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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930703014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893070301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893070301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-03
- Monat1893-07
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Unter Bezugnahme auf frühere Bekanntmachungen und unter Hinweis aus die großen Vortheile und Annehmlichkrtlen, die namentlich in der heißen Jahreszeit die Gasfeuerung gewährt, machen wir wiederholt daraus aufmerksam, daß wir Garkochherde neuester und bester Lonstruction beschafft haben und solche in unserer in den Erd- gkschoßräumen des Grundstücks Iturprtnzftraszr Nr. 14 (Ecke der Kurprinz- und Brüderstratze »ebrn der Markthalle) de- kindlichen Ausltellung käuflich und miethweise überlassen. D«r Kaufpreis eines GaskochherdeS bettägt je noch Größe und Art, ausschließlich der Kosten für Verbindung mit der GaSanlage und für »inen etwa erforderlichen Gasmesser, 70 bis 350 „4: für Miethe werden monatlich 7S -4 bi» 4 berechnet. Bei späterem käuflichen Erwerbe eines ursprünglich nur gemielheten Herde» wird di« Halst« der gezahlten Miethe auf den Kaufpreis angerechnet. Wegen weiterer Auskünfte wolle man sich tn unsere oben- bezeichnet«» Ausstellungsräume wenden. Auch können dort an den Wochentagen während der Geschäfts- stunden unentgeltlich Besichtigungen vorgenommen werden; ferner finden dort an allen Mittwochnachmittagen »ffentliche Vorführungen der verschiedenen Gasfeuer-Apparat« tm Betrieb» statt. Leipzig, 26. Juni 1893. Des Math» der Stadl Leipzig Deputat»«« zu de» Gasanstalte». Offene Schuhmannskelle. Bel der hiesigen Gemeinde ist am 1. August 18V3 »In» mit Pensionsberechtigung verbundene Schutzmannsstell» neu zu besetzen. Gehalt 800 >l Bekleidung-gelb 80 jährlich. Geeignet« Bewerber, welche gediente Mtlitair» sein und als solch« mindesten- Unterosficiersrang erlangt Hab«» müssen, wollen Gesuche mit Zeugnissen in Abschrift lauaften» am 8. Juli d. Z. hier einreichen. Leutzsch, am SO. Juni 1893. Der Gemeindevorstand. Th. Uhlig. Politische Tagesschan. ' Leipzig, L. Juli. Da» Ansehen de» aufgelösten Reichstage» ist, von den widerwärtigen Ahlwardtscanvalen abgesehen, durch nichts schwerer geschädigt worden, als durch die dauernde Beschluß- unfähigkeit, die immer wieder und wieder, allentzBitten des Präsidenten, allen Ermahnungen der Presse zum Trotz, sestgestellt werden mußte. Diese beschämenden Erfahrungen der letzten Session rufen die Befürchtung wach, daß der Jahreszeit wegen auch die Mitglieder des neuen Reichstages nicht in erwünschter und gebotener Vollzähligkeit an den Sitzungen theiluebmen werden. Dir „Nationallibcrale Correspondrnz" richtet daher an die nationalliberalcn Abge ordneten die dringende Mahnung, Mann für Mann am Platze zu seiu. DaS genannteOrgan schreibt:„E« istdieunge legenste Zeit de- Jahre«, in welche diese Tagung fällt; Dis positionen über den Sommer, die vielleicht schon lange getroffen waren, werden aus daS Unliebsamste durchkreuzt. Da liegt die Gefahr nahe, daß der Eine oder Andere sich vor sich selbst mit der Erwägung entschuldigt, daß eS auf seine Person nicht gerade ankommen werde, zumal ja das Zustandekommen der Militairvorlage gesichert sei Da» Letztere ist indcß, buch stäblich genommen, noch keineswegs der Fall. Nur wenn die Freunde der Borlagr ohne Ausnahme beisammen sind, kann man