme, daß auch hinsichtlich des Herstellungspreises der neue Stoff Vortheiie vor den älteren Karten gewähre. 1s Berlin, 21. Juni. Wie uns mitgetheilt wird, sind die vom preußischen Handel-minister nochmals angeorknetcil Untersuchungen über die AuSnabmen, welche etwa von der allgemeinen Regelung der Sonntagsruhe denjenigen Ge werben zu gewahren wären, deren vollständige oder thcilweise schlanken Hände, aus die er seine durstigen Lippen gedrückt, und murmelte, als er dat kleine Buch ui seiner Brusttasche sühlte, vor sich hin: „Es ist doch noch unvollkommen — nein, heute sollst Du mich nicht verfolge» — heule will ich noch glücklich sein und alle- Andere vergesse»." Leise Schritte schreckte» ibn aus seinen Wachen Träumen aus — kam Gabriele zurück'/ — zu ihm zurück'/ Doch nein, wie k"nntc er daS von ihr denken — cS war auch nicht ihr Schritt, das Hörle er jetzt deutlich. Jetzt siel der Lichtschein au« dem Salvnsenster auf eine schlanke Gestalt, die ein Tuch über den Kopf geworfen halte — e- war Röschen. „WaS hat sie hier zu jucken?" dachte der Graf mißtrauisch, und dann rief er: .MöScken, Röschen I" Aber Nösurn, die den Ruf gehört haben mußte, achtete desselben nicht; sie flog über den Rasenplatz auf die Hecke zu und war im nächsten Augenblick draußen auf der Straße, die »ach LeSlach führte. „Was hat das zu bedeuten?" murmelte Hugo, „o, daß ich Dietz sortsandlrl Wie sagte er doch! „In Ibrem Hause ist sie gut ausgedobrn" — wenn er wiederkäme, und es wäre nicht Alle» in Ordnung!" Auf der Straße, die von Wynburg hierherfübrte, klangen jetzt plötzlich feste Schritte — offenbar der Schritt eines Soldaten — Hugo kannte das gleichmäßige Aiisschreiten, wrlche« sich nur >m Glied« lernt. Hugo war fest überzeugt, daß Röschen und der zuletzt Gekommene zu einander gehörten. Röschen war leichtsinnig, und Soldaten waren auch oft kr«»« Engel. Wäre Dietz nicht gewesen, dann bätlc Hugo sich nicht viel Gedanken um die kecke Dirne gemacht, aber wenn nun Dietz heimkehrte und — „Ich muß ergründen, mit wem sie draußen hrrumstreickt", murmelte er entichlosien, „und schlimmsten Falles ree« ich ihr m« Gewissen. Wenn ich Lip« erst rufe. giebL« llnrube, und ohne N'oib möchte ich sie nicht dloßstrllen, Dietz würde sich zu sehr grämen." Und in der Angst um Dich vollbrachte Hnzc, wa» er noch nie allein fertig gebracht; er erbeb sich, aus seine Krücken gestützt, und nach eine», tiefen Albemzuge bumpelte er über den Rasenplatz bi» zum Ibor. El war keine sehr weit»
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