mit guter Zuversicht der Entscheidung entgegen- seben. Es handelt sich aber auch nicht allein um die Militairvorlage. Daß dir Frage der Kostendeckung — so allgemein man über die Unmöglichkeit, dieselbe in dieser sommcrsesston zu lösen, einverstanden sein mag — in den bevorstehenden Debatten nicht unerwähnt bleiben wird, ist vorauSzuschen; zumal der Nachtragsetat. durch welchen die Deckung für da» erste halbe Jahr, vom 1. October 1893 bi- 3l. März 1894, im Wege der Matricularbeiträge vorgesehen werden soll, wird zum Mindesten von der Oppo sition zu einer eingehenden Beleuchtung des ganzen Finanz- Problem- benutzt werden. Nach officiösen Andeutungen scheint e- jedoch, als ob auch die Reichsregierung eine derartige Erörterung wünschte, um dadurch einen einiger maßen sicheren Anhalt für die Aussichten ihrer demnächst ein- zubringcnben concreten Vorschläge zu gewinnen. Ob die Di-cuslion ein solche« praktische» Ergebnih im gegenwärtigen Augenblicke bereit» haben könnte, wird ganz von dem Vor gehen der Regierung abhängcn. Giebt dieselbe, etwa in der Thronrede, die allgemeine Richtung bekannt, welche sie ibren Finanzvorschlägen zu gebeu gedenkt, so ist der Reichstag sehr wohl >a der Lage, dazu Stellung zu nehmen. Kommt eS aber zu einer ernsten Erörterung der Deckungsfrage, so werden namentlich die Kractiooen höchst bedeutungsvolle Verhand lungen über dieselbe zu führen haben, und e« ist auch des wegen die vollzählige Auweseuheit aller Mitglieder dringend erforderlich." Im ttaitent'chen Senat erklärte am 30. Juni am Schluß der Militairdebatte der Conservative Cavallotto, wie bereit» telegraphisch kurz gemeldet, daß Italien schon um keiner selbst willen treu am Dreibund sestbaltcn müsse, sonst wäre Italien »in Kriegsfälle verloren und würde voa der franzö sischen Uebermacht überwältigt werden. Darauf erhob sich der Minister de« Aeußern, Brin, um di» formelle Erklärung abzugebeu, die zum Dreibund gehörigen andern beiden Mächte Montag den 3. Juli 1893. hätten nock niemals Vorstellungen darüber gemacht, daß etwa Italien seinen Verpflichtungen nicht Nachkomme und zu wenig für seine Armee aufwende. Italien werte stets die Bundes treue halten, wie eS auch im Jabre 1866 Preußen gegenüber durchaus loyal gehandelt habe. Ter frühere Krirgsminister, General Mezzacapo, verlangte sodann eine Erhöhung des HeereSbudgel«; denn binnen verhältnismäßig kurzer Zeit müsse eine Million neuer Gewehre fertig sein; die «oldsten hätten kein Vertrauen mehr zu den alle»» Gewehren. Ebenso stebe wahrscheinlich dir Notbwendigkcit bevor, dir bi-brrigcn Geschütze durch Schnellfeuergeschlitzc zu ersetzen. Wenn ein Krieg auSbreche, müsse Italien siegreich aus dem selben hervorgehen. Nachdem noch der Stiiator Eiala betont halte, daß Niemand da» Recht habe, an der Loyalität und BundeStreue Italien« zu zweifeln, erklärte der Krieg«minister Prlloux formell für da» ganze Land, was mit drn gegenwärtig vorbandenen Mittel» geschehen könne, geschehe im vollsten Maße. Die militairiscke Lage des Lande- sei vorzüglich und verdiene durchaus Vertrauen. Nack diesen Auslassungen nahm der Senat daS KriegSbudgrt an. Der Senat erklärte sich durch diese ministerielle» Ausführungen befriedigt. DaS Gleiche gilt von der Depiltirtenkammer, welche in einer anderen für Italien ebensall« hochwichtigen Frage, in der aus die Neugestaltung der Emissionsbanken, am l. Juli dem Cabinel mit großer Stimmenmehrbeit rin Vertrauensvotum ertbeille. Nach achttägiger Debatte warb von der Kammer die Berathung der zu dem Gesetzentwurf, betreffend die Reorgani sation der Emissionsbanken, eingebrachten Tages ordnung geschloffen, um zur Berathung der einzelnen Artikel Lberzugehen. Damiani beantragte einfache Tages ordnung. Der Ministerpräsident Giolitti wie« ven Antrag urück und stellte die Vertrauensfrage. In »amenr- icher Abstimmung wurde bierauf die Tagesordnung Damiani'- mit 235 gegkn 129 Stimmen bei 8 Stimm- entbaltungen abgelehnt und beschlossen, zur Berathung der einzelnen Artikel überzugehen. Di« Sitzung ward sodann ausgehoben. Telegraphischen Nachrichten au- Lemberg zufolge sind in Rnsstsch-Potr« in den letzten Tagen wieder eine Anzahl polnischer römisch-katbolischer Geistlicher verhaftet worden und zwar unter der schwerwiegenden Anklage, Hochverrath begangen oder doch die einleitenden Schritte dazu unter nommen zu haben. Die Geistlichen werden beschuldigt, einen politischen, gegen die jetzige Negieruiig-form im Weichscl- gebiete gerichteten Geheimbunv gebildet zu haben. Die Untersuchung wird auch gegen den Rector der geistlichen Akademie in Petersburg, Weiybischos Simon, unv gegen die Professoren dieser Akademie, Cieplak und Pranajti-, geführt. Weihbischof Simon wurde in seiner Wohnung einem dreistündige» Verhöre unterzogen. Man hielt ihm vor, daß er sich geäußert, es gäbe am pol nischen Horizonte keinen einzige» bellen Punct Bischof Simon erklärte jedoch, daß ein polnisch abzesaßrer Brief ins Russische falsch übersetzt worden sei. Von einer Verhaftung Simon'- und der erwähnten beiden Professoren scheint man vorläufig noch Abstand genommen zu haben. Die katholischen Geistlichen Polen- indeß werden wohl da- Schicksal so mancher ihrer unglücklichen evangelischen College» in den Ostsee- provinzen theilen, welche um eine- viel geringeren FeblS willen mit Amtsentsetzling und Gefängniß bestraft worden sind. Und in Rußland macht man trotz aller LiebeSwerdungen um die Freundschaft de- Vatikan« mit römisch-katholischen Geistlichen, wenn man auch nur den geringsten Verdacht bat, als wollten sie etwas gegen Rußland unternehmen, ebenso wenig Federlesens als mit evangelischen. Al- Zar Alexander II. im Jahre 1878 die Vulgaren au- jahrhundertelanger Knechtschaft befreite, da hätte er eö sich wohl nicht träumen lassen, daß die- Volk so bald sich der Segnungen der Freiheit würdig zeigen würde und den Versuch machen könnte, seine Freiheit nicht nur gegen die Türken, sondern auch gegen die Russen selber, die „Befreier", zu behaupten. Und doch ist daS Unerwartete längst eiugetreten, und der gegenwärtige Zar Alexander IH. wurde fick ver- muthlich damit als mit einerThatsachcbereit- abgefunden baden, wenn er nicht immer wieder bisher durch die Panslawisten hinsichtlich der Gesinnung de- Bulgarenvolkes gegen Rußland gekäuschl und — sagen wir eS rund heraus — betrogen worden wäre. Man hat eS in Rußland dem gegenwärtigen Zaren so oft und gründlich vorgelogen.wie die Bulgaren eigentlich nicht« mehr ersebnten, a>S die glücklich abgescküttelte, immerhin noch erträg liche Türkenherrschast mit der russischen—Knute zu vertauschen, daß der Zaar schließlich selbst daran glauben mochte. Die Bulgaren baden aber durch die Thai schon oft genug be wiesen, daß sie sich nach dieser Knute nicht im Mindesten schnei, und daß sie keinen anderen Wunsch haben, als den, die einmal errungene Freibeit auch fernerbin ungestört zu genießen, und nachdem, Dank dem russischen Rubel, ihr erster Fürst Alexander ihnen entrissen worden, möglichst lange unter dem Scepter des zweiten Fürsten, de- CoburgerS Ferdinand, sich ihrer ziemlich weitgebrntcn Selbstständigkeit in Ruhe und Frieden zu erfreuen. DaS hat sich erst neuerdings gezeigt, als selbst verschiedene bisherige Anhänger Rußland« trotz aller Abneigung gegen Stambulow sich mit den be stehenden Verhältnissen wenigstens insoweit auSsöhnten, als auch sie sich in die Große sobranje wählen ließen »nd sich willens zeigten, am Ausbau der bulgarischen Verfassung in einem Sinne mitzuwirken, wie er Rußland jedenfalls nicht genehm ist. Nun haben all diese bisherigen Oppositionellen sich zu einer neuen Oppositionspartei vereinigt, welche zwar nicht mit allen Maßnahmen Stambulow'S einverstanden ist, aber trotz Rußland für die Selbstständigkeit Bulgarien- unter dem den Russen so verhaßten, weil bei den Bulgare» so beliebten .Coburger" energisch eintritt, wa- dem Zaren jedenfalls zu denken geben sollte. Die Hauptpersonen dieser neuen Partei sind die frühere» Minister Ratoslawow, Tontschew, StranSki und wahrscheinlich auch Natschewitsch. Ihr Programm ist in Kürze folgende-: Ausbau der nationalen Entwickelung Bulgarien- unter dem Fürsten Ferdinand, Beseitigung aller der Maßregeln, die sich nicht mit der Verfassung deS Lande- decken, in erster Linie Aushebung der staatlichen Ernsur, der Verletzung de- Briefgeheimnisse-, der zwangsweise an- geordneten Jntcrnirung und Ausweisung, der Beeinflussung der Wahlen durch die Regierung und ihre Beamte». DaS Wich tigste ist jedenfalls rer llmstanv, daß eine Opposition gegen den Fürsten tbatsächlich nicht besteht und baß auch die Neste der „Russrnfreunde" abgevaukl haben. Das Programm der vereinigten Opposition hat auch de» Vorzug, daß es genau mit dem Programm der Regierung überei»it>»»mt. Der Wunsch, genau nach der Bersassliiig zu regieren, ist auch bei Sram- bulow sebr rege; die Umstände brachte» ^S indessen mit sich, daß kleine Abweichungen sich im Interesse de« Ganzen als notliwenrig erwiesen. Ob daS dem Lande gegenüber ein Fehler war. ist schwer zu entscheiden; die Herren von der Opposition bätlcii eS in Stambulow'ö Lage wahrscheinlich ebenso gemacht. Ein bedeutender Erfolg gegen Slambulow ist von der neuen Richtung nickt zu erwarten. Für die russische Politik aber bedeutet diese bulgarische Opposition einen entschieden«» Mißerfolg. Zwischen den Franzosen und Engländern auf der Insel Zanzibar ist eine eigenartige Streitfrage aufgeworfen worden, welche möglicher Weise noch zu manchen diploma tischen Weiterungen führt. Tie Franzosen heschwerc» sich iiäuilich bitter darüber, daß die englische» Behörde» in Zanzibar argen die französischen Schutzgeilvffeii auf der Insel i» einer Weise korgiiigen, welche den ihnen zuslchende» Rechten in Bezug auf die Durchsuchung von Schissen mit französischer Flagge widerspräche». Die Franzosen hrhanptcn, als eine unter französischer Flagge segelnde Sclavcndhan aufgezriffen und i» Gegenwart des Kanzler« des französischen EoiisulalS entladen worden sei, hätten englische Matrosen, mit dem Revolver in der Hand, daheigestanden. Am nächsten Tage hätten die englischen Behörden, die eine», neuen SclaventranSport auf der Spur zu sein glaubten, in den Wohnungen mehrerer französischer Schutz genoffen Haussuchungen, indessen ohne ein Ergcbniß, ab- gehallen. Allerdings habe mau sich de», französifchcn Eonsul gegenüber entschuldigt, aber dieser habe bei der Negierung zu Zanzibar einen formellen Protest tingereicht. Welche Wirkung derselbe haben wird, wirb abznwarten sein. Die ganze Streitigkeit geht hervor aus de», Verhalten Frank reichs zur Sclavenfragc überhaupt. Frankreich bat sich von alle» anderen Mächten ansgeschlosse» und gewährt allein den Kriegsschiffen anderer Machte nickt das Recht, die »nter französischer Flagge in jenen Gewässern segelnden Schiffe zu untersuchen. Die Festbaltung an dieser alten Sonderstellung hätte bekannlick beinahe die Brüsseler Eonfcrenz in Frage gestellt. Die Folge ist natürlich, daß die Sclavenbändler darauf auSgeben, das Neckt zur Führung der französischen Flagge zu erlange», und der Sclavenhandcl zur See geht daher in seinem wesentliche» Umfange über das fran zösische Madagaskar. Di« Ausfuhr von Sklaven auö dem afrikanischen Conlinent hat in dieser französischen Marotte den stärksten Halt, und e» ist erklärlich, wenn auf den eng lischen Kriegsschiffen in jenen Gewässern keine gute Stimmung gegen die Franzosen herrscht. In den Küstengewässern, wo die Bestimmungen der Acte nicht gellen, nimmt man keine Rücksichten und stellt auch auf sranzösischcn Schiffen, die verdächtig sind. Untersuchungen an. Wenn nun bei solchen Gelegenheiten auch die französischen Eonsuln sich entgegen kommend erweisen und allen Anforderungen der Brüsseler Acte Nachkommen, so will da- wenig bedeuten gegenüber der tbalsäcklichen Unterstützung, welche der Sclavenhandcl mittelst der französischen Flagge erfährt, und e- wäre wirklich zu wünschen, daß diesem Treiben baldigst ein Ende gemacht würde. Deutsche- Reich. PP Verltn, 2. Juli. Die Möglichkeit einer Cholera- Invasion bestellt für Deutschland in höherem Maße von Osten als von Weste» her. An sich mag ja nickt bestritten werden, daß die Einschleppung lebenS- und eniwickelungS- fähiger Krankbeit-keime von der Richtung unabhängig er folgen kann, indessen scheint die Geschickte der bisherigen Eboleraeinbrücke in deutsche- Gebiet darzuthun, daß die Haupt sächlichste Gesahr für uns jenseits der Ostgrenzc liegt. Es darf deshalb als ein tröstliches Zeichen gelten, daß daS europäische Rußland in diesem Jahre bisher von der Cholera leiblich verschont geblieben ist. Wenigstens gestatten alle a»s Rußland eingegangenen Berichte die Annahme, daß der dortige VolkSgcs»iidbeitSz»stand gegen daS vorige Jahr er heblich günstiger ist und daß, wenn auch der Cholera daselbst die lleberwinterung gelungen, ihre gelegentlichen ErscheimingSsormen sowohl an Intensität al« an Extensität mit dem Vorjahre durchaus nickt verglichen werden können. Immerhin berechtigt diese Wabrnekmung keineswegs zu einer sorgloseren Auffassung der Gegen wart und noch weniger der Zukunft. Denn gerade die unmittelbar an Deutschland grenzenden russischen LandeStbeile gestatten der Kiankheit im Falle eine- plötzlichen allgemeineren AuflcbenS rascheste Verbreitung und Fortpflanzung läng« der zahlreichen VerkebrSstraßen zu Wasser und zu Lande ohne Unterbrechung di« lies in deutsches Gebiet hinein. Dann muß vor Allem auch noch betont werden, daß die ersabrungS- mäßiz „beste Saison" für die Cbolera »nS erst noch bevor- stebt. Ende Juni oder Anfang Juli vorigen Jahre- batte die Seuche kaum erst den Rand des Kaspischen Meere- über schritten, und doch erlebten wir in der zweite» Hälfte des Sommers die Hamburger SckreckenStage. Die eigentlich kritische Periode sieht uns also noch bevor. ^ Berit», 2 Juli. Durch dir im Laufe der Jahre zahl reich eingelrctenen Besiyveränderungen ist da« biSberige Ver- zeichniß deS al« Eiqentbui» des deutschen Reicks fest- gesteltten Grundbesitzes in seiner Uebersichllichkeit wesentlich verringert worden, so daß sich die Notbwendigkeit einer Neuausstellung ergeben hat. Unter dem 1. October 1892 bat die Ausnahme der im Besitze deS Reichs befind lichen Grundstücke stattgesunden, und eS wird daS neue Ver- zeichniß dem Reichstage alsbald zur Kenntnißnahme vor gelegt werden. Dasselbe besteht aus zwei Abtheilungen, von welchen die ein« die au» dem Eigenthum der einzelnen Bundesstaaten in da« Eigentbum de« Reichs übergeqangenen Grundstücke aufsührt, während die zweite Abtheilung die durch sprcielle RechtStitel erworbenen, sowie diejenige» Grund 87. Jahrgang stücke nachweist, welche da- Reich von dem vormaligen nord deutschen Bunde überkommen bat. * Berlin, 2. Juli. Der frühere RcichStagSabgeordncl: Stöcker sprach kürzlich in Martcn'S Salon über die Wal l in Siegen vor der christlich-socialen Partei. Dir konnte!, so begann er nach einem Bericht der „Nat.-Ztg ", so» : immer nach der Wahl verkünden: .Großer Sieg in Siegen". Diesmal habe» wir eine Niederlage erlitten. Ich war auch in Neustettin und in Alsfeld noch ausgestellt, in diesen beide» Orten betrachtete ich aber meine Candidatur nur als Zähl candidatur. Kurz vor Auflösung deS Reichstages fragten mich unsere christlich-socialen Freunde in Neusteltin an: ob ich dort candidiren wolle. Ich konnte den Leuten eS nicht ver denken, daß sic Herrn Ahlwardt nicht wählen wollten (Obo!), deshalb erklärte ich mich ziir Alinahme der Candidatur bereit, ohne mich viel »in dieselbe zu kümmern. Als der conservative Gegenkandidat mich fragte, ob es wahr sei, daß ich gegen ihn candidircii wolle, lclegraphirte ich demselben zurück: „Nicht ernsthaft, lediglich Zählcandidat". Eigenthümlich ist es, daß die „Staatsbürger-Zeitung" ihren Lesern erzählte: ich Halle telcgraphirt: „Candidatur durchaus criisthasl". Ich habe jedenfalls ei» solche« Telegramm nicht abgesandt. „Hätte sich Böckcl nicht gegen ibi, aufstellen lasten, dann wäre er (Stöcker! gleich im ersten Wahlgangc durchgckviiimen. Er habe von Böckel zwei Flugblätter gelesen, in denen vom Judentbu», kein Wort vorgekomnien, dagegen die ärgsten Aufhetzereien gegen die Co » sc r v a l i v e n, den Bund der Landwirlhe und gegen die Negierung enthalten gewesen seien. Ter Regierung sei von Herrn Böckel geradezu Borsp-egelung falscher Tbatsachcii vorgcworfen. Ein solcher Aiitisemilismlls sei in der Thal nicht ein Sckuß Pulver werth." (Stürmischer Beifall.) lieber den ncugcwäblte» Reichstag laste sich noch nickt' viel sagen, aber so viel stöbe fest: die Militairvorlage werde entweder mit einer geringe» Majorität oder durch Verminderung der Quantität der Abgeordneten angenommen werden. „Gewisse Parteien, die bei den diesmaligen Wahlen allzu schlechte Ge schäfte gemacht babe», werden eine nochmalige Auslosung zu verhüten wissen." Nacktem Stöcker sich dann noch über die Niederlagen de« Freisinn« auSgesprochcn, bemerkt er, „die Conservaiiven haben nicht die Ausgabe, den Freisinn vor den täonsequenzen seiner Handlungsweise zu schützen. Es bade ihn (Redner) „mit einer gewissen Genugthunng ersüllt, daß der zweite Berliner Wahlkreis, da« sogenannte Berliner Geheim- ratbS-Bicrtel, von einem Socialbemokralen im Reichstage vertreten werde." — Der Kaiser und die Kaiserin machten Sonnabend früb einen Spazierritt in die Umgegend de« Neuen Palais. Zurückgekchrt, nahm der Kaiser die Vorträge des Cbcs« deS Mllitair-Eabinct«, General v Hahnke, und des Allheilniigö Chefs. Oberst von Lippe, entgegen »nd halte eine Conferenz mit dein Reichskanzler Grafen v. Caprivi. Darauf empfing der Kaiser den StaatSsecretair de« Innern, den Culliismiiiister Bosse und den Professor Meurer zum Vor träge. Zur Mittagstafel war der General-Inteiivant der königlichen Schauspiele, Graf Hochberg, befohlen wordeu. — Wir brachten unter Vorbehalt die Nachricht, Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein beabsichtige die Herrschaft Priinkciiau zu verkaufen. Von compelentcr Seite wird jetzt der „Post" milgetheilt, daß der Herzog gar nicht daran denkt, seine Güter zu veräußern. — DaS Staatsministeriuni soll sich in seiner letzten Sitzung mit der Feststellung des Schlusses der Landtagö- session und mit der Thronrede beschäftigt haben. — Da- Abgeordnetenhaus wird, wie man an nimmt, da« Communalabgabengesey unverändert in der Fassung de- Herrenhauses annehnien, so daß damit die Steuerreformgesetzgebung zu einem glücklichen Ende ge führt wäre. — Die Verhandlungen der beiden Grenzcommissare Or. PeterS und Eonsul Smith haben nun im hiesigen Auswärtigen Amte begonnen. Die beiden Bevollmächtigten beralben, der „N. Pr. Ztg." zufolge, aus Grund neuer Anweistliigen von Seilen iyrer Regierungen noch allein, ohne die sonst gewöhnliche Hinzuziehung von diplomatischen Vertretern. — Durch die königliche Staatsanwaltschaft ist der von dem Kaufmann KarlPaasch gestellte Strafantrag gegen den früheren kaiserlichen Gesandten in China, von Brandt, unter der Begründung auf tz. 4 de« Reicksstrasgesetzhuchs abgelehnt worden. Nach tz. 4 de« Str.-G -B. findet wegen im Auslande begangener Verbrechen und Vergebe» in der Regel keine Verfolgung statt. Der jetzt in der Cbarilö unter- gebrachte Paasch hat durch seinen Anwalt Beschwerde gegen diese Ablehnung erhoben. — Nach einer Berechnung der „Nordd. Allg. Ztg." sind 206 Abgeordnete für, l9l gegen die Militairvorlage ge wählt worden. DaS würde gegen die Abstimmung vom »>. Mai eine Verschiebung von 36 Stimmen zu Gunsten der Regierung bedeuten. — Der deutsche Botschafter von Saurma-Jeltsch ist au- Madrid hier einyktroffen. — Ter französische General-Loasul tu Leipzig, Lhampy, tras hier rin. — Der Oberlehrer an der zweiten städtischen Realschule, Professor vr. Hausknecht, wird sich Ende Juli nach Chicago begeben, um dort als Eoniniissar de« Minister» sur Unlerrichtsangelegenheitea die Weltausstellung auf pädagogischem Gebiete zu studiren. * tliel. 1. Juli. Wie Drrlautet, hat der Kaiser den Großherzvg von Mecklenburg-Schwerin zum Admiral ä I» «uitv der kaiserl. Marine ernannt. * Pose«, I.Juli. Die beständige Zunahme polnischer Abgeordneten im Reichstage findet nicht überall die ver diente Ausmerksamkeit. 1867 proteslirlen die polnischen Ab geordneten gegen den „Gewaltact Deutschlands", die polnischen Provinzen in den norddeutschen Bund einzusüqen. Dieser «Stellung entsprechend haben sie stet« ein der Entwickelung Deutschland« feindliche« Element gebildet. Selbstverständ lich waren sie im Culturkampf Genossen de« Centrum-. Nur in den allerletzten Jabren haben sie angefangen, sich Regierungsforderungen günstiger zu zeigen. Cie sind mehr fach für Marineforderungen eingetreten und namentlich jetzt
